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Mittwoch 16. Mai 1928

Unterhaltung unö AAissen

Beilage des Vorwärts

Geschichte eines Hundeproleten. Von Anni Harrar. Auch dies ist für mich Süds«. Wenigstens in der Erinnerung. Denn alle Erinnerung ist so, daß man sie nicht freiwillig aus- wählt. Sondern daß sie nach unbekannten Gesetzen uns aufge- zwungen wird. Nicht einmal nach Wichtigkeit, Tiefe des Empfin- dens, Bedeutung und Erlebensstärke. Sondern ganz Nebensäch- liches bleibt haften, niemand weiß, warum. Wird durch Jahre und Jahrzehnte mitgeschleppt. Unvergessen, trotzdem es nichts mit uns zu tun hat. Gar nichts. Oder doch? So ein« Geschichte ist die des kleinen No-room. Es ist nicht einzusehen, warum ich sie nicht oergesien kann.... Da ist noch die sonnenvolle, staubheiße Straße, die aus der Stadt führt. Japaner sahnen, nein, rasen in Autos vorbei. Kaum, daß man die gelbfahlen Gesichter sieht. Der jüngst« unserer malay- ischen Dienerschaft vergnügt sich Mit Rodfahrkünsten und bemüh: sich, den Autos zwischen die Räder zu geraten. Er ist ein flinker, kleiner Junge, dieser Suratti und seine Hose ist durchaus nicht innner so weiß, wie seine Zähne. Bis jetzt gelang es ihm noch nicht, sich und sein Rad mit Hilfe eines Salto mortale überfahren zu lasten. Aber wer weiß, was der Gott der malayischen Diener über ihn beschlossen hat. Draußen glüht in dieser Nachmittogsstunde veilchenblau das Riff. Darüber ragen die Hügel der Bognvinfel Ron auf. Das Vagno ist die Sensation von RoumSa, selbst jetzt noch, da es offiziell feit Jahren aufgelösten ist. Denn aus unerforschlichen Quellen gehen immer noch Gerüchte um, heute nacht sei der und der Gcheimsträf« ling trotz der Haffisch« durch die Lagune schwimmend geflüchtet. Ich denke mir, die Weisen von Neukaledonien wann wird es wieder Baladea heißen? haben Freude an solchen Gerüchten. Mein Gott, das Bächlein interessanter Nachrichten, dessen jede Zunge be- darf, flieht gar so dünn auf all diesen europaverschollenon Inseln. Aber ich wollte ja vom Neinen No-room erzählen. Wir gingen an jenem Nachmittag in dem langsam schleppenden Schritt jener Zone, da man die Schultern und seinen ganzen Körper mit Hitze bi« zum Ueberdruß beladen fühlt, zu unserem Hotel zurück. Heber uns, in den rotblühenden Bäumen, schlug die erst« flackernde Zunge de» kommenden Sonn enuntergan ges vom Westen herauf. Plötzlich trabte ein kleines, dunkles Etwas neben uns durch den aufwehenden Staub. Ein Hund. Kein Rastehund. Gott bewahre! Ein Geschöpf, unerkennbar in seiner Abstammung. E« hätte allenfalls auch«inen fliegenden Fuchs zum Großvater und irgend- ein Halbäffchen als Ahnfrau haben können. Denn alles, was in Europa an Hundemffchblut die Gasten verunziert: wird noch weit übertroffen von dem, was die Tropen daran hervorbringen. Nur eines ist fast allen dieser unbeschreibbaren Köter und vier- beinigen Strauchdiebe gemeinsam: eine groß«, unüberwindliche Scheu vor dem Menschen. Sie gehen ihm aus-dem Weg, wo und wie sie können. Kein Zweifel, sie werden wissen, warum. Der Kolonialeurvpäer ist kein sentimentaler Herr. Sein«'halbblütigen Nachkommen sind es noch weniger. Insofern war also das Benehmen de» kleinen, dunklen Wesens erstaunlich und abweichend. Dir gingen weiter. Geruch der Ebbe vom Meer herein. Irgendwo, au» einem Garten, ein Banjo. Da» kleine Tier lief tapfer mit. Wir redeten es cm. Es blieb stehen, schaute m» einem pintscherschmalen Kopf mit zwei schwarzen, glänzenden Kugelaugen ehrfürchtig und Vertrauens- voll. Dann bellte es mit einem dünnen, heiseren Stimmchen, aber nur ganz bescheiden, wie jemand, der kurz Antwort gibt. Wir sagten, es möge heimgehen. Wir könnten es nicht mit- nehmen. Sein Fell starrt« von Schmutz. Gestank ging von ihm au«. Er war verwahrlost, der klein« Kerl, seit langem, ohne Zweifel. Aber er machte sich nichts aus unserer Absage. Als wir weiter gingen, ging er mit. No-room! No-room! Wir hoben keinen Platz für dichk" Seine Kugelaugen glänzten noch stärker. Er beachtete die rück- »ärtsweisende Hand gar nicht. Man hätte Steine auf ihn werfen können. Natürlich. Aber er sah so armselig aus. Man erkannte die Rippen an ihm wie die gebogenen Stäbchen eines winzigen Korbes. Sein struppiger Rücken war von spitzen Wirbelknochen ge. zackt..Er hatte sicherlich nichts als schlechte Erfahrungen gemacht. Trotzdem brachte er noch das Vertrauen zu fremden Menschen auf. Kurz..... er ging mit. Beim ersten Bissen winselte er vor Freude. Seine dünnen Planken blähten sich hoffnungsvoll. Wir empfahlen ihn dem chinesischen Koch und seinem Küchen­jungen. Wie heißt er. Herr?" Sag' No-room! Oder wie du willst." Der kleine No-room denn der Name blieb ihm fraß. Er fraß unermeßlich. Nichts verschmähte er. Reis, Reste von Curry- fauc«, Fischköpfe, Ananasrinden, K'rabbcnbein«, Schalen von süßen Kartoffeln, die schwarze, borkige Haut der Süds«schwelne, die ganz in die Küche als Braten geliefert wurden. Zuerst schwoll er auf, dann wurde er wieder dünn. So blieb er. Gegen jedermann war er liebenswürdig, zuvorkommend, wie sich das für einen Gast schickt. Er kläffte nicht, ging niemandem ans dem Weg, fuhr ober auch niemandem an die Bein«. Gab es Konflikt mit der farbigen Dienerschaft, war er wie verschwunden. Er respektierte sogar die Katzen. Dann veilchwand er wirklich. Nach fünf Tagen.Fortgelaufen!" sagte sein Nährvoter, der chinesisch« Koch. Man hatte ihm nichts zuleide getan. Ertrug er die Freundlich- teil nicht, die reichliche Fütterung? Er kam auch nicht wieder zu uns zurück. Einige Wochen später kurz vor der Abreise sahen wir ihn nochmals. Auf der anderen Seite�der Stadt, dort, wo dos Ge- meinschaftshaus der Kanälen ist, die nicht bei den Weißen schlafen dürfen, sondern noch Scmneminiergang die Straßen»nd Bunga- lows verlassen müssen. Auch Mischlinge wohnen dort. Farbige Haut fft farbige Haut. Eigentlich waren es nur noch Reste des kleinen No-room. Ein Kadaver, den ein lichterer, halbblütiger Jung« nach Haufe truA.

Llmwälzung der Energieversorgung

Dos ungeahnt rafchd Tempo, in dem auf dem Gebiete der Technik Fortschritt auf Fortschritt folgt, hat es uns längst abgewöhnt, daß wir uns über die Berwirklichung von Plänen wundern, die wir noch vorgestern in das Reich der Phantasie und Utopie verwiesen haben. Besonders auf elektrotechnischem Wege haben uns die letzten Jahr- zehnte Umwälzungen gebracht, die uns auf fast allen Gebieten vor neue Taffachen gestellt haben, ober noch immer können wir nicht sagen, daß die Entwicklung bereits einen Abschluß erreicht hat. Die Ausnutzung der elektrischen Wellen für die drahtlose Uebertragung ist uns etwas Alltägliches geworden dank der unerhört raschen Ein- bürgerung, die der Rundfunk gefunden hat. Auch das Problem des Fernsehens ist nicht mehr weit von seiner Lösung. Mit all diesen Fortschritten ist vor ollem der Name Marconis verbunden. Noch vor kurzem beschäftigte sich die Oesfentlichkeit mit seinen Erfolgen, d-ie er durch die Einrichtung seinesBeomoerkehrs" in der Ausnutzung fern- gesteuerter Kurzwellen erreichte. Hier war es ihm gelungen, das Nach- richtemnonopol der englischen und amerikanischen Kabelgesellschasten zu brechen und billiger und rascher und zumindest ebenso zuverlässig Nachrichten mit seinen Apparaten zu übermitteln. Dieser Erfolg löste eine einschneidende Umbildung der großen englischen und amerika- nischen Kobeloktiengesellschaften auf rein wirtschaftlichem Gebiet durch die Bildung riesiger Konzerne aus. Noch fft die Auswirkung dieser seiner technischen Erfolge nicht zu übersehen imd schon erhalten wir neue Nachrichten von anderen Versuchen auf einem anderen Gebiete der Elektrotechnik, die ungeahnte Möglichkeiten für die Zukunft er- schließen. Es handelt sich hier um das Problem der Fernübertragung elektrischer Energien. Die ersten Versuche mif diesem Gebiete knüpfen sich an den Namen des amerikanischen Ingenieurs Tesla, der vor dem Krieg« mit feinen Experimenten von sich reden machte. Seine Versuche sahen physikalisch, kurz gesagt, etwa so aus, daß er durch Er- reichung immer höherer Spannungen bis zu mehreren Millionen Boll glaubte, den nicht leitenden Raum überwinden und so elektrische Energien von ihrer Ursprugsqucll« räumlich entfernt in Arbeit um­setzen zu können. Irgendein« praktffche Bedeutung haben seine Der- suche nicht erlangt. Nach dem Kriege tauchte plötzlich die Nachricht auf, daß es einem Engländer gelungen sei, das Problem der Fcrnüber- tragung ungeheurer Kräfte zu lösen. Es war Mathews. der über Nacht berühmt wurde und um dessen Geheimnis sich angeblich große Länder wie England, Frankreich und Amerika bemühten: die Todes- strahlen. Doch als man Mathews schließlich zwang, vor einem kleinen Kreis von Wissenschaftlern den Beweis für seine Behauptungen zu führen, wurde es ein glattes Fiasko. Nicht einmal ein« armselige Maus erlag aus nächster Nähe den geheimnisvollen Strahlen und Mathews zog es vor. sang- und klanglos von der Vildfläche zu ver- schwinden. Seine Versuche haben insofern aber eine gewisse Dedeu- tung, als es sich bei ihnen darum handelte, elektrische Wellen zur Kraftübertragung auszunutzen. Gewiß sind die Voogänge de» Rundfunks auch nicht» andere« al« die Uebertragung von Energie, die aber in so oerschwindend kleinen Mengen In dein Empfänger ankommt, daß sie für ein« eigentliche Arbeitsleistung nicht mehr ausgewertet werden kann. Weiterhin

hoben diese verhältnismäßig langen Wellen, die man hier benutzt, den Nachteil, daß sie nicht in eine bestimmte Richtung so ohne weiteres gezwungen werden können, daß sie sich nicht«ms «inen bestimmten Punkt konzentrieren lasien. Dies fft erst Marconi mit seinem kurz- welligenBeanroerkehr" gelungen, der ja gerade darauf beruht, daß diese verhällnismößig kurzen Wellen sich mit einer einfachen Appa­ratur richten lassen. Aber mit diesen sogenannten Kurzwellen und den Longwellen ist ja nur«in verschwindend geringer Bruchteil der Möglichkeiten erschöpft, die elektrisch« Wellenstrahlung bietet. Denn das, was wir als Licht- oder Wärmestrahlen empfinden, sind ja auch nichts anderes als elektrische Wellen, nur ist ihre Wellenlänge eben von einer ganz besonderen Kürze, die kaum über Tausendteil« des Millimeters hinauskommen, wogegen die sogenannten kurzen Wellen doch immer noch eine beträchtliche Anzahl von Zentimetern oder Metern zur Wellenlänge haben. Und in dieses Gebiet der Wellenlängen, die sich nur nach noch Millimetern messen lassen, führt die Frage der elektrischen Energie- Übertragung hinein. Nach dem. was bisher darüber verlautete, scheint Marconi auf dem Weg« zu sein, technische Einrichtungen auch von wirtschaftlich brauchbarem Wert zu erfinden, die eine Kraftüber­tragung auf große Entfernungen möglich machen. Die Schwierigkeit liegt aber eben in der Erzeugung kleinster Wellen. Diese aber sind notwendig, um die Wellenzüge zielsicher auf den Punkt konzentrieren zu können, an dem die übertragene elektrische Energie in Arbeit umgesetzt werden soll. Dieses genaue Richtunggeben geschieht durch große Parabolspiegel, mit denen sowohl die Sende- als auch die Empfangsstation ausgerüstet ist. Der Vorgang der Energieübsr- tragung wäre affo im Grunde ein verhältnismäßig einfacher, elek­trische Kraft wird in Hochfrequenzströme von vielen Milliarden Schwingen umgewandelt und durch den Parabolspiegel in einer bc- stimmten Richtung ausgestrahlt. Bon der aufnehmenden Stelle werden sie wieder durch einen Parabolspiegel aufgefangen und nach entsprechender Transformation in Arbeit umgesetzt. Aber wie wir bereits hinwiesen, liegt die technische Schwiertgteit eben in der Er- reichung derartig außerordenUich hoher Frequenzzahlen. Bis jetzt fft der Stand der Versuch« der, daß die Kraftüber­tragung auf diesem Wey« soweit gelungen ist, wie Sender und Empfänger sich noch in Sehweit« voneinander befinden. Im übrigen sind dies« Versuche nicht nur von Marconi unternommen worden: auch in Deutschland hat sich Graf Arco mit derartigen Experimenten befaßt, und auch in Rußland scheint man bereits rnff dem Weg« zu einer gewissen Lösung zu sein. Marconi ist wohl jedoch mit seinen Versuchen am weitesten gediehen, da man ganz ernsthaft bereits den Gedanken erörterte, Kräfte von Amerika nach Europa zu über- tragen. Es handelt sich dabei um die Ausnutzung der ungeheuren Energien, die in den Niagarafällen frciwerden. An der Vorstellung, daß die Kräfte der Niagorafäll« in Europa zu mechanischer Arbeits- leistung ausgenutzt werden können� kann man die ganze Tragweite einer solchen umwälzenden Erfindung ermessen. Wenn das Experi­ment, was Morton! vorhat, wirtlich gelingt, so würde es bedeuten, daß wir praktisch tatsächlich von dem Standort der Kraftquelle unab- hängig werden. Die natürlichen Energien könnten für industrielle und sonstig« Zwecke von jedem Punkt« der Erde ausgenutzt werden.

Der Pintschertopf mit den Kugelaugen lugt« aus der Palmblatt- tasche. Ein bißchen blutig. Was tust du damit?" Weiß« Zähne lachten.Oh, gut kai-tai!" Er machte schmatzend die Bewegung des Kauens. Wir sahen den Jungen an. Er war moger. Fast wie der kleine No-room so mager. Er hatte sicher lange nichts Richtiges gegessen. War vielleicht seinem Herrn da- vongelaufen und der Busch hotte ihn schlecht genug ernährt. So daß ein Hungriger und heimatlos Verlaufener den anderen aufzehrte. Das ist ja wohl Lebensgesetz. Auch«in No-room zahlt seinen Tribut und bedeutet noch einen Wert. Damit ist die Geschichte aus. Und wenn ich sie nicht vergessen habe, so fft es wohl, well ich es unklngerweise nicht unterlassen kann, darüber nachzudenken, ob dieser armselige Hund besser daran tat, einen nicht weniger arm- seligen Kanakenbastarden sattzumachen, als bei uns ein sorgenloses, beschütztes Dasein zu führen. Wer löst diese Frage? Anekdoten vom Lsrberliner. In dem soeben bei Paul lsranke in Berlin erschienenen Buch von Hon» OstwaldDer Urberliner in Witz, Humor und Anekdote"(Sieue Folge» finden wir folgend« Geschichten: Voltaire und die Berliner »Materialisten". Der bekannte Großindustrielle Gottlob Nathusius(1760 1855), der in den siebziger Iahren des 18. Jahrhunderts in Berlin Kauf­mannslehrling war, erzählt aus dieser Zeit in seinen reizvollen Iugenderinnerungen folgende hübsche Anekdote:Als Voltair« bei dem König war und von philosophischen Dingen die Rede war, fragte ihn dieser eines Tages, ob es denn in Sr. Majestät Staaten auch Materialisten gäbe?(weil doch Boltaire selbst einer war). O," sagt« Friedrich,hier in Berlin allein gibt's mehrere Hundert«, ich kann sie Ihnen gedruckt zeigen", und hier legte er ihm den Adreh- talender vor, wo nämlich alle Namen der Materialwarenhändler standen, die man wohl auch Materialisten nennt. Am anderen Tage machte sich Voltaire mit der Liste auf und geht zum ersten besten. Er fragt nach Herrn so und so, und wundert sich etwas, einen Mann hinter dem Ladentisch mit einer blauen Schürze zu finden. Mein er denkt, desto besser, es wird ein natürlicher Philosoph sein, und redet ihn gleich aus sein System an. Der Mann sieht ihn groß an. Am Ende merkt er denn, daß sich der König einen Spaß mit ihm gemacht hatte." Keile noch dazu? Glaßbrenner war damals ein« der beliebtesten Persönlichkeiten Berlins . Cr halle in seinemBerlin , wie es ißt und trinkt" die Berliner staunenswert treu �geschildert, seine Satiren, seine Witze bildeten das Stadtgespräch und der hohe Bundestag im freien Frankfurt hatte für ihn die schönste ReName gemacht. Dieser hohe Bundestag(Glaßbrenner schrieb immer weil ihm ein Härchen in die, Feder geraten warBundestag") hatte nämlich das da- mal» letzte Werk GlaßbrennersBilder und Träume aus Wien" für die[amtlichen 39 deutschen Staaten und die umliegenden Dorj.

schaften verboten. Glaßbrenner war der Held d«g Tages und weihrauchumnebeltl Natürlich schrieb er ein Theaterstück. Cerf nahm e» an. Das Stück war am Abend vor dem geschilderten Morgen des Mißmutes mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Das ging demDramaturgen " Eerf an die Nieren. Er war in die Loge des ersten Ranges gestürzt, woAdolph" saß, aber die beabsichtigten Borwürse blieben ihm in der Kehle sitzen, denn Glaßbrenner pfiff mit den anderen so laut er tonnte!Wie heißt?" Glaßbrenner, der nur, wenn er den Frack anhatte, nicht Berlinisch sprach, zischelte ihm in» Ohr:Soll ick etwa olleene Bravo klatschen, det s« mir rauskennen? Ree! Keil« noch dazu? Det mächt ick nich!" Wir vollen keenen Keenig. Bei der Geburtstagsfeier Friedrich Wilhelms III. am 3. August 1836 gab es in Berlin «lllerlei Krawall. Es wurden unter dem Rufe:Mit Gott für König und Vaterland!" Laternen«ingeworfen und anderer grober Unfug getrieben. Em Eckensteher rief den Poli- zisten entgegen:Wir wollen keenen Keenig mehr!" Beim Kragen genommen und auf die Wache gebracht, herrscht ihn der Polizei- kommissar an:Warum willst du, niederträchtiger Kerl, denn keinen König mehr?"Weil wir schon een'n haben!" erwiderte trocken und lakonisch der Eckensteher. Kirchenbesuche. Schleiermacher war den Berlinern als geistreicher und witziger Mann besonder, lieb, und man pflegt« die feinsten und besten Scherze, die in Umlauf kamen, ihm zuzuschreiben. Aus die große Anzahl der Zuhörer, die sich allsonntäglich, um ihn zu hören, in der Dreifaltigkeitskirche«infanden, sei er. so erzählt man, garnicht stolz gewesen, sondern habe einst gesagt:In meine Kirche kommen hauptsächlich Studenten. Frauen und Offiziere. Di« Studenten wollen meine Predigt hören, die Frauen wollen die Studenten sehen. Und die Offiziere kommen der Frauen wegen."

Ein Zeitmesser für Telephongespräch«. Es gibt ein« Stadt, in der man nicht die Zahl der Gespräche, die man telephonisch führt, sondern ihre Gesamtdauer bezahlt. In Eoerett, einem Ort im Staate Washington , werden im Fernsprechdienst besondere Zähler ver- wendet, die jedesmal IS Sekunden, während deren gesprochen wird, registrieren. Die ZSHlvorrichhing, deren Einzelheiten in derUm- schau" genau beschrieben«erden, arbeitet vollkommen lautlos: sie befindet sich im Fernsprechamt, und über dem Fernsprecher des Teil- nehmers hängt nur ein kleiner Registrierunzsapporat, der etwa einem Gasmesser gleicht. Der Gesprächsmesjer oder Telechrvnometer. der unter steter Kentolle de, staatlichen Amts für öffentlich« Arbeiten in Washington steht, hat sich in Everett vortrefflich bewährt. Seit- dem er eingeführt ist, hat sich die Zahl der Teilnehmer verdoppelt, denn die Kosten stellen sich viel niedriger als bei dem alten Pauschal. system. Wenn man nämlich weiß, daß nicht das Gespräch, sondern die Zell der Gesprächsdauer bezahlt wird, dann hütet man sich vor allzu langem Geplauder am Fernsprecher, und selbst die Damen von Everett haben gelernt, all« Gespräch« nach Möglichkeit abzukürzen, weil eine..Kilameterunterholtung" den Geldbeutel zu sehr angreift. Diese segensreiche Erftwdung, die unseren wertvollsten Besitz, hie Zeit, vom Diebstahl schützt, soll jetzt auch u, anderen auxrikanischrt» Städte« eingeführt werden.