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Standardisierung in der Landwirtschaft.

Qualität steigert den Verbrauch.

Troß vielfacher Widerstände aus verschiedenen Kreisen, beson| stimmte Bezeichnungen verwendet werden, und die Eier müssen ein ders dem Zwis henhandel, ist die Standardisierungsbewegung der deutschen Landwirtschaft gut vorwärts gekommen. Der Anfang wurde durch spezielle Kontrollmaßnahmen der Molkereien in Schles­ wig- Holstein eingeleitet, die durch die drückende Konkurrenz des be­nachbarten Dänemark gezwungen waren, zu besonderen Maß­nahmen zu greifen, um die steigende Einfuhr von dänischer Butter zurückzudrängen.

Die Marfenbutter.

Aus den Kontrollmaßnahmen heraus entstand das System der Butterma- tierung mittels einer registrierten Marte. Man erzeichte, daß das Vorhandensein der Marke dem Händler wie dem Kon= sumenten einen bestimmten Standard verbürgte, wodurch der Absatz wesentlich gehoben werden konnte. Eine Buttermarte wurde vo- furzem im Freistaat Baden unter Kontrolle der dortigen

staatlichen landwirtschaftlichen Versuchsanstalt neu eingeführt. Für Bayern und Württemberg steht die Einführung durch den neu ge­gründeten Buttermarkenverband der Allgäuer Butter- und Käse börse unmittelbar bevor. Entsprechend den Richtlinien des Deut­ schen Landwirtschaftsrats darf die Butter des einzelnen Produzenten erst dann markiert werden, wenn sie ein ganzes Jahr lang täglich auf ihren Fett- und Wassergehalt untersucht worden ist und immer den Anforderungen entsprochen hat. In den Kreisen de: landwirtschaftlichen Genossenschaften rechnet man damit, daß die allgemeine Einführung der Buttermarte im gesamten Reich immerhin noh einige Jahre erfordern dürfte.

Deutsches Frischei.

Erheblich weiter sind die Standardisierungsbestrebungen schon bei der Eierverwertung fortgeschritten. Der vom Deutschen Landwirtschaftsrat entworfene Stempel Deutsches Frischei" wird bereits in Kürze vom Parlament registriert werden. Dank des Zusammenwirtens aller landwirtschaftlichen Genossenschaften sind die Vorarbeiten nunmehr soweit gediehen, daß die Standardisierung unmittelbar nach der Registrierung in Angriff genommen werden tann. In Preußen sind provinziell gegliederte Eierverwertungs­genossenschaften schon in der Bildung begriffen, die auf dem Unter­bau der bereits zum großen Teil organisierten Eierdistriktsgenossen­schaften arbeiten werden.

Die Elergenossenschaften werden den so notwendigen Ausgleich zmischen Angebot und Nachfrage hinsihtlich der überschießenden Spizenproduktion vornehmen. Dies geschieht in der Weise, daß die Distriktsgenossenschaften die nicht abgesetzten Mengen bei der Eierverwertungsgenossenschaft anmelden, von wo aus sie nah den Gegenden gesandt werden, die Bedarf angemeldet haben. Gleich zeitig werden Borrichtungen für die Konservierung der standardi fierten Eier getroffen, so daß das ganze Jahr hindurch gleichmäßig geliefert werden kann, wodurch die saisonmäßigen Preisschwan tungen vermieden werden.

Ausländische Standardbestimmungen.

Das dänische Landwirtschaftsministerium hat durch eine neue Berordnung vom Juni dieses Jahres die Standardisierung der Eier auf neue Grundlagen gestellt. Es müssen jetzt immer be­

43 Prozent Umsatzsteigerung.

Konsumgenossenschaft Berlin blüht.

Das am 1. Juli begonnene 30. Geschäftsjahr der Konsum genossenschaft Berlin und Umgegend zeigt vielversprechende Anfangs­

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ergebnisse. Der Monat Juli erbrachte einen Gesamtumsag von 4 498 361 M.: Gegenüber dem gleihen Monat des Vorjahres, der einen Umsatz von 3 128 259,64 m. aufwies, ist eine Umjah erhöhung von 1370 101,44 m. gleich 43,7 Proz. festzustellen. Hervorragend beteiligt an dem starken Fortschritt in der genossen schaftlichen Warenvermittlung sind die beiden Gruppen Fleisch= abgabestellen und Warenhäuser, von denen die erste mit 103 Proz., die zweite Gruppe sogar 202 Proj. Umfaherhöhung auf­weist. Der Durchschnittsumsat je Mitglied belief sich auf 30,33 m.

Die Zahl der Mitgliederaufnahmen überschritt trotz der sommer­lichen Ferienzeit, in der die Werbung etwas abflaut, das zweite Tausend. 2085 Familien erklärten ihren Beitritt zur Genossenschaft, wodurch sich der Mitgliederbestand am Ende des Monats auf 148 277 erhöhte.

In der konsumgenossenschaftlichen Spartaffe gelangten im Laufe des Monats 1392 935 m. zur Einzahlung. Nach Abzug von 657 056 M. Auszahlungen ergibt sich eine Vermehrung des Spareinlagenbestandes um 735 877 m. auf 25 690 550 m.

Görlitzer Waggon- Abschluß. Fünffacher Reingewinn. 10 Proz. Dividende.

F In der gestern abgehaltenen Aufsichtsratssitzung der Wag­gon- und Maschinenbau- A.- G. Görlig wurde der Abschluß für das am 30. Juni 1928 beendete Geschäftsjahr vorgelegt. Die Gewinn- und Berlustrechnung weist nach start heraufgefeßten Ab­schreibungen auf die Anlagen in Höhe von 0,76 Millionen Mark einen Ueberschuß von 1,09 gegen 0,22 Millionen Mark Auf das Aktienkapital von 6 Millionen Mark wird eine Dividende von 10 Pro 3. ausgeshüttet, während im vorigen Jahre auf das Aktienkapital von nur 2,3 Millionen 8 Proz. gezahlt

aus.

wurden.

Wie die Verwaltung mitteilt, sind die beiden Werke der Ge­sellschaft für die nächsten Monate ausreichend beschäftigt. Die Aus­fichten sind, falls der Auftragseingang der Reihsbahn auch 1929 normal bleibt, als gut zu bezeichnen. Nach Eingang des Ge­schäftsberichts fommen wir auf den Abschluß der Gesellschaft noch im einzelnen zurüd.

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wärtsentwicklung teilweise zum Stillstand gekommen. Die Meldune Im gen aus den Landesarbeitsamtsbezirken lauten ungleich. Bergbau war die Lage, abgesehen vom Ruhrbergbau, unver ändert günstig, besonders hat im mitteldeutschen Braunkohlen­bergbau die Nachfrage nach Abraumarbeitern und Förderleuten in der Berichtswoche angehalten. Auch die Kali industrie stellte weitere Arbeitskräfte ein. In der Metall- und Maschinenindustrie ist eine weitere Abschwächung eingetreetn, desgleichen in der opti schen Industrie. Dagegen lauten die Meldungen aus der Elektro. und chemischen Industrie weiterhin befriedigend.

bestimmtes Sortierungsgewicht haben. Eier zweiter Quali­tät dürfen überhaupt nicht mehr ausgeführt werden. Die Durh­führung der Verordnung wird von einer besonderen Kontrollkom­mission überwacht. In ähnlicher Weise hat Polen ab 1. Juli Keine Elendsindustrie, aber Elendslöhne. Nach dem soeben vere dieses Jahres für Ausfuhrzwecke Standardisierungsvorschriften er­öffentlichten Verwaltungsbericht der Tabat berufsgenossen. laffen. Die Erporteure müssen Bescheinigungen ihrer Berufsver- chaft vom Jahre 1927 entfällt auf die 3igaretten induſtrie bände vorlegen, um zur Ausfuhr zugelassen zu werden. eine Lohnfumme von 43,75 Millionen Mart, auf die 3igarren industrie von 101,93 Millionen Mart. Auf den Kopf der Be­legschaft berechnet entfällt bei der Zigarettenindustrie ein jähr­licher Durchschnittslohn von 1858 m., bei der Zigarettenindustrie durchschnittlich 150 m. im Monat sind die Löhne in der Zigaretten­986 m.(!!) und bei der Rauchtabatindustrie von 1452 m.- Mit industrie schon als äußerst gering zu bezeichnen. Aber diese niedrigen Lohnfäge liegen noch fast 100 Proz. über den Löhnen der heute mit 80 durch

Getreide- Standardmarken.

Die Arbeiten zur Standardisierung des Getreides fönnen jetzt als abgeschlossen gelten, da über die einzelnen Standards zwischen den landwirtschaftlichen Genossenschaften, der Landwirtschaft und der Mühlenindustrie Einstimmigkeit erzielt worden ist. Durch die Stan­dardisierung wird einmal der Handel mit Getreide wesentlich er= leichtert, dann aber auch die Züchtung von Qualitätssorien sehr sch Biggerarbeitenele felenbes Bariabalein. Dieſe gefördert. Für die Mühlenindustrie ist die Standardisierung deshalb besonders wichtig, weil immer bestimmtes Qualitätsge­treide mit genau bekannten Eigenschaften vermahlen werden kann. Die Einführung der Standardmarken wird im Laufe der näch­sten Monate erfolgen, und zwar zuerst bei den landwirtschaftlichen Großbetrieben. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften befassen sich aber jetzt bereits mit Vorbereitungen zur Einführung in den landwirtschaftlichen Klein- und Mittelbetrieben. Hinsichtlich der Standardisierung des Getreides steht Deutschland an erster Stelle, da die Versuche in anderen Ländern, insbesondere in den Bereinigten Staaten, trok jahrelanger Arbeit bisher keine pofitiven Ergebnisse erzielen fonnten.

Auch Kartoffeln werden markiert.

Seit einiger Zeit sind die Vorarbeiten zur Standardisierung für die Kartoffelzucht aufgenommen worden. Die Landwirt­schaftskammer Hannover hat in Zusammenarbeit mit den Dr­ganisationen der Landwirtschaft die Type Hannoversche Marken­fartoffel" aufgestellt und eingeführt. Für Speisekartoffeln bestimm­ter Qualitäten gibt die Kammer eine eigene gesetzlich geschützte Kar­toffelmarte aus. Sie verleiht ferner das Recht, die hannoversche Kartoffelmarte zu führen und Speisekartoffeln unter dieser Marke in den Handel zu bringen. Die leberwachung wird durch Be­auftragte der Kammer laufend ausgeübt. Die neuen standardisier­ten Kartoffeln sollen im wesentlichen der Befriedigung des west­deutschen Absaßgebietes dienen und die dort immer stär. ter werdende holländische und belgische Konkurrenz zurückdrängen. fer werdende holländische und belgische Konkurrenz zurückdrängen.

Die Standardisierung für Käse befindet sich noch gänzlich im An­fangsstadium. Man steht im Begriff, die Vorbedingung zu schaffen durch Gründung von besonderen Lagerhäusern für einzelne Wirt­schaftsgebiete wie vor furzem in Königsberg . Dänemart hat den Käse bereits standardisiert; Italien ist im Begriff, dasselbe mit Hilfe staatlicher Förderung zu tun.

Die Auswirkungen der Standardisierungsmaßnahmen der deut­ schen Landwirtschaft werden sich erst nach und nach bemerkbar machen. Es darf aber schon jetzt gesagt werden, daß fie geeignet sind, den Ruf der Produkte der deutschen Landwirtschaft wesentlich zu verbessern und dadurch eine Absazsteigerung sowie größere Ren­tabilität der landwirtschaftlichen Betriebe herbeizuführen. W. H.

der Außenberufe nicht mehr start genug, um den jetzt stärker zu tage tretenden Konjunkturrüdgang in den Konsum­industrien auszugleichen.

Außer im Spinnstoffgewerbe ist in der Hauptsache in der Metall- und Maschinenindustrie - besonders durch die Entlassung auf den Werften- außerdem auch im Holz­o13 gewerbe, die Zahl der Arbeitslosen leicht gestiegen. Der Tiefpunkt der Arbeitslosigkeit, der im vorigen Jahre erst mitte Ottober mit etwa 850 000 Arbeitsuchenden und 442 000 Haupt­unterstützungsempfängern erreicht wurde, scheint in diesem Jahre wesentlich früher und mit etwas höheren Zahlen als 1927 erreicht

In der Landwirtschaft ist die Getreideernte in der Berichts­woche voll in Gang gekommen und hat in vielen Bezirken zu einem fühlbaren Arbeitermangel geführt, der nur teilweise durch Ausgleich behoben werden konnte. Im Baugewerbe ist die bisherige Auf­

erschütternden 2ohnzahlen gewinnen erst ihre wahre Bedeutung, wenn man die hohen Dividenden ansieht, die eine große An­zahl führen der Zigarrenfabriken im letzten Jahre ihren Aktio­nären zahlen konnte. Diese trostlosen Lohnverhältnisse sind aber in durch die Heimarbeit zersplittert, zum großen Teil noch nicht der Zigarrenindustrie nur dadurch möglich, daß die Arbeiterschaft, den Weg zu ihrer Organisation gefunden hat, die erst bei einem starten Rückhalt an ihren Mitgliedern eine grundlegende Besserung der Berhältnisse erkämpfen kann.

Auch Chrysler- Dodge will in Deutschland Autos montieren. Der erst fürzlich durch eine Fusion zustande gekommene amerika­ nische Automobilkonzern von Chrysler Dodge nimmt jetzt nach Ford und General- Motors die dritte Stelle in der amerika­ nischen Automobilproduktion ein. Der Konzern, der mit einem Be­triebskapital von rund 320 Millionen Mart arbeitet, beabsichtigt, schon in nächster Zeit auch in Deutschland Montagewerte stätten nach dem Muster der General- Motors zu errichten. Der Gesamtexport der beiden verschmolzenen Gesellschaften wurde im lezten Jahr auf rund 300 Millionen Mart geschäzt. In den ame= rikanischen Betrieben werden etwa 35 000 Arbeiter und Angestellte beschäftigt.

Tagung des Groß- und Ueberseehandels in München . Der Reichsverband des Deutschen Groß- und Uebersee­handels wird seine diesjährige Jahrestagung am 20. und 21. Sep­tember in München abhalten. Es sind Referate des Reichswirtschafts­ministers Dr. Curtius, Konful Gumprecht- Hamburg , Ravené­Berlin und Professor Schumpeter Bonn vorgesehen. Tagung ist als Rundgebung gegen das Bordringen der öffentlichen Hand und für die Erhaltung der privaten Initiative gedacht. lleber Individualismus oder gebundene Wirtschaft" wird Prof. Schum­peter sprechen. Die nächste Tagung findet erst im Jahre 1930 statt.

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Die

Ergebnisse der Schweinezwischenzählung 1928. Die Statistische Rorrespondenz des Preußischen Landesamtes veröffentlicht inter­effante Einzelergebnisse über die Schweinzwischenzählung vom Juni 1928. Obwohl der gegenwärtige Schweinebestand in Preußen um rund Millionen oder 10,2 Proz. fleiner ist als 1914, beträgt der Rüdgang der schweinehaltenden Haushaltungen nur 2,93 Proz. Daraus geht hervor, daß sich die Abnahme der Schweine weit mehr aus einer Verminderung der einzelnen Be­stände erklärt. Obwohl die Untersuchungen über den Stand der Schweinehaltung gezeigt haben, daß gegenüber 1914 die Gesamtzahl in allen Provinzen, mit Ausnahme von Ober- und Niederschlesien fleiner geworden ist, muß jedoch berücksichtigt werden, daß sich dieser Rüdgang in der Hauptsache auf die jüngeren und älteren schlacht­reifen Schweine erstreckt. Eine Abnahme im Gesamtbestand ist nur in Schleswig- Holstein , Hannover , der Rheinproving, Westfalen und Ostpreußen zu beobachten.

Bier Jahre Arbeit bei der Knorrbremse. Der große Reparations auftrag für die Knorrbremse A.-G. Berlin zur Einführung der Westinghouse Luftdruckbremse auf den franzöfifchen Bahnen ist jetzt unterzeichnet worden. Die Durchführung dieses Auftrages wird den Betrieben der Knorrbremse auf etwa vier Jahre Beschäftigung geben.

Leichte Abschwächung des Güterverkehrs. In der Woche vom 29 7. bis 4. 8. sind bei der deutschen Reichsbahn( Angaben der entsprechenden Woche 1927 und 907,0 in der Borwoche 1928. in 1000 Stück) 902,7 Güterwagen gestellt worden gegen 897,3 in Für den Arbeitstag im Durchschnitt berechnet lauten die entsprechen­den Ziffern 150,4, 149,6, 151,2.

Steigender 3ementabsatz im Juli. Wie der Deutsche Zement­bund mitteilt, ist der 3ementversand im Juli auf 777 000 gegen 763 000 Tonnen im Bormonat ge stiegen.

Landflucht in Schlesien .

Was die Statistik erzählt.

"

In seinem letzten Monatsheft bringt das Breslauer Statistische Amt wichtiges Zahlenmaterial über Breslau als Umschlagsort in der schlesischen Wanderung", auf das unser Partei­organ, die Breslauer Volkswacht", näher eingeht.

Breslau erscheint in dem Material als der größte um schlagsort der provinziellen Wanderung. In der Zeit von 1875 bis 1910 wurde das Bevölkerungswachstum der Stadt nur zu 36,8 Proz. durch Geburtenüberschuß, dagegen zu 63,2 Proz. durch Wanderungsüberschuß gededt. Den Hauptanteil an der Wanderungsbewegung hat die Provinz Schlesien . Die Zahl der Zuwanderung aus anderen Provinzen erscheint demgegenüber gering. Der Wanderungsgewinn aus dem Auslande ist völlig unbedeutend, womit nach der Breslauer ,, Boltswacht" deutlich bewiesen wird, daß es sich bei der Wanderungsbewegung um eine Binnenwande= rung innerhalb der Provinz und nicht um eine Zuwanderung slawischer Elemente handelt.

Gegen die Behauptung des Landeshauptmanns, daß in die leer­gewordenen Landgebiete slawische Bevölkerung nach ströme, spielt die Breslauer ,, Volkswacht" die Tatsache aus, daß in der Zeit von 1871 bis 1910, in der sich die

städtische Bevölkerung mehr als verdoppelt habe, die ländliche Bevölkerung 9 Proz. ihres ursprüng lichen Standes eingebüßt hat. Mit einer einzigen Ausnahme habe in 21 Landkreisen des Regierungsbezirks Breslau feit 1871 die länd­liche Bevölkerung absolut abgenommen. Ein ähnliches Bild sei im Regierungsbezirk Liegnitz zu finden. Der Wanderungs­verlust, der in ganz Schlesien von 1881 bis 1910 erfolgt ist, wird zunahme von 1,2 Millionen ein Geburtenüberschuß von 1,7 Millionen gegenübersteht, so daß in dieser Zeit ein Wanderungsverlust von rund 490 200 Menschen eingetreten ist.

Schlechtere Arbeitsaussichten. Der Ausgleich durch Saisonarbeit läßt nach. Nach den Berichten der Landesarbeitsämter war in der Woche| dadurch veranschaulicht, daß in ganz Schlesien einer Bevölkerungs­vom 6. bis 11. Auguft trotz beträchtlicher Nachfrage nach Arbeits­fräften in der Landwirtschaft und des Baugewerbes in einer Reihe von Landesarbeitsamtsbezirken die Aufnahmefähigkeit

Am stärksten sind an der Wanderbewegung die Hausange. stellten beteiligt, d. h. jene jungen Mädchen, die in die Stadt gegangen sind, um sich dort eine Dienststelle zu besorgen. Die zweite Gruppe ist die der ungelernten Arbeiter, die vom Lande tommend als unqualifizierte Arbeitskräfte in der Maschinen- und Holzindustrie Beschäftigung suchen oder dem Gastwirts- und Schank­gewerbe bzw. dem Verkehrsgewerbe zuströmen.

Die Angaben des Breslauer Statistischen Amtes besagen das. selbe, was der Referent des Preußischen Statistischen Landesamtes, Dr. Goldig, vor einigen Monaten in der Zeitschrift Heimat­dienst" für Preußen feststellte und was der Deutsche Landarbeiter­verband seit Jahr und Tag behauptet: Die Landbevölkerung

flieht unaufhaltsam

in die Städte, es findet eine langsame aber sichere Entvölkerung des platten Landes statt.

Die landwirtschaftlichen Unternehmer sind mit ihrem Urteil über diese ernste Frage schnell fertig. Nach ihrer Meinung ist alles nur die Folge zunehmender Vergnügungssucht, schwindender Heimatstiebe und ausgeprägter Abenteuerlust. Dagegen spricht schon genügend die Tatsache, daß die Landbevölkerung trog konstanter Arbeitslosigkeit in den Großstädten und ohne Gewißheit über die Zukunftsaussichten in die Städte abwandert.

Der Großgrundbesitz will es nicht wahr haben, daß die tieferen Hintergründe der Landflucht einzig und allein in den noch immer bestehenden

mittelalterlichen Verhältnissen

auf dem Lande zu suchen sind. Je eher mit diesen Zuständen auf­geräumt wird und je mehr die Landarbeiter, die Ueberzeugung ge­winnen, daß sie auch einmal auf eigener Scholle arbeiten fönnen, um so rascher wird auch die Landflucht der Vergangenheit angehören,