Einzelbild herunterladen
 

Der Ministerwechsel in Rom  .

Bolpi wird Muffolini zu populär.

Baris, 9. Juli.

Der Rüdfriff des Finanzministers Bolpi hat in Rom   über. rajcht, zumal er mit der Beröffentlichung zahlreicher Berordnungen über die Neuregelung der Bant von 3fallen und ihre Be­ziehungen zum Staatsschah zusammenfällt. Die Ernennung eines Unterffaalsjefretärs im Unterrichtsminifterium und von zwei Unter­ftaatsjefretären im Finanzminifterium und Berkehrsminifterium wird lebhaft befprochen, da fie die Zahl der Unterstaatssekretäre er­höht, von deren 26schaffung man eben erft viel gefprochen hat. Es wird angenommen, daß die Neubefehung die Arbeits­fähigkeit bz Regierung erhöhen wird, da die Un. ffimmigkeiten fortfallen, die zwischen dem aus dem nationa­liftischen Lager hervorgegangenen Minifter Fedele und dem aus der Privatwirtschaft stammenden Grafen Bolpi einerseits und den übrigen Regierungsmitgliedern andererseits geherricht haben follen. Der neue Finanzminiffer, der zu Gioliffis Zeifen Senator wurde, hat sich als Präfeft in Iriest nach Aufhebung der Militär­verwaltung hervorgefan. In der Berwaltung des ihm von Bolpi nach dreijähriger Täfigkeit übergebenen Finanzminifteriums wird Mosconi von zwei neuernannten Unterstaatssekretären, Abg. Casa­lini, der aus der Partei stammt, und Abg. Profeffor Ros­boch unterstützt werden. Die Wahl des neuen Wirtschaftsminiffers, Abg. Martelli, ordentlicher Professor der Mineralogie und Geologie am obersten Land- und Forstwirtschaftsinftitut in Florenz  . dürfte darauf zurückzuführen sein, daß die italienische Regierung die Berwertung der Bodenfchähe zu steigern beabsichtigt.

In Italien   herrscht seit langem politische Kirchhofs= ruhe. Das Parlament, das schon längst aufgehört hat, eine Bolfsvertretung zu sein, soll durch ein neues ,, Wahlgesez" überhaupt abgeschafft und durch eine Art faschistische Funktionärversammlung ersetzt werden.

Blöglich hat Mussolini   über Nacht zwei von seinen ältesten und bekanntesten Mitarbeitern im Kabinett, den Finanzminister Bolpi und den Unterrichtsminister Fedele, abgesägt, ebenso acht Unterstaatssekretäre.

lleber die Ursachen dieses Ministerwechsels hört man bis jezt nur, daß Mussolini   auf den Stabilisierungserfolg Bolpis neidisch ist; die Stabilisierung hat übrigens Stalien eine schwere und dauerhafte Absatzfrise gebracht. Volpis Volks tümlichkeit wurde noch größer, als er im November 1925 in seiner Eigenschaft als Finanzminister nach langwierigen, persönlich in Washington   mit dem amerikanischen   Staats­jefretär Mellon geführten Berhandlungen die Kriegs­schulden Italiens   an die Bereinigten Staaten bedeutend her­abzudrücken versuchte. Dafür murde Bolpi nach seiner Rüd­fehr in einer Weise gefeiert, an der Mussolinis Eigen­liebe starten Anstoß nahm. Volpi durfte sich nur wenige Tage in Rom   aufhalten und mußte zunächst längere Zeit in feiner Baterstadt Benedig vermeilen. Schon damals ging das Gerücht, er trage fich mit Rücktrittsgebanten, aber Muffo lini magte es nicht, sich von diesem unentbehrlichen Mit Bolpi ist einer der wenigen prominenten Italiener, die der faschistischen Bartei nicht angehören. Obwohl wieder holt auf ihn in diesem Sinne ein Drud ausgeübt wurde, hat eres fonfequent abgelehnt, bie Teffero" bie faichistische Mit gliedsfarte, zu ermerben, fo daß die Bartei ichließlich ein Kompromis mit ihm schließen mußte und ihn zum Ehren faschisten" ernannte. Das haben ihm aber die einge fleischten Faschisten niemals. perziehen.

arbeiter zu trennen.

Bor allem hat Bolpi in den letzten Jahren ihr Mißfallen baburch erregt. baß er miederholt Muffolini ermahnte, im Intereffe der finanziellen Gefundung das Gleichgewicht des Budgets nicht zu gefährden. Er beantragte deshalb erheb Tiche Streichungen an den Ausgaben für die faschistische Miliz und für die faschistische Propaganda, die piele hundert Millionen jährlich verschlingen. Volpi brang jedoch mit seinen Mahnungen bei Mussolini  nicht durch. Sucht man nach einem plausiblen Grund für die plögliche Entfernung Bolpis aus seinem Amt und für feine Ersezung durch den Senator Mosconi, einen " Faschisten der ersten Stunde", so dürfte er in diefer Richtung zu finden sein,

Bertagte Entscheidung. Beschluß der Bayerischen   Bollspartei: Beiterverhandeln. München  , 9. Juli.  ( Eigenbericht.)

Die Entscheidung über die Regierungsbilbung in Bayern  , die man von der Montagssigung des Landesausschusses der Bayerischen Boltspartei erwartet hat, ist nicht gefallen. Rach nahezu fechsstündigen Berhandlungen, an denen Dr. Heim angeblich wegen Erfrantung nicht teilnahm, faßte der Landes. ausschuß nach ausführlicher Berichterstattung des Ministerpräsidenten Dr. He lb eine Entschließung, durch die die Haltung der Unter­händler einmütig gebilligt murde.

Diese Haltung bezieht sich auf die Ablehnung gegenüber den Forderungen des Bauernbundes, die auf eine Biederbefegung des Landwirtschaftsministeriums durch Fehr und 3uteilung eines meiteren Ministeriums abzielen. Troz dieser ab­lehnenden Stellung gegenüber dem Bauernbund murden aber die Unterhändler beauftragt, alle Möglichkeiten einer Lösung der Regierungsfragen auszuschätzen, wobei für die Bu sammenarbeit in der Regierungstoalition alle Barteien in Betracht tommen, die auf Grund eines flar umrissenen Koalitionsprogramms über die ftaatspolitischen, fulturpolitischen und wirtschaftspolitischen Lebensfragen des bayerischen   Boltes bereit sind, fich für den. Be stand und die Wohlfahrt eines selbständigen bayerischen   Staates einzusehen".

Mit dieser Entschließung hat die Bayerische   Bollspartei also die Tür gegenüber dem Bauernbund praktisch offen se laffen. Bei den weiteren Berhandlungen mird es zunächst darum gehen, dem Bauernbund von seinen Forderungen einen Teil abzuhandeln. Die Schwierigkeiten der weiteren Berhandlungen

allad, Wache vor Potemkin. 198

Half, Männeken

PangerKrauzer

Potemkin

182888

D

Panze

Kreuzer

POTEMKIN

weisen Sie sich erst mal aus, daß Sie fein Angehöriger der Reichswehr   sind, fonft fommen Sie hier nicht rein!"

Explosion im Mostaner Polizeigebäude.

Bericht eines Augenzeugen.

Das Nachrichtenbureau Sochaczemiti nerbreitet folgenben Be I maren, muß bas Attentat- right eines in Berlin   eingetroffenen Ausländers, der Augenzeuge des Attentats auf die Mostauer Zentrale ber. Staatspolizei GB. ( Gossudarstwennaja Polititscheska Uprawbnic- Politische Reichs

Derwaltung):

Dieser Augenzeuge ging am Freitag abend gerade über den Lubjantaplah in Mostau, mo fich das Hauptquartier der GPU  . be findet. Plöglich ertönte von diesem Gebäudekompler her

mit donnerähnlichem Krachen eine furchtbare Defonation, in die fich das klirren von Hunderten von zertrümmerten Fenster­fcheiben rings um den Plah mischte.

Bon panischem Schreden erfaßt, rannten die Straßenpaffanten über den Blaß, um die Nebenstraßen zu gewinnen. Wenige Sefunden später stürmte ein Trupp von GPU.  - Soldaten aus dem Gebäude heraus und jagte rüdfichtslos alle Leute, die sich noch auf der Straße befanden, zurüd. Bald darauf traf ein großes Kommando Solbaten auf dem Lubjankaplaz ein, der nöllig geräumt und im weiten Um freis hermetiid ohgefchloffen wurde, Man fonnte nur noch sehen, wie mehrere Kranten autos heroneilten und nach einiger Seit non bem GPU.  - Gebäude aus den Beg zu den Rrantenhäusern einschlugen Cima 15 Minuten nach her Explosion traf eine

4

Cofffraftwagentolonne bodh beloben mit farten Baffen, h #feffungsmaterial und Werkzeug

um anderes dürfte es sich taum handeln eine ganze Reihe Opfer unter den Tschefiften oder den Gefangenen gefordert haben, man spricht von zahlreichen Toten und sehr vielen Schmervermundeten, ohne daß zuverläffige Angaben über den Umfang und die Folgen der Explosion fich ermitteln laffen. Unmittelbar nach dem Attentat murde mit ben in Rußland   bei folchen Anlässen üblichen Massenverhaftun gen politischer Gegner der Sowjets begonnen. Die Erregung in Mostau ist allgemein, und es schwirren alle möglichen untonirollier­baren Gerüchte umher, darunter auch, es sei dieses

Affentat von der GPU.   selbst inszeniert worden, um auf diese Weise die Hinrichtung aller 11 im Schachty  - Prozeß zum Tode Berurteilten durchzusetzen.

Auf Grund der bisher gemachten Erfahrungen herrscht jedenfalls die allgemeine Auffassung, daß nun auch das Schiefel der fünf Ange flagten besiegelt ist, die begnadigt werden sollten. allgemeine Auffassung, daß nun auch das Schidfat der fünf Ange lagten besiegelt ist, die begnadigt werden sollten. Das Hauptquartier der früheren Tschefa befindet sich in dem ehemaligen Berwaltungsgebäude einer Bersicherungsgesellschaft und

ift gefchmückt mit einer großen rotangestrichenen 1hr und einer riesigen Sowjettahne auf den Dach, die beide des Rachts in rotem Scheinwerferlicht erstrahlen. Das Gefängnis ber GB. hat seit der Aufrichtung ber Sowjetherrschaft viele Zehntoufende Gefangene be herbergi, non benen ein sehr großer Teil von hier mis den legheit Sang antreten mußte.

"

Brotfarten in Sowjetrußland!

"

auf dem Lubjantaplag ein, moraus zu schließen war, daß sich im Innern des Gebäudes ein Einsturz ereignet haben mußte und Riga  , 9. Juft.( Rd.) daß man mun bemüht war, das Nach stürzen weiterer Gebäudeteile Die Bramba beschäftigt sich eingehender mit verschiedenen zu verhindern. Den ausländischen Journalisten, die auf die De Sufchriften aus der Broning, in denen auf Getreideschwierig. tonation hin zum Lubjantaplag geeilt waren, murbe fategorisch jede feiten hingemiesen wird. Die Bramba" erklärt u. a: Die ustunft perweigert, gleichzeitig wurden alle Borlehrungen Briefschreiber melben das Biederauftauchen von Brotschlen. getroffen, um telegraphische oder telephonische Berbreitung von Rachen", die Einführung von Brotfarten in einzelnen Städten, richten über das Attentat in das Ausland zu verhindern. Die ferner die fpefulative Erhöhung der Brotpreise, unter nach dem Platz zu gelegene Fassade des GPU. Hauptquartiers schien der neuen Ernte Getreide zu kaufen, in eine überaus schwierige Lage der die kleinen Bauern( die Dorfarmut), die gezwungen find, por bis auf die zertrümmerten Fenster undersehrt, so daß sich die der neuen Ernte Getreide zu kaufen, in eine überaus schwierige Lage tommen." Die Branda" erklärt gegenüber solchen Zuschriften, daß Explosion in den außerordentlich ausgedehnten Hinterge bäuden, vielleicht auch in der Nähe des ebenfalls dort befindlichen man non außerordentlichen Maßnahmen" gegen das Dorf ab. Gefängnisses ereignet haben muß. Da

fowohl die Amtsgebäude wie das Gefängnis voll befeht

Hakenkreuz- Berichtigung.

Herr Stöhr forrigiert sich.

Der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Franz Stöhr  fendet uns folgende Berichtigung:

Es ist unwahr, daß ich bei Erörterung des Planes durch den Bräsidenten des Reichstages, die Geschäftsordnung bahingehend zu ändern, daß Abgeordnete feine Anträge mehr einbringen fönnen, für die fie. selber nicht stimmen", gerufen habe: ,, Dann können mir ja überhaupt feine Anträge mehr stellen."

Bahr ist, daß der Präsident in seinen Ausführungen, wie ich fie hörte, auch von nicht ernstgemeinten" Anträgen sprach und daß sich darauf mein Zuruf bezog, der tatsächlich gelauter hat: ,, Dann fönnt Ihr ja überhaupt teine Anträge mehr stellen." Der stenographische Bericht verzeichnet den Zuruf Stöhrs in folgender Faffung: Buruf bei den Nationalsozialisten: Dann fönnen wir ja überhaupt in Jufunft teine Anträge mehr ftellen." So hat es auch das Haus verstanden, und mit stürmischer Heiterfeit darauf reagiert. Aber es ist Herrn Stöhr natürlich unbenommen, mit Hilfe einer preßgefeßlichen Berichtigung fein Stenogramm zu forrigieren.

sehe, daß aber die Partei an dem Beschluß festhalte, der sich offen für die Notwendigkeit des verschärften Angriffs gegen das Kulatentum( die reichen Bauern) aussprach.

rungen werden zwar als Errungenschaft der sowjetruffijchen Ge schichtswissenschaft dem Bublifum präsentiert, sie sind aber in Sowjetrußland verboten!

Die Ermordung Protogeroffs.

Wieviel Opfer muß Mazedonien.noch toften?

In Sofia   ift der Führer der mazedonischen revolutionären Bewegung, General Brotogeroff, auf der Straße erschossen worden. Brotogeroff war der erbittertste Gegner der Serben, denen er Mazedonien   niemals gegönnt hat. Stets hat er sich für eine groß bulgarische Aktion eingefeßt, die er freilich mit dem Weltkrieg afs gescheitert ansehen müßte. In den letzten Jahren hat er per­ameifelt für eine Aufonomie Mazedoniens   gefämpft und für den Schuß des mazedonischen Boltes por ferbischer Gewaltherrschaft. Den Attentäter darf man wohl in den Kreisen suchen, deren er bittertiter Feind der Ermordele gewesen ist. Es ist flar, daß diese Lot den Haß nur schärfen wird. Wird der Bölkerbund endlich dafür Sorge tragen, daß es un Mazedonien   ruhig wird? Dazz müßte dort gerechtes Minderheitenrecht zur Geltung

find damit nicht geringer geworden, da der Bauernbund nach einer Sowjetruffische Geschichtswissenschaft. gebracht merden.

offiziellen Erklärung unter allen Umständen am Landwirtschafts minifterium und an Professor Fehr festhält.

Die polnisch- lifauischen Verhandlungen in komno find abge brochen, da die Litauer immer wieder auf die Wegnahme und Anneftion Wilnas durch Polen   eingingen. Der Völkerbund   wird sich also mit dem Scheitern dieser Berhandlungen zu befassen haben, deren Aufnahme er veranlaßt hat.

Der Gipfel der Unbefangenheit.

Durch Bermittlung der Gesellschaft zum Studium Dftenropas hat die Sowjetregierung in den Räumen der preußischen Staatsbibliothef eine Ausstellung zustande gebracht, die die Errungenschaften der sowjetrussischen Geschichtswiffenschaft für die Zeit vom Jahre 1917 bis 1927 dem intereffierten Bublifum zeigen Aus der füdafrikanischen Arbeiterpartei ausgefchloffen wurden fall. Unter den ausgestellten Büchern befinden sich it. a. die Er­von ihrer Leitung der Berteidigungsminister Creswell und der innerungen des eben erst verstorbenen Begründers der russi Arbeitsminister Boydell somie 20 andere, die sich gegen die Befchen Sozialdemokratie, Arelrod, die in Berlin   beim Berlage Schlüffe des leitenden Parteirates aufgelehnt hatten, Geschebin erschienen sind. Der Wih ist aber der: Arelrods Erinns

Hilfe für Deutsch   Südtirol  !

Innsbrud, 9. Juft.

Die Tiroler Mitglieder des Nationalrates merden am Dienstog im Namen sämtlicher 296 Nordtiroler   Gemeinden dem Bundeskanzler Dr. Seipel eine Eingabe überreichen, die verlangt, daß gegen die Unterdrückung des deutschen   Bolkes in Südtirol   bei den euro päischen Mächten Einspruch erhoben und auf das Ein­reiten dieser Mächte zur Linderung der Leiden der Deutschen  Südtirols   hingewirkt werde.