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Die Italia " in Badfö.

Ein Aufenthalt für längere Zeit.

Oslo , 5. Mai. An den Landungsarbeiten in Badjö nahmen 44 Mann, darunter fünf italienische Monteure und sechs Marinesoldaten von dem Hilfsschiff Citta di Milano" teil. Wie sich später herausstellte, hat die Ballonhülle bei der Berankerung einen fleinen Riß er­halten, doch war der Schaden so gering, daß er in wenigen Stunden repariert werden konnte. Der Flug von Stolp nach Badfö hat 29 Stunden gedauert und ist fast durchweg von gutem Wetter be­günftigt gewesen. Nur der letzte Abschnitt der Fahrt über Nord­finnland war durch starke Gegenwinde behindert.

Ebenso machten Nebelbänke dem Luftschiff zu schaffen. Nach der Ankunft ließ Nobile sofort Benzin und Gas aufnehmen, da er ursprünglich plante, nach wenigen Stunden wieder auf zusteigen. Gegen 11 Uhr setzte jedoch Schneewetter ein, das später in Regen überging. Das geophysische Institut meldete das Herannahen eines 3yflons. Wie der an der Expe­dition teilnehmende schwedische Meteorologe Dr. Malmgren geäußert hat, dürften die Witterungsverhältnisse einen längeren Aufenthalt bedingen. Am gestrigen späten Abend wurde an der Küste von

Finnmarken Sturm erwartet, auch auf Spitzbergen ist das Wetter

nicht günstig.

Der eiserne Gustav.

AC ZUR VERSTÄNDIGUNG

Unter diesem Namen futfchiert ein Berliner roschtenfutscher nach Paris

BURGER BLOCK

D.V.P

FLASCHEN BIER

Ein gewiffer Gummi- Gustav möchte dem., Eifernen Gustav Konkurrenz machen. Aber wird ers's mit diesem Gaul schaffen.

Der vergeßliche Herzog. Revueschreiber und Spartakus- Aufstand.

Die Kommunisten haben sich, wieder einmal das Beispiel der SPD. nachahmend, noch schnell eine Wahlrevue schreiben laffen. Ihr Berfässer ist Herr Wilhelm Herzog . Morgen soll die Aufführung sein, die ,, Rote Fahne" veröffentlicht heute schon als Kostprobe ein Bild der Revue, das siebente. Wie nicht anders zu erwarten, richtet sich die Tendenz ausschließlich gegen die Sozialdemokratie. Die Szene behandelt den Spartatus­aufstand. Mit raffinierten Geschichtsfälschermethoden soll beim zu schauer der Eindrud ermedt werden, als sei die Ermordung Lieb­Inechts und der Roja Luxemburg auf Geheiß der Sozialdemokratie geschehen. Zu diesem Zwed werden auf der Bühne die Offiziere des Edenhotels in zynischer Mordvorbereitung gezeigt, während gleichzeitig der Film fatfimilierte Zitate aus dem Borwärts" jener Beit erscheinen läßt, die den Butsch verurteilen. So soll ber naive Zuschauer in den Glauben verfeßt werden, daß zwischen unserer journalistischen Bekämpfung der. Butschtattit und der feigen Mordtat ein ursächlicher Zusammenhang bestanden hätte! Jedoch müssen wir feststellen, daß Herr Herzog eines der schärfsten Zitate aus jener 3eit, das sich gegen das Putschtreiben richtete, glatt unter schlagen hat. Es lautete wörtlich:

Sie( Liebknecht und Rosa Luxemburg ), die nur der Gewalt des Geistes und dem klaren ungmeideutigen Willen der großen Mehrheit der proletarischen Massen vertrauen wollten, appellierten plöhlich an die Gewalt und versuchten es mit denselben Mitteln, mit dummen Maschinengewehren und Gasgranaten, wie die Machthaber von gestern und heute. Sie ließen sich hinreißen und darin besteht zum Teil ihre Tragit entgegen ihrem eigenen willen, fich auf die Gewalt zu stüßen, an die dauernde Macht von Maschinengewehren zu glauben. Selbst wenn fie gefiegt hätten, was wäre daraus geworden?

Dieses Zitat entstammt allerdings nicht dem ,, Borwärts". Es erschien Ende Januar 1919 in einer, inzwischen eingegangenen, Tages. zeitung mit Namen Republi". Serausgeber und Leitartifler ber Republit", Berfasser der obenstehenden Zeilen aber war- Herr Wilhelm Herzog !

Schlacht in einer Wahlversammlung. Bon bewaffneten Nationalsozialisten provoziert.

Mainz , 5. Mai. ( Eigenbericht.)

Die Nationalsozialisten hatten für gestern abend zu einer Wählerversammlung eingeladen. Die Bölkischen hatten hierzu ihre Anhänger aus Darmstadt , Wiesbaden und Frankfurt in Autos herbeigebracht. Raum war die Bersanimlung eröffnet, als andersgesinnte Zuhörer Zwischenrufe machten. Im gleichen

Die Sozialdemokratie an der Arbeit

Glänzend verlaufende Wahlfundgebungen.

es

eine

Bon Tag zu Tag zeigt es sich deutlicher, daß die Arbeit der Sozialdemokratie die Anerkennung der Wähler findet. Unsere Kund­gebungen für den Tag der Wahl sind glänzend besucht, die Stim mung ist ausgezeichnet. 3m Arbeiterbezirk Friebrichshain gab Straßenbemonstration, an der sich die Sozialistische Ar beiterjugend und das Reichsbanner beteiligten. Auf dem Kustriner Blah persammelte man sich, um unter rauschender Mufit, immer wieder begrüßt von begeisterten Zurufen, nach dem Rudolfplatz zu marschieren. Landtagsabgeordneter Otto Meier hielt die zündende Ansprache, und der stürmische Beifall, der seine Aus­führungen immer wieder unterbrach, bewies, daß die Sozialbemo fraten auf dem rechten Wege find. Am 20. Mai muß die Macht des Bürgerblock's gebrochen werden, eine Lintsmehrheit im Reich muß geschaffen, die Linksregierung in Preußen muß gestärkt werden zum Heile der Republit, die mit wahrhaft demokratischem und sozialem Inhalt zu erfüllen ist. Die Stimmung der Versammlung zeigte, daß dieses Ziel erreicht wird, wenn jeder seine Pflicht erfüllt.

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In einer gut besuchten Wählerversammlung im großen Saal der Neuen Welt in Neukölln referierten die Reichstagsabgeordneten Aufhäuser und Löwenstein. Der Gewertschaftsfachmann Aufhäufer behandelte die wirtschaftlichen, der Schulfachmann Löwen. stein die fulturellen Schäden des Bürgerblods. Mit überzeugendem Zahlenmaterial bemies Aufhäuser, daß die Auswirkungen der Soll und Steuerpolitit nur Basten für die Arbeiterschaft und Gewinne für Industrie und Landwirtschaft gebracht haben. Vier bis sechs Wochen Arbeitslohn- 185 Mart muß der deutsche Arbeiter für die Ver­steuerung der Lebensmittel durch die Zollgeseze hergeben. Troßdem die Produktion durch die Einzelleistung des Arbeiters ges maltig gesteigert wurde, ist der Mehrertrag in die Taschen weniger Unternehmer geflossen. Der Arbeiter muß verhindern, daß die Kapitalisten mit Hilfe der Staatsmaschinerie die Löhne und Ar­beitsbedingungen verschlechtern. Der zweite Referent, Reichstags­

abgeordneter Löwenstein, zeigte die Kulturpolitik des Bürgerblocks an den Beispielen des Schund- und Schmutzgesetzes und des Reichs­schulgesetzes auf. Als Abschluß der Rundgebung wurde der Wahl­film ,, Dein Schidfal" vorgeführt.

Während der Filmvorführung versuchte eine Frau, die Kund­gebung mit andauernden Böbeleien zu stören. Sie mußte schließlich aus dem Saal entfernt werden. Geschlagen wurde sie, wie die ,, Rote Fahne" schreibt, nicht. Sie wurde auch nicht zu Boden geworfen. Auch ist es Schwindel, daß andere Frauen, die zu Hilfe eilten, ge schlagen wurden. Die Rote Fahne " sollte doch ihre Bericht­erstatter nicht zu did auftragen lassen, sonst merkt ja jeder die Absicht.

In

Einen bemerkenswerten Erfolg erzielte die 62. Abteilung der SPD. in Siemensstadt mit ihrer ersten öffentlichen Wahl­fundgebung, die sie am Freitagabend in Marsands Restaurant in der Nonnendammallee veranstaltete. Hier sprach vor einer starken Zuhörerschaft Bandtagsabgeordneter Eduard Zachert. feinem eindrucksvollen Vortrag verglich er die von den Rechts­parteien vor der Wahl im Jahre 1924 gegebenen Versprechungen mit den darauffolgenden Taten, wobei die Heuchelpolitik der Deutsch­nationalen und ihre zweideutige Haltung gegenüber der republitanischen Staatsform treffend charakterisiert wurde.

Die Bezirke Frohnau und Hermsdorf veranstalteten eine schöne Wahlfundgebung in der Aula des neuerrichteten Real­gymnafiums in Hermsdorf . Solch ein Schulgebäude wäre in dem reichen faiferlichen Deutschland niemals gebaut worden! Die Band­tagstandidatin Hanna führte aus, daß die Deutschnationalen mirklich viel zu verlieren haben, denn die Konservativen verfügten im alten Dbrigfeitsstaat über eine unbegrenzte Macht. Jedes Auf­steigen der sozialistischen Organisationen schwächt ihre Profitmöglich keiten. Es geht deswegen am 20. Mai hart auf hart! Stürmischer Beifall zeigte, welchen tiefen Eindruck die Rede hinter­laffen hatte.

Holländische Moore in Flammen.

Fünf Arbeiter hilflos verbrannt.- Ortschaften von Vernichtung bedroht.

In der holländischen Provinz Drenthe , die an die| preußische Provinz Hannover und an das große Bonstanger Moor grenzt, find in den lehten Tagen verschiedene Moor­brände zum Ausbruch gekommen, die zunächst lokalen Cha­rafter hatten, feit Freitag aber derart an Ausdehnung ge­wonnen haben, daß die letzten Nachrichten bereits von einer vorhandenen Katastrophe sprechen. An verschiedenen Stellen aufgetretene Wirbelwinde haben die Brandherde schnell nach allen Richtungen ausgedehnt. Eine ganze Anzahl von Drifchaffen ist von den Flammen umringt, und zahlreiche Häuser find vom Feuer er­griffen worden. Am schlimmsten ist die Lage in den Ort­fchaften Plazienaveen, Emmenerfscheiderveen, Bargercompascuun und Dedoorn, wo zahl. reiche Häuser in Flammen stehen.

In Klazienaveen Nord ist die evangelische Kirche Dom Einsturz bedroht. In Emmenerfscheiderveen brennen mehrere Schulgebäude. In den Kanälen wurden zahlreiche Schiffe, die von dem Feuer bedroht wurden, unter Wasser gesetzt. Die in der Umgebung der Stadt Emmen wütenden Moor­brände haben eine solche Heftigkeit angenommen, daß nunmehr etwa 1000 Häuser vom Feuer bedroht find. Die über der Stadt lagernden Rauchmolten sind so dicht, daß man sich in eine Sonnenfinsternis ver­fezt denken könnte.

Die Bevölkerung hat ihre Wohnungen auf einer mehrere Kilo­meter langen Strede verlassen.

Augenblick wurden die Zwischenrufer vón, den Bölkischen nieder. geschlagen. Darauf tam es zu einer richtigen Schlacht zwifchen den anwesenden Bölfischen und den Bersammlungsbefuchern. Einige anwesende Kriminalbeamte maren machtles, dagegen anzufämpfen. Es mußten 80 Polizisten herbeigeholt werden, die unter Anwen­dung von Gummifnüppeln der Schlacht ein Ende bereiteten, die mit Revolvern, Stühlen, Schlagringen, knüppeln und Messern geführt wurde. Es gelang bann der Polizei, die Bersammlungsbesucher aus dem Saal zu brängen und die etwa 70 Mann zählenden Nationalsozialisten im Saal in Schußhaft zu nehmen. Bei der Bisitation durch die Polizei war taum ein Bölti­scher, dem nicht eine Waffe abgenommen wurde. In der Zwischen­zeit hatten sich große Menschenmassen in den umliegenden Straßen persammelt, um auf den Abzug der Nationalsozialisten zu warten. Die Polizei wurde verstärkt, und es gelang ihr dann, die Ordnung wiederherzustellen.

Paris , die Stadt ihrer Träume.

Hugo Fletschof und Erwin Mahlih, von denen wir bereits im gestrigen Abend" berichteten, der eine feines Zeichens Ringfämpfer, der andere Verkäufer, unternehmen einen 40 Tage Marsch nach Frankreichs Hauptstadt mit einem 5 andwägelchen. Der Ringkämpfer, als der fräftigere, als Wagenführer, der andere als Baffagier. Auch diese beiden sind, wie sie verfichern, angeregt durch die Französin Dorange, die den Ritt Paris - Berlin absolvierte und Papa Hartmann, dem Droschtenkutscher- Senior, als Kilometermuse erfchien. Heut morgen um 10% Uhr startete das Gefährt, reich mit Blumen und allerhand- und rauchbaren Liebesgaben ge­schmückt, unter Ansammlung einer großen Zuschauermenge auf dem Bariser Blaz. Ebenso wie ihre zahlreichen Borgänger wollen die Beiden ihren Lebensunterhalt durch Bertauf von Poftfarten bestreiten. Eine Wette ist auch dieses Mal der finanzielle spiritus rector. Ein Cafetier hat sie ausgefeßt; was er sich die Sache fosten läßt, bleibt vorläufig noch Geheimnis.

Feuer bei Orenstein& Roppel.

Die Feuerwehr war in der vergangenen Nacht mit der Be fämpfung mehrerer Brände beschäftigt. In der Stell­macherei der Firma Orenstein und Roppel, Spanbau, Hamburger Str. 44, entstand furz nach Mitternacht Feuer, das auf die Poliererei übergriff. Der Feuerwehr gelang es, eine größere

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Ein in der Ortschaft Balth aus den Mooren heimkommender Ar beiter erklärte, daß er mit fünf anderen Arbeitern das brennende Moor schleunigst verlassen mußte, jedoch auf der Flucht seine Kame raben verloren habe. Die fünf Arbeiter werden vermißt. Infolge der starten Rauchentwidlung ist es unmöglich, Nachforschungen nach ihnen anzustellen. Man nimmt an, daß sie hilflos in den Flammen umgekommen sind. Die Feuerwehr ist machtlos, da sie vielfach nicht an die Brandherde herantommen fann.

Der Minister des Innern, Mr. Kan, hat sich in die Provinz Drenthe begeben, um dort mit dem Gouverneur der Provinz und den Bürgermeistern der heimgesuchten Gebiete über Maß­nahmen zur Befämpfung des Brandes zu beraten.

Schiffszusammenstoß im Kanal.

3wölf Mann ertrunken.

Bei Plymouth an der englischen Südlüfte ereignete sich ein folgenschwerer Schiffszusammensteß. Das Hilfsschiff der englischen Marine, Bacchus" rannte mit dem griechischen Dampfer Fa falios" zusammen. Fafalios" fant fofort. 3chn Mann der Bes fagung des griechischen Dampfers find ertrunken; zwei weitere Mit­glieder der Befagung sind nach ihrer Rettung geftorben. Das englische Proviantschiff Bacchus" ist mit eigener Kraft fahrend in Portland eingetroffen.

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Ausdehnung der Flammen zu verhindern. In einer Fourage handlung in der neuen Königstraße 40 brach gleichfalls um Mitternacht Feuer aus. Nach einstündiger Tätigteit fonnte der Brand auf seinen Herd beschränft werden. Ein Großfeuer fam heute vormittag furz nach 10 Uhr auf einem Lagerplatz in der Straße Nr. 15 in Schöneberg zum Ausbruch. Drei Lösch züge waren stundenlang mit ben Löscharbeiten an der Brandstelle beschäftigt. Mehrere Schuppen brannten nieder.

zwei tödliche Unfälle in der Belle Alliance- Straße.

Vor dem Hause Belle Alliance Straße 4 wurde. gestern nacht der 51jährige Maurerpolier Hans Neumann aus ber memeler Straße 33 von einer Straßenbahn der Linie 154 überfahren und schwer verletzt. Der Berunglückte stat b auf dem Wege zum Urbantrantenhaus. Der zweite Unfall ereignete fich heute vormittag an derfelben Stelle. Beim Ueberschreiten des Fahrdammes wurde der 85jährige Glöckner Christoph Amisaus aus der Johanniterstraße 18 von einem Droichtenauto überfahren. 2. wurde zur naheliegenden Rettungswache 8 gebracht, wo er furze Zeit nach seiner Einliefe­rung ft arb.

Das Kriegsgericht in Marseille hat 15,, Meuterer" des Infanterie. regiments in Caloi zu Gefängnisstrafen von 5 Monaten bis zu 4 Jahren verurteilt. Sie hatten im Dezember gegen das minder­wertige Effen protestiert.

Nach Londoner Meldungen ist der Vertreter eines englischen Diamantensyndikats nach Riga gereift, um mit der Sowjetregierung über den Anlauf der zaristischen Kronjuwelen zu verhandeln.

Die Türkei hat mit Italien einen Schiedsvertrag abgeschlossen, Es handelt sich also nicht um ein Bündnis.

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Die fünf englischen Kreuzer, die von Malta gegen Aegypten ge­fandt wurden, sind zurüdgefehrt, da die ägyptische Regierung das Don England beanstandete Bereinsgefeß zurückgezogen hat. ägyptische Außenminister ist wegen des Zurückweichens feiner Re-. gierung vor England zurückgetreten.

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In der Türkei wurde die lateinische Schrift an Stelle der türkischen eingeführt.