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BERLIN Dienstag

8. Mai

Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntags. Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Expedition: Berlin SW 68, Lindenstr. 3

Spätausgabe des Vorwärts

Nr. 216

B 107 45. Jahrgang.

" Anzeigenpreis: Die einspaltige Nonpareillezeile

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Für Jugendliche verboten!"

Ein Vorstoß gegen die Wahlpropaganda der Sozialdemokratie.

Politische Filmzenfur?

Auch der zweife Wahlfilm der Sozialdemo­trafie ist foeben von der Zenfur für Jugendliche ver­boten worden. Grund: Der Film ift geeignet, den Jugend­lichen ein einseitiges Weltbild" zu vermitteln. Wir stellen die Frage: Sind alle Wahlfilme aller Parteien für Jugendliche verboten? Antwort: Nein. Also ist dieser Film offenbar( wie der erste Wahlfilm der Sozialdemokratie) für Jugend­liche besonders gefährlich. Was ist sein Inhalt? Er ist ge­fchaffen für die fommenden großen Wahlkämpfe auf fommu­nalem Gebiet, soll aber bereits in den jezigen Wahlkampf mit eingreifen, weil er der negativen Parole des ersten Wahlfilms: Nie wieder Bürgerblod!" die positive Parole: Was wir schufen" entgegenfeßt. Er zeigt einen Ausschnitt aus dem, was Sozialdemokraten in den deutschen Groß­und Kleinstädten, dort, wo sie die Macht in Händen halten, an aufbauender Arbeit geleistet haben. In bunter Folge ziehen Bilder aus der Wohlfahrtspflege, der Jugendfürsorge, der Arbeitsvermittlung, der Altersversorgung, der Gesundheitspflege, des Bohnungsbaues, der Verkehrsverbesserung, der Kommunalisie. rung von Monopolbetrieben am Auge des Beschauers vorüber. Die Bilder werden wahrheitsgemäß erläutert durch die dazwischen­gestreuten Tegte: Das schufen wir!" Das schufen Sozial­demokraten!" Das schuf eine sozialistisch verwaltete Gemeinde!"

"

Der Film beginnt mit dem Bilde eines deutschnationalen Stadt. rats, der unter Wilhelms Büste langsam einschlummert( Text: Laßt sie schlafen!") und dem Bilde eines wild gewordenen fommunisti­schen Agitators( Text:" Laßt sie reden!") und der schlichten Feft­stellung:

Wir schaffen für das Wohl der Schaffenden!"

Er schließt mit dem filmisch ausgedrückten Wunsch, daß die Zahl der sozialdemokratisch verwalteten Gemeinden noch schneller als bisher wachsen möge, um die Fürsorge für die notleidenden Massen in Stadt und Land noch weit mehr als bisher ausbauen zu können. Und das alles so schlicht wie irgend möglich dargestellt. Keine einzige Uebertreibung, nur Tatsache an Tatsache gereiht, Wert an Wert, Geschaffenes an Geschaffenes.

Geschaffenes läßt sich nicht wegleugnen. Seine Darstellung Pann man nicht verbieten. Leider nicht. Auch der Reichstom­missar für die öffentliche Sicherheit , den man im Ministerium des Herrn von Keudell bei jedem Film der Sozial­demokratie bemüht, findet feinen Grund zum Einschreiten. Auch der vom Filmzenfurgesetz vorgeschriebene Vertreter der Jugendlichen findet keinen Stein des Anstoßes in solch einem

Notschrei der Kriegsopfer.

Die zahlreichen Opfer der Kriegsfolgen, die soge| Bevorzugung der Großen unter den Geschädigten. Die naunten Liquidationsgeschädigten, veranstalteten am Mon­tag eine Demonstration vor dem Reichsentschädigungs­amt, um gegen die Verschleppung ihrer Forderungen zu protestieren. Ihre Erregung ist begreiflich angesichts der

Sozialdemokratie hat im Reichstag immer wieder diese Bevorzugung bekämpft und die Besserstellung derer ver­langt, die durch den Verlust ihres Kleinen Vermögens an den Bettelstab gebracht sind.

Die rumänische Bauernbewegung.

Wie die Parlamentswahlen gefälscht wurden.

Bauernaufstände lokaler Natur, aber auch größeren Umfangs, hat es in Rumänien schon vor dem Krieg wieder holt gegeben, und nicht selten hat die Regierung der junker­lichen Bojaren die Aufständischen durch Militärsalven zur Und doch! Die Zensur Derbietet ihn für Jugendliche. Raison gebracht". Die Bauern hatten verteufelt viel Grund Macht dadurch seine Aufführung auf öffentlichen Blägen usw. 1n besig, dessen Inhaber in Saus und Braus dahinlebten und Macht dadurch seine Aufführung auf öffentlichen Blägen usw. In zur Erregung, denn ein ungeheuer ausgedehnter Großgrund möglich, erschwert seine Aufführung überhaupt. Die Be- befi, möglich, erschwert seine Aufführung überhaupt. Die Be­gründung des Berbotes beweist, wie das unpolitische Benjur oft einen großen Teil des Jahres in Paris und Monte Carlo

Film.

gefet politischen Zweden dienstbar gemacht werden fann und heute, in den Tagen des sterbenden Bürgerblocs, politischen Zweden dienstbar gemacht wird.

Jede Rede, jedes Buch, jedes Bild, jeder Film bermittelt ein ,, einseitiges" Beltbild, sofern hinter ihnen ein Schöpfer, ein Gestalter einer ,, einseitigen" Weltanschauung steht.

Ja, man fann viel banaler werden: Hat jemals die Filmzensur bie Reflame eines Schuhpuzcrems für Jugendliche verboten, meil fie geeignet wäre, die Jugendlichen ,, einseitig" zu beeinflussen? Und was dem Schuhpugcreme recht war, es sollte der politischen Partei nicht billig sein?!

Nein, es muß mit aller wünschenswerten Deutlichkeit und Offen­heit ausgesprochen werden: Die Bragis der Zenfur politischer Filme, die in diesem Wahlkampf zum erstenmal auf den Plan treten, bedeutet schon jetzt schwersten Mißbrauch der den zenfierenden Lammern eingeräumten Rechte. Welches Gesetz gibt ( Fortsetzung auf der 2. Geite.)

TSCHECHO POLEN SLOWAKEI

UNGARN

UKRAINE

Czernowitz

Nagy- Banya

Jassy

Großwardein

Klausenburg Siebenbürgen

Kischinew Bakau

Arad Karlsburg

( Alba Julia ) Kronstadt Galatz

RUMÄNIEN

BUKAREST

BELGRAD JUGO­SLAVIEN

Krajowa

Donau

BULGARIEN

Zum Bauernaufstand in Rumänien

Odessa

SCHWARZES MEER

B

verbrachten, hielt die Bauernmasse in tiefem Elend. Ab und zu wurde nach zaristischem Vorbild die Wut der Bauern auf die Juden abgelenkt, die bei all ihrer großen Zahl in Alt­rumänien als Staaten- und daher Rechtlose behandelt wurden.

Als nach dem Krieg die revolutionäre Welle durch Eu­versprach Bodenreform, Land für die Bauern- aber nur ropa 30g, schwoll die Bauernbewegung aufs neue an, man wenig ist davon Wahrheit geworden. An der gewaltigen Bergrößerung des Reiches, dem von Desterreich die Buto­wina, von Ungarn ganz Siebenbürgen und große Teile des Nordostens sowie des fruchtbaren Südostens, von Bulgarien schon früher die Dobrutscha, von Rußland nun auch Bessarabien zufiel, sollten sich die Massen satt- sehen. Un­geheurer Wahlterror der ,, liberalen" Regierung fälschte die Barlamentswahlen in tollster Weise.

Bor der letzten Wahl vereinigte sich die Nationalsozia­listische mit der Bauernpartei zur Nationalen Bauernpartei; fie errang einen verhältnismäßig großen Erfolg, allein der Wahlbetrug erhielt den ,, Liberalen " ihre Mehrheit. Zensur, Berwaltungswillkür, Belagerungszustand, Tendenzjustiz und die fürchterlichen Gefängnisse hielten jede Opposition nieder und trieben sie, angesichts der Aussichtslosigkeit, sich bei den Wahlen durchzusetzen, auf den Weg des außerparlamentari­schen Druces durch immer größere Demonstrationen. Da die mächtige Bukarester Kundgebung vor einigen Wochen nichts gefruchtet hat, ist sie jezt durch den Bauerntag der 200 000 in Karlsburg , dem Nationalheiligtum der Prokla­mation Groß- Rumäniens , wiederholt, übertroffen und ver­stärkt worden.