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Fahren Sie noch gern Straßenbahn?

Die Häufung der Unfälle.

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Das Straßenbahnunglüd in der Frankfurter- Allee zwanzig Berlehte," Verkehrsunglüd in Charlottenburg  sechs Berletzte," so oder ähnlich lauteten die zahlreichen Notizen, die in den letzten acht Tagen die Spalten der Cotalpreffe über schwere Straßenbahnunfälle und Zusammenstöße füllten. Beinahe vierzig Fahrgäste haben dabei im Laufe dieser furzen Zeitspanne mehr oder minder schwere Verlegungen erlitten. In

den meisten Fällen gelang es, Ursache und Schuld­frage überhaupt nicht oder nur teilweise zu klären.

Die auffallende Häufung der Straßenbahnunfälle in den letzten Tagen, die bestimmt zu einer Beunruhigung der Hundert­tausende, die täglich die Straßenbahn benutzen müssen, führt, sollte den leitenden Stellen der Straßenbahn zu denken geben, um endlich einmal Anstalten zu treffen, den Dingen ernsthaft auf den Grund zu gehen und die Unfälle durch entsprechende Vor­tehrungen auf ein möglichst kleines Maß herabzudrücken.

Die Ermittlungen, die beispielsweise von der Direktion der Berliner   Straßenbahn im Verein mit der Polizei und den Beamten der Reichsbahndirektion als Kleinbahnaufsichtsbehörde über das Straßenbahnunglück in der Frankfurter Allee   ge führt wurde, haben folgendes ergeben: Die beiden Straßenbahn­wagen der Linie 9 und 68 wurden zur Untersuchung in das Straßen­bahndepot Lichtenberg   abgeschleppt, und dort fand auch die Bermutung ihre Bestätigung, daß dem Fahrer des Zuges der Linie 9 keine Schuld beizumessen ist. Seine Angaben und die übereinstimmenden Zeugenaussagen, daß er mit allen Mitteln durch Betätigung der Bremse und des Sandstreuers vergeblich ver­sucht habe, den Wagen zum Halten zu bringen und so das bevor­stehende Unglück zu vermeiden, sind durch das Ergebnis der Unter­suchung vollauf bestätigt worden. Es hat sich aber herausgestellt, daß die elektrische Strombremje durch einen Brand im Fahrschalter des Triebwagens in ihrer Bremswirkung gestört oder zumindest teil­weise unwirksam gemacht wurde. Wie der Brand in dem Fahr­schalter entstanden ist, soll noch durch die weitere Untersuchung fe ſt= gestellt werden. Beide Wagen wiesen ziemlich erhebliche Be schädigungen auf; so waren bei dem Triebwagen der Linie 9 der Fahrschalter und die Fahrhebel völlig verbogen. Im übrigen erklärt die Direktion der Straßenbahn, daß dieses Unglück durch ,, eine Verfettung einer Reihe von unglüdlichen Zufällen" entstanden sei. Während in diesem Falle die Zeugenaussagen durch den Befund erhärtet wurden und so die Schuldlosigkeit des Führers sofort bewiesen war, sieht es in der Mehrzahl der Unglücksfälle wesentlich anders aus. Die Aussagen stehen oft in einem scharfen Widerspruch zueinander, und nur gar zu häufig tragen verschiedene. Zeugen dann nicht zur Klärung, sondern noch zur Verwirrung des Tatbestandes bei.

Was geschieht bei einem Unglück?

die Unfallstelle, um den Befund, bevor noch irgendwelche Spuren, die irgendwie zur Ermittlung der Schuldfrage beitragen könnten, verwischt werden. Nicht immer kann natürlich nach der ersten bloßen Inaugenscheinnahme ein endgültiges Urteil gefällt werden, und längere Untersuchungen, Lokal. termine usw. erweisen sich als notwendig. In frischer Erinne rung ist noch die schwere Verkehrstatestrophe auf der Heerstraße, wo an einem Sonntag, nach einem Fußballspiel im Stadion, ein überfüllter Straßenbahnzug die abschüssige Rennbahnstraße hinabrollte, die Bremse nicht einwandfrei funktionierte und die Wagen in der Kurve umstürzten. Vier Todesopfer und über hundert Ver­

Die Dame mit dem Bart.

Der Vollbart der Madame Delait aus Plombières   in den Vogesen hat diese Frau zu einer Berühmtheit gemacht. Sofort nach Bekanntwerden eines Straßenbahnunglücks eilen Unser Bild zeigt Frau Delait vor ihrem Laden. Hoffent­bekanntlich die Aufsichtsbehörden, das ist bei Straßenbahnunfällen einmal die Polizei und zum anderen als Kleinbahn auflich gibt es nicht findigen Friseuren Anlaß zur Schaffung sichtsbehörde Beamte der Reichsbahndirektion, schleunigst an

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legte wurden Opfer des schrecklichen Unglüds. Auch hier bedurfte es wochenlanger eingehender Untersuchungen, um die Schuldfrage zu flären. Die Zeugenaussagen widersprachen sidh, und es blieb den Technikern und Fachleuten vorbehalten, die Ursachen, die zu der Ratastrophe führten, zu ergründen. Lokaltermine und Belastungs­proben wurden vorgenommen, und schließlich endete die ganze Un­glüdsaffäre mit einer Rehabilitierung des Fahrers, den man anfänglich beschuldigt hatte, das Unglüd herbeigeführt zu haben. Schlechtes Bremsmaterial und wieder einmal eine Ber­fettung unglücklicher Umstände und Zufälle" blieben zum Schluß als Resultat der Ermittlungen übrig.

Das Recht auf Sicherheit.

Es würde an dieser Stelle zu weit führen, den großen Streitkomplex Strom- oder Hand- bzw. Luftdruckbremse ausführlich aufzurollen. Es muß nun aber endlich und wieder einmal darauf aufmerksam gemacht werden, daß wir, das Straßenbahn fahrende Publikum, ein Recht darauf haben, vorher zu wissen, ob wir uns der Straßenbahn bedenkenlos anvertrauen fönnen, ohne uns vorher fragen zu müssen, ob wir auch gesund und heil unser Ziel erreichen werden. Das Fahrer und Schaffner. personal der Straßenbahn tut bei schwerem und verantwortungs­vollem Dienst seine Schuldigkeit, es soll endlich auch soweit fommen, daß Wagen und Bremsmaterial eine denkbar große Sicher­heit für den Fahrgast bieten. Sicherlich spielt bei den Unglücksfällen ein nicht zu vergessender wichtiger Umstand eine wesentliche Rolle, und das ist die Ueberanstrengung des Fahrpersonals.

Berlin   hatte im ersten Halbjahr 1928 einen Verkehrs= reford aufzuweisen. 675 Millionen Fahrgäste wurden von den drei Verkehrsgesellschaften( Straßenbahn, Aboag, Unter grundbahn) befördert. Hoffen wir, daß trotz der ständig steigen­den Verkehrsziffern durch Maßnahmen, die eine Berminderung aller Möglichkeiten von Unfällen herbeiführen, die Zahl der Unglücksfälle herabgemindert wird.

Sport und Einehe.

Amanullah   gegen die Vielweiberei.

Peshawar  , 25. Juli. Rönig Amanullah   fündigte in einer Bersammlung von hohen afghanischen Beamten den demnächst bevorstehenden Zusammentritt eines Rates der Vertreter des Volfes an, an dem die Regierungsbeamten nicht teilnehmen werden. Der König verurteilte die Polygamie, die, wie er sagte, die Hauptursache der Kor­ruption im Lande sei. Künftig werde jeder Staatsbeamte, der eine zweite Frau heirate, sein Amt aufgeben müssen. Der König forderte seine Beamten und sein Bolt auf, Sport zu treiben, weil es der Gesundheit förderlich sei.

Die fittsame Königin.

Königin Wilhelmine   hat dem Drud der Kirchenbehörden, die gegen Sportveranstaltungen protestieren, nachgegeben und beschlossen, nicht an der Eröffnung der olympischen Spiele teilzunehmen. Sie wird fich durch den Prinz gemahl vertreten laffen.

G. Orud: Berantwortlich für die Redaktion: Artur Saternus, Berlin  ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin  . Berlag: Borwärts Berlag 6. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts Buch bruckerei und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co., Berlin   SW 68, Lindenstraße 3. Blerau i Beilage.

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