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Dienstag

14. August 1928

anode

Unterhaltung und Wissen

Der Kamerad seines Vaters.

Bon Henry Lawson , Sydney .

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Es war immer noch das Goldene Tal", doch vom Golde war einzig und allein der Name übriggeblieben, wenn nicht die Mullod­Halden( ausgegrabener Lehm aus den Goldgruben Anm. d. Ueb.) cder Mimosenblüten, die auf den Bäumen der benachbarten Hügel wucherten, heute noch zu diesem Namen berechtigten. Doch mas das Gold betrifft, fo war es aus diesem Tale längst verschwunden, genau so wie die Goldgräber, die nach der Art von Timons Freunden, nachdem er seinen Reichtum vergeudet hatte, gleichfalls davongingen. Das Goldene Tal" war also ein trauriger Plag, traurig und düster selbst für ein verlassenes Goldfeld. Die arme, verwundete Erde mit all ihren nackten Wunden schien an die be= nachbarten Büsche eine stumme Bitte zu richten, näher an sie heran­zukommen, um sie zu bedecken und dadurch zu schützen. Und als ob das Gebüsch und die jungen Bäume dieser Bitte entsprechen wollten, fonnte man schon hier und dort gewahren, wie sich Busch und Baum Dem Fuße der Berglehne allmählich näher heranjchoben. Die Wildnis machte wiederum ihr Urrecht geltend!

Die beiden düsteren, finsteren Hügel, die das Tal auf beiden Seiten begrenzten, waren zur unteren Hälfte mit dunklem Busch­mert und dürren Buchsbäumen bedeckt, ein wenig höher jedoch, dort mo sich die höchstgelegene Reihe der Bohrlöcher hinzogen, wucherte eine Gruppe von Mimosen in voller Blüte. Der obere Teil des westlichen Hügels hatte gewissermaßen eine Sattelgestalt, und dort, wo sich der Knopf dieses Sattels befand, oberhalb eines Eukalyptus­wäldchens, standen drei hohe Kiefern auf einsamer Wacht. Diese vereinzelten, auf viele Meilen im Umkreis sichtbaren Bäume hatten die goldgelben Strahlen so mancher untergehenden Sonne in ihren 3weigen gewiegt, lange bevor noch der Fuß eines Weißen diese Hügel überschritten hatte.

Die ganze Szenerie hatte die Stimmung einer qualvollen Er­wartung für das Gehör, das ununterbrochen in Spannung war. irgendwelche Laute zu vernehmen, obgleich ja die Hammerschläge der Goldgräber hier längst verflungen waren! Und doch schien es, als ob dieses Zeichen der früheren Tätigkeit dem ganzen Milieu hier fehlen würde! Der Hauptstrom der Goldgräber war längst nach den neuen Gefilden gezogen, was sich hier herumtrieb, das waren bloß noch ein paar Nachzügler und Flüchtlinge. Es waren lauter Leute, die entweder zu arm waren, um mit ihrer Familie von hier fortzuziehen, alte und gebrechliche Menschen, und endlich solche, die allen Glauben an das Glück verloren hatten. Sie waren unbemerkt von den Fortziehenden weggeblieben und führten hier in diesem ver­laffenen Tale ein erbärmliches Dasein. Das goldene Tal" hatte wohl noch seine kleine Gemeinde von Goldgräbern, die auf einer Waldlichtung hausten, die auf der einen Seite Spencers Ebene, auf der anderen Seite die Poundingebene hieß, aber sie vermochten die Szenerie nicht mehr zu beleben, und es wurden ihrer immer weniger. Ein Fremder, der hierher käme, wäre der Meinung gewesen, daß das Gefilde gänzlich menschenleer sei, wenn er nicht plötzlich auf ein Kleidungsstück und einen Leekessel am Fuße der jungen Bäume zwischen den Bohrlöchern gestoßen wäre oder aus irgendeiner Grube die Aufschläge einer Spithacke vernommen hätte, die fundgab, daß irgendein Goldgräber dort unten in irgendeinem Mullodüberrefte herumwühlte.

Eines Nachmittas um die Weihnachtszeit herum tonnte man über einem alten Schachte von beträchtlicher Tiefe am Fuße des Tales einen Windebaum gewahren. Ein Eimer aus grünem Leder, der mit einem Stride an dem Windebaum befestigt war, lag am nächsten Morgen fnapp bei dem Schachteingange und daneben war ein kleiner Ball von frischem, feuchtem, goldhaltigem Waschstaube auf einem reingefegten Erdflecken angehäuft.

Der Schatten einer Gruppe junger Bäume, die in der Nähe muchsen, fiel zum Teil auf diesen Mulleckhaufen, und im Schatten dieser Bäume saß auf einem alten Rode ein etwa elf oder zwölf Jahre alter Anabe und war damit beschäftigt, irgend etwas auf eine Schiefertafel zu schreiben.

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Er hatte blondes Haar, blaue Augen und ein schmales, altaus­fehendes Gesicht ein Gesicht, das sich faum verändern dürfte, bis er zu voller Männlichkeit herangereift war. Seine Bekleidung bestand aus einem Paar Molestinhosen, einem Baumwollhemde, und einem Baar Hosenträgern. Er stemmte die Schiefertafel mit der einen Ede des Rahmens feft gegen seine Hüften, während er seinen Kopf so start über die Schiefertafel herabbeugte, daß sie sein wirr herab hängendes Haar fast berührte. Während er mühsam eine Zeile schrieb, in der er in fast jedem Worte einen orthographischen Fehler machte, schaute er gleichzeitig von der Seite gespannt auf seine Arbeit. Bei dieser mühevollen Arbeit schien ihm die Zunge einen großen Beistand zu leisten, weil er sie zu einem Mundwinkel heraus­streckte, sich dann mit ihr den ganzen Mund ableckte, wodurch er in seinem Gesichte stellenweise einen reinen Fled betam. Seine fleinen, mit Lehmrändern verzierten Zehen schienen bei der Lösung der Auf­gabe auch eine nicht unwesentliche Rolle zu spielen, da er sie unaus­gefeßt hin und herbewegte. Mitunter machte er eine fleine Pause, um sich mit dem fleinen, braunen Arme über den Mund zu fahren. Der fleing Isley Mason oder, wie man ihn gewöhnlich nannte: ,, Der Kamerad feines Vaters", war stets der Liebling der Goldgräber gewesen, schon von seiner ersten Rinderzeit an, da er gleidh am frühen Morgen herausgeschlüpft tam und im bloßen Hemde mit seinen nadten Beinchen über die frostige Halde strampelte. Long Bob Sawkins erzählte immer und immer wieder, wie eines Morgens unser Islen von einem Spaziergang durch das hohe, feuchte Gras fplitternacht, wie ihn der Herrgott geschaffen hatte, zurücfam und über die ganze Ebene schrie, daß er sein Hemd verloren hätte.

Später, als schon die Mehrzahl der Goldgräber abgewandert war, und auch Islens Mutter schon nicht mehr lebte, konnte man ihn mit nadten, braungebrannten Armen und Beinen, einer Spitz hade, einer Schaufel und einem Gefäß zum Goldwaschen, das im Durchmesser zwei Drittel der Größe dieses Dreitäsehochs maß, zwischen den alten Mullockhalden gewahren. Long Boby war Isleys ganz spezieller Freund und er pflegte oft seine Arbeit zu unter­brechen, um mit dem Kinde plauschend auf einem Haufen Wasch lehm oder einem Flecke Erde zu liegen, wobei er seine langen Plaudereien mit dem Kinde gewöhnlich mit der Erklärung ent­schuldigte, daß es fo spaßig sei, Islen zum Reben zu bringen". Isley war schon ein hübsches Weilchen mit seiner Schreibfunft beschäftigt, als plötzlich eine tiefe Stimme von unten aus der Grube erscholl: slen!"

Beilage des Vorwärts

der Schachtöffnung näherte, begann er jetzt den Kübel herunter. I die Ede der Schiefertafel fest gegen seine Hüften, frümmte seinen zulaffen, soweit das lofe Seil herabging; er legte die eine Hand Rüden über der Aufgabe und begann eine zweite schwankende oberhalb des Baumes der Winde, stüßte sie mit der anderen unten Zeilenreihe. und ließ nun die Welle zwischen seinen Handflächen freisen, bis der Kübel den Grubenboden erreicht hatte. Ein paar Augenblicke lang vernahm man das Geräusch des Zusammenschaufelns, worauf lang vernahm man das Geräusch des Zusammenschaufelns, worauf eine Stimme rief: Drch also hinauf, Söhnchen!"

Das langt ja nicht zur Hälfte," entgegnete das Bürschchen, sich über die Schachtöffnung herabbeugend. Hab' nur teine Furcht Vater, tüchtig hineinzuladen, ich kann schon eine Menge mehr, als was du hineinschüttest, heraufwinden!"

Wieder kann man ein bißchen Geräusch, das vom Zusammen­scharren der Erde herrührt, vernehmen und dann stützt der fleine Bub seine Füße auf den kleinen Lehmwall, der unterhalb der Kurbel des Windebaumes allmählich angewachsen ist, um seine Unzulänglich­teit an Kraft und Wuchs auf diese Weise wettzumachen. ,, Also los, Islen!"

Islen wand die Winde langsam, aber fräftig genug, und binnen furzem erschien der Kübel mit dem vollen Inhalt ,, Waschlehms" an der Erdoberfläche, dann leerte er ihn bei den übrigen Haufen ,, Waschlehms" aus.

,, Isley," rief der Bater wiederum. ,, Bitte, Bater!"

Hast du deine Aufgabe bereits geschrieben?"

,, Dann schic' mir die Schiefertafel das nächste Mal herunter, damit ich dir einige Rechenaufgaben gebe." ,, Bitte, Bater!"

Tom Mason war im ganzen Umkreise als ein zäher, fleißiger und schweigsamer Arbeiter bekannt. Er war ein Mann von über 60 Jahren, von hoher Figur, und hatte trotz seines Alters noch einen schwarzen Vollbart. Sein Gesicht war durch nichts besonderes auffällig, höchstens daß die Züge hart geworden waren, hart wie das Gesicht eines Mannes, der durch eine lange Folge von Leid und Enttäuschung viel gelitten hatte. Er lebte in einer armseligen Hütte unter einem Pfefferminzbaume an der äußersten Grenze der Poundingebene. Seine Frau war ihm vor sechs Jahren gestorben, und obgleich in dieser Zeit neue Goldlager entdeckt wurden und er wohl imftande war, sich dorthin zu begeben, hatte er Das goldene Tal" feit dieser Zeit nie mehr verlassen.

Mason kniete und graub beim matten Schimmer einer Talgferze. Der Boden war sehr feucht in dieser Höhlung, und seine Hosen waren von Lehm und Wasser schwer und feucht geworden, der alte Gold gräber war an dergleichen gewöhnt. Doch heute war seine Spitz­hade trotz aller Bemühungen nicht in der Lage, viel zu schaffen, denn seine Gedanken waren irgendwie nicht bei der Arbeit, mitunter mußte er eine Pause einschalten, und dann führten ihn seine Vorstellungen weit weg von hier aus dem schmalen Erdgange mit Waschstaub", der vor ihm getürmt lag.

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Seine Erinnerung grub ihm Bilder längst vergangener Zeiten aus, trübe Schatten, denn sein Gesicht nahm jetzt einen noch härteren Ausdruck an, und die Züge schienen im fahlen Lichte der Kerze noch ( Fortsetzung folgt.)

Das Bübchen nahm wieder seinen vorherigen Platz ein, stemmte bleicher zu sein denn je.

Berfunkene Romantif.

Rund um Würzburg .

mauer eingelassen worden ist. Von ihrem schwer lesbaren Tert ent­ziffere ich den Namen Walther. Durch einen halb verborgenen Ein­gang trete ich in ein Gärtchen, das von der einen Längsseite der Kirche, der Mauer eines ehemaligen Kreuzganges und einem kleinen Hause ganz eingeschlossen ist. Hier also ist einstmals die heute gar nicht mehr erkennbare letzte Ruhestätte des Sängers der Schönheit und innigen Lebensfreude, des liedertrunkenen Walther von der Vogelweide , gewesen, und noch immer lebt sein Geist in dem idylli­schen Blütenzauber dieses Lusamgärtchens.

Würzburg ist eine spröde Schöne, die ihre Reize dem Fremden| rungstafel, die vor wenigen Jahren in die Außenseite der Kirchen­nicht auf den ersten Blick erschließt. Komint man etwa im Reisetrubel der hochsommerlichen Ferien- und Urlaubswoche, die allerorten das Gepräge von Reisestrapazen und des lauten, nervösen Treibens des industrialisierten Fremdenverkehrs unserer Zeit tragen, zum ersten mal in diese Stadt, so sucht man, enttäuscht und ernüchtert, lange ver­gebens nach charakteristischen Ueberresten von Würzburgs historischer Vergangenheit. Bom Bahnhof bis an den Markiplaz bietet sich im wesentlichen nur das Bild einer durchschnittlichen modernen deutschen Provinzstadt. Später entdeckt man dann natürlich die sehenswerte Rokokopracht der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz mit ihren an­mutigen Parkanlagen. Man bewundert auch wohl von der alten Marienbrücke aus den malerischen Anblick der jenseits des Mains auf dem Berge liegenden Marienburg , die heute ganz prosaisch als Schupofaserne dient. Aber im ganzen fehlt doch der geschloffene Gesamteindruck, der das Stadtbild dem Gedächtnis unauslöschlich einprägt. Die moderne städtebauliche Entwicklung hat in Würzburg , mie in jo manchen anderen Orten, z. B. der Bodenseestadt Konstanz, das alte historische Stadtbild großenteils fortgeräumt.

An prachtvollen, fünstlerisch bedeutsamen Kirchen ist Würzburg , wie so viele Städte Süddeutschlands , reich. Da ist auf dem Markt­plaze das herrliche gotische Meisterwerk der Marienkapelle. Da ist der zwar äußerlich nicht gerade imposante, in seinem Innern aber den charakteristischen, feierlichen, nicht aufdringlichen, aber um so eindringlicheren Brunt zeigende Dom. Da ist der monumentale, glänzende Barockbau der Stifts- Hauger- Kirche, und da ist noch eine ganze Reihe anderer Kirchen, die durch die Großartigkeit ihrer Archi teftur und ihres bildnerischen Schmuckes eine so unwiderstehliche Weiheftimmung auszuüben vermögen. Gerade ein heidnisches Gemüt empfindet diese ästhetische Ueberlegenheit fatholischer Kirchen gegen­über den nüchternen protestantischen Gotteshäusern besonders lebhaft. Bom früheren fürstbischöflichen Luftschlößchen sind heute nur noch etwa ein halbes Duzend fahler Räume im Mittelbau zu besichtigen, der noch aus der Barockzeit stammt. In einem der Räume stehen noch Möbel aus der Biedermeierzeit, die einst vom Bayernfönig Die beiden Ludwig dem Ersten dorthin gebracht worden sind. Rofofoflügel des Schlößchens find dem Besucher nicht zugänglich, weil sie heute von Angehörigen einer Gartenbaulehranstalt bewohnt werden, die seit einigen Jahren in Beitshöchheim eingerichtet mor­den ist.

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Man muß sich schon die Mühe nehmen, sich etwas eingehender in die Eigenart der Stadt zu vertiefen, wenn man dem Geiste einer zauberhaften Romantik greifbar begegnen will. Die düstere Mauer und der Renaissancehof der alten Universität etwa meden Erinnerun gen an das Zeitalter des Florian Geyer oder des ,, Aufruhrs um den Junker Ernst", und der Markt und die Brunnen, von denen ein besonders kunstvoller von Tilman Riemenschneider , der in der Bauerntriegszeit Bürgermeister der Stadt gewesen ist, gegenüber dem schönen Rathause steht, erscheinen wie lebendige Ueberbleibsel aus Gustav Freytags" Bilder aus der deutschen Bergangenheit". Am lebendigsten jedoch empfindet man eine ganz zeitlose und unzer­Auch ein Teil des herlichen Parts hat ein höchft prosaisches Aus störbare Romantik, wenn man im engen Keller des Bürgerspitals oder des Juliusspitals oder an einem der ganz zerschnitten Tische sehen angenommen. Kohlpflanzungen, Gemüsebeete und Obstkulturen beim Brücken- Bäck oder in einer ähnlichen Kneipe seinen Schoppen find hier angelegt worden. Das ist gewiß eine höchst nützliche und Bein trinkt. Dann erst sieht man Würzburg in seiner ganzen Einzig- zweckmäßige Ausnüßung des Bodens, würdig des praktischen Geistes artigkeit. Ueberhaupt hat das wahre Gesicht dieser Stadt einen sym­pathisch materiellen Zug. Man bekommt hier beispielsweise den mit Recht berühmten Frankenmein, der an den Hängen des Stein­bergs jenseits der Stadt reift und in die bekannten bauchigen Bods­beutelflaschen gefüllt wird.

Neben der Majestät der Domes steht ein anderer Kirchenbau mit eigenartig großartiger Portalfront. Es ist die Neumünsterkirche, die in einem weiten Gruftgewölbe die Gebeine des Heiligen Kilian| birgt. Aber auf einen piel größeren Heiligen deutet eine Erinne­

des 20. Jahrhunderts.

Erst wenn man sich an den Gemüsebeeten vorbei weiter hinein in den Park verliert, findet man entzückt noch einen unberührten Rest des Rototo. Berschwiegene Laubengänge und verschlungene schmale Gartenpfade treuzen sich da; groteske Steinplastiken thronen auf schlanken Säulchen; Springbrunnen und seltsame Brunnen­figuren, malerische Teiche, Bavillons und Tempelchen, lauschige Hecken und blühende Rundbeete tauchen treuz und quer auf. Hans Bertram .

Gorilla zurückzuführen. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei dem jezt

Die Menschenraffen der Vorzeit est inordafrika gehobenen Funde um einen Bertreter der mahr­

Bon Dr. Adolf Heilborn.

Der ,, Abend" vom 9. August bringt die Mitteilung, daß eine von der Chicagoer Universität ausgerüstete Expedition in Nordafrika das vollständige Stelett eines eiszeitlichen Menschen ergraben habe. Das wäre wieder eine Bestätigung der von Klaarsch und dem Unterzeich neten seit Jahren verfochtenen Ansicht, daß eine der ältesten Eiszeit­rassen, die der sogenannten Neandertaler, aus Afrita nach Europa eingewandertist. Wenn aber das Blatt meiter ausführt: bisher nahm man an, daß die Menschen des älteren Steinzeitalters einem einzigen Typus angehörten, der sog. Cro- Magnon- Raffe, aber dieses Skelett, das in Erdschichten von einem Alter von etwa 30 000 Jahren gefunden wurde, zeigt einen anderen Typus, so daß man nunmehr annehmen muß, daß es unter den Menschen der Steinzeit bereits verschiedene Raffen gab," so darf das nicht ohne Widerspruch bleiben. Die Zahl der Jahre, sei vorweg betont, spielt bei der Frage Peine ausschlaggebende Rolle. Die Geologen find fich über die Zahlen der Dauer der einzelnen Eiszeitperioden durchaus noch nicht einig. Mit Bestimmtheit aber fönnen mir heute behaupten, daß die soge­nannte Cro- Magnon- Rasse zweifellos die jünge eiszeitliche Raffe ist, eine Mischrasse zudem, die aus der Vereinigung zweier er­heblich älterer Rassen, nämlich der Neandertaler " und der Aurignacrasse", hervorgegangen ist.

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Nach unserer immerhin noch mangelhaften Kenntnis hat es zur Eiszeit eine ganze Reihe verschiedener Rassen gegeben. Da ist lange schon vor den Neandertalern eine durch einen unfagbar maffigen Unterkiefer( Mauer bei Heidelberg ) bezeugte Raffe da, der Heidel­bergmensch", dem die Geologen ein Alter von über 200 000 Jahren beimessen, und den die vergleichenden Anatomen in Berbindung mit dem Gibbon, dem kleinen, asiatischen Menschenaffen, bringen zu follen glauben. Nach unserer bisherigen Kenntnis erscheint dann der Neandertaler auf dem Plan, eine Rasse, deren Alter die Geologen auf etwa 180 000 Ihre v. Ch. schägen, und die laatsch ihr befter Isten legte ajo feine Schiefertafel beifeite unb indem er fich Renner- und der Unterzeichnete auf eine Barallelentwichung zum

Ja, Bater."

,, Leiere mir den Kübel herunter!"

Ja, Bater."

scheinlich dort urheimischen Neandertalrasse, die über eine damals be­stehende Landbrüde von Afrifa nach Europa eingewandert ist.

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Diese Neandertalraffe, die, nach den bisherigen zahlreichen Stelett- und Kulturfunden( Feuersteingeräte eines bestimmten Typus) zu urteilen, riefige Gebiete Europas der erste Stelettfund jahr= wurde im Neandertal bei Düsseldorf schon 1856 gemacht tausendelang bevölkert hat, wurde ungefähr um 40 000 v. Chr. von einer aus Afien einwandernden Rasse überrannt, die wir nach der Rulturepoche( wesentlich anders geformte Steinwerkzeuge) die Aurig­nacraffe nemmen. Die vergleichenden Anatomen, zumal klaatsch und der Unterzeichnete, bringen diese Rasse mit dem Orang- Utan in Parallelverbindung. In Südeuropa ( Südfrankreich ) trafen die geistig und kulturell- technisch höher stehenden Aurignacleute mit den Ne­andertalern zusammen. Diese unterlagen, die Aurignacmänner be­mächtigten sich ihrer Weiber, und aus der Vermischung der beiden, voneinander start abweichenden Raffen gingen in Südfrankreich die Cro- Magnon- Menschen so genannt nach dem ersten Fundort im Bézurtalin Mähren die Raffe von Predmost( bei Prerau , Nord­ mähren ), in Deutschland die Menschen von Obertassel( bei Bonn ) uff. hervor. Diesen Mischrassen geben die Geologen ein Alter von rund 30 000 Jahren. Zu diesen Funden der Altsteinzeit( Paläolithikum), die wir mit dem Eiszeitalter oder Diluvium gleichsehen dürfen, und die durch Zehntausende von Jahren von der in die geschichtliche Zeit überleitenden Reusteinzeit( Neolithifum) getrennt ist, gesellten sich in den letzten Jahrzehnten noch Skelettfunde, die in Ehringsdorf( bei Weimar ) zutage treten. Diese Ehringsdorfer Rasse muß nach der Ueberzeugung des Unterzeichneten ebenfalls als eine besondere Eis­zeitraffe angesprochen und darf vielleicht gewiffen anatomischen Merk­malen am Untertiefer nach in Parallelftellung zum Schimpansen ge­bracht werden.

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Ausführlichere Einzelheiten über diese Eiszeitraffen findet der Leser, der sich genauer unterrichten will, in Cunows ,, Technik und Wirtschaft des europäischen Urmenschen"( Bücherkreis) und Heilborns Mensch ber Urzeit"( Aus Natur und Geistesmelt).