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ben Dienstag, 17. Juli 1928

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Sterbendes Urwaldvolk.

Lebende Zeugen frühester Menschheitsperioden.

Seit man um die Mitte des vorigen Jahrhunderts im Neander­tal bei Düsseldorf   in einer Grotte den merkwürdigen Fund eines höchst primitiven menschlichen Schädeldaches gemacht hatte, wurde die Wissenschaft von der Menschenfunde nicht müde, systematisch nach weiteren vorgeschichtlichen Funden zu fahnden, von denen sie auch noch eine ganze Reihe zutage förderte: Knochenüberreste, Waffen, Werkzeuge und vor allem Kunsterzeugnisse, wie die in 3. Höhlen aufgefundenen Zeichnungen vorgeschichtlicher Tiere: Höhlen­bären, Mammut u. a. Nach jahrzehntelangem Bemühen erkannte man schließlich, daß alle diese Funde Reste einer Kultur verrieten, die derjenigen heute noch lebender primitiver Stämme nahe ver­wandt ist. Wo aber waren jene primitiven Volksstämme noch zu finden, die uns mehr lehren fonnten über Sitten und Lebensweise bes Urmenschen als alle vorgeschichtlichen Funde zusammengenommen? Lange Zeit hatte man die Eingeborenen Australiens   für die besten Vertreter primitiver Kultur angesehen, bis man allmählich durch die gründlichen Untersuchungen der Forschungsreisenden Klarheit darüber gewann, daß die australische Kultur nichts weniger als primitiv ist, vielmehr schon einer weit fortgeschritteneren Stufe angehört.

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An anderer Stelle der Erde gelang nun aber die Entdedung des primitiven Menschen wirklich. Soll man diese wichtige Entdeckung an den Namen eines einzelnen fnüpfen, so gebührt dem deutschen   Forschungsreisenden Georg Schweinfurth   der Ruhm, zuerst einen wahrhaft primitiven, also so gut wie ganz von äußeren Kultureinflüssen unberührten Stamm aufgefunden zu haben. Als der Forscher nämlich im Jahre 1870 den oberen Nil hinauffuhr und den Erzählungen nubischer Fischer lauschte, die seine Barke führten, da fam in ihnen immer wieder der Bericht von einem 3 mergvolt vor, das hinter den großen Seen, aus denen der Nil entspringt, in undurchdringlichen Wäldern hausen sollte. Als Schweinfurth   in das Land der Monbutten fam, gelang es ihm denn auch, dieses Zwergnolles, der Pygmäen, ansichtig zu werden, von denen die alten Sagen fünden, auf die schon Homer   anspielt. Nicht als 3mergfobolde mit langen Bärten, wie die fabulierenden Schiffer fie geschildert hatten, ermiesen sich die Pygmäen, mohl aber als Menschen von zierlichem Buchs, weit unter dem menschlichen Durchschnittsmaß.

Seitdem find ähnliche Stämme an mehreren Orten der Erde gefunden morden, auf Celebes  , Sumatra  , den Sunda insein usm; ein ähnliches 3mergvolt mie jene Pngmäen om Rongo entdeckte man in den Negritos der Philippinen. Daran reihen sich die Inlandstämme der Halbinsel Malakka   und endlich die Weddas, die kleinmüchige Urbevölkerung Ceylons, alles Bölker, die im Urwald leben und seit Jahrtausenden von aller Kultur foliert find.

Ueber die Reste dieses uralten Volkes der Wedda findet sich in der Umschau ein sehr interessanter Bericht des bekannten Anthropologen Dr. Freiherrn v. Eickstedt, der in Begleitung feiner Gattin die vor einem Jahr vom Staatlichen Forschungsinstitut in Leipzig   ausgesandte Expedition zur Erforschung der indischen Urvölfer leitet. Diese Weddas, heute nur ein kleines fümmerliches Häufchen von etwa 400 ängstlichen Dschungelbewohnern, waren einstmals die Herren des Landes, ein großes Volf, das weit über die ganze Insel verbreitet lebte und ein freies und unabhängiges Dasein führte. Dann famen im 5. Jahrhundert v. Chr. die Singhalesen aus Nordindien, die sich mit der Urbevölkerung stets auf friedlichen Fuß zu stellen mußten. Schon der erste König der Singhalesen heiratete eine Beddaprinzessin, und die Freundschaft zwischen den wilden Weddas und dem Kulturvolk der Singhalefen dauerte während der ganzen Singhalesenherrschaft an zweieinhalb Jahrtausende hindurch. Erst 1815 gelang es den Engländern, die Macht dieser ältesten Dynastie der Welt zu brechen. Damit war

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in den Höhlen des Felsengebirges gehaust; zumal während der Regenzeit pflegten sie in den Höhlen Schutz zu suchen gegen die Unbilden des Wetters, während sie bei günstiger Witterung mit Pfeil und Bogen durch die Wälder schweifen.

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So wie hier die ersten Anfänge einer Wohnungskultur, finden sich bei den Weddas solche Ansätze zu einer Kultur auch für Kleidung und Ernährung. Was die Kleidung anlangt, find diese Anfänge allerdings noch recht dürftig, begnügen sich die Wilden doch meist mit einer Schnur aus Bast um die Lenden, an der sie als einziges Kleidungsstück oft nur ein paar Baumzweige befestigen. Auch das Schmuckbedürfnis dieser Primitiven ist nur gering: ein Haarschmud aus Zweigen und Blumen genügt den bescheidenen Ansprüchen der Weddamädchen.

In der Ernährungsfrage ist der Primitive weit unab­hängiger als der Kulturmensch. Die Nahrungsaufnahme ist bei ihm

Eine weibliche Urwaldschönheit.

nicht an bestimmte Zeiten gebunden: wenn er Nahrung findet und hungrig ist, so ist er; wenn er feine findet, hungert er. Von plan­mäßiger Jagd fann man taum sprechen; wohl aber trägt der Bedda­mann durch gelegentliches Jagen bisweilen etwas zum Haushalt" bei. Besonders das Iguana, eine Rieseneidechse, gehört zur Lieb­lingsspeise der Weddas und wird gewöhnlich durch Steinwürfe erlegt. Neuerdings gibt es bei ihnen aber auch eine Art von Urwaldfeldbestellung: Reis, Mais, ja segar frisches Gemüse wird mitten im Urwald- Dschungel angebaut.

Als scheu und trogig, ja grob und mißtrauisch sind die Weddas bisher stets von den Reisenden geschildert worden, die überhaupt das Glück hatten, einige diefer auch auf Ceylon   selbst schon fast sagenhaft gewordenen Urwaldbevölkerung zu Gesicht zu bekommen. Man muß fie indessen nur zu behandeln wissen. Gaben des von ihnen sehr geschätzten Bethel machen sie lenksam und zutraulich. Ist der Bann erst einmal gebrochen, dann sind sie gern zu Scherzen und Lachen aufgelegt, und die alte Mär, die in früheren Tagen erzählt und sogar von der Wissenschaft geglaubt wurde, daß die Weddas ein Volk seien, das nicht lachen könne, hat sich als unwahr erwiesen.

Die Eickstedt Expedition, mit anthropologischen Messungen dieser Primitiven sowie mit Stammbaumaufnahmen betraut, sieht sich vor eine große Schwierigkeit gestellt, die mit der Armut der Wedda­sprache an Eigennamen zusammenhängt. Immer fehren bei den Männern die Namen Tuta oder Kaira wieder; dei Frauen heißen

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Kairi und Tuti; noch drei oder nier Namen, dann ist der Wortschat erschöpft. Besonders schwierig ist es, die Namen der Anverwandten zu ermitteln: man hat kein Bedürfnis danach, seinen Vater anders als Vater, seine Mutter anders als Mutter zu nennen; die Bruders Schwägerin heißt eben Schwägerin, die Bruderstochter tochter; das genügt ihnen vollauf: der Name ist diesen Wilden Schill und Rauch. Nur der Häuptling nimmt eine Sonderstellung e; seinen und seiner Familie Namen kann man leicht erfahren.

Wie allen Urvölkern, so dreht auch dieser kleinen Gruppe eit rascher Verfall. Bald werden die Photographien, Körpermaße und Sprachforschungen der deutschen   Expedition der letzte Rest sein, der uns Runde gibt von diesem sterbenden Urwaldvolk, deffen Sitten und Gebräuche wie ein Film vor unvordentlichen Zeiten gedreht, uns das Leben unserer eigenen Urahnen vorführt.

Dr. Lily Herzberg.

Frohsinn ohne Alkohol. Das Sommerfest der sozia istischen Studenten.

Seit drei Jahren fahren immer an einem Julisonnabendnach mittag der Verein der sozialistischen   Studenten und die Bereinigung ihrer Freunde auf einem Spreedampfer unter der roten Fahne nach dem Müggelsee, verbringen dort ein paar fröhliche Stunden und fahren dann um Mitternacht in rascher Fahrt stromab wieder zurück.

So war es auch in diesen Tagen, und die älteren Freunde, darunter die Abgg. Frau Dr. Wegscheider und Adele Schreiber  , hatten die Freude, in den Gesprächen, den Vorträgen und im Tanz den Frohsinn der eigenen Jugend wieder erwachen zu sehen, ohne daß es der alkoholischen Anregung be= durft hätte, die vielfach noch als unentbehrlich dazu angesehen wird: Es war ja auch nicht das Amüsement goldener Jugend", der väter­licher Wohlstand erlaubt, die Studentenjahre zu durchtollen; sind doch eine ganze Anzahl Arbeiterfinder unter unseren afa­demischen Genossen, denen eigene körperliche Arbeit neben der geisti= gen das Studium ermöglichen muß, wobei das neue Deutschland  manchem von ihnen das Los durch Beihilfe erleichtert. Auch soweit es Bürgerkinder sind, zählen sie meist nicht zu den Besitzenden. Was tut's, gerade Knappheit im Beutel hat schon oft genug die Konzentration auf das Studium gefördert, während materieller Ueberfluß nicht selten davon abgelenkt hat.

Jedenfalls werden diese Studenten und Studentinnen, das hat ihr ganzes Berhalten gezeigt, tüchtig am Aufstieg des Prole­tariats mitwirten, und das höhere Wissen wird hre Waffe im Be­freiungskampf der Arbeiterklasse sein.

Wer weiß das?

Je mehr Wasser die Pflanzen verdunsten müssen, desto größer werden ihre Blattoberflächen.

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Eine Tonne Meerwasser aus dem Atlantischen Ozean   enthält nach Berdunstung des Wassers 81 Pfund Salz. Eine Tonne aus dem Stillen Ozean   an 79 Pfund Salz, jedoch eine Tonne Wasser aus dem Toten Meer 187 Pfund.

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Der Mansfelder Bergbau zieht seine riesige Kupferproduktion aus einer nur 0,1 Meter mächtigen Schicht.

Die deutschen   Moore sind mindestens 2 300 000 Hektar groß, das sind rund 400 Quadratmeilen.

Die Italiener planten im Jahre 1870 den Bau eines neuen zweiten Rom  , 15 Kilometer vom alten entfernt.

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Die Blüten der Pflanzen der Polargegenden beschränken sich auf die Farben gelb, meiß, purpur.

In den englisch  - indischen Adreßbüchern steht hinter den Namen von Beamten und Offizieren auch der Betrag ihres amtlichen Einkommens.

Männlicher Urwedda.

zugleich das Todesurteil über die Beddas gesprochen, die immer frei und unabhängig in ihren Urmäldern gehauft hatten. Freiwillig stellten sie zu allen Zeiten den Singhalejenherrschern Hilfstruppen in deren zahlreichen Stämpfen gegen Portugiesen, Holländer und Engländer.

Heute leben nur noch ganz verstreut einzelne fleine Häufchen der Weddas im tiefsten Urwald- Dschungel, Angehörige der letzten Restsiedlungen der aften Felsenmeddas, des zurückgezogensten und ursprünglichsten Teiles der Ureinwohnerschaft Centons. Henebebde heißt die bedeutendste dieser Restsiedlungen, zu der am Rande einer hohen Felsenwand der schmale Dschungelpfad hinführt. Noch vor einer Generation haben die Felsenweddas von Henebedde zeitweise

Wie setze ich mein Recht durch?

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Vom Zeugenbeweis.

Müller ist, wie in dem letzten Artikel auseinandergesetzt ist, darüber empört, daß Schulz bestreitet, von ihm ein Darlehen von 25 M. erhalten zu haben., Wie kann Schulz," sagt er, dies be= streiten, da doch drei Zeugen dabei waren?" Müller beruft sich also zum Beweise für seine Behauptung auf drei Zeugen und vielfach denkt das Publikum, damit ist es getan, wenn man behaupte:, Zeugen zu haben und ist ganz erstaunt, wenn es vom Richter oder Anwalt hört, daß damit eigentlich noch nichts geschehen ist. Das wihtigste ist nämlich, Namen und Adressen der Zeugen so genau anzugeben, daß sie geladen werden können. Wenn die Empörung des Müller darüber, daß er mun für seine Behauptung auch noch Zeugen benennen soll, sich etwas gelegt hat, wird er da­mit anfangen, Namen und Adressen anzugeben, vielfach unvoll­ständig, und er wundert sich dann darüber, allerdings mit Unrecht, daß so und so viele Termine vertagt merden müssen, wenn die Zeugen unter der angegebenen Adresse nicht gefunden werden fönnen.

Es herrscht auch noch vielfach die abfolut irrige Meinung vor, daß das Gericht von sich aus verpflichtet ist, die Zeugen zu suchen, daß das Gericht von sich aus verpflichtet ist, die Zeugen zu suchen, ihre Adressen und Namen ausfindig zu machen, die Adressen zu ergänzen usw. Hierzu ist aber das Gezicht jedenfalls im Zivil­prozeß feineswegs verpili hiet. vielmehr ist es Aufgabe der feineswegs verpflichtet. vielmehr ist es Aufgabe der Partei, die die Beugen zum Beweis ihrer Behauptung braucht, Partei, die die Beugen zum Beweis ihrer Behauptung braucht, diese zu benennen, ihre Namen und Adressen so genau anzugeben, daß eine Ladung erfolgen kann. In der Großstadt werden diese Angaben natürlich genauer sein müssen als in der Mittel- und Kleinstadt, wo häufig schon die Namen genügen, um die gewünschten

Personen zu finden; in der Großstadt wird es meist sogar auf die

Bornamen ankommen.

Weiß Müller, daß bei der Unterredung über die Hingabe des Darlehns der Schwager des Schulz zugegen war, so hat er feinen Anspruch darauf, daß Schulz Namen und Adresse seines Schwagers angibt, wie dies auch noch vielfach irrtümlich angenommen wird. Ebensowenig ist eine Partei verpflichtet, Namen und Adres= sen ihrer Angestellten anzugeben, die bei der fraglichen Unterredung oder Handlung zugegen waren. Ist etwa das Dar­lchen dem Schulz in seinem Laden in Gegenwart seines Kassierers gegeben worden, so braucht Schulz, wenn Müller sich auf diesen als Zeugen beruft, den Namen nicht anzugeben; das Gericht aber lehnt es ab, Den Kassierer des Shulz" als 3eugen zu laden.

Ist es Müller gelungen, die Zeugen ausfindig zu machen häufig mit Hilfe des Einwohnermeldeamts möglich ist, das gegen Zahlung einer Gebühr von 50 Pf. Adressen feststellt-, so wird er aus dem bei Gericht häufig ergehenden Beweisbeschlußz häufig ersehen, daß er für die Ladung der Zeugen einen Vorschußz zu zahlen hat, und zwar binnen einer bestimmten Friſt. Diese ± Pflicht muß er Folge leisten, menn er nicht Gefahr laufen will, daß dieser Zeuge zumindest in der Instanz nicht mehr vernommen mird. Hieraus ist also zu ersehen, daß zur Durchsetzung des Rechts in vielen Fällen Zeugen notwendig sind, deren Namen und Adressen man genau angeben muß. Daher kann jedem, der Zeugen braucht, nicht genug geraten werden, sich genau zu merken, welche Personen bei Handlungen von rechtlicher Wichtigkeit zugegen maren.

Rehtsanwalt und Notar Dr. Albert 33 ger, Berlin  .