Morgenausgabe
Nr. 211
A 107
45.Jahrgang
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Der Borwärts" erscheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel„ Der Abend", Illustrierte Beilagen Boll und Zeit" und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Bissen", Frauen Stimme", Technit", Blid in bie Bücherwelt" und Jugend- Borwärts".
Vorwärts
Berliner Boltsblatt
Sonnabend
5. Maí 1928
Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.
Die ein paltige Nonpareillezetle 80 Biennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart. Kleine Anzeigen" das fettge. brudte Bori 25 Pfennig( zuläffig amel fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 12 Pfennig. Stellengesuche das erfte Bort 15 Biennig, jebes weitere Bort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmartt Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen annahme im Hauptgeschäft Linden ftraße 3, wochentägl. von 8 bis 17 Uhr.
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Bon den drei Schlichtertammern, die gestern im Reichsarbeitsministerium zur Beilegung des Lohnkampfes in der fächsischen Metallindustrie gebildet wurden, waren die Kammern für das Tarifgebiet Sachsen und für das Tarifgebiet des Arbeitgeberschußverbandes in der 22. Stunde zu Schiedssprüchen getommen
Der Schiedsspruch für das Tarifgebiet Sadsen lautet: 1. Die Ausgangsziffer der Lohntabelle wird für Akkord- und Lohnarbeiter auf 81 f. festgesetzt. Für den Bezirk Bauten ermäßigt sich dieser Satz um 2 Pf. gleich 79 Pf. Für die Hüttenarbeiter fann der im Schiedsspruch vom 29. Dezember 1927 festgesetzte Lohnausgleich für diese Lohnerhöhung zur Hälfte in Anrechnung fommen.
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2. Die Arbeit ist baldmöglichst wieder aufzunehmen. Bei der Wiederaufnahme der Arbeit sind die Arbeiter, sobald die Be triebsmöglich felten es gestatten, wieder einzustellen. Maßregelungen aus Anlaß des Streifs oder der Aussperrung finden nicht statt. Die Wiedereinstellung bewirkt, daß die Arbeit als nicht unterbrochen im Sinne des Tarifvertrages gilt.
3. Die vorstehende Lohnregelung gilt mit wirtung ab 1. April 1928 und fann mit einer einmonatigen Frist erstmalig zum 31. März 1929 gefündigt werden.
Für das Tarifgebiet Leipzig steht der Schiedsfpruch noch aus. Die Erklärungsfrist läuft bei beiden Schiedssprüchen bis Dienslag mittag.
Die Meinung der Arbeitervertreter über die Schiedssprüche ist, daß diese den berechtigten Ansprüchen der Metallarbeiter feineswegs genügen. Für das Tarifgebiet Sachsen ift gegenüber dem früheren Schiede spruch des sächsischen Schlichters wohl die Afford basis um einen Pfennig erhöht, dafür aber der Tariflohn der Lohnarbeiter um einen Pfennig gefürzt worden. Es wäre sehr wohl möglich gewesen, Es wäre sehr wohl möglich gewesen, in dem Schiedsspruch den gleichen Grundlohn für Lohn. wie für Attordarbeiter festzusetzen und es bei dem Gaze von 82 Pfennigen für die Lohnarbeiter zu belassen.
Im öffentlichen Interesse, von dem so oft die Rede ist, zur Wiederherstellung des Friedens in der sächsischen Metallindustrie, war eine Lohnregelung notwendig, die die Arbeiterschaft einiger maßen zufrieden stellte. Daß die beiden Schiedssprüche sie nicht brachten, muß deshalb bedauert werden.
Die Metallarbeiter Sachfens werden in den näch
Der Schiedsspruch für die Betriebe des Arbeitgeberschutzver- sten Tagen zu den Schiedssprüchen Stellung nehmen. bandes feht die gleiche Lohnregelung mit 81 Pf. Mindestlohn vor. Die Bestimmungen über die Wiederaufnahme der Arbeit lauten ähnlich wie in dem ersten Schiedsspruch.
Die Berhandlungen für das Ceipziger Tarifgebiet wurden in später Abendstunde auf heute früh 10 Uhr vertagt.
Opfer der Deutschnationalen.
Wen wählen die Inflationsgeschädigten?
Genoffe Wilhelm Reil schreibt über die neugegründete Boltsrechts partei:
Eine der fleinen Parteien, die bei dieser Wahl zum erstenmal auftritt, ist die Boltsrechtpartei. Sie gilt als die Vertretung eines Teiles der enttäuschten Sparer und Gläubiger. Ihr Hauptziel ist, den Betrug rückgängig zu machen, den die Deutsch natio. nalen im Jahre 1925 an den Opfern der Inflation verübt haben.
Man kann es verstehen, daß in den Kreisen der verarmten Wähler, die erst pon den Deutschnationalen mit hemmungslosen Bersprechungen eingefangen und dann von ihnen verraten wurden, eine grenzenlose Empörung herrscht. Hat es aber einen Sinn, zur Lösung einer Einzelfrage eine neue Partei zu gründen? Im günstigsten Falle tönnte die Bolkorechtpartei ein halbes bis ein Dutzend Mandate erringen. Eine solche Gruppe könnte nur das Elend der Parteizersplitterer verschlimmern, aber feinen Einfluß gewinnen in einem Reichstag von 500 Mitgliedern. Es fann aber auch so tommen, daß alle der Volfsrechtpartei zugefallenen Stimmen wertlos sind, wenn die Partei in feinem Wahlkreis 60 000 Stimmen bekäme. Dann bliebe sie ohne Mandat, und ihre fämtlichen Wähler hätten ihr Wahlrecht verscherzt.
Die Sozialdemokratie, die es bei der letzten Wahl ab
eines Rechtsanspruchs, der aber nicht nur einer fleinen Oberschicht, sondern möglichst weiten Kreisen derer, die ihre Spararoschen verloren haben, zugute kommt.
Für diese Ziele wird die Sozialdemokratie eintreten. Sie wird es mit um fo größerem Erfolg tun tönnen, je stärter sie ft. Beben die enttäuschten Sparer und Gläubiger ihre Stimme der Sozialdemokratie, die schon bisher ehrlich für sie eingetreten ist, fo erreichen sie mehr, als wenn sie einige einflußlose Abgeordnete einer neuen Partei wählen oder gar ihre Stimmen vergeuden für eine Partei, die feine Abgeordneten bekommt.
Durch Unterstützung der Sozialdemokratie verfchaffen sich die notleidenden Kleinrentner zugleich einen Schuß gegen die Ber. teuerung der Lebensmittel, die Bermehrung der Verbrauchssteuern, die Steigerung der Mieten und sonstige Belastungen, von denen sie noch härter betroffen werden als die Arbeiterschaft. Die Sozialdemokratie als die Partei aller wirtschaftlich Schwachen ist auch die Partei der vom Bejigbürgerblod schnöde betro genen Sparer und Gläubiger.
für die Sparer und Gläubiger zu retten versucht, was nur irgend möglich war. Nicht einzelne ihrer Abgeordneten sind für eine ge= rechte Aufwertung eingetreten, wie da und dort gesagt wird, sondern Die Fraktion stand stets einmütig hinter den Anträgen ihrer Vertreter. Diese Anträge, die sowohl dem Auswertungsgesetz wie dem Anleiheablösungsgesetz ein ganz anderes, den Gläubigern freundliches Gesicht zu geben bestimmt weren, ließen sich 1925, als seit der Stabilisierung erst 1½ Jahre verstrichen waren, noch gut durch führen. Nachdem uns nun 4½ Jahre vom Abschluß der Inflations. periode trennen und die Durchführung der Gesetze des Bürgerblocks der Aufwertungsfrage, auf die manche noch hoffen, nicht mehr möglich. Schon im vorigen Jahr, als die Sozialdemokratie einige
Die aus Mitgliedern des Parteivorstandes und des Parteiausschusses zusammengesetzte Kommission hat für die Wahlen zum Reichstag den folgenden Reichswahlver schlag aufgestellt:
1. Hermann Müller- Franken, 2. Otto Wels , 3. Arthur Crispien , 4. Rudolf Hilferding , 5. Marie Juchacz , 6. Dr. Paul Herb, 7. Otto Landsberg , 8. Wilhelm Dittmann , 9. Willy Steinkopf, 10. Johannes. Stelling, 11. Johanna Reize, 12. Friedrich Stampfer , 13. Heinrich Schulz , 14. Dr. Ludwig Marum , 15. Toni Pfülf ,
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Gelbsttritit" oder Volksfritif.
Stalins neueste Losung.
Bon Peter Garwy.
Selbsttritit! Das ist die neueste Losung des bolsches wistischen Zentralfomitees. Selbstkritik!... erschallt aus den Spalten aller bolfchemistischen Zeitungen. Selbstkritik! Das ist das geeignetste Mittel zur Üleberwindung der andauern den Krise.
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Moher dieser Schrei nach Selbstkritik? Woher diese neue Losung, die als Panazee, als Universalheilmittel dienen soll? In seinem letzten Bortrag über die Ergebnisse der vereinigten Plenarsizung des Zentralfomitees und der Kontroll fommission der KPDSU. untersucht der russische ,, Duce" Stalin diefe Frage selbst. Er führt zur Rechtfertigung dieser neuesten Losung zwei Gründe an, die beide an sich schon sehr charakteristisch und aufschlußreich sind. Erstens so führt Stalin aus( Prawda" Nr. 90) ist mit der Erledigung der Parteioppofition die Gefahr entstanden, daß die Siegermehrheit nunmehr auf den Lor beeren ruhen wird. Stalin warnt vor den ladieren" Rommunisten, die alles durch die rosige Brille fehen und sehen wollen. 3mar nennt Stalin die scharfe links. gerichtete Kritif der tropfiftischen Parteiopposition gegenrevolutionär“ und„ sowjetfeindlich". Dennoch gibt er mit seinen Aeußerungen indirekt zu, daß diese Kritik zu Nuken der bolichemistischen Parteidiktatur war, und daß mit dem Ausschluß der Opposition nur bie ,, ladierten" Kommunisten in der gehoriamen Parteimehrheit geblieben find. Wäre die Kritif der Parteiopposition wirftlich feine Selbstfritif der Partei, mie wäre es dann möglich, daß ihr positives" Programm durch die siegreiche Parteimehrheit nicht nur an genommen, sondern sogar übertrieben wurde? Wie ist überhaupt eine ernste Selbstkritik" in der Partei ohne jeglicher Oppofition möglich?
Immerhin stellt Stalin feft, daß mit der Erledigung der Parteiopposition die Kritik in der Partei selbst aufgehört hat, was für die Parteidiktatur mit sich große Gefahren zieht.
Zweitens begründet Stalin die Notwendigkeit der verstärkten..Selbstkritik" damit, daß zwischen den Regierenden und den Regierten, zwischen den Führern und den Volks maffen eine machsende Kluft entstanden ist. Einer feits" so führt Stalin aus hat sich bei uns gefchichtlich eine Führergruppe gebildet und abgesondert, deren Autorität von Tag zu Tag wächst und die für die Massen fast unerreichbar geworden ist. Andererseits steigen die Arbeitermassen und überhaupt die werftätigen Maffen außer ordentlich langsam auf. Sie fangen an, auf die Führer von unter herauf mit den zugedrückten Augen zu sehen, und oft fürchten sie sich. die Führer zu fritisieren."
Diese authentische Feststellung Stalins ist von größter Bedeutung. Stalin berührt hiermit das brennendste Problem des heutigen Rußlands . Er verriet unabsichtlich mit seinen Aeußerungen das offene Geheimnis der angeblichen, Difta tur des Proletariats". Das von ihm geschilderte Verhältnis zwischen dem Herrscher und den Regierten, zwischen dem Führer und den Volksmassen legt ein beredtes Zeugnis davon ab, wieweit der Bonapartisierungsprozek in Rußland be reits fortgeschritten ist. Ist ein solches Berhältnis zwischen den Parteiführern und der Parteimasse in einer wirklichen Arbeiterpartei möglich? Ist ein solches Verhältnis zwischen den Regierenden und den Regierten in einem wirklichen Arbeiterstaat zu dulden?
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Stalin felbft führt einen fleinen Zwischenfall an. der für die in dem bolichemistischen Arbeiterstaat" herrschenden Verhältnissen sehr charakteristisch ist. Einer der Führer", der im Donezgebiet die Untersuchung der„ Schachtinski- Verschwörung" leitete, fragte die Bergarbeiter: Ich fahre nach Mostau zurück. Was soll ich den Zentralinstanzen von Ihnen übergeben?" Sagen Sie" war die Antwort- - daß es gut geht." Hören Sie mal, Genossen" beharrte der Führer" ich bin doch ein Ausländer, ich bin ein Russe. und bin hierher gekommen, um die ganze Wahrheit von euch zu erfahren."-Ganz egal"- war die Antwort der Arbeiter wir sprechen nur die Wahrheit so
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feit 3 Jahren im Gange ift, ist eine völlige Neuaufrollung Ludwig Marum , 15. Toni Pfülf , 16. Franz Scheffel , wohl den Ausländern wie unseren Landsleuten gegenüber..."
grobe Härten der Aufwertungsgesetze zu beseitigen beantragte, er. flärte der deutschnationale Bizetangler ergt, daß an den Grundfäßen des Aufwertungsgesetzes nicht mehr gerüttelt werden bürfe, und sämtliche Parteien des Bürgerblocks schloffen sich ihm an. Im nächsten Reichstag wird auf dem Gebiete der Aufwertung nur
breierlei noch möglich sein:
1. die Beseitigung derjenigen Mängel des Aufwertungsrechts, deren Abstellung ohne Berwirrung der neugefchaffenen Rechtsvernattnisse und ohne Erschütteruna bes Wirtschaftslebens geschehen
TAPO:
2 die scharfe Beaufsichtigung der mit der Durchführung der Aufwertungsgefeße befaßten Behörden, damit wenigftens das gel. tende Recht bis zur Grenze des möglichen zugunsten der Verarmten 3. eine ausreichende Fürsorge für die Meinrentner auf Grund
und Enteigneten angewandt wird;
17. Friz Tarnow, 18. Albert Falkenberg , 19. Friz Müntner, 20. Victor Schiff , 21 Bernhard Schwerdfeger, 22. Johanna Schult.
Die aus Mitgliedern des Parteivorstandes, des Parteiausschusses und der preußischen Landtagsfraktion zusammen gesezte Kommission hat für die preußischen Landtagswahlen folgenden Landeswahlvorschlag aufgestellt:
1. Otto Braun , 2. Carl Severing , 3. Albert Grzesinski , 4. Friedrich Bartels, 5. Otto Hörfing, 6. Gertrud Hanna , 7. Dr. Siegfried Rosenfeld, 8. Dr. Benno Chajes , 9. Dr. Richard Lohmann, 10. Prof. Heinrich Waentig , 11. Elfriede Ryned, 12. Theodor Kozur, 13. Ernst Schrader, 14. David Stetter, 15. Julius Schwarz, 16. Bernhard Krüger , 17. Friebrich Bildung, 18. Walter Reinhold, 19. Felig Boges.
elden!" sagte dazu Stalin . Stlaven! fagen wir. Denn das war auch die Haltung den Vorgesetzten gegenüber in der Barenzeit: Wir sind mit allem ganz zu frieden." Als ob der heutige Diftator Rußlands nicht weiß, daß die Arbeiter auch jetzt Ang ft haben. die Wahrheit ausaufprechen! Daß es eben fo ist, beweist Stalin auf der Stelle selbst. In demselben Bortraa ſtellt er feft. daß die genaue Untersuchung der Verhältnisse in dem Donezgebiet bie chlimmsten misstände aufgebedt hat:„ Es ist festgestellt. daß die Arbeiterschutzgesetze bort verletzt werden. daß der Sechsftundentag unter der Erde nicht immer ausgeführt mird, daß die Arbeitsverhältnisse durch meg schlecht find. Und die Arbeiter ich meigen. und die Gewerkschaften schweigen. Und die Barteiorgant ationen unternehmen nichts, um diese Mißstände zu be
jeitigen...
Und alle diese Mißstände soll jetzt die bollchemistische