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Seilage des Vorwärts
Der bürgerliche Wotan. Von Iona�xin. Ch«rnes Gesetz der Oper: um gute Musik zu hören, mutz man einen unsinnigen Text in Kauf nehmen. Wogner wollte Abhilfe schaffen und dichtet« seine Musikdromen selber. War es ein Fort- schritt? Ach nehme als Beispiel dos„Rheingold ". Auf der Bühne stehen Hölter. Riefen und Zwerge. Ab«r was geht vor? Eine ziem- lich alltägliche Geschichte aus Berlin W. Gestatten Tie, daß ich die Handlung schildere. » Der Bauunternehmer Wotan. Spekulant mit Aestheten- allüren, hat sich von seinem Rechtsanwalt Loge beschwatzen lassen, für seinen Privatbedorf eine schlotzartige Prunkoilla mit dem protzigen Namen„Walhalla " zu errichten. Großmannssucht und Kreditintcresse haben Wotan zu diesem leichtsinnigen llnternehni--. xrleitet, für dos ihm die baren Mittel gänzlich fehlen. Auch Frau F r I ck a W o t a n ist für den Bau Feuer und Flamme gewesen, da Rechtsanwalt Loge ihr den Floh ins Ohr gesetzt hatte, datz die leider Hausse eheliche Untreu« des Gatten Wotan sich legen würde, sobald trauliches Heim den glatterhosten an seine Familie fesselt. Die Laufinna Fasner und Fasoll war vertrauensselig gciyg, den Bauauftrag auf Kredit zu übernehmen, Nun ist der Prachtbau vollendet, ober auch die von Wotan emsgestellten Wechsel sind fällig. Die Firma Fäsncr und Fafoll drängt auf Bezahlung. Ihre beiden Chefs, Maurermeister von rauhen Manieren, sachlich aber mit ihrer Empörung durchaus im Recht, wollen noch fruchtlosem Mahren zur AwangsvollstreS'-ng schreiten. Besondere fatal für Familie Wotan wird die- Situation, weil Wotan die Wechsel auch von seiner Schwägerin F r« i a hat mitunter- schreiben lasten. Bon greiäs in einer Obstplantag« angelegtem Der- mögen hat bisher die gesamte Familie Wotan, einschließlich der Schwäger Donner und Froh, gelebt. Kommt der Obstgarten zur Z waagsnersteigern ng, so niuß die gesamte Familie buchstäblich ver- hungern, da Arbeiten für sie natürlich nicht standesgemäß ist. Wotan ist in größter Aerlegeichoit. Er l>a»t« sich auf seinen Rechtsanwalt Logs verlosten, der ihn mit bewährte» juristischen Pstffen und Schlichen von seiner.Zahlungsverbindlichkeit loszueisen nersprach. Aber durch die Üblich« Lauferei zwstchsn den drei Berliner Landgerichten r, II und III Hai Rechtsanwalt Loge sich verspätet. Ilm Zeit zu gewinnen, macht Wotan die dümmsten Ausflucht«, er stellt sich gedächtnisschwach, aber die vor- gelegten Wechsel strosen ihn Lügen. Ein Versuch der Schwager Danver und Froh, die lästigen Gläubiger mit Gewalt vor die Tür zu setz««, scheitert an der Streng« des Wechsslrccht». Endlich im Aiigenbli» höchster Not, trifft Rechtsanwalt Loge «in. Ml« zynischer Adnakatongeristenhell macht er zunächst seinem Kkienien klar, datz er ihm nur seinen Rot, aber nicht den Erfolg de» Rai» rechtsverbin-dlich zugesagt Hab«. Dann jedoch emmirft er einen ausgekochten Zahlungsplan. Cr teilt der aufhorchenden Ge* fellschast mit» datz der Bergwerks- und Hütteitbesitzer, Generaldirektor Alb er ich. im Bcgrisf sei, einen wirtschostsurnspanneichen Kon zerv aufzuziehen, der die Vernichtung aller selbständigen Existenzen bedeute. Da» Kapital zur Schaffung sein«» Konzens hat Alborich selber ans sehr trübe Weise ergmrt-rt, indem er den drei Töchtern de» verstorbenen Schisfmaklers Rhein ihr väterliche» Erbe abichwin- delte. Ursprünglich hatte Generaldirektor Alberich sich mit dem(tzedan- ken gelwgen. eine der dret Schwestern Rhein zu heiraten. Wegen seines buckligen, zwerghaften Wuchses unter Hohn abgewiesen, schwur Generaldiiektor Alberich Rache. Im Zorn verschinähter Werbung leistete er den Eid, auf immer der Lieb« zu entsogen, wobei der Bfiss'kus sich allerdings die Lust fälso der Liebe besseren Teil) auch für die Zukunft vordebiekt. Durch Ausnutznng der Znfkatlonspsriod« und der gestMftlichei, Rainität der Schwestern Rhein war dann der Raub des Lerinägens für ihn ein Kinderspiel. Rechtsanwall Loge schlägt mm Wala» vor, dem reichen Aiberieh sein Geld dnrch räuberische Erpressung zu entreißen. Freudig gehen Wotan und feine sauber« Familie auf dieses Plänchen«in, auch die Bauunternehmer jVstner und Fasolt zeigen sich sehr für dieses Geschäst Interessiert, denn sie hoffen, dadurch zu ihrem Geld« zu kommen. Um Wotan noch mehr zu animieren, erwirken sie durch eivltweillgr Berfiigimg die Beschlagnahm« von Freia » Obst- ganrn. Der Srpresterpian gelingt mit Hilfe von Alberich « Prokuristen Mime, einem«»tferntr» Verwandten, der für schäbige» Gehalt Alberich wichtigste Arbelten leisten mutz. Ueberhaupt hat Gentral- direktor Albertch. der Typ de« modernen Kapitalisten, sich durch brutal« LeutesSiinderel bei seinen Angestellten und Arbeitern so ver- höht gemocht, daß er von ihnen Hilfe nicht ttivarten darf. Allerdings hat er sich auch als tüchtiger Kapitalist gezeigt. Während die geschäflsuntuchtigen Schwestern Rhein mit dem hlnierlostencn Hört ihre» Bater» nicht» anzufangen wutztcn, als ihn im Sparstrumpf auf- zuheben, Hot Alberjch durch rnftinierte Auwendung des Tailorsyftem» und der Rationalisierung dos Gold In Mehrwert heckende« Kapital umgewandelt, da» ihm innner neue Dividenden und Tantiemen zuflietzen läßt. Nun aber zwingen ihn die Erpresser Wotan und Loge mit vorgehaltenem Revolver den Geldschrank auf- zuschließen. Seufzend muß Älberich ein Aktienpaket nach dem an» d-ren herausrücken, nach langem vergel'lichen Sträuben auch die wie feinen Augapfel gehüteten„Ringaktien", die Schutz- und Stamm- nkrien seines Konzen,». OhrnNächilg windet er sich in der Hand seiner Bezwinger wie Gtinve» Erve» unter, der Pranke der l>Kanken. Der Konzern krocht zusammen. Al« ein Bettler schleicht Generaldirektor Älberich davon, grätzlich seine Expropriateure ver- fluchend. Bäunnternehiner Wotan denkt natürlich nicht daran, den Schwestern Rhein ihr gestohlenes Gut zurückzuerstatten. Die Iom- rnernden und Klagenden läßt er durch Rechtsanwalt Loge mit blutigem Hohn ans seinem Borzimmer hinauskomplimentieren. Nicht die kleinste Auswertung gewahrt«r diesen Lnfkattonsapsern. denn Wotan will das gewonnene Gel» in seine eigen« Spekulation stecken. Aber zu seinem groszen Bedauern gelingt ihm das nicht. denn vorerst müssen die Bauunternehmer Fafner mck» Fasolt be- friedigt werden. Bei der Teilung kommt es zmischen gafner und Fasolt zu schweren Svzietätsstreitigkeiten: der brutale Fafner beendet sie, iichem er seinen Sozius Fasolt über den Haufen schießt. Die Fqmilie Wöian schalst diesem Streit gelassen zu, denn inzwischen ist der beschlagnahmte Obstgarten Freias sreigegeben, von den Türen der Aillo sind die binnen Siegel des Gerichtsvollziehers entfernt, Unter dem schmetternden„Tatst-tata" ihrer Aumhupen und dem
Die jäh abstürzende schottische Küste war verschwunden, und die mächtigen, langrollenden Wogen de» Atlantik hatten uns auf ihren Rücke» genommen, seitdem wir die enge Durchfahrt de» Pcnt- land Firth gequert hatten. Da» schön« Wetter der ersten Tage hatte sich allmählich ge- ändert. Pfeifend fuhr der Wind durchs Takelwerk, und die langen Seen, die uns bisher fo geduldig über ihre gewaltigen Rücken hatten hinüberschaukeln lassen, waren nun mild ausbäumende Riesen geworden, die zornig über das Borschiff herübcrlangten und mit wuchtigem Schlag aus Deck niedertrachten. Wie eine Katze lag der Schiffsjunge, wenn er nicht gerade am Ruder stand oder sonst irgendwo zu tun hatte, um eine der Bin- tuzzen, die den Maschinenraum mit frischer Luft zu versorgen haben, herumgeroklt auf dem„Dom", dem niedrigen Aufbau, der sich über der Moschin« über Deck erhebt. Der arme Teufel, der zum erstenmal auf See fuhr, war da» traurige Opfer dieser wilden Tanzerei, llnd wie er seetrank so um die wenigen«armen Plätzchea auf Deck kerumschlich, tonnte nur ganz abgehärteter Seemannshumor da» chsrz haben, ihn zu allem Jammer noch durch Spätz«, wie da» Alst- stülpen ei»«» in Oel getauchten Zylinders oder ähnliche Künste, zu erheitern. * Südlich von Island » Westküste waren wir vorbei: nun mußte baid Kap Fa rewell aujtauchen. die Südspitze der geheimnisvollen Eisiniel, die sehen zu könne», so lange schon einer meiner heißesten Wünsche gewesen war. Gerade«ür ich drunten in der engen Kajüte damit beschäftigt, Gläser und Proberöhrchen herzurichten für die ersten Fänge, da rief der Steuermann:„Doktor, da» erste Ei« vor uns!" Wie vom Bogen geschossen sprang ich hinauf. Und richtig. Da schwankt« e» heran im dunklen Waiier,«in abenteuerlich gezackter Eisbrocken, so groß und zausig wie«in schlecht beladen«? Heuwagen. Leise zischend und kleine Lirftbläschcn in die Höh« treibend, rieb sich die Flitt an seinen kalten, zerbröckelnden Flanken. » Und»UN war noch ruhiger Nacht ein strahlend schöner Tag emporgestiegen. Blitzend leuchtete die Sonne nieder auf die Ei»- Massen, die jetzt in dichten Scharen um uns schwammen, zu gewal, «igen Tafeln geworden, von denen manche großen Siedlungen ge> räumigen Platz geböten hätte. Fast mußte man das Auge schließen vor all dem Glanz, der uns umgab. Sttll«, tiefe Stille um im«, daß da» Arbeiten der Schraube und Klatschen der Wellen an den Bordwänden beinah««eh tat, wie die Entweihung eines unberührtev Heiligtums. Da— ans einmal ein laute» Hallo unter der Mannschaft. Aus der einen Scholle hatten sie ein« große.Lloppmütze" entdeckt, die behäbig auf dem Eise die Wärme der Sonne genoß und pur langsam, ganz langsam den Kops nach dem schwarzen, große» unbekannten Tier««endet«, da« da mit fo viel Lärm im Wasier oorbetzag. „Da ist wieder eine!" Und da auch!" Bald sahen wir fast auf jeder Scholle einen oder zwei dieser
mächtigen, schön gefleckten Seehund« liegen und all« wandten sie nur leise verwundert ein wenig ihren Kopf nach uns. Diese stumme, würdevoll gelassene Art, auf unseren Besuch zu reagieren, reizte unsere Jan Maat». Sie empfanden es affenbar als Ungehörigkeit, als eine Art persönliche Geringschätzung, daß myn so wenig Wesen von unserem Einzug in diese einsamen Gefilde machte: und so suchte denn bald ein dumpf brüllender Ruf der Dampfpfeife ein wenig Leben in die Gesellschaft zu bringen. Vergebens. Kaum daß sich die Köpfe ein wenig höher hoben. Seinen Platz verändert« keiner von ihnen. Einig« Stücke Kohle flogen auf da» blanke Weiß de» Eises, den Philosophen begreiflich zu machen, daß sie so seltenen Besuch bester zu beachten hätten. Umsonst. Getrossen war keiner worden, und daß nun da und dort ein schwarzer Fleck die lichte Fläche unterbrach. machte weiter auch keinen Eindruck. * Jetzt war alles ander« vergessen.• Piet, der wild«, der überall dabei war, wo es irgend etwas Besondere» auszusressen oder durckynsühren gab, stand schon an der Reling bereit, mit der schweren Brechstange in der Hand. Borsichtig steuert- die„Mecklenburg " die nächste Scholle an, auf der zwei besonders stattliche Kerle träge im Schnee lagen. Der Kapitän gab selbst die Weisungen für den Rudergänger auf die Brück«, wohin er zu steuern hatte. Leise knirschend schob sich der Dampsec an den mächtigen Eis- klotz heran, der unter der Wucht de» anfahrenden Schiffes wieder ein wenig abseits rückte. Langsam, ganz langlam, strichen wir nochmals an feine Kante heran. Nun hielt er. Und im nächsten Augenblick war Piet in Strümpken—- die Seestiefel hatte er schon vorher abgezogen— mit kühnem Satz hinabgesprungen und«ilte über das Ei« auf das Tier zu. Da» sah nun doch, daß da etwas nicht ganz geheuer mar. und suchte watschelnd dem Beispiel seines Gefährten zu folgen, der. unmittelbar an der gegenüberliegenden Eiekonte gelegen, mit energi- fchem Plump» ins Walser geglitten war. Aber zu weit war die rettende Kant«, und Piet, dem gehörig in den Füßen frieren mochte, war zu flink. Schon stand er vor dem Tier und hob hie Brechstange zum Hieb. Da richtete sich das mächtig« Tier auf, daß man setzt erst sah, wo, für ein gewaltiger Kerl es war, mit weit geöffnetem Mm», an« dem dt« riesigen Eck- zahn« drohend blitzten, mit aufgeblähter Mütze, die kündet», daß es nun wirklich in Zorn geraten war. Wie es sich so erhoben hatte, hätte man meinen können, es woll« im nächsten Augenblick den ungestümen Angreifer an der Brust packen, um ibn zu zgrsleischev. Doch schon fuhr ihm da» schwere Eisen über den Schädel, und wie vom Blitz getroffen sank es al» plumpe Mösle in sich zu- lammen, mir mehr mtt leisem Zucken die nächsten paar Hieb« er- widernd, die das Ende brachten. flllttt Menturer chenchMstnm«»-» Perlaa«» tvirVT« PmuaM», Wim. »Ctt«Ich ,«(• unft Rertnen" von Pt-tsKmanil
Donnergrollen dar Möbelwagen halt Familie Wotan ihren Einzug in Walhall . Recht»an«alt Loge aber vervrückt sich beizeiten, den» nicht mit Unrecht schwant ihm cin unangenehme» gerichtliches Nach- spiel. 0 Nennt mich einen Halunken, wenn diese Fabel nicht die ganze Götter-, Riesen- und Zwergengeschlcht« Wagners erfckäpfend wieder- gibt, llnd nun quälte mich während der ganzen Aufführung der Gedanke: Narum trägt dieser Bauunternehmer Wotan statt eines Cut einen unsinnigen blauen Umhang? Warum seine Gattin Fricka ein unmodernes schleppendes Resormklsld und einen dicken Haar- knoten statt Bubikopf und Bembcrgstrüvipsc? Warum laufen Fafner und Fasolt in Bäreniellen herum statt in Manchesterhosen und krqgenlvsem Hemd, den steifen Hut im Specknacken? Warum trägt Generaldirektor Alberich «in Moosqewirre ans dem Haupt statt«ine« achtstrvhligen Zylinders? Warum wird überhaupt dieser Voryang von Heut und Gestern in eine sogengraue Mythologie verlegt? Und warum soll ich durchaus glauben, daß der durchaus realistische Schieber Wotan und seine gesallsüchtige Pute von Gattin Häupter eines Göttergeschlechtes sind? Es geht doch alles so überaus menschlich, so ganz und gar bürgerlich in dieser Mttvroper zu. ?lber— wenn seit je her der Mensch sich Gott nach seinem Cl>en-. bilde schus, so hat der Komponist des bürgerliche» Geiühlsroisine- ment», Richard Wagner , seine germanischen Götter treuesten« nach dem Vorbild der bürgerlichen Gesellschaft erschaffen. Weshalb diese an sie glaubt._ Wanzenwiffenschast. Sin seltsameck Museum. Wer sich quf seinen Reisen dem südöstlichen Europa nähert, wirb häufig m in« peinlich« Lagt versetzt werden, praktische Erfahrungen mit unsympathischen Tierchen zu sammeln, die die Wisienschost der großen Famstie der Halbslügler oder— ganz gelehrt ausgedrückt Heteroptera einordnet und die der einfache Mitteieuropäer— nicht ahn« dabei eine gelinde Gänsehaut zu bekommen— als„Wanzen" dezeichnet. Der Restende hat setz! Gelegenheit, sich auf dem Wege dahin, in Ungarn » Hauptstadt, fundamentale wisfenschastlichc Kennt« niste über diese imsympathisch« Gattung der Heteroptera anzueignen, dt« ihn befähigen«erden, die Tierwelt der von ihm in Zutunst bezogenen Betten»ach jeder Richtung hin exakt einzuordnen. In dem Hinweis auf diese in Budapest sich bietende Möglichkeit soll nun keineswegs etwa eine üble Verdächtigung Budapester Hotelbetten liegen, obwohl man auch dort häufiger al« notwendig diesbezügliche Ersqkrunzen sonm>eln kann, lim wo» e» sich hier handelt, ist ein hachernstes, wistenschaftliches Unternehmen, nämlich«in— da« Wart ist nicht zu vermeiden: Wanzenmuseum. Diese» Wanzenmuseum Ist nun in der Tat etwa» mehr al» eine bloße Angelegenheit zum Spotten oder zum Gruseln für empfind-
sinne Vlttelenropäer. E« hol sei n« sehr ernsthaft« praktisch« Bedeu- hing sowohl vom Stairdpunkt der Hygiene wie vom wissenschaftlichen Standpunkt aus. denn man braucht sich bloß zu vergegenwärtigen. daß e» nicht weniger als UstOO Gattungen von Wanzen gibt. Die Verheerungen, die diese Tiere durch Zerfreisen von Pflanzen und durch die Uebertragung infektiöser Krankheiten unter den Menschen anrichten, sind nicht im entferntesten abzuschätzen. Allein in Ungern selbst existieren Wanzenarten, ans der Welt insgesamt— wie bereit» gesagt— zirka lt vflv.«a daß da» verhältnismäßig kleine Ungarn immerhin rynd ein Achtel de»„Weltbeslandes" an Wanzen- arten liefert. Exemplare aller dieser 14 mu Wanzeiigatttingen sind in der Wanzcnabtcilung dt» Budapester Rotlonolmuseum» v«r- treten. Der Schöpfer dieser Sammlung ist der hervorragende Spezialist Dr. G«za Harvath. der sein ganze» Leben und Forschen den Wanzen gewidmet bat und sich rühmen kann, ein Di-rtel bis ein Drittel oller Wanzenarien der Welt wistenfchnsllich bestimmt ynd systematisch ireordnet Z» haben Di« Gesinnt zahl der Im Budapesiek Nationalmuseum ziisanmiengebrachten Exemplare dürste aus Ari 000 bi» hnOOOO zu schätzen sein. Allerdings wird der Laie bei her Besichtigung dieser Samm- simg darüber staunen, welche Wunderwerke der Schöpfung die nüchterne Systematik der Wissenschaft der übelbcrüchtigten Famil'e der Wanzen einordnet. Es giht Wonienarlen, die äußerlich nicht die geringste Aednsichkeit mit den, munteren Ticrmen aufweisen. da» so häßlich die Nachtruhe von, Pech veritlgter Mitteieuropäer stört. Dir Cigniden, die Wanzen Asiens und Afritas, gehören zu den schönsten Vertretern der großen Gattung. Ihr Rückenschild spielt in opalisierenden Farben, wie die schönsten Produkte europäischer Glaskunstwerkstätten. Andere wieder, etwa die afrikanische Wasser- wsnze. überraschen durch ihre erstaunlich- Größe. Bei aeöffneten Flügeln erreicht diese Wasserwanz« die ungefähre Grosse einer Männerbond. Sie flieat ausgezei chnet und von den Männchen dieser Art ist al» beionbere, Küriafum.zu berichten, daß sie ans ihren Flu- gen die vvm Weibchen gelegten Eiek auf dem Rücken mit sich t-agen. Eine ähnlich kuriose Art sind die„Fulgoriden" lLeuchtmdenj, die da« Lotk„LampenttSger" nennt, denn diese Wanzenart. die gleich- falls beträchtliche Größe erreicht, trägt einen Nasenfartfatz. von dem der Baltäglaub« behauptet, er leuchte im Dunkeln. Die Wissenschaft hat festgestellt, daß nicht dieser Rasenfortsotz leuchtet, sonder» ein ..Gasttier", das sich onf diesem Rasensotsatz der Fulgoriden eine Wahl- Heimat geschajren hat.. UebrigenS halten auch diese Fulgoriden durch ihre Formcnfchönheit und den wunderbaren Schmelz ihrer Färbung auf, womit höchstens noch die„Sstitzenwanze" wetteisern kann, deren weiße Körperzeichnung in der Tat den schönsten Erzeugnissen Brüsie- ler Spitzenkunst Konkurrenz machen könnte. Der Laie wird über- rascht sein, auch die altbekannte Hickade. die wir als eine Heuschrecken- ort anzusehen gewöhnt sind, der großen Familie der Wanzen«in- geordnet zu finden. Man kennt diese Z'ckaden von ihrem rasselud«» Zirpen und vielleicht noch von dem Ausspruch eine» griechischen Weifen:„Glücklich sind iße Zicködemnannchen. denn ihre Frauen sind stumm.'"
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