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Der Kampf um den präfldenten Blitzlicht und Rationalhymne auf dem republikanischen Parteitag. In Kansas-City, einer Ininchriestadt des mittleren Westens der Vereinigten Staaten trat am Dienstag der Parteitag der Republikanischen Partei zusammen. Es gilt, die beiden Kandi- baten der Partei für die Posten des Präsidenten und vizepräsi- denten der Dereinigten Staaten auszuwählen und diePlattform". das Wchlprogramm, zu beschließen. Die amerikanischen Präsidenten werden, wie in Deutschland , vom Volke, und nicht, wie in Frokreich oder Polen , vom Parlament gewählt. Alle vier Jahre, jeweils im November, findet die Präsidentenwahl statt: und bereits im Juninominieren" die Parteitage der beiden großen Parteien die Präsidentjchaftskandi- baten. Die Sozialistisch « Partei hat ihren auch diesmal wieder nicht aussichtsreichen Kandidaten Norman Thomas bereits im April aufgestellt. Die Aufstellung der Präsrdenlschastskandidaten in Amerika voll- zieht sich im vollen Licht« der Oefsentlichkeit. Seit Wochen schon ist die amerikanische Press« voll von Berechnungen über die Aussichten der Favoriten in jeder Partei. Die Kandidaten werden zwar for- mell von Delegierten gewählt, tatsächlich ober üben in« Massen der Parteimitglieder unmittelbaren Einfluß auf diese Wahl aus: Die Parteitagsdelegierten werden durch Listenwohl von den Parteimtigliedern gewählt, und diese wählen sie oft mit dem festen Austrag, für«inen bestimmten Kandidaten zu stimmen. In den beiden großen Parteien ist der Parteitag so zusammen- gesetzt, daß jeder der 48 Staaten der Union soviel Delegierte ent- sendet, wie dieser Staat Senatoren und Abgeordnet« im Zentral- Parlament zu Washington hat. Jeder Staat hat zwei Senatoren, ohne Rücksicht auf seine Größe, und soviel Abgeordnet «, wie seiner Bevölkerungszahl entspricht: Arizona , Delaware , Nevada z. B. nur je«inen, New Pork ober 43, Pennsyloanien 36 und Illinois 27. Da der Senat 96 und das Abgeordnetenhaus 433 Mitglieder zählt, hat der Parteitag also 331 Delegierte oderWahlmänncr", wie sie

Frankenfiabilisierung.

pomcarä:Er könnte von alleine stehen, aber es ist doch besser, die Leute glaube«, daß nur ich es biu, der ihn aufrecht hält!"

dort genannt werden. Diese Wahlmänner wurden nun durch Stimm- zettelwahl nacheinander in den letzten Wochen in den Einzelftaaten der Union gewählt. Da die Wahlmänner vielfach mit gebundener Marschroute nach Kansas geschickt werden, war die Presse seit Wochen voll von Berechnungen über die Chancen der im Vordergrund stehenden Politiker. Bei den Republikanern trat der Rom « dos jetzigen chandelsminifters choover mehr und mehr in den Vordergrund: aber seine Wahl erschien erst in dem Augenblick fast gewiß, al» der Präsident Coolidge , der jetzige Parteiführer, endgültig von seiner Wiederaufstellung Abstand zu nehmen bat. Wichtige Delegationen, die bis jetzt nicht festgelegt waren, ent- schieden sich erst gestern für ihn. Die Abstimmung in Kansas-City beginnt heute. » )oover ist auch in Europa gut bekannt. Er ist 54 Jahre alt und hat eine erfolgreiche Laufbahn al» Kaufmann und Industrieller hinter sich, die er 1914 aufgab, um dos amerikanische chilfs- wert für das besetzt« Belgien zu organisieren. 1917 bis 1919 war er dann derErnährungsdiktator" der Dereinigten Staaten, und leitete dann da» Hilfswerk für die notleidenden mittel- europäischen und Balkan -Länder. 1921 ernannt ihn HaMng zum Staatssekretär des Handelsamtes", also zumWirtschaftsminister". Er ist der tatkräftigste Förderer aller Bestrebungen zur Rationa» lisierung und Normalisierung der Industrieproduttion. Oer Ausschlag für Hoover. Kansas City . 13. Juni. Die Ausstellung des Handelsministers Hoooer als Präsident- fchaftskandidat schon bei der ersten Abstimmung ist so gut wie sicher geworden. Die 79 Köpfe starke Delegation von Pennsyloanien sprach sich auf Antrag chres Führers, des jetzigen Finanzministers, des ..Aluminiumkönigs" Mellon, für die Wohl Hoovers schon im e r st« n Wahlgang aus. Krau Schumann fingt die Sternenbannerhymne. Kansas Cily, 13. Juni. Hunderte von Photographen durchschwirren die Holl«: der dicke Blitzlichtqualm erhöhte da» Unbehagen der drückenden Schwül«. Die Delegierten sangen die von Frau Schumann-Heink vorgetragen« Sternenbonnerhymne mit. Präsident Coolidge wurde ein« Ovation dargebracht, als Senator Fch ihn als den größten politt« schen Faktor der heutigen Welt bezeichnet«, der nach 67 Monaten Führerschaft der Nation auf eigenen Wunsch ausscheide. Die Dele- gierten versuchten jedoch nicht, eine Coolidgc-Demonstration zu orgimljkren,

Einer wird hingerichtet. Sienogramm nach der Wirklichkeit./ Erich Gottgetreu .

Der 31. Mai 1928 In London Bor dem Gefängnis Wandsworth . Acht Uhr morgens ist es kühl, wolkig. Uebersüllte Autobusse, Straßenbahnen fahren citywärts. Eine Dame fällt auf, schwarz gekleidet: Sie geht in die nahe Kirche der Heiligen Maria Madalena Zur Messe. Fünf Herren folgen. Reporter. Die Dame ist die Frau des Mörders. Aus der Kirche dringen Kerzenschein, Dumpfheit, leiser Singsang. Indes auf der Straße ' Der Milchmann und der Briefträger laut sich unterhalten. Dann mischen sich die beiden, Ungeachtet frischer Milch und Post und ernster Pflicht, Unter dos Publikum, Das sich immer zahlreicher versammelt, Zuletzt, schlecht geschätzt, bis tausend Menschen. Die Frauen sind in der Mehrheit. Dreißig von ihnm schieben Kinderwogen. Andere tragen Babys auf dem Arm. Polizeiverstärkung trifft«in Und hält die Fahrbahn frei. Während über der Menge ein buntes Banner kündet, Daß nahe fei die Wiederkunft des Herrn Und ein Vertreter der Christlichen Mission Um Gnade sieht Für die Seele des Sterbenden. Der Missionar betet vor, Die Frauen fallen in den Rundvers ein. Und manche schluchzen oder weinen--. Ein Taxi, Aus der Kirchenrichtung kommend, Hupt und hält. Es durchfliegt die Menge, Daß in dem Auto Misses Kennedy sitzt, Die Frau des Mörders Des Polizeiwachtmeisters Gutteridge, Erschosien bei Erfüllung seiner Pflicht, Gerächt dafür in einer Viertelstunde Durch Hinrichtung des Kennedy . Noch einmal zeichnet den Gezeichneten, Was in den letzten Wochen hundertfach geschah. 2lufs Straßenpflofter in Pastell Ein armer, doch begabter Mann, Mühselig so und pennyweis Die Morgcnsuppe sich verdienend, Ein junges Mädchen, Bildhübsch und gut angezogen Drängt sich plötzlich durch die Menge. Liest am Gefängnistor

Den offiziellen Anschlag Von der Exekution In 1. 2. 3, 4, 5, 6. 7. 8, 9, 16, 11, 12 Minuten. Wird fast ohnmächtig, Ruft laut, durchdringend, wild: Er tat's doch nichtl Er tat's doch nicht!" Und stürzt schnell wieder weg. Einige weniger fünfhundert mehr: In den Fenstern hängen Köpfe, Auf ollen Dächern spannen Leiber, Nur ungern fahren die Autobuschauffeure weiter. Und eine Frau erzählt wie Sensation, Daß sie doch gar zu gerndabei" gewesen wäre, Doch ablehnenden Bescheid erhielt, Und jemand macht'nen dummen Witz, Worauf die anderen ihn zur Ruhe weisen, Denn es ist 8 Uhr 56... Ist 8 Uhr 57... 8 Uhr 58... 59... Neun- mal glockt "Iis dumpf und schwer zum Tod. Die Köpfe sind entblößt. In der Ferne läutet eine Straßenbahn. Eine schwarze Fahne wird aufgezogen. Im Toxi weint die Frau des Toten. Die Menge rührt sich nicht. Das Toxi fährt davon. Di« Menschenmauer wird lebendig. Es bilden sich Gruppen. Die Spannung ventiliert sich im Gespräch. Ein Wärter plakatiert ein weißes Blatt. Es meldet die erfolgte Hinrichtung. Langsam zerstreut sich die Menge. Der Briefträger trägt wieder Briefe aus. Seine Milch dcr.Milchmann. Und des Gefängnisportiers kleine Kinder Gucken au» den Fensterlöchern ihrer Kellerwohnung. Ahnungslos und lächelnd. Ein alter, blinder Bettler, Bestimmt nur noch des Lebens Qualen kennend, Sagt leise, traurig: Ist es richtig? Es ist nicht richtig... Streichhölzer, Sir?"

Faufis Verdammung. Generalprobe für Hannover . Der Gau Berlin de» Deutschen Arbeitersänger- b u n d e s präsentiert sich vor der Abreise nach Hannover mit einer Leistung, die zugleich diesem bis in den Juni gestreckten Berliner Konzertwinter einen Austlang von ereignishafter Bedeutung gibt. Pom Rang der Wiedergabc nicht zu reden, ist es an sich als Per- dienst zu rühmen, das grandiose Werk des großen französischen Meisters, Hektar Berlioz nach wieviel Iahren wieder? durch eine Aufführung großen Sttls in Erinnerung zu bringen. In Erinnerung einer Generation von Hörern, für die zum größten Teil die bald 166jährige Partitur den Reiz einer Novität besitzt: aber es sind wahrhaft neuartig« Reiz« nach immer, die von diesem so genial wie virtuos gemeisterten Orchester ausgehen: und der Reichtum der musikalischen Phantasie, auch in zahllosen Details sich kundgebend, überwältigt den Empfänglichen in noch höherem Grad als freilich die fast kindlich« Naivität und Anfechtbarkeit der künst- lcrtschen Gefamtanloge, den kritisch Eingestellten sozusagen dauernd verblüfft. Wir haben allen Grund, für diese Ausführung dem Gau Berlin und ihrem Leiter, Dr. E r n st Z a n d'd r. aufrichtig dank- bar zu sein dankbar für eine Bereicherung de» Konzertjahres, und wir zweifeln, daß auch dos verwöhnt« bürgerlich« Publikum von dieser Bereicherung, von der Gelegenheit, endlich einmal Fausts Verdammung" zu hören, herzlich gern profitiert hat. Dem überfüllten Riesenraum des Sportpalastes war es freilich nicht anzusehen, wieviel Mustksachverständige, in der Philharmonie zu höchsten Ansprüchen erzogene Hörer, vielleicht zwischen den Freunden und Standesgenossen des Arbeitersängerbundes saßen. Jedenfalls, das Niveau der Aufführung war schon durch die Mit- Wirkung der Philharmoniker und namhafter Solisten garantiert. Aber: da» Beste der Ausführung, das darf und muß ohne Vorbehalt ausgesprochen werden, ist die Leitung des fast tausendtöpsigen Chores. Und das ist, angesichts einer Aufgab« von solcher Schwierig. keit und Bedeutsamkeit, die Feststellung einer Tatfache, die alle Be- teiligten mit Stolz, alle Interessierten mit Genugtuung und Zuver- ficht erfüllen darf. Gelegentlich« Unausgeglichenhciten des Tempos, auch des Zusammenklangs mit dem Orchester, werden sich gewiß noch ebnen lasten; es war ja gewissermaßen erst die Generalprobe. Ein Chor ober, der alle Gefahren der Intonation, zumal in der höchsten Sopranlage, so unfehlbar sicher besteht, der so feiner Schattierungen im Dynamischen, solcher Pianissimowirkungen mächtig ist, kann sich neben den Besten hören lasten. Kl,n» Pringsheim .

Filme von 19i3 und-1915. Kamera. Filmreprisen find diesen Sommer an der Tagesordnung, ober selten greift man länger zurück alz zwei oder drei Jahre. Da war es ein guter Einfall der Kamera-Filmbühne Unter den Linden , uns einmal den Stand des Films von 1913 und 1915 oorzufühven. Man wählte dazu Filme, in denen auch heute noch weltberühmie Darsteller auftraten, und so konnte man mit eigenen Augen feststellen, welchen ungeheuren Fortschritt nicht nur die Filmtechnik, sondern auch Film- regie und Darstellungskunst gemacht haben. Vieles von dem, was einst gewiß starten Eindruck gemacht hat, kommt uns heute komisch vor(wenn auch nicht so komisch wie den Zuschauern, die nun über alles lachen zu müssen glaubten). Wirtlich: Asta Nielsen ist in dem mimischen LustspielEngelein", dessen Regie ihr damaliger Gatte Urban Gad sührte, urkomisch, spielt sie dach einen Backfisch von 17 Iahren, der sich für ein zwölfjähriges Kind ausgeben muß(und sie selbst war damals sicher«ine Dreißigerin). Dos übertriebene Spiel der Gesten und Mienen, die ulkigen Kleider von damals und nicht minder die ganze Mache und auch die porodistifchen Inschriften kommen uns heute höchst seltsam vor. Trotzdem weiß uns die Nielsen von damals in diesem unmöglichen Film auch heute noch zu interessieren. Wesentlich fortgeschrittener und auch mit größeren Mitteln ver» anstaltet war der zweiteWellschlager"Die Augen der Mumie M a" von 1915. Kein geringerer als Ernst L u b i t j ch hat die Regie geführt und neben Emil I a n n i n g s und Harry L i e d t k e hat damals Polo N e g r i einen ihrer ersten'Triumphe gefeiert. Di« Sandhügel der Mark müssen Aegypten vortäuschen, Pola Negri ist eine ägyptische Maid, die von dem augenrollenden Aegypter Jannings tückisch gemordet wird, nachdem er sie in Verlin wieder entdeckt hat. Vornehm war der Film schon damals und exotisch dazu, und die Handlung war nur noch«in wenig unwahrscheinlicher als heute. Trotzdem ist ein weiter Abstand von dem Film 1912. Da» Talent Lubitfchs kündigt sich bereits an und Othello Jannings ist uns schon näher als die merkwürdig häßliche Regri von damal». r.

2. Deutscher ISazerkonareß. Seiten» de« Zlrbeit«ou»schusie« für de« Tänzerkonareß in Ssien,(21. 26. Junil ist beabsichtigt, für die verliner vesucher de« Kongresse» eine Gesellschastifahrt zu organisieren. Hierzu ist ein- Mindeftbeteiltgunn von 20 Personen notwendig; die Er- mSHiflimg beträgt 25°/,. Die Reis« findet statt für die Reisenden der Z.Klaste mit dem stuae 8,20 Ubr vorm., am 21. k; für die Reisenden der i. Klasse in der Nacht vom 20. zum 21. Juni 0,06 Ubr ab A-bnlwf ftrtedrichstr. Natter Herde« nimmt in den Räumen der Berliner Bewegung»- chbre Laban, Lotbrinaer Str. 25. sNorden II 28») am 15. 1820 Ubr und am 1«. 10-12 Uhr Anmeldungen zur Tellnahm« an der KeselllchastZsahrt entgegen. Pros. Dr. Zome« Brown Scott,- der bekannt« amerikanlsche Völkerrecht«- lebrer, wird seine Gastvorlesuna an der Unioerfität Berlin am 15. Juni, vormittag» g Uhr, im Hörsaal 113 halten. Itochlvorst'llvng. Die Tanzdantomimen.Dämon" von Hindemith und .voeui sur le Toil" von Darlu» Milhaad werden einmalig am 1k., um 2Z'/. Uhr im Reuen Theater am Zoo wiederholt.

Layern verliert 66 ZNenzel-Lilder. Der Streit um die Menzel» Bilder hat in der ersten Instanz mit der Verurteilung de» doyert- schen Staates geendet. Es handelt sich um 66 Werte Wolf Men- zels, die die Nichte des Künstlers, Fräulein Krigar-Menzel. im Jahre 1968 dem bayerischen Staat« zum Geschenk gemacht hatte. Im Jahre 1925 verlangte der Vormund des entmündigten Fräulein Krigar-Menzel von der bayerischen Regierung wegen Ungültigkeit der Schenkung die Herausgabe der Kunstwerke, wobei er mitteilt«, daß Fräulein Krigar-Menzel vermögenslos geworden sei. Nunmehr ist das schriftliche Urteil ergongen, da» den Staat zur Herausgab« der 66 Werte Menzels verpflichtet. Ein sprachgeschichtliches(SoekHe-UZörlerbuch. Das Fehlen eine» großen historischen Lexikons über Goethe» Sprach« ist oft betlogt worden- nun aber wird diese Ausgab« plötzlich von zwei Seiten durchgeführt. Kaum hat man von den umfassenden Studien dieser Art durch Professor P n i o v e r gehört, dessen Wert demnächst zu erscheinen beginnen soll, so wird«in bereit» vollendete» sprach» Wörterbuch zu Goethes sämtlichen Werken angekündigt, u l Fischer unter dem TitelGoethe-Wortschotz" bei Emil Rohmtopf in Leipzig erscheinen läßt. Der erste Teil dieser Arbeit, an die der Dersasscr 16 Jahre angestrengter Arbeit gesetzt hat, umfaßt da» deutsch « Wörterbuch, der zweit« Teil das Fremd- Wörterbuch; auf 1666 Spalten soll hier der ganze Wortschatz des größten Meisters der deutschen Sprach« vor uns ausgebreitet«erden.