4. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt
Ur. 287.
Arbeiter- Sanitätskommission.
Die Berliner Wasserversorgung hat wieder einmal zu schweren Bedenken Anlaß gegeben. Die von den Tegeler Wasserwerken versorgten Stadttheile baben einen Tag lang übelriechendes und übelschmeckendes Wasser geliefert bekommen und, wie uns zugegangene Berichte melden, sind mehrfach Gesundheitsschädigungen in Gestalt von heftigen Farmkatarrhen durch den Genuß dieses Wassers erzeugt worden. Die städtische Verwaltung fennt nach den bisher an die Deffentlichkeit gedrungenen Mittheilungen die Ursache dieser Wasserverunreinigung noch immer nicht. Vielleicht tönnen wir die Behörden auf die richtige Spur bringen, wenn wir sie daran erinnern, daß der Spandauer Schifffahrtst anal, welcher in den Tegeler See mündet, wiederholt die Stätte grober Ver unreinigungen gewesen ist. In unseren Veröffentlichungen im Vorwärts" vom 16. Oftober 1892 und 29. August 1893 uicfen wir auf die Gefahr einer Infektion des Havelwassers hin, welche durch den Mangel an Alofets für die Schiffer ein Fordhafen und durch die Einleitung der Jauche eines ganzen Editheils in den Kanal gegeben war. Wohl wifen wir, daß jeite em die Pumpstation in der Eeestraße fertig gestellt ist und Bfde seine schweren Bedenken verloren hat. Aber bei der Fay it nohl der Nothkanal in der Nähe der ogenannten schwarzen fortschreitenden Bebauung des äußersten Nordens sind ähnliche Vorkommnisse, die gur Verseuchung des Echifffahrte fanals führen können, auch jetzt nicht
H
Sonntag, den 8. Dezember 1895
Vor ekelhaft stinkendem Entenmist ist daselbst kaum zu treten. Ein Kloset muß reichen für 4 Haushaltungen, 3 Arbeiter aus einer Lederzurichterei und 2 aus einer Tischlerei. Pissoir existirt nicht und stellen sich daher die dort beschäftigten Arbeiter zur Verrichtung ihrer Nothdurft frei auf dem offen stehenden Hof hin.
öchstestraße 14, rechter Seitenflügel, Kellerwohnung, 11 Stufen tief; die Wände sind naß, Schwamm in dem Fuß boden des Schlafraumes, hie Familie fräntlich. Wirth läßt die Leute nicht ziehn. 2 Klosets auf dem Hof, verschlossen und meist unsauber, für 20 Haushaltungen.
Havelberger str. 37, Hof, linker Seitenflügel 4 Treppen, Wohnung besteht aus einem Raum, die Luft ist dumpf und Schimmel fist an den Wänden.
Stalizerstr 29a, Quergebäude 4 Tr., befindet sich eine Schneiderwerkstatt mit mehreren Mamsells. Da oben kein Kloset vorhanden ist, müssen die Arbeiterinnen stets erst nach dem Hof laufen.
befindet sich eine Gierhandlung, in welcher in drei eingemauerten Spandauerstr. 80. In der Remise des Quergebäudes Kesseln sogenannte Kalfeier lagern. Die faulen unter denselben verbreiten einen unerträglichen Geruch, der die Hofbewohner bindert, die Fenster zu öffnen. Die faulen Gier werden in unfutter, theils von der Abdeckerei abgeholt. Abhilfe war bis jetzt regelmäßigen Zwischenräumen theils von einzelnen als Schweinenicht zu erlangen. Grüner Weg 87, of II. I. Die aus einem Raum Sier thun saleunige Reformen, ueberwachung Schimmel belegt. Frau und Kinder kränkeln. Wirth läßt nichts ausgefchloffen. bestehende Wohnung ist naß, Wände, Kleider und Schuhwerk mit des Schiffsverkehrs, Klosets an den Anlege machen, sondern besteht auf Erfüllung seines Kontrakts. stellen intl. am Nordhafen, Inspektion der Dranienstr. 24. Für 19 Haushaltungen mit SchlafUfer und der noch nicht fanalisirten Stadt- gängern, einige Fabrikarbeiter und die Gäste einer im Vordertheile durch Gesundheitsaufseher noth.
Wiesenstr. 63, vorn, Kellerwohnung, zehn Stufen tief. Wände sind naß, Wasser läuft an den Wänden herab, Fenster sind undicht, im Fußboden faule Stellen. Die Wittwe Bauder und ihre Kinder kränkeln beständig, doch läßt der Wirth nichte machen. Außerdem ist ein meist unsauberes Kloset auf dem Parterreflur für sieben Haushaltungen und die Gäfte einer Restauration.
hause befindlichen Restauration befinden sich auf dem Hofe nur 2 Klosets, die natürlich nicht ausreichen und sehr unsauber gehalten sind. Mülikasten in Unordnung. Auf dem Vorderboden und dem Boden des rechten Seitenflügels liegen große Haufen Müll und Schutt. Die Böden sind nicht gedielt. Schwedter st r. 22, Quergebäude im Keller, direkt unter der Küche der Parterrewohnung, beherbergt im Winter eine Kaninchenheerde, die einen für das ganze Quergebäude empfindlichen Gestank verbreitet, besonders aber in der parterre gelegenen Küche jedes Lüften verhindert.
Manteuffelstr. 88, rechter Seitenflügel. Die Parterre wohnung sowie zwei Wohnungen im ersten Stock sind durchweg naß, Wände feucht und mit Schimmel bedeckt, ebenso Echuhwerk Johannestisch. Grundstück„ Kapelle des Herrn Stöcker, und Kleider. In der einen Wohnung des ersten Stocks regnet Hofprediger a. D.". Nach den Angaben einer großen Anzahl es durch die Decke und der Ofen ist in schlechtem Zustande. Tie Miether der Grundstücke Johanniterstr. 1 u. 2 dringt alle SonnBewohner fränkeln meistens. Auf dem Hofe ist ein Kloset für abend früh von 5 bis 7 lihr von dem Gebäude des Herrn Stöcker fünf Haushaltungen und die Tienstboten des Vorderhauses. Jein unerträglicher Rauch durch Fenster und Thüren in die WohKoblantstraße 15. Das Grundstück besteht aus einem nungen beider Häuser. einstödigen Quergebäude, den Seitenflügel bildet ein Kellerraum mit darüber liegender Werkstatt. Das Vorderhaus bilden 3 Schweine ställe mit ca. 15 Schweinen. Auf dem Hofe tummeln sich ca. 25 Enten und einige Hühner. spätet!)
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Für die Arbeiter- Sanitätstommission gingen ferner ein: 25 M. vom Wahlverein des 5. Berliner Wahlkreises.( Ver
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Fabelhafte Unfallrenten. Die verehelichte Freistellenbesitzer Pietsch in Nieder- Mühlwiß im Kreise Dels erhält für einen Betriebsunfall eine Rente von 60 Pfennigen monat= lich(!) Dabei erwäge man nun noch die Zeitverfäumniß, welche mit der Erhebung der Rente bei der entfernt gelegenen Postanstalt, durch die Beglaubigung der Quittung u. 1. w. verbunden sind. Bei solch fabelhaften Unfallrenten ist es allerdings hohe Zeit, daß die Berufsgenossenschaften mit allen Kräften auf eine erkleinerung der Renten hindrängen; man denke, zwei Pfennige Unfallrente pro Tag, und dabei ist die Begehrs lichkeit dieser Proletarierfrau vielleicht immer noch nicht geftillt!
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In Stuttgart foll eine württembergische Landes- Bentralstelle Württembergische Landeszentrale für Arbeitsnachweis. telephonisch untereinander verbunden, jedes Arbeitsamt foll für den Arbeitsnachweis der kommunalen Arbeitsämter gegründet werden. Die Arbeitsämter der verschiedenen Städte werden telephonisch untereinander verbunden, jedes Arbeitsamt soll mehrere Wale wöchentlich alle Arbeiter und Arbeitsangebote der Zentrale mittheilen, die schnellstens eine Zusammenstellung fenden hat. Die Kosten dieser Institution trägt der Staat, dem anzufertigen und diese an alle Arbeitsämter und alle Gemeindebehörden der Oberamtsständte zum öffentlichen Aushang zu verdazu allerdings nur 5000 M. zur Verfügung stehen, eine Summe, nehmens schiverlich ausreichen dürfte. die zur allseitigen Durchführung dieses lobenswerthen Unter
Ueber die Wurstwaaren- Werkstätten Krakans veröffent lichte die Zeitung Naprzod" eine Statistik, die einen Einblick gen ährt in die dort herrschenden schauderhaften Zustände. Bei den zehn größeren Unternehmern dieses Gewerbes arbeiten 26 Gehilfen, 60 Lehrlinge und 21 Aushilfsarbeiter. Die normale Arbeitszeit beträgt 19 bis 21 Stunden per Tag, der Monatslohn des Gehilfen 12 bis höchftens 32 fl. Sonntags wird in manchen Werkstätten bis 3 Uhr nachmittags un unterbrochen gearbeitet. Sonntagsarbeit von 4 bis 10 Uhr früh ist Regel. In allen Werkstätten sind die Arbeits- und Schlafräume un säglich schmuzig und etelerregend. In einer Werkstätte wird manchmal 40 Stunden in einemfort gearbeitet. Ganze Nächte rackern sich die Arbeiter ab. Oft müssen zwei Arbeiter in einem Bett schlafen, die Aushilfsarbeiter schlafen sogar oft auf dem nackten Boden. Das alles geschieht so wie in den Krakauer Bäckereien mit Vorwissen und stiller Gewährung der Behörden. Niemand, außer den Sozialdemokraten, tümmert sich um diese furchtbaren Mißstände. Die sozialdemokratische Agitation ist aber schon hier eingedrungen und in wenigen Wochen wird eine Selcher und Fleischergewerkschaft in Krakau entstehen.
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