„Kachminister" des Bürgerblocks. Vier Mmisterporiräis von***
Zu den beliebtesten Argumenten der Deutschnationnlen gegen den Volksstset gehört die Klege. daß D«ut!chla»d Parteileuchten ohne die nntwendigftsn Bortenntniste ousgeliesert werde, die selbstherrlich sich feitbezahlte Pöstchen ergatterten. Namentlich sand man c? unerträglich, daß Ministerposten Männern übertragen wurden, die sich weder unter dem Vorwand, Studien zu tr/iben. einig« Semester an deutschen Hochschulen aufgehalten und mit Hilfe von Einpaukern die suristischen Examina bestanden, noch die Ossiziers» lauf bahn zurückgelegt hatten. Als aber im Jahre 1927 der Besitz- bürgcrblock dos Licht der Dell erblickte, setzten die Berehw des Fachbcaintentunis durch, daß der Reichsverkehrsminister Dr. R r o h n«,«In Fachtninister von unbestreitbarer T-üchtigleit, dem deutschnaklonalen ilrbeikersefrelär koch Platz macht«, der dem Bertehrswesen mit der schönsten Unbefangen- heit gegenüberstand. Seine Hilflosigkeit gab dem Dolle porteiler Mittelmann am 7. März dteses Jahres im Reichstag Der- anlassung zu dem Ausdruck des Bedauerns darüber, daß Wissen nicht vererblich sei, und zu der Feststellung, daß der llebergong des Ministeriums von Herrn Krahne auf Herrn Koch zu einer Der- Minderung des Ansehens dieser Behörde geführt habe. Die Abwehr dieses-Angriffes übertrug die deutschnatioiwle Fraktion ihrem Mit- gliede Herrn Dr. Q u a a tz. Er entledigt« sich seines Auftrages, in- dem er wörtlich sagte: „Was den Vorwurf mangelnden Wissens betrifft, so weiß ich n'chi. welche Borbildung Herr" Dr. Mittelmann für«inen Reich?- nerfehrsminister für notwendig hält: ich nehme an, die eine« Juristen oder überhaupt eine akademische Bildung, Ingenieur oder dergleichen. Da möchte ich Ihnen folgendes' sagen: Lei diesen Stellungen komm« es nicht daraus an. welche Schulen man durchlausen hak. sondern wie die Schule des Lebens gewesen ist. die der vetressende durchmessen hat. Ich kenn« keinen bäßlicheren Hochmut, als den Hochmut der Bil- d u n g." Herr Dr. Otinotz erntete stürmische Zustimmung auf der l i n k e n Seite de« Hauses. Sie galt nicht der Berteidigung de« Herrn Koch, dessen Unbedeutcndhcit nicht zu dem kleinsten Epigranim auf seine Kosten Material gibt, sondern den grundsätzlichen Ausführungen des Redners, die die beste Widerlegung einer ständig wiederkehrenden deutschnationalen Anklage gegen die deutsche Republik waren. — lieber Herrn Koch ist damit das Nötige erschöpfend gesagt. Herr Schiele wird dadurch charakterisiert, daß er, der im Kabinett Luther neun Monat« lang Leiter des Reichsinnenministeriums war, von seiner Fraktion im Kabinett Marx nicht wieder an die Spitze dieser Be- Hörde gestellt worden ist. Man hielt Herrn v. Kcudell für immer nach geeigneter als ihn. Es bleibe dahingestellt, ab diese Ein- schätzung beider Männer berechtigt ist. Aber soviel steht fest, daß da» Neichsinnenministerium, bis es Herrn von Koudell anvertraut wurde, noch keinen Minister gesehen hat, der seinem An?t so wenig gewachsen war, wie Herr Schiele. Es erwies sich als gänzlich im- möglich, ihm auch nur die einfacheren juristischen Ding« llar zu machen. Er begriff nicht einmal, daß es unstotthoft ist, literarische Arbeiten anderer als eigene zu veröffentlichen. Heer Hergt. d.'r. Reichsjustizminister des Bürgcrblacks, ist ein Beweis dafür, daß die von Herrn Quaatz ausgestellte Antithese von Initiative des Fach- manns und Lebenserfahrung des Nichtfachmanns nicht besteht. Denn Herr Hergt hat in der Schul« de» Leben« richtig gelernt, daß a m c r U konische Armeen nicht über das Weltmeer nach Europa schwimmen oder stiegen können, nur hat er daraus den leider un- richtigen Schluß gezogen, daß sie nicht in der Loge sein würden, zu kommen. Und Initiative entfaltet« er in reichem Maße, nämlich zu dem Zwecke, die Verwirklichung der A u f we r t u n g s ve r- sprechungen zu verhindern, mit denen er als Oppositionsführer so freigebig gewesen war. Der Mann, der im Jahre 1924 die Aus- Wertung unter voller Berücksichtigung des Dr. Best- schen(gesetzentwurss versprochen hatte, bekam-«S fertig, 1S27 dem sozialdemokratischen Antrag entgegenzutreten, in Fällen, in denen ein verarmter Gläubiger einem reichen Schuldner gegen- übersteht, eine höhere Aufwertung als 25 Proz. nach beliebigem Ermessen zuzugestehen. Indessen muß davor gewarnt werden, ans der kräftigen Initiative, die Herr Hergt hierbei an den Tag gelegt hat. den Schluß zu ziehen, daß er auf dem Gebiet der Justiz Fach- minister ist. Das Gegenteil beweist der folgende Fall: Man erinnert sich, daß der berühmte Iustlzrat Claß sich Mühe gegeben hatte, den Reichspräsidenten dafür zu gewinnen, unter mißbrauch- licher Anwendung der ihm durch die Reichsveriasiung verliehenen Macht diese Verfassung mit Hilse des Artikels 48 aus der Welt zu
schonen. Das Reichsgericht schätzte die furiftische Intelligenz -des Herrn Claß so niedrig ein, daß es seine tapfere Behauptung. er habe den Reichspräsidenten zu dem ihm angesonnenen Verfahren für gesetzlich befugt erachtet, für nicht widerlegt erklärte. Mit dicher Begründung stellte e? das gegen Herrn(Naß eingsleitetie Hoch- verratsnerfahren ein. Herr Hergt fügt« zur Derreidigung des reich?- gerichtlichen Beschlusies diesem Argument aus eigenem ein weiteres hinzu. Er führte nämlich am 27. Januar b. I. im Reichstag aus. da jedermann wisse, daß der Reichspräsident keinen Hochverrat begehen wolle, sei es unlogisch, an- .zunehmen, daß Elaß sich durch seine Tätigkeit eines Unternehmens des Hochpertals schuldig gemacht habe. In diesen Worten drückte sich eine Unkenntnis der Begriffe des strafbaren. D« r s u ch s und des Unternehmens aus, die Veranlassung dazu gibt, Herrn Hergt zu beglückwünschen, daß er sich als Retchsjustizmiwster und nicht als Kandidat im ersten juristischen Examen verraten hat. Es wäre ihm sonst wahrscheinlich zum ersten Male in seinem Leben zugestoßen, daß jemand den Wunsch ausgedrückt härre. ihn wieder- zusehen, nämlich die Mitglieder der Prüfungskommission. Bis zur Wiederholung seines Examens hätte Herr Hergt dann vielleicht ge- lernt, daß es für den Versuch und das Unternehmen nicht darauf ankommt, ob das vom Täter gewählte Mittel zur Erreichung seines Zwecke« tauglich ist oder nicht.— Und nun zu dem Fachminister Hern» von Kendefl! Die Geschichte seines Ministerium» liest sich-wie eine Unfall- chronit. Herr von Keudell hat keine, aber auch keine Gelegenheit zu einem Malheur unbenutzt gelösten. Dieser zum wchutz der Reichs- verfassunq besonders berufene Minister hatte als Landrat des Kreises Königsberg (Reumark) den Eid auf die republikanische Der- fassung geleistet. Sein eidliches Gelöbnis hat ihn nicht davon ab- gehalten, in der Zeit des K a p p-P u t f ch e s in seinem Kreise eins Verordnung Kopps zu verbreiten, in der die Herstellung und die Bekanntgabe von Verordnungen oder Kundgebungen ,cher ehemali- gen Regierung Ebert-Vaner" bei Strafe untersogt wurde. Jedes Kind wußte damals, daß Kapo mit Gewalt die Weimarer Verfassung zu beseitigen versucht hatte. Der Inhalt der von Herrn von Keudell verösjcntlichtcn Verordnung ließ diese Tatsache auch deullich er- kennen. Trotzdem bekam Herr von Keudell es fertig, zu feiner Eni- schuldigung den Reichskanzler Marx im Reichstag«rlären zu lasten. daß ihm vor dem Kapp-Putsch irgendwelche Nachrichte« über einen umnittelbar bevorstehenden Umsturz nicht zuaegangen waren. und daß es ihm unmöglich gewesen sei, zuverlässige Nachrichten über das tatsächliche Sebicksal der Regierung Bauer zu erholten. Man siebt, daß diese Verteidigung einer Benisung auf den Schutz des § 51 RStGB. gleichkommt, die Herr Marx vorzutragen kerne Be- denken hatte, wobl weil er seinen Klienten kannte. Diesem Debüt des Herrn von Keudell reihten sich seine übrigen Amtshandlungen würdig an. Unter Berufung auf den bedeutenden Staatsrechts- lehrer A n s ch ü tz behauptet« er eines Tages im Reichstag, daß itze deutschen Länder unter der Weimarer Verfassung ihre Souve» r L n i t ä t behalten hasten. Anschuß wies ihm nach, daß er an diw von Herrn von Keudell zitterten Stell« das gerade Gegqnteil po- sagt habe. Herr von Keudell war mit der gesamten deutschnaiifr- nälen Fraktion bereit, einer Ainnestie fem« Zustimmung zli geben, di« nicht nur den Erlaß aller für. volitischc Strastatpn aus- aeworfenen Strafen, sondern auch die Einstellung oller nicht erledigten Strafverfahren wegen politischer Delikt« bestimmen sollte. Und kurz« Zeit danach mutete er den Länderreoierungen zu. die- selben Handlungen, die ihm so unerheblich erschienen, daß er auf ihr« Ahndung zu verzichten bereit war. zum Anlaß der Unter- drückung des Rotfrontkämpferbundes zu nehmen. Bei allem, was der Mann tot, hatte man den Eindruck, daß er zwei link« Hände habe. Wenn die Deusschnationalen das Schulgesetz zu Fall« brinoen wollten, taten sie gut daran, es ibm anzuvertrauen. Seiner Ungeschicklichkeit ist da» Scheitern des Entwurfes zu danken. Nur eines verstand er: zuverlässige Republikaner aus seinem Ministerium zu entfernen und ste zum Zwecke de« besseren Schutzes der Republik durch waschechte Monarchisten zu ersetzen. »» • So sehen die Fochminiiier der Deutschnotionalen aus! Dobel spricht ihre Prosentaston dafür, daß sie noch die besten waren, die die Fraktion vorzuschlagen in der Lage gewesen ist. Herr von Keudell hat aus einer Tagung seiner Partei seinen Zuhörern er. zählt, daß er und seine Kollegen im Reichskobinell mehr seien als sie schienen. Man möchte wünschen, daß diese Versicherung der Wahrheit entspricht. Denn wenn die vier Herren das sind, als was ste erscheinen, kann man ihnen den Ausdruck tiefsten Mitleids nicht vorenthalten.
Die Ausgaben auf einen Schüler machten nach den Be- rechnungen derselben amtlichen Quelle(ebenda S. 101) aus: Im Jahre 191? Im Jahre 1925�16 Lehrkräfte....... 18,58 Rubel 13,35 Rubel Lehrmittel...... 6,57„ 0,99„ Umerhaltg d.Schulgeb. u.dgl. 7,97. 2,11„ •n Insgesamt...... 33,12 Rubel 16,46 Rubel den jährlichen Ausgaben auf den Schüler in Deutsch land Herglichen, betragen die Aufmendunqen des Sowjet- slaots keuv- mehr als 12 bis 15 Proz. Berücksichtigt man aber, daß>H Deutschland jedes Kind acht Jahre die Schule besucht*(bh Fortbildungsschule nicht gerechnet), in Rußland aber im Durchschnitt zwei bis drei Jahre, so ergibt es sich, doch die„Arbeiter- und Bauernregieruna" für die Erziehung eine? LürgesS etwa 4 bis K Proz. des Betrages ausgibt, der für denselben Zweck in Deutchlaud bewilligt wird. Freilich macht man häufig den deutschen Gemeinden — vor allem denjenigen, die oon Sozialdemokraten beeinflußt werden— den Vorwurf, daß sie sich einen verschwenderischen Schullurus gestatten. So weit wie in Sowjetrußland gehen ober in Deutschland die Forderungen nach Sparsamkeit im Schulwesen auch bei den reaktionärsten Gegnern der Sozial- demokratie nicht! Uobriaens erkennen die Bolschewisten selbst, daß die Lage der Volksschule in Rußland bedauerlich ist. Sie ver- weilen aber darauf, daß ihnen für den Ausbau des Schul- nstzes die erforderlichen Mittel fehlen. In gewissem Sinne haben sie auch recht. Die produktiven Kräfte des Landes sind durch die schlechte W i r t s ch o t t s p o-l i t i k in ihrer Entwicklung gehemmt. Die Staatsindustrie arbeitet mit ungeheuren Unkosten, die nur durch Subventionen und Verteuerung der Waren gedeckt werden. Das Handels- Monopol, das für die Aufrechterhaltung der Staats- mdusirie unentbehrlich ist, hat für dos Land die Wirkung echer Blockade. Die Landwirtschaft wird systematisch aus- gdbesttst. Bei dieser Lage ist es wirklich unmöglich, vom Volke mehr an Steuern und Preiszuschlägen herauszuwirt- schaften, als man es gegenwärtig tut. Die Regierung ist ge- zwungen, zu sparen. Welche sind aber die Ausgabepostsn, an denen in einem Lande der Diktatur gespart werden kann? Sicherlich� können weder das Heer, noch die Polizei, noch die Parteiorganisationen gekürzt werden. Ebenso unzulässig wäre es, den staatlichen Trusts sowie dem Handelsapparat die offenen und verhüllten Subventionen zu entziehen. Auch solche Aufwendungen, wie die für Pro- p a g and a z w e ck e, für die ausländischen kommu- n i st I s ch e n Parteien, für den Empfang von begeister- ten Delegationen(die das Volk in Rußland mit dos- haften Doppclsinn„unsere teuren Gäste" Nennt) lassen keine erhebliche Kürzungen zu. So bleiben für den Volks- �hrer nicht mehr als 47.7 Proz. seines Gehaltes in der Vor- krieaszeit und für das Schulkind nur 16,43 Rubel im Jahre übrig. Damit schließt sich der fatale Kreis: dos Schulnetz bleibt in einem kläglichen Zustand, weil der Staat kein Geld hat: der Staat hat kein Geld, weil er das Wachstum der pro- duktiven Kräfte hemmt und zugleich ungeheure Mittel für den Schutz des bestehenden Systems verwenden muß. Das System wird durch die Finsternis der Volksmassen begrün- det. diese Finsternis wird aber durch den Zustand des Schul- nstzes verewigt..,%• And d i es e? System will man dem für die Befreiung ler Msnschhe't kämpfend«« internationalen Proletariat Ol« )as begehrte Ideal, als dos Licht aus dem Osten aufzwingen!
Die pariei des Riiterguisbefitzers. Einige Beispiele aus der Praxis. Landwirt« in Not! Man erinnert sich noch des Geschreis, da» der Landbund und die ihm ergebene Presse kurz vor dem Schluß der Reichstagssession erhob. Wer die kostspielige Wahlpropaganda der dem Landbund nahestehenden Partei in den letzten Wochen verfolgt hat. wird sich davon überzeugt haben, daß die Not jedenfalls nicht bei denen zu suchen ist, die damals am lautesten geschrien haben: bei den deutschnationalen Großgrundbes itzern. Ein paar Fälle aus dem praktischeb Leben mögen das Bild vervoll- ständigen: Der deutschnationalc Rittergutsbesitzer Dr. Brandes in All- Höfs bei Jnsterburg, Präsident der ostpreußischen Landwirlschast»- tammer, der Haupllandwirtschaststaminer für Preußen und des deutschen Landwirtschafteraie«, der einige zehntausend Mark an Aus. nmndveiilschädigung bezieht und dessen Gut 5900 Morgen umsaßt. lohnt es ab, trotz wiederholter Aufsorderung eine Schuld von 150 Mark an einen Handwerker zu begleichen. Cr lehnte ab, weil er als „notleidender Landwirt� nicht über 150 Mark verfüg«. Einige Zeit vorher hat Brandes«in ausgezeichnetes Geschäft mit der Stadt Jnsterburg gemacht, der er 180 Morgen Land für 180 000 Mark als Hasengelände verkaufte. Seine„Not" ergibt sich auch daraus, daß er im Winter INS mehrere Wochen mit seiner Familie und einer großen Dienerschaft in Ztalie» zur Erholung weille. I Der Rittergutsbesitzer Niebuhr m Pieragienen ist ein Mann von ähnlichem Kaliber. Er hat kürzlich sein Gut von 1500 Morgen für 475 000 Mark der Stadt Jnsterburg vertauft und am 1. Januar d. I. eine Anzahlung von 200000 Mark erhalten. Cr denkt trotzdem nicht daran, bei dem Saufmann Lindemann seine Schuld in höhe von 250 Mark zu bezahlen. Der Grund? Die ..Rot der Landwirtschaft". Der Gutsbesitzer Krupps, Inhaber der Güter Siegmarten und Ernstfelde bei Jnsterburg von insgesamt 1500 Morgen, hat bis heute nicht daran gedacht, die ihm auferlegte Grundver- mögens st euer zu entrichten. Die„Rot der Landwirtschaft" ist bei ihm so groß, daß er im Februar 1928 mit seiner Frau ein« Vergnügungsreise nach Aegypten unternahm. Drei Beispiele aus Jnsterburg. Glaubt jemand, daß sich dies« Herrschaften anderswo anders verhallen? Dem Staat di« Steuern vorenthalten, Schulden machen und nicht bezahlen, wählend man selbst in den Tag hineinlobt, und obendrein In schreienden Plakaten sich ast das christlich« und„nationale" Empfinden der GeschrSpftcn wenden, das ist ihre Praxis. Es ist die Praxis der Deuts chnati analen., die Praxis der Liste 2!
Die.Westdeutsche Morgeupost". ein« schwerindustrielle, natio- nslistisch-oölkisch« Zeistingsgründung, hat nach mehrwöchigem Bestehen ihr Erscheinen einstellen müssen. Die Gesellschaft wird liquidieren. Die polnische» Sozialisten forderten im Sejlnausschuß Heeres- Verminderung� auf 150000 Mann und Dienstzettoerkürzung aus m Iahrx natürlich abgelehnt.
Kirche und Wahlen. Ein Konflikt im badischen Klerus. Die Ehristlich-sozial« Reichspartei, die von Pilus Heller geführt wird, hat für Laden den katholischen Pfarrer August Lehmann als Spitzenkandidaten ausgestellt. Lehmann bekämpft ähnlich wie sein Kolleg« Kaiser , dem vom Erzbischof in Freiburg da» Reden außerhalb seines Wohnorte» verboten worden ist. die Politik des Zentrums mit äußerster Schärfe. Da» Gros der katholischen Geistlichkeiten und insbesondere der Erzbischof von Frei- bürg stehen deshalb gegen ihn. Dieser Tage hat Lehmann nun einen Brief des erzbifchöslichen Ordinariat» mit einer schweren Rüg« erhallen. Er hat es vor seiner Ausstellung als Reichstagskandidat„verabsäumt", die Erlaubnis des Erzhischofs von Freiburg einzuholen. Aus diesem Gruiche wird ihm eine Verletzung des kirchlichen Rechtsbuches vorgeworfen. Der Brief des erzbischötlichen Ordinariats schließt:„Der Herr Erzbischof ist außerstande. Ihnen di«� Erlaubnis zur Kandidatur zu erteilen, weil Sie die für die Aus- Übung eines Reichstag»Mandate» eisorderlichea Eigenschaft m nicht besitzen". Das ntuß sich«in katholischer P-arrer gefallen lassen, der zwei- undfünszig Lahre alt ist und seit fünfundzwanzig Iahren in den Diensten der katholischen Kirche steht. Seiner Kandidatur für da» Zentrum hätte sicherlich, selbst von den» Hern Erzbischof au», nichts im Wege gestanden. Insofern bedeutet der Brief des erzbischöflichen Ordinariats nichts anderes als einen Versuch, mit v e r w« r f- lichen Mitteln die Kandtdostir für eine dem Zentrum qegne- fische Partei unmöglich zu machen. Wie verlautet, wird Ptarrer Lehmann trotzdem kandidieren. Zlbges»hen davon, hat die Geschichte noch einen Haken. Das l von der Areiburg« Kurie angeführte Rechtsbuch ficht zweifellos n»
Widerspruch zur Reichsverfassung. Ein Erzbischof hat nicht das Recht, einem Staatsbürger die Ausübung eines Reichstag»- mandat, zu verbieten._
Oer Lleber-Oomela. Oer Kronprinzensohn als Saalschutz und Flugblattverteiler. München . 15. Mai.(Eigenbericht.) In München sprach am Dienstag abend Lettow-Norbeck in einer Wählerversammlung. Saal und Redner waren schwarz. weißrot dekoriert. Ein« besondere Attraktion bildete der durch Domela berühmt gewordene ölt« st e Sohn des Exkron- pri n ze n, den uns die Monarchisten als künftigen deutschen Kaiser zu bescheren gedenken. Da der junge Wilhelm nicht im Heere dienen kann, betätigt er sich jetzt bei den Deutjchnationolen. Als svge.mnn» ker Saalschutzmann stand der künftig« Monarch mit schwer j- weißroter Armbinde im Versammlungsraum und oerteilte Flugblätter. Der Bater spendet Preis« für Sechstagerennen und der Enkel verteill heutschnotionale Flugblätter— ein Hohenzoller ist immer würdiger als. der andere! Die Revue lebt auf. Marcellus Schiffer bringt die Revue wieder auf di« Veiuq, die inzwischen schlafen gegangen war. Sein Spiel im Warenhaus„Es liegt in der Lust", pon F o r st e r. L a r r I n a g a mit Schwung und Schmiß hingebgl, ist das witzigste und spritzigste, wo? seit. Jahren an Unterhallungsthcater herausgekommen ist. Dazu eine fort- reißende Musik mit stürmischem Rhythmus von Mijchq S p o l i a u f k z— ein ganz großer' Erfolg. ,