Einzelbild herunterladen
 

Technische Neuerungen im Parlament.

Im preußischen Landtag ist man zurzeit damit beschästigt, Fernsignale, Lautsprecher usw. zu bauen. Auf der äußersten Linken und fechten sollen außerdem noch Apparate aufgestellt werden, die es Kommunisten und Nationalsozialisten ermöglichen, sich über die Mitte hinweg zu prügeln! Oer Nachfolger Stefan Zladitschs Oer Kur« bleibt derselbe.

llgram. 14. August. Der geschajleführende Ausschuß der bäuerlich-demokratischen Koalition hat Dr. M a t s ch e k zum Präsidenten de» Abgeordneten- klub» der Kroatischen Bauernpartei gewählt. Er und P r i b i t- sch e w it sch sind gleichberechtigt« Führer der Parte!. » Di« Beerdigung Raditsch» am Sonntag in Agram war ein überaus einprägsames Schauspiel. Man schätzt die Zahl der Teilnehmer auf Hunderttausend, von weither kamen sie gezogen. Die kroatischen Führer gelobten vor dem Volk, im Geiste Raditschs den Kampf um die Freiheit Kroatiens weiterzuführen, bis die Selbstverwaltung erreicht ist. Zweimal entstand aus dem langen Marsch zum Friedhof Panik durch falsche Gerüchte von einem Bombenwurf, angeblich auch durch feindselige Rufe und Pfiffe, ver- mutlich Lockspitzelwerk: es soll auch eine zusehende Frau vom Balkon auf die Untenstehenden gestürzt sein. Aufzeichnungen von Raditsch in Kiew gefunden. Ein Kiew er Sammler und Bibliophile besitzt zahlreiche Briese und Aufzaichmingen des soeben perstorbenen Stefan Raditsch. Diese Dokument« stammen ous der Zeit, al» Raditsch an der Kiewer Universität studierte. Dan dem Vorhandensein dieser Papiere war

kisher nichts bekannt, jetzt hat der Besitzer die Ausmertsamfeit aus sie gelenkt. Schon durch diese Auszeichnungen de» j u g e n d- l i ch e n Raditsch zieht sich die Ädee des Kampfes für die kroatische Bauernschaft. Verhindertes Attentat. , Belgrad . 1-t. August. Wie die Blätter aus Neusatz melden, erstattete der Chefredakteur des Pribitfchewitsch nahestehenden BlattesDidovdan", Jevdfewitjch, die Anzeig«, daß er in der Redaktion seines Blattes o i e r Bo m b e» im Papierkorb versteckt ousgcsunden habe. Di« Polizei hat Nach» forschungen eingeleitet. Belgrad beschuldigt Agram. Belgrad . 14 August. Prawda" veröffentlicht Agramer Berichte, wonach rechtspartei- liche und kommunistisch« Element« planmäßig Dorbereitungen zur Störung der Ordnung treffen. Di« Aktionen fallen sich nament- lich gegen die Polizisten und gegen Verkäufer Bel- grader Blätter richten. Drei Ruhestörer sind verhaftet worden. Der Agramer Korrespondent de» Blattes behauptet auch. daß die kroatisch« Jugend Kundgebungen gegen die nunmehr rgtifi» zierten Nettuno-Konventionen o o r b« r« i t e.

Richter! Eine vernichtende Kritik an der Strofjustiz von heute. Einer der bekanntesten deutschen Rechtsanwälte, Dr. Als» b e r g. und dzr Vorsitzende des Deutschen Richterbundcs. Senats­präsident beim Reichsgericht. Dr. Reichert, sind hart aneinander geraten. Der Streit reicht über die Grenzen der Fachintsresfen hinaus: er berührt Iustizproblem« von allgemeiner Bedeutung. Rechtsanwalt Alsberg hat im Archiv für Kriminologie«inen Emzel- fall zum Ausgangspunkt grundsätzlicher Erörterungen über die Rechtspflege gemacht. Der Fall selbst interessiert hier nicht, um so mehr tun«» die Lehren aus dem Fall«. Alsberg behauptet, erstens, daß die strafrechtliche und straf, prozessuale Ausbildung des Richters vollkommen ungenügend fei. Die Angst, Revifionsgründe zu scharfen, lähmt die Bewegungsfreiheit des Richters, absorbiert seine für andere Auf- gaben aufzusparende Denkkraft und führt zu formnlistischen Klaube- i�ien, die der Verhandlung den großen Zug nehmen. Zweitenz wirft er den Richtern mangelnde Fähigkeit zur Beweiswürdigung vor,«r beruft sich dabei aus den Bericht des Preußischen Landesprüfungsamts, der darüber Klage führt, daß den Prüflingen die Kunst, ein praktisch verwendbares Urteil zu fertigen, immer mehr verloren gehe. Alsberg verlangt, daß den heranwachsenden Strafrichtcrn an Hand von Aktenstücken, die sich auf wirklich« Fälle au» dem Leben beziehen, gezeigt werde, wann nicht verurteilt werden darf. Heutzutage sei es aber so, daß der Richter glaube, mit einer Handbewegung ein Schlangeuknm-el von Aussagen entwirren zu können, indem er das, was ib» die Schuldfeststelllmg vielleicht allzusehr unmöglich macht, nämlich die Widersprüche der einzelnen Aussagen, kurzerhand über- springt... Er sogt sich, es müsse doch etwas Wahres an einer Sache fein, wenn Beschuldigungen erhoben werden, und gelangt so äußerst ungern zu einem Freispruch. Drittens tadelt er die falsche Einstellung mancher Richter .zu der Aufgabe, die ihm im Strafprozeß obliegt: durch sie werde die Entstehung von Justizirrtümern wesentlich gefördert. Der Borsitzende der Hauptoerhandlung ist Staatsanwalt und Richter zugleich. Daran ändert nichts die Tatsache, daß auch Laien an der Rechtsprechung leilnehmen, die Schöjfengerfchtsoerfassung ist im innersten Grunde unehrlich, die Allmacht de» Richter» wird hier durch ein« schützende Scheinkollegialität nur erhöht: Berirfsrichtcr und Laie besitzen kerne Woffcugleich!)«it, der erster« urteilt aus Grund Materials, das dem letzteren nicht zur Berfügung steht, und so erklärt sich auch, daß Bcr- urteilungen dort stattfinden, wo Laienrichter zweifellos zu einem Freispruch kommen würden. Daher auch oft besonders milde Be- strafungrn, die gewissermaßen die Brücke darstellen, auf der die Bcrufsrichter die Laienrichter zu sich herüberzogen, weil andere ein« Verständigung über die Verurteilung nicht zustande gekommen wäre. Wen» irgendwie möglich, soll sie aber zustande kommen. Denndas Eingeständnis, die zu der Verurteilung erforderliche Ueberzeugung nicht gewinnen zu köwien, diskreditiert über den Einzelfall hinaus die ganze Strosrechtspflege". Es gibt eben Richter, die in einer Freisprechung oder jedenfalls in häufigeren Freisprechungen ein Armutszeugnis erblicken. Fm Zusammenhang damit meint der Berfasscr dieser scharfen Kritik:Es dient nicht dem Ansehen der Rechtspslege. daß an manchen Landgerichten(ein Verteidiger, dessen Tätigkeit nicht auf den Ortsbezirk seiner Niederlassung beschränkt ist. weiß davon zu erzählen), nicht nur die Wände der Anw iltskommer, sondern manche Kneipen der Stadt sich zuraunen, was über mangelnd« Objektivität, rücksichtslose und unpsychclogische Behandlung von Angeklagten, un- Vrcchtfertigte Härte und andere schone Ding«, in sich ewig wiedek. holenden Klagen vorgebrocht wird.'' Man versteht, weshalb der Vorsitzende des Richterbunde». Se- natsprosident beim Reichsgericht. Reichert, in derDeutschen Richterzeitung" in äußerst scharfer Weise gegen den Rechtsanwalt Dr. Alsberg polemisiert. Verdachiigung gegen llnbeuanni. Mächte, die Polen und Litauen entzweien. Paris . 14 August.(Eigenbericht.) Di« Nachricht, daß der Völkerbundsrat Litauen die be- antragten Vorbeugungsmaßnahmen gegen etwaig« kriegerische Maßnahmen der polnischen Regierung ab- gelehnt hat, wird hier mit großer Befriedigung aufgenommen. DerTemps" kritisiert in scharfer Form die Unnachgiebig» keit Waldemar« s' und bestreitet, daß irgendeine Bedrohung Litauens durch Polen besteh«. Die Politik Woldemaras', fährt das Blatt fort, wäre gänzlich belanglos, wenn er nicht durch g«- wisse schwer zu bestiiumend« Einflüsse ermunrert wäre. Diese rühren von Mächten her, welch« ort der Verewigung des lilauisch-polnischeir Konflikts ein Interesse hätten. Es müsse aber endlich zwischen beiden Völkern Frieden und normal« wirtschaftlich« Beziehungen hergestellt werden. Gchulbefehl des Diktators. Die Türken müssen Loteiaschnst erlernen. Sonstank'mopel. 14. August. Als Einteitung der Einführung des lateinischen Alphabets in der Türkei hat Kemal Pascha die Angehörigen seine, Sekreta- riats, die höchsten Staatsbeamten und die Deputierten der btationalverfammlung zu Kursen kommandiert. Soeben wurde in dem Sultanspalast Dolmabagdsche in Konstantrnvpei, wo Kemal Pascha mit den führenden politischen Persönlichkeiten den Sommer verbringt, dieser Musterklasse von einem Professor der Kon- stllntinopeler Universität die erst« Lektion gegeben. Kemal Pascha erwartet, daß Banken, industrielle Unternehmungen, Schulen und ander« Institute diese Initiative alsbald mit gleichem Nachdruck aufnehmen werden.

Der Feriens-nat de» Reichsgerichts hat auf Grund des Amnestie- gesetzes das wegen oersuchten Hochverrats eingeleitet« Strasoerfahren gegen den Kommunisten Otto Braun und die Stenolppisim Otga Benario ausgehoben. Diese Amnestierung bezieht sich aber nicht auf die in Berlin-Moabit durch Olga Benario bewirkt« Be- freiung des Otto Braun ous der Untersuchungshaft. Dos wegen dieser Befreiung eingeleitete Strafverfahren nimmt seinen Fort- gang. Der Relchsbahnunlersuchuugsausschuß begibt sich am 16. August auf Reisen, um an Ort und Stelle ein« Untersuchung der Strecke«, der Signale und der Dienstverhältnisse der Beamten vorzunehmen. Der Ausschuß wird zunächst Mitteldeutschland und dann Süddeutsch- land und Bayern bereisen. Disziplinarsache Sellin. Wie der Amtliche Preußisch« Presse- dienst mitteilt, hat in dem Disziplinarverfahren gegen den Land- aeriä'ts'at Gellin in Bre-lau die Staatsoi, waltschost gegen dos Urteil de--. Disziplmarsenats bei dem Oberlandesgericht in Breslau B e- r u f u n g eingelegt mit dem Ziele aus Entfernung des Landgerichts- rot» Gellin aus seinem Amte.

Die Steuer des peiwleumkönigs. Sin amerikanisches AuslieferunKsbegehren. Paris . 14 August.(Eigenbericht.) Der amerikanische Petrolcumindustrielle Henry B l a ck m« r, dessen Auslieferung wegen umfangreicher Steuerhinterziehun- gen die amerikanische Regierung o e r l a n g t, hat den gastlichen Strand von Deauoille verlassen und hält sich in Paris auf. Die sran- zösische Regierung hat noch keine Entscheidung getroffen. Die von Blackmer verborgene mysteriöse Korrespondenz mit dem Obersten H o u s e, angeblich die wahre Ursache des Auslieferungsbegehrens, scheint stark an Bedeutung hinter der Tatsache zurückzustehen, daß Blackmer den amerikanischen Fiskus um 8 Millionen Dollar hinter- gongen hat. Blackmer wurde bereits früher verfolgt, da er bei der

Klabund gestorben. Der Dichter Klabund (ein Pseudonym für Alfred Henscht«) ist im 37. Lebensjahr an einer Lungentuberkulose, zu der sich ein« Rippenfellentzündung gesellt hatte, in dem Orte gestorben« an den seine Krankheit ihn immer wieder band und dessen Name identrsch ist mit dem Titel eines seiner ersten Bücher: in Danas. Klabund wurde 1891 als Sohn eines Apothekers in Crossen a. d. O. geboren. Er begann einige Jahr« vor dem Krieg« in Alfred KerrsPon" und der damals irodf wirklich jugendlichen MünchenerJugend" mit leidenschaftlich empfundener und künstlerisch revolutionär wirkender Lyrik, die wohl als fein ureigenstes Gebiet anzusprechen bleibt. Sein RomanMoreau", dem später so starke Werke wiePjotr" undBracke" folgten, mochte ihn bald in weiteren Kreisen be- tannt. In den letzten Jahren hat sich Klabund vielfach dramatisch betätigt. Sein in China spielenderJkrcidckreis". den Max Rein­ hardt mit Elisabeth Bergner herausbrachte, wurde ein großer sensationeller Erfolg. Zwei andere DramenTBZ" und dasKirsch- blütenfest" sielen demgegenüber ob, undCromwell" war«in aus- gesprochener Versager. Mit Klabund, der in zweiter Eh« mit der Schauspielerin Carola Neher verheiratet war, ist ein« jener starken und sym- pathischen Dichterpersönlichkeiten aus einem nur allzu kurzen und vom Tod« ewig gejagten Leben dahingeschieden, an denen die deut- sche Literatur nicht allzu reich ist. H. L.

Versassungsseier im Mwu Der Reichsbanneraofmarsch in Frankfurt a. Ut Im Tauentzien. Polast wurde gestern nachmittag im Rohmen des Spielplans die Bundesversassungsfeier des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold am l l. und 12. August in Frankfurt am Main zum erste» Male im Film vorgeführt. Die Bilder gaben in eindrucksvoller Weise den Aufmarsch der lRcichsfcannerleute und die Einzelheiten der Feier wieder.

Untersuchung des großen Petroleum skandals durch den Senat jede Aussoge gegen die Petroleumwagnoten verweigerte, ob- wohl er das meiste wissen mußte. Blackmer floh bereits damals nach Europa , und die amerikanische Regierung will fernen Paß nicht erneuern. Es wird ollgemein angenommen, daß Frankreich dem Auslieferungsbegehren der Vereinigten Staaten nicht nachkommen werde. Italiens Klottenrüstung. Eine neue Kreuzerserie. Genua . 14. August. Hier begannen die Abnahmeprüfungen des neuen Kreuzers, der das allermodern st e und s ch n e l l st e darstellt, was es in diesem Typ von Schiffen geben kann. Der Kreuzer wird den Namen Trient " erhalten und mehr als 36 Meilen Geschwindigkeit er- reichen. Es wird eines der schnellsten Schisse der Welt sein. Zwei ähnliche Kreuzer mit dem Namen.Lara" undF i u m e" sind in Genua bzw. Trieft im Bau.

In der Lust verfolgt. Polizei faßt Falfchflieger in ihrem Element. Pari», 13. August. Viel Heiterkeit erregt in Frankreick) zurzeit die erst« Amtshand- lung eines fliegenden Polizisten gegen einen Piloten, der während eines Flugesmehr Luftpolizeibestimmungen übertrat, als er beim Absturz Knochen hätte brechen können". Der Polizist folgte in einer schnellen Maschine dem Lustsünder und erwartete ihn bei der Landung im Flughafen Montreuil m!t gezücktem Notizbuch zwecks Feststellung der Personalien. Aufgefordert, zu erklären, warum er in weniger als 59 Meter Höhe, also polizeiwidrig tief geflogen sei, er- klärte der Pilot, daß er für sein« Austraggeberin, ein industrielles Unternehmen, Reklamezettel abzuwerfen gehabt habe. Damit vergrößerte sich das Sündenregister des Fliegers noch mehr, da die französische Luftpoliz« das Abwerfen von Gegenständen von Flug- zeugen außer feinem Sand und Wasser verbietet. Schweres Cxplosionsunglück. Wenigstens zwölf Tote. Hammond(Zodiaua), 14 August. Zu änet Fabrik für medizinische Apparate ereignet« sich eine Explosion, bei der wenigsten» Zwölf P ersoue» ihr Leben einbüßten. Durch die Explosion entstand ein Brand, der e» zunächst unmöglich machfe, die Leichen zu bergen.

Zm Bote der?1SR.-Volkskommissare ist der Arbeitskommissar Wassilij Wladimirowitsch Schmidt zum stellvertretenden Bor» fitzenden ernannt worden. Er oertritt den beurlaubten Rykow.