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Fr. 293 45. 3abrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonnabend, 23. Juni 1928

Und wieder stehen wir am Feuer!

Der Tag der Sommersonnenwende ist wieder da. Das Jahr ist auf seiner Höhe. Die Proletarierjugend findet sich wieder an den Sonnenmendfeuern zusammen, um den Tag der Sommersonnen wende feierlich zu begehen. Aber nicht nur die proletarische Jugend steht am Sonnenmendfeuer. Die Angehörigen aller Richtungen der Jugendbewegung feiern die Sonnenwende. Was war nun die Ver­anlassung dazu, daß dieses Volksfest der Alten seine Auferstehung feiern fonnte?

Neues und altes Wandern.

Die um die Jahrhundertwende erstandene Jugendbewegung wär es, die diese alte Feiern wieder aufleben ließ. Nach der Gründung des ,, Wandervogels" im November 1901 in Berlin  - Steglit fanden sich bald in allen Orten Deutschlands   junge Menschen in dem Wunsch zusammen, eine natürliche, ungezwungene Jugend zu verleben. Man durchwanderte mit gleichgesinnten Freunden zunächst die engere Heimat und in den Ferien die deutschen   Gaue und fand dabei den Weg zu einer natürlichen Lebensweise. Diese Kreise der Jugend waren es, die sich am Tage der Sonnenwende um den brennenden Holzstoß versammelten. Daß bei diesen Feiern Mannesmut, der Wehrgedanke und der Gedante des Deutschtums in den Vordergrund gestellt wurden, wird nicht wundernehmen, denn es war ja die jogenannie bürgerliche Jugendbewegung, die diese Feiern abhielt. Gewandert wurde natürlich schon früher, wenn auch in anderer Form und wenn auch nicht mit der Hingabe. Seit dem Turn bater Jahn waren die Wanderungen in der Turnerschaft aufgekommen. Auch die verschiedenen großen Gebirgsvereine pilogten das Wandern. Ebenso find in ganz Deutsch- Defter reich, bei den Deutschen   in Siebenbürgen  , ferner in Thüringen   und in anderen Landstrichen Deutschlands   seit Jahr hunderten die Sonnenmendfeiern im Schwunge, und fie haben sich gehalten trok der offenen oder heimlichen Bekämpfung durch die Kirchen, die in den Sonnenmendfeiern natürlich einen Rückfall ins Heidentum" sahen.

Der Mythus der Sonnenwende. Stammmlich und landschaftlich mögen in der Sitte und im Brouch der So menwendfeier Unterschiede bestehen. Allen gemeinsam ist aber der Zeitpunkt nach dem längsten und nach dem fürzesten Tage. Der Sonnenmende liegt folgender Mythus zugrunde: Der Sonnengot: Odin   oder Wodan   hat die höchste Stelle am Himmelszelt erreicht und rastet im Bollgefühl feines Sieges über die finsteren Mächte, um sich mit Freŋa, der Göttin der Fruchtbarkeit, zu vermählen.

Ueber die Winterfonnenmende ist dagegen folgende Sage vorhanden: Baldur oder Balder   ist der Gott des strah lenden Lichts. Solange er lebt, wird der Untergang der Welt, die Götterdämmerung  , nicht eintreten. Freya  , Baldurs Mutter, nimmt deshob allen Wesen den Eid ab, ihm nicht zu schaden, um ihm so das emige Leben zu erhalten. Bei einem Freuderfest der Asen oder Götter wird Baldurs Unverleglichkeit geprüft. Nahdem alle Angriffe auf Baldur   erfolglos geblieben find, legt Lofi  , der Gott der Zwietracht und Bosheit, Baldurs   blinden Halbbruder Höður den Mistelzweig auf den Bogen. Hödur schießt ab und Baldur finit tödlich getroffen zu Boden, denn Freya   hat vergessen, auch der Mistel den Eid abzunehmen. Die Mistel, die das Zeichen des Winters ift, hat also Baldur   verdrängt. Baldurs Gattin Nanna, die Götti For Blumen und Blüten, stirbt mit ihm und beide werden auf einen Scheiterhaufen gebettet. Der Gewittergott Thor   oder Donar ent­zündet mit seinem Blizhammer den Holzstoß. Zuckende Blize läßt er in die Erde fahren. Damit soll versinnbildlicht werden, daß durch den Tod wieder neues Leben gezeugt wird.

Ein Fest der alten Germanen.

Die Sonnenmendfeier war ein Bolksfest der alten Ger manen. Am längsten und am fürzesten Tage des Jahres tamen die Führer und streitbaren Mannschaften der einzelnen Stämme zu ernster Beratung und zum Gericht zusammen. Nach

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Jack London: Wolfsblut.

Doch der Herr kam nicht. Am Morgen öffnete fich die Tür, und Matt erschien. Wolfsblut   blickte ihn fragend an. Allein es gab feine Sprache, wodurch die beiden sich ver­ständigen und wodurch er erfahren fonnte, mas er missen wollte. Die Tage tamen und gingen, aber fein Herr erschien. Wolfsblut, der nie Krankheit gefannt hatte, fing an zu kränkeln, ja, er wurde so schwach, daß Matt ihn ins Blockhaus nehmen mußte. Darum widmete dieser, als er einst an seinen Brotherrn schrieb, Wolfsblut   eine Nachschrift, und Weedon Scott las in Circle Town folgendes: Der ver­dammte Wolf will nicht arbeiten. Frißt auch nicht mehr. Hat gar feinen Lebensmut. All die anderen Hunde friegen ihn unter. Er weiß nicht, was aus Ihnen geworden ist, und ich kann es ihm nicht beibringen. Am Ende stirbt er noch!" Ja, Wolfsblut hatte Appetit und Lebensmut verloren, und die Gespannhunde fürchteten ihn nicht mehr. Er lag im Blockhaus nahe am Ofen auf dem Boden, ohne sich um sein Futter, um Mott und alles rings um ihn hier zu fümmern. Ob Matt freundlich zu ihm sprach oder über ihn fluchte, das mar ihm alles eins. Höchstens wendete er die trüben Augen nach ihm hin, ließ aber dann den Kopf wieder auf die Vor­derpfoten sinken.

Eines Abends jedoch als Matt die Lippen bewegend und leise murmelnd für sich las, überraschte ihn ein leises Ge­winsel, das Wolfsblut ausstieß. Dieser hatte sich aufgerichtet und, den Kopf nach der Tür gemendet, lauschte er aufmert­jam. Einen Augenblid später hörte auch Matt Fußtritte Die Tür öffnete sich, und Weedon Scott trat ein. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände, dann blickte sich Scott um. ,, Wo ist Wolfsblut  ?" fragte er.

Der aber stand an derselben Stelle, wo er gelegen hatte, nahe am Ofen. Er stürzte nicht wie andere Hunde vorwärts, sondern wartete.

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,, Gott   im Himmel!" rief Matt aus. Sehen Sie doch nur, er medelt ja mit dem Schwanze." Weedon Scott machte ein paar Schritte auf ihn zu und rief ihn. Wolfsblut   kam heran, doch nicht mit einem Sage, wenn auch schnell. Er war linkisch und verlegen, doch seine Augen hatten einen seltsamen Ausdrud. Etmas mie ein unsagbar großes und tiefes Gefühl stieg darin empor und leuchtete mit hellem Glanze daraus,

den Beratungen murde mit dem ganzen Stammesvolt das Fest der Sonnenmende festlich begangen. Die Sonnenmendfeuer flammte: auf allen Hügeln und Bergfuppen auf als Zeichen iniger Ver­ehrung der Natur. Bei dem Wettergott Donar bat man um Schäden durch Unwetter und Gewitter. Das Sonnenmendfeuer gilt eine gute Ernte, um Fruchtbarkeit und um Verhütung von auh der Abwehr von Seu chen und der Feuerspruch schützt vor Krankheit. Denselben 3med erfüllten Feuerräder, die man ins Tol rollte. Die christliche Kirche hat es verstanden, aus dieser heid­nischen Sonnenmendfeier ein Johannisfeuer zu machen, zu Ehren Johannis des Läufers.

Die Winterson enmende ist das Feft des wiedererwachenden Lihtes. Für das Festmahl wurde der Juleber geschlachtet. Bon diesem Eber wurde dem Gott sein Opferteil gegeben und der Rest murde verzehrt. Der Genuß der Julfestspeisen verhieß Fruchtbar­feit. Das Haus wurde zum Zeichen der miederermachenden Natur mit grünen 3meigen geschmückt. Das Julfest wurde später durch das Weihnachtsfest verdrängt un dder Tannenbaum er­innert noch an die alte Site des Julfestes.

Sonnenwendfeier als Fest des Proletariats.

Schon längst hat sich auch die erwerbstätige Jugend in Organi­fationen zusammengefunden. Nicht Auflehmung gegen Elternhaus und Schule waren ihre Leitmotive, sondern der Kampf um Jugend­fchutz und Jugendrecht. Mit ihren erwachsenen Kameraden fämpft diese proletarische Jugend gemeinsam, denn der junge wie der ermachsene Proletarier befindet sich in der gleichen sozialen Lage. Auch die proletarische Jugend feiert seit Jahren den Tag der Sonnenwende. Burschen und Mädel aus Fabrit, Laden und Bureau finden sich am Sonnenwendfeuer zufammen, um ein Be­tenninis für eine große Idee abzulegen. Diese Jdee heißt Sozialis­mus und ist weit größer, als alle 3deen der bürgerlichen Jugend­mus und ist weit größer, als alle Ideen der bürgerlichen Jugend­bemegung. Nicht in Wandervogelromantik mill fich die erwerbs­tätige Jugend ergehen, sondern sie will der Wirklichkeit ins Auge sehen. Und diese Wirklichkeit zeigt immer wieder, daß trotz des Bekenntnisses zum Deutschtum, das von bürgerlicher Seite in den Bordergrund gestellt wird, Klassenunterschiede vorhanden sind, die es mit sich bringen, daß mir auf der einen Seite Armut und Elend haben, und auf der anderen Seite Reichtum und Ueberfluß. Bir als proletarische Jugend erklären deshalb, daß mir uns verbunden fühlen mit allen Arbeitsbrüdern, die sich in der gleichen mirtschaft­lichen Lage mie mir felbft befinden, mögen fie mun Deutsche sein oder jenseits der Grenzen wohnen. Wir als junge Generation gedenken dabei auch unserer Borkämpfer, die sich in jahrzehnte­langen Kämpfen für die Idee des Sozialismus eingesetzt und ge­litten haben und wir schwören am Flammenstoß in der Sonnenmend­nacht, nicht eher zu ruhen, bis wir unser Ziel erreicht haben. H. M.

Reisepläne der deutschen   Ozeanflieger. Hauptmann Röhl erklärte, daß die Flieger bei ihrem Besuch deutscher   Städte mit der Europa  " zunächst nach München   und Stuttgart   fliegen werden. Der Flug nach Irland   wird zunächst über Hamburg   nach London   gehen, wo die Flieger einer Bon London   wollen englischen Einladung Folge leisten werden. Röhl und Freiherr von Hünefeld in direktem Flug nach Dublin  starten. Nach den Begrüßungsfeierlichkeiten in Dublin   geht der Rückflug nach Deutschland   über Amsterdam   nach dem Rhein I and. Von hier planen die Flieger die Stadt Wien   zu besuchen. Den Abschluß der Luftreise wird der Besuch der Heimatorte Köhls und Freiherr von Hünefelds in Ulm   an der Donau   und in Rönigsberg bilden.

Am Sonntag, 24. Juni, werden die Ozeanflieger die Stadt Potsdam   besuchen. Mittags 12 Uhr findet feierlicher Empfang der Flieger im Stadion durch den Magistrat und die Stadtverord­neten der Stadt Potsdam   statt. Der Oberbürgermeister der Stadt Potsdam   wird eine Begrüßungsansprache halten und den Fliegern eine Ehrengabe überreichen. Die Ozeanflieger werden sodann als Zuschauer an den ersten Rennen der achten großen Potsdamer

So hat er mich die ganze Zeit, als Sie weg waren, nie angesehen," erflärte Matt. Weedon Scott hörte nicht auf ihn. Er hockte auf den Fersen, so daß er Wolfsblut Aug' in Auge anblicken fonnte, und liebkoste ihn, indem er ihm die Ohren fraute, ihm Naden und Schultern streichelte und ihm sanft auf den Rücken flopfte. Wolfsblut grollte als Antwort, und die fosende Note war deutlicher als je vernehmbar. Aber dies war noch nicht alles. In der hohen Freude fand die große Liebe, die in ihm emporquoll und nach Ausdrud rang, einen neuen Ausweg um fich fundzutun. Plöglich steckte er den Kopf vor und steckte ihn unter den Arm des Herrn tief, tief hinein, so daß nichts weiter als die Ohren zu sehen waren, und nun grollte er nicht mehr, sondern schmiegte sich nur immer tiefer hinein. Die beiden Männer blickten einander an, und in Scotts Augen schimmerte es feucht.

,, Donnerja!" sagte Matt leise und fast ehrfurchtsvoll. Dann, als er sich von seinem Staunen erholt hatte, setzte er hinzu: Ich hab' ja immer gesagt, der Wolf ist eigentlich ein Hund, und nun sehen Sie es ja selbst."

Von dem Augenblid an, da der Gebieter zurüdgefehrt war, erholte sich Wolfsblut rasch. 3mei Nächte und einen Tag blieb er noch drinnen, dann rannte er hinaus. Die Schlittenhunde hatten seinen Mut und seine Stärke vergessen und erinnerten sich nur noch seiner Schwäche und Krankheit. Als fie ihn aus dem Blockhaus kommen sahen, stürzten sie

über ihn her.

Wie die Verrückten!" murmelte Matt, der in der Tür stand und lächelnd zuschaute. Nimm fie, Wolf! Gib es ihnen ordentlich!"

Aber Wolfsblut   brauchte keine Ermutigung. Die Rüd tehr des Gebieters hatte ihm neuen Lebensmut eingeflößt. Er raufte sich aus reiner Freude, denn er fand darin einen Ausdrud dessen, was ihn erfüllte, und was sonst feinen Aus meg fand. Das Ende vom Liede mar, daß die Hunde einen schmachvollen Rückzug einschlugen und erst nach Dunkel merden einzeln zurückgeschlichen tamen und demütig und untermürfig ihren Gehorsam bezeigten.

Nachdem Wolfsblut gelernt hatte, den Kopf unter den Arm des Herrn zu schmiegen, machte er sich dessen oft schul­dig. Es war seine höchste Liebfosung, alles was er geben fonnte. Sein Kopf war das gewesen, was er immer eifer süchtig behütet hatte. Er hatte es nie gemocht, daß er berührt würde. Das war noch die Wildnis in ihm, die Furcht vor der Falle gemejen, daß er sich jeder Berührung mie mahninnig miberjekt hatte. Der Snitinft hatte ihm

Ruderregatta teilnehmen. Daraufhin werden sich die Flieger mit Auto nach Golm   begeben, um der Einweihungsfeier der Segelfliegerschule beizuwohnen.

Amundsen noch immer verschwunden. Ein deutsches Wasserflugzeug startbereit.

Da immer noch keine Nachrichten über Amundsens   Schicksal vorliegen, hat die norwegische Regierung beschlossen, den Banzerfreuzer Nordenskjöld  " nach dem Eismeer zu entsenden, um die Suche nach Amundsens   Flugmaschine aufzu­nehmen. Das Panzerschiff wird eine Flugmaschine der Marine mitführen. Riiser Larsen und Lühow Holm haben Befehl erhalten, sich nach Kingsbaŋ zurückzubegeben und von dort aus die West- und Südküste Spitzbergens   abzusuchen. Alle Schiffe, die sich in den Gewässern zwischen Spitzbergen   und Nor­ wegen   befinden, sind aufgefordert worden, ihre etwaigen Beob­achtungen bezüglich Amundsens   Maschine mitzuteilen und nach ihr Ausschau zu halten. Die Aufgabe ist ungeheuer schwierig, da man nur weiß, daß Amundsen an der Ostküste Spitzbergens   entlang fliegen wollte. Die Latha m", Amundsens   Flugzeug, hat Proviant für 14 Tage an Bord. Nach dem Urteil der Sach­

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perſtändigen ist das Flugzeug zwar gut imftande und nicht über­lastet, aber doch nicht als sehr seetauglich zu bezeichnen. Die Deutsche Lufthansa hat im Einvernehmen mit dem Reichsverkehrsministerium das Roland Rocco­Flugzeug, das die Verbindung zwischen Kopenhagen   und Oslo  versieht, aus dem Verkehr zurückgezogen und es auf Abruf durch den Kapitän der ,, Citta di Milano" startbereit gemacht. Das Flug­zeug liegt augenblicklich mit allen notwendigen Apparaten und Aus­rüstungsgegenständen versehen in Travemünde   und wird, so­bald es den Kapitän der Citta di Milano" für notwendig erachtet, unter ausschließlich deutscher Führung nach Kingsbay starten.

Die italienischen Flieger Maddalena und Benzo haben bei ihrem Fluge, bei dem es ihnen wieder gelungen ist, Proviant für die Gruppe Nobile abzuwerfen, von der ab­getriebenen Italia, von der Gruppe Mariano und von Amundsen nichts mahrgenommen. Sie fanden feine Möglichkeit, eine Bandung vorzunehmen.

Gott   warf ihn aus dem Bett. Betrugsprozeß gegen einen blinden Baumeister.

Das Große Schöffengericht Schöneberg   beschäftigt sich gegen­märtig mit einem großen Betrugsprozeß, in dessen Mittelpunkt die Gründung des Hans- Siegfried- Ordens steht. Der Hauptpangeklagte ist der völlig erblindete Baumeister Röse, der ,, Drdensmeister" dieser auf religiöser Grundlage aufgebauten Ordens, dessen 3med es mar, für die Ordensmitglieder Wohnungen zu errichten. Röse hatte für seinen Orden, dessen Ordensmeister und einziges Mitglied er zu sein scheint, Anhänger vorwiegend in den Kreisen penfionierter höherer Offiziere und Beamten ge= morben, die aber zumächst, bevor sie die Weihe" erhielten, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft wurden. Gegen Zahlung von 25 M. wurde den Mitgliedern der Bau eines Hauses in Aussicht gestellt. Errichtet ist bisher nur ein Ordenshaus,- die Billa   des Angeklagten selbst in Schlachtensee lleber die Gründung des Hans- Siegfried- Ordens erzählte Röse dem Gericht

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folgendes: In der Weihnachtsnacht 1924 wurde ich von Gott  aus dem Schlaf geweckt. Da ich nicht gleich aufstand, warf mich Gott aus dem Bett und führte mich an den Schreib­tisch. Obwohl ich völlig blind bin, habe ich nach Gottes Dittat die Sagungen des Hans- Siegfried- Ordens niedergeschrieben. Auf Gottes Geheiß sollte in der Neujahrsnacht bei Sonnenaufgang die Grundsteinlegung des ersten Ordenshauses in Schlachtensee er­folgen. Zu diesem Zwecke lud ich 100 Personen nach Schlachtensee ein, und führte sie bei Sonnenaufgang zur Grundsteinfeier. Dabei

zugeflüstert, daß der Kopf frei bleiben müßte. Jetzt war dies Verbergen des Kopfes unter dem Arm des Gebieters eine überlegte Handlung, durch die er sich in eine völlig hilflose Lage brachte. Es war der Ausdrud vollkommenen Vertrauens, gänzlicher Hingabe, wie wenn er damit sagen wollte: Ich gebe mich in deine Hand, mache mit mir, was du willst."

Eines Abends, nicht lange nach Scotts Heimkehr, saß dieser mit Matt vor dem Zubettegehen beim Kartenspiele. Matt zählte gerade die Stiche, als draußen ein gellender Schrei, von einem lauten Knurren gefolgt, ertönte. Die beiden Männer blickten sich an und sprangen auf,

,, Wolf   hat einen gepackt," rief Matt aus. Ein wilder Schrei, wie der eines Menschen in Todes­angst, beschleunigte ihre Schritte.

,, Bringen Sie Licht!" rief Scott, während er hinauseilte. Matt folgte mit der Lampe, und bei ihrem Schein sah er einen Menschen im Schnee auf dem Rücken liegen. Er hatte das Geficht und den Hals mit den Armen bedeckt, um sich

vor Wolfsbluts Zähnen zu schüßen, was auch notwendig war, denn dieser versuchte immer wieder, ihm an die Kehle zu kommen. Der Aermel des Roces sowie der blauen inter­jade aus Flanell und der des Hemdes waren in Fetzen geriffen und die Arme schrecklich zerbissen und blutüberströmt. und im nächsten hatte Weedon Scott Wolfsblut an der Kehle Dies alles sahen die beiden Männer in einem Augenblick, gepackt und zerrte ihn hinweg. Wolfsblut   widersetzte fich amar, machte jedoch feinen Versuch zu beißen und beruhigte fich auf ein scharfes Wort des Herrn hin schnell.

Matt half dem Manne auf. Als dieser auf den Beinen stand und die Arme sinken ließ, tam das bestialische Antlig des schönen Schmitt zum Vorschein. Der Hundetreiber ließ ihn geschwind los, wie menn er Feuer angefaßt hätte. Schmitt schaute mit zwinkernden Augen in das Licht und blidte dann um sich. Als er Wolfsblut erblickte, schoß ihm ein jäher Schred ins Gesicht. In dem Augenblid bemerkte Matt zwei Gegenstände, die im Schnee lagen. Er leuchtete mit der Lampe dahin und wies mit dem Fuße darauf. Es mar eine stählerne Kette und ein derber Knüttel. Weedon Scott sah die Sachen und nickte. Kein Wort wurde dabei gesprochen, nur die Hand legte der Hundetreiber dem schönen Schmitt auf die Schulter und drehte ihn rechts um. Schmitt verstand den Wink und machte sich aus dem Staube.

Auch

Unterdeffen streichelte der Gebieter Wolfsblut   und sprach zu ihm: Der wollte versuchen, dich zu stehlen, he? Und du molltest das nicht zulassen? Ja, ja, der hat sich geirrt, nicht mahr Fortegung folgt.)