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Oeuischnaiwnakes Durcheinander. Graf Westarp und fem Kommentator. Die.F r e u z- Z e i t u n g" veröffentlicht eine Mahnung des Grafen W e st a r p. Sie beginnt mit dem üblichen Schreckschuß: Die Sozialdemokratie hat gewonnen, deshalb kann eine feste Regierung nicht geschaffen, politische Arbeit nicht geleistet werden neue Krisen drohen! 1I7Ä dann geht's an die P a r o l e n f ch m i e d e, wobei der Graf das Glück hat, daß in einem befottderen Artikel der.Lreuz-Zeitung" feine Parolen illustriert werden. In Zukunft, so befiehlt der Graf, müssedas von u n- feren Gegnern genährte Mißtrauen, daß der Jugend oder den arbeitenden Massen in der Partei nicht die volle kameradschaftliche Gleichberecht i g u n g eingeräumt werde", beseitigt werden. C ch o aus dem Munde des Leitartiklers: .. Denn wir wollen uns auch darüber klar sein, daß eine Sozialpoliflk, wie sie setzt betrieben wurde, nicht dem Gedanken des sozialen Ausgleichs entspricht. Dazu sieht sie noch zu sehr unter dem Druck des Masse, deren Zustimmung sich zu erwerben oder zu er- hallen das punctum ssliene(der springende Punkt. Armv d. Red.) ist." Der Graf: Uns geht es nicht allein um die politische Macht, uns geht es um die Weltanschauung, wir sind eine ideale Gesinnungsgemeinfchast. Echo: .,... Die Deutschnationalen sind die am meisten Leidtrogenden. Sie lagen nach dem Auseinanderfallen der letzten staatsbürgerlichen Koalition sozusagen von vornherein schlecht im Rennen des Wahl- kampfes. Es fehlte ihnen an einer großen politischen positiv ge­richteten Plottsorm. Man war mehr oder weniger nur auf tak­tische Abwehr eingestellt." Der Gras: Geschickte Propaganda unserer Gegner, der unsere eigenen(freunde innerhalb und außerhalb der Partei nur zu leicht erliege», hat den falschen Eindruck hervorgrufen, als hätten wir durch unsere Teilnahme an der Regierung Grundsätze und Ideale preisgegeben. Mir haben an ihnen sesige- halten und müssen und werden es weiter tun, mag Teilnahme an der Regierung oder Opposition unsere Aufgabe sein." Das Echo: Die Lage wurde für die Deutschnationalen'insofern jedoch noch verschlimmert, al» sie in der letzten Koalition mancherlei politische Maßnahmen gegen ihre eigene Ueberzeugung. um des Zusammen» Haltens der Regierung willen, halten vornehmen müssen, die in der nationalen Gefolgschaft große Bedenken und Widerspruch erregt hallen.,." Man ist also, wi« es scheint, nicht gang einer Meinung. Die Generale streiten, wer die Schlacht verloren hat.«

Generalappell.

Die falsche Adresse. Eine Entschließung des Mumientongresses. Der A d e l s t a g, der kurz nach den Wahlen unter dem Vorsitz desAdelsmarschalls" o. Berg- Markienen tagte, hat es für nötig gehalten,«ine Entschließung zu fasse«, in der u. a. gefordert wird: In Einmütigkeit mit weiten Teilen unseres Voltes spricht der deutsche Adel die Erwartung aus. daß endlich von amt- licher Seite ein« Klärung der Schuldsrage durch ein un» parteiisches Gericht gefordert und durchgesetzt wird. Seiner ruhmreichen allen Wehrmacht beraubt, muß das deutsch « Volk sehen, wie nunmehr in unosrantwortlicher Weis« ver­sucht wird, auch den wehrhaften Geist in ihm zu ersticken. Mit Empörung wenden wir uns gegen diese von Süßeren und inneren(!) Feinden offen betriebenen Versuch« und verlangen, daß dl« Regierung eine Einmischung von Ausländern in unsere inneren Angelegenheiten sich deutlichst verbittet und den Destre» düngen auf geistige Abrüstung unseres Volkes durch unwürdige und weichlich« Anhänger eines ehrlosen Pazifismus rücksichtslos entgegentritt. Die Entschließung kommt um«in paar Postkutschen zu spät. In- zwischen hat die würdige und wehrhaft« Regierung des deutsch - nattonalen Ministerquartetts nach der Tannenbergfeier die 21 Möglichkeit einer Klärung der Schuldfrage gründlich versiebt, sie hat unter Aufsicht vonAusländern" die Festungsanlagen im Osten zerstören lassen, sie hat das K r i« g» g e r S t e g e s e tz unter­zeichnet, kurz und gut, sie hat rücksichtslos einemehrlosen Pazifis. mus" gefrönt. Di« Herren vom Adel haben die rechte Zell vor- schlafe»._ Nochmals: Frauenwahl. Wie in Heidelberg gewählt wurde. Wich tn Heidelberg wurden bei der Reichstagsvnchl die Stimmen der Männer und Frauen gesondert gezählt. Au» den jetzt vorliegenden statistischen Unterlagen ergibt sich, daß bei Annohm« einer gleichen Gesamtzahl abgegebener gültlger Stimmen für beide Geschlechter auf löst Wähler entfallen: bei der Sozialdemokra- tischen Partei 77,7? Wählerinnen, bei der Deutschnatio- nalen Voltspartei 118,75, Zentrumspartei 181,24, Deutsche Volkspartei 108,55, Kommunistische Partei 61,26, Demokratische Partei 99,69, Link« Kommunisten 50,20, Wirtschastlich« Vereinigung des Ba- difchen Mittelstandes 90,75, Deutsche Bauernpartei 74,12, Völkisch- Nationaler Block 104,03, Christllch-Nattonal« Kauern- und Landvolk- parte, 81,73, Nationalsoz. Deutsche Arbeiterpartei 69,35. Voltsrecht. Partei 149,14, Uns ich. Sozialdemokratische Partei 127,06, Christlich- Soziale Reichspartei 147,64, Alt« Sozialdemokratisch« Partei 10Z,90. Deutscher ReichMock der Geschädigten 81.92. Zentrum und Deutsch - national« ziehen also, wie man aus den bisher gemachten Stichproben ersehen kann, den größte» Vorteil aus dam Frauenwahlrecht. Was wird mii Friedrich Wilhelm W.? Ein Oenkmalstreit in Potsdam . Im Potsdamer Stadtparlament kam es am Freitag anläßlich einer Beratung über die Umgestaltung des WH- helmplatze« in Potsdam zu scharfen Zusammenstößen. Die Josten dieser Umbauten sollen 240 000 Mark betragen. Davon ent- fallen allein 14 000 Mark auf die Versetzung des Denkmals Friedrich Wilhelms III. Di« Sozialdemokraten erklärten, daß es am besten wäre, das Denkmal überhaupt zu ver- kaufen. Friedrich Wilhelm III. sei der Mann gewesen, der zwei- mal das Königswort gebrochen habe. Di« Deutschnationalen schrien daraufhin:Bilderstürmer, Banausen, haltet den Mund!" Die Kam- nnmisten riefen dazwischen:Packt den König«in und schickt ihn nach Doorn! Hinunter mit ihm vom Wilhelmsplatz!" ver Dauzigcr Kommunist Raube ist weoen Betrug und Unter- schlagung nach mehrtögiaer Verhandlung zu vier Monaten Gefängnis perurteill, die durch die Untersuchungshaft oerbüßt find,

Westarp: Er zählt die Häupter femer Qeben, und steh, es fehlt manch' teures Haupt.

OEf, DNNSRN

Stahlhelmpleite: Mit Mann und Roß und Ständchen bei KeudellS:«.Scheiden tut Wagen, hat fie das Volk geschlagen! weh, aber dein Scheiden macht, daß uns das Herze lacht--* Land der Arbeit und Weisheit. Ein Europäer spricht über Schantung .-

Im ehemaligen Herrenhaus war am Freitag, veranstaltet von den chinesischen Studenten Berlin »,«in Dortrag de» weithin rühm- lich bekannten Chinakenners der Universität Frankfurt und Der- fassers des WerkesDie Seele Chinas ", Prof. Richard Wil- heim, überSchantung, die Heimat des Konfuzius ". Dem Hörer wurde die geographifch-wirtschaftlich« Eigenart und kulturelle Be- deutung der Landschaft nahegebracht, in der sich dieser Tage so bedeutungsvolle und vielleicht für die Frieden der Well Verhängnis- voll« Ereignisse abspielen. Schantung, ans Meer grenzend, ist von den 18 Provinzen Chinas die dichter bevölkerte. Mll 280 Men- schen aus den Quadratkilometer ist st« relativ mehr als doppsll so volkreich wie Deutschland . An jeder Stelle ist das Blick- feld des Betrachters rundum von Dörfern gesäumt, deren Bewohner einem spärlichen Boden kargen Ertrag abringen und nicht sellen von Hungersnot heimgesucht werden. Die Landschaft formt den Menschen. So hat denn auch die Sprache des Schantungvolkes nichts von der süßen Melodie chinesischer Süddialekt«, nichts von der geschliffenen Feinheit der Pekinger Großstädterinundart. Hart ist sie und ächzend, wie das Leben bäuerlicher Mühsal um nicht» klang­voller(meint zu meinem Entsetzen der Professor) als die Sprache süddeutscher Bauern! Früh und ausgiebig wurden die Erzlager von Schantung zur Wasfenherstellung ausgebeutet. Das gab den Bewohnern«ine militärische Bormacht über die anderen Staaten des Landes, deren bronzenes Rüstzeug ihren eisernen unterlegen war die Menschen mit dem Schwobendialett wurden zu Preußen der schimmernden Wehr. Und nützten wie diese ihres Säbels Macht zum Kamps um den Staatenoerband unter ihrer Oberhoheit, wie sie auf der anderen Seite einen Schutzwall bildeten gegen die Bar- baren des Nordens. Und wiederum: der aus übervölkerter Land- schast abwandernde Schantungbewohner wurde zum Keim und Kern chinesischer Kultur im mandschurischen Norden. Aber immer stand in der chinesischen Staats- und Sozialmoral das Recht und die Idee höher als die bloße Macht. Im Hintergrund des Handelns und Wartens stehtdie Autorität des moralischen Ideals". Und als diese Autorität des Ideals aufs tiefst« gesunken war, als Leichtfertigtell und Machiovellismus die staatlich« und ge­sellschaftliche Moral zersetzt hatte da stieg, rettend, ans der Echan-

Kleines Theater. Ein Lustspiel aus Amerika . Premiere im Kleinen Theater:Die Großschnauze" von George Kelly , angeblich aus Amerika importiert. Das Lustspiel soll da die größten Erfolge gefeiert haben sagt das Programmheft. Du lieber Himmel, was müssen die Amerikaner für anspruchslose Menschen sein, wenn das wahr ist! Die Großschnauz« ist ein Herr Pieper, der furchtbar viel von sich her macht mit seinem aufdringlichen Getue, allen Leuten auf die Nerven fällt, dl« ihn näher kennen, im übrigen aber nur eine ganz kleine Beamten- stelle hat. Di« Prahlereien dieses Maulhelden sind von einer dürsti» gen und hoffnungslosen kindlichen Handlung umrahmt. Eugen Rex als Pieper hat sich ein ulkiges, dröhnendes Gelächter aus- gedacht, das einen wochenlang verfolgen wird. Seine Schnoddrig- keit bringt ebenso wie der trockene Humor der unverwüstlichen Rosa V a l e t t i wenigslens etwa« Leben in die Bude. Im übri- gen halten sich Regie und Darstellerschaft auf dem Niveau des Stücks: hinterste Provinz. Gibt es für Rex und Laletti in Berlin wirklich keine besseren Möglichkeiten? Dgr.

tungprovinz Viederum, die Sichtgestall des Konfuzius . Was Jerusalem für die Christenheil und Mekka für die streitbaren An- Hänger des Wüstenpropheten, das ist Schantung für China « religiöse Menschheit. Vom roten Gold der Abendsonne umstrahll, spiegell in blauer See sich der heillge Berg. Mochte der machtige Fürst jener Tage, derchinesische Napoleon", die Schriften des Religionsstifters als seinem Chrgeizstreben gefährlich verbrennen lassen bis aus ein in der Staatsbibliothek konserviertes Exemplar, denn der Weiss von Schantung war Republikaner im Kontischen Sinne und im Wortsinne. Sein Staat sollteres publica", Sache aller fein, entgegengesetzt der Kastenherrschaft, der Klassenherrschaft. Am End« seiner Kriegstaten stand auch der mächtige Kriegsherr am Grabe des großen Lehrers reuig und geplagt von Aberglauben. Denn er hatte, wie die meisten Gewaltanbeter, sein Schwergewicht' nicht in den Tiefen seiner eigenen Seele, sondern irgendwo draußen(sprach mit einer bedutunzsvollen Handbewegung der Vortragende) irgendwo draußen, gequält von Mächten, vor denen er zitterte." Hier sprach, vor erfreulich vielen Zuhörern, einer, der 22 Jahre seines Lebens in China verbracht«, dem die Größe Asiens Erlebnis und Bereicherung ward. Kein Wort des Vortrags enthielt die leiseste Anspielung auf die Vorgänge unserer Tage, auf Japans wider» rechtlichen Einbruch ins Schantunggebiet. Was würde auch, nach kaum verklungenen Wahlreden, ein Protestin well abgelegener Sache" für Zweck haben? Besser gesagt: Welcher Protest könnte großartiger, wirksamer sein als wenn einer mll dem Pinsel des Künstlers in prächtigen Farben die Erhabenheit dessen darstellt, was blinder Machtwahn zerstören oder rauben will? Hier klang nur Kulturbekenntnis und tiefe, tiefe Sympathie für ein Volk und Land alter Kutlur und Weisheit. Jedes Wört oerbreitete Wellen aus solcher Empfindungswelt.' Und wenn der Redner unter gelassenen Handbewegungen ein Stück chinesischer Landschaft schil- derte, einen großen Gedanken aus dem Schatze der Weisheit Asiens entwickelte: dann wurde der Gelehrte zum Dichter, einem vortreff- lichen Dichter, turmhoch erhaben über zwölf Dutzend Auchdichter und Möchtegerndichter, von deren Namen es in unseren Buch- katalogen wimmell. Hier war alles echt. Wer selbst einmal die Well des Ostens erfühlte, der konnte, mußte es mitempfinden: Schilderungen au» innigstem Erleben. Worte, aus Heimweh ge- boren.Pfelle der Sehnsucht zum anderen. Ufer." F. I. F.

Georgische Feier.

Den Zehnjahresgedenktag der UnabhängigkettserNärung Geor» giens begingen die hier lebenden Kinder dieses hochtullivierten Kaukastervolkes in einer bescheidenen Feier, über der die Melancholie' des Emigrantentums lag. Der frühere Gesandte der georgischen bei der deutschen Republik, A ch m e t e l i, führte den Vorsitz. Ick mehreren Reden kaukasischer und deutscher Genossen, vor allem unseres alten Vorkämpfers Eduard Bern st ein, wurde nicht nur der kaukasischen, so schmählich vom bosschewistischen wie«Inst vom zaristischen Imperialismus erwürgten Demokratie gedacht, son». dern auch der internationalen sozialdemokratischen Bewegung, zu deren eifrigsten Kämpfern schon vor Jahrzehnten die georgischen Genossen gehört haben. Wie demokratisch ihr Volk ist, zeigte ein Redner an der traurigen Tatsache, das; als Teilnehmer der Freiheitsbewe� gung von 1924 Bischöfe und Fabritarbeiter. Generäle und Jntellek-' tuelle erschaffen worden sind... Und w!« sehr jede russische sozio» lfstische Bewegung den feurigen kaukasischen Antrieb sich zunutze macht, wird auch dadurch illustriert, daß die Bolschewikt den Kaukasier Stalin an ihre Spitze gestellt Hobe».