ZZl»7 5 Jahren, als die faschistische Regierung in Italien erst Neun Monate bestand, unternahm« der„Manchester Guardian Commercial", eine grast» englische Handelszeitung liberaler Ein- stellung(Nummer vom 5. Juli 1923), Urteil« italienischer Unternehmer über die faschistisch« Regierung zu- sammenzustellen. In diesen Urteilen erhielt Mussolini durchweg eine sehr gute Zensur. Auch heute noch ist interzssont, was vor fünf Jahren ikalienifche Sapitalisten sagten. Wir hören z. B. Giorgio Mykius, dar Präsidenten des Italie- nifchen Baumwollverbandes:„In' der Baumwollindu- stri« ist, wie in anderen Industrien, die Beschäftigungslage stark angeregt, und dies ist in hohem Moste der stark»» Hand der gegen- wärtigen Regierung zu oerdanken." Wir hören weiter Giuseppe Dianchini, den Sekretär des Italienischen Bankier- verbände«:„Die Banfwelt ist der faschistischen Regierung günstig gesinnt, da diese Regierung ein: Atmosphäre der Festigkeit und Sicherheit geschossen hat. in der es möglich ist, zu arbeiten und Geschäft« zu machen." Schließlich meinte noch der Senator Gr. Uff. Ettove Conti, der Präsident der großen italienisch«» E l e k- trosirma Imprese Elettriche Conti:„Die Finanz. und Wirtschaftspolitik der'gegenwärtigen Regierung ist im Grunde dizjenige Politik, die jahrelang von den italienischen Industriellen und Geschäftsleuten vor dem Auftreten der faschistische» Regierung gefordert worden ist.... Wir hoffen und sind überzeugt, dost Signore Mussolini mindestens vier oder fünf Jahr« an der Macht bleiben wird." Dies«„vier oder fünf Jahre" sind um. Die steht e» heute? Zweifellos sieht sich der größte Teil der italienischen Sapi. talisten in ihren Hoffnungen betrogen. 1927 tam, nach johrelanqni Versuchen, endlich die Stabilisierung der italienischen Währung zu- stände. Eine schwere Inflationskris« war die Begleit- erscheinung. In den Monaten des Jahres 1927 war die Konkurs- zisser zwei- bis dreimal so groß ols im Durchschnitt der Dorjahre. Niemand charakterisiert die gegenwärtigen Schwierigkeit�, der ita- lienischen Wirtschaft besser, als Dr. Stringher, der viele Jahre long Generaldirektor der Bank von Italien gewefen ist und!n diesen Tagen wegen seines hohen Alters aus dem Amt scheidet. In dem vor kurzem veröffentlichten Geschäftsbericht dieser Bant, die in Italien die gleich« Roll« spielt, wie in Dmtschland die Reichsbant. stellte Stringher u. a. folgendes fest: Eine„anhaltende Einschrumpfung de s Konsum» infolge eines zunehmen- den Erlahmens der wirtschaftlichen Tätigkeit" charakterisier« die Entwicklung im Jahre 19Z7, fernrr betont er„die übermäßige Langsamkeit, mit der sich die Einzelhandelspreis« auf die Graßhandelspreise einstellten", d- h. er unterstreicht die auch gegen- wärtig noch herrschende Teuerung. Ferner oerweist er auf das Sinken d:r Ausfuhr. Besonders stark van der Konjunkturverschlechterung sind die Metall- und Maschinenbaubetriebe betroffen: Unternehmungen, die Cisenbahnmaterial herstellen, Waggon- und Automobilbau betrei- ben, verzeichnen in ihren Geschästsberichtm einen starken Rückgang des Altsoßes und der Produktion. Insbesondere Hot die Bautätig- kest stark nachgelösten, wodurch zahlreiche Industrien betraff« worden sind. Wir finden in den Geschäftsberichten itakienffcher Firmen nur zwar.zahlreiche Klagen über die schlechte Loge, aber nirgends direkte Slnklagen gegen Mussolinis Wirtschaftspolitik. Solche Anklagen wären wohl auch in einem faschistischen Staat nicht zu empfehlen. Um so interessanter ist es. daß die Geschäftsberichte einiger weniger Firmen ein uneingeschränktes Lob der ZNufsolini-Regierung erteilen. Hier wird die Existenz einer Wirtschaftskrise teilweise überhaupt bestritten, der Untergang zahlreicher Firmen als erfreu- lich« Tatsache gebucht. Es handelt sich affenbar um solche Firmen. denen das faschistische Regime nur Dorteile gebracht hat. Welche Firmen sind das? Es sind ausschließlich Großunternehmungen: Großbanken, ferner die großen chemischen und Elektrizitäts-Kon-
zerne. Am interessantesten in dieser Hinsicht ist der Geschästsbericht der Banca Eommercial« Italiana in Mailand , der mächtigsten Großbank Italiens , die in den letzten Iahren alle and« ren Großbanken weit überflügelt hat. Generaldirektor Toepiitz, der Chef dieses Unternehmens, b-kannt« sich in seinem letzten Geschäfts- bericht, der Anfang April dieses Jahres veröffentlicht wurde, rück- haltlos zur Finanzpolitik Mussolinis und des italienischen Finanzministers Graf Bolpi. Er bestreitet hier das Dorhandensein einer ollgemeinen Wirffchaftstrise in Italien und gibt lediglich zu, daß für einzelne Wirtschaftszweige Teilkrisen bestehen. Ebenso charakteristisch ist der Geschäftsbericht des Monteca- t i n i- Konzerns, der weitaus größten Chemie- und Bergwerks- Gesellschaft Italiens. „Di« schwachen Gesellschaften." heißt es in diesem Geschästsbericht,„mußten teilweis« unterliegen, aber was an ihnen gesund und lebenskräftig war, konnte durch Dsffchmelzungen und Zusammenschlüste, die immer mehr notwendig geworden sind. weiterleben." Aehnliche Aeuß«rung«n, verbunden mit voller Zu- stinnnung zur faschistischen Wirtschaftspolitik, finden wir auch bei einer ganzen Reihe weiterer Grostunternehmungen. Es muß hier bemerkt werden, daß nicht nur in einzelnen Fällen und infolge persönlicher Einslüst«, sondern ganz ollgemein durch verschiedene gesetzlich« Maßnahmen die Position der Großbetriebe besonders gestärkt worden ist. So z. B. durch die Aushebung der Fusion? st euer, wodurch die kapitalisti- sche Zentralisierung in Italien «inen starken Antrieb erhalten Hot. Weiterhin auch durch das Gesetz, wonach in Italien in Städten mit mehr als 190 000 Einwohnern industrielle N»ugründungen nur mit Erlaubnis der Regierung vorgenommen werden dürfen. Erweiterungen bestehender Gesellschaften find hier ausdrücklich ausgenommen. Begründet wurde dies Gesetz damit, daß sich neu« Industriebetrieb« stärker als bisher auf dem flachen Lande ansiedeln und ein« zu starke Arbeiter- konzentvation in den Großstädten vermieden wird: praktisch be- d-utet jedoch diese Bestimmung zunächst einmal, daß der Enfftehung neuer konkurrierender Firmen Schwierigkelten gemocht werden. Im Zusammenhang mit der systematischen Bevorzugung der Großbetrieb« auf Kosten der Klein- und Mittelbetriebe findet sich auch in den Geschäftsberichten der großen Gesellschaften
Oessauer Gaskonzern. Weitere Expansion. — Das Ouell mit den Zwhrzechea. Im Kampf um die Ferngasversorgung ist die Stellung des größten privaten Gaskonzern» Deutschland », der Deutschen Continental-Gasgesellschast, besonders interestant. Bereits im Ge- schäftsbericht für dos Jahr 1926 wurde ausdrücklich hervorgehoben. daß die Gesellschaft eine Zusammenfastung regional zu- sammengehöriger Versorgungsgebiet« und die oll- mähliche Berlegung der Produktion auf neuzeitlich ausgebaute Gaswerke ols erstrebenswert anerkennt. Die großen Investitionen, die die Gesellschaft seinerzeit durchführte— wir erinnern an den Erwerb der Zeche Westfalen im, Osten der Ruhr—, sollten der Gesellschaft eine unabhängige Ko h l e n b a s i s bieten. Die j ü n g st« Entwicklung des Konzerns zeigt, daß die Exponsionstätigkeit trotz Eindringens der Ruhrga» A.-G.(früher Aktiengesellschaft für Kohleverwertung) in die Stadt Hannover , ein Bersorgungsgebiet der Gesellschaft, weiter andauert. Durch lieber- nähme von etwa«in Drittel der Geschäftsanteil« der neu gegründeten „Gasfernversorgung Goldene Aue-Eichsfeld G. m. b. H." hat sich der Konzern die Gasfernversorgung im west- lichen Teil der Provinz Sachsen gesichert. Den Plänen der Gesellschaft entsprechend, hat man ober auch einige regionale Ziffaminenschlüst«(Verträge mit den Städten Zossen und Aken ) herbeigeft'ihrt. Eine rheinische Tochtergesellschaft des Konzerns, die „Niederrheinische Licht- und Kraftwerke A.-G." in Rheydt . Hot gemeinschaftlich mit der Stadt Grevenbroich «ine Ferngasversorgung für die umliegenden Gemeinden geschaffen. Dies« Ausdehnung kommt finanziell« der Bilanz zum Ausdruck. Die eigenen Anlagen(Gasanstalten, Elektrizitätswerke) sind gegenüber 1926 um rund Millionen auf 76,3 Millionen Mark gestiegen. Die Beteiligungen sind zwar gegenüber dem Borjahr von 4-tB auf Z6Z, also um rund 12 Millionen ge« stiegen(hauptsächlich durch„Westfalen "). Welche enormen stillen Reserven ober in den Beteiligungen stecken, kann man «nnesten, wenn man den effektiven Wert der Aktien zugrunde legt, die zum Erwerb der Kohlenzeche verwandt wurden. Es sind dies mehr als das Doppelte der 11 Millionen! Der ausgewiesene Gewinn fft noch höher als im Borjahr: er stieg von 5,3 auf 6,5 Millionen Mark. Auf da« um
ein nationalistischer Einschlag. der in Geschäftsberichten de» übrigen Europa bisher fetten ist. So unterstreiht beispielsweise der Montecatini-Dericht mehrmals die Notwendigkeit semer Produktion„zur nationalen Bertei- digunz".„Unser Programm," so heißt es hier zum Schluß,„fft dasselbe wie früher: olle nationalen Reserven auszunutzen und die Mi t t e l vorzubereiten, die zum wirtschaftlichen Wohlergehen und zur Sicherheit des Vaterlandes notwendig sind. Ein solches Programm duldet keinen Stillstand. Di« Monte- catini-Gesellschaft sieht voller Vertrauen der Zukunft entgegen, mit neuer Kraft, wie es dos Schicksal der Größe Italien » er- fordert." Solch« Wendungen erinnern stark an Redewendungen Mustoliens. In Itaken existiert somit«ine Ansomnieitarheit zwischen Regierung und Großkapital, die enger und offener als in irgend einem ander« kapitalfftffchen Land ist. Ge- vade auf dieser Zusammenarbeit beruht in der.Hauptsach« die gegen- wärtige Stärke der faschfftischen Macht. Hier herrscht die unnn- geschränkte Diktatur des Großkapitals nicht nur über die Arbeiterkloffe und die Dauern, sondern auch über die kleine und mittlere Bourgeoisie.— h.
Das faschistische Finanzministerium hat einen Erlaß verkündet, noch dem vom 25. Juni ab der Zinsfuß für Darlehen bei der Bank von Italien von 6 auf 515 Proz. ermäßigt wird. Im März war ein« Hevabsetzunq von 7 auf 615 und wenig später auf 6 Proz. erfolgt. Die faschistische Regierung fft also sehr bemüht, durch Kreditverbilligung die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Gefolge der Stabilifierungskrifis zu verringern.
15 auf 75 Millionen Mark erhöht« Kapital können trotzdem wieder 8 Proz. Dividende verteilt werden. Jede» der acht Anfsichtsratsmitglieder erhält runde 30 000 Mark für seine schwere Arbeit!
Die Arbeitslosigkeit nimmt noch ab. Nach den Berichten der Landesarbeitsämter für die Woche vom 18. zum 23. Juni ergibt sich für den Durchschnitt des Arbeitsmarktes im ganzen Reich« noch immer ein leichter Rückgang der Arbeits- losigkeit. In Brandenburg , Westfalen und im Rheinland fft die Lage allerdings ungünftiz geblieben. In der Nordmort und in Südwestdeutschland dagegen ist sie bester geworden. Der Arbeits- markt steht gegenwärtig unter dem Zeichen der llneiicheitlichkett und mangelnden Stetigkeit. Die Unsicherheit wird durch«ine teil- weff« Steigerung der Kurzarbeit oerstärkt.
Schwedeutrust-Gewinne inOeutschland Zloßenseiier und Zündholzsyndikai. Der schwedische Zündholztrust, dessen Expansion»- Politik in Ungarn , Italien und den östlichen Randstaaten viel von sich reden mochte, hat den Abschluß seiner deutschen Unternehmen, die in der Deutsch « Zündholzfabriken A,-G. Berlin zu- sammengefaßt sind, veröffentlicht. Um das Geschäftsjahr dem Ko- lenderjahr gleich zu setzen, umfaßt dieser Abschluß nur die sechs Monat« Juli bis Dezember 1927. Aber schon dieses erste Halbjahr nach der Durchführung des Zündholzsperrgesetzes genügt zum Beweis, daß der Schmedeithnifl in Deutschland mit großen Gewinnen arbeitet. So hat sich der Roh- gewinn mit 4,8 Millionen Mark gegen 2,3 Millionen Mark mt Boll- geschäftsjahr 1926/27 um das Biersache erhöht, während die Handelsunkost« mit 0V Millionen Mark noch nicht um 20 Proz. gestiegen sind. Nach Absetzung der Abschreibung« von 240 000 M, verbleibt als. Ergebnis des halben Jahres«in Reingewinn von nmd 880 000 M,, der den Reingewinn des letzten vollen Betriebs- jahres noch um dos Fünffache übertrifft. Auf dos Kapital von 11,8 Milltvn« Mark wird eine Dividende von 5 Proz, gezichlt, die einer IoHresdividende van 10 Proz, entspricht.
In her Bilanz habe»«ufog» wth Maschch« wat Z» gänge von rund 380 090 M. erfahren, außerdem aber wurden für Neubauten noch fast 800 000 M, flüssig gemocht. Obwohl all« Werks- «Neuerungen aus laufenden Gewinnen„über Betrieb" bezahlt wurden, konnten außerdem noch die Schulden, die vor zwei Jahr« 4� und im letzten Jahre 3V Millionen Mark betrugen, bis auf 3,1 Millionen Mark zurückgezahlt werden. Dagegen stiegen bei schorfer Senkung der Vorräte von 2V auf 1,7 Millionen Mark die gesamten Forderungen von 3,2 auf 4,6 Millionen Mark. Trotz dieses hohen Gewinnobschlustes und guten Finanzstandes fft die Gesellschait mit der Lage der deuffchen ZündHolzsyndikats- werke sehr unzufrieden. Ihr Geschäftsbericht enthält eine scharfe Polemik gegen die durch dos Auskommen von Außenseitern geschaffenen Zustände, die auf die Dauer unhaltbar seien. Auch das Zündholzsyndikot hatte in letzter Zeit wiederholt darauf hingewiesen, daß ein Teil der Außenseiter offensichtlich die Bestimmungen des Sperrgesetzes vom Mai 1927 verletzt hob«, ahn« daß einzelne Länder- regierungen entsprechend eingegriffen hotten. Wir holten es immerhin für angebracht, daß dos Reichs- wirtschostsministerium zu der Lage in der Zündholz- industrte Stellung nimmt, um der Gefahr einer Rechtsunsicherheit vorzubeugen.
Wohlfahrispoliiik der Ltniernehmer. Bei 27000 Arbeitern und Angestellten 60000 Mark. Die Großindustrie läßt keine Gelegenheit vorübergehen, ohne auf ihre„freiwillige" Wohlsohrtstätigkeit für Arbeiter und Angestellte hinzuweisen. Die Arbeiterschaft verlangt sie nicht: aber die Unter- nehmer machen stets großes Ausheben davon. Wie diese Wohlsohrts- tötigkeit bisweilen aussieht, zeigt das Beispiel beim Oberkots- k o N z c r n. Er hat im letzten Jahr einen Reingewinn von mehr ols sieben Millionen ausgewiesen. Davon slasten an die Aktionäre 4V Millionen. Wieviel die 17 Herren des Aussichtsrots an Tantiemen bezogen, wird nicht g e s o g t, dagegen wird dem Arbeiter- und Untersttitziingssonds der enorme Betrag von 60 000 Mark überwiesen. Da der Oberkokskonzern eine Belegschaft von 27 000 Mann hat, entfallen also aus den Kopf der Belegschaft noch nicht 2.25 M. Abgesehen davon, daß die organisiert« Arbeiterschaft nicht auf Wohljohrtssonds angewiesen sein will, sondern ein« Lohn beon- spracht, der ihre Lebensbedürfnisie auch vollkommen deckt, könnte ein 80-Millionenkonzern im Jnterestc der Unternehmerklasse etwas bester zu repräsentieren versuchen. Im übrigen muß festgehalten werden, daß d« mederschlestsche Grubenbesitz des Oberkokskonzerns mit Steuergeldern subventioniert wird, daß die» die Konzernleitung aber nicht abgehalten hat, einen rigorosen, rückwirkend« Gehaltsabbau bei seinen dortigen Beamten vorzunehmen. Kommt eine Oiskoutermäßigung? Wir Hab« kürzlich darauf hingewiesen, daß aus konjunktur- politischen Gründen eine Ermäßigung des Reichsbankdiskonts erwünscht und daß diese Ermäßigung noch der Lag« der Reichsbank wohl auch möglich sei. Dies« Möglichkeit wird durch den Wochen- auswei» der Reichsbant zum 23. Juni, dem letzt« Ausweis für den Halbjahrsultimo, unterstrichen. Man wird zwar die Abwicklung des Juniultimos abwart« müfs«: noch der ganzen Lage auf dem Geld- und Kapitalmarkt m Deutschland find ober für d« Haldjahrsob schloß und seine Ueberwindung Schwierigteiten kaum zu erwarten. Die Wechsel bestände der Reichsbank find zum 23. Juni weiter um 63,9 auf 1860,9 Millionen Mark gefunk« und hob« da- mit feit Mai vorigen Jahres den niedrigsten Stand für die dritte Monatswoche erreicht. Di« Kreditinanspruchnahme der Reichsbank fft also erheblich niedriger als vor d« letzten Diskont- erhöhungen. Die Lombardbestände sind nach einem Rückgang um 50,9 auf 27,2 Millionen normal. Di« Girogeider der Reichsbankkund- schaft haben, wohl in Vorbereitung für d« Halbjahresobschluß, eine Zunahme um 40,9 auf 512.7 Million« Mark erfahr«. Di« unverändert gebliebenen Goldbestände find mft 2062,2 Million«», die Devisenbestände nach einem Rückgang um 6,9 auf 245,3 Million« sehr hoch Der Notenumlauf hat sich um 132,6 auf 3906,7 Million« verringert und damit die Biermilliardengrenze wieder unterschritten. Der Umlouf von Rentenbank- schein« fft nach einem Rückgang um 17,2 auf 541V Million« gering. Die Deckung der Reichsbanknoten durch Gold ollem be- trug am 23. Juni 52,8 Proz., die Notendeckung durch Gold und deckungsfähige Devisen zusamm« betrug sogar 59,1 Proz. W«n das Deckungsverhältnis für die Diskontpolitik der Reichsbank auch nicht maßgebend ist, so ist dos jetzt sehr günfttg« Deckungs- oerhältnis zum mindest« kein Einwand geg« ein« Diskontermäßi- gung. Jedenfalls wäre es zu wünsch«, daß nach einem glatt ver- laufen« Halbjahresschluß die Reichsbank einer Diskont- ermäßigung ernstlich nähertritt.
Der Güterverkehr der Reichsbahn hält sich immer noch aus großer höhe. In der Woche zum 16. Juni betrug die arbeitstäglich« Wag«gest«llung 149 700 Stück, womit der Durchschnitt der letzten drei Monate immer noch reichlich ausrechterhalten bleibt. Goldslücke sind immer noch gesetzliche» Zahlungsmittel. Die deutschen Zehn- und Zwanzigmarkstücke sind zwar im Berkehr außer- ordentlich fetten geworden, da kein Gold geprägt wird. Daß aber die deutsch « Goldstücke noch gesetzliches Zahlungsmittel sind, was wohl die wenigst« in Deutschland wisten, darauf weist dos Reichs- bankdirektorium in einer Bekanntmachung hin. Gemäß den§§ 4 und 5 des Münzgesetzes vom 30. August 1924 sind die aus Grund früherer Gesetz« ausgeprägten Goldmünz« auch jetzt noch gesetzliche Zahlungsmittel und müssen gegen 20 bzw. 10 Reichsmark in Zahlung genommen werden. Es wäre nur zu wünschen, daß jeder deuffche Bürger möglichst viel 10- und 2<)-Mark-Stücke in Zahlung nehmen dürfte. 10 Proz«! Dividende und große Betrieb sansbaut« im Rheinisch« Braunkohlenbau. Der Aufsichtsrat der Rheinischen A.-®. für Braunkohlenbergbau und Brikett- fabrtkation(Siloerberg-Konzern) hat beschlossen, auch für 1927 wieder 10 Proz. Dividende zu zahlen. Di« Gesellfchoff konnte also in den letzt« drei Jahr« ihr Aktienkapital von 67V Millionen Mark jährlich wtt 10 Proz verzins«. Kennzeichnend für die starke Kapltalneubildung in diesem Konzern fft, daß er seine umfangreichen Reubaut« und Rationalisierung sarbetten. der« Kosten sich allein bei der neuen Raumsarderung der Gruhlwerte auf 3—4 Millionen beziffern, aus laufenden Gewinnen„über Betrieb" be- zahlen konnte. Die Herauffetzung der Abschreibungen, die im Bor- jähr mit 3,7 Millionen Mark schon hoch war«, zeigt, daß die Ge» minne sich mit der Ausschüttung der Aktionärgewinnc noch keineswegs erschöpfen. Herr Silverberg wendet sein« Theorie von der Notwendigkeit hoher Abschreibungen mtö der Zweck- maßigke« der SsEffffiiianziermig sehr gründlich m.