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England Krankreich. Oer neue Nund. Was das Abrüstungskompromiß bedeutet.

standen. Der Weichensteller soll bereits den Irrtum zu- gegeben haben. Größte Objektivität ist diesem Unglücklichen gegenüber am Platze. Trägt er wirklich Schuld mag sie groß oder klein sein ist zu prüfen, ob nicht Faktoren in Frage kommen, die sein Schuldkonoto zum Teil oder ganz entlasten. Wie lange war der Mann im Dienst? Das ist eine nickst. nebensächliche Frage! Nach allerdings noch nicht verbürgten Nachrichten soll er einen Dienst von 12 Stunden täglich zu absolvieren haben. Man stelle sich vor. was es bedeutet, wenn ein Mensch 12 Stunden im Dienst ist und selbst, wenn innerhalb des Dienstes einige Stunden Dienstbereitschaft liegen! Die Zeitermittlung einer jeden Dien st- Verrichtung ist auf Sekunden berechnet und festgesetzt. Wieviel Zeit hat man dem Manne gegeben für die Umstellung der Weichen? Das ist ausschlaggebend. Ferner hätte der Lokomotivführer des beschleunigten Per- sonenzuges, der auf den Güterzug aufgefahren ist, auf der letzten Haltestation einen Vorsichtsbefehl erhalten müssen, d. h. eine Information, daß in Dinkelscherben die Stellwerks- Vorrichtung im Umbau ist. Der Arbeit des Arbeitsausschusies soll gewiß nicht vor- gegriffen werden. Gr wird es begrüßen, wenn ihm gewisse Fingerzeige gegeben werden. Herr Dorpmüller hat ver- snrochen, mit Gründlichkeit und Strenge durchzugreifen und Nemedur zu schaffen. Herr Dorpmüller, walten Sie Ihres Anites, der Unterstützung weiter Kreise, auch der gewerk- schoftlichen Organisotion, sind Sie sicher! Das Pferd darf aber nicht am Schwänze aufgezäumt werden. Entlasten Sie Ihr Personal und gehen Sie dem System zu Leibe; prüfen Sie sorgfältig, ob nicht in wichtigen Teilen des Betriebes, in- folge Personalmangel, eine zu weitgetriebene Aus- beutung der vorhandenen, produktiv tätigen Kräfte statt- findet. Hier darf nicht gespart werden! Schon wieder wird über die Finanznot Klage geführt. Wir erinnern nur an die Argumente, die zugunsten einer Tariferhöhung geltend gemacht wurden. Dabei ist wiederum ein Betrag von Millionen Mark anLeistungszulage" im neuen Iahresetat eingesetzt. Die übergroße Mehrheit des Eisen- babnverlonals bezeichnet sie als Schmarotzerzulage; denn die rief leisten müssen, bekommen nichts! Das Vertrauen zur Sicherheit des Verkehrs muß unter allen Umständen gehoben werden und das kann nur durch entsprechende Taten geschehen! Man gehe den Mißständen energisch zu Leibe und zwar mit geeigneten Mitteln; an Mit- o.rbcit und Hilfe wird es nicht fehlen! Die amtliche llntersuchungskommissisn. München , 2. August. (Eigenbericht.) Die Untersuchungen der»milichen Kommission über die Ursachen des Eisenbahnunglücks bei Dinlelscherben sind noch nicht abgeschlossen. Di« Kommission besteht aus dem Mitglied des Äerwolkungsrat, Dr. v. Hertel, dem Reichsbahndirektor K i l p, zmei Ministerialräten de» Reichsoerkehrsministeriums und dem Augsburger Reichsbahnpräsidenlen L i st. Bei Prüfung der Block- rornchtung und de? Slellwertsprovisoriuws om Bahnhof Dinkel- icherbrn waren auch der bekannte Eiienbahickachverftöirdige Profeffor kalter von der Technischen Hochschule München und der Augs« burger Oberftoatsanwott zugegen. B0n den HZ Schweroerlehten, die sich im Augsburger Armiten- bau? befinden, besteht für zehn noch ernst«Leben s.g«fahr. lieber die Aussichten auf Heilung der übrigen Verwundeten läßt sich >m Augenblick keine bestimmte Aussage machen, da erst der Verlauf der«insetzenden Fieber und der daraus entstehenden Krisen obg«> wartet werden muß. In einer amtlichen Mitteilung belaßt sich»die boyerifch« Re- csierung mit den angeblichen Zleutzervngcn des Generaldirektors Darpmüller über einbayerisches Reseroatrecht, das an dem Unglück in Dinkelfcherbcn mit Schuld tragen soll". Auf Grund einer Rücksprache mit dem Generaldirektor wird erklärt, daß Darp­müller von einem bayerischen Reservatrecht gar nicht gesprochen habe, wie überhaupt seine Worte von dem Aussrager des deutsch - nationalenBerliner Lokal-Anzeiger" unrichtig wiedergegeben worden seien. Der Staatsoertraq über den Uebergang der bayerischen Eisenbahnen auf das Reich enthält in Wirtlichkeit auch gar keine Bestimmung, die sich auf den Bahnbetrieb selbst bezieht.

Wariburg und Versaffungsseier. Nur nicht Gchwarzrotgoidk Ein Mitglied des Stiftungeausschusses der Wortburg regte an, den Berfas fungstag durch«ine Wartdurgbeleuch- t u n g zu feiern. Es erhielt vom stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses, Frhr . von der Heydcn-Rinsch, folgendes Ant­wortschreiben: Imss Namens des vom Stadtrat gewählten Ausschusses für die Feier des Bersassirngstages an mich unter dem 31. Juli gerichtete Gesuch, die Veranstaltung einer Wartburgbcleuchtung am Zlbend des Berfasiungstages zu genehmigen, bin ich zu meinem Bedauern außerstande zu beivilligen. Der Verfassungstag ist bisher noch nicht zum gesetzlichen Feiertag erhoben. Es besteht vielmehr über diese Frage' ei» bisher noch nicht nusgetragcner lebhafter Streit. Eine vornehmliche Pflicht des Etiftungsous- schusses ist es, darüber zu wachen, daß die Wartburg als Her Fi g- 1 u m der ganzen Welt nicht in den Kampf der p o l i t t- Ichen Meinungen hereingezogen wird. Durch die Gestat- tuna einer Wartburgbeleuchtung am Bersassungstage würde aber natfi meiner, von den übrigen Mitgliedern des Aus- schusses geteilten Ansicht bei einem großen Teil der Be- völkerung der Eindruck erweckt werden, als ob der Stiftungsaus- schuß diesen unverrückbaren Standpunkt bei diesem Anlaß verlassen wollte. Ich sehe mich daher genötigt, wie oben geschehen zu eickscheiden. Die Ablehnung des stellvertretenden Vorsitzenden ist ein« p a l i t sich c Entscheidung. Rechts eingestellten Verbänden ist bisher die Wartburgbeleuchtung noch nie abgeschlagen worden. Schworzrotgold dagegen hat man in Eisenach schon einmal niedergeknüppelt. Ms am 12. Oktober 1924 zur Fahnenweihe des Eilfnochcr Reichsbanners Reichs bannergruppen aus allen Gauen erschienen waren, wies man sie an. die schwarzrotgoldenen Fahnen zusammengerollt zu tragen. Geschlossene Züge des Reichsbanners durch die Stadt und zur Wartburg wurden verboten. So sieht derunverrückbare Standpunkt" der Eisenacher Instanzen bei Wartburgbeleuchtung besehen aus. Der stellvertretende Vorsitzende des Aussthufles beruft sich im übrigen z» ll n recht auf die. Z u st l M M u u g der übrigen Ausschußmitglieder. Der Ausschuß ist vom Stadtrat zu- sammergesetzt worden au« zwei Vertretern der Rechte», einem De- makraten, einem Beomtenvcrtreter und einem sozialdemokratischen Vertreter. Der Demokrat und der S o z l a l d e m o t r a t m, ß- billigen die Entscheidung des Freiherr» und sind demonstratio aus dem Ausschuß ausgeschieden.

Bei den London -Paris -Verhandlungen drehte es sich scheinbar um di« choretische Erörterung des Zlbrüstmrgsprodlems. die seinerzeit zu Gens ins Stocken geraten war; man war schließlich genötigt, di« Abrüftungsbesprschmigen auf unbestimmt« Zeit zu vertagen. Die eiste sichtbar« Folge war damals der Rück»t ritt Lord Robert E c c i l s, der in Genf bei allen Abrüstuugsdebatten eine Haltung eingenommen hatte, die der französischen diametral gegenüberstand. und die eine stark« Stütze sür den deutschen Vertreter Vernstorsf gewesen war. Es folgte ein W a n d e l in der englischen Zluffasiung zu dem Gesamtkomplex der Abrüstungsfragen und nun hat sich eine An- Näherung vollzogen, di« bereits viel weiter gediehen sein dürste. als heute geahnt wird; denn es ist sicher, daß man sonst die Dinge »och geheim geholten hätte. Heute aber macht Paris aus seiner Befriedigung über diese politische Entwicklung keinen Hehst und auch aus London kommen jetzt Mitteilungen, die keinerlei Zurückhaltung mehr üben. Man wirb freilich den Wortlaut des englisch -französischcn Abkommens in der Abrüfwngsfmge abwarten müssen; soviel aber ist jetzt schon deutlich erkennbar: England hat zur Sicherung seiner handelsstraßeu. praktisch also um den starken Kreozerschutz hierfür unangetastet zu wtssen. tu allen übrigen Fragen den französischen Forderungen nachgegeben. Es hat grundsätzlich die französische These anerkannt, daß zwischen den Rüstungen zur See, zu Lande und zur Luft«in zwingender Z u- sammenhang besteht und bleiben wird. Dieser Erfolg der französischen Politik wird spürbar werden, wenn man in Gens wieder über die Abrüstungsfrage verhandelt. Die Landmacht Frankreich macht der Seemacht Engtands di« Zuge- ftändnisse, die sie als Seemacht von vornherein beansprucht hat, während umgekehrt die Seemacht England der Landmacht Frankreich in der Frage der Armee das konzediert, was sie verlangt hat. Sichtbarer kann man Allionzpolitik kaum betreiben. Gleichzeitig soll England den Franzosen das Zugeständnis gemacht haben, daß die Frage dervorzeitigen" R h e i n l a n d r ä u m u n g nur

Krach. Oeutschnationale untereinander. Eine trästige Sprache. In derPommerschen Tagespost" Halle der Borsitzend« des Kreisvereins Stettin der Deutschnationalen Lolkspartei, Oskar Thomas, geschrieben, daß die einst so hofsnungsvolle Bismarck-Äugend nur nock» aus Bruchstücken und kleinen Gruppen bestehe. Herr S i e v e k i n g. Reichssührer der Bismarck-Jugend, erklärt nun gegen Herrn Thomas in der..Kreuz- Zeitung": Seine hämischen Ausführungen über di« Bismarck-Iugend können nur als der Aiisslnß leichtfertiger Unkenntnis oder bewußter Entstellung gewertet werden." Das sind sehr kollegiale Töne, di« diese beiden Parteifunktionäre der Deutschnationalen untereinander gebrauchen. Ehrengericht gefällig?

Hugenberg ... Es war schon immer(0: wenn Hugenberg in Verlegenheit ist. erklären sein« Söldlinge ihrem Herrn und Meister zuliebe der Wahrheit den Krieg. Nicht einmal in der kommunistischen Presse kommt das so oft vor wie bei Hugenbergs! Das heißt schon allerhand. Also was ist wieder los? Vor wenigen Tagen meldet« der Iungdcutfchc", daß von den» Slngestelltenauslchuß der Deutsch - nationalen Partei Westfalen-Nord gegen Hugenberg ein A n s sch l n ß a n t r a g wegen parteischädigenden Verhallens vor- bereitet wird. Drei Tage lang wurde die Meldung nicht dementiert. drei Tage lang brauchte die Hugcnbsrg-Presie, bis sie denDreh" gesunden hatte. Auf einmal gibt es nach ihren Informationen keinen Angestelltenausschuß der Deutschnationalen Partei in West- salcn-Nord. Die Nachricht des.Lungdeutschen" ist deshalb für sie einefreie Erfindung". Di« Antwort des.Lungdeutschen" ist bereit» da. Er stellt am Donnerstag fest, daß das Dementi falsch ist und sich das aus Minden in Westfalen vom 3l). Juni 1k>28 datierte SchreibenAn die Herren Vertreter des Angestelltenausschusses der Deutschnationalen Volkspartei im Wahlkreise Westsolen-Nord" in seinem Besitz befindet. In diesem Schreiben würden die Angestelltenausschüsse aufgefordert, ihre Vertreter zu einer Sitzung zu entsenden, die über den Antrag des Ausschlusses des AbgeordnetenHugen- b e r g aus der Partei beschließen sollen. DerIungdeutsche" behäll sich die Veröffentlichung des Schreibens für den Fall vor, daß Hugenbergs auss neue d i e Wahrheit entstellen sollten. Aufs neue ist sehr vorsichtig gesagt! Wann sagt die Hugen- berg-Presic überhaupt jemals die Wahrheit?

Kranzosenmanöver in Oeutschland. Nur kleinere Llebungen. Im Gegensatz zu Meldungen der französischen Presse, nach denen in diesem Jahre besonders große Herbstmanöver der französischen Besatzungsarme« sein sollen, wird zuverlässig bekannt, daß anders als im Vorjahre in diesem Herbst nur Truppen- Übungen kleineren Ausmaßes geplant sind. An die September- »nanöocr in der Gegend südlich von Trier bis zur Grenze des Saar- gebietes wird außer einigen Speziallruppen nur eine Kavallerie- division teilnehmen. Amerika und deutsche Landwirtschaft. Studieabesuch aus Washington . Stettin , 2. August. Donnersdaog früh traf, von Kopenhagen kommend, der stell- vertretende Ackcrbauminister der Vereinigten Staaten , Dunlop, hier ein und wurde von dem Ackerbaukommisiar der Berliner Amer!» konischen Botschaft, Loyd V.©teere, empfangen. Vormittags er- folgte di« Begrüßung in der Landwirtschaftskammer. An eine Aus- sprach« über die Einrichtungen der Landwirtschaftskammer sehlossen sich Besichtigungen der Institut« sür Pflanzenbau und des Gesund- heitsamtes der Landwirtschaftskammer in Züllchow an. Mittag« fetzten die Amerikaner Ihre Reise nach Berlin fort, Ivo Minister Dunlop Freitag vom Reichsminister für Ernährung und Land» wirlsthaft cmpjangeu wird.

dann aufgerollt werden soll, wenn Deutschland wesentliche finan­zielle Zugeständnisse in Aussickst stellt. Die Eröffnungen, die jetzt England und Frankreich gemeinsam in der Abrüstungsfrage gemacht haben, bedeuten«ins Verschlechte» rung der Aussichten, hier zu einem Ergebnis zu kommen, das den Grundsätzen und eigentlichen Zielen der Abrüstungspolitik einspricht, Man wird sehen, wie die übrigen an der Abrüstungssrage inter« essierten Mächt« sich zu der englisch -französischen Allianz stellen werden. Fast hat es den Anschein, als ob manche Phase der Abrüslungsdiskussion Kulisse gewesen ist. Kulisse für eine Politik Frankreichs und Englands, die im wesentlichen ganz anderen Zielen dient und wobei sowohl kontinentale wie über- s«eis che Interessen«ine starke Rolle spielen. Fast hat man den Eindruck, daß manche Dinge den an Gens wirklich interessiertm Mächten bereits über den Kopf gewachsen sind. Keine Hilfe Englands für das Rheinland? Köln , 2. August. Gegenüber der kühlen Ausnahme, die die Forderung der Libe» ralen auf Rheinlandräumung bei der englischen Unterhausmehrheit gefunden hat, meint diePolitische Zeitung" u. a.: Das neueste Kompromiß zwischen England und Frankreich in der See- abrüjtung, das eine gemeinsame Front gegen Slnierita schafft, beleuchtet blitzartig die Loge. Darum können wir in der Räumungssrage aus eine wirksame Unter st ützung der englischen Regierung nicht rechnen. Wenn aber auch der Einfluß der Liberalen auf die englische Politik jetzt unbeträchtlich ist, so entspringen doch seine Ausführungen der Ueberzeugung des weitaus größeren Tells des englischen Volkes. Wenn die Räumungssrage nicht bis zu den britischen Wahlen des nächsten Jahres liquidiert sein sollte, so wird dies zweifellos eine groß« Belastung der Konservativen Partei im Wahlkompf bedeuten.

Abrüstung als Wahlkampfparole. Oer Bundespräsident der Schweiz für die bürgerliche Einheitsfront. Gens, 2. August.(Eigenbericht.) Der schweizerische Nationalfeiertag, der 1. August, erhielt dies­mal für Genf dadurch eine besondere Bedeutung� daß nach langer Zeit der schweizerische Bundespräsident, Schultheß, die Festrede hielt. Die Rede war anläßlich der im Anfang Oktober stattfindenden Nationalratswahlen«ine Krieg serklä- rung an Sozialisten und Komm»nisten und an jenen Teil der Genfer Lehrerschaft, der vor einiger Zeit die Total-- abrüstung der Schweiz gefordert hatte. Der Bundespräsident betonte u. a.:»Jede Nation, auch di« demokratische, mutz, wie der Einzeln«, bereit sein, den Kampf für die Existenz aufzu- nehmen. Die Schweiz will den Frieden, aber gerade darum(!) muß sie ksrett sein, ihn zu schützen. Di« Garantie des Friedens und unserer Unabhängigkeit bilden nicht irgendwelche Derträge, j andern unsere Armee." Gegenüber den Zielen der Sozialdemokrat«, die hofft, im Ott», ber die stärkste Partei des National.-<tts zu we-den und große Ver- fasiungsreformen gefordert hat, bekannte sich der Bundespräsident zum Föderalismus:.Die fundameMalen Einrichtungen unseres Landes sind geheiligt. Wir lassen an ihnen nicht rühren, da- von überzeugt, daß allein der Föderalismus und die Demokratie unserem Volke erlaub«, in Ordnung und Frieden dem Glück«nt- gegen zu marschieren." Die Rede des Bundespräsidenten war darauf abgestimmt, die Gegensätze der schweizerischen bürg«rlichen Parteien zugunsten einer gemeinsamen Wahlfront gegen Sozia- lismus und Kommunismus zu fördern, zurückzustellen.

Aufstand im Ruffendorf. Schule und LeseNnb zerstört. Moskau , 1. August. In dem russischen Bauerndorf T u m b a in der Tatarischen Sowjetrepublik stürmten Bauernfrauen die Dorfschule, verjagten die Schulkinder und zerstörten die gesamte Schulcinrichtung. Darauf strömten die Bauernfrauen zu der Lesehalle des Dorfes, die sie ebenfalls zerstörten. Eilte Ulttcrsuchungskommission soll fest- gestellt haben, daß die Frauen von dem Dorsgeistlichen an- gestiftet worden waren, dem der Dorfsowjet Haus und Obstgarten zur Errichtung der Schule und Lesehalle abgenommen hatte. Der Geistllche soll im engsten Einoernehmen mit den Großbauern, den sogenannten Kulaki, gehandelt haben. Zahlreiche Frauen und Großbauern wurden oerhaftet und werden vor Gericht gestellt. Die Zunahme der Fälle von Lynchjustiz in den Dörfern hat die Sowjetregierung veranlaßt, energische Gegenmaßnahmen an- zukündigen. Das Oberste Gericht in Moskau verurteilte dieser Tage einen Bauern, der einen Dieb gelyncht hatte, zu zwei Jahren Zucht» haus. In seiner Urteilsbegründung erklärt das Oberste Gericht. Lynchjustiz sei eines der schwersten Verbrechen gegen die Sicherheit des Staates.

Rettei Terracmi! Die Kafchistenjnstiz am Henkenoert. pari», 2. August.(Eigenbericht.) Das Komitee zur Verteidigung der Opfer des Faschismus ver- öffentlicht einen Aufruf für den wegen seiner Zugehörigkeit zur Kommunistischen Partei lS22 zu 22jähriger Haft verurteitten ttallenijchen Rechtsanwatt und Journalisten Umberto T e r r a c i n i. der im Gefängnis von Santo Stefano einem langsamen Tode enk- gegengeht. Das Komitee richtetan die anständigen Leute aller Länder" einen Aufruf zum Protest gegen die unmenschliche Be» Handlung der sozialistischen und kommunistischen Opfer des Faschis- mu«, deren zum Teil angegriffene Gesundheit die Gefängnis- bchandlung für sie zu einer Folter gestaltet. Umberto Terrarini bedürfe«ingehender spezialärztlicher Behandlung in einem Kranken- Haus, wenn er nicht bald seinen Leiden erliegen solle.