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Sonntag 3. Juni 192S
Unterhaltung und ÄAissen
Beilage des Vorwärts
Fahrten in Brasilien  . Reisebilder aus(Südamerika  . Von Max Winter.
Wo immer man einen Apfel non dem Schleier hebt, der für die breite europäische   Masse noch Brasilien   einhüllt, man schaut in ein« seltsame Welt voll starlem Eigenleben und voll grosser Au- iunftshossmirtgen und Möglichkeiten. Freilich, Geduld muß man schon haben. Das Reisen in Brasilien   ist keine so cinsachc Sache. Oft mich man aus Neben platzen ausharren, deren Besuch im Pro- gramm gar nicht vorgesehen war. So ist es mir mit Rio zrande d o S u l und mit Pe l v t a s gegongen, einer übrigens sehr schönen Stadt von etwa achtstgtausend Einwohnern, die einige Dampser- stunden von Rio grand« weg auf dem Wege noch Porto Ale- gre, dem Hafen der Freude, liegt. Dorthin wollte lch. und ich hoffte, die Fahrt über den großen Binnenfee Logo dos Patos, zu deutsch   über den Entense«, in einen Tag erledigen zu können. Aber wie groß war mein Erstaunen, als der Dampfer es war an einem Sonntagnachmittaq noch dreistündiger Fahrt etwa in Pslo- tas anlegte und ich hier erfuhr, daß der Dampfer erst am nächsten Tage wsitergeh«, wahrscheinlich erst um 5 Uhr nachmittags. Alfa vierundzwanziz Stunden KufenlhaU. Ein Riefeniond wie Brasilien  schreit geradezu noch dem Flugzeug. Erst dieses wird imstande sein, das Land zu erschließen. Gute Autostraßen und das Flugzeug, sie werden künftig dem Lande neben den natürlichen, neben den Wasser- straßen, dienen. Daß noch viele Eisenbohnen in Brasilien   gebaut werden, ist nicht sehr wahrscheinlich. Dazu ist das Land.zu dünn besiedelt. Ein Land, so groß wie Europa   und mit halb soviel Ein­wohnern als Deutschland  , rund 33 Millionen. Rio Grande do Sul  ist mit Porto Alegro   wich mit einer Eisenbahn verbunden. Auch mit dieser zu fahren, wurde überlegt. Aber da wäre ich erst recht vom Regen in die Trous« gekommen. Die Bahnfahrt dauert rund drei Tag«. Oer Hafen der Freude. Nack solcher AuilläninZ war es doch besser, in zwei Tagen Dampferfahrt dem Ade zuzustreben. Alegre heißt freudig, lustig. In der Tat ist es auch ein liebliches Gelände, dos sich hinter Alcgre, einer fast deutschen Stadt, auibaut und in das die Stadt hillansteigt. Und dem Hauptzufluß des Sees entgegen, dem Guahyba, der kurz vor der Mündung sich selber zu einem Riesensee weitet, führt die große Aukunstsstroß« Porw Alegves, die Strandstraße, an der heute sä/an die Häuserzeile weit hinausgerückt ist. Hier kann maii schon einen Dorgeschmack von Brasilien   bekommen. Hält man an der Straße bei guten Freunden Einkehr, dann, kann man hier in den großen Gärten, die den Häusern vorgelagert sind, meterlange Riesen eidechsen sehen, oft auch mir die Spuren, die sie inst ihre», Schwanz in den Sand ziehen, man kann sich. überzeugen, daß die Ananasstauden nicht nur herrliche Früchte zeitig«,, daß sie auch un- durchdringliche Stächet zäune liefern, daß die' seltsam grünen, oft kindskopfgrnßen Orangen sastreich-wohlschnieckend sind, daß hier ein Bogel Strauß m«m«m Garten Herumstolziert, dort anderes selt- fames Getier zu sehen ist, Affen oder Papageien, diese freilich schon als Gefangen« der Menschen. Aber überall lauert noch die Typhusgefahr. Der Mensch muß stets auf der Hut sein. Auch hier gibt es nur gereinigtes Fluß- woiier, das die Borsichtigen noch einmal destillieren. Ab und zu quillt aus den Bergen eine eimvandsreie. i retlich nie oll, zu ergiebige Quell«, wie etwa auf dem Gebiet des deutschen Naturhaisvereins, der dem ansteigenden Hang mit seinem Urwaldbestand einige herr­liche ebene Plätze für Spiel und Gesundmzg abgerungen und an den Rand des Guahyba riiw schöne Badehütte für seine Mitglieder er­richtet hat. Die Jagd nach Land. Mit der Ausbreitung der sozialistischen   Ideen schaut es hier und in ganz Brasilien   noch recht schlecht aus, obgleich �zugewandert« Deutsche  , Italiener  . Juden und natürlich auch die emh«nüjchen Por- tugiesen ihre sozialistischen Organisationen haben. Was ollen diesen Orgamsatianen fehlt, ist die Verständigung untereinander. Da dos Proletariat noch nicht zum Bewußtsein seiner gesammelten Sfrafl aekommen ist, hoben die Kapitalisten natürlich leichtes Spiel. Da­zu kommt, daß viele Augewond�rte allzu rasch vergessen, nxjs sie drüben empfunden und gedacht haben, und daß sie, drüben kaum recht flügge geworden, nur ein Ideal kennen, das ollgemein brost- kianische: die Jagd nach dem Terrenok Land will jeder haben, ein Stück Land und darauf ein Häuschen. Dann erst will er wester. sehen. Aehnliches ist überall zu schauen in dem leider recht irnglücklich hiirgebauten Küstennest San Franziska, das den Seehasen der alten deutschen   Siedlung I p i n v i l l e darstellt, von wo de; Weg in die älteste deutsche   Siedlung Bvasilie»», in die heutige kleine Landstadt S a o L e v p o l d o, führt, wo uns die schwäbische Wirtin ganz cmsocgnchnete.Spätzle" vorsetzt, und nach der konservativen Siedlung Blumenau  . Auch einem einsamen deutschen Siedler und Sckmetterlingsjäger, Naturforscher und Maler mitten im Ur- wold, giit es, einen Besuch zu machen. Aber wir sinden das Nest leer: nur die Wege können wir gehen, die der Einsam« in den Ur- wa!d gebahnt hat, voll des Aaubcrs der Verlassenheit, und an einer kleinen, murmelnden Kaskade mitten im Wolde   schauen wir die ganz« Herrlichkeit der tropischen Insektenwelt, die sich koch über uns im Sonnenlicht badet. Brasilianischer Fasching. Vom Staate Santo Eatorina führt uns die Bahn über die Hansa" nach dem hochgelegenen sckünen C u r i t i b a. und von hier geht es auf einer herrlichen Gebirgsbahn nach der heißen Hafenstadt Paronagua, zwischen deren Steinmauern man so lange dahinschleicht, bis die erlösende Stunde tommt, do uns d.'r Dampfer wieder auf die frei« See und nach Santos führt. In beiden Orten geraten wir in das tolle Faschingsrrcibe», das die Menschen w'e verrückt macht. Aber eines Ist schön, daß die Alten diese Freuden nicht allein genießen, daß sie ihre Kinder daran teil- nehmen lasten, an der Wagenfahrt und den, Mastentreiben auf der Straße am Sonntag und erst recht am Montag, der in erster Linie den Kindern gehört. In der kleinen Stadt Paranaguo waren am Faschingsmontag nachmittags dr« Kmde rbäll«. und die ZNnder sind dazu ieiertich von Musikkapellen eingeholt worden, die durch die Straßen zogen Einer dies» Kapellen tanzten zwei Dutzend aller- krebste Mädel in gleichen Kostümen aoam: m Xeigca durch die
Stadt. Es sind echte und rechte Volksfeste, diese Faschingstags, und nicht zuletzt die Arbeiter sind es, die sich diese Gelegenheit zu einigen Tagen ungebundener Freihest nicht entgehen losten. Eine augenehme Eisenbahn. Daß Santos auf einer Insel liegt, sieht man deutlicher als bei ebner Runbi'ohrt in der Stadt, wenn man von der Höhe des Moni- serrvt seinen Blick über die in dos saftig« Grün der Dananenplon- tagen formlich eingebettete Kosteestadt sendet, von demselben Mont- serrat, der seicher durch einen Felssturz«in Krankenhaus an seinem Fuß und mit ihm etwa hundert Menschen begraben hat. Eine kühne Auwstraße und eine herrliche Gebirgsbahn verbinden den größten Kaffeehafen der Welt mit der größten Grlchoftsstadt Brasiliens  , mit Sao Paulo  , dem heute nicht mehr viel an der ersten Million Einwohner fehlt. Die Stadt wächst rasend, sie ist die eigentliche Industriestadt Brasiliens  , die noch mehr gewinnen könnte, wenn die einzige Bahnverbindung mit der Bundeshauptstadt Rio de Janeiro  , die man mit dem Eppreßzug in einer Nachtfahrt erreichen kann, weniger gefährlich wäre. Von allen Sellen vnrd man gemahnt, doch lieber zu See noch der Hauptstadt zu reis«». Eine Revolution der Besitzenden. Durch schwere Kämpfe ist auch Rio gegangen, und viele Denk- mäler zeigen, daß die Lastrenmmg Brasiliens   von Portugal   und dann der Weg vom ftaiiermch zur Republik nicht ohne Opfer vor sich ging. Es war«ine Revolution der Besitzenden, die den Kaiser seines Thrones entsetzte. Der alte Kaiser Dom Pedro TT. hatte die Sklaverei ausgehoben. Damll aber waren die reichsten Leute des Landes, die Besitzer der Kaffeeplantagen, ihrer Arbeitskräfte bc raubt, vielmehr, sie sollten ihnen, die nun freie Arbeiter waren, nun Löhne zahlen. Das machte die Herren rasend, und in einer Nacht, die einem Hofliall folgte, wurde, während Dom Pedro nach seiner Residenz Petropolis   fuhr, die Republik   erklärt und dies dem Kaiser am nächsten Tag mitgeteilt. Der Kaiser fügte sich ohne jeden Wider- stand in die neue Lage und ging mit einem Kriegsschiff nach Portu- gal, wo er kurze Zeit daraus starb. Stinkt de? Neger? Die«instigen Sklaven aber erfreuen sich bürgerlicher Freiheit. Aiehr und mehr gehen sie in den brasilianischen Bolkskorper auf. Der echte BrosUiero ist schon nahe an der Schokolade färbe, und von dieser Schokolad« bis zum tiefen Nezerbraun begegnet man in Bnj- silien auf Schritt und Tritt ollen einzelnen Schattierungen der Haut- färbe. Der anne Neger putzt dem Weißen die Stiiefel, und der reichgewordene oder sonst zu Ansehen und Würden gelangte Schoko- l ade nb raune hat einen weißen Ehauifeur. Di« Rastenvermischung macht in Brasilien   rasche Fortschritte irnd damll natürlich auch die Rastenversöhnung. - Man kann hierzulande nicht in zweiter Klasse fahren," erklärte «ine Europäerin.  Der Neger wegen. Sie hoben eine unerrrag- liche Ausdünstung." Das mag sein und soll nicht bestritten werden. Aber die kapitalistische Wirtschastsovdrnmg hat auch schon Neger erster Klasse hervorgebracht. Stinken diese nicht? Und was macht sie geruchlos? Krmn dieses Mittel nicht wich für die der Arbeller- klolie angehörenden Neger gefunden und angewendet werden? Und vielleicht auch für die weißen Arbeiter. Der Erfahrene weiß ja, daß auch der?lrbeiter stinkt, und andere finden, daß die Juden stinken, und die Japaner sagen, daß die Europäer stinken. Viel- leicht ist dos ganze doch mir ein Problem der Reintichkell. Mehr baden! Wer Schwarze und Weiß«, in Rio de Janeiro   etwa, überall in friedlichem Verein und Nebeneinander sieht, an der Arbeitsstätte wie im Wohnhaus, h, der Straßenbahn, im Autobus, auf der Eisenbahn und im Cafe, der wird zu der Ueberzsugung nicht mehr well hinhoben, daß.es vielleicht doch mehr ein Klassen, al» ein Rallen Problem ist, dieses Problem Schwor; und Weiß.
Oer Fußball  - ein alichinesisches Spiel. Da? modern« Fußballspiel hat von England aus keinen Sieges- zug durch die Welt angetreten, aber die Briten sind deshalb nicht die Erfinder dieses Sports, sondern bereits lange vorher hat man Fuß- ball gespielt, in jenem Reich der Mitte, das so mel« Errungen- schaften der modernen Kultur bereit? vorausgenommen Hot. Der englische Sinologe Pros. H. 21. Gilles, der die oltchinefstchen Texte nach Berichten über den Fußball durchforscht hat, nerfolgt seine Ge­schichte' bis in die Zeit vor Christi Geburt zurück. Nach den chine- fischen Chroniken soll der Eriiitder dieses Spie!? ein mythischer gelber Kaiser  " gewesen sein, der im S. Jahrtausend v. Ehr. lebte. Die erste historische Erwähnung erzählt von einem Kaiser, der den Fußball über olles lieble:Der Kaiser Chonzii(32 bis 6 v. Ehr f war«in großer Liebhaber des Fußballspiels. Aber leine Offiziere stellien ihm vor, daß das Spiel körperlich erschöpiend wäre und seiner kaiserlichen Würde nicht enispräche. Daraus erwiderte sei»« Maje- stät:Wir lieben das Spiel, und was man sich selbst zu tun wähll, kann niemanden erschöpfen." Die Würdtiräger ließen sich jedoch nicht beruhigen, und wandten sich mn Hilse an die Kaiserin, dl« dann zur Belustigung des Herrschers dasGrübchen-Spiel" vorschlug." Bereits aus dieser Frühzeit wird von besonders großen Spielen be- richtet.Am Geburtstag des Kaisers(pichen zwei Parteien vor dem kaiserliche» Pavillon Fußboll," beißt es m einer Chronik.  Ein über 30 Fuß hohes Mal wurde aufgestellt, das mit buntfarbiger Seide geschmückt war und eine Oefsnung von über einem Fuß Durch- mesfer hatte." Jede Partei kam abwechselnd zum Stoß und mußte versuchen, den Boll durch dies« Vefsmmg zu bringen: ihre Erfolge wurden nach Punkten verzeichnet. Die Sieger wurden mit Blumen, Früchten und Wein, auch mit silbernen Schalen und Brokaten be- schenkt. Der Führer der geschlagenen Partei dagegen wurde aus- gepeitscht und mußte noch anderen Schimpf über sich ergeben lasten. Die Namen berühmter Fußballspieler werden au» verschiedenen Jahrhunderten der Nachwelt überliefert, und wie die griechischen Sänger den Ruhm der Stege M den kKywpi scheu Spielen feierten, so gibt es auch alte �hlnesisch« Dichtungen, die fy rnorriwm!* Fuß- ballfpiele»«herrschen
Die verdorbene Torte. Don Zules Neuard. Frau Lornot riß den Verschluß des Telegramms auf und las: Zählen Sie nicht auf uns. Nicht wohl. Grüße. Lasoy." Wie ärgerlich!" sagte sie.Was das heißen soll! Nicht wohl, ein schöner Grund! Dabei hatte ich alles vorbereitet!" So etwas passiert nur uns," sagte Herr Bornet. Frau Bornet überlegtet Da fällt mir ein, Ich wüßte einen Ausweg. Nolots kommen morgen. Di« Torte wird nach gut sein. Wir verwenden sie." Aber am nächsten Tage, im Augenblick, als Licht angezündet werden sollte, erhielt sei ein zweites Telegramm: iheme abend verhindert. Bedauern. Nowt." Wie mit Absicht," sagte Herr Bornet. Riedergeschinettert, die Lippen weiß, war Frau Bornet dieser Schicksalstücke gegenüber fastungslos, und sie öffnete ihren Mund ganz weit, um den verletzenden Worten leichten Durchgang zu schaffen. Um neun Uhr abzusagen! Was für schlechte Manieren!" Bester später, als gar nicht," sogt« Herr Lornet.Aber ruhig Blui, mein Schäfchen, nur nicht den Kopf verlieren!" Du host gut lachen. Ein« nette Bescherung! Jetzt hoben wir die Tort« für nichts und wieder nichts angeschafft." Wir werden sie morgen zum Frühstück essen." Du glaubst vielleicht, ich kaufe Kuchen für uns für den Alltag." Beileibe nicht-, da wir es aber nicht ändern können, schicken wir uns darein!" Meinethalben, vergeuden wir unser Hob und Gut," sagt« Frwl Bornet. In ihrer.Hausfrauenwürde gekrankt, verbrachte sie Unter hef­tigem Umherwälzen ein« schlechte Nacht, während ihr Ehegatte recht- schaffen schlief und vielleicht von ÜZanillegebäck träumte. Er freut sich schon." dachte sie. Versprechen muß man halten. Zum Frühstück brachte do» Dienstmädchen, nicht ohne Vorsichtsmaßregeln, die Torte auf den Tisch. Herr und Frau Bornet beaugenscheinigten sie. Sie war zirsammengefallen. Die gelb gewordene Sahire drang durch die Spalten, und die Biskuits versanken ollinählich darin. Vormols einer Festung vergleichbar, erinnerte sie jetzt an kein bekanntes Bau- werk wenigstens unter den noch nicht eingestürzten! Herr Bor- net behielt diese Betrachtungen für sich, und Frau Bornet begann st« zu zerschneiden. Bemüht, die Stücke gleichmäßig zu machen, sagte sie ihrem Mann: Du spitzt dich auf das größte, alter Näscher, nicht?" Ihr Mester verschwand in den Strömen schmelzender Sohne. kratzte knirschend auf der Schüstel, ohne daß es ihr gelingen wollte, Grenzen zu ziehen, feste Scheidungen vorzunehmen, denn Immer ftosten die Teile Ineinander über. Wütend nahm sie die Teller, schüttete aus den ihres Mannes die Hälft« der Speis» und sagte: .chier hast du, stopf dich damit roll."'' r-!$' Herr Bornet. füllte euren großen Löffel» blies auf die Sahne. so kolk schien sie ihm und schob olles auf einrntri tn den Mund. Aber seine enttäuschte Zunge ließ dein Schnalzen hören. Er verzog sein Gesicht, lächelte dawi: Ich glaube, sie tat einen kleinen Stich," jagte er. Natürlich, da hoben wir'?!" sagt« Frau Bornet.Ist da» ein lounenhafior Mann! Auf mein Wort, ich weiß nicht mehr, was ich mir ausdenken soll, um dich zu sättigen. Gott im Himmel, bin ich eine unglückliche Frau!" Koste doch nur," sagte einlach Herr Lorpet. Ich brauche nicht zu kosten. Ich bin im voraus überzeugt, daß sie keinen Nochgeschmack hat." Koste trotzdem. Nimm nur«inen Lössel voll, nur einen." Zwei, wenn du willst." entgegnete Frau Bornet. Tatsächlich schluckte sie zwei Lössel voll herunter und sagt«: Nun, und was weiter? Was hast du an dieser Speise aus« zusetzen? Ein bißchen säuerlich, höchstens." Aber sie nahm nicht noch einmal davon. Sc war außer sich. nahe daran, in Weinen auszubrechen, als Herr Bornet auf einen Ge- danken kam:» Höre, seit langer Zeit talt du dem Portier nichts gegeben, und ich habe bemerkt, daß er feit Neujahr weniger zuvorkommend ist. Berauben wir uns. Geben wir ihm die Torte. Mr haben das ganze Leben vor uns, um uns andere zu leisten, nicht wahr?" Tu dein Teil wenigstens zurück," sagte Frau Bornet. Sie ließen den Portier heraufkommen. Nach den üMichen Begrüßungsmorten: Dürfte ich Ihnen dieses hier anbieten?" sogt« Herr Bornet und streckte ihm den Teller entgegen. Sie sind zu gütig." sagte der Portier,aber werden Sie es nicht entbehren?" Aber nein," meinte Herr Bornet..Lch habe mehr als genug." Er drückte gegen seinen Adamsapfel und streckte die Zunge heraus. Nehmen Sie ruhig," sagte Frau Bornet.Nur keine Umstände. Es ist für Sie." Die Augen aut die Torte gerichtet, schnüffelnd, zögert« der Portier und fragte: Sind da in dem Kuchen Eier drin?" Da? will ich meinen!" autworiete Herr Bornet.Ohne Eier macht man keinen guten Kuchen." Dann widersteht er mir. Ich tann Eier nickst vertragen." Was schwatzt du da?" sagte Frau Bornet. höchstens ein Gelbes Ist darin, mn den Teig zu binden." Ach. gnädige Frau, wenn ich ein« Henne nur gackern hör«, wird mir übel." Ich gebe Ihnen die Versicherung," sagte Herr Bornet,er ist vorzüglich. Sie werden sich ihn gut schmecken lassen." Zum Beweise tauchte er die Fingerspitze in die Sahne und lutschte mit Todesverachtung daran. Möglich," sagte der Portier.Da verstehe ich nichts von. Wie dem auch sei, ich muß verzichten. Ich würde mich übergeben. Entschuldigen Sie nur, ich danke auch schön." Aber für Ihre Frau?" Meine Frau ist wie ich. Sie verträgt keine Eier. Sie steigen ihr auch hoch. Eigentlich durch diesen gleichen Widerwillen haben wir zwei uns gefunden." Für Ihre reizenden Kinderchen?" Msine Kleinen, gnädige Frau? Gerade hat der Aelteste Zahn-> 'chmerzcn. Süßigkeiten sind nickst gut für ihn. Und da» Jüngste, daq liebe. Nein« Dtng, ißt noch nichts Festes." .Genug," sagte Frau Bornet eisig. Lassen wie das. flWjr zmmgen Sie nicht. Wir habe» tera Recht dazp. Tut«ch» sehe leid, lieb« Mann."