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Schwarzweißrote Kapuzinerpredigt.

Terror soll die Gesinnungstüchtigkeit flügen.

Die Deutsche Zeitung", das Blatt der Aldeutschen um Claß und Bang, beschäftigt sich mit den Verfassungs­feiern in der Provinz. Die Ausführungen lassen er­fennen, daß trotz Aufhebung der Flaggenverordnung auch dort, wo schwarzweißrote Mehrheiten bestehen, nicht alles nach den Wünschen der Unentwegten verlaufen ist. In dem Artikel wird gesagt:

Die ewige Lüge von dem Besserwerden durch die Demokratie muß von den national bewußten Männern der Gegenwart in Staat und Gemeinde nun baldigst endgültig erschlagen werden, auf daß fie mit noch mehr unsere Jugend vergiftet und unser Alter abftumpft. Die Ablehnung der städtischen Beflaggung seitens aller bürgerlich bewußt Empfindenden wäre eine Gelegenheit ge­melen, uns mit einem ersten Schritte zur inneren Freiheit zurückzu­finden. Nicht wie alle zwischen links und rechts Stehenden immer mieder so schön betonen, um des lieben Friedens willen sollen wir den unrechtmäßigen und anmaßenden Forderungen übergeordneter Stellen nachgeben, nein, mir sollen den einstigen Ruf fampfbereiter und zielbewußter Sozialisten aufgreifen und nun unsererseits sagen, los vom Byzantinismus!" 11m unseres nationalen Friedens in Zukunft dürfen wir in der Gegenwart nicht vor Ent scheidungsschlachten zurückschrecken, die uns eine Klärung der Frage ,, national ader international" für unser fommunales Leben bringen fönnen. Dorf, wo eine bürgerliche Mehrheit, dort, wo definationale Stimmen ausschlaggend waren, mußte am 11. August die Flagge ungehigt bleiben. Wo dieses trotzdem geschah, da joli man die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen bzw. von ihnen abrüden, auf daß sie nicht weiter zersehend auf unseren nationalen Willen und auf unsere so notwendige nationale Disziplin wirken. Nur wenn

wir unsere Erfahrungen vom legten 11. August auswirken, dann haben wir die Aussicht, bei der Neuwahl Männer in die Verwaltung der Kommune schicken zu können, die zielsicher unser nationales Ideal cuch in der Kommunalpolitik verwirklichen. Tun wir das nicht, so frißt sich der fommunale Byzantinismus wie eine ervice Krankheit in unseren Volfskörper fort und verdirbt durch sein Gift noch die wenigen aufbauenden Kräfte, die uns Feindbund und Internationalismus belassen haben.

Der Schlachtruf der Deutschen Zeitung" ist ein Seiten­ffück zum Fall Lambach. Opfermütige Monarchisten siin der Deutschnationalen Partei ebenso selten wie die>= archisten aus Ueberzeugung. In einem wie im anderen Fall nersucht man durch Terror zu halten, was nicht mehr zu halten ist. Man zeigt dadurch die Schwäche der eigenen Position nur noch deutlicher.

Jungfommunistischer Judenpogrom.

Rote Hilfe" für Pogromiſten.

Die Kommunistische Jugend- Prawda" berichtet:

Es war Anfang März d. 3., als aus der Stadt Welikije Luti sechzig Mitglieder der tommunistischen Jugend und der Par­tei, Eisenbahnarbeiter, nach Mohilem tamen, um hier ihren vor­bereitenden Militärdienst zu absolvieren. Natürlich wurde unter­megs und in Mohilem tüchtig getrunken. Man begann damit, daß man die eigenen Kameraden mißhandelte; donn nahm man sich die Juden vor Als erstes Opfer fam der Besitzer eines Burstladens dran; man prügelte ihn durch und nahm, ohne zu bezahlen, Burst mit. Das zweite Opfer war ein jüdischer Müzen­macher; seine Ware flog in den Rinnstein. Nun hatte man Blut gerochen: ein Jude wurde vom Autobus hinuntergeschleppt, ein anderer im Theater mißhandelt. Am schlimmsten erging es aber den jüdischen Fuhrleuten und schließlich nahm man sich die eigenen jüdischen Kameraden vor. Jetzt gab es überhaupt tein Halten mehr. Die jungen Rowdys bedrohten ihre eigenen Borgesetzten; sie zerstörten den Arbeiterklub, versuchten die Bahn­mache zu entwaffnen und den Agenten der GPl. die Flinten zu entreißen. Schließlich mußte berittene Polizei mobilisiert werden. Einige der Rowdys wurden verhaftet, die andern begaben sich heim und setzten unterwegs die Judenmißhandlungen fort.

Die Parteiorganisation von Mohilem reagierte aber in feiner Weise auf dieses unerhörte Treiben der Parteimitglie­ber. Als aber das örtliche Parteiblatt aufgefordert murde, darüber zu schreiben, sträubte sich der Redakteur mit Händen und Füßen dagegen: Das wäre ja die reine Konterrevolution", meinte er.

Für die Verhafteten wurde aber eine besondere" Mopr " ( Rote Hilfe) in den Kasernen ins Leben gerufen: man fam: melte für sie Geld und das Gericht erwies sich letzten Erdes äußerst milde: das Urteil lautete wegen einfachen Rowdytums auf je 6 Monate Gefängnis. Ja noch mehr. Die Teilnehmer an den Judenmißhandlungen und selbst die zu den Gefängnisstrafen Verurteilten durften weiter Mitglieder der kom munistischen Jugend und der Partei bleiben. Die parteilosen Arbeiter waren dagegen über die Vorgänge im höchsten Maße empört. Sie forderten, daß die Antisemiten entlaffen mer­den. Es ist eine Schmach für uns, parteilose Arbeiter", erklärten fie. Seit 1905 haben wir nichts Aehnliches erlebt.

Die kommunistische Jugendprawda fordert, daß sich, die Bartelorganisationen der Angelegenheit annehmen und das Ge­richtsurteil abgeändert werde,

Boltssturm in Dalmatien . Schwere Zusammenstöße der Nettuno- Profeft'er mit der Staatsgewalt.

Wien , 18. Auguſt.

,, Die Stunde" meldet aus Belgrad : Die Demonstrationen in Sebenico am Freitag haben die ganze Stadt in Aufruhr versetzt. Bei dem Hardgemenge gingen die Gendarmerie mit Gewehrkolben und die Polizei mit Gummitnüppeln vor, es wurden acht zehn Personen verlegt. In der Nacht wiederholten sich die Demonstrationen. An anderen Punkten der Stadt, besonders im Hafenviertel, bemarf die Menge den dort vor Anker liegenden italienischen Dampfer Bro Motore" mit Steinen. Die Fensterscheiben gingen in Trümmer. Drei Kompagnien Gendarmen wurden von Belgrad nach Dalmatien dirigiert. Das italienische Konsulat wurde von einem starten Trupp Gendarmerie abgesperrt.

Chamberlains Befinden gebessert. Das Befinden Sir Austen Chamberlains hat sich soweit gebessert, daß er von London nach seinem Landsiz in der Grafschaft Suffer abreifen fonnte, wo er bis zum Antritt seiner großen Seereise verbleiben wird.

Für die Wahl Hoovers zum Bräsidenten der USA . hat sich Direttor Lamont von der Bant Morgan öffentlich erklärt und der Parteifaffe 20 000 Dollar überwiesen,

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Ruhm von heute.

,, i lange haben Sie gebraucht, um 10000 Meter zu laufen?"

31 Minuten 6 Gefunden."

A- u, Gie sein mit Recht berühmt."

FAUST

,, li lange haben Sie gebraucht, um Ihren Fauft zu dichten?"

Goethe: Mein ganzes Leben."

,, ui lange haben Sie gebraucht, um den At­

fantil zu überfliegen?"

, 34 Stunden 17 Minuten."

,, A- u, Gie sein mit Recht berühmt."

7

Versteh ich nicht: Worum ist dieser Goethe berühmt?"

Schwarzweißrot ist Trumpf.

Verfassungsfeiern im Hugenbergfilm.

Eines der tollsten Stücke haben diese Wochenschauen mit der

Und dann heißt es weiter: Wenn trotzdem immer wieder versucht wird, sogar einen ganzen Blod von Wochenschauen nach den Wünschen und Prinzipien einer bestimm ten Partei( der Partei Hugenbergs. Die Red.) zu frisieren, so tann das nicht scharf genug zurückgewiesen werden. Jeder Theaterbefizer, der eine solche Wochenschau geliefert bekommt, follte fich flarmachen, daß er mit der Aufführung solcher Bildstreifen einen Teil seines Publikums vor den Kopf stößt, seine Kunden ver­ärgert, sich also selbst schadet." In dem Artitel wird darauf hin­gewiesen, daß ungefähr zwei Drittel aller Ereignisse irgendwie durch die Politik ausgenügt werden oder doch einen politischen Hinter

Die Wichtigkeit des Films als Aufklärungs- und Werbemittel| bei fih zu Gaste sehe und daß er darauf Rücksicht zu nehmen habe. ist allen bekannt. Auch in den Kreisen des Proletariats hat man begonnen, den Film in den Dienst der Propaganda zu stellen. Aber niemand ist sich der Macht des Films mehr bemußt und versteht niemand ist sich der Macht des Films mehr bewußt und versteht feine Werbefraft beffer auszumutzen als Herr Hugenberg , dem es bekanntlich gelungen ist, die Mehrheit der Ufa - Aktien zu er werben. 80 Prozent der Filmmachenschauerzeugung fommen auf das Konto desugenbergtonzerns. Die ja 28 ochenschau, die Deulig. Woche, die Opel­die Deulig Woche, die Opel­Wochenschau und die Trianon Woche, fie alle stehen Herrn Hugenberg zur Bolksvergiftung zur Verfügung. Wiedergabe der Bilder von der Verfassungsfeier sich geleistet. Der Beschauer muß den Eindruck gewinnen, als ob in Deutschland nach wie vor Militarismus und Schwarzweißrot Trumpf jej. Wenn man weiter bedenkt, daß das Ausland ebenfalls diese Art der Bild berichterstattung zu sehen bekommt, so tann man sich lebhaft vor­stellen, welchen Eindruck die ausschließliche Wiedergabe des mili­tärischen Teiles der Verfassungsfeier machen muß. In Nr. 197 der Licht- Bild- Bühne", der Fachzeitschrift der Filmindustrie, wird unter der Balkenüberschrift Schwarzweißrote Wochenschauen " ,, Wie Hugenberg die Republit zeigt", über die Wieder gabe der Verfassungsfeiern in den Hugenberg - Wochenschauen jol­gendes berichtet:

,, Alle vier Wochenschauen blenden auf mit dem Giebel des Reichstages und zeigen dessen Inschrift ,, Dem deutschen Volke". Wie eine höhnische Satire gehen die Ilfa, Opel - und Trianon- Woche so dann über auf den Parademarsch der Reichswehrkompagnie und zeigen die schwarzweißrote Kriegsflagge mit dem Eisernen Kreuz . Bobei, um die Absicht auch deutlich zu machen, die schwarzrotgoldene Gösch von den Ulfa - Operateuren sorgfältigst außerhalb des Bildes gelassen wurde. Die schwarzrotgoldene Fahne der Republik , die an dem anderen Maft wehte, ist dem Blickfeld der Ufa - Operateure gänzlich entgangen. In der Deulig Woche wird überhaupt nur der Parademarsch der Reichswehr und die Front vor dem Reichspräsidenten v. Hindenburg gezeigt. Nur bei dieser mili­tärischen Szene war es für die Operateure unvermeidlich, einen geringen Bruchteil der riesigen Menschenmaffen zu zeigen, die der Berfassungstag der Deutschen Republit mobil gemacht hatte. Nir gends aber auch nur eine Andeutung von dem Umfang der Massen­demonstrationen, von den Massen, die vor dem Reichstag dem neuen Deutschen Reich huldigten, von der Reichsregierung, ihren Ministern und sonstigen Vertretern, von der repräsentativen Aus­schmückung des Plages der Republik , von den Straßen Berlins im schwarzrotgoldenen Flaggenschmud, von dem ge maltigen a delzug der Fünfzigtaufend, von den Feiern im Reichstag und bei Kroll, den Feiern im Lunapark und Grune wald- Stadion. Am Abend des 11. August war dem Operateur der 1lfa offenbar das hypersensibilisierte Regatiomaterial restlos aus gegangen... Wie die Hugenberg - Wochen über den höchsten Festtag des Deutschen Reiches und seiner Volksmassen berichten, ist meit entfernt von einer objektiven, neutralen und unpolitischen Film berichterstattung."

In einem zmeiten Artifel, der Politifche oder unpali. tifhe Wocheni cha u?" betitelt ist, wird ausgeführt, daß der Theaterbefizer Angehörige jeder politischen Richtung und Färbung

grund haben und daß der Wochenschauredakteur über diese Dinge objektiv und ehrlich berichten müsse.

Die Kritik, die die Hugenbergsche Bildproduktion hier erfährt, ist durchaus berechtigt und erfreulich. Eine Besserung könnte nur durch die Kinobesucher selbst erzwungen werden, indem sie solche nationalistischen Veranstaltungen energisch ablehnen und dadurch auch die Kinobesitzer zwingen, ihren Wünschen Rechnung zu tragen.

Der Schwedentrust in Lettland .

Das Dokument eine Fälschung?

Zu unsere: Meldung aus Riga Der Schwedentrust in Lettland . Eine Korruptionsaffäre." schreibt uns die hiesige Gesandtschaft Lettlands , daß die in der Meldung enthaltenen Behauptungen nicht als bewiesen angesehen werden könnten, da die nötigen Unter lagen nicht beigebracht worden sind.

Was die Hauptbelastung, nämlich den angeblichen Brief des Schwedentrusts an seinen Bertreter in Riga betrifft, so sei das Photogramm dieses Briefes, dessen Original nicht vorliegt, Gegenstand eingehender Untersuchung gewesen. Das Gutachten des Direktors des Instituts für wissenschaftliche Gerichtspraxis Profeffor 1. Kangers laute u. a.:

Das Original des Briefphotogramms ist nicht auf einem in­taft neuen und vollständig glatten Briefbogen geschrieben, sondern auf einem Bogen, welcher jhon, in der Längs- und Querrichtung eingefnickt und in den Knickstellen beschädigt war.

Auf dem Driginal des Briefphotogramms ist an Stelle des jekigen Brieftertes ursprünglich ein anderer, ebenfalls mit einer Schreibmaschine geschriebener Text gemefen; letterer ist vor dem Niederschreiben des jezigen Tertes entfernt worden; von dem ursprünglichen Tert sind jedoch Schriftfragmente nachgeblieben, die auch auf dem Briefphotogramm bei An­wendung entsprechender optif her Hilfsmittel wahrnehmbar sind.

Danach habe sich ergeben, daß das Original des Briefphoto­gromms nicht einen Originalbrief des Zeugen K. E. Frö­ander vorstellt, sondern eine Fäls hung mit Ausnutzung eines Originalbriefes refp. einer Driginalunterschrift.

Beschlagnahmt wurde die Nummer des Reichswart", die den Don uns wiedergegebenen Schimpfbrief des Pfarrers Hans Krieger an den Femehäuptling Schulz enthält,