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Betlage Donnerstag, 24. Mai 1928.

AH MBA Der Abend

JUAN MOY MIGMUND

MUA

Spalausgabe des Vorwärts

2009H2AX MOV

Im Dunkel des Urwaldes.

Wie die Arbeiter in fernen Ländern ausgebeutet werden.

Sehnsucht nach der Ferne, Träume von Ländern, in denen es anders, in denen es schöner ist als bei uns, find in jedem Menschen mohl schon einmal lebendig gewesen. Und sie sind genährt worden aus buntfarbigen Erzählungen früher Kindertage, die uns weite umerschlossene Gegenden unter einer anderen Sonne schilderten. Auch ein wenig Gruseln mag dabei gewesen sein, wenn wir von dem Urwald hörten, in dem riesig große und seltsam schöne Pflan­zen wachsen, in dem die Menschen eng mit der Natur verbunden, ein Leben führen, das nichts weiß von Sor gen, Nöten, Hasten der Großstadt. Selten nur dringt eine Kunde von diesen Menschen zu uns, und wir sind viel zu sehr beschäftigt und eingefangen von unseren eigenen Sorgen, als daß wir viel an das Land des Wunders den­fen fönnten. So bleiben diese kindlichen Bor­stellungen in uns haften, und wir erfahren nichts von dem unendlich schweren Los der proletarischen Brüder, die in den Tropen un­menschlich geschunden werden, bei denen die Romantik und das Zauberland gewichen sind dem sehr realen und unromantischen Hunger, den fürchterlichsten Seuchen, der barbarischen Ausbeutung. Denn längst sind die Zeiten vor­über, in denen jene tropischen Gebiete ihren Bewohnern zu eigen war, die in ihnen ihr Leben nach ihren Wünschen gestalten fonnten; längst schon hat auch hier der Kapitalismus Befiz ergriffen von den Menschen, von dem Boden, von den reichen Schätzen des Landes.

PACIFIC

CHILI

So sind in der großen waldreichen Ebene Argentiniens , im Gran Chaco , große Barzellen des Quebrachoholzes, das zur Gerb­stoffbereitung dient, ausgerottet worden, wo­bei viel wertvolles Holz anderer Gattung nuglos der Art verfallen ist, und in anderen Gebieten wieder bleibt anderes wertvolles Holz ungenutzt liegen. Wenn hier volkswirtschaftliche Werte vergeudet werden, so ist das auch unsere Sache, obwohl wir im eigenen Lande genug zu tun haben, um wirtschaftlichem Irrfinn zu begegnen. Denn wenn an einer Stelle der Welt die Arbeiterschaft um ihre wirtschaftlichen Rechte, geprellt wird, so gibt es feine Stelle, an der nicht andere Arbeiter darunter auch zu leiden hätten. Darum ist es sehr verdienstvoll, daß die Holzarbeiter Jnternationale dem Dunkel des Urwaldes Dinge entrissen hat, die für die gesamte europäische Arbeiterschaft von größter Bedeutung sind. Darum soll aus ihrer Denkschrift über die Lage der tropischen und subtropischen Waldarbeiter hier turz einiges mitgeteilt werden. si

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In dem erwähnten Waldgebiet des Gran Chaco werden etwa 20 000 Arbeiter, mensus" genannt, unter den fürchterlichsten Be­dingungen beschäftigt. Auf diesem aus Lehm und Humus gebilde ten Beden fehlt jede Wasserreinigungsanlage, so daß das Wasser sich auf dem undurchdringlichen Boden unter oft 40 Grad Hige zu stinkenden, faulenden Teichen sammelt. Das Trinkwasser, das in mehrtägigen Transporten zugeführt wird, ist so teuer, daß die

( BRIT INDIA)

MEDAN

INDOCHINA ( FRANCE)

SIAM.

PACIFIC

( HOLLAND )

SUMATRA

INDIAN OCEAN INDISCHER OZEAN

OCÉAN INDIEN

MALAKKA

PENINSULA

( HALBINSEL

( BRIT)

STRAITS SETTLEMENTS

BAGAN

SIAK

INDRAGIRI

PADANG .

Sumpf and Flutwald.

Schiffahrtlinien.

BENGKALIS

SINGAPOR

RENGAT

DJAMBI

TARD JONG PINE

PALEMBANG

ärmere Bevölkerung es nicht faufen fann, und sich mit dem faulen­den Trinkwasser voller Mitroben zufrieden geben muß. Aber für die herrschende bürgerliche Regierung ist es wichtiger, die stärkste Militärmacht Südamerikas zu werden, als für die Gesundheit der Bevölkerung zu sorgen. Die Menschen leben in ärmlichsten Hütten, genannt Ranchos", deren Bände, mit Stroh und Schlamm ge­

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stopft, Wind und Regen offen stehen. Betten sind ein seltener| und Prostituierte, darunter Mädchen von 14 bis 16 Jahren, ver­Lurus. Die meisten schlafen auf dem Fußboden. Aerzte existieren treiben ihnen die Zeit; sie sind fast ausnahmlos geschlechtsfrank. weit und breit nicht. Statt ihrer übernimmt ein Wundermann" Die Korruption beherrscht das ganze Staatswesen; die Polizei sieht mit heilsamen Kräutern und frommen Sprüchen den Sanitätsdienst. ihre Hauptaufgabe darin, Arbeiteraufstände niederzuschlagen, und So ist es gewiß nicht erstaunlich, daß die amtlichen Feststellun die Staatsverwaltung raubt den Arbeitern die wenigen ihnen ver­gen 70 Broz. der Bevölkerung als geschlechtsfassungsmäßig zustehenden Rechte. An Wahltagen werden sie an trant oder tuberkulös bezeichnen. Die übliche Arbeitszeit bestimmten Orten zusammengetrieben, in Viehwaggons nach der beträgt 11 bis 12 Stunden. Die harten, 12 bis 15 Meter langen Stadt transportiert, und wenn sie genügend mit Alkohol und

BOLIVIA

PARAGUAY

PARAMA

PARANAELUSS

RIVER

BRAZIL BRASILIEN BRESIL

I PALEGRE

ST.FE

FURUGUAY

RIO GRANDE

MONTEVIDEO

BS. AIRES

PIATA

SPAULO 10& JANEIRO

PARANAGUA SFRANCISCO

SANTOS

ATLANTIC

Das Waldgebiet: Argentinien : 1. Terr. Formosa; 2. Terr. Chaco ; 3. Prov. Santa; 4.Prov.Corrientes Brasilien : I. Staat Rio Grande do Sul ; II. Staat S. Catha­rina; III. Staat Paraná.

Bäume werden mit der Handart gefällt und zur nächsten Eisenbahn­ladestelle befördert. Hin und Rückfahrt mit dem Ochsen arren dauert 13 bis 14 Stunden, der Tageslohn beträgt 4 bis 5 Pesos. Da die nächste Stadt zu weit entfernt ist, als daß die Arbeiter sich selbst die nötigen Nahrungsmittel und sonstigen Bedarfsgegenstände laufen könnten, sind sie schutzlos dem Trucksystem ausgeliefert, d. h. sie müssen die Waren von den Unternehmern faufen, die hier eine weitere Möglichkeit haben, die Arbeiter, von denen ein sehr großer Teil Analphabeten sind, zu betrügen.

Das ganze Leben der Bevölkerung steht auf dem denkbar niedrigsten Niveau. Die herrschenden Schichten haben ein Interesse daran, das Schulwesen so schlecht wie möglich zu halten, und auch sonst auf jede Weise die Bevölkerung dumm zu machen. Die Kul­turbedürfnisse" werden an den Festtagen erfüllt in Tanzlokalen, die jedem Begriff auch der bescheidensten Forderungen an Hygiene Hohn sprechen. Mit Falschspielern wird das letzte Geld verwürfelt,

Opium berauscht sind, wird ihnen der Stimm. zettel in die Hand gesteckt, mit dem sic ihre ureigensten Interessen verraten.

Aehnliche Zustände wie in Argentinien herrschen in Brasilien . Noch im völligen Stlavenzustand des finstersten Mittelalters leben die Waldarbeiter in Nikaragua . Die sozialistische Presse Spaniens berichtet, daß dort verschiedene Waldausbeutungsgesell­schaften mit Sitz in Belice den Häuptlingen des Mosquitos- Stammes 400 Indianer zum Preis von 40 Peseten pro Stück(!) abge fauft" hätten.

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Bei weitem am schlimmsten aber find unter dem Schutz der indischen Regierung! die Zustände in Sumatra . Seit fünfzig Jahren werden dort die aus China und der Malatka- Halbinsel importierten Holzschlepper zu Tode gemartert. Die Holzschlägerei­betriebe, die sogenannten Panglongs, gehören fast ausschließlich chinesischen Rapitalisten. Ge überlassen die Ausbeute Betriebsleitern, die auf Kosten der Arbeiter ihre Gewinne machen. In der Belegschaft bestehen selbst im Urwald schon drei Schichten, die Bourgeoisie, gebildet aus dem Betriebsleiter, dem Aufseher, dem Koch, Schreiber und dem Bootsmann, dem kleinen Mittelstand", der die Holzfäller und Säger umfaßt, und dem Proletariat", die Holzschlepper. Die legteren erkennt man außer an ihrem jugendlichen Alter an ihren vielen Beinmunden, die sie sich bei der Arbeit zuziehen. Ohne jede Rücksicht auf Wunden, Quetschungen und Bereiterungen werden die Schlepper weiter zur Arbeit ge zwungen, oft mit Sieben und Fußtritten. Widersetzen sich die arbeitsunfähigen Kulis, den feinerlei ärztliche Hilfe gewährt wird, so werden sie in den Wald hinausgejagt, wo sie elend ver­enden. Grauenvoll, unmenschlich sind die Nachrichten, die aus dem Urwald zu uns dringen. Nicht wie Menschen, schlimmer als Vieh werden die ärmsten, verlassensten Opfer des Kapitalismus dort be= handelt. Allein sind sie unfähig, sich zu wehren. Nur mit der vereinten Kraft des Proletariats fann die Freiheitsbewegung auch im Urwald einziehen, und fortschreiten. Dora Fabian .

Küchengeheimnisse, die der Film enthüllt.

Wie man wohlfeil, nahrhaft und gutschmeckend focht.

In den Kochbüchern steht überall so nett und ermunternd: Man| wertung der beiden schärfsten Gewürze, zu denen dann noch der nehme Ja, wenn das Kochen doch so einfach wäre. Pfeffer rechnet, gilt für alle Speisen überhaupt. Denn die einen, die nehmen können, die wissen mit dem zu Nehmen­den nicht richtig umzugehen, und die anderen, die nehmen möchten, müssen sich sagen: Woher nehmen und nicht stehlen? Und mögen| fich an jedem Morgen Zehntausende junger und älterer Ehefrauen von neuem fragen: Was soll ich nur fochen?, so bleibt ihnen die praktische Beantwortung dieser Frage niemals erspart. Irgend etwas muß auf dem Tisch stehen, wenn der Mann heim tommt. Wie manche sehnt sich in solchen Augenblicken wohl nach dem Ein­tüchenhaus, das ihnen die ganze Rocharbeit abnimmt. Und doch hat sich das Einfüchenhaus nicht durchsetzen können, weil eben die Geschmäcker verschieden sind. So muß sich denn auch die modern denkende Frau jeden Tag die Küchenschürze aufs neue umbinden und ihre Kunst versuchen.

Wenn man nun als Mann einmal auf dem Film das zu sehen bekommt, was einem sonst ewig verborgen bleibt, nämlich die Zu­bereitungen der Speisen, dann bekommt man doch einen erheblichen Respekt vor dem Stück Arbeit, das die Hausfrau jeden Tag leisten muß, eine Arbeit, die nicht nur guten Willen und ein liebevolles Herz für den Mann und die Kinder verlangt, sondern auch eine geschickte, schnelle Hand, eine empfindsame Zunge, einen klaren Kopf, Ueberblick und gutes Gedächtnis. Und wenn man bedenkt, daß außerdem noch die Wohnungspflege, der Einkauf der Lebensmittel, die Instandsetzungsarbeiten an Kleidern und Wäsche für Mann, Kinder und sich selbst dazu gehören, dann wird man begreifen, daß die Arbeitslast einer ordentlichen und gewissenhaften Hausfrau nicht gering ist. Umso mehr wird man darauf achten müssen, daß auch diese Arbeit, so weit wie irgend möglich, erleichtert wird. Der Film zeigte eine Küche mit rein elektrischem Kochbetrieb, wunderbar sauber, aber für den kleinen Haushalt zurzeit noch zu teuer. Jedoch die verschiedenen Küchengeräte, Dampfkochtöpfe, Fischkocher, praktische Kartoffel- und Obstschäler und andere Geräte müßten sich immer mehr einbürgern. Dann aber gibt es noch eine große Menge sehr netter Küchentricks, die gar nichts kosten und die Arbeit erleichtern. So wurde z. B. früher empfohlen, Reis anzukochen und dann in einer Kochkiste weich dünsten zu lassen. Die Kochtiste ist aber gar nicht mehr nötig. Man schlägt den Topf mit dem angefochten heißen Reis in fünf bis sechs große Zeitungs­bogen dicht und fest ein, umhüllt das Ganze mit einem dichten wollenen Tuch und läßt es in der Küche stehen. Nach zwei Stunden ist der Reis ausgequollen und weich. Ein anderes Beispiel: Der Film zeigt einen prattischen Apfelschäler und den be fannten Kernhausausstecher. Vielen Frauen war das so überraschend neu, daß sich ihr Erstaunen in Ausrufen äußerte. Dabei sind es ganz einfache billige Geräte.

Draußen am Kaiserdamm kann man jetzt sehen und feststellen, eine wie vermidelte Angelegenheit die Ernährung des Menschen ist, denn die Riesenausstellung Die Ernährung" handelt ja von nichts anderem. Damit mag wohl zusammenhängen, daß das Gros der interessierten Menschen sich dieser Ausstellung zuwendet, so daß ein ganz abseits von der Ausstellung vorgeführter Lehrfilm von Dr. Albert Hauff Von der Kunst des Kochens" bei seinem ersten Abrollen nur ein kleines Publikum vorfand. Und doch scheint uns dieser Film der Beachtung aller an einer zweckmäßigen, gesunden, sparsamen und abwechslungsreichen Er nährung Interessierten wert. Er ist in der hauswirtschaftlichen Ab­teilung des Berliner Lettevereins aufgenommen worden, und man muß der filmisch- tochtünstlerischen Leistung der Gewerbeoberschul­lehrerin Fräulein Romald die Anerkennung zuteil werden lassen, daß sie es vorzüglich verstanden hat, die hundertsachen Handreich ungen einer mit Liebe und mit Kenntnissen kochenden Hausfrau im Film sehr anschaulich zur Darstellung zu bringen. Denn fie tut nicht etwa so, als ob sie foche. Sie tocht wirklich. Die viel fältigen Zubereitungen von Fleisch und Fisch, von Gemüse, Ciern, Kartoffeln, Salaten und Obst wird auf das schönste demonstriert. Krantenküche und Kinderküche, die Verwertung von allen möglichen Reften, eine der wichtigsten Fragen hausfraulicher Stoch- frau hat heutzutage nicht viel Wirtschaftsgeld, aber es gibt, je nach kunst, die verschiedenen Tunken und Beigüffe, belegte Brötchen, eine große Mannigfaltigkeit des Speisezettels zulassen. Mit Recht der Jahreszeit, eine Menge Lebensmittel, die bei üblichen Preisen allerhand Gebäd, die Verwendung der Milch und der Konserven, nennt man das Kochen eine Kunst, und diese Kunst kann man Herstellung von Süßspeisen, Puddingen und Kuchen. Und sehr vieles für die schlichte Küche des fleinen Mannes. Benn auch nicht alles erlernen und muß man erlernen. Wochentagsfüche ist, so gibt es manches feineswegs teure Gericht, das bei rechter Zubereitung doch ein lederes Sonntags- oder Fest tagseffen abgibt. Nur in der Verwendung von Pfeffer und Salz sollte man doch etwas fparfamer sein. Es gibt einen Spruch, der für die Herstellung der Sauce für grünen Salat gilt: Nimm Salz wie ein Weiser, Essig wie ein Geizhalz und Del wie ein Verschwender." Dieser Hinweis auf die sehr sparsame Ber- metern berechnet.

fann sie selbst es sich in der Küche auch leichter machen. Die Haus­Kurz und gut, die Hausfrau hat's nicht leicht, aber manchmal

Nach astronomischen Berechnungen nimmt das Gewicht der Erde alljährlich um 70 000 Kilogramm infolge der ununterbrochenen Sternschnuppenfälle zu. Man hat die jährliche Zahl der Sterne schnuppen auf 146 Milliarden mit einem Rauminhalt von 146 Kubila