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Deutschnationale Betrüger verurteilt.

Urteil im Stuttgarter   Handwerkskammerprozeß.

Stuttgart  , 9. Auguft.( Eigenbericht.)

3m Handwertstammerprozeß wurde am Donnerstagabend das Urteil verkündet. Es wurden verurteilt: Der frühere Stadtrat und Präsident der Handelskammer Stuttgart  , Wolff, wegen fort­gefehler Untreue und Unterschlagung sowie der Anstiftung zur Unter­flagang und wegen eines Sifflichkeitsverbrechens zu der Gesamt­ftrafe von drei Jahren vier Monaten Gefängnis, wobei vier Monate der Untersuchungshaft angerechnet wurden.

Der Angeflagte Gerhardt wurde zu einer Gesamtstrafe von 3 mei Jahren verurteilt, von denen ihm 10 Monate auf die Unter­fichungshaft angerechnet wurden. Der Angeklagte Klemm wurde zu einem Jahr Gefängnis unfer furechnung von 10 Mo­raten Untersuchungshaft und zu 50 Mark Geldstrafe oder weiteren 10 Tagen Gefängnis verurteilt. Die Angeklagte Better erhielt 3 Monate und 15 Tage Gefängnis, die durch die Unter­fuchungshaft verbüßt sind. Der Angeklagte Fischer, der jetzige Präsident der Handelskammer, erhielt an Stelle von 3 Wochen

Gefängnis eine Geldstrafe von 400 Mart. Die Angeklagten Herkommer, Hiller und Rößler wurden freigesprochen. Die Gerichts­toften find von den Berurteilten zu fragen.

Die sehr eingeherde rechtliche Begründung, deren Vortrag mehr als 2 Stunden dauerte, legte die Berantwortlichkeit der Borstandsmitglieder der Handwerkskammer somie ihres Syndikus dar und wies nach, daß der Vorsitzende Wolff   bei den meisten Vorgängen als 2n stifter tätig gewesen sei und die anderen zu ihren Handlungen verleitet hätte. Den Ausflüchten des Wolff hat das Gericht feinen Glauben geschenkt, sondern die gegenteiligen Auslagen der Zeugen und Mitangeflagten als erwiesen angenommen. Wolff habe bei den verschiedenen Borkommnissen die Handwerts fammer als geeignete Gelegenheit betrachtet, um aus ihren Kassen feinen persönlichen Bedarf an Geld zu decken. Die Pflicht des Syn­difus wäre es gewesen, hiergegen Einspruch zu erheben. Statt deffen habe Gerhardt Wolff noch geholfen und sich dabei eigene Vorteile gesichert.

Der Reichsbahn- Ausschuß.

Erste Sigung am Donnerstag.

Am Donnerstag fand die erste Sigung des von dem Reichs­verkehrsminister leber= gebildeten Ausschusses zur prüfung der Verkehrssicherheit der Reichs­bahn statt. Die Sigung wurde in Anwesenheit des General­direktors der Deutschen Reichsbahn- Gesellschaft von dem Reichs verkehrsminister eröffnet. Er begrüßte die Mitglieder des Ausschusses und dankte ihnen für die lebernahme ihrer schwierigen und derantwortungsvollen Arbeit. Er erörterte 3wed und Ziel der Arbeit des Ausschusses und die Art der Zusammensetzung desselben. Er hob hervor, daß der Ausschuß in seinen Arbeiten völlig unabhängig sei und daß er berechtigt sei, örtliche Besichti­gungen vorzunehmen und nach seinem Ermessen Sachverständige zu hören und Gutachten einzufordern. Er betonte des weiteren, daß sowohl der Generaldirektor der Reichsbahn wie auch er, der Reichsverkehrsminister, dem Ausschuß stets zur Verfügung stehe. Er bat weiter, daß die Arbeit des Auslohujies ungeachtet ihrer hervorragenden Bedeutung einen tim lichst schnellen Verlauf nehme, damit das Ergebnis der Arbeiten des Ausschusses möglichst bald in die Tat umgesetzt wer den könne, um das Vertrauen zur Deutschen Reichsbahn   und ihren Einrichtungen in vollem Maße wiederherzustellen.

Namens des Ausschusses dankte der Reichstagsabgeordnete Scheffel dem Minister und betonte, daß er sich namens des Ausschusses mit den Ausführungen des Ministers nur einverstan­

den erklären könne.

Der Reichsverkehrsminister übertrug sodann den Vorsitz des Ausschusses dem Geheimen Oberbaurat 3irtler. Der Ausschuß nahm seine Arbeiten dann sofort in Angriff.

Zeitungswiffenfchaftlicher Kongreß.

Eröffnung auf der Pressa.

Köln  , 9. Auguft.

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Die anderen.

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Rote Fame

Reichs­

Verfassung Amnestie

Pressefreiheit Vereinsfreiheit

*

Die Berfaffung feiern das wollen sie nicht. Aber das schützende Dach lieben sie alle!

Weißblaue Schande.

Offizielle Furcht vor Schwarzrotgold und dem Verfassungsfeiertage.

hneite aus München  , 9. August.  ( Eigenbericht.) Das offizielle Bayern   begeht auch in diesem Jahr wieder den Reichsverfassungstag auf feine eigene Art. Die Be­bäude der staatlichen Behörden, der Universitäten und staatlich ver­walteten Stifte dürfen laut Regierungsufas nur inden Landes­farben meiß- blau beflaggen. Eine offizielle Feier findet überhaupt nicht statt. Und doch ist das immer noch besser als der Schwabenstreich, den die Stadt München   fich wieder einmal ge­leistet hat. Die Sozialdemokraten hatten schon vor einigen Tagen in einem Dringlichkeitsantrag verlangt, daß die städtischen Gebäude in den Reichsfarben zu beflaggen feien. Die bürgerliche Mehrheit hat zunächst die Dringlichkeit des Antrages abgelehnt. Am Donners­tag befaßte sich der Hauptausschuß mit der Frage. Die bürgerlichen Parteien, mit Ausnahme der Demokraten, lehnten den sozialdemo fratischen Antrag rundweg ab und ließen sich dabei auch durch den fozialdemokratischen Hinweis auf die Haltung des Reichspräsidenten Hindenburg   nicht irre machen. Der Ausschuß beschloß mit neun gegen acht Stimmen, am Berfassungstag überhaupt nicht zu fiagge n. Bon offiziellen Gebäuden werden also am Sonnabend in München   nur die der Reichsämter, der Reichsbahn und der Reichspost die verfassungsmäßigen Farben des Reiches tragen.

Das republikanische München   hat bereits am Mittwochabend in zwei gewaltigen Kundgebungen seine Verfassungsfeier veranstaltet. Die Vorverlegung war notwendig geworden, weil der Gau Ober bayern   des Reichsbanners zur Pflichtteilnahme an der Frankfurter  Verfassungsfeier aufgeboten worden ist. Die zwei größten Säle Münchens   waren überfüllt mit Menschen, die ein ehrliches Be­fenntnis zur deutschen Republik ablegten. Als Festredner sprachen der Reichstagsabgeordnete Simon, Augsburg  , und der Landtags­

Sitzung des Reichskabinetts.

Der erste internationale zeitungswissenschaftliche Kongreß murde Auf der Tagesordnung der Sigung des Reichstabi heute auf der Preffa eröffnet. Sämtliche Zeitungsinstitute Deutsch- netts, die für Freitag nachmittag einberufen ist, steht die Herauf­lands find vertreten, des weiteren die verschiedensten Verbände des fezung der Pflichtgrenze für die Angestelltenversicherung deutschen Zeitungsgewerbes, voran der Verein deutscher Zeitungsver- und der Bau des Panzertreuzers A. Ueber die außen leger und der Reichsverband der deutschen   Preffe, ferner die amt- politischen Fragen, auch über die Teilnahme an der Unterzeichnung lichen und sonstigen Pressestellen. Von ausländischen Staaten haben des Kelloggpaktes, wird erst entschieden, wenn Außenminister Streje Bertreter entfandt: Aegypten  , Frankreich  , Japan  , Lettland  , Dester­mann aus dem Urlaub zurückkehrt. Seine Rückkehr wird voraus­reich, Polen  , die Schweiz  , Sowjetrußland und die Tschechoslowakei  . fichtlich Mitte des Monats erfolgen. In einem Vortrag über Die Zeitungswissenschaft in Deutsch­ land  " suchte Professor Dr. Enerth Leipzig zunächst die Frage zu klären, was Zeitungswissenschaft nach der deutschen   Auffassung ist.. Privatdozent Dr. Schöne vom Institut für Zeitungskunde in Leip­ zig   gab einen geschichtlichen Querschnitt von der Entwicklung der Zei­tungswissenschaft vom 17. Jahrhundert bis auf den heutigen Tag. An die Referate schloß sich eine eingehende Aussprache an.

21000 Beflagte vor Gericht.

Prozeß auf dem Exerzierplatz.

Ein sehr ungewöhnlicher Sensationsprozeß wird dem­nächst in R3es30 w verhandelt werden. Sämtliche Mitglieder der in Konkurs geratenen Staatsbeamten- Genoffenschaft nuca", die zufolge der Statuten alle persönlich hajtbar gemacht werden können, müssen vor Gericht erscheinen. Es handelt sich um nicht weniger als 21000 Personen. Da ein entsprechend großes Gerichts­gebäude nicht zu finden ist, soll der Prozeß auf dem Ererzierplah des Pionierregiments geführt werden, wo große Tribünen usw. errichtet worden find. Die Presse bezweifelt die Möglichkeit einer forretten Durchführung eines solchen Maffenprozeffes.

Herr Alfred Rosenberg  , Hauptschriftleiter des Bölkischen Beobachters", behauptet in seinem Blatte, daß 75 Prozent der ,, Bormärts"-Aktien Herrn Julius Barmat gehörten. Selbstverständ lich hat der völkische Berleumder sich diese erlogene Be hauptung aus den Fingern gesogen. Der Vorwärts" gehört der Sozialdemokratischen Partei.

54 Jahre lang 2bgeordneter von Cheltenham  ( England), menn ouch mit einigen Unterbrechungen, ist der 82jährig verstorbene Sir James A. G. Gardner gewesen.

Kuomintang Kongreß eröffnet.

Nordamerikanische Forderung an Nanking  .

London  , 9. Auguft.

Die Bollfigung des Vollzugsausschusses der Kuomintang ist.am, Mittwoch in Gegenwart von 38 Vertretern eröffnet worden. Tschiangtais het hielt eine Begrüßungsrede. Es wurde be­schlossen, die Beerdigung des von Beting hergebrachten Sarges Sunjatjens am 1. Januar vorzunehmen. Die Lösung der heiflen Frage, die Verdienste der südchinesischen Führer bei dem Feldzug gegen den Norden ihrer Bedeutung entsprechend zu würdigen, murde vorläufig zurüdgestellt.

Er

Der nordamerikanische Gesandte in Beting hat in einer scharfen Note an den Außenminister der Nationalregierung ge­fordert, alles noch von chinesischen Soldaten und Zivilisten besetzte a meritanische Eigentum sofort zu räumen. meist darauf hin, daß die Zurückhaltung amerikanischen Eigentums, besonders des amerikanischen Konsulats in Ranting, die ameri tanische Regierung schwer enttäuscht habe.

Die Ermordung Obregons. 37 Berhaftungen.

Merito, 9. August. Nach einer Mitteilung der Polizei wurden insgesamt 37 Ber fonen, darunter 3 mei fatholische Priester, verhaftet zum 3mede der Ermittlung, ob sie in Berbindung mit der Ermor dung Obregons stehen. Weitere Auskunft über die Verhaftungen Derweigerte die Polizei. Ferner machte sie Mitteilung von der Berhaffung eines Mannes Carlos Castro Baloa, der ein­Eine Gedenktafel für Wilhelm Blos  , den ersten Präsidenten gestanden haben soll, im vergangenen Mai zwei Bomben in der des Bolksstaates Bürttemberg, mird am 10. August an seinem Geburtshaus in Wertheim   i. B. angebracht werden. Gie wurde Deputiertentammer gelegt zu haben. Die Zeitungen be­von der Ortsgruppe Reutlingen   des Reichsbanners Schwarz Rot- Gold richten hierzu, daß, soweit bekannt, Castro nicht durch die reli­gestiftet. Der Entwurf stammt vom Bildhauer Profeffor& örcher.giöse Frage beeinflußt worden sei.

abgeordnete Gentner. Die machtvolle Rundgebung bewies, daß das republikanische München   auch ohne und gegen die Regie­renden in Bayern   gewillt ist, an der Republik   und seiner Ber­faffung nicht rütteln zu lassen.

2m Sonnabend wird in München   lediglich die jungdemokratische Arbeitsgemeinschaft eine offizielle Feier veranstalten, bei der Pro­feffor Dr. Ludwig Quidde   sprechen wird.

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Buchprämien am Verfassungstag. Zurückziehung des Buches von Delbrüd. Ein Erfolg der Kritif. 196 1000 to C Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: ,, In einem Teil der Bresse wird darauf aufmerksam gemacht, baß fich unter den Büchern, die der Preußische Minister für Kunst. Wissenschaft und Boltsbildung als Prämien am Berfassungstage on

Schüler höherer Schulen verteilen läßt, ein Buch von Hans Del brüd ,, Vor und nach dem Weltkrieg"( Berlin  , Stollberg  1926) befinde, in dem einige Stellen zu beanstanden seien. Das Buch ist übrigens als eines unter neun verschiedenen Werken im Bertrauen auf die Bersönlichkeit des bekannten Historikers als Prä­mie ausgewählt worden. Nachdem im Ministerium jetzt bekannt­geworden ist, daß einer der Aufsätze des Buches eine Aeußerung enthält, die als Verunglimpfung des ersten Reichspräsidenten gedeutet werden tann, ist es fofort zurüdgezogen worden." Die Kritik der Spätausgabe des Vorwärts" hat also dazu geführt, daß dieser Mißgriff schleunigst wieder gut­gemacht worden ist.

Heimwehrterror in Deutschösterreich.

Die Faschisten treiben zum Bürgerkrieg.

Wenn auch toh niht in Wien   selbst, so doch in der Provinz

haben sich Terrorakte der faschistischen Heimwehren ereignet, deren Wiederholung und Fortsetzung die Arbeiter zur gewaltsamen, Ab­mehr frecher Gewalttätigkeit zwingen müßte. In Maishofen  bei Zell am See  ( Salzburg  ) sprengren Heimwehrer eine Ge­werkschaftsversammlung der Kellner und mißhandelten den Landes­vertrauensmann der Kellnergewerkschaft in brutalster Weise bis zur Bewußtlosigkeit. Dabei taten sich ein paar 3eller Hotelhaustnechte, mißbrauchte Proletarier, besonders hervor. In der Nacht darauf ging das Versammlungslokal, das zugleich sozialdemokratisches Ber­fehrsgasthaus ist, in Flammen auf, höchstwahrscheinlich von en auf, Den Strol hen angezündet. In der steirischen Landeshaupt­stadt Graz   sprengten Heimwehrer eine Bersammlung für Kriegs. dienstverweigerung, wobei sie den als Referenten erschienenen Inder verprügelten und verjagten. Offenbar haben die Einbe rufer versäumt, den Republikanischen Schutzbund um Saalschutz zu ersuchen. In der Bergwerkstadt Leoben   gingen Heimwehrer bei ihrer Fahnenweihe und dem folgenden Umzug gegen Arbeiter, die auf provokatorisches Heil- Gebrüll sehr unangebracht mit " Freundschaft!" antworteten, ohrfeigend und verhaftend" vor, in­dem sie die Leute der Polizei übergaben!

Folgen eines politischen Giftmordes. Bürgerschlacht in Cayenne  .

Cayenne  , Französisch- Guyana  , 9. Auguff. Die gerichtliche Untersuchung hat ergeben, daß der Tod des früheren Abgeordneten Galm of aller Wahrscheinlichkeit nach auf Bergiffung zurückzuführen ist. Infolge dieses gerichtlichen Be­fundes hat es in Cayenne Zusammenstöße zwischen Anhängern und Gegnern Galmots gegeben, bei denen vier Personen, darunter ein Generalratsmitglied, getötet wurden.

Klemm begnadigt. Der ehemalige deutsche Fremdenlegio­när Klemm, der wegen Unterstüßung Abd el Krims zum Tode verurteilt worden war, ist durch den Präsidenten der französischen Republik zu lebenslänglicher 3mangs= arbeit begnadigt worden.

Berhandlungen zwischen England und dem Hedichas erfolglos abgebrochen. Es handelte sich um die Regelung von Grenz ftreitigkeiten zwischen Irak   und Hedschas  . An der Grenze find Borsichtsmaßnahmen ergriffen worden.