Sonntag 24. Juni 1925
Unterhaltung unö AAssen
Deilage des Vorwärts
Steslman war ei« gaD. aber mancher bshauptere, daß �milh ein schwererer märe. Steelman war groß und stattlich und in seiner Slrt gutmütig: er mar em ausgesprochener Komödiant, aber alle seine Stü-Lchen hatten«inen humoristischen Beigeschmack. Smith roar klein und mager, und hatte etwas Schleichendes, Schnecken- ortiges in seinem Wesen. Er hatte eine weinerliche Stimme und eine kriecherische Art. Es machte stets den Eindruck, daß er Angst Hobe, geprügelt zu werden, ja er rief infolge dieser Art, sich zu geben, den Wunsch in einem wach, ihn durchzudreschen. Steelman repräsentierte sich in einer Fasson, die eure Freunde zum Lachen brachte. Smith dagegen in einer Weis«, die schon bei der bloßen Erinnerung wütend machte, daß man sich von so einer verächtlichen und geringschätzigen Schnecke hereinlegen ließ. Sie schlugen sich�zusammen zwei Jahre lang auf der nördlichen Insel Neuseelands herum. Eines Tages sagte Steelman zu Smith: „Schau mal an, mein lieber Smith, du scheinst noch nicht mal zu wissen, daß du auf der Welt bist. Ich werde mich deiner an- nehmen und deine Erziehung leiten!".. Gesagt, getan! Wenn Smith das nicht befolgen wollte, was ihm Steelman auftrug, oder beim Fechten nicht den entsprechenden Erfolg hatte, oder irgend eine Sache, mit deren Gelingen er. rechnete, zu- nichie machte, da drohte ihm Steelman, daß er ihn durchdreschen werde. Wenn aber seine Warnung nach dem zweiten oder dritten Male wirkungslos blieb, dann pftegte er ihn auch zu hauen. Eines Tages kamen sie auf ihren Wallfahrten zu einem Orte, wo ein altes schottisches Ehepaar einen kleinen Laden und eine Schenke innehatte. Sie kampierten längsseits der Landstraße, und Smith'war eben im Begriffe, gegen das chaus vorzugehen, um Proviant zu schnarren, als ihn Steelman anhielt: „.haaalt!— Hallooo!— Haaalt! Wohin denkst du, daß du jetzt gehst?" „Was gibt's denn? Ich bin im Begriffe, einen Versuch zu machen, um mir natürlich von des alten Kerl» Vorrat ein Stück weg- zubeiße». Wir haben nämlich in zwei Togen keinen Bissen mehr zum Kauen," sprach Smith. Steelman setzte sich in einer Art chosfnungslostgkeft und Eni- mutlgung auf einen Baumstumpf nieder. „Es ist zwecklos," sprach er, Smith mit einem Gemisch von Vorwürfen und Abscheu anblickend,„es ist wahrhaftig zwecklos. Es wäre das Gescheiteste, wenn ich es aufgäbe. Ich komme immer mehr und mehr zur Einsicht, daß es verlorene Zeit und Mühe ist, dich zu unterweisen. Nach all der Zeit, nach all der Mühe und An- strengung, die ich mit deiner Erziehung zugebracht habe, hast du nichi mehr Verstand bekommen, als da hineinzugehen und uns ein Geschäft, wie es uns hier winkt, zn verderben? Wann«irfs du' endlich Vernunft bekommen? cheeeh?"Smith, hü bist ein geborener Trottel'." Es war stets feine Gepflogenheit, Smith einen.Trottel" zu nennen, wenn er über ihn speziell erbost war, und nichts tränkte Smith auch mehr als dies. „Auf dieser Welt, mein lieber Smith, gibt es zweierlei Klassen von Menschen, Komödianten und Trottel— und du bist ein Trottel, mein lieber Smith." „Was Hab ich denn eigentlich getan?" fragte Smith hofft, imgslos. �.Das möchte ich doch gerne wissen wollen." Steelman stützte seinen Kopf müde in seine chandfläche. „Jetzt genügt rnir's aber wirklich schon, Smith," sprach er träge, „sprich lieber kein Wort mehr, alter Mann: ich werde sonst nollends verrjückl: ich bitte dich, sprich lein Wort mehr.- Du könntest schließlich doch ein wenig aus mein Gefühlsleben ein bißchen Nück- ficht nehmen— wenn du schon keine für deine eigenen Interessen besitzt." Er hielt inne und sab Smith melancholisch an.„Ich werde das Geschäft für dich in Szene setzen!" Er ließ Smith seinen Rock ausziehen unh fuhr in fein schlechtestes Paar tZösen hinein— und sie waren wirklich recht schlecht: sie waren bloß noch Trümmer von Beinkleidern, jenseits der äußersten Grenze von australischer Buschbcsckzcidenheit. Er ließ Smith einen Fetzen von einem Filzhut und ein Paar Stiefeletten anziehen, die ein Landstreicher fallen gelassen hatte, und die abwechselnd auf einem Schutthaufen brielen und faulten. Sie mußten an Smith mit Stücken von Fetzen und Bindfaden befestigt werden. Dann malte er mit irgendwelchen feiten Farben dunkle Schatten unter Smiths Augen und glühende Punkte auf feine Backenknochen. Diese Farben ftihrtc er stets mit sich und gebrauchte sie, wenn sie zusammen als „Die Graßartige Theatcrfirma Steelman und Smith" unterwegs waren. Er feuchtete-Smiths Haar an, um es dunkler und schlichter und dos Gesicht durch den Kontrast leichenfahler erscheinen zu lassen — kurzum, er riehtctc ihn so zu, daß er einem Menschen glich, der sich im lcftien Stadium der Lungrnauszehrung befindet und künstlich im Interesse der Wissenschaft am Leben erhatten wird. .jetzt bist du ausgerüstet," sprach Steelman zu Smith. „Du hast deinen Platz vorgestern verlaffen und bist auf dem Wege nach dem Spitale in Palmerston. Ein aller Kamerad Hot dich sterbend ans der Landstraße ausgelesen, dich zum Bewußtsein ge- bracht, und dich fast den ganzen Weg bis hierher auf seinem Rücken getragen. Du gtaubst felsenfest daran, daß die Vorsehung mit im Spiele mar, daß sie dir diesen allen Kameraden zu dieser Zeit auf jenen von allen anderen Orten auserrnählten Ort gesendet hat. Dein alter Kamerad mar auch schon in Not: er war im Begrisse, ein« Stelle anzutreten— die erste Aussicht auf Arbeit nach neun Monaten— aber er hat es aufgeschoben, bis du dich evholl Haft: er wäre bereit gewesen, lieber sein Leben zu opfern, als«inen Kameraken in Bedrängnis allein zu lassen. Du hast bloß die Bitte um 2 Schillinge oder ein bißchen Proviant hinzuzufügen, um dich bis nach Palmerston durchzuschlagen. Es rst dir wohl bekannt, daß du sterben mußt, aber du wünschest nur noch so lange zu lehen, um deiner armen, alten Mutter ein paar Zeilen zu schreiben, und dann in Frieden in einem Bett zu entschlafen. Bergiß nicht, mein Junge, daß in senem Haus« Schotten wohnen. Du sprichst jetzt schon den schottischen Dialekt ganz gut— wenn dem nickt so ist,>jt cs nicht.meine. Schuld.. Dp wurdest in Aberdcen eje- boren,«- er hast es in so jungen Iahren verlassen, daß du dich nicht mehr sehr an die Stadt erinnern kannst. Dei� Vater ist gestorben. Du bist zur Marine durchgebrannt und kamst mit«nem Schiffe namens„Burns" nach Sydney . Deine arme, alle Mutter lebt noch immer rn Aberdeen — Bruce oder Dalloe« Wand wird genügen.
Bielleicht ist dein« arme Mutter jetzt schon tot— die arm« gute Seelei— aber es ist einmal sicher, daß du sie nie mehr zu Gesicht bekommen wirst. Du wünschest, daß du niemals dein« Heimat ver- lassen hättest. Du wünschest, daß du deiner alten Mutter ein besserer Sohn gervejcn wärest. Du hast bloß noch den einzigen Wunsch, so lange noch am Leben zu bleiben, um heimzuschreiben, um Verzeihung zu bitten und einen Segen zu erflehen, bevor du stirbst. Wenn du einen Tropfen Schnaps hättest, um dich ein wenig aufzupulvern, dann könntest du schon besser über die Landstraße kommen.(Sag dies besonders zart!) Schau, daß du das Weinerlich« aus deiner Stimm« herausbekommst und atme keuchend— wie ich es dir hier varmache. Rühre dich, als ob du in deiner Lunge schwer verletzt wärest.(Wenn du es nicht bester machen wüst als jetzt, bekommst du Haue.) Zieh dein Gesicht ein bißchen in die Länge, halte deine Lippen trocken und lecke sie nicht ab, du verdammter Narr du!— atme auf sie. Sie müssen so trocken wie Spähne sein. Dies ist das einzige leidliche Paar Hofen, das du besitzest, und das einzige Paar Schuhe. Dein Kamerad kann mit dir nur bis zu dem Hause hinauf- gehen— setzt aber, mein Lieber heißt es, das bißchen Grütze m deinem Schädel zusammennehmen. Vergiß mir nicht, daß du eine Lungenschwindsucht hast— galoppierende Lungenschwindsucht: alle Symptome derselben sind dir doch bekannt. Mancher hat dir prophezeit, daß du nicht das neue Jahr erleben kannst— jetzt haben wir noch eine Woche bis zu den Weihnachten. Wenn du mir aber ohne etwas zurückkehrst, dann hol mich der Teufel, wenn ich nicht dafür sorgen werde, daß du für immer aller Sorgen enthoben sein wirst, verstehst du mich?" » Smith kam mit ungefähr vier Pfund Gebäck aus Butterteig zurück und so vielen verschiedenartigen Lebensmitteln, als sie bequem tragen konnten: einem fehl; netten, abgelegten Anzug aus Halbtuch, einem neuen Paar Stiefeletten aus dem Lagervorrate, zwei Flaschen einer anerkannten Medizin und einer halbvollen, schwarzen Flasche eines Hausmittels gegen Lungenschwindsucht, ferner einem Schreiben an den Spitalvcrwalter, und endlich 3 Schilling als Wegzubuße bis „Nun also," sprach er triumphierend, ,ckin ich ein Trottel oder nicht?"| Steelman überhörte die Frag« lichenswürdigerweise..jch fiir meinen Teil habe eine bessere Meinung von den Schotten gehabt," sagte er dann verächtlich. * Steelman fand ein« Stelle als Billardmarqueur und Rekomman- deur, und nach sechs Monaten leitete er jenes Hotel. Smith, der für
eigene Rechnung fori gewesen war, kehrte eines Sages in jene Stadt aller Mittel entblößt und in einem beklagenswerten Zustande zurück. Er vernahm von Sleelmans Glück, und da er ihn sür„»II rigkt" hielt, suchte er seinen alten Freund auf. Es gibt keinen vergleich, um Steelmans Verachtung entsprechend auszudrücken. Wenn er überlegte, daß dies dos Resultat von all der Zeit und Mühe war, die er mit der Erziehung Smiths zuge- bracht hatte! Nun aber, da er abgekühlt war, sprach er: „Smith, du bist noch ein junger Mann, und es ist niemals zu spät, dich zu bessern. Du hast noch Zeit zu einer Aenderung. Ich kann dir selbstverständlich nicht helfen, denn das würde dich noch demoralisieren. Ich habe ja immer gedacht, daß du ein unver- bestcrlichcr Trottel bist, aber dennoch habe ich von dir zum Schlüsse Besseres erwartet. Ich dachte, daß ich etwas aus dir gemacht habe. Du solltest mit den Aussichten, die du hattest, mit der Schulung, die du bekämst, jetzt ein reicher Mann fein! Wenn ich daran denke— doch ich will mich darüber nicht mehr ausholten: es hat mich krank gemacht. Ich denke, daß ich dir etwas geben muß, bloß damit ich von deinem Zlnblick befreit werde! Hier ist ein Pfund Sterling, und ich bin mir bewußt, daß ich ein Idiot bin, daß ich dir ihn gebe. Er wird'bei dir mehr Schaden als Gutes stiften, und es ist weder ein Freundschaftsding, noch die richtige Weise, daß ich ihn dir unter solchen Umstanden gebe, der ich stets dein Wohlergeben im Auge hatte. Nun, aber jetzt versäpvinde mir so rasch als möglich aus den Augen, und komme mir ja nicht eher, bevor du dich gebessert hast."
Aber Steelman kam wieder auf den Hund, und er klaubte Smith auf der Landstraß« auf, und so fochten sie noch ein weiteres Jahr oder mehr auf der Landstraße weiter: bis sie zuletzt in Wellington waren— Steelman wieder„bei Kaste" und in einem Hotel wohnend, Smith wie gewöhnlich blank und sein Quartier bei einem Freunde aufschlagend. Eines Abends tranken sie zusammen in dem Hoicl. aus Kosten einiger Trottel, denen Steelman eine„Unterrichtslektion" erteilte. Es goß in Strömen. Als Smith heimging, sprach er: „Da schau her, Steelman, Freund, altes 5)aus! Hör doch mal, wie es regnet. Ich werde ja ganz durchnäßt sein, ehe ich nach Hause komme. Du könntest schon so nett sein und mir hpute Nacht deinen U eberrock leihen. Du brauchst ihn ja nicht, und ich werde ihn nicht beschädigen." Und Steelman, desten Herz durch sein« Erfolge warm geworden war, lieh ihm tatsächlich den Uoberrock. Smith ging fort, versetzte ihn dann, betrank sich sürchierttch. dann nahm er den Pfandschein und brachte ihn am nächsten Tage seinem Freunde Steelman. Steelman hatte keinen Grund mehr, sich zu beklagen: Smith hatte sich tatsächlich gebessert! (Berechtig»- Uebersetziing von 3. Zt-ismarni.)
Kunst und Kolportage. Abenieurerromane der Gegenwart.
Zergliedern eines zwischenmenschlichen.Geschehens bis in die kleinsten Details und Analisieren eines Seelenvorgangs, das waren die Kennzeichen des Barkriegsroinons, der auf künstlerisches Niveau ?lnspriich erhob. Die Handlung war nur in Ansätzen vorhanden, sie sollte nicht beherrschend hervortreten. Spannung und Sensation blieben allein aus den Kolpartageroman oder aus das Filmbrama beschränkt. Jede Zeit hat die Literatur, die ihr entspricht. Fand man in der Vorkriegszeit Muße genug, um die Labyrinthe eines merk- würdig verschlungenen Seelenlebens abzutasten, suchte man kurz nach dem Kriege die Ekstasen der Erpressionisten, so will man heuie, in einer Zeit des Sporlcnlhusiasmus und einer geregelten, anstren gendcn Geschäftigkeit, au6> in der Literatur eine neue Sensation. Man verlangt nach' Handlung. Seelenanalysen»nd Etimmungs- malerei haben nur dann Daseinsberechtigung, wenn sie mit einer spannenden Handlung verknüpft werde». Und hier liegt das ent- scheidende Moment. Kolportage bedeutet Handlung um der Ten- sation willen, mag diese abenteuerlich oder sentimental gefärbt er- scheinen. Der moderne Roman, der Erfolg haben will, darf daneben aber nicht die psychologische Wahrheit der Menschen, Gestaltungskrast und guten Stil vergessen. Es kommt darauf an: Wie spiegelt sich das Abenteuer in der Seele des Menschen, wie reagiert der Mensch aus bestimmte Erscheinungen der Außenwelt? Dieser moderne, psychologisch sundierte Abenteurerroman steckt in Deutschland noch in den Anfängen. Rur wenige Schriftsteller wie etwa Walter Harich finden den Mut zur künstlerisch hochstehenden Kolportage. verfügen über das Talent, eine spannende, sensationelle Handlung mit einem reifen Stil und mit künstlerischer Gestaltungskrast zu vereinen. Der Meister dieser neuen Romanform ist ober Amerika . „ Der Deutsche kennt von den modernen amerikanischen Roman- ciers durchschnittlich den sozialen Ankläger Upton Sinclair , den ironischen Gesellschajtskritikcr Sinclair Luvis und den Abenteurer Jack London ; dazu ein paar Magazinnooellen von mehr oder minder gutem Niveau, mit cmcm„liappx«"6" und mit blauäugigen Girls. Dabei besitzt Amerika heute em« hervorragende Romanliteratur von starkor Spannung, gittern Stil und psychologisch einwandfreier Menschengestallung. Schon der„Mobby Dick " Her» mann Melvilles aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, dieses männlich stark« Buch von der Jagd auf den weiß«» Walfisch zeigt die Entwicklungslinic. Die wildesten Abenteuer im südlichen Eismeer find verbunden mit der glanzvollen Analyse des sanatijchen, halb irrsinnigen Kapitäns. Es ist im Grunde dasselbe Motiv, da» später Jack London in seinem„Secwols" abwandelte. Melville setzt seine Menschen in ein« große, wild bewegte Natur hinein, und diese Menschen sind ebenso groß gesehen, sie entsprechen.in ihren Leidenschaften, in ihrem insttnktsicheren Wollen dieser Natur. Sie sind verwachsen mtt ihr, sie sind ihre Geschöpfe. Dies« Naturver- bundenheit ckarakteristert auch die drei großen amerikanischen Schriftsteller Zone Gray/ James Oliver Eurwood und Josef Hergesheimer, deren Werke jetzt in deutscher Sprache in der Serie„Roman der Welt"(Th. Knauer Adrlag) erscheinen. Z a n« G r a y fft der Rmnantttee. Er beihandelt dt« Pioniere de; amerikanischen Westens, äff« die Zeit dar Postkutsche, der Gold-
gröber, der Biiffeljagden und der Indianerkriege, Zeiten und Men- scheu, die früher das Sujet der kleinen Indiancrromane bildeten. lind hier bei Zone Gray zeigt sich an dem gleichen Stoff der Unterschied von Kolportage und Kunstwerk. Allerdings geht es bei Znnc Gray nicht ohne das glückliche Ende ab, aber Menschen und Dinge sind ahne jede Sentimentalilät gelchen, mit einer kühlen Sachlichkeit ersaht, die man heute fast ausschließlich nur bei Reportern großen Stils findet. Die Llanos estakadas werden mit einer Objektivität beschrieben, als ob es sich um eine moderne Fabrikanlage handelt. Der Romantiker bemüht sich um die Haltung eines Chronisten. Mit allen grausamen Einzelheiten gestaltet Zone Gray in seinem Roman „Bis zum letzten Mann" den Kampf zweier Teraner«iedlorclans oder in der„Donnernden Herde" die verbrecherische Ausroitung der Büffel. Er enthält sich der moralischen Wertung. Die Menschen sind so amoralisch, wie es die Natur ist, eine Natur, die Zone Gray im Freskastil und mit plastischer Eindringlichkeit zeichnet. Weicher und lyrischer ist der Kanadier James Oliver Eurwood, trotzdem seine Romane in dem Kauada und Alaska der Gegenwart spielen. Er ist.malerischer, er gibt eher die Atmosphäre als die Ilmriste. Eine wehmütige Melodie durchzieht sein Werk. Nur dort, im hohen Norde» am Bären- und Athabaska- sec, findet man noch großes ungebrochenes Menschentum. Zanc Gray bevorzugt den Süden der Staaten, wo die heiße Sonn« die Leidenschaften wild entflammt und die Konturen der Landschaft scharf hervortreten läßt, Eurwood dagegen die Nebel des Nordens, die auch den Menschen verträumter und verinnerlichter machen.„Die Straße der Väter",„Der brennende Wald" und„An den Grenzen der Welt" vereinigen dieses lyrische Element der Landschaft mit einer bis ins letzte vollendeten Menschengestaltung und einer Fülle spannenden Geschehens. Ganz in der Gegenwart ist der Deutschamerikaner Josef Hergesheimer verwurzelt. In„Tampio" schildert er die Intrigen New Porter Oelmaguaten»m die mexikanischen Petroleum- selber, im„Bunten Shawl" den kubanischen Freiheitskampf. Beide Male steht im Mittelpunkt der Handlung ein Willensmensch, dessen Energie durch Krankheit und Klima gebrochen wird" und im„.Kap Java" kontrastiert Hergesheimer die erwachende amerikanische Zivi- lisation mtt vollendeter ostasiatrscher Kultur. Die Menschen sind, hier bis in die feinsten Einzelheiten ausgestattet. Arbeiten Zone Gray und Eurwood im Freskostil, so bietet Hergesheimer eine kunstvolle Filigranarbeit. In erster Linie sind aber Hergesheimer, Zone Gray und Cur- wood Erzähler. Auf die spannend, geführt« Handlung kommt es an, und rein stofflich kann man sie als Kolportage bezeichnen. Aber die künstlerische Form entscheidet über Kunst und Kolportage und weil hier Meister der Form«inen abenteuerlichen Stoff behandeln, so entsteht ein Kunstwerk. Alle drei sind gute Psychologen, doch da» Seelenleben ihrer Menschen offenbart sich ntrr in der Handlung. und damit dokumentieren sie ihr großes Erzählertalent. Auch soziale Verhältnisse werden gestreift, sie sind jedoch nie Selbstzweck. Das ist allein die Handlung. Der moderne Mensch will wieder ein spannen- de» Geschehen im Roman erleben, ein Geschehen, das psychologisch fundiert ist und auch die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in Rechnung stellt. Hergesheimer. Eurwood und Zone Gray haften diesen Roma» geschaKen 9(fc*b Arno