Einzelbild herunterladen
 

TIr. 309-» 43. Iahrgang

1. Beilage des Vorwärts

viensiag, 3. IvN 4923

Das größte deutsche Klugzeug.

?n ben Nohrbach-Merken, Zkiautschoustroß«, tmrb mt der Fertigstellung eines Flugbootes für die Lufthansa ge- arbeitet, das alle bisher in Deutschland gebauten Flugzeuge an Erößc übertrifft. Die riesigen Flügel, deren Spannweite 37 Meter beträgt über dreimal soviel wie die eines der gebräuchlichen Land- fiugzeuge, nehmen fast die Diagonale der großen Montagehalle in Anspruch. Das Gerüst der Flügel hat bereits fein« dünne Wuminium- hülle; und dem Laien ist es beinahe unsaßlich, daß diese ungeheuren MetollslSchsn. die ohne Derspannung etwa 18 Meter in die Luft ragen und etwa 11 Meter breit sind, dazu noch das Gewicht eines Motors und eines Schwimmers tragen, nicht einfach abbrechen. Der trumpf macht ohne Flügel mit seiner Länge von 22,7 Meier den (tlndnuk eines kleinen Dampfers. Er entspricht übrigens in seinem Fassungsvermögen den ersten deutschen Unterseebooten. Das Flug- zeug bietet Raum für 12 Passagiere, vier Wann Besatzung rnd einen Boy zur Bedienung. Die Räume sind, zum ersten Mole bei einem Flugzeug, in zwei Stockwerken angeordnet. Unter dem Führersitz, der zwei Nugzeugführern Platz bietet, liegt der Funk- räum. Bon diesem führt eine Tür in den vorderen Passagierraum, der vier Personen Platz bietet. Darüber ist der Raum für den Vordmonteur, der durch entsprechend angeordnete Fenster den Gang der Motoren beobachten kann. Der Monteur ist in der Loge, im ?nnern der Flügel entlang zu gehen und die Benzinzufuhrröhren zu kontrollieren. Bon dem vorderen Passagierraum gelangt man durch die'Toilette in die hinteres acht Personen fassende Kabine. Beide Räume find mit beguemen, zum Schlafen zurück klappbaren Leder- fesseln ausgerüstet.-Im TiNstiegbaum ist Platz für ein« elektrische Küchei' Gepäck- und Frachtroum nehmen den Hinteren Teil des Rumpfes ein. Besonder« Sorgfalt ist der Seetüchtigkeit des Flug. dootcs gewidmet. Zlcht Schottwände teilen den Rumpf in neun wasserdicht« Abteilungen, von denen sieben ausreichen, das Flugboot fchmimmfähig zu erhalten. Eine Seeausrüstung mit Anker, Anker- rnindc usw., die im vorderen Äollisionsramne untergebracht sind, er- höhen die Seetüchtigkeit. Die drei auf hohen Gerüsten montierten BMW.- Motoren, die 8,50 Meter über dem Bod«n liegend ziemlich vor Welle.nspritzern gesichert sind, leisten je 800?8. Sie geben dem Flugboot bei voller Ausnutzung durch Nutzlast einen Aktionsradius von zirka 4000 Kilo- ineter. 800 Kilometer mehr als die Strecke Irland Neufundland ,

allerdings ohne Einrechnung»ob Gegenwinden tifm. Wird an Stell« der Nutzlast Brennstoff mitgenommen, würde der Aktionsradius natürlich erheblich vergrößert und eine Qzeanüberqnerung unter er- heblich günstigeren Bedingungen möglich.

Der Raubmordprozeß Kiebach Aug' io Auge mit dem Vater der Ermordeten. Da» Verbrechen, das Horst Kiebach begangen hotte, kam» seiner ganzen Grauenhoftigkeit erst in dem Augenblick zum Be­wußtsein der Zuhörer, als man den Bater der erbarmungslos Er- mordeten im Gcrichtssaol sah. Wie dieser breit«, kräftige, unter- setzte Mann krampfhaft den Stockgriff umklammerte, als hielte er sich nur mit Mühe zurück, um fit, nicht auf den Mörder zu stürzen; wie fein Mund konvulsivisch zuckte und seine verheiratete Tochter ihn, als er sich auf den Stuhl niederließ, beruhigend über die Haare streickelte; wie er dann im Anblick des Jammers, fast unartikulierte &.".'te hervorstoßend, den Gerichtssaal verließ. Der Angeklagte kante aber währenddessen etwas, als merke er nichts davon. Auch als Kriminalrat Gennot erzählte, wie die Kriminalpolizei ans der langen Reihe der in Betracht kommenden Vorbestraften auch Kiebach, der eimnal wegeu Sittlichkeitsverbrechen und das andere Mal wegeu Diebstahls im V.Zuge be­traft war, ins Auge faßte, wie sie auf Grund einer vertraulichen ?Kitteilung ihn verhaftete und über den Mord ausfragt«, während dieses ganzen umfangreichen Berichts des Kriminalkommisiars hielt der Angeklagte feinen Kopf hinter der Barriere halb versteckt und kaute. Das war der echte Kiebach, unbekümmert, harmlos nnb sittlich stumpf. Deshalb war es weiter nicht verwunderlich, daß der Vorsitzende vor Eintritt in die Gerichtsverhandlung sich an ihn mit einer Er- Mahnung wandte, indem er sagte:Was mir bis jetzt aus den Akten xmti aus den Briefen von Ihnen bekannt geworden ist, erweckt in mir den Eindruck, daß Sie sich weder der Schwere der Straftat, die zur Verhandlung steht, bewußt noch über Ihre persönliche Lage im klaren sind." Den gleichen Eindruck von dem Angeklagten hatte

auch kurz noch der Tat der Kriminalrot Gennat. Zehi scheint der Zwanzigjährige allerdings schon zu begreifen, was auf dem Spiele steht. Er bestreitet deshalb auch sein« anfangs gemachte Aussage. Er will nicht von vornherein darauf ausgegangen sein, irgend etwas zu bm, um Geld zu bekommen. Er bestreitet auch, zu diesem Zweck das Eisenlineal an sich genommen zu haben: zuerst habe er es bei sich getrogen, um es zum Vernickeln zu geben und am Tag« vor der Tat es mir zufällig in die Tasche gesteckt. Er behauptet, an, oerhängnisvollen Morgen eigentlich die Absicht gehabt zu haben, nach Hause zu fahren. Auf das Mädchen dreingeschlagen zu hoben sei ein« Tat, die ihm selber unbegreiflich sei.Jetzt scheint es mir, daß ich damals wie ein Wilder war." Kiebach ist sich aber auch jetzt noch nicht voll und ganz seiner Lage bewußt. Kurz vor der Gerichtsverhandlung schrieb er an seine Schwester und bot si«, sein« Braut zu«ranlassen, für ihn Socken auszusuchen, die er am Tage des Prozesses tragen könne, sie kenne doch seinen G«schmack. Gesühlställe und Ge­fühlsroheit. das sind die ausschlaggebenden Charaktereigenschaften dieses Eimmdzwanzigjährigen. Als der Vater die Mutter miß- Handelte, dacht« er nicht daran, daß er in seinem Jungen die höheren ethischen Gefühle erschlage; al« er ihn zum Stehlen anhielt, machi« er sich keine Gedanken darüber, daß bei einem jungen Menschen »om Diebstahl zum Raubmord oft nur«in Schritt ist. Hier war die« aber der Fall. War«« Totschlag oder Mord? Ist die Tat mit Ueberlegung aiisgeführt oder nicht? Das heißt für den Ange­klagten soviel wie Leben oder Tod! Jetzt weiß er es! * Ib derDeutschen Zeitung" muß am ersten wirklich heißen log de» Jahres ein germanischer Schwächking sofort«ine Art Sonnenstich bekommen haben. In diesen traurigen Zustand setzte er sich nämlich hin und schrieb;R e i ch s b a n n« r n, o n n Kiebach vor Gericht". Nach unseren Erkundigungen Hot der unselige Kiebach vielmehr einer v o l k i s ch«n Organisation angehört.

Kirsch, der Ausbrecher. Zum viert evmal aus Sonnenburg entwichen. Der berüchtigte Geldschrankknacker Kirsch, der»och eine lauge Zuchkhausstrase zu verbüßen Halle, ist jetzt zum »iertenmal wieder entwichen. Sein letzter Streich erregte besonderes Aufsehen. Kirsch mar Ansang Oktober v. I. zu einem Tcnnin nach Hamburg gebracht worden. Aus der Rückfahrt von dort nach Berlin entkam er auf einem ganz ungewöhnlichem Wege. Man hatte den Schwerverbrecher, der mit einem Sammeltransport über Berlin nach Sonnenburg gebracht werden sollt«, in einer Einzelzelle untergebracht und ihm vorsichtshalber die Hände gefesselt. Bei einer Wagenkontrolle in Nauen ergab sich, daß er trotz aller Vorsichtsmaßregeln«inen Ausweg gesunden hatte. Kirsch, der immer ganz planmäßig zu Werke ging, muß es verstanden haben, von Hamburg aus Freunde von seiner Fluchtabsicht und von dem Weg«, den der Transport zu nehmen hatte, in Kenntnis zu setze». Mit einer Stahlsäg«, die ihm aus rätselhaste Weise irgendwo zu- gesteckt worden war, entledigte er sich der Handfesseln. Dann sägte er den Fußboden seiner Woggonzelle an und brach die Bretter soweit heraus, daß er durch das Loch kriechen konnte. Auf dies« Weise entwich er zwischen Paulinenaue und Nauen . Bei der Flucht müssen ihm Freunde mit irgendeinem Bcförderungsnnttel geholfen haben. So entkam er, obwohl die Landjägerei zu Pserde und zu Rad sofort die ganze Gegend umfassend abstreifte. Am 1k. November wurde er wieder ergriffen, nachdem er in Belzig bei einem Schneidermeister einen Einbruch verübt hat. Seitdem war er wieder in Sonnenburg. Hier wurde er om Montag morgen mit einem Komplizen Paul Rehr zu einer Vor- führung nach dem Verwaltungsgebäudc des Zuchthauses gebracht. Bei dieser Gelegenheit entkam er abermals mit Rehr. Man vermutet, daß sich beide nach Berlin gewandt haben.

Jad: London : Dlf Cs war ihm nicht gegeben, seine Liebe zu zeigen; nur

Durch Anschmiegen und den kosenden Ton in seinem Grollen konnte er derselben Ausdruck geben, ober er sollte noch eine Aeußerung dafür lernen. Er war stets empfindlich gegen das Gelächter der Menschen gewesen. Es hatte ihn wütend, ja, rasend gemacht. Auf den Gebieter nur konnte er nicht böse werden, wenn dieser in gutmütig neckender Weise ihn auslochte. Zwar wußte er dann nicht, was er tun solle, denn der frühere Aerger stieg in ihm auf, konnte jedoch nichts gegen die Liebe machen. Da er nicht ärgerlich werden konnte, ja oersuchte er es mit der Würde; aber je gravitätischer er wurde, desto ärger lachte der Herr. Endlich gab er es auf, öffnete den Mund ein wenig, so daß die Lippen sich teilten, während ein sonderbarer Ausdruck in seine Augen kam, der mehr von der Liebe als von Vergnügen an sich hatte, und so hatte er lachen gelernt. Ebenso lernte er auch mit dem Herrn tollen, in dem er zur Erde geworfen und hcrumgekollert wurde und zahllose ähn- liche Späße hinnehmen mußte. Dann stellte er sich zornig, sträubte das Haar, knurrte ingrimmig und schnappte mit den .Zahnen, als ob es ihm völlig ernst sei. Aber er vergaß sich nie. Stets schnappte er in die leere Luft, und am Ende des Spiels, wenn Schlag und Puff und Knurren und Zähne- fletschen schnell und anscheinend wütend ausgetauscht worden waren, dann pflegten Herr und Hund plötzlich inne zu halten, und in geringer Entfernung voneinander schauten sie sich gegenseitig an, und dann. wu> wenn die Sonne aus stürmi- fchem Meer emporsteigt, lachten sie. Das Ende vom Liebe war, daß der Herr Wolfsblut die Arme um den Hals und die Schultern legte, und daß dieser sein Liebesgrallen an- stimmte. Niemals jedoch gestattete Wolfsblut, daß ein anderer mit ihm tollte. Donn ging er aus seiner Würde nicht heraus, und setzte man ihm zu sehr zu. so war sein Knurren i»td sein gesträubtes Haar kein Spaß mehr. Daß er dem Herrn dies erlaubte, war noch kein Grund, daß er sich mit jedermann gemein machen, einen zeden lieb haben und mit jedermann zum Zeitvertreib tollen sollte. Er liebte nur Einen, und sich und seine Liebe wollte er nicht herabwürdigen. Der Herr ritt sebr rnel aus, und Wolfsbluts.Haupt- beschäftiguna war, ikn aus seinen Ritten zu begleiten..Im Nordlaude er seine Dienjtbarkeit als Zugtier hewrejcll.

aber hier im Süden gab es weder Schlstten, noch trugen die Hunde Lasten auf dem Rücken. So diente er dem Herrn da- durch, daß er neben dem Pferde herlief. Doch selbst der längste Ritt ermüdete Wolfsblut nie. Mit dem echten Wolfsschritt, leicht, mühelos und gleitend, pflegte er nach einem zehn Meilen langen Laufe frisch und munter dem Pferde voran- zutraben. Bei einem dieser Ritte fand Wolfsblut noch eine Aeuße- rung feine Gefühle, und das Merkwürdigste dabei war, daß er sie nur zweimal im Leben anwandte. Das erstemal ge- schah es, als der Herr einem mutigen Vollblut beizubringen versuchte, wie man Gattertüren, ohne abzusteigen, öffnen und schließen könne. Immer wieder brachte er das Pferd an das Tor, um es zu schließen, und jedesmal scheute es, bäumte sich und sprang zurück. Es wurde immer unruhiger, denn der Herr setzte ihm, wenn es sich bäumte, die Sporen ein, worauf es die Vorderbeine auf die Erde stemmte und mit den Hinter- deinen ausschlug. Wolssblut beobachtete den Vorgang mit wachsender Un- rube, endlich tonnte er sich nicht länger halten und brach in wildes, drohendes Gebell aus. Oft versuchte er hernach noch zu bellen, und der Herr ermunterte ihn dazu, ohne daß es ihm gelingen wollte, und nur einmal noch gelang es ihm, und dann nicht in Gegenwart des Herrn. Als der einst über ein Feld ritt, hüpfte plötzlich ein Kaninchen dicht vor den Füßen des Pferdes auf. Dieses sprang zur Seite, stolperte, fiel. und ein Beinbruch des Herrn war die Folge. Wolfsblut sprang wütend dem Pferde an die Kehle, aber ein Wort des Herrn rief ihn zurück. Geh nach Hause! Nach Hause!" gebot er ihm, als er sich von der Art der Verletzung überzeugt hatte. Aber Wolfsblut hatte keine Lust, ihn zu verlassen. Der Herr dachte daran, einen Zettel, zu schreiben, suchte aber vergebens in der Tasche nach Bleistift und Papier. Wieder gebot er Wolfsblut noch Hause zu gehen- Dieser sab chn nachdenklich an. macht« ein paar Schritt vormärt?, kehrte wieder um und winselte leise. Der Herr sprach sanft, aber in ernstem Ton zu ihm, und Wolfsblut spitzte die Obren zind lauschte gespannt. .Komm her. mein Alter, und höre mir zu. Renne sporn­streichs nach Hause, hörst du?" gebot Scott.Nock, Hause! und da erzähle, was mir passiert ist. Nach Hause, Wolfs­blut! Vorwärts noch Hause!" Wolssblut konnte die Bedeutung des BefehlsNoch Hause!" und wenn er auch das Uebrige nicht verstand, so muhte er doch, daß es der Wille des Herrn sei, daß er heim- gehen solle. Er kehrte um und trabte widerstrebend hinweg.

Nach einigen Schritten blieb er von neuem unentschieden stehen und blickte über die Schuller zurück.'Abermals kam der BefehlNach Hause!" und diesmal viel schärfer, und jetzt gehorchte Wolfsblut. Die Familie war in der Kühle des Nachmittags auf der Veranda versammelt, als Wolfsblut keuchend und staubbedeckt ankam. Weedon ist zurück," verkündete die Mutter. Die Kinder begrüßten Wolfsblut mit Jubel und rannten ihm entgegen. Er vermied sie, aber sie drängten chn in eine Ecke der Veranda zwischen einen Schaukelstuhl und das Geländer. Er grollte und suchte an ihnen vorbeizukommen; besorgt blickt» die Mutter nach den Kleinen hin. Ich muß gestehen, ich ängstige mich immer um die Kin- der," bemerkte sie.Ich habe stets Furcht, daß eines schönen Tages sich Wolfsblut unerwartet gegen sie kehrt." Grimmig knurrend sprang Wolfsblut ans dem Winkel heraus, wobei er die Kinder umwarf- Die Mutter rief sie zu sich, beruhigte sie und sagte ihnen, sie müßten Wolfsblut nicht belästigen. Wolf bleibt Wolf! " verkündete Richter Scott.Einem solchen ist nie recht zu trauen." Aber er ist nicht ganz ein Wolf," mischte sich Betty ein. die in Abwesenheit ihres Bruders für dessen Hund Partei ergriff. Das ist Weedons Meinung von der Sache," entgegnete der Richter.Auch vermutet er nur, daß ein gut Teil nom Hund« in ihm ist. Er selber sagt, er wisse nichts Bestimmtes darüber. Und was das Aussehen bettifst" Er vollendete den Satz nicht. Wolfsblut stand vor ihm und grollte ingrimmig. Geh fort und leg dich nieder," gebot Richter Scott. Wolssblut wandte sich zu der Gattin des Gebieters. Die ober schrie vor Schreck auf, als er ihr Kleid mit den Zähnen er- griff und so sehr daran zerrte, daß das dünne Gewebe zerriß. Jetzt wurde er der Mittelpunkt des Interesses. In feinem Halse arbeitete es heftig, ohne daß er einen Ton von sich gab, und sein ganzer Körper wand sich krampfhaft in der Anstren- gung, einen Ausdruck für das zu finden, was in seinem An- nern nach Mitteilung rang. Hoffentlich wird er nicht toll," bemerkte Weedons Mutter.Ich babe zu Weedon immer gesogt, ich fürchte, das warme Klima bekommt einem Tier aus dem Norden nicht." Ich glaube, er möchte was sagen," kündigte Betty an. In dem Augenblick fand Wolssblut wirklich die Sprache und machte sich m einem lauten Bellen Luft(Forts, folgt)