-.jawohl. Stuffeit,«ngtaaber, F?ai»�e« sab Vortegfafat— Die Druppführsr aber verstehen zum Teil reiht gut deutsch.� .�Himmel nochmal! Wir müssen doch Rahmen abstecken. Spreng» löcher graben, Stollenbretter verpaffen— und da» alle» mV dem Vökkerhaufen, von dem koaner den ander» richtig versteht—?* „Geht nicht anders! Muß eben sein/ „Shr Deitsche seid ungemütliche Leit! Ihr nehmt den«rieg viel zu traagisch! Na und alsdann b'hüt di Gott . Halt, no was. Wie war's denn noch helt nacht im Eaf< du Midi, erzähl' doch vom Maruschkerl. Das macht mehr Pläsier!" Endlich trabt das Bataillon die Dorfstrahe hinaus. Verdrossen und vom Zorn angefressen, wie e» so üblich war am letzten P fingst» fest im großen Krieg. Im Stabsquartier aber beginnt das Diner: Kalbsbraten mit jungen Spargeln, junges Huhn mit Reis, Chablis, Eisbombe i 1» Fürst P iiiler. Mokka. In herrlichster Stimmung zieht seine Exzellenz seine Brasilzigarren aus der Litewka heraus und nickt in seinem Großoatersessel in den Schlaf hinein. Ein Kraftwagen hämmert unterdessen zur Kontrolle der Ungarn in die ,�krimhilde"-Stellung hinaus. Das Bataillon hat die Gefangenentrupps auseinandergezogen und ist bereits im besten Zug. An jeder Arbeitsstelle aber radebrecht ein ungarischer Zugführer mit den Dolmetschern des Gefangenen- bataillons und rauft sich die Haare aus: „Sechzig zu dreißig— siebzig zu hundertfünfzig— Rusli noch nicht kapiert? Rix vastann? Rahmenholz 5V Zentimeter. Cinquante Zentimbtre, Fifty Barutschikl Barutschik! Hallo! Hallo! Kapitän! Kommanderl" Endlich hat der Truppführer kapiert. Hauptmann Kaczmarek steht ratlos dabei und fährt mich an in seiner sanften Art: ,L>a sigst es, was de ang'richtet hast, Kmn'rad! A fed's Stollen» lach hat sei'n eignen Dolmetscher und sein eigne» Parlament. Zehn Minuten brauchst de, eh so ein Ochs kapiert! Und das noch am heiligen Pfingsttagk Wo der Feldkurat vom Heiligen Geist erzählt!" „So. Einen Feldkurat habt chr auch dabei?" ,/lawall. Oben bei Marville ist er bereit» in Funktion! Da ha'm die Idioten am offenen Feld geschanzt. Gleich haut eine dreißig Zentimeter mitten in den halboffenen Graben hinein. Zehn Tote! Komm her, schaug' ma rauf!" Am Berg oben hat man rasch ein Grab gebuddelt. Tote stören hie Arbeitsstimmung und den Feiertag. Darum schleunigst weg da- mit! Ein Sammelsurium von Uniformen liegt da unten beisammen. feldgrau, feldblau, gelbgrün und braunrot uniformiert. Der Feld- kurat steht In grauem Umhang davor. Eben trompetet er los und wirft ungarische und tschechische Brocken in di Litanei: „Das Pfingftfest ist ihnen zum Sterbetag geworden! Die Bot- fchaft hat sie nicht mehr erreicht:„Gehet hin in olle Welt und lehret rlt Völker---* „So ein Rindvieh," brummt Kaczmarek und fährt mit den mxZSuen Zigarettenfingern über die schwarzen Bartstoppeln hinweg. „Hat das Kamel denn keinen andern Predigttext?" „Aba red'n mo von was anderm! Hast nix mehr vom Marusch» kerl geheert?"
Pfingsten vor Feuer und Bunker Von Mo? Oortu. Vom Bristol-Channel: vom Kohlen-Kanal aus fuhren wir los— in Port Eardiff hatten wir die Landungstroff en eingezogen. Fahrt Mtf' Bombay: 6000 Tonnen Kohlen im Leib! Eargo: Eoal Kurz per Pfingsten. Em böser alter Kahn. Dreißig Mann Besatzung. Britische Flagge über Topp W. aber an Deck und unter Deck: zehn verschiedene Nationen� Iren, Schotten, Normänner, Svensker, FiNnisch-Ruffen, Spaniolen, Japaner, Nigger, Holländer und Deutsche . Wüxden wir uns vertrogen? Das würde sich zeigen— wenn wir durch Suez hindurch wären, wenn im Stecken Meer 50 Grad an Deck brannten und 70 Grad unter vor Kessel und Bunter. Wenn das Blut brennen würde, dann würde sich zeigen, ob die Internatio» nel« Seemanns-Union stark genug sei— um zehn verschiedene
Alte Mufik. Bon Hermann Hesse . Bor den Fenstern meines einsamen Landhauses fiel zäh und hoffnungslos der graue Regen, und ich hatte wenig Luft, noch einmal die Stiefel anzuziehen und den wellen schmutzigen Weg in die Stadt zu machen. Aber Ich war allein und meine Augen schmerzten von langer Arbell» und von allen Wänden meines Studierzimmers sahen mich die goldenen Bücherreihen mit ihren schweren Fragen und Pflichten unleidlich an. die Kinder lagen schon schlafend in ihren Bellen und mein kleines Kaminfeuer war ausgegangen. Ich ent- schloß mich also zu gehen, suchte das Konzertbillett hervor, zog die Stiefel an, legte den Hund an die Kette und machte mich im Regen- mantel auf den Weg durch Schmutz und Nässe. Die Luft war srisch und duftete bitter, schwarz kroch der Feld- weg zwischen den hohen krummen Eichen in launigen Logen um die Nachbargüter. Aus einem Portierhäuschen schimmerte Licht. Ein Hund schlug an, kam ins Zürnen, bellte höher und höher hinauf und mußte, sich überschlagend, plötzlich aufhören. Aus einem Landhaus« hinter schwarzen Gebüschen hervor tönte Klaoierspiel. Nichts Schöneres und Sehnsüchtigeres, als so am Abend allein im Feld zu gehen und aus einem einsamen Haus Musik zu hören: eine Ahnung von allem Guten und Liebenswerten wacht da aus, von Heimat und Lampenlicht, Abendfeicrlichkeit in stillen Bäumen, von Frauenhänden und feiner häuslicher Kultur. Da war schon die erste Laterne, stiller bleicher Vorposten der Stadt, und wieder eine, und nahe schimmernde Dorstadtgiebel, und dann plötzlich hinter der Mauerecke blendend in grellem Bogenlicht die Tramstallon, wortende Menschen in langen Mänteln, plaudernde Kondukteure mit nassen, triefenden Mützen und matt auf feuchten Röcken schimmernden Unisormknöpsen. Ein Wagen knatterte heran, blaue Blitze unter sich, hell und warm mit brellen Glasscheiben. Ich steige auf, wir fahren, aus dem erleuchteten Glasgehäuse sehe ich nächtige Straßen breit und äde, an der Ecke da und dort eine Frau, die unten» Regenschirm auf unseren Wagen wartet, und jetzt hellere und lebendigere Straßen, und plötzlich strahlend jenseits der hohen Brücke die ganze Stadt im Abendglanz der Fenster und Laterne». und unter der Brücke tief und fern das Flußtal mit dem dunkel heraufspisgelnden Wasser und den weißschaumigen Wehren. Ich steige au» und geh« durch die Artaden einer schmalen Gaffe dem Münster entgegen. Auf dem kleinen Münsterplatz funkell ein Laternenlicht schwach und kühl im nassen Steinpflaster, auf der Terrasse wehen die Kastanienbäume, üb«: dem rötlich erleuchteten Portal verschwindet schmal in unendlicher Höhe der gotische Turm in die nasse Nacht. Ich warte«in wenig im Regen, werfe endlich die Zigarre weg, trete in den hohen Spitzbogen. Menschen in feuchten Kleidern stehen gedrängt, hinter seiner hellen Scheibe sitzt der Kassierer, ein Mann fordert meine Kart«, ich trete in den Dom, den Hut in der Hand, und alsbald weht au» schwach erhellten Riesen- gewölken mir erwartungsvolle hellige Luft entgegen. Kleine Ampeln
BlMertypen zu verbinde«: fie friedlich nebeneinander arbeite« z« faffen. Es würde sich zeigen, ob ihr gemeinsames Leid— nickst in gegenseitige Gehässigkeit umschlüge? Vorläufig vertrugen wir uns noch, wir waren ja auch erst einen Tag auf See, die meisten von un« hotten von Land her noch den Alkoholdusel im Hirn, und die Herzen brannten noch von den Küssen erkaufter billiger Liehe. Oo-ohead— Kohlen vor die Feuer, Steam-up— und morgen ist Pfingsten! Steam-up: jawoll, leicht gesagt, es war aber nicht so leicht: den Dampf hinaufzutreiben— du brachtest ihn kaum bi» auf neun oder zehn Atmosphären— und immer schrie der wachhabend« Maschinist wütend durchs Sprachrohr: Steam-up! Steam-up! Dampf auf mit der Mistkohle hier— die schlechteste und billigste Kohle hallen sie uns in die Bunker gekippt— mit so'nem Dreck hall« du nun mal
Der heilige Geist, Blickst bn aa»»aG der«ettzen Taub« de» Srltbtu», Datz st- h-ratederfchro-b- au« mottigem Duust? Hoffst du Erlösung au» h-irulich-n Gräften de» Rether», DaK eine göttliche Hand dein Schicksal ergreift? Sonne braust stammend durch den eatgötterteu Dttmm, Sterue schwinge» fich funkelnd durch etstge Leere. Wellen stürzen, zertrümmert tu» grundlose Mtcht«. Ok ebelstecke kreisen tu zeugender Glut. Deine Erde ist nur ein ttndllcher Ball, lMitgertffe» lm Tanze unzähliger Sterne, Stürzt st» in Trümmer— welter brauset da» All. Olene Welten gebiert die lebendige Verne. Werde» und Tod— so spanneu die Grenze» stch, Gb d» dich fdensch nennst, ob Aweise oder Sonne. Alle« steigt an» dem Dunkel, lebt und verschwindet. Alle« bewegt der IXrgeist schöpsrischer OLlacht. Wlllst du ihn rufen, den du nicht nennen kannst? Rase dich selbst, den» er kreist dir lebendig im Blut. Breitest die Arme du an», den Geist z» empfangen? Brette st» an» und empfange dein eigene« Selbst. Stärkere» nicht vermag diese Well dir z» geben, Heiligere« wird niemal» in deine« Herzen sein- At» erwacht nuter ftendig Erwachten zu leben, 'Äl» eine Sltafi nuter bauenden Gräfte» zu sein. Ernst Prerzang.
Dampf, llich dann dazu die Schaukelei, der olle Kahn stand bald Kops— die Trimmer rutschten wie auf Schlitten mit ihren Körben vor die Feuer— und wenn du di« Feuer schleusen wolltest, dann flogen dir die glühenden Brocken aus den heulenden Rachen der Kessel auf den armen Heizerlell». Und durch die Windtutzen herab heulte das ander« Vieh: der Sturm, der Sturm! Schwerer Orkan, von Westnordwest, bu hörtest die Brecher halb von achtern übers Schiff rollen— du fühltest, wie das Schiff in die Löcher der stürm» aufgerissenen See hineinsprang— und sich dann wieder himmelhoch hinaufschwang— um sich wie«in« Flasche von der«inen Seite auf die andere Seil« zu wälzen. Schlucke und Kohl«— vermischt: sauste» durch den Heizraum— und ob und zu kam durch di, offenen Grä- tings her ein Duscher von oben herab, kaltes Seewaffer auf den schweißbedeckten Leib der nächtlichen Heizer. So-ahead, morgen ist Pfingsten! Steam-up. Das war die Hundewache— von Mitternacht bis früh Uhre viere. Die Pfingstnacht. Die Gchreckensnacht auf der Atlantik . Schreckensnacht— wieso? Geduld, ihr werdet schon noch hören. Wir Heizer und Trimmer vor Kessel und Bunker! Im Kampf mit Feuer. Dampf und Schlacke. Plötzlich Glockensignol— wir
senden zaghafte Lichtstrahlen an den Säulen und Pfeilerbündeln empor, Strahlen, die sich im grauen Gestein verlieren und hoch oben warm und zart in den Wölbungen oersickern. Ein paar Bänke sind dicht besetzt, weiterhin steht Schiff und Chor fast leer. Ich schleiche auf Zehen— auch so noch hallt mein Schritt mir leisdrähnend nach— durch den großen feierlichen Raum, im dunklen Chor stehen alle, schwere Holzbänke mit geschnitzten Lehnen wartend, ich schlag« einen Sitz herunter, der hölzerne Klang tönt dumpf in der steinernen Höhe wider. Zufrieden niste ich mich in dem weiten, tiefen Sessel ein, ich zieh« ein Programm hervor, es Ist aber zu dunkel zum Lesen. Ich besinne mich, kann mich aber nimmer genau erinnern: es war ein Orgelstück eines verstorbenen französischen Meisters angekündigt, und eine alle Italienische Geigensonate, wer weiß von wem, vielleicht von Beracini oder Rardini oder Tartini , und dann ein Vorspiel und ein« Fuge von Bach. Zwei, drei schwarze Gestalten kommen noch in den Chor g«- schlichen, setzen sich, jeder weit vom anderen, graben sich tief in den allen Sitzen ein. Jemand läßt ein Buch fallen, hinter mir hör« ich zwei Mädchenstimmen flüstern. Nun Ruhe, Ruhe. Fern auf dem beleuchteten Lettner , zwischen den beiden runden Lampen und vor den kühl glänzenden hohen Orgelpfeifen steht ein Mann, er winkt, er setzt sich, ein erwartungsvoller Atemzug geht durch die kleine Gemeinde. Ich mag nicht hinsehen, ich schaue zurückgelehnt hoch in die Wölbungen hinauf und atme die verschwiegene Kirchenluft. Ich denke: Wie mag man nun Sonntag für Sonntag im hellen Tages- licht sich in diese heiligen Räume setzen, nah und eng aufeinander, und der Predigt zuhören, die, sie sei noch so schön und so gescheit. in diesem hohen Tempel nur nüchtern klingen und enttäuschen kann. Da, ein hoher starker Orgelton. Er füllt, anwachsend, den un- geheuren Raum, er wird selber zum Räume, umhüllt uns ganz. Er wächst find ruht aus. und andere Tön« begleiten ihn. und plötzlich stürzen sie all« in einem hastigen Daoongleiten in die Tiefe, beugen sich, beten an, trotzen auch und verharren gebändigt in harmo- nischem Baß. Und nun schweigen sie. eine Pause weht wie der Hauch vor einem Gewitter durch die Hallen. Und jetzt wieder: mäch- tige Töne erheben sich in tiefer, herrlicher Leidenschaft, schwellend stürmend hinan, schreien hoch und hingegeben ihre Klage an Gott, schreien nochmals und dringender, lauter, und verstummen. Und wieder heben sie an, wieder hebt dieser kühne und versunkene Meister seine mächtige Stimme zu Gott, klagt und ruft an, weint sein Leid in stürmenden Tonreihen gewaltig aus, und ruht und spinnt sich«in und preist Gott in einem Choral der Ehrfurcht und Würde, spannt goldene Bogen durch die hohe Dämmerung, läßt Säulen und tönende Säulenbündel hinansteigen und baut den Dom feiner Anbetung empor, bis er steht und in sich ruht, und er steht noch und ruht und umschließt uns alle, als schon die Töne verklungen sind. Ich muß denken: Wie miserabel kleinlich und schlecht führen wir doch unser Leben! Wer von un» dürfte denn so vor Gott und- vor das Schicksal treten wie dieser Meister, mit solchen Rufen der An» klage und des Danke», mit so emporgebäumter Größe eines tief-
hört« das vom Mofchinenramn her. Glockensignal von der Blöcke herab: Stop the engtne! Hall an! Die Maschine vibriert nicht mehr--- es ist, als ob da» Herz des Schiffes tot fei. Das Schiff ist nun ein Spiel der Wogen, ein Verlorenes im Sturm, ein dem Tode Geweihtes— furchtbar schlängelte in der wilden See unser aller, tief geladener Ozsan-Tramp: 8000 Tonnen Kohle im Leib! Eine bange halbe Stunde ist dahin— nun! wieder Signal von der Brücke her: Bolldampf voraus! Gut— all right! Morgen ist Pfingsten. Wir saufen nicht ab. Laßt uns die Feuer reinigen— so gut es geht— laßt uns Asche und Schlack« hieven— daß die nächste Mannschaft der Keffelwache einen möglichst reinen Heizraum findet. Wir sind fertig. Di« Eisenleitern herab klettert die Ablösung. Wir grüßen uns: Good morning! Good jop! Everything all right. Run find wir oben an Deck. Mittschiffs. Im Osten ist es grau— schmutziggrau: Regen, Frühlicht, Sturm. Die See blakt schwarz, mit grünen und schneeweißen Reflexen: Kämme und Wirbellöcher. Sturmmöwen jagen schreiend um die Masten, Tintenwolkm speit der Schornstein, hoffnungsrot brennt das Kackbordlicht— das Fahrtticht, vorne schaukelt mit Mast und Tröffe das gelbweiße Positionslicht, das Staglicht. Hoi, das Konzert des Sturmes, das pfeift dir di« ganze Tonleiter auf und ab, Vater Atlantik spielt die alle Geige: Crew, Mannschaft von Bord: Fröh- liehe Pfingsten! Nun sind wir vorn, vorships: im Heizcrlogis. Der Teekessel ist da— das freut uns— dann!, da ist noch'ne andere Freude, Besuch ist hier: Ein Mensch, ein Pfingstmensch, ein Heizer von fremdem Bord— er lacht über's ganze braune Gesicht, er ist noch pitschenaß: im blauschwarzen Heizerkleid, er erzählt in Seemonns-Englisch : Ich bin Miguel, der Portugiese, der Heizer von der„lhisitania", die ist heute nacht abgesoffen. Ihr habt sechs Mann von der„Lusitania " gerettet, einer davon bin Ich: Miguel der Fuochista , Miguel der Heizer, Heimatshofen Oporto! Also darum stoppte diese Nacht unser Boot— die Deckmann- schaft rettete Kollegen von See. Wo sind die anderen fünf Gr- retteten? Drei sind im Matrosenlogis. Der gerettete Steuermann und der erste Maschinenmeister sind achtern— in der Messe: bei unseren„Dssicers". Miguel, der Heizer— kam zu uns Heizern: Fröhliche Pfitigsten! Miguel, reiß dir das naffo Kleiderzeug vom Leibe, wir bringen dir trockenes Zeug—. Und jeder von uns holt aus seinem Secsack ein Stuck zur Aussteuer des portugiesischen Kollegen. Heute ist Pfingsten— Miguel hat alles verloren, da steh! er arm und nackt, das naffe Zeug abgeworfen— er hat keinen Seesack mehr, nicht mal 'ne Pfeife. Kam plötzlich der Pfingstgeist über uns. der Geist der Freundschost und Liebe—? Der Kollege da brachte einen blauen Anzug, der da brachte neue Stiefel und'ne blaue Mütze, der ein Landhemd und Schlappen, der ein seidenes Tasckentuch aus Japan und'ne Tuchjopp«, der andere brachte'ne Pfeife, Tabak und Matche», der da'ne Wolldecke: kurz und gut: eins, zwei, drei: Miguel hat wieder Zeug und Sack— der Sack lag leer im Logis, Irgendein Ausgerückter von früheren Fahrten hatte ihn liegen lasten, er ist zwar ein wenig zerrissen, aber es ist doch noch ein Sack. Und, Fra- tello Miguel, wir füllen dir den Sack schon noch gut aus— warte. bis die andere Wache kommt. Jetzt trinken wir Tee— fröhliche Pfingsten— und wir schmauchen die Pfeife— Miguel erzählt. „Die„Lusitania " hatte dreizehn Mann an Bord, als sie sank— gingen wir in zwei Boote, eines der Boote ging koppheister— warcn sieben Mann drin, all« soffen ab. auch der Capitanos." Und Miguellocht übers ganze braune Gesicht—»r ist gerettet, es lebe das schöne Leben! Aber sieben Mann fraß die- Schreckensnocht. Draußen heult der Sturm— stärker Und stärker---. der Sturm zerreißt da» grau» Regengewölkc, der Sturm zerhackt den Regen- Himmel— da gibt es mm am Hlmmel buntes Gewürfel: Blau und Silbergrau und Weiß. Gegen Mittag strahlte der Himmel wie ein blauer Amethyst. Und die Sonne lachtt übers ganze junge Gesicht. Run glast es achtmal: Heizer, die Ablösimg vor, auf Keffelwache! Mtttag» um zwölfe— hinab vor Feuer und Bunker, Sleam-up, go-ahead. und fröhlich«, fröhliche Pfingsten! Elf Atmosphären-
gesinnten Wesens? Ach, man sollte anders leben, anders sein, mehr unterm Himmel und unter den Bäumen, mehr für sich allein und näher bei den Geheimnissen der Schönheit und Größe. Die Orgel hebt wieder an. tief und leise, ein langer, stiller Akkord; und über ihn hinweg steigt eine Geigenmelodie in die Höhe, in wundervoll geordneten Stufen, wenig klagend, wenig fragend, aber aus geheimer Seligkeit und Gchcimnisfülle singend und schwe- bend, schön und leicht wie der Schritt eines jungen hübschen Mäd- chens. Die Melodie wiederHoll sich, ändert sich, sucht verwandte Figuren und hundert feine, spielende Arabesken auf, windet sich flüssig aus engsten Pfaden und geht frei und gereinigt wieder hervor als ein stillgewordenes, geklärtes Gefühl. Hier ist«ine Größe, hier ist kein Schrei und keine Ties« des Leidens, noch auch hohe Ehrfurcht, hier ist nichts als die Schönhett einer begnügten, frohen Seele- Sie hat uns nichts anderes zu sagen, als daß die Well schön und voll von göttlicher Ordnung und Harmonie ist, ach, und welche Botschaft hören wir seltener und haben wir nötiger als diese frohe! Man fühlt es, ohne es zu sehen, in der ganzen großen Kirch« wird jetzt von vielen gelächelt, froh und rein gelächelt, und mancher findet diese alle schlichte Musik«in wenig naiv und veraltet, und lächett doch auch und schwtn�nt mit in dem einfachen klaren Strom, dem zu folgen eine Wonne ist. Man spürt es noch in der Pause, die kleinen Geräusche. Ge- flüster und Zurechtrücken in den Bönken tönen froh und munter, man freut sich und geht befreit einer neuen Prallst entgegen. Und sie kommt! Mit großer, freier Gebärde tritt der selige Meister Bach in seinen Tempel, grüßt Gott mit Dankbarkell. erhebt stch von der Anbetung und schickt sich an, nach dem Text eines Kirchenliedes seiner Andacht und Sonntagssttmmung froh zu werden. Aber kaum hat er begonnen und ein wenig Raum gefunden, so treibt er seine Harmonien tiefer, Holl den letzten breiten Baß herbei, baut Melodien ineinander und Harmonien ineinander in bewegter Bielstimmigteit, und stützt und hebt und rundet seinen Tönebau well über die Kirche hinaus zu einem Siernmraum voll edler, vollkommener Systeme. als fei Gott schlafen gegairgen und habe ihm seinen Stab und Mantel übergeben. Cr wettert in zusammengeballten Wolken und öffnet wieder freie, hellere Lichiräume, er führt Planeten und Sonnen triumphierend herauf, er ruht lässig im hohen Mittag und lockt zur rechten Zell die Schauer des kühlen Abends hervor. Und er endet prächtig und gewaltig wie die untergehende Sonne und hinterläßt im Verstummen di« Well voll Glanz und Seele. Still geh« ich durch den hohen Raum und über den kleinen ver- schlafenen Platz, still über die hohe Flußbrücke und durch die La- ternenreihen zur Stadt hinaus. Der Regen hat aufgehört, Hintsr einer ungeheuren Wolke, die das ganze Land bedeckt, ahnt man in' wenigen Ritzen Mondlicht und schöne Nachthelle. Die Stadt ver- schwindet, und die Eichen an meinem Feldweg rauschen in einem sanften frischen Winde. Und ich steige sacht die letzte Höhe hinan und betrete mein schlafend«» Haus. Zu den Fenstern spricht die Ulme herein. Nun mag ich gern zur Ruhe gehen und wieder eine Weile da» Leben erproben und sein Spielball sein.
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