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Hermann Müllers Mission.

Neue Besprechungen im Reichstag.

Abgeordneter Hermann Müller Franken hatte heute vormittag eine längere Aussprache mit dem Zentrumsführer v. Guérard. Darauf trat das Zentrum zu einer Fraktionssihung zusammen. Auch die Bayerische Volkspartei   hält eine Fraktionssikung ab.

Inzwischen sell Stresemann   eine Aussprache mit dem Vorsitzenden der volksparteilichen Fraktion, Abg. Scholz, gehabt haben. Man nimmt an, daß Stresemann auch an der heute nachmittag stattfindenden Fraktions­fitung der Volksprtei teilnehmen wird.

60000 Metallarbeiter ausgesperrt. Falls Schlichtungsinstanzen den Unternehmern nicht helfen WEB. meldet aus Hagen  : Der Lohnkampf in der Lüden­fcheider Metallindustrie hält unvermindert an. Wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, muß, falls es der Schlichtungsbehörde nicht baldigst gelingt, die Beendigung des Kampfes herbeizuführen, damit gerechnet werden, daß die ge­famte füdwestfälische Eisen- und Metallindustrie zur Unterstühung des Lüdenscheider   Kampfes die Gesamtaussperrung be­schließen wird. In Betracht kommen etwa 60 000 Metall­arbeiter.

Diese Zumutung der Unternehmer ist der Gipfel der Unverschämtheit. Also die Schlichtungsbehörden sollen Büttel­dienste für die Unternehmer verrichten, sonst wird aus­gesperrt! Diese Herausforderung dürfte die gegen= teilige der beabsichtigen Wirkung erzielen. Ob die Unter­nehmer aber mit ihrer Aussperrung gut fahren werden, kann man in aller Ruhe abwarten.

Der Konflikt in der Arbeiterbank.

Eine gemeinsame Erflärung.

Gegenüber den zahlreichen irreführenden Darstellungen über ben Direktionswechsel in der Arbeiterbant erklären der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Theodor Leipart  , und Direktor Bern Meyer gemeinsam;

Direktor Bern Meyer ist auf Grund eines freund schaftlichen Uebereinkommens aus der Bant aus­geschieden. Der Aufsichtsrat hat sich nur schwer zu diesem Schritt entschlossen und bedauert es sehr, auf die weitere Mitarbeit Meyers, dessen große Verdienste um die Arbeiterbant Don feiner Seite bestritten werden, verzichten zu müssen.

Weder politische Meinungsverschiedenheiten noch Dif ferenzen über die Grundsätze, nach denen die Arbeiterbant wirken soll, sind die Ursache für das Ausscheiden Direktor Meyers. Die in den Statuten der Bank und in den Richtlinien des Auf fichtsrates und seines Finanzausschusses festgelegten Grundsäke haben in der Frage des Direttionswechsels nie zur Dis= fussion gestanden und werden selbstverständlich auch durch den erfolgten Rücktritt Meyers in feiner Weise berührt.

Kommunistische Schwanktaftif.

Deutschnationale Preffe gegen deutschnationale Führung.

Die Deutschnationale Fraktion hatte, nach der Geschäfts| wünschenswert, daß fürderhin die deutschnationale Frattion taktisch ordnung, als zweitgrößte Frattion den Anspruch auf den sicherer und besser zusammengefaßt und geführt wird, als es in ersten Bizepräsidenten im Reichstag. Ihre eigene Politik diesem ersten Fall geschehen zu sein scheint. Daß der deutschnationale hat ihr den ersten und den zweiten Platz im Präsidium Bizepräsident als Vertreter der zweitstärksten Fraktion sein Amt gefoftet. Nicht nur hat sie sich gestern im Parlament eine erst in einem zweiten Wahlgang gegen die Kandidatin einer aus­schwere Blamage geholt, heute schreibt ihr die eigene Presse gesprochenen Splitterpartei, wie die Demokraten sie darstellen, öffentlich einen Tadel ins Klassenbuch. Die ,, Deutsche Tages- erhalten konnte, war ein Schauspiel, auf das stolz zu sein die zeitung" sagt: Rechte teinerlei Anlaß hat.

Die Frattion fonnte feinen Zweifel daran haben, daß der

Wohlweislich unterläßt es das Blatt, hinzuzufügen, daß.

Reichstagspräsident Löbe, wie immer man vom deutschnationalen auch dieser klägliche Erfolg nur dadurch zustande kam, daß

Vizepräsident Graef  .

D.N.V.P

111

aw.

die Kommunisten Graef   in den Sattel hoben.

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Auch der Lokal- Anzeiger" schweigt von der kommunisti­ schen   Stichwahlhilfe für, den Deutschnationalen. Doch er fritisiert die Parteiführung, die feltsam taktiert" habe: Wenn man ein Prinzip jagt er über Löbes Anspruch verläßt, darf man nicht erwarten, daß der Gegner es refpeftiere. Benn den Deutschnationalen aber an einer Demonstration gelegen mar, warum benannten sie nicht gleich im ersten Wahlgang als Gegenkandidaten Herrn Graef?-

Die deutschnationale Fraktion wird von ihrer eigenen Presse kritisiert. Die tommunistische hat es leichter. Ihr um über die Drgan tobt gegen die Sozialdemokratie eigene Pleitetaftit schweigen zu fönnen. Die Kommunisten haben folgendermaßen gestimmt:

Präsident:

gegen Löbe, Löbe trotzdem gewählt.

1. Bizepräsident: 1. Bahlgang gegen Effer, für Thälmann  , Stichwahl enthalten.

2. Bizepräsident: für Thälmann  , Kardorff trotzdem gewählt.

3. Bizepräsident: 1. Wahlgang für Geschke,

2. Wahlgang weiße Zettel, die Demokratin fällt deshalb gegen den Deutschnationalen durch. Hoch lebt die tonsequente und sieggekrönte revolutionäre Taktik der KPD  !

Was die Regierungsverhandlungen angeht, so erklärt die Rote Fahne  " die vollständige Rapitulation der fozialdemokratischen Führerschaft vor der Bourgeoisie, um nur ja die Große Koalition zustande zu bringen und nicht wieder um die ersehnten Minister­pöstchen zu kommen.

Das ist der sogenannte Humor von links... Damit aber auch auf der äußersten Rechten der Humor nicht fehle, überschreibt die Deutsche Zeitung" ihre erste

1888-15. Juni- 1928

Als proletarische Partei haben wir Kommunisten dafür Seite mit dem dicken Balken: gesorgt, daß auch ein Hausknecht( der Reaktion) ins Präsidium gelangt ist."

mag, eine sichere Mehrheit hinter sich hatte. Weshalb sie angesichts Standpunkt aus zu seiner Geschäftsführung im einzelnen stehen dieser Sachlage durch eine wirtungslose Demonstration und sich selber mit Grazie aus der ihnen zustehenden Vertretung im Präsidium ausschalteten, um schließlich mit dem dritten Vizeprä­fidentenposten so etwas wie einen Mitleidserfolg entgegenzunehmen, ist einigermaßen unverständlich... Es erscheint uns dringend

Lediglich über einige prattische Fragen der Geschäfts­politik der Arbeiterbant haben zwischen den beiden leitenden Direktoren, Bern Meyer und Geheimrat Bachem, Meinungsverbie Sozialdemokraten zu einer wirtungsvollen provozierten, jchiedenheiten bestanden, Bedauerlicherweise haben diese Meinungs­verschiebenheiten zu persönlichen 3erwürfnissen ge führt, die es im Intereffe der Bank erforderlich erscheinen ließen, daß einer der beiden Direktoren ausschied.

gez. Theodor Leipart gez. Bern Mener. Damit dürfte die feineswegs erfreuliche Angelegenheit wenigstens für die Deffentlichkeit zunächst erledigt sein.

Strafanträge im Norma- Prozeß.

Stuttgart  , 15. Juni.

In der heutigen Sigung famen zuerst die Angeflagten Karrer, Rhein   und Seifang nochmals zu Wort, brachten aber nichts neues vor. Darauf begann Staatsanwalt Wechsler als feinem Plädoyer. Er führte aus, daß bei Rhein   und Seifaq je ein fortgesettes, teilweise gemeinfchaftliches Bergehen des Dieb­stahls in Frage kommen könne, da es sich bei den entwendeten Sachen unzweifelhaft um das Eigentum der Norma handeln wird.

Bei Karrer tomme eine fortgefeßte erschwerte Unterschlagung in Betracht; denn das Borgeben des Angeklagten, er habe nicht gewußt, daß sich die Sachen noch in seinem Besiz befinden, könnte ihm unter

feinen Umständen geglaubt werden. Dagegen habe die Beweisauf nahme nichts ergeben, was für die Tatbestandsmerkmale einer ge­werbsmäßigen Hehlerei sprechen würde. Es verbleibe somit nur eine einfach Hehlerei in Tateinheit mit Anstiftung zum Diebstahl. Wenn auch der Prozeß eine andere Wendung ge­nommen habe, dürfe man die Schwere der Tat nicht unberücksichtigt laffen; denn es waren viele dieser Sachen an eine ausländische Firma Für Karrer wurde sodann eine Gesamtgefängnis. trafe von 9 Monaten beantragt. Der Anrechnung der

gelangt.

ganzen Untersuchungshaft von 9 Monaten trat der Staatsanwalt nicht entgegen.

Bei Rhein   wurde eine Gefängnisstrafe Don 3 Wochen und bei Seifang eine solche von 4 Wochen, bei Anrechnung der jeweils erlittenen Untersuchungshaft, beantragt. Das Urteil ist am Laufe des Nachmittags zu erwarten.

Hoover gewinnt das Rennen. Als republikanischer Prädentschaftskandidat aufgestellt. New York  , 15. Juni. Auf dem republikanischen Parteitag wurde Hoover im ersten Wahlgange mit riesiger Mehrheit( 4: 1) zum Präsidentschafts­fandidaten aufgestellt.

25 Minuten lang dauerte der ohrenbetäubende Beifallslärm, als Delegierte, Zuschauer und Musikkapellen Hoover eine Ovation darbrachten.

Der demokratische Parteitag beginnt in vierzehn Tagen.

Kansas City  , 15. Juni. Hier spielte sich in unmittelbarer Nähe des Hauptquartiers der Republikaner   ein aufregender Vorfall ab. Sechs Banditen über fielen den Kaffenraum einer großen Bank und flüchteten mit etwa 240 000 m. In der Straße, in der die Bant liegt, herrschte zur Zeit des Ueberfalles starter Berkehr. Ihren Rückzug deckten die Banditen mit einer heftigen Schießerei; zwei Polizisten und ein Fußgänger wurden schwer verletzt,

Hochschuljubiläum in Hannover  .

Taktlosigkeit bei der Festvorstellung.

Hannover  , 15. Juni.  ( Eigenbericht.)

In Gegenwart der Vertreter fast sämtlicher deutscher   Universi täten und Hochschulen beging die älteste deutsche Schule für Tier­arzneitunde, die Tierärztliche Hochschule   in Hannover  , ihre 150- Jahr- Feier. Zu dieser Feier

war als Bertreter

des preußischen Ministeriums der Landwirtschaftsminister Steiger erschienen, der in der großen Festrede darauf hinwies, wie die für das Wohl der ihr anvertrauten Hochschule zu sorgen und die preußische Staatsregierung sich stets der Pflicht bewußt gewesen sei, materiellen Grundlagen für eine erfolgreiche Tätigkeit zu schaffen. der preußische Staat im Jahre 1866 die damalige Tierarzneischule In welchem Umfange das geschehen ist, möge daraus erhellen, daß mit einem Etat von 6000 Talern( 18 000 m.) angenommen hat, während im diesjährigen Etat der Hochschule im Ordinarium also rund 1,2 Millionen Mark ausgeworfen worden sind. In Gegen­944 000 m., im außerordentlichen Etat noch 260 000 m., zusammen wart des Ministers wurde auch die Grundsteinlegung zu mehreren Neubauten der tierärztlichen Hochschule vollzogen, so daß ein Auf schwung dieses Instituts in Hannover   in weitem Maße für die Zukunft zu erwarten ist.

Aus Afilaß der Jubelfeier fand auch eine Fest vorstellung im Städtischen Opernhause statt. Man führte die alte Operette Fatiniga" auf. Der Tenor Hurdorf spielte die Rolle des Zeitungsreporters auf dem russischen Kriegsschauplag. Hurdorf hatte sich eine Reihe Wize zurechtgelegt, die besonders auf die Tierärzte und ihre Gesinnung zugeschnitten waren( ob mit oder ohne Zusammenarbeit mit dem Feſtausschuß sei dahingestellt). Offen­bar um der monarchistischen Gesinnung eines Teiles dieser Herren eine besondere Konzession zu machen, zitierte er mit lausbubenhafter Bergnüglichkeit einen Vers, den wir schon früher bei der Beffing Affäre von rechtsgerichteten Studenten gehört haben:

Mit dem Hute in der Hand tommt man durch das ganze Land. Mit der Müße ins Genide fommt man durch die Republike.

Wir würden dieses Vorkommnis nicht registriert haben, wenn es nicht durch besonderen Beifall aus dem Publikum auf offener Szene unterstrichen worden wäre und wenn nicht in diesem Theater| lediglich Festgäste der Hochschule anwesend gewesen wären. Im ersten Rang saßen nicht etwa aftive Korpsstudenten des befannten Schlages. Der erste Rang war nur besetzt mit Hochschulprofessoren aller Art, mit den Reftoren der deutschen   Universitäten, die aus An­laß des Jubiläums zu Besuch weilten, und ihre goldenen Amts- und Ehrenketten angelegt hatten. Außerdem saßen dort Vertreter der Staats- und Kommunalbehörden und zwei Reichswehrgenerale in Uniform. In ihrer Mitte meilten als Bertreter der preußischen Staatsregierung der Landwirtschaftsminister Steiger, fomie der Oberpräsident und der Regierungspräsident von Hannover  . Trogbem

Dem Kaiser!

Bierzig Jahre sind vergangen seit dem Tage, an dem der 29jährige Kronprinz Wilhelm   als Wilhelm II.  , Deutscher Kaiser und König von Preußen, den Thron seiner Bäter bestieg... Der Artikel schließt:

Monarchisten während der Regierungszeit des Kaiſers oft zu Seiner Majestät allergetreuefter Opposition" gehört haben, stellen uns heute wie gestern vor Kaiser Wilhelm II.  , der, wie fein Deutscher   bestreiten fann, das Beste für sein Bolt gewollt hat. Heil dem Kaiser!

Wir aber, die mir in fönigstreuer Gesinnung als wahre

mußie man es erleben, daß gerade im ersten Rang unter diesen auserwählten Leuten solchem blöden Biz Beifall gerufen und applaudiert wurde. Wir erwähnen das auch darum, weil ausdrücklich bei den offiziellen Jubelveranstaltungen die weitestgehende hilse des republikanischen Preußens für die Forschung in den deutschen   Hoch­schulen betont wurde.

Tod auf der Flucht.

Bei der Flucht durchs Fenster abgestürzt!

Gestern früh sollte der 54jährige Schneider Offo Führer

in feiner Wohnung in der Schliemannstraße von Beamten der Kriminalpolizei verhaftet werden. richt zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden war, Führer, der vor einiger Zeit wegen eines Bergehens vom Ge­erhielt mehrmals Aufforderung, sich zur Verbüßung der Strafe im Strafgefängnis Tegel zu stellen. Der Berurteilte war jedoch keines Kriminalpolizei zu seiner Berhaftung aufgeboten. Gegen 5 Uhr früh wegs gewillt, freiwillig zu kommen, und so wurde schließlich die erschienen mehrere Beamte vor der Wohnung Führers und bes gehrten Einlaß. Troz wiederholten Klopfens öffnete zunächſt gehrten Einlaẞ. Trotz wiederholten Klopfens öffnete zunächst

niemand. Als die Beamten drohten, sich gewaltsam Einlaß zu Derschaffen, ertönte in der Wohnung ein furzer heftiger Wortwechsel, bem unmittelbar darauf der Aufschrei einer Frau erfolgte. Die Tür wurde aufgerissen und mit den Worten: Mein Mann ist so­eben aus dem Fenster gestürzt," ließ Frau F. die Be­amten eintreten.

Der Flüchtige hatte zwei Lafen zusammengefnotet, diese am Fensterfreuz befestigt und sich daran aus dem zweiten Stod. werf hinabgelassen, um seiner Verhaftung zu entgehen. Das Laten hielt der Belastung jedoch nicht stand und riß mitten durch. F. stürzte auf den Hof hinab und blieb schwerverlegt liegen. Er wurde in das Krantenhaus am Friedrichshain   gebracht, st ar 5 aber furze Zeit nach seiner Einlieferung.

Nach der Verjüngungsfur.

Festnahme einer alten Taschendiebin.

Troß einer umfassenden Berjüngungsfur" wurde eine Taschent diebin wiedererkannt und auf frischer Tat verhaftet. Einem Be­amten der Sonderstreife fiel eine Dame" auf, die sich an den Autobushaltestellen am Kurfürstendamm   und den Neben straßen auffällig an die Fahrgäste herandrängte. Sie tam ihm befannt vor, er wußte sie jedoch zunächst nicht recht unterzubringen. Endlich gemann er die Gewißheit, es mit einer 30 Jahre alten Elise Roßmann aus der Fruchtstraße zu tun zu haben, einer sehr geschickten gewerbsmäßigen Taschendiebin, die erst Dor furzem aus dem Gefängnis gekommen ist. Elise sah aber jegt ganz anders aus als früher. Mit einem erheblichen Aufwand von kosmetischen Mitteln aller Art hatte sie sich verjüngt".