Stand der Kohlenkrise. Weliwirischastliche Ltmschau.
DerKampfallergegenalle dauert mit unverminderter Schärfe in der internationalen Kohlenwirtschaft an. Die seit dem Krieg durch Fortschritte der Wärmetechnik erreichten Ersparnisse werden auf 20 Proz. des durchschnittlichen Kohlenbedorfs eingeschätzt. Trotzdem ermöglichte die Erweiterung der Industrieanlagen eine Erhöhung des Kohlenoerbrauchs. Die Steigerung der europäischen Kohlenförderung war gegenüber 1326, dem Jahr des großen eng- lischen Bergarbeiterstreiks, besonders groß. Wenn trotz Steigerung des Absotzes die Kohlsntrise noch weiter andauert, so ist dafür die außerordentliche Zunahme der Leistungsfähigkeit ver- ontwortlich. Deshalb der scharfe Konkurrenzkampf aus dem Welt- markt, der in den Kohlenländern durch Dumping, d. h. Hoch- Haltung der Inlandspreise, und billige Ausfuhr getrieben wird. Um der Krise cherr zu werden, wurde bisher als hauptsächliches Mittel Lohndruck und ArbeitszeitoerlSngerung verwendet. Aber auch organisatorische Aenderungen wurden durchgeführt. In- folge der Rationalisierung des Kohlenbergbaus wie der Stillegung von unrentablen Gruben wurden in einer Anzahl von Ländern die Bergarbeiter zu Zehntausenden abgebaut. Wir b«° finden uns gerade jetzt in diesem Prozeß der Reorganisierung des internationalen Kohlenbergbaus. Kartelle und Stillegungen in England.— Der Melchett-Trust. Nach dem großen Bergarbeiterstreik wurde die Arbeitszeit im Bergbau verlängert und der Lohn herabgesetzt. Das war umsonst. Die Bergwerksunternehmungen wiesen vom Ende des Streiks bis zum Schluß des letzten Jahres einen Verlust von etwa 260 Millionen Mark aus. Die Leistungsfähigkeit der englischen Gruben übersteigt gegenwärtig um mehr als 25 Proz. die Absatz- Möglichkeiten. In der letzten Zeit hat der Kohlenbergbau Organifationsmaß- nahmen für die Sicherung seiner Rentabilität eingeleitet. Im Laufe des vergangenen Jahres haben sich die zersplitterten englischen Kohlengruben in Kartelle zusammengeschlossen. Es wurde in Mittelengland durch Zusammenschluß von fünf Kohlenbezirten ein Riesenkartell geschaffen, mit einer Kohlenförderung, die größer ist als die des Ruhrgebiets. Außerdem ist ein Kartell in Schottland und ein drittes im Kohlenexportgebiet von Südwoles gegründet. Die drei Kartelle umfassen etwa vier Fünftel der englischen Kohlenproduktion. Di« im mittelenglifchen Kartell zusammengeschlossenen Unternehmer führen Beiträge für jede ge- förderte Tonne Kohle ab, und aus diesem Fonds wird die Kohlen« ausfuhr mit 4 Schilling pro Tonne subventioniert. Unter solchen Umständen konnte die englische Ausfuhr in letzter Zeit sich mengen- mäßig gut entwickeln, wenn auch auf Kosten der inländischen Kohlen- Verbraucher. Gleichzeitig erfolgten Betriebsstillegungen, wobei die stillgelegten Gruben reichlich entschädigt wurden. Uni die durch die Stillegung entlassenen Arbeiter hat sich niemand gekümmert. Die Zahl der arbeitslosen Bergarbeiter beträgt zurzeit in England mehr als eine Viertelmillion. Ein Teil davon bezieht Arbeitslosemmterftützimg, ein Teil, der bereits seit Iahren arbeitslos ist, wurde der Armenftirsorge und damit dem Elend preisgegeben. Eine Kommiflion wurde van der Re° gicrung mit der U e b e r l e i t u n g der arbeitslosen Bergarbeiter in andere Industriezweige betraut. Die Tätigkeit dieser Kommission wurde von der Arbeiterschaft mit der größten Erbitterung aufgenommen, weil sie sich bisher darauf beschränkte, einige tausend Bergarbeiter an Arbeitsstellen zu befördern, wo sie Arbeiter anderer Industriezweige verdrängten. Die englisch « Arbeiterpresse schreibt seit längerer Zeit mit Entrüstung über den.�Transfer- f k a n d a l". In der letzten Zeit bahnt sich eine neue Entwicklung an. Es heißt, daß die drei Kartelle sich vorläufig in einer losen Form zusammenschließen werden. Der Erfolg der Verhandlungen scheint gesichert zu sein, weshalb man für die nächst« Zukunft mit einem großen einheitlichen Kohlen kartell rechnen kann. Gleichzeitig macht auch die Vertrustung Fortschritt«. Der mächtige Jndustriemognat Lord Melchett(Sir Alfred Mond ) hat seinen Kohlcnbesitz durch Aufkauf des Llewellyn-Konzerns zu einem Kaufpreis von 86 Millionen Mark vergrößert und steht im Begriff, andere Anthrazitbergwert« hinzuzukaufen. Nach Abschluß dieser Käufe soll Lord Melchett 7 5 Proz. der englischen Anthra- z lt p r o du kti o n unter seiner Herrschaft haben. Jetzt will die Regierung dem Kohlenbergbau mit neuen vubventionen unter die Arm« greifen, obwohl die früheren Subventionen für die Sanierung des Bergbau» nichts auszurichten »ermochten. Europäischer kontinent und ll. S. A. Auf den Köhlenmärkten der kontinentalen Kohlenländer— wir behandeln Deutschland in dieser Weltruridschau nicht— scheint zurzeit ein gewisses Gleichgewicht erreicht worden zu sein, da« aber durchweg einen künstlichen Charakter hat. Die franzö- eingerechnet wird) im Jahre 1915 aus 52.8 Millionen Tonnen 1327. 42'A Millionen Tonnen, wenn die Förderung Elsaß -Lothringens eingerechnet wird) im Jahre 1325 auf 52,8 Millionen Tonnen 1327. Die eigen« Kohlenförderung kann 72 Proz. des Inlandsbedarfs decken. Trotzdem ist Frankreich auf erhebliche Mengen ausländischer Kohle, die es in erster Linie aus England bezieht, angewiesen. Die .englische und die belgische Schleirderkonkurrenz verursachten dem französischen Bergbau große Schwierigkeiten. Die Unternehmer klagten trotz günstiger Bilanzen und' guter Dividenden über die Aus-
landskonkurrenz und forderten die Erhöhung der Kohlen- z ö l l e, obwohl sie durch die stark gestiegenen Transportkosten der Auslandskohlen bereits weitgehend geschützt waren. Es erfolgten große Arbeiterenllasiungen, zum Teil auch als Folge der Rationali- sierung des Bergbaus. In den französischen Gruben werden etwa lüOOvv ausländische Bergarbeiter beschäftigt, von welchen ein Teil entlasten wurde. Die jetzige französische Entspannung ist durch W- reden mit den Kohlenhändlern, die eine Bevorzugung französischer Kohle zur Folge haben, künstlich herbeigeführt. Belgiens Lage ist grundsätzlich schwieriger als die franzö- fische, da Frankreich ein Einfuhrland ist. während Belgien Kohlen ausführen muß. In Belgien ist gegenwärtig die Lage weniger an- gespannt als früher, zum Teil wegen der guten Industriekonjunkwr, zum Teil aber dank der dem Kohlenbergbau gewährten Unterstützun- gen. Es wurde von verschiedenen Abgaben befreit: außerdem wurde ihm die Belieferung der Estenbahnen sowie der öffentlichen Unter- nehmen vorzugsweise zugesichert. Allerdings erfolgte in Belgien die Snbventionierung des Bergbaus mit der Verpflichtung, in den neuen Tarifen die früheren Löhne aufrecht zuerholten. In Polen wird besonders stark subventioniert. Infolgedessen kann die polnische Kohl« ihren Weg nach Italien , vor allem aber nach den nordischen Ländern nehmen, wo sie der englischen eine scharfe Konkurrenz macht. Der Leiter des mittelenglifchen Kohlen- kartells Mr. Archer bezeichnete kürzlich Polen als den „schwarzen Fleck" im europäischen Kohlengeschäft. Durch lange Arbeitszeit, niedrige Löhne und niedrige Eisenbahntarife betreibt die polmsche Kohle Schmiitzkonkurrenz: wobei allerdings gegenüber Eng- land nur ein Unterschied des Grades festzustellen ist. Bei der Tschechoslowakei war der Kohlenabsatz dank der inländischen Konjunktur nicht ungünstig. Allerdings war der Absatz des tschechoslowakischen Kohlenbergbaus bei weitem nicht so gut wie die Konjunktur der übrigen Industriezweige. In den Vereinigten Staaten bereitete in letzter Zeit das Oel, dessen Preis infolge der gewaltigen Ueberproduktion sehr erheblich gesunken ist, als Brennstoff der Kohle sine scharfe Kon- kurrenz. Der vor einem Jahr begonnene Streik im mittelamerika- nischen Weichkohlengebiet dauert immer noch an. Amerikanische Be- richte geben ein erschütterndes Bild von dem Elend und der Rot der Streikenden. Zwölf Monate Streik; Bon dem Elend wird sich jeder Arbeiter in Deutschland eine Vor- stellung machen können. Inkernakionale Zusammen arbest.— Die Vorschläge der Verglcule. Es ist anzunehmen, daß das Zustandekommen des englischen Großkartells«ine internationale Kohlenverftönbigung stark fördern wird. Indessen liegt eine rein kapitalistische Kohlenverständigung nach dem Beispiel der übrigen internationalen Kartelle, die Pro- duktion und Absatzgebiete aufteilen und die Preise regeln weder im Interesse der Volkswirtschaft der einzelnen Länder, deren Derbraucher durch die Kohlenmagnaten ausgebeutet werden, noch der Bergarbeiter, die im Falle einer internationalen Verständigung dem int«r- nationalen Kohlenikapital wsiter ausgeliefert fein würden. Di« Internationale der B erg ar b e it« r v e r- b ä n d e hat auf ihrem K o n q r e ß i n N i m e s zu Pfingsten dies«? Jahres die Lösung der VWtkbhlenkrise durch eine internationale Regelung erörtert. Sic fordert Errichtung eines internatio- naken Kohlenbureaus, dos unter dam Emsluß des wirtschaftlichen Komitees des Völkerbundes tätig fein und sowohl Vertreter der Regierungen, wie der Arbeiter und der Unternehmer enthalten soll. „Aufgabe des internationalen Kohlen- b u r e a u s soll, wie in der Resolution gefordert wird, darin be- stehen, internationale Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet mären, die Ueberfüllung des Kohlenmdrktes zu beseitigen, den Kohlenmarkt zu organisieren und vor ollem die Kohlenpraduktian zu verteilen, wobei dem Bedarf und den Bcrbrauchsmöglichkeiten des Handels und der Industrie Rechnung zu trogen wäre." Das internationalen Kohlenbureau würde gleichzeitig die Kon- trolle über Ein- und Ausfuhr ebenso wie über die auf den ver- schieden«« Märkten zur Anwendung kommenden Preis« ausüben. Dabei wurde die Sozialisier ung des Bergbaus und seiner Nebenbetriebe gefordert, die nicht allein einem privatkapitalistischen Monopol ein Ende bereiten, sondern darüber hinaus auch die inter - nationale Einigung über Produktion, Preise und Absatzgebiete er- möglichen würde. Einmütig war der Wunsch nach einer internationalen Regelung der Arbeitsbedingungen, insbesondere der Arbeitszeitsrage. Heute zeigen die Verhältnisse in den ver- schiedenen Ländern«in sehr ungleichmäßiges Bild. Die tägliche durchschnittliche Arbeitszeit unter Tage beträgt in England 8lö Stunden, Frankreich 7%, Belgien 714, Deutschland 8, die Tschecho slowakei 7% Stunden. Die Konserenz fordert daher d i e S i e b e n- stundenschicht einschließlich Ein- und Ausfahrt, für die Arbeiter über Tage die 46-Stunden-Wochc. Diese wird als erster Schritt für die Verwirklichung der Forderung der Bergarbeiter-Internotionale zur Erkömpfunq des sechs st ündigen Arbeitstages angesehen. Eine Aendcrung der politischen Machtverhältnisse in den Kohlenländern,«in entscheidender Linksruck, vor ollem auch in England, wären jedoch nötig, um diesen gerechten und angesichts der gesteigerten Leistungen der Arbeiter berechtigten Forderungen Geltung zu verschaffen. A. H.
Irreführung der Oeffenilichkeii. Sozialpolitik und Jteafabitttät Die deutschen Unternehmerverbönde und ihre Presse wenden gegenüber der neuen Reichsregierung in der Oeffentlichkeit systematisch dos Mittel an, für jede Erschwerung der Wirt- schaftsverhältnisse in der Oeffentlichkeit die„offizielle" Sozial- und Lohnpolitik verantwortlich zu machen. Dieses Vorgehen hat System und ist auch dann wirksam, wenn die Behauptungen in der Oeffentlichkeit nicht widerlegt werden. Ein gutes Beispiel für die Falschheit dieser Behauptungen ist der Geschäftsabschluß der Steinkohlengewerkschaften Diergarth, Mevissen I/IV in Rhein Hausen(Niederrhein ). Die Gewerkschaft weist einen Reingewinn von noch nicht 10 000 Mark aus, der auf das nächste Geschäftsjahr vorgetragen wird. Die Ren- tobilität scheint also zu fehlen. Im Geschäftsbericht heißt es:„Es muß dringend verlangt werden, daß di« zuständigen Stellen endlich damit Schluß machen, aus Kosten des schon über- belasteten Bergbaues besonders auch im Inteiesse der gesamten Volkswirtschaft weitere Belastungen aus rein politi- jchen Gründe» oorMtthmcn. S olche kurzsichtigen Maß
nahmen führen zur Einlegung von Feierschichten, Einschränkung der Mrderung und Stillegung von Zechen, wodurch in erster Linie die Arbeiterschaft getroffen wird." Die Bemerkung des Geschäftsberichtes ist typisch für die Politik, die offizielle Lohn- und Sozialpolitck in der Oeffentlichkeit zu denunzieren. Wie liegen ober die Dinge? Der Geschäftsbericht sagt an einer anderen Stelle, daß das Jahr 1327 eine monatliche Mehrausgabe von 5<1l>l>0 Mark infolge von Lohnerhöhungen gebracht Hobe. Nehmen wir an, daß das für all« zwölf Monate gilt, so sind das 600 000 Mark. Gleichzeitig wird ober mitgeteilt, daß pro Tonne der Gesomtsörderung von 1,16 Millionen Tonnen für die Syndikatsumloge 1,10 M. mehr erhoben wor- den sind. Rechnen wir auch hierfür dos ganze Jahr, so beträgt die Mehrbelastung aus der Syndikatsumlage 1.28 Millionen, das ist mehr als doppelt soviel als die angebliche Mehrbelastung durch Lohnerhöhungen. Aus der Differenz von 0,68 Millionen Mark hätte ein« ganz anständige Ausbeute verteilt werden können. Worauf es hier ankommt, ist dies: Nicht Lohnerhöhungen und Soziallosten hoben di« Lage für die Gewerkschaften Diergarth Mevissen erschwert, sondern die schwieriger gewordenen Absatz- Verhältnisse, die sich aus der internalionalen Kohlenkrifis er- geben und für die tue Lohn- und SqMpolttik mchi verantwortlich
gemocht werden darf Das darf umfowemger geschrien,«ff- k«« Ge« «erkschaften Diergarth Mevissen ihre Förderung von 1,11 aus 1,16 Millionen erhöht haben, die Belegschaft aber sehr beträchtlich zurückging, nämlich von 4175 aus 3808 Mann, und zwar, wie der Geschäftsbericht selbst sogt, durch den weitgehend gelungenen Ausgleich der Mehrbelastungen infolge der Fortführung der Rationalisierung. Dieses Beispiel ist durchaus beweiskräftig für die bewußte Irreführung der öffentlichen Meinung durch die deutsche Unter- nehmerschast, und die Arbeiterschaft hat ein lebhaftes Interesse daran, ihrerseits diese Irreführungsmethoden immer wieder vor der Oeffent- lichkeit zu enthüllen._ Oer Absah im neuen Kohlenjahr. Seit April läuft das neue Geschäftsjahr des Rheinssch-West. fälischen Kohlensyndikats. Im ersten Quartal des neuen Ge- schästsjahres betrug der Gesamtumsatz 25,81 Millionen Tonnen gegenüber 30,72 Millionen Tonnen von Januar bis März 1328. Gegenüber Ianuar-März ist auch der arbeitstäglichc Absatz von rund 337 000 auf rund 355 000 Tonnen gesunken. Die Gesamt- förderung der Mitgliedszechen betrug 26,87 gegen 30,90 Millio- nen Tonnen im vorhergehenden Quartal. Der Monat Juni war günstigerals derMonat Mai. Der Absatz des Syndikats ist insgesamt von 8,22 auf 8,53 Millionen Tonnen gestiegen, was einer arbeitstäglichen Absatzsteigerung gegenüber Mai von 4,85 Proz. entspricht. Die Förderung der Mitgliedszechen im Juni ist mit 8,83 Millionen Tonnen um 0,21 Mil» lionen Tonnen niedriger als im Mai. Der Mehrobsatz des Syndi- kats scheint also zu einem größeren Teile aus Haldenbestän- den durchgeführt worden zu sein.
Aichi zuviel fragen! Die Leistungsfähigkeit der Konsumvereine. In Thüringen hott« es den Groll der Mittelständler wachgerufen, daß der Bczirkskonsumverein Thüringen-Mitte, Gotha , einige ihm als Mitglieder angeschlossene öffentliche Anstalten mit Brot belieferte. Sie richteten daher an die Regierung einige Anfragen. Di« Antwort auf die eine lautet etwa wie folgt: Es treffe zu, daß die Küche der Beamten derLaüdes- polizei, Abteilung Gotha , vom Konsumverein Gotha mit Brot beliefert werde. Zur Begründung wird angeführt, daß die in den Polizeiunterkünften kaserniert wohnenden Beamten der Landes- polizei Thüringen sich zur Herstellung der gemeinsamen Tages- verpflsgung zu Beamtcnküchen zusammengeschlossen haben. Die Beamtenküche wird als Sellsswerwaltungsangelegenheit der be- teiligten Begmten durch ein« von ihnen gewählte Küchenkommission verwaltet. Die Küchen kommission behauptet, das Brot des Konsumvereins fei wohlschmeckender als das der Bäckermeister. Eine weiter« Anfrage befaßt sich mit der Broffieserung für das Landcstrankenhaus in Gotha . Hierzu sagt die Antwort u. c.: Aus kaufmännischen und ökonomischen Er- wägungen heraus habe das Landeskrankcnhaus bisher von öffentlichen Ausschreibungen der Lebensmittel Abstand genommen. Bei den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen sei es ein wichtiger Faktor, ob das Landeskronkenhaus freie Hand be: feinen Einkaufen habe oder nicht. Das Londeskrankenhous Hobe stets an der Hand von eingeholten Angeboten eingekauft, in erster Linie nnf gute Waren>md Preiswürdigkeit der Waren gesehen und sei dabei stets gut gefahren. Im allgemeinen würden, auch die Backwaren des Kan- firm Vereins von einem großen Teile der Anstaltslnsassen und des an der Anstaltskost teilnehmenden Zlitstaltspersanais b e vo r> z u g t. Diese Personen würden nicht gern auf den Genuß der vom Konsumverein gelieserten Vackwaren verzichten wollen. Man soll selbst bei der thüringischen Rechts« regierung nicht zuviel fragen, wenn man im Glashaus sitzt! Teilstillegung der Lokomotivfabrlt Henfchel. Wie aus Kassel gemeldet wird, beabsichtigt die Lokomotivfabrik Henschel u. Sohn, die größte ihrer Art in Deutschland , ein« vor- übergehende teilweise Stillegung in größerem Ausmaße. Sie hat für ihre Kesselschmiede und einen Teil der eigentlichen Lökomotiv- fabrik nach der Ablieferung der südafrikanischen Aufträge, d. h. ab September, so wenig zu tun. daß sie nach dem Ausbleiben größerer Reichsbahnau fträge nach ihren Angaben in der Kesselschmiede gegen 80 0 und im Lokomotivbau 500 bis 600 Arbeiter von ihrer fast 5000 Mann betragenden Gesamtbelegschaft entlassen muß. Der D e m o b i l m o ch u n g s k o m in i s s a r wird den Stillcgungsantrog um so gründlicher zu prüfen haben, als es nicht aus- geschlossen ist, daß die an den Reichsbahnauftrögen beteiligte In- dustrie in der Frage der Tariferhöhung auf die Oeffentlichkeit, di« Rcichsregierung und unter Ilmständen auch das wohl bald lit Tätigkeit tretende Reichsbahngericht einen Druck aus- üben will.
Vom russischen Wohnungsbau. Eine van der Arbeiter- und Bauerninspektion der Sowjetunion durchgeführte Revision hat ein« große Anzahl von Mängeln im Wohnungsbauwesen festgestellt. Bor ollem ist die Zahl der Organe, die dos Wohnungsbauwesen regulieren, sehr groß. Die Qualität der Baumaterialien ist außerordentlich gering, während die Baumaterialicnpveise nach wie vor hoch sind. Auch die Versorgung des Wohnungsbaues mit Arbeitskräften ist schlecht organisiert. Reben einem ollgemeinen Mangel und einer ständig sinkenden Qualifikation der Arbeiter sowie einem Sinken der Arbeitsdisziplin ist eine Desorganisation der Baüarbelten infolge schlechter Leitung festzustellen. Di? Qualität der Bau- arbeiten steht nicht auf entsprechender Höhe. Die Kosten der Bau- arbeten bleben trotz der Vergünstgungen, die man den bauenden Organisationen eingeräumt hat, hoch. Dabei schwanken die Kosten bei den einzelnen Organisationen bei Stciiigebänden von 13,75 Rubel bis zu 32,50 Rubel für 1 Kubikmeter, bei Holzarbeiten von 14,85 Rubel bis 33,77 Rubel.
Rentable Waggonfabrik. Die Waggonfabrik L. Steinfuhrt in Königsberg (Ostpr.) gehört mit ihrem Aktienkapital von 2 Millionen Mark zu�>en kleineren deutschen Waggonfabriken. Sie kann für das Jahr 1927/28 einen günstigen Abschluß melden. Nach von 113 000 auf 166 000 Mark erhöhten Abschreibungen wird eine Dividende von 6 Proz. gegen 4 Proz. im Vorjahr zur Der- teilung vorgeschlagen. Die Umsätze sind beträchtlich gestiegen. Die Gründung eines spanischen Kohlensyndikats. Trotz der zahl- reichen Proteste hat die �spanische Regierung die Bildung eines Kohleissyndikats mit dem Sitz in Barcelona angeordnet, das sich aus Händlern, Importeuren und Bcrgwcrksgesellschaften zusammensetzen soll. Achnliche Syndikate sollen in Bilbao und Sevilla geschaffen werden. Sic sollen die inländische Erzeugung bis zu 60 Proz. vorteilen. Ein von der Regierung eingesetzter Kahlenrat soll über die genaue Einhaltung der Kohlenvor, jchrrsten wachen.