Der Abend
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Ueber die furchtbare Katastrophe, die das italienische U- Boot F. 14 bei der Insel Brioni im Adriatischen Meer betroffen hat, werden jekt nähere Einzelheiten bekannt.
Das Boot fant unmittelbar nach dem Zusammenstoß mit dem Zerstörer auf etwa 27 Meter Ticfc. Ein Teil seiner Schotten hatte sich durch die Beschädigung der Außenhaut mit Wasser gefüllt und zog das Boot auf den Grund. Unter Führung des Admirals Foschine wurden die Hebungsarbeiten fieberhaft durchgeführt, in der Hoffnung, doch noch einige Leute der Besagung des Unterseebootes retten zu können. Trotz der hochgehenden stürmischen See, die mehr als einmal die Ursache war, daß die Arbeiten unterbrochen werden mußten, gelang es den Zauchern schließlich, Stahlkabel sowie eine in das Unterseeboot führende Luftverbindung anzubringen. Auf diese Weise wurde auch eine telephonische Verbindung mit der eingeschlossenen Besatzung hergestellt. Die Besatzung des Unterseebootes forderte dringend Hilfe, da sie nicht glaubte, es noch viel länger im Unterseeboot aushalten zu können. Nachdem sich die See einigermaßen beruhigt hatte, begann man gleich mit der Hebung des Bootes. Im Laufe des Abends war das Unterseeboot bis auf dreizehn Meter unterhalb des Was= serspiegels gehoben worden,
als plötzlich die telephonischen Signale aufhörten.
Die Hebungsarbeiten wurden infolgedessen, soweit das überhaupt noch möglich war, beschleunigt. Um 18.30 Uhr war das schwierige Werk endlich gelungen. Das Unterseeboot befand sich an der Oberfläche. Die Luken wurden aufgebrochen, aber die 31 Mann starke Besa kung mit den zwei an Bord befind= lichen Offizieren war bereits tot. Chlor= wasserstoffbergiftung scheint nach den bis herigen Feststellungen die Todesursache bei dem größten Teil der Leute gewesen zu sein.
Die Tragödie auf dem Meeresboden. Rovigno, 8. August.
Internationaler Sozialistenkongreß.
Turner und Sportgenossen im Festzug.
Verkehrsunglück in Wilmersdorf .
Straßenbahn gegen Autobus.- Fünf Schwerverletzte.
In der Kaiserallee in Wilmersdorf ereignete sich heute| der Straßenbahn und der Führer des Autobus mehr oder minder vormittag ein schweres Verfehrsunglüd. Ein Straßen bahnwagen der Linie 69 stieß mit einem Autobus der Linie 25 zusammen. Beide Fahrzeuge wurden erheblich beschädigt. Fünf Fahrgäste mußten durch die Feuerwehr und das Städtische Rettungsamt mit schweren Verlegungen in das Wilmersdorfer Krankenhaus in der Achenbachstraße gebracht werden. Vier weitere Verletzte konnten nach ärztlicher Behandlung auf der Rettungsstelle 43 in der Kaiserallee in ihre Wohnungen entlassen werden.
Der Arzt des Dampfers" Brindisi ", der sich an den Rettungsarbeiten für die Mannschaft des Unterseebootes beteiligte, öffnete mit einer Gasmaste versehen, sofort nach dem Auftauchen des Brads die Eingangstür des Unterseebootes, sank aber nach wenigen Minuten bewußtlos zusammen, da ihn trotz der Gasmaske die angesammelten Kohlenoxydgafe vergiftet hatten. Er konnte schließlich Ueber den Hergang des Zusammenstoßes wird folgendes mitwieder ins Leben zurückgerufen werden. Aus dem kleinen Turm geteilt: Das Unglück trug sich furz vor der Straßenfreuzung des Unterseebootes wurde mit großer Mühe die Leiche eines Raiserallee und Waghäuseler Straße zu. Der Führer Mechanikers geborgen und auf den Dampfer Brindisi " überführt, des Autobusses mußte einer aus der Seitenstraße der Kaiser. mo eine Totenkammer errichtet worden war. Da es unmöglich war, allee plötzlich einbiegenden Autodroschte ausweichen. Auf dem die anderen Leichen sofort aus dem Boot herausschlüpfrigen Asphalt, der kurz zuvor von einem Wagen zuholen, wurde es sofort nach dem Marinearsenal in Bola ge= bracht. Gegen drei Uhr näherte sich der Zug mit dem schwimmenden Earg dem Hafen.
Deutschland und das neue China . Fühlungnahme mit der neuen Regierung. Schanghai , 8. Auguft. Der deutsche Gesandte in Pefing, Dr. v. Borsch, ist in Shanghai eingetroffen, um der dortigen deutschen Kolonie einen Besuch abzustatten und mit der Nanting- Regierung Fühlung aufzunehmen.
Gegen die Aufrüftler.
Superior( Wisconsin ), 8. Auguft. Bräsident Coolidge beabsichtigt angesichts der Lage des Staatshaushalts in der kommenden Session des Kongresses gegen alle Gejegesvorlagen Einspruch zu erheben, welche Ausgaben mit sich bringen, die das Gleichgewicht des Haushaltes bedrohen könnten.
der Straßenreinigung gesprengt worden war, tam der Autobus start ins Schleudern und geriet hierbi auf die andere Seite des Fahrdammes. In demselben Augenblick nahte aus entgegengesetzter Richtung ein Straßenbahnwagen der Linie 69 heran. Ein Zusammenstoß war nicht mehr zu vermeiden und beide Fahrzeuge prallten mit großer Wucht zusammen. Zahlreiche Scheiben gingen in Trümmer. Ueber die erschreckten Fahrgäste, die zum großen Teil von den Sitzen geschleudert wurden, ging ein Hagel von Glasscherben nieder. Auf den Alarm Straßenbahnzusammenstoß! Menschenleben in Gefahr!" rückte die Feuermehr mit Rettungs- und Rüstmagen und ebenso das Städtische Rettungsamt mit mehreren Krankenwagen herbei. Insgesamt hatten acht Personen, darunter der Schaffner
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Der Pfarrer der Fememörder Drei Selbstmorde auf Schienen ( Berichte aut der 2. und 4. Seite)
schwere Verlegungen erlitten. Fünf der Verunglückten, Frau Emilie Gelka aus der Gartenstr. 36, Schaffner Friz Güchel aus der Bergstr. 4, Frau Berta Biedermann aus der Ackerstr. 82, Studienrat Burghardt aus der Pfalzburger Str. 79 und eine noch unbekannte Frau, die das Bewußtsein verloren hatte, mußten ins Achenbachfrankenhaus gebracht werden. Drei weitere Verletzte erhielten auf der nahegelegenen Rettungsstelle in der Kaiserallee erste Hilfe.
Der Autobus mußte abgeschleppt und ebenso die Straßenbahn aus dem Verkehr gezogen werden. Die Schuldfrage konnte noch nicht einwandfrei geklärt werden.
Der evangelische Probst als Gegner der Reichsflagge.
Die Ferienftraffammer des Landgerichts I verhandelte heute vormittag die klage des Bezirksamts Mitte der Stadt Berlin gegen die beiden Kirchengemeinden und den Probst von Berlin . Der Probst hatte sich geweigert, zum Geburtstage des Reichspräsidenten von Hinden burg dem Ersuchen der Stadt Berlin , das stadteigene Gebäude der Probfiei zu beflaggen, nachzukommen und sich auch der Beflaggung durch den Magiftrat widersetzt.
In der heutigen Verhandlung erschien für den Kläger Rechtsanwalt Linzer und für die Beklagten Justizrat Hahn. Justizrat Hahn überreichte einen ganzen Bund Urkunden und einen 71 Seiten langen Schriftsaß, aus dem er beweisen wollte, daß der Probst das Nuzungsrecht für das Gebäude der Probstei habe. Aus diesen aus dem dreizehnten und sechzehnten Jahrhundert stammende Aften will man nachweisen, daß das Gebäude der Probstei nicht zu Recht der Stadt Berlin gehöre. In seiner Antwort fonnte Rechtsanwalt Linzer darauf hinweisen, daß die Heranziehung all dieser Atten überflüssig