Der heilige Krieg. Studioaufführung der Piscator-Äühne. Vor Beginn der Nachtvorstellung erscheint ein Dramaturg auf der Bühne, erglüht in sachlicher Ekstase und setzt Zweck und Ziel des Piscator-Studios auseinander. Ss ist gewissermaßen ein La- boratorium für Wirkungen, ein« llntersuchungsstätte, in dem junge Dramatiker und Schauspieler durchröntget werden. Allerdings scheint der Apparat nicht richtig zu funktionieren, oder man wollte mit der Aufführung von Otto Rombachs.Heiligem Krieg" fest- stellen, wie groß die Geduld der Piscator -Anhänger ist. Ucberzeugung allein, auch solche von der edelsten und humansten Art, ohne künstlerische Gestaltung bleibt auf der Bühne wirkungs- los. Schön, Piscator proklamiert das Gefinnungstheater, er will keine ästhetischen Wertungen, aber Leitartikel gegen den Krieg sind bester in der Zeitung untergebracht. Hier bei Rombach reden Die Menschen nicht einmal klar, sie sind nur Sprachrohre für lobens- werte Ideale, die Rombach leider nicht formen kann. Ein gewesener Offizier wird als Referent von einer Besuchsgenossenschaft der Kriegsgegendcn engagiert. Er soll über den Krieg zu Nationalisten anders reden wie zu Proletariern. Aber er, dem der Ekel bis zum Halse sitzt, spricht zu allen von dem Wahnsinn des Massenmordens.
Oer grohe Lammer.
.Westarp, Westarp, gib mir meine Legionen wieder!*
Nach diesem verunglückten Experiment pflegt er noch einen Dialog mit her Tochter des Unternehmers und erzählt allerlei von Kon- junkturverständnis und Gesinnungsschieberei. Ein sehr gutes Sujet, «ine starte Wirkung, wenn Rombach gestalten könnt«, doch er läßt die besten Szenen verpussen. Während der Offizier die Schlacht schildert, steht die Masse unbeweglich da. Wo bleibt der Gegen- spieler? Rombach kennt nur Pathos und breiten Redestrom, es fehlt ihm an Konzentrotion, an Ueberlegenheit, an Ironie. Die Ausführung bleibt eindruckslos. Was sollen aber auch die Schauspieler mit diesem verunglückten Stück anfangen? Heinz Greif als Offizier ist zu trocken, zu pedantisch, man glaubt ihm manchmal die Reden nicht. Der Regisseur Heinrich Ober l<S»der stellt in die Mitte der Bühne einen riesigen Tank auf, gewistermaßen ol» Symbol. Um ihn und auf ihm spielen sich die Szenen ob. Wenig Gliederung in der Rede und auch im Ausbau der Szenen. Piscator könnte aber endlich einmal bei Auswahl der Stücke bester beroten werden._ F.S. Gewerkschastsiagungen. In den nächsten Wochen halten 15 Verbände Ihren Berbandstag bzw. ihre Generalversammlung ob. Den Roigen eröffnet am 11. Juni der Verband der H u t m a ch e r in Altenburg . Vom 16. bis lü. Juni tagt der Bund der technstchen Angestellten und Beamten (Butab) in München . Am 17. Juni beginnen die Berbandstag« der Eisenbahner in Frankfurt a. M., der F r i s c u g e h i l f« n in Düsseldorf und der Lederarbeiter in Dresden , am 25. Juni die der Graphi- scheu Hilfsarbeiter und der Schuhmacher, beide in Köln . Ab 2. Juli tagen die Bekleidungsarbeiter in Stettin , und vom 8. Juli ab die Bergarbeiter in Magdeburg und die Fabrikarbeiter in Hamburg . Am 29. Juli beginnt die Tagung der Lithographen in Jena , am 6. August die der Buchbinder in Düsseldorf und der Gemein dearbelter in Köln . Am 12. August tritt der Verkehrsbund in Leipzig zu- sammen, und am 13. August der Deutsche Metallarbeiter- verband in Karlsruhe . Der Gewerkschaftskongreß«ird wahrscheinlich in der ersten Septemberwoche in Hamburg tagen.
11. Internationale Arbeitskonferenz. Die deutsche Delegation hat die am 20. Mai in Gens beginnende 11. Internationale Arbeitskonferenz nun wie folgt zu. sammengesetzt: Regierungsvertreter sächsischer Ober- verwaltungsgerichtspräsidcnt von Nostitz und Ministerialdirektor Dr. Weigert vom Reichsarbeitsministerium , Arbeitgeberdelegierter Kommerzialrat Bogel vom Textilindustriellenverband in Sachsen , Arbeitervertreter Hermann Müller , Vizepräsident des Allgemeinen Deutschen Gewerkschoftsbundes. Dazu kommen zwei Ersatzmänner und acht Sachverständige der Regierungsvertveter, vier Sachverständige für den Arbeitgebervertreter und fünf Sachverstän- dige für den A rbeiterd« legierten, dazu ein Sekretär, zusammen 21 Personen._ Bari— Tirana— Stambul— Brusta, dieses Projekt Fähre—(Eisen- bahn— Unterfectunnel wird auf britisch« Veranlassung in der Italienische» Preste defünoortet,
Der Allgemeine Deutsche Musitverein ist, zehn Jahre vor der Gründung des alten Deutschen Reiches, unter Füh- rung von Franz Liszt in Weimar gegründet worden, mit dem Hauptziel:„Pflege und Förderung de» deutschen Musiklebens im Sinne einer fortschreitenden Entwicklung." Dieser Aufgabe dienen die jährlichen„Tonkünstlerseste". Es ist nun das achtundfünfzigste Fest, das in diesen Tagen in Schwerin stattfindet, und gemäß seiner Bestimmung wird es zu einer umfassenden, übersichtlichen Schau der zeitgenössischen deutschen Produktion. Einstweilen liegen zwei Drittel der Veranstaltungen hinter uns und also zur vor- läufigen Betrachtung vor. Orchesterkonzerte. Sechs Orchesterwerke größeren oder größten Format», zum Teil mit Instrumental-, zum Teil mit Vokalsolisten und Chor, zeigen den heutigen Musiker in ollen Etappen der Einstellung zwischen gestern und morgen oder, die Kennzeichnung selbstverständlich nicht im politischen SinNe verstanden, zwischen Rechts und Links. Und es ist nicht überraschend, immerhin bemerkenswert, daß der an Jahren jüngste, der sechsundzwanzigjährige Wilhelm Maler , auch der radikalste ist: und der abgeklärteste, allen Tagesströmungen und -experimenten fernste der um ein Menschenalter reifere(nicht nur ältere) Gerhard v. K e u ß l e r, dessen Sinfonie in C-Dur eröffnet, unter Leitung des Komponisten, den ersten Abend.(Die übrigen Nummern dieser beiden Orchesterkonzertc dirigiert der Mecklen- burgische Generalmusikdirektor Willibald K a e h l e r.) Ein Sinfonie also, fast eine Stunde Musik in einem Satz, schwer, gewaltig, mit heiligem Ernst gewollt, ethisch-pathetisch beladen. Es ist keine leichte Sache, zu folgen, aber gewiß eine lohnende, ein Werk wie dieses— nicht nur zu hören, sondern gründlich kennenzulernen: man wird da gewiß Momente echter Inspiration entdecken und sich an den Details einer Arbeit erfreuen dürfen, die weniger vielleicht von Können im landläufigen als im allerhöchsten Sinn von künstlerischem Gewissen zeugt. Dem Zeitstil Keußlers kommt Gustav Geierhaas , geborener Südwestdeutscher, am nächsten, dessen„Variationen über ein eigenes Thema" als ein großangelegtes Werk romantisierenden Charakters, aber durchaus charakterooll-pcrsönlicher Haltung ausgezeichnet be- stehen. Ein bißchen sormalistisch, aber wirkungssicher und mit über- legener Beherrschung des Satz- und Orchestertechmschen gemacht. Auch die„Tripelfuge", die Kurt v. W o l f u r t, wie Keußler Lio- länder, beigesteuert hat, ist mehr formal interessant als geistig oder inhaltlich von tiefer Bedeutung: gutes Muster moderner Schul- arbeit. Nur merkwürdig oergriffen in der Instrumentierung: die Aufgabe des Orchesters war hier mir zeichnerisch, nicht malerisch zu lösen: Wolfurt gibt Koloristik statt Plastik. Weit Größeres gewollt, aber auch weit Stärkeres geoffenbart ist in dem„Stabat Mater " des in Deutschland noch kaum gekannten Tirolers Joseph Lech- thaler. Ein religiöser Text liegt zugrunde, lateinische Worte des Mittelalters: zu ihrer Vertonung ist der Apparat eines Oratoriums aufgeboten: Soli, Chor, Orgel und Orchester. Man spürt öfter- reichisch. katholische Tradition. Bruckner klingt an, aber die Tonsprache, als Ausdrucksmittel einer schöpferischen Persöchichkeit immer überzeugend, stößt auch in heutigere Bezirke vor. Doch vor allem, man spürt schöpferisches— das Wort in einem Sinn gebraucht, der in der Gegenwart selten geworden ist: die außerordentliche, fast bis ins Aeußerlich-Theatralische gesteigerte Wirkung bleibt Abbild einer
starken, überstark noch außen drängenden Innerlichkeit, Niederschlag einer naiven Natur, gewiß nicht raffinierten Wirkungswillens. Aeußerster Gegensatz zu diesem Werk des großen gehobenen Ge- fühls, doch wie dieses(wenn nicht: vor diesem) bisher stärlste Talent- äußerung: Wilhelm Malers, des jungen Kölner Hochschullehrers, „Konzert für Kammerorchester und Cembalo", Produkt einer ver- blüsfend regen, technisch trainierten Phantasie, phantasievoll in Klang und Rhythmus; klar prosilierte Themen von persönlichen. Schnitt (nur Mahler— mit h— meldet sich gelegentlich), subtil disferenzie- rcnde, besonders im Grotesken aparte Tönung des Orchesters— nur die Verwendung des Cembalo, als Reverenz vor den Meistern früherer Jahrhunderte, scheint nicht glücklich: aber die Satzformcn der vor-bachischen Zeit erfahren eine Erneuerung, die Belebung und Durchgeistigung ist. Und da ist endlich der Fall des(in Berlin vorteilhaft bekannten) Sinfonikers Paul H ö f f e r: dem Tage weniger fern als Keußler, menschlich weniger problematisch, doch auch für das Problem„Rena Musik" eher ein typisches als«in weit überragendes Beispiel. Kammermusik. Sechs Orchesterwerke: jedes, wenn der Beifall nicht trügt, bringt seinem Schöpfer Erfolg: den stärksten haben Lechthaler und Geier- Haas. Aber einen„Durchfall", eine Ablehnung, eindeutig, einmütig, wie sie selten erlebt wird, gibt's im ersten Kammerkonzert: sie trisst Anton Mederns Streichtrio op. 20. Ein Zischsturm, nur mit Mühe niedergehalten, fährt als Elemcntarereignis in den letzten Takt. Der Fall ist tragisch, dieser Fall Webern , der ein erneuter Fall Schönberg ist. Wie einst, beinahe ein Vierteljahrhundert ist's her, Arnold Schönberg stand, einsam, unerreichbar der zeitlichen Umwelt, unsagbar fern allem, was ihr als Musik galt, so steht heute, 1928, der Jünger. Gläubigster Schönberg-Apostel, hörigster Schön- berg-Schüler— denn diese nun mehr als vierzigjährigen Männer bleiben, nach Jahrzehnten noch, was sie immer waren: Schüler ihres Meisters— dieser Webern also, wir fürchten, daß seine Zeit, die kommen soll, vorbei ist. Die Hochkonjunktur alles Fortschrittlich- Neuen, die der Geist dieses Nachkriegsjahrzehnts entbunden, hat der Sache Schönberg Stoßkraft des Aktuellen verliehen: aber die Musik- weit, nun wieder besinnlicher werdend, wird der hals- und bahn- brecherischen Verheißungen müde: sie will von der kondensierten Unmusik nichts wissen, die ein zweites Mal an ihr Zukunftsvertrauen appelliert. Ein erfreuliches Werk: Hans Eberts„Biblische Balladen", eine Folge von 19 Gesängen nach Gedichten von Else L a s k e r- Schüler für Sopran und acht Soloinstrumente. Das Programm bietet daraus nur«ine Auswahl von sieben Stücken: darunter be- sonders schön das fünft-':„Versöhnung". Unsere Kammerorchester- beflissenen sollten sich des Ganzen annehmen: gewiß würde sich's lohnen. Walter Geisers Suite für Violine und Klavier könnte vor dreißig Iahren geschrieben worden sein: originell wäre sie gewiß auch damals nicht gewesen. Erich-Walter S t e r n b e r g s, des in Berlin nicht mehr unbekannten, Streichquartett II macht, mit gründlich gearbeiteter Musik, höher« Ansprüche, als es erfüllt, und sein« Länge steht zur Tiefe in keinem für den Hörer ermutigenden Ver- hältnis. Der ermüdet am End« eines langen Konzerts, das-ein« Klaoiersonatine von Mar Gebhard frisch und anregend eingeleitet hat. Klaus Pringsheim .
ZmZweikampf mit dem weißen Tod Von Douglas Mawson.
vi« Berliner..Gesellschaft für Erdkunde", die heute ihre Beravstalwngen anläßlich ihrer hunderlsahrseier eröffnet, hält eine Sondersitzung zu Ehren de» ol» Teilnehmer erschienenen Südpolarsorscher, Douglas Mawson ob. Dem hervorragenden Gast zu Ehren geben wir au» seinem Bericht über seine austrollsche Südpolorexpedision von ISll— lSl4. der in populärer Form unter dem Titel„Leben und Tod am Südpol" im Berlage von J. A. Brockhaus er- schienen ist. eine spannrndc Episode wieder. Am Abend de» 8. Januar zog ich Mertz, in seinen Schlafsack gehüllt, au» dem Zeit, häufte Schneeblöcke rings um den Leichnam. und errichtet« aus den zwei halben Schlittenkufen ein rohe» Kreuz. Am 9. sprach ich die Totengebete für Toner. Da wenig Aussicht bestand, daß ich lebend menschlichen Beistand erreichte, bedauerte ich meine Unfähigkeit, die Einzelheiten der Küstenlinie des 480 Kilo- ineter weit bereisten Gebiet» sowie die Beobachtungen über Gletscher und Eisbildungen usw. aufzuzeichnen. Nachmittag schnitt ich Mertz' Burberryjacke auf und näht« sie an einen großen Sack, so daß ich ein Segel erhielt, das sich leicht setzen und einholen ließ. Am 10. Januar wurde die Reise durch starken Wind und dichtes Schneetreiben unmöglich gemacht. Ich beschästigl« nych teils mit der Durchsicht der Lebensmittel, teils mit dem Abkochen des Restes des Hundefleifches. Nur so konnte ich einen Teil des Petroleum- Vorrates zurücklassen. Am 11. Januar, einem schönen, ruhigen Sonnentag, setzt« ich mich über leicht abfallende» Gelände auf guter Obersläche in Bewegung. Schon bei dem Aufbruch fühlt« ich meine Füße wie Klumpen, sie schienen wund zu sein. Nach VA Kilometer Marsch schmerzten sie derart, daß ich beschloß, sie sofort genau zu unter» suchen. Der Anblick erschreckte mich. Die verhärtete Sohlenhaut hott« sich losgelöst, und meine Socken waren von einer wässerigen Flüssigkeit durchnäht. Die neue Haut darunter war sehr wund und ausgesprungen. Ich bestrich die neue Haut dick mit Lanolin und band die alte Sohlenhaut mit Mullstreisen an ihren früheren Platz, da sie aus der Wundsläch« weich und angenehm wirkte. Heber diesen Verband zog ich sechs Paar dicke Wollsocken, Pelzstiefel und weiche Lederüber- schuhe, die sonst beim Trogen der Steigeisen benutzt wurden. Dann nahm ich ein Luftbad in der herrlichen Sonne. Ein prickelndes Gefühl oerbreltet« sich über meinen ganzen Körper: ich fühlte mich wohler und kräftiger. 13. Januar. Da» Schneetreiben hörte auf. Am Nachmittag war e» herrlich. Ich stieg über harte Ei»hänge hinab, über viele Spalten, ober die rauhe Oberfläch« schnitt mir in die Füße. 8 Uhr nachmittags Lager, 9A Kilometer zurückgelegt. Wöhrend des Morsches erblickt« ich im Westen die Auroraspitze, ungefähr 32 Kilo- meter entfernt, quer über dem Mertzgletscher. Ich war glücklich, aus dies« Bpfi die Stell«, auf der ich mich befand, feststell» gj,
x können, und hoffnungsvoll schaute ich dem fernen Plateau entgegen, das zur Winterhütte führte. Der Mertzgletscher bildete das nächste Hindernis. Er fiel von dem Plateau nach Südwesten in gewaltigen aufgebrochenen Falten ob und drängte sich nach Norden, wo er in ein Gewirr von Spalten und Zacken zerrissen wurde, die im Sonnenschein funkelten. Am 16. erschien die Sonne. Ohne Verzug brach ich auf. Ein günstiger Wind erhob sich, und es glückte mir, langsam in kurzen Absätzen mit dem Segel durch die Schneesintflut hindurchzukommen. Der Schnee klebte in Klumpen an den Kufen, die ich immer wieder reinigen mußte. Ich versank Mehrmals in Löcher. Plötzlich bemerkte ich, daß der Boden gerode vor meinen Füßen steil abfiel. Ich stand am Rande eines Loches, groß wie ein Steinbruch. Mit dem Aufgebot meiner ganzen Kraft tonnte ich den Schlitten von dem Abgrund zurückrcißen. Am 17. Januar war es bewölkt, und es fiel Schnee. Eine Der- zögerung de» Marsches war gleichbedeutend mit einer Herabsetzung der Ration. Es blieb mir daher nichts übrig, als weiterzuziehen. Während eines langwierigen, steilen Ausstiegs auf tiefer, weicher Schneeschicht brach ich durch die Brücke einer Gletscherspalte; ich blieb mit den Hüften stecken, kam wieder heraus, wendete mich 45 Meter nach Norden und versuchte dann eine Spalte schräg zu überschreiten. Wenige Augenblick« später baumelte ich, AA Meter tief, in einer Gletscherspalte— der Schlitten rutschte langsam der Oesfnung zu— ich fand gerade noch Zeit, zu mir zu sagen:„So, das ist das Ende!", und machte mich gefaßt, daß der Schlitten jeden Augenblick auf meinen Kopf krachen und olles mit sich in die Tiefs reißen würde. Da der Schlitten jedoch weiterglitt, ohne hinabzu- stürzen, fühlte ich, daß die Vorsehung mich noch einmal rettete. Die Möglichkeit zu entkommen, war bei meiner Schwäche sehr gering. Die Spalt« mochte zwei Meter breit sein: ich hing ganz frei in der Lust und drehte mich langsam um mich selbst. Mit großer Mühe erhaschte Ich«inen Knoten im Seil: nach einer Atempause gelang es mir, mich hochzuziehen, einen zweiten Knoten zu fassen und mich endlich bi, zu der überhängenden Schneebrücke emporzuarbeiten, in die das Seil einschnitt. Da brach ein weiteres Stück der Brücke ein, und ich stürzte abermals, so lang wie das Seil war, in die Tiefe. Erschöpft und erstarrt— denn ich hatte bloße Hände, und der Schnee war haufenweise in meinen Anzug gedrungen— hing ich in der festen- Ueberzeugung da, daß nun alles für mich zu Ende fei. Rasch nahmen meine Kräfte ab. Noch wenige Minuten, und es war zu spät. Ich trieb mich zu einer letzten Anstrengung an. Der Kampf dauert« eine Weile, aber wie durch ein Wunder stieg ich langsam hinauf. Diesmal kam ich zuerst mit den Füßen heraus, während ich mich an dem Seile festhielt: dann, schob ich mich heraus und streckte mich der Länge nach aus. Dann kam die Nachwirkung ' Langsam richtete ich das Zelt auf und nahm etwas Nahrung zu mir.(Am 1. Februar erreicht Mawson endlich die rettende Hütte mit de» zurückgebliebene» Aejöhrtem)