7tr. 363* 45. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Freitag. 3. August 192ä
Der Linkskurs in Sorojetrußland hat, wie vorauszusehen war. mit einem Fiasko geendet. Di« gesamt« russische Volkswirts Haft hat sich gegen den neuen Rückfall in den Utopismus im Wortsinn aufgebäumt. Di« Krise der Getreidebereitstellung wurde zur allgemeinen Wirtschaftskrise, die den Außenhandel, die Tscherwonetzwährung, den Staatshaushalt in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Kluft zwischen dem Land und der Stad'l, zwischen der privatwirschaftlich gebliebenen Landwirtschaft und der staatlichen, geheimsozialisierten Industrie war durch die geplante Zwangssozwlisierung der 25 Millionen kleinen Bauernwirtschaften nicht zu überbrücken. Di« politische Diktatur mußte vor den eisernen Gesetzen der Wirtschast kapitulieren. Buchanns Geständnisse. In seine? Eröffnungsrede auf dem Sechsten Weltkongreß der Kommumstischen Internationale mußte B u cha r i n zugeben, daß es .nicht so einfach" sei, in einem rückständigen Land« den Sozialismus zu erreichen.„Denn"— so fügte er melancholisch hinzu—„eine andere Sache ist es, die alten Formen auszunutzen,«ine andere, die gesamte Volkswirtschaft auf einer neuen Grundlag« wieder- auszubauen". Mit anderen Worten— es ging schon bergauf— bergab, bis die von der Bourgeoisie vererbten Produktionsmittel aus- genutzt werden konnten. Mkc der Erreichung des Vorkriegsnweaus galt es aber, den abgenutzten Apparat zu ersetzen und neue Fabriken zu bauen. Hier versagt« die„NEP"(die neue ökonomische Politik), noch mehr aber der jüngst« Linkskurs, der, die Kapitalbildung auf dem flachen Lande und den Zustrom des Auslondskapitals ungemein erschwert«, ja unmöglich machte. Die Wirtschaftskrise hatte zuerst die Form der Getreidebereit- stellungskrise. Und das ist begreiflich, denn Rußland ist ein über- wiegend agrarisches Land, wo die Industrie seit jeher von dem Aus- fall der Ernte abhängig ist. Aus politischen Gründen verfolgen die Bolschewisten in den letzten Iahren die Politik der forcierten In- dustrialisierung, die wegen des fehlenden Auslandskapitals und der ungenügenden Kapitalbildung in der Industrie selbst nur auf Kosten der bäuerlichen Landwirtschaft durchgeführt werden konnte. Dabei wurde die von jeher rückständig« Landwirtschast vernachlässigt und konckce nicht mit der gewaltsam geförderten Entwicklung der Indu- strie Schritt halten. Die Industrialisierung war so auf Sand gebaut. Die zunehmende Parzellierung der Bauernwirtschaften führte unvermeidlich zur Senkung der bäuerlichen Kaufkraft einerseits, zur Herabsetzung der bäuerlichen Getreideverkäufe anderersefrs. Zwar hat die Anbaufläche 95 Proz. des Vorkriegsniveaus erreicht: die zum Markt gebrachten Getreidemengen betragen aber kaum 50 Proz. des Vorkriegsstandes. Daher u. o. dasAufhörendesGetreide- « x p o r t s, der vor dem Kriege 600 bis 700 Millionen Pud(1 Pud b= 16 Mlogrannn) betrug. Di« Zahl der Bauernwirtschaften ist von 16 Millionen vor dem Kriege auf 25 Millionen gestiegen. Diese Parzellierung der Bauern- wirtschaften ist sowohl auf den Bevölkerungszuwachs und auf die agrarische llebervölkerung, als auch auf die mechanisch« Gleich- machungspolitik der Sowjetveyierung zurückzuführen. Die kleinen Bauernwirtschosten verwandeln sich immer mehr in Selbswer- forgungsbetriebe. die fast nichts mehr auf den Markt bringen. Mit der Durchführung des linken Kurses planten die russischen Führer, die verderblichen Folgen des Parzellierunzsprozesses durch die Zwangsbewirtschoftung und durch die Gründung von Staats- gütern zu beseitigen. Aber die Bauernschaft hat diese Pläne mit hartnäckiger passiver Ressistenz beantwortet. Die Krise der Gelreldebereilstellung wurde durch die Preisschere uud den Warenmangel gefördert. Rykowselbft mußte vor kurzem zugeben, daß die Industrie- Warenpreise mindestens doppelt so hoch sind als die Getreidepreise. Diese Preisschere, die eine schleichende Enteignung der Bauernschaft bedeutet, bracht« die gesamte Bauernschast zu einem verzweifelten Abwehrkampf in der Form eines Getreide- stveiks, der letzten End«, die Diktatur zur Kapitulation gezwungen hat. Das russische Handelskommisiariat hat vor kurzem das Ergebnis der Getreidebereitstellungskampagne 1927/28 verösfentlicht. Rur 90,6 Proz. des Jahresplans wurde durchgeführt. Anstatt 12 639 314 Tonnen wurden nur 11 455 738 Tonnen bereitgestellt. Dabei betrug die Getreidebereitstellung in dem ersten Erntehalbjahr 1927'28 nur 49,8 Proz. gegen 66,1 Proz. in demselben Zeitabschnitt
1926/27. Am 1. Januar 1928 betrug das Getreidedefizit 128 Mil- lionen Pud. Die Sowjetregierunz hat den Kopf verloren und griff zu den„außerordentlichen Zwangsmaßregeln", die die Krise noch verschärften, jetzt aber durch das Dekret vom 19. Juli offiziell zurück- gezogen werden mußten. Der Rückzug vom Linkskurs. Dieses merkwürdige Dekret vom 19. Juli verfolgt das Ziel, ,chie Bauernschaft zur Erweiterung der Anbaufläche anzuspornen" und „den normalen Gang der bevorstehenden Getreidebeschafsungs- kampagne zu sichern". Es wiederHoll die Richtlinien der am 4. bis 12. Juli stattgefundenen Plenarsitzung des Zenttalkomitees der KPR. und verbietet alle Zwangsmaßregeln bei der Durch- führung der künftigen Getreidebereitstellungskampagne, insbesondere die Schließung der Dorfmärkte, Haussuchungen, Konfiskattonen usw. Das Dekret ordnet weiter die Erhöh ungderAnkaufspreife um 10 bis 25 Kopeken pro Pud an und verpflichtet das zuständige Handelstotnmissariat, die Versorgung der Bauernschaft mit Industriewaren zu sichern. Diese neuesten Richllinien sind um so dringender, als die neu« Ernte nicht besonders günstig zu sein scheint. Nach den offiziellen statistischen Angaben wird sie zwar als„übermittel" ge- schätzt. Aber diese offiziellen Schätzungen scheinen opttmistisch ge- halten zu sein. Nach der Schätzung Rykows z. B. wird der Gesamt- ertrag 4920 Millionen Pud betragen. Aber auch Rykow muß zu- geben, daß fast 5 Millionen Deßjatinen Wintersaat verlorengegangen sind, durch Sommersaat ersetzt werden mußten, und daß die künftige Ernte verhältnismäßig weniger Roggen als Hafer, Weizen usw. bringen wird. Und gerade Roggen ist in Ruhland das Volksbrot. Ob die neuen Richtlinien ausreichen werden, um die bevor- stehende Getreidebereitstellungskampagne ohne Zwangsmaßregeln und mit Erfolg durchzuführen, steht noch dahin. Die Getreide- knappheit in den Städten, das Mißtrauen bei den Bauern, sind groß. Dieses Mißtrauen der Bauernschaft wird dadurch nicht geringer, daß gerade jetzt, nach der erzwungen Rechtsschwenkung, das Präsidium des russischen Zentralexekutivkomitees einen Gesetzentwurf aus- gearbeitet hat, der die Herabsetzung der Pachtsrist von 12 auf 6 Jahre voraussieht, was mit der proklamierten Förderung der individuellen Vauernwirtschaft kaum in Einklang steht. Problemakische Versorgung der Bauern mit Industriewaren. Dauert der Warenhunger fort, so ist die Realisierung der Ernte ohne Zwangsmaßregeln leider eine bureaukratische Utopie. Die Warenvorräte, die zu diesem Ziel speziell reserviert sind, sind mit einem Wert von 80 Millionen Rubel ungenügend. Die„Prawda" vom 5. Juli stellt fest, daß gerade der Bedarf an den notwendigsten Textil-, Leder- und Eisenwaren nicht befriedigt werden kann und daß zum Herbst ein verschärfter Warenhunger zu erwarten sei. Der Industrieplan für das Jahr 1927/28 sieht zwar eine Produk- tionssteigerung um 22,2 Proz. vor. aber das Präsidium des höchsten Wirtschastsrats stellt selbst fest— wahrscheinlich auch schon optimitisch—, daß die Produktion nur um etwa 20 Proz. steigen wird. Besonders schlecht steht es mit der Gewinnung von Kohlen, Naphta und Holz einerseits, also mit Kraststoffen, mit der Produktion der Textilwaren andererseits. Die Flachsfabriten z. B. dürften nach dem Jndustrieplan in diesem Jahr« nur 29 Tage müßig stehen, ln der Wirtlichkell aber werden sie 3 Monate wegen Rohstoffmangel arbeitsunfähig. Die Planwirtschaft versagt, und Rykow beeill sich festzustellen, daß nur in einem„vollendeten" Sozialismus die folge- richtige Planwirtschaft durchführbar sei. In der Stadt bleibt einstweilen der Linkskurs unverändert be- stehen. Das Privatkapital soll aus dem Handel und aus der Industrie weiter-rücksichtslos verdrängt werden. Es ist aber ein Widerspruch, die„Nep" auf dem flachen Lande zu restaurieren und in der Stadt die kriegskommunistische Politik fortzusetzen. Das Prioatkapital ist in Sowjetrußland ein notwendiges Verbindungs- glied zwischen Stadt und Land geworden. Die russischen Führer schicken sich aber an, dieses Glied gänzlich auszuschalten. Der Staatsapparat ist nur nach der Theorie imstande, den Warentausch zwischen Land und Stadt zu sichern. In Wirklichkeit folgte der Verdrängung des Privatkapitals verschärfter Waren- Hunger, und Schlangestehen vor den Staats- und Genossenschafts- läden. Stalins Rückzug wird so kaum bei der Halb-Nep stehen bleiben können. Die Rücksicht auf die„bauernsreundliche" Gruppe Rykow-Kalinin wird Stalin noch zu weiteren Zugeständnissen treiben. P. G.
im Laufe der letzten Jahre durch die Lizenzgebühren der Telefunken- gesellschaft verteuert worden ist. Für England hat die Tochter- gesellschaft der Berliner Löwe-Gesellschaft sich schon bereit erklärt, der Marconi Company dieselbe Gebühr zu bezahlen wie der beut- fchen Telefunkengesellschaft._ Rückgang der Konkurse. Nach Mitteilung des Statistischen Reichsamts wurden im Monat Juli 1928 durch den„Reichsanzeiger" 655 neue Konkurse ohne die wegen Massemangels abgelehnten Anträge auf Konkurseröffnung und 342 eröffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben. Die entsprechende Zahlen für den Vormonat stellen sich auf 702 bzw. 293. Lebenshaltungskosten im Juli-1928. Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskosten(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchwng, Bekleidung und„Sonstiger Be- darf") beläuft sich nach den Feststellungen des Statistischen Reichs- amts für den Durchschnitt des Monats Juli auf 152,6 gegenüber 151,4 im Vormonat. Sie ist sonach um 0,8 Proz. gestiegen. Diese Steigerung ist in der Hauptsache auf eine Erhöhung der Ausgaben für Kartoffeln, bei denen auch die Preise für solche neuer Ernte teilweise berücksichtigt wurden, zurückzuführen. Einen Rückgang gegenüber dem Vormonat weisen die Gemüsepreise auf. Die Indexziffern für die einzelnen Gruppen betragen(1913 bis 1914— 100); für Ernährung 154,1, für Wohnung 125,7, für Heizung und Beleuchtung 144,2, für Bekleidung 170,5, für den „Sonstigen Bedarf" einschließlich Verkehr 188,0.
Dr. Gilverberg im Gtahlirust. In Essen hat gestern die Generalversammlung der Gelsen- tirchener Bergwerks- und Hütten A.-G. stattgefunden, wobei die gegenüber dem Vorjahr von 6 auf 8 Proz. erhöhte Dividende genehmigt wurde. Für die Oeffentlichkeit von besonderem Interesse ist die hier vorgenommene Erweiterung des Auf- sichtsrates der Gelsenkirchener Bergwerks- und Hütten A.-G., die bekanntlich neben der eigenen Zeche Monopol in der Haupt- fache nur Aktten der Vereinigten Stahlwerke A.-G. zu verwalten hat. Unter den vier neu hinzugewählten Auffichtsratsmiigliedern befindet sich nämlich Generaldirektor Dr. Silverberg von der Rheinischen Braunkohlenindustrie und Brikett A.-G., Köln , und Generaldirektor Fickler von der Harpener Bergbau A.-G. Wir haben kürzlich schon auf die auffallende Tatsache hinge- wiesen, daß Herr Dr. Bögler von der Bereinigten Stahlwerke A.-G. und Generaldirektor Fickler von der Harpener Bergbau A-G. in den Aufsichtsot der Silverbergschen Brauntohlengesellschoft aufge- nommen worden sind und auf die zunehmende enge Verbindung, die zwischen den von Generalirektor Dr. Siloerberg beherrschten und beeinflußten Braun- und Steinkohlenunternehmungen und den vereinigten Stahlwerken bzw. den von Dr. Vögler geführten Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken bestehen. Durch den Ein- tritt von Dr. Silverberg in die Gelsenkirchener Gesellschaft und durch die Verbindung der Harpener Bergbau A.-G mit den Der- einigten Stahlwerken, die in diesem Personenoustausch zum Ausdruck kommt, werden die Beziehungen zwischen dem größten rheinischen B r a u n k o h l e n unternehmen, der größten rheinisch-wesffälischen reinen Steinkohlen gefellschaft, dem größten deutschen M o n-
t a n t r u st und dem größten deutschen Elektrizitätser- z e u g e r noch deutlicher. Es läßt sich auch heute noch nicht über- sehen, wohin diese neuen Verflechtungen wichtigster und größter llnternehmungsgruppen zielen. Um so mehr wird sie die deutsche Oeffentlichkett im Auge behalten müssen.
Gchwerverdiener im Radiogeschäst. Die Lizenzgebühren der Teiefunkengeselischast. Aus London wird von einer Patentklage berichtet, die einen Einblick über die Gewinne ermöglicht, die aus der Produttion und dem Verkauf der Löwe-Mehrfachröhren erzielt werden. Die Löwe- Radio-Company in London , eine Tochtergesellschaft der Löwe-Radio, Berlin , hatte die Absicht, in England die Fabrikatton und den Ver- kauf ihrer bekannten Mehrfachröhren auszunehmen. Die englische Marconi Company erhob dagegen Einspruch, da bei der Fabrikation der Marconi -Gesellschoft gehörende Patente in ähn- licher Weise verwertet werden sollen, wie es in Deutschland mit Patenten der Telefunkengesellschaft für drahtlose Telegraphie bereits geschieht. Bei den Verhandlungen wurde mitgeteilt, daß die deutsche Löwe-Radio-Gesellschaft im vergangenen Jahre allein in Deutsch- land mehrer« hunderttausend Mehrsachröhren ab- gesetzt und im Zusammenhang mit der Telefunkengesellschaft sehr hohe Lizenzgebühren gezahlt habe. Wir haben gelegentlich erfahren, daß für jede M,hrsach.rShre, die die deuffche Löwe-Radio- Gesellschaft erzeugt, der Telefunkengesellschaft eine Lizenzgebühr von 2,50 M zu zahlen ist. Es sind also sicher in die Mil- llonen gehende Beträge, um die der Radiooerbrauch in Deutschland
Der Umsah der deutschen Konsumvereine im Juni hat nach dem Monatsbericht des Zentraloerbandes deutscher Konsumvereine die in den Sommermonaten gewohnte leichte Verringerung er- fahren. Der durchschnittliche Wochenumsatz pro Mitglied ist gegen- über Mai diesen Jahres von 8,11 M. auf 8,02 M. zurückgegangen und hält sich damit seit März 1928 ungefähr auf der gleichen Höhe. Ein Vergleich mit dem Juni vorigen Jahres zeigt, daß der wöchent- liche Mitgliedsumsatz um 1,80 M. höher liegt und damit um s a st 3 0 Proz. g e st i e g e n ist. Dr. vögler erwartet keine Staatshilse für den Steinkohlenberg. bau. Auf der Generaloersammlung der Gelsenkirchener Bergwerks- und Hlltten-A.-G. hat Generaldirektor Dr. Vögler von der Vereinig- ten Stahlwerke A.-G. auch zu den englischen Subventions- maßnahmen Stellung genommen, von denen er eine ungünstige Rückwirkung auf den deuischen Steinkohlenbergbau als sicher ansieht. Nach der Änsichr Dr. Vöglers bestehe aber keine groß- Aus- ficht auf«ine der englischen entsprechende Unterstützung des deut- schen Steinkohlenbergbaues durch die deutsche Regierung. Ob Herr Dr. Vögler damit schon die Vergeblichkeit der vom Rheinisch-West- fälischen Koblensyndikat kürzlich geäußercen Wünsche auf weit- gehende Ermäßigung der Kohlenfrachten im Auge gehabt hat? Vom Scheuerkonzern. Wie die„Kölnische Zeitting" meldet, hat die Getreide-, Industrie- und Kommissions-A.-G., die Handelsgesell- schaft des Sckeuerkonzerns, die Mannheimer Gcrstengroßhandlung von Moritz Wolfs sich angegliedert, die in der Versorgung der jüd- deutschen Brauereien und von Malzkaffeefabriken eine bedeuiende Rolle spielt. Die„Kölnische Zeitung " meint, daß der Scheuerkonzern dadurch eine wesentliche Stärkung seiner Gerstenhandclsinteressen am süddeutschen Markt erfahr« und teilr mit, daß der Inhaber der Mannheimer Firma in den Vorstand der Getreide-, Industrie- und Kommissions-A.-G. eingetreten sei. Wie wir dazu hören, handelt es sich um den Ausbau schon lange bestehender enger geschäftlicher Beziehungen. Große vetriebsausbauken in der Saar.Eisenindustrie. Das N« u n k i r ch e n e r Eisenwerk an der Saar hat seine Dividende für das am 31. März abgelaufene Geschäftsjahr von 6 auf 8 Proz. erhöhen können. Dabei ist die Verwaltung mit der Heraus- setzung der Aknonärsgewinne noch sehr vorsichtig gewesen, denn die Gesellschaft hat ihren Reingewinn mit 6,4 Millionen Franken verdreifacht. So werden auch ohne Schwierigkeiten rund 2,5 Millionen Franken auf neue Gewinnrechnung vorgetragen die einer weiteren hohen Dividende entsprechen. Aus dem Gelchöstz- bericht und den Zugängen in der Bilanz wird ersichtlich, daß die Ge- sellschast ihr« Betriebe in großem Rahmen ausgebaut hat. Unter anderem ist eine neue Großkokerei im Entstehen, die den gesamten Hochosenbedarf der Gesellschaft decken soll. Die Erweiterungen der Stahl- und Walzwerkbetriebe worden die Leistungsfähigkeit im laufenden Jahr bedeutend vergrößern. Unter dem Einfluß der deutschen Eisenkonjunktur stieg die Koks-Roheisen- und Rohstahlyro- duktion um 10 bis 15 Proz. Ein Rekord monat war der März 1928, der mit einer monatlichen Erzeugung von 38 750 Tonnen Roheisen und 50 470 Tonnen Rohstahl alle Produktionsziffern seit Bestehen des Werkes hinter sich ließ. Reue Verluste trotz Sanierung. Die Pleitegeier, die sich l926 bei der Motorenwerke Mannheim A.-G. dank schwerer Fehler der Leitung eingenistet batten, scheinen das warme Nest nicht wieder verlassen zu wollen. Di« Verluste, welche im letzten Jahr auf 3,4 Millionen Mark angewachsen waren also rund 70 Proz. des Kapstals betrugen, konnten zwar durch eine scharse Zusammen- legung des Aktienkapitals von 5,0 auf 2,0 Millionen Mark bis auf 400 000 M. ermäßigt werden, jedoch hat das Betriebsjahr 1927 einen neuen Verlust von einer halben Million gebracht. Dieses Er» gebnis kommt um so unerwarteter, alz die Gesellschaft ihre U m- sätze verdoppeln konnte. Die Verwaltung begründet den neuen Verlust mit notwendigen Rückstellungen für in- und ausländische Beteiligungen, bei denen sich jetzt die verspätete Verstopfung alter Verlustquellen rächt. Normung für Schreibmaschinen. Preußen fördert sie. Im Deutschen Normenausschuß(Fachausschuß für Schreibmaschinen) haben sich Hersteller, Händler und Verbraucher zur Einführung von genormten Schreibmaschinen auf bestimmte Termine geeinigt. Der preußische Staat unterstützt dieses Vorgehen. Der amtliche Preußische Presse dien st teilt mit, daß der preußische Finanzminister die ihm unterstehenden Behörden ersucht habe, keine anderen Tastaturen für Schreibmaschinen als die in der Normung festgelegten zu beschaffen. Handelsvertragsverhandlungen mit Südafrika . In Kapstadt ist eine deutsche Delegation eingetroffen, um Verhandlungen über einen Handelsvertrag zwischen Deutschland und der Südafrikanischen Union aufzunehmen. Diesen Verhandlungen ist für die künftige Gestaltung der deutsch - südafrikanischen Handlesbeziebun- gen um so größere Bedeutung beizumessen, als die allgemeine Vor- z-ugsbehandlung Großbritanniens vor etwa einem Jahr in der Süd- afrikanischen Union abgeschafft und durch Meistbegünstigung und Vorzugszölle auf einige Spezialwaren ersetzt wurde.— Durch den forcierten Ausbau eines Eisenbahnnetzes ist Slidajrika in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Bezieher für Eisenbahn - Material aller Art geworden, an dessen Lieferung die deutsch « In- dustrl« maßgebend beteiligt war. Neben den Wirtschaftsverkehrs- fragen wird die Neuregelung der Niederlassungsfrag« im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika eine wichtige Rolle bei deii Ver Handlungen spielen.