Korfch und pfiffig im Wahlkampf.
IV.
Lorsch und pfiffig bauten gerade sich auf Dar einem Laden, in dem Ausverkauf; Als— ein Plakat um den Hals gehängt, Ein Deulschnationaler vorüber drängt.
Borsch sagt:„Schad', hinten, da trägt er nichts! Ich mein nur wegen des Gleichgewichts." pfiffig macht:„pst l" Ein Griff- und es glürft, Daß er des Mannes Röckseite schmückt!
berichierstotker d«r Barts« schw«rindustri«llen Press«.über den Moskauer Befehl. Aber es kam anders, wie das Ergebnis des zweiten Wahlganges zeigt: £anl Sanre(Soiialift) SIW(gewählt) Bataille(Reolt)......... 7815 Bras(Kommunist)...... 215(!!) Bierfünftel der Kommunisten waren also innerhalb von einer Woche entsetzt davongelaufen. Das Gleiche geschah in drei meiteren Wahlkreisen deefelben Departements und ermöglicht« die Wahl von drei weiteren gefährdeten Sozialisten. Iy dem benachbarten Departement Nievr« ist das Davon- laufen der kommunistischen Wähler noch drastischer in die Erschei- nung getreten. Das lehrt nachstehende Tabelle: Aommaniltil»« Stimmen imI.W-k>lgaNg im 2. Wahlgang Nevers ll........... 2105 126 Chateau-Ghinon......... 1641 134 Cosn«.....;...... 3072 279 Clamecy ........... 937 86 In allen diesen vier Wahlkreisen ist der Reaktionär unterlegen, in den drei ersten Fällen wurden Sozialisten ge- wählt und im vierten Fall der bürgerliche Ztadikale mit chilse nicht nur der sozialistischen, sondern auch der kommunistischen Stimmen! Es ist wohl der Gipfel der Unverfrotenheit, wenn die bolsche- wistischen Führer in der„chumanite"(und neuerdings«auch in der ..Roten Fahne". Red. d.„V.") die Sozialisten beschimfen, weil sie an oarschiedenen Stellen, besonders in Paris , die Wahl des Kom. munisten vereitelt haben, weil sie es abgelehnt hatten, eine aus- drücksiche Parole zu deren Gunsten auszugeben. Die Kommunisten versuchen«s eben mit der Frechheit, aber es wird ihnen damit nicht gelingen, den Sturm abzuwenden, der sich aus der Empörung in den eigenen Reihen über ihren choirptekn zusammenballt. Man wird ihnen und ihren Ge- sinnungsgenossen in ganz Europa die Worte um die Ohren schlaaen müssen, die in dem Organ der finstersten klerikal-natio- nalistischen Reaktion, in der Pariser „CCroix" vom 1. Mai zu lesen waren: .Droh der Bemühungen der„nationalen" Parteien kehren die Sozialisten um einige Mandate verstärkt zurück, und wenn die Kommunisten mit ihnen zusammengegangen wären, so wurde ihr. Block etwa dreißig weitere Sitze gewonnen haben. Die Deputiertenkammer hätte dann einen soziallstisch-kommu. niskischen Flügel von 159 Stimmen gezählt. Allein die kommunistische Taktik hat uns vor diesem Unheil bewahrt." Die Feind« der Arbeiterschaft quittieren öffentlich über die Dienste, die ihnen ihre kommunistischen Agenten geleistet haben!
Erstunken und erlogen. Kommunistische Verdächtigungen sozialdemokratischer Reichstagsabg�ordneter. Das kommunistische Sensotionsblatt„Die Welt am Abend" bringt in marktschreierischer Ausmachung eine aus Paris datierte dunkle Geschichte über schwere Betrugsmanöver, die ein französischer sozialistischer Abgeordneter namens Calmov zum Schaden des DeuischZN-Reiche.s. begonzen haben soll. Dieser Abge- ordnete'soll an der sälschlichen.�jurückdaiierung deutscher Borkriegs« remen beteiligt sein, die gemäß eine» deutsch -sranzösischen Ab- kommen? ein» hohe Aufwerfung erfahren, wenn ihre Besitzer sran- zösische Sloatsongehörig« sind.(Also ein Gegenstuck zu den Blumen- siein-Fässchungen, die mit ungarischen Anleihen im Großen getrieben würden.). Das Deutsche Reich soll durch diese Manipulationen um 26 Millionen geschädigt morden sein. Bon einer solchen Assär« hören wir zum erstenmal, obwohl sie nach der Behauptung des kommunistischen Blattes bereits älteren Datums sein soll. Die französische Presse hat sedcnfalls bisher überhaupt nichts darüber berichtet. Außer der Tat- fache, daß es einen sozialistischen Abgeordneten namens Calmon gibt, der soeben wiedergewählt wurde, ist uns dieser völlig unbekannt. Wäre er wirklich in einen so schweren Fälscherskandal irgendwie ver- wickelt, so hätten es doch zumindest seine Gegner im Wohlkampf ausgeschlachtet und dadurch wäre es wohl in die weitere Oessentlich- leit gedrungen. Das ist aber, wie gesagt, nicht der Fall. Er soll— immer der ,.W. o. A." zufolge— dem in Paris zuständigen deutschen Reichskommisiar Dr. ch e i n z m a n n gegenüber zunächst ein schrift- liches Geständnis abgelegt haben, später aber habe ihm Dr. Heinz- mann ein schriftliches Ehrenzeugnis ausgehändigt, wo- noch gegen ihn nichts vorliege. Die an sich dunkle Angelegenheit wird für uns, die wir davon zum erstenmal hören, dadurch erst recht rätselhaft. Indessen ist der Bericht des kommunistischen Straßenblottes offenkundig nur ge- schrieben, um ein« infame Verdächtigung auszusprechen: die Unterlassung einer Strafanzeige durch die Reicheregierung soll aus die Iickervenlion eines sozialdemokratischen Reichs- tagsobge ordneten zurückzuführen sein. Es ist kaum nötig, dazu zu erklären, daß diese Behauptung nichts anderes als ein« aus den Fingern gesogene, zu kommunistl- schen Wahlparolen erfundene schmutzige Verleum- d u n g ist.
Amanutlah als(Sowjeigast. Verhandlungen und Festlichkeiten. Wie aus Moskau gemeldet wird, hatte der König von Afghanistan am Freitag ein« eineinhalbstündig« Unterredung mit dem Außenkommissar. Die Unterredung, an der auch der d e u t s ch e Gesandte in Kabul , der afghanische Gesandt« in Moskau sowie Mit- glieder des Außcnkommissariats teilnahmen, bezog sich hauptsächlich aus die Verlängerung des ruMch-asghanischen Nichts ngrisss- Vertrages und die Unterzeichnung des Handelsvertrages. Der Moskauer Stadlrat überreichte dem König ein lünst- lerisches Album der Stadt und eine Schatulle aus der Zest Iwan des Schrecklichen. Ein der Königin überreichtes Tee- service.zst ebenfalls alte russisch « Arbeit. Bei Ä a l i n i n war eine Besprechung mit dem König von Afghanistan , an der W o r o s ch i l o w, Rudsutak , Mikojan , I s ch i- tscherin sowie Dertreter des Kriegs- und Revolutionsrates unter Führung des General» Budsonny teilnahmen. Aus einem Festabend bei Kalintn tauschten KaUnkn und Amanulloh Trink- spräche au».__ Die Cänbcrtajjung. Der gestern zusammengetretene Aus- ichuß zur Bersassungs- und Berwollung-Giorm setzte die Methoden der künstigen Arbeit, d. h. die Geschäsisordnung des Ausschusses fest. Ein Antrag, Unterausschüsse zu bilden, wurde abgelehnt. Man will dagegen schon im Juni zu einer neuen De- ratung zusammentreten.
Warschau . L Mai. Als heut« nachmittag das Auto mit dem£ eilet der sowjet- russischen Handelsdelegation Lisarew und einem zweiten Sowset» beamteu von der belebten Blarszalkowska in eine Seitengasse einbog, schoß der russische Emigrant w o> i s ch e w aus nächster Bähe zweimal. Bach Berichten von Augenzeugen sank Lisarew hintenüber und blieb ko�Zeit bewußtlos. Dem Ehaufseur, der sofort das Auto anhielt, gelang es. ihn bald wieder zum Bewußtsein zu bringen. woraus das Auto rasch in die Sowsttg:sandlschaft fuhr. Lisarew hat einen Streifschuß an der Hand und Glassplilterwunden am Kops. Wojischew ließ sich v e r h a s t e n. Der Attentäter lebt ohne Paß in Polen , hatte auch keine polnische Einreiseerlaubnis: et erklärt seine Tat als eine Demonstration gegen die Sowjetherrschast. Warschauer pogrom -polizei. Was am 1. Mai wirklich geschehen ist. Warschau , 4. Mai. (Eigenbericht) Ueber die blutigen Borgänge am 1. Mai veröffentlicht die sozialdemokratische Presse Einzelschilderungen und Berichte von Augenzeugen, die im Zusammenhang mit den bereits bekannten Tatsachen ein eigenartiges Licht auf das Verhalten der Polizei werfen: ihr Ruf ist auf Grund der zahlreichen Lockspitzeleien, Denunziantenopfer und Arrestantenmißhandlungen ohnehin recht übel. Diesmal hat die Polizei Zusammenstöße zwischen den Sozia-
Oie Verhaftung Bela Khuns. Besprechung seines Berliner Anwalts mit dem Justiz» minister in Wien .. Zu der Verhaftung Pela Khuns in Wien erfahren wir, daß dort mit Sicherheit lediglich ein Verfahren wegen Anmeldung unter falschem Namen(„Ingenieur Wagners durchgeführt werden wird. In diesem Verfahren kann höchstens eine Strafe verhängt werden, welche durch die bis zum Urteilsspruch noch ver- streichende Untersuchungehaft verbüßt sein wird. Es wird aller- dings auch noch geprüft, ob Khun sich in Oesterreich der Geheim- bündele! schuldig gemacht hat. Dieses Vergehen durfte aber schon deshalb ernstlich nicht in Frage kommen, weil Khun sich nur kurze Zeit In Wien aufgehalten hat und keinerlei Anhalts- punkte für Geheimbündelei vorliegen. Bei dieser Sachlage mußte mit der baldigen Abschiebung Khuns gerechnet werden, und deshalb hat Genosie Dr. Kurt Rosen- feld, der auf Wunsch Khuns dessen Vertretung übernommen hat, in Wien mit Iustizministcr Dr. D i n g h o f e r darüber verhandelt. daß Khun die Ausreise nach Rußland über Deutschland gestattet werde. Der Iustizminister hat sich für den Fall des Elnverständ- nisses der preußischen Regierung hiermit einverstanden erklärt. Eine neue Wendung ist jetzt dadurch eingetreten, daß die unga - rische Regierung am 2. Mai wider Erwarten einen Auslies«- rungsantrag gestellt hat. Dieser wird auf angebliche Mord- befehle Khuns in der Ratezeit gestützt. Wegen derselben Tat hat die ungarisch« Regierung jch o n 1919 die Auslieferung oerlangt, die damalige österreichisch« Regierung, die unter sozialdemokra- tischem Einfluß stand, sah aber keinen Grund dazu und Khun kam damals frei. Wenn jetzt auch unsere Genossen nicht mehr in der Regierung sitzen, so ist doch nicht zu bezweifeln, daß auch die jetzige österreichisch« Regierung eine Auslieferung wegen politischer Taten ablehnen und das in der D« r s a s s u n g begründete politisch« Asylrecht achten wird. Iustizminister Dinghoser hat denn auch gegenüber dem Genossen Dr. Kurt Rosenfeld klar zum Zlusdruck gebracht, daß, wenn politische Handlungen zur Be- gründung des Auslieferungsbegehrens herangezogen Verden , er wegen sollber Handlungen eine Auslieferung nicht vornehmen werde. Die Polizei hat im Verfahren gegen Khun ihre Pflicht schwer verletzt und dem Chef der ungarisch «» Polizei, Herrn Schweinitzer, Einblick in die bei Khun beschlagnahmten Pa- pier« gegeben. Daraufhin sind auch bereits Kommunisten- Verhaftungen in Ungarn erfolgt. Im Gegensatz zur Po-
listen und Kommunisten, wie die Erklärungen der Polizei selbst er- geben, vorausgesehen, trotzdem aber die Kommunistenzüge auf den Versammlungsplatz der Sozialisten durchgelassen. Sie griss erst ein, als infolge der Attacke der Kommunisten bereits er- hebliches Blutvergießen mit Todesopfern zu beklagen war und als die Massen den Unglücksplatz bereits fluchtartig räumten. Augen- zeugen berichten min übereinstimmend, daß die Polizei dann d i« Flüchtenden gewaltsam aus Haustoren und Höfen herausholte und mißhandelte, dabei besonders die Bewohner der nahegelegenen Juden st adt mit Gummi- knüppeln und Gewehrkolben bearbeitet«: tatsäch- sich sind drei Viertel der Toten und Verwundeten und etwa eben- soviel Perhaftete Juden. Die Polizei besetzte zwei von der Stell« des Zusammenstoßes entfernt siegende jüdisch« Arbeiterlokal« zu einer späteren Stunde plötzlich: die dort Anwesenden, größtenteils junge Madchen, wurden mißhandelt und teilweise schwer ver- letzt. In da» 5. Polizeirevier im Judenviertel sind später noch ruhig vorübergehende junge Arbeiter ohne Grund hineingeholt und grausam oerprügelt worden. Es scheint, daß gewisse reaktionär« und verbrecherische Tendenzen der Warschauer Polizei, die die Pilsudski -Presse durch Enthüllungen vor einiger Zeit ver- geblich auszurotten versuchte, unverändert weiterbestehen. Die reaktionäre Presse fordert wegen der Vorgänge am 1. Mai neue Mahnahmen nicht nur gegen die Kommunisten, sondern auch gegendieSozialdemokraten und treibt direkt Pogrom- hetze.
lizei wird die österreichische Regierung, wie wir erwarten, sicher korrekt genug sein, eine Auslieferung wegen lediglich p o l i- t i f che r Straftaten nicht vorzunehmen.
Waffenschiebung Ztalien-Vayern. Wieder durch Oeutschösterreich! Wi e u. 4. Was.(Eigenbericht.)( Aus dem oberösterreichischen Bahnhos Wels beanstandeten Eisenbahner eine verdächtige Sendung und beantragten bei der Landesregierung die Prüfung des Inhalts, ver Statlonsvorstehev hat jedoch inzwischen die Sendung weitergeleitet. Bach dem „Abend" handelt es sich um Wasseu und Blunition aus Italien nach Beuhaus in Bayern . Dazu meldet WTB., daß die Landesregierung den Transport freigegeben Hobe, da er„nur" Sport waffen und.muuition ent- halten habe.
Graf Pourtales. der frühere deutsch« Botschafter in St. Peters- bürg, ist gestorben. Der Stettiner Prozeß. Der gestrige Verhandlungstag war mit den Plädoyers der zahlreichen Verteidiger ausgefüllt Am Sonn- abend kommen die Angeklagten zum Schlußwort. Darauf erfolgt die U r t e i l s b e r a t u n g des Gerichts. Im Eolmarer Aulonomistenprozeß verteidigte sich Redakteur Schall wegen der Korrespondenz der„Zukunft" mit reiche- deutschen Städten; diese Briefe seien hösllche Beantwortung von Anfragen oder rein druckereigeschäftlich gewesen. Der Haupt- beschuldigung wegen der Aufstellung einer Schutztrnppe hiesi Scholl entgegen, daß man sich gegen Uebersälle sichern wollte wie den vom August 1926, woboi Dr. Ricklin schwer verletzt, ein Kriegsversiiimmelter arg mZißhan- de lt. und von der zuerst untätigen Polizei— Heimatbimdler ver- haftet worden sind. Dl« Verzweiflung ausgesteuerter Wiener Arbeitslosen läßt ihrer mehrere Hundert einem sonderboren Schwärmer folgen, der sich als den„Wodosch der Wardanieri" bezeichnet und sie noch Aethopien führ«» will. Sie gehen zu Fuß gen Trieft und hoffen, dort ein Schiff zur Uebcrfahrt zu finden... Blaifeier-verhaftunqen im Blemelland. Wege» Verbreitung kommunistischer Literoivr hol.dt« lttauiich« Memetposizei den achtzehnjährigen P e t r i l l und einen Großlitauer verhastet. Pe- trills Gefährte konnte fliehen, obwohl die Polizei ihm vier Schüsse nachfeuerte.