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Mittwoch

15. August 1928

Unterhaltung und Wissen

Beilage des Vorwärts

Der Kamerad seines Vaters. Dies zu feinem anderen Zwecke, als die Bauſen, die durch sein zuschaffen. Wir leiern ſchon den ganzen Morgen die Erde herauf."

filbige Wörtchen ,, Why" zeitweilig in seine Rede einzuschalten, und| sagte ihm, daß genug unten wäre und die Arbeit sich lohne, es herauf­

Bon Henry Lawson  , Sydney  .

Schlag! und Schlag! und Schlag!- die Schläge wurden immer Icngjamer und unregelmäßiger, je mehr des Geldgräbers Geist sich in den Erinnerungen der Vergangenheit verlor. Die düstere Be­grenzung des Schachtes schien langsam zu versinken und das Schacht­loch verschwand jetzt, während ein unbestimmter Horizont in der nebeligen Glut des Südlichen Ozeans vor ihm aufzutauchen schien. Er sah sich jetzt am Decke eines Schiffes stehen, und neben ihm stand sein Bruder. Sie segelten südwärts dem Lande der Verheißung zu, das in seiner ganzen Goldgloriole vor ihnen aufstieg! Die Segel blähten sich im schwellenden Winde, und der Schnellsegler jagte vor­märts mit seiner Last der kühnsten Träumer, die je eines Schiffes Rumpf barg! Entlang der blauen Gestade des Ozeans ging es. tief eintauchend in den blauen Wogen des Meeres: vorwärts zu dem jungfräulich neuen und doch so alten Lande, wo unterhalb der flammenden Glut des südlichen Himmels ihnen die leuchtenden Namen Ballarat   und Bendigo entgegenzustrahlen schienen. Nun tam es ihm vor, als ob das Deck des Schiffes plötzlich zu schwanken anfing und der Goldgräber fiel nach vorwärts mit dem Gesicht gegen die Schachteinfahrt zu. Der Sturz brachte ihn wieder zum Gegen­wartsbewußtsein, und er hob seine Spizhacke neuerlich in die Höhe. Doch die Schläge wurden bald wieder schwächer, als eine neue Vision vor ihm auftauchte. Nun befindet er sich in Ballarat  . Er crbeitet jetzt in einem wenig tiefen Schachte von Eureka, sein Bruder ihm zur Seite. Der Bruder hat heute ein bleiches und tränkliches Aussehen, denn er hat die ganze Nacht zuvor getanzt und getrunken. Oben, rückwärts von ihnen, zieht sich eine Kette blauer Hügel hin:

Stottern verursacht wurden, auszufüllen: doch dies kam der Ge­läufigkeit seiner Rede keineswegs zunuze, ganz im Gegenteil, denn er stotterte oft sogar über sein ,, Why".

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Die Sonne war eben ganz im Untergehen begriffen, und ihre gelben Strahlen tänzelten bis zwischen die jungen Bäume des Goldenen Tales", als Bob gerade den Pfad heruntergeschritten fam, der unterhalb der westlichen Hügel hinlief. Er trug sein gewöhnliches Gewand ein Baumwollhemd, Molestinhosen, einen ausgeblaßten Hut, eine ebensolche Weste und hohe Stiefel. Ueber seine Achsel trug er eine Spitzhacke, deren Stiel an einer kurzen Schaufel befestigt war, die ihm über den Rücken hing, unter dem Arme eine breite Pfanne zum Goldwaschen. Er blieb gegenüber dem Schachte mit dem Winde­baume stehen und begrüßte den Knaben in seiner üblichen Art.

,, Da schau mal her, Isley!" ,, Was ist denn los, Bob?" ,, Ich hab' da Why

eine Elster dort oben im Gebüsch ganz leicht fangen!"

TOPOND

gesehen, und du könntest sie ganz

-

,, Ich kann den Schacht nicht verlassen: der Vater ist unten." ,, Wie weiß denn dein Vater überhaupt why daß in dem alten Schachte da unten Gold wäre?"

-

,, Vater traf Samstag den alten Corney in der Stadt, und der

Tom trat näher heran und indem er sein Gerät geräuschvoll zur Erde fallen ließ, zog er die Knie seiner Moleskinhosen stramm an und hockte sich auf einem seiner Absäze nieder.

why

-

auf deiner

,, Was mas schreibst du denn da Schiefertafel, Isley?" sprach er jetzt, indem er seine alte Tonpfeife herauszog und sie in Brand steckte.

,, Eine Rechenaufgabe," gab Isley zur Antwort.

Bob machte ein Weilchen hindurch ein paar Züge aus seiner Pfeife.

,, Das ist ganz zwecklos!" sprach er dann, sich auf den Lehmboden ganz niedersehend und seine Knie an sich ziehend. Unterricht ist zu nichts nütze!"

,, Nun hör mal," eiferte der Knabe, ,, du meinst also, daß es feinen Zweck habe, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen?" ,, Isley!"

,, Jawohl, Vater!"

Der Knabe begab sich zur Winde und ließ den Kübel herunter­gleiten. Bob machte sich erbötig, ihm die Winde emporleiern zu helfen, doch Isley war stolz darauf, seinem Freund zu beweisen, wie träftig er sei, und er ließ es nicht zu, daß er ihm beistehe. ( Schluß folgt.)

Bremen  " und Europa  ".

For ihnen liegt der berühmte Bakery Hill und unterhalb, zur linken Die schnellsten Riesenschiffe der Welt.  - Zum Stapellauf am 15. und 16. August.

Seite, Golden Point. Doch seht einmal, da kommen zwei berittene Gendarme über den Specimenhügel herangeritten. Was sie nur mollen mögen?

Sie verhaften den Bruder und legen ihm Eisen an. Es war in der vergangenen Nacht wüst zugegangen: ein Totschlag! Und der Grund hierfür? Die Trunkenheit und die Eifersucht.

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Die Vision verläßt ihn wieder. Schlag auf Schlag dröhnt jetzt neuerlich die Spißhacke, als ob sie die Jahre, die jetzt folgen, zu= sammenrechnen wollte ein Jahr, zwei, drei, vier, bis zwanzig hinauf, und dann hält die Hacke inne für das neue Bild eine Landwirtschaft an den Ufern eines breiten Flusses in Neufüdwales. Das kleine Gehöft wird ganz von Weinreben und Obstbäumen um= geben. Viele Schwärme fleißiger Bienen surren unter dem fühlenden Schatten der Bäume, und eine Ernte goldenen Weizens reift auf der Lehne des Hügels.

In unmittelbarer Nähe des Gehöftes sind ein Mann und ein Bursch damit beschäftigt, ein Gehege für Pferde zu säubern. Es ist Vater und Sohn, der Sohn, ein etwa 17 Jahre alter Jüngling, das retreue Ebenbild seines Vaters. Horch, wieder das Trampeln von Pferdehusen! Und es erscheint die Nemesis schon wieder in Gestalt

von berittenen Gendarmen!

Etwa fünf Meilen von hier entfernt wurde der Postzug zum Stehen gebracht und ein Passagier, der sich zur Wehr sehte, nieder­geknallt. Der Sohn war mit ein paar Freunden bei Nacht draußen gewesen, um Beutelratten zu schießen.

Die Gendarmen führen den Jungen in Eisen fort: ,, Raub mit Waffengewalt," so lautet die Anflage.

Der Vater war in voller Arbeit, als die Gendarmen heranritten. Scin Fuß lehnt noch immer auf den in die Erde halbeingetriebenen Spaten. Er sieht, wie die Gendarmen den Knaben nach dem Hause schleppen, er verharrt auf seinem Plaze und treibt dann den Spaten

ganz in die Erde, worauf er eine neue Erdscholle in die Höhe wirft. Die Gendarmen haben in diesem Augenblick das Tor des Gehöftes erreicht: doch er arbeitet weiter und weiter mit seinem Spaten und scheint die verzweifelten Schreie seiner Frau gar nicht zu hören. Die Gendarmen dringen jetzt in die Stube des Knaben ein und be­schlagnahmen ein paar Kleider in zwei Bündeln: doch der Vater gräbt und gräbt mit seinem Spaten weiter. Nun haben sie eines der Farmpferde gefattelt und zwingen den Knaben zum Aufsteigen. Der Vater gräbt und gräbt weiter. Und nun reiten sie längs der Berglehne von dannen und schleppen den Knaben in ihrer Mitte mit fich fort. Der Vater hebt nicht einmal seine Augen empor: die Grube weitet sich um den Klog: er gräbt und gräbt, bis endlich sein braves, fleines Weib kommt und ihn sanft beim Arm packt. Er rafft sich felber halb und halb auf und folgt ihr wie ein getreuer Hund nach

Hause.

Und jetzt folgt eine Gerichtsverhandlung, Erniedrigung, Schande, Unglücksschlag auf Unflücsschlag, Seuche unter dem Bich, Dürre und endlich Berarmung!

Schlag, Schlag und wiederum einen Schlag dröhnt die Spitz­Doch es ist ja gar nicht der Klang von des Goldgräbers es sind die Schollen, die auf seines Weibes Sarg herunter­

hade! Hacke follern.

Ein kleiner Buschfriedhof, und er steht mir steinerner Miene vor dem Grabe und sieht zu, wie sie den Grabhügel ausfüllen. An gebrochenem Herzen war die Arme ob der Schande, die sie traf, ge­storben! Ich kann den Schimpf nicht verwinden! Ich kann die Schmach nicht ertragen!" hatte sie all die sechs langen Jahre hindurch gejammert denn auch die Armut hat ihren Stolz.

Doch er verwindet es, er trägt geduldig weiter die Last, denn es braucht schon etwas, daß eines Mannes Herz auch gänzlich breche. Er behält den Kopf oben und schuftet weiter um des einen Kindes willen, das ihm blieb, des einzigen Kindes- und dies ist Isley.

Und jetzt glaubt der Geldgräber, daß eine Zukunftsvision vor ihm auftaucht. Er sieht sich irgendwie als alter, ganz alten Mann stehen, zu seiner Seite befindet sich ein jüngerer Mann, und dieser Jüngere hat Isleys Gesicht. Horch, ertönt nicht da wieder das Ge­trabe von Roßhufen der Gendarmen?

Der Goldgräber sinkt auf seine Knie nieder und auf dem schlammigen und lehmigen Boden der Schachtgrube bittet er den Himmel, ihm lieber sein Kind zu nehmen, als daß die Nemesis in Gestalt einer neuen Schmach noch einmal erscheine...

*

Long Bob Sawkins wurde bei den Goldgräbern nicht anders als ,, Bob, der Teufel" genannt. Sein Profil, menigstens von der einen Seite aus gesehen, erinnerte tatsächlich an die sarkastischen Züge eines Mephistos. Doch von der anderen Seite, und dies war sein wirklicher Charakter, glich er nicht im geringsten einem Teufel. Seine Physiognomie war wirklich ein bißchen arg zugerichtet worden! Das eine Auge hatte er bei einer vorzeitigen Explosion bei einer Spren­gung in einer alten Grube von Ballarat   eingebüßt. Ueber diesem blinden Auge trug er eine grüne Binde, wodurch die übrigen Züge eun vertrampftes Aussehen befamen.

Er war ein beschränkter, schwerfälliger, gutmütiger Engländer. Ez fotterie ein bißchen und hatte die besondere Eigenheit, das eine

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Doppelboden Schutz gegen das Wasser gewährt. Neu ist auch auf den Schiffen eine technisch vervollkommnete Vorrichtung zum Aus­legen der Rettungsboote, die selbst bei höchstem Wellengang das früher so gefahrvolle Unternehmen ganz sicher ablaufen lassen soll. Fast alle Rettungsboote sind mit Motorantrieb versehen und bieten durch ihre Größe selbst im Unglücksfalle größte Aussicht auf Rettung.

Der 15. und 16. August bedeuten einen Markstein in der Ent| daß nach Verletzung des eigentlichen Schiffsbodens immer noch der wicklung der deutschen   Seeschiffahrt. An diesen Tagen werden die beiden großen Neubauten des Norddeutschen Lloyd   in Bremen   von Stapel gelassen. Es sind dies der Schnelldampfer Bremen  ", der zurzeit auf den Helgen der Deutschen Schiffs- und Maschinenbau Aktiengesellschaft Weser in Bremen   liegt, und die, Europa  ", die auf der Werft von Blohm und Voß in Hamburg   erbaut wurde. Der Bedeutung dieses Ereignisses entsprechend werden eine Menge Ehrengäste der Feierlichkeit beiwohnen. Die beiden neuen Schiffe des Norddeutschen Lloyd   sind in jeder Hinsicht Zwillingsbauten. Sie werden sich bis auf kleine Einzelheiten der Innenausgestaltung voll­kommen gleichen. Jedes der beiden Schiffe wird etwa 46 000 Brutto­Registertonnen groß sein, und damit werden sie den Lloyddampfer ,, Kolumbus  ", bisher das größte Schiff der deutschen   Handels­marine, um nicht weniger als 14 000 Tonnen an Größe übertreffen. In der Reihe der größten Schiffe aller Staaten allerdings werden die neuen Schiffe des Lloyd erst an fünfter Stelle stehen nach einem amerikanischen   und drei englischen Dampfern. Die Länge der Schiffe wird ungefähr 250 Meter betragen, und der Antrieb geschieht durch vier große Schrauben. Jede einzelne dieser Schrauben ist aus Bronze gegossen und wiegt 17 Tonnen oder 17 000 Kilogramm. Die acht Schrauben der beiden Dampfer zusammen wiegen also 136 Ton­acht Schrauben der beiden Dampfer zusammen wiegen also 136 Ton nen, während die riesige amerikanische   Freiheitsstatue im Hafen von New York   z. B. nicht mehr als 225 Tonnen wiegt. Durch diese Schrauben erhalten die Schiffe eine derartige Geschwindigkeit, daß sie die Reise von Bremerhaven   nach New York   in sechs Tagen, von den Kanalhäfen bis zum amerikanischen   Festland in fünf Tagen zurücklegen werden. Damit werden die beiden neuen Schiffe die schnellsten Dampfer der Welt sein, da die Mauretania", die zurzeit das ,, Blue Band" besitzt, diese Strecke nur in 5% Tagen durchfahren fann. Allerdings dürften Neubauten, die die Cunard- Line und die White Star Line   zurzeit in Auftrag gegeben haben, den deutschen  Ebenso planen die Schiffen bald scharfe Konkurrenz machen. Amerikaner den Bau von noch schnelleren Expreßbooten.

Ueber dem Wunsch nach größter Schnelligkeit hat man natürlich nicht vergessen, für größte Sicherheit des Schiffes und der Passagiere zu sorgen. Die ganzen Dampfer sind in ein Schottennetz eingeteilt, das durch einen einzigen Hebelgriff auf der Kommandobrücke im Bruchteil einer Sekunde automatisch geschlossen werden kann. Da­durch bleibt das Schif selbst bei größeren Verletzungen der Außen­haut manövrierfähig Am Ende des Schiffes befinden sich vier Schottenkammern hintereinander, und es ist Sorge dafür getragen, daß auf alle Fälle Kessel und Schraube ungestört weiterarbeiten können. Der Boden der neuen Schiffe ist doppelt durchgeführt, so

Da die ganzen Schiffe ausschließlich der Passagierbeförderung dienen, steht für alle Klassen ausreichend Raum zur Verfügung. Einschließlich der Besatzung werden an Bord der neuen Dampfer 3200 Personen Aufenthalt finden können. Die Passagierräume gliedern sich in vier Klassen, da man auf den neuen Dampfern auch die sogenannte Touristenklasse, die dritte Klasse für Touristen, eingeführt hat. Diese Neuerung im Passagierwesen hat sich seit der Nachkriegszeit bewährt, und gerade auf den neuen Dampfern ist auf die Ausstattung dieser Touristenklasse höchster Wert gelegt. Aber auch in der eigentlichen dritten Klasse wird es sich gut reisen lassen. Abgetrennte Kammern, Speisesaal, Damen- und Rauch­zimmer und ein geräumiges Deck sorgen auch hier für die Be­quemlichkeit der Passagiere. In der zweiten Klasse aber und noch mehr in der ersten Klasse wird man kaum merken, daß man sich auf See und nicht in einem erstklassigen Hotel befindet. Riesige Promenadendecks, ein Sonnendeck, ein Sportdeck, eine große Turnhalle, ein Schwimmbad, ein Tanzsaal, eine Verkaufsläden­straße, Blumenlauben, Bar und Wintergarten werden den Rei­senden die Ozeanfahrt zu einer angenehmen Zeit machen. An Bord wird sich auch ein Restaurant befinden, in dem man nach der Karte speisen kann, wenn man nicht an den allgemeinen

Mahlzeiten teilnehmen will. Ungeheuer sind auch die Wirtschafts­räume, denn es müssen für die Rundreise Bremen  - New York­Bremen riesige Mengen von Lebensmitteln mitgeführt werden. Nicht weniger als annähernd 1000 Zentner Fleisch braucht das Schiffe auf diesem Wege, 350 Zentner Geflügel, 280 Zentner Fische, 440 3entner Mehl, 80 Zentner Brot und Pumpernickel, 17 500 Liter Milch, 90 000 Eier, 140 3entner Butter, 15 000 Fla= schen Wein und ebenso viel Flaschen Mineralwasser und 3000 Hektoliter Bier. An Rauchwaren werden auf der Rundreise 18 000 Zigarren und 120 000 Zigaretten verbraucht. Namhafte Architef= ten besorgen die Innenausstattung der beiden Schiffe, durch die der Norddeutsche Lloyd   wieder in die erste Reihe aller Dampfschiff­fahrtsgesellschaften treten wird. Seitdem wir auf Grund der Waf­fenstillstandsbedingungen unsere neuesten und größten Schiffe ab= liefern mußten, sind die beiden Neubauten die ersten wirklichen Schnelldampfer.

Don Carlos   wird ausgegraben micklung schuld.

Wurde er von seinem Vater vergiftet?

Die spanische Akademie der Wissenschaften hat mit Erlaubnis der | Regierung beschlossen, den einbalsamierten Leichnam des Don Carlos  auszugraben, um festzustellen, ob die Legende, daß der Prinz auf Befehl seines Vaters Philipp II.   vergiftet wurde, wahr ist oder nicht. Die Geschichte dieses spanischen Thronfolgers, der am 8. Juli 1545 zu Valladolid   geboren wurde und am 24. Juli 1568, erst 23 Jahre alt, starb, ist vielfach in Dunkel gehüllt. Die Berichte der Historiker über den Prinzen find widersprechend. Einzelne schildern ihn als einen schon früh hochbegabten Menschen, der durch seine freiheitlichen Ideen sich den Haß seines despotischen Vaters zuzog und deshalb schließlich nach schweren seelischen und körper­lichen Leiden im Gefängnis, wie behauptet wird, durch Gift in den Tod ging. Die meisten Geschichtsschreiber stellen aber den Prinzen als minderwertigen, zu Exzessen neigenden, ja jogar geistes­franken Menschen hin, der aus Gründen des Fanatismus sich sogar dazu hinreißen ließ, seinem eigenen Vater nach dem Leben zu trachten.

In seinem Drama ,, Don Carlos" hat Schiller sich an die Dar­stellungen des französischen   Historifers Saint Real   gehalten, der be­hauptete, daß der Prinz ungewöhnlich flug und begabt war, sich für die Freiheit der Niederländer einsetzte und den Despotismus seines Vaters sowie die barbarischen Methoden der In­quisition mit wahrer Leidenschaft bekämpite. Daß sein Bater in zweiter Ehe die früher für Don Carlos   bestimmte französische  Prinzessin Elisabeth heiratete, habe den Haß des Sohnes gegen den König noch vermehrt.

Im Alter von 15 Jahren war Don Carlos   von den Ständen als Thronfolger anerkannt worden. In der Universität Alcala de Hernares genoß er seine Erziehung. Fest steht ohne Zweifel, daß er damals ein stark ausschweifendes Leben führte. Ihm fehlte die leitende Hand seiner früh gestorbenen Mutter, der Prinzessin Maria von Portugal  , der ersten Gemahlin Philipps II. Vielleicht war auch die übertriebene Strenge Johannas, der Schwester des Königs, die

den Knaben erzog, an seiner späteren unnormalen Charakter­entwicklung schuld. Die königlichen Aerzte behaupteten schließlich, ob auf Verlangen Philipps läßt sich nicht nachweisen, daß der Jüngling an einer Gehirnfrankheit leide, und unheilbar geistesgestört sei.

Schon im Jahre 1563 ließ daher Philipp seine Neffen aus dem österreichischen Hause, Rudolf und Ernst nach Spanien   kommen, uni einem von ihnen die Thronfolge des Landes zuzusprechen. Diese Kränkung vermehrte nur den leidenschaftlichen Haß des Pfinzen Don Carlos   gegen seinen Bater. Dieser ließ eine hochnotpeinliche, gerichtliche Untersuchung wegen Staatsverrat und Rebellion gegen Schließlich begab sich Philipp in der Nacht des ihn einleiten. 18. Januar 1568 selbst in die Gemächer des Prinzen. Alle Papiere wurden dort beschlagnahmt und der Prinz auf Befehl des Vaters in das Gefängnis geworfen, wo er elend zugrunde ging.

Noch Jahrhunderte später hat das tragische Schicksal dieses Prinzen die Menschheit bewegt. Neben Schiller   haben eine Reihe von Dichtern, darunter Campistron, Lefèvre, Alfieri und Russel die Lebens- und Leidensgeschichte des Don Carlos   als dramatischen Stoff verwertet. Wenn seine sterblichen Reste jetzt wissenschaftlich auf Giftspuren untersucht werden sollen, so sieht man dem Ergebnis mit berechtigter Spannung entgegen. Paul Frei.

Neue Schädel des Urmenschen   in England. Teile von Schädeln, von denen der eine der eines Kindes, der andere der eines jungen Mannes in den Zwanzigern ist, sind in einer der Höhlen von Cheddar in Sommersetshire gefunden worden, aus denen im Jahre 1903 bereits der Schädel des Cheddar- Mannes" geborgen murde. Nach dem Urteil des britischen Paläonthologen Sir Arthur Keith   handelt es sich um Vertreter einer Rasse, die mit der des Cro- Magnon- Menschen verwandt ist, der etwa um 12 000 v. Chr. in den Höhlen der Dordogne   und Riviera lebte. Mit den Schädeln zusammen wurden zahlreiche Steinwerkzeuge und Knochen sowie Zähne von Tieren gefunden, darunter auch eine jener geheimnis­vollen langen Stangen des Renntiers, die dem Urmenschen ent­weber als eine Art Szepter" oder als Werkzeug dienten und nou denen bisher noch teine in England ausgegraben morden ist