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Die in Amerika streng beachtete coloureiä line gilt in Frankreich nicht. Ganz besonders nicht in Paris . Hier sind an der Universi- tat II Prozent aller Immatrikulierten„sarbige Ausländer". Dar- unter Chinesen, Japaner, Malayen, Hindus, Neger und Marokkaner. Sie studieren, werden graduiert und sind keinesfalls gesellschaftlich gemieden. Ganz im Gegenteil. Manche Französin heiratet einen Farbigen. Unbelästigt arbeitet der Schwarze neben dem Weißen. Seiner geringeren Ausbildung wegen allerdings oft in untergeordneten Stellungen. Sehr bald nehmen die Schwarzen französische Lebensart an,(Unarten natürlich ebenfalls). Nur eine Stätte gibt es in ganz Paris , wo der Neger Weiße nicht gern sieht. Wo die Söhne Afrikas unter sich sein wollen. Es ist ein kleines Restaurant im 14. Arrondisiement. Hier finden Negerbälle statt und kleine Feiern. Dom Wirt bis zum Aufwaschmädchen ist alles schwarz. Hier geht es manchmal wüst zu, wenn die Tänzer gar zu wild werden. Neulich war Hochbetrieb, als der schwarze Chauffeur Cantius seine kleine Flanouelle Augusta heiratete. Um 10 Uhr vornllttags versammelen sich die Gäste mit dem Bräutigam, um mit einem Riesenauw die Braut abzuholen, die bei einem Schlächtermeister als Verkäuferin tätig ist. Der Bräutigam hatte seine ehemaligen Regimentskameraden eingeladen und so sah man viele Khakiuniformen. Die Kleider der Frauen und Mädchen waren grellfarbig gehalten, in rot, grün, gelb oder blau. Eine reichlich bunte Gesellschaft, die da vor dem Standesamt erschien und hinterher gemeinsam zur Kirche fuhr. Kein weißes Gesicht war darunter. Die hellste war die Perserin Titon. Sie sah fast gelb aus. Dann gingen die Farben der Gesichter in der Gesellschaft immer mehr ins Dunkle, und ein Kolonialunteroffizier aus Dakkar glänzte im tiefsten Schwarz. Nach der kirchlichen Einsegnung ging es zu dem bestellten Saal, wo ein solennes Hochzeitsmahl verzehrt wurde. Eine Negerkapelle war ebenfalls bestellt. Lauter handfeste Burschen, die schon beim Esten die Hemdsärmel hochgeschlagen hatten. Tann begann der Tanz. Zuerst sehr sanft und fast europäisch. Das Lied vom„Swanee River" lag in der Luft. Aber immer leb-
hafter wird die Stimmung. Einer von den Schwarzen springt an die Pauke, macht seine eigene Musik und singt dazu. Seine Freunde stehen um ihn herum, klatschen den Takt mit Händen und Füßen. Das Brautpaar ist auf seinem Ehrenplatz. Der Bräutigam in seinem neuen schwarzen Anzug mit der weißen Blume im Knopfloch wird unruhig. Man sieht es ihm an, wie gerne er da mitmachen möchte. Da schmeißen zwei Negersoldaten die schweren Uniformröcke fort und beginnen einen Tanz. Die Musik bumst und hämmert. Taktmäßiges Klatschen und anfeuernde Rufe im Kreise. Die Tänzer bewegen sich aufeinander zu, reiben die Bäuche und entfernen sich wieder. Sie schlenkern mit Armen und Beinen, wackeln mit dem Kopf, mit dem Ober- und Unterkörper. Immer toller, immer wilder. Dazwischen die Pauke und das He-la-la der Umstehenden. Der Bräutigam kann sich nicht mehr halten. Mit einem Riesen- sotz springt er über den Tisch. Reißt eine Weinflasche dabei um, seiner jungen Frau in den Schoß. Dann ist er der Dritte im Tanz. Er wirft Arme und Beine wie die anderen. Sie fletschen sich gegenseitig an: man meint, jetzt wollen sie sich fresien. Tanzen nebeneinander und hintereinander. Und immer wieder die»er- dämmte Pauke, das gleichmäßige Klatschen und das He-la-la. Da— kracks— reißt dem Bräutigam die Naht seines neuen Hochzeitsanzuges hinten auf. Fast bis ans verlängerte Rückenende. Er merkt es nicht, so besessen ist er vom Tanz. Bis das Lachen im Kreise selbst die Pauke und das Klatschen übertönt. Er aber hält nicht ein: im Tanzen zieht er das unbequeme Ding aus und wirft es seiner jungen Frau über den Tisch zu. Wobei er die zweite Weinflasche umschmeißt und das weiße Hochzeitskleid der jungen Frau ganz verdirbt. Immer weiter geht der Tanz. Schon sind sechs Mann im Ring. Die Luft im Saal ist schwer. Es riecht nach Schweiß, Tabak und abgestandenem Wein. Sechs halbe Europäer in Hemdsärmeln sind wieder zu Wilden geworden und tanzen wie die Besessenen. Die Braut sitzt mit einigen Freundinnen am Tisch. Ihr Kleid ist hin. Sie hält die zerrissene Jacke ihres Mannes. Der schwarze Wirt bringt ihr Nadel und Zwirn. Sie macht sich gewandt an die Näherei. Die Che hat begonnen.
Greichens Kind. Von Werner Nichter. (Schluß.) Der nächste Tag indessen schleppte seine Stunden quälend lang- sam wie durch grauen Schlamm. Gretchen lungerte übel gelaunt umher, rauchte verschwenderisch Zigaretten und las dazu einen alten Jahrgang der„Woche", das einzige Buch des Hauses,— ohne im mindesten zu begreifen, was darin stand. Frau Laubenthals über- fütterter Dachshund, der freundschaftlich herankeuchte, bekam von ihr einen Fußtritt, den er lange nicht vergaß. Und als Dr. Schnee- mann spät abends endlich eintrat, wurde sie so unausstehlich zu dem Eerichtssekretär Kölbchen, bei dem sie saß, daß sich dieser treue, wenn auch nie viel zahlende Stammgast bald unter verletztem Ge- murmel empfahl. Nun aber zu Schneemann hingeflogen, die schwachen, bräunlichen Arme ihm beschwörend um den Hals ge- schlungen, flüsterte sie mitten in sein dickes Gesicht hinein:„Das ist doch nicht Ihr Ernst, was sie gestern sagten? Warum glauben Sie nicht, daß ich meinem Rudi späterhin die Wirtschast sühren werde? Es ist doch mein Kind, und ich will ja nichts weiter, als ihn pflegen und aufpassen, daß ihn niemand stört, wenn er über seinen Büchern sitzt,— so klug wie er ist: jeder sagt ja heute schon, daß ein stu- vierter Mann aus ihm werden muß.. Dr. Schneemann streifte zunächst einmal ihre Aermchen wieder ab und lieh sich in seinem Gespräch mit der Laubenthal nicht stören, der er eindringlich auseinandersetzte, warum er vorhin im Konkurrenzunternehmen„Goldfasan" eine Skatpartie verloren hatte. ..Ach so," sagte er dann,„richtig, richtig!" Er stand auf und mar- schierte, die Hände unter den Schößen des wimpelnden weißen Rockes gefaltet, offenbar wohlgelaunt vor dem Tisch auf und ab, über den Gretchen sich, ganz Spannung, hingeworfen hatte, die Hände um die Platte gekrallt, ruckweffe nach Luft schnappend wie ein ans Ufer geschleuderter Fisch. „Das ist natürlich alles Unfug," sagt« Dr. Schneemann,„nimm doch Vernunft an, dummes Mädchen. Je klüger dein Rudi ist und je weiter er kommt, um so besser wird er begreifen, wer du bist, und um so tiefer wird er dich verachten. Nur wenn er nichts lernt und etwa Zuhälter wird, wird er, wie der Name schon sagt, zu dir halten." Hier wieherte er vor Lust am eigenen Witz. ,�at er aber erst für dein Geld studiert, wird er es Sündengeld nennen und, sofern man es ihm glaubt, überhaupt bestreiten, je eine Mutter gehabt zu haben. Ich kenne die Studierten, das kannst du mir glauben: was alles habe ich von ihnen auszustehen gehabt! Alles Unglück kommt von ihnen. Glaube mir: nur die Dummen sind gütig." Er blieb stehen und trank befriedigt glucksend sein Bier aus. Gretchen starrte ihm ins Gesicht, die blank polierten Finger- spitzen in die Wangen gebohrt, zwei kleine Tränen in den Winkeln der braunen, langbewimperten Tieraugen. Gräßlich war der Schmerz, der ihr durchs Herz stach. Sie kühlte, daß er ihr sogar die Stimme fortnahm, so daß sie, selbst wenn sie noch etwas zu fragen gehabt hätte, nichts mehr hätte sagen lönnen. Und allmählich wurde eine stumpf« Einsicht daraus: wer so geläufig reden konnte wie Schneemann, mußte die Wahrheit sagen: so schnell ließen sich Lügen nicht erfinden, zumal wenn ein so kluger Mann, der selbst studiert hatte, über die Studierten sprach. Nach einer Weil« ließ sie den Kops nach vorn kippen und ging davon. Wie ein kleine« Tier im Käfig rollte sie sich in der von einem Butzenscheibenlaternchen kaum erhellten Salonecke zusammen— die die Laubenthal dämm den Poetenwinkel nannte— und hatte es dem Regensturm« dieser Nacht zu verdanken, daß sie niemand bis zum Morgen mehr störte... Sie konnte sich gleichwohl nicht dagegen wehren, daß dieser Abend alle ihre träumerischen Pläne fragwürdig gemacht hatte: sie schienen ihr von nun an immer verdunkelt, erschüttert, wurzellocker und manchmal überhaupt nicht mehr aussindbar. Stunden verträ» delte sie an Rudis Bett, mit beinah« grimmigen Blicken das Gesicht des schlafenden Kindes durchwühlend; plötzlich sah sie dann die Ver- Wandlung schon vollzogen, die die Zukunft bringen sollte, sah statt seidig die dicken Bäckchen berührender Wimpern ein Brillenglas vor koltein, grauem Auge, hörte sie seine ihr heute noch ungeformt ent- gcgenquellenden Liebeslaute in eine verächtlich krächzende Männer» stimme umschlagen, die ihr mit dem Weiberzuchthaus drohte, fühlte sie den Speichel, der sich jetzt noch in unschuldigen Bläschen auf den offen atmenden Lippen des Kindes hob und senkte, in zischendem Strahl gegen sich geschleudert. Tagelang legte sie die Karten: sie bekundeten unermüdlich, ob Aerger mit der Polizei bevorstand oder ob gute Gäste kommen und das große Geld herzlich nahe liegen würde; nur jede Auskunft, die sich auf Rudi bezichen ließ, oerweigerten sie beharrlich. Um so nachdenklicher und zerfahrener wurde Gretchen. sie frisiette sich liederlich und legte das Erdbeerrot ihrer Wangen unachtsam so dick auf, daß sie eines Nachts einen Studenten zu einem anderen sagen härte:„Faß die Kleine nicht an. sonst siehst du aus wie ein Lust. mörder." Das traf sie allerdings noch ziemlich tief. Sie versuchte dann wohl ein paar Stunden lang, sich gegen ihren Zustand zu sträuben und geriet in eine flackerige, unecht« Geschwätzigkeit. Aber es war nicht zu verkennen: seitdem ihr Lebenszweck zweifelhast geworden war, war auch die straffe, zusammenraffende Spannung dahin, die er allein ihr oerliehen hatte; selbst die beliebtesten Stamm- gäste spürten, daß sie sich ihnen nur noch nebenbei widme, neckten sie zunächst, sie sei wohl verliebt, zogen dann aber doch liebens» würdigere Kolleginnen vor. Ikidessen schienen auch die Gewebe ihres Körpers ihre bisherige Unangreifbarkeit verloren zu haben; die Firnisschicht, mit der sie gleichsam bislang vom Willen schützend umgeben waren, zeigte sich brüchig; nach wenigen Wochen schon wurde Gretchen krank und kam, zum erstenmal in ihrem Leben, ins Spital. Geheilt zurückgekehrt, beklagte sie sich bei jedem, der sie anhören wollte, in ausgesucht rohen Ausdrücken über die unsanfte Bchand- lung, die die Aerzte ihr hatten angedeihen lassen. Entsetztes Ab- winken und unterirdische Fußtritte der Laubcnthal beachtete sie dabei nicht im mindesten. Ueberhaupt wandelle sich ihre einstige kindliche Sanftheit immer mehr in offenste Rücksichtslosigkeit; he- trunkene Kunden, die ihr nicht behagten, schlug sie einfach grob auf den lallenden Mund. Uebcrall ließ sie Zigaretten liegen, die in Frau Laubenthals beste Möbel Löcher brannten. Im übrigen nqhmen Karten, massenhaft verschlungene Süßigkeiten und allmählich auch der Trunk sie immer mehr in Anspruch. Sie setzt» Fett an. das ihre schönen Augen klein und ihr Gesicht ausdruckslos machte, während die Brauen darüber um so buschiger und drohender wucherten:«inen Gummigürtel, den ihr die Laubenthal für die breiter werdende» Hüsten «wschafste, versteckte sie, um ihn nicht
tragen zu müssen. In kurzem verschwendete sie ihr Sparkonto, machte Schulden und stahl schließlich au» dem Salon eine große Photographie der medieäischen Venus, die die Laubenthal für außer- ordentlich unanständig und daher geschästsfövdernd hielt. Und gleich darauf erkrankte sie zum zweitenmal. Nunmehr aber weigerte sich die Laubenthal, auf ihres Hauses Ruf bedacht, Gretchen noch ein- mal aufzunehmen. Man weiß dann wenig mehr von ihr. Manchmal wollte man sie»och im Flackerschein der Eingänge zu den wanzenreichen Winkel- Hotels an den Vorstadtbahnhöfen gesehen haben. Immer seltener auch besuchte sie Rudi. Immer kleiner wurden die Summen, die sie zu seinem Unterhalt der Koch mitbrachte. Längst schon hatte sie keinen Anspruch mehr auf das saubere Dachkämmerchen. Niemand wußte, wo sie nächtigte. Schließlich sah die Koch sich genötigt, Rudi an einen Streichholzverkäufer auszuleihen, der an einer Endstation der Nachtomnibusse seinen Handel trieb und sich von dem Mitleid, das das Kind erregen mußte, eine neue Blüte seines Geschäfts ver- sprach. Hier traf Gretchen, die ohne Hut und in uralter, viel zu großer Spitzenbluse mitternächtlich umherschlenderte, Rudi zum letztenmal. Ihre Augenhöhlen waren wie tiefe Löcher voll trüben Wassers. Dem mit dem Schlafe kämpfenden Kinde, das sich krampf- Haft an den Hofen des Streichholzverkäufsrs festhielt, starrte sie, ohne von ihm erkannt zu werden, ruhig, böse, nahezu höhnisch ins Ge- sicht, drehte sich dann stumm und schroff auf dem Absatz um und verschwand in der Richtung der Holzstapelplätze am Fluß. Dort ist sie späterhin noch einig« Male Arm in Arm mit be- zecht gröhlenden Flößerknechten gesehen worden. Dann und wann wurde im„Nachtfalter" noch von ihr gesprochen und ohne viel Anteilnahme gefragt, wo sie wohl geblieben sein möchte. Aber niemand wußte es.
Das raiselhaste„Weißmännerland". In zahlreichen literarischen Berichten des Altertums und frühen Mittelalters ist von Seefahrten nach weit entlegenen, seltsamen und bisher unbekannten Ländern die Rede. Früher hat man diese Be- richte meist für Seesahrersabeln gehalten. Wer neuere Forschungen haben ergeben, daß viele dieser alten Erzählungen geographisch durchaus einwandfrei sind und die Erinnerung an tatsächlich er- folgt« Entdeckungsreisen festholten, die freilich meist unfreiwillig, durch Winde und Meeresströmungen abgetrieben, geschehen sind. In vielen Fällen Ist es gelungen, jene rätselhaften Länder mit uns genau bekannten zu identifizieren. Ein solches Land ist das„Weißmännerland", das jn den ältesten geschichtlichen Erzählungen der Isländer im 10. Jahrhundert mehr- fach erwähnt und von dem angegeben wird, es liege sechs Tagereisen westlich von Irland . Schon Alexander von Humboldt hat das Weißmännerland als das amerikanische Küstengebiet zwischen Virginia und Florida gedeutet. Später ist allerlungs diese Theorie von Ver- tretern der altnordischen Wissenschaft stark bekämpft worden. Auch diese halten zwar den historischen Kern der altisländischen Berichte für unzweifelhaft, glauben aber zum Teil, das Weißmännerland in der nur 15 Kilometer von der irischen Küste gelegenen kleinen Insel Aran Mor oder auf Irland selbst suchen zu müssen. Soeben hat nun der bekaimte Verkehrsgeograph Hennig(Düssel - darf) über diese Frage eine sehr geistvolle Untersuchung veröffentlicht. Er weist auf die geradezu erstaunlich häufigen Spuren vorkolum- bischen Christentums in Amerika , auf einen im Jahre 1824 auf einer nordamerikanischen Insel gefundenen germanischen Runenstein und auf den Umstand hin, daß sich bei den Tuscaroroindianern un- verkennbare Rassenmerkmale finden, die auf eine alt« Rassenmischung mit indogermanischem Blut schließen lassen. Hennig weist nach, daß die neueren Hypothesen geographisch und psychologisch zu Un- Möglichkeiten führen, und er gibt der älteren Ansicht Humboldts den Vorzug. Er beweist, daß der Name.Weißmänner" mir von einer farbigen Bevölkerung, die noch nie weißhäutige Menschen sah, einem Bolk weißer Rasse gegeben worden sein kann. Das Weißmänner» land war also eine Enklave der weißen Rasse in einem von farbigen bewohnten Gebiet, wobei nur an Teile der nordamerikanischen Ost- küste gedacht werden kann. Nun ist bekannt, daß im S. bis 8. Jahr» hundert irische Mönche in gebrechliche» Fellbootea zu den Hebriden ,
Orkney -, Shettand- und Färöer-Inseln, nach Island und wahrschein- lich auch nach Grönland gelangten, so daß die Annahme, einzelne Gruppen von irischen Seefahrern hätten auch dos amerikanische Festland erreicht, nicht unmöglich erscheint. Allerdings ist die An- gäbe, das Weißmännerland liege sechs Tagereisen westlich von Jr» land, ein Irrtum, denn an dieser Stelle gibt es überhaupt kein Land. Aber statt die sechs Tagereisen in zwei Stunden abzuändern und auf die Insel Aran Mor zu schließen, kann man mit größerer Wahr - scheinlihkeit die sechs Tagereisen in zwei Wochen umdeuten, und dann ist der Hinweis auf die nordomerikanische Ostküste fertig. So hat die alte Theorie, wonach die Küste Amerikas schon vor den Nor- mannen von Iren erreicht und eine Zeillang besiedelt worden sei, durch Hennig neuerdings«ine starke Stütze erhalten.
Ein künstlicher Fixstern. Die Fixsterne, diese riesigen Kugeln leuchtender Gase und glühender Dämpfe, weisen die höchsten, bisher gemessenen Tcmpera- ruren auf. Bei den heißesten unter ihnen, den sogenannten Helium- stcrnen, die intensiv weiß leuchten, hat man Obcrflächentempera- turen von etwa 20 000 Grad Celsius festgestellt. Bis vor kurzem schien es ganz ausgeschlossen, daß solche gewaltigen Stemtempera. turen jemals in einem irdischen Laboräwrium erzeugt werden könn- ten, aber nach einem Bericht von Dr. Sängewald in„Reclams Universum" ist es den Amerikanern Anderson und Smith gelungen. auf elektrischem Wege einen solchen Fixstern künstlich zu erzeugen, freilich nur in kleinstem Umfang rntd für die Dauer einer zehn- tausendstel Sekunde. Die beiden Gelehrten spannten einen kurzen, haardünnen Metalldraht aus und entluden durch diesen plötzlich eine gewaltige Elektrizitätsmenge, die etwa der Leistung eines städtischen Elektrizitätswerkes entsprach. Em blendender Blitz zuckte auf, von einem scharfen Ton.begleitet, und der Draht war spurlos ver- schwunden. Infolg« der ungeheuren Wärmeentwicklung bei dem Durchgang der Entladung war er in etwa einer Millionstel Sekunde geschmolzen, dann zum Sieden gelange und verdampft. Die ent- stehende Dampfkugel nun erreichte die Temperaturen der Fixsterne mit 20 000 Grad Celsius, wie das auf der photographischen Platte sestgehallene Spektrum zeigte. Durch nähere Untersuchungen konn- ten überraschende Uebereinstimmungen der optischen und elektrische.� Vorgänge in diesem Dampfball mit denen festgestellt werden, die man auf den heißen Fixsternen teils beobachtet hat, teils dort ver- mutete.
Die Sprache der Ameisen. In lehrreichen Versuchen an kün�t- lichen Nestern hat Prof. H. Eidmann festgestellt, daß die Ameisen auch eine Art Sprache haben, mit der sie sich gegenseitig wichtig« Mitteilungen machen. Es handelt sich dabei um eine Zeichensprach« mit Hilfe der Fühler, die vor allem dazu dient, in bestimmten Fällen Hilfe aus dem Nest herbeizuholen. Hat eine Ameise ein großes Beutestück gesunden, das sie nicht allein fortschleppen kann, so eilt sie in das Nest zurück. Dort alarmiert sie andere Ameisen durch Kreuzen mit deren Fühlern. Auf diese Weife erfahren die Nestgenossen, daß etwas herbeizuholen ist, und sie folgen nun der Entdeckerein zur Beute, die dann gemeinsam weggetragen oder in kleinere transportfähige Stücke gerlegt wird. Aus den Beobach- tungen geht hervor, daß die Finderin ihren Genossen jedoch nicht mitteilen kann, was sie gefunden hat. Denn stoßen sie auf dem Marsch nach der Fundstelle aus andere Beute, so lassen sie die Finderin im Stich und beginnen die neue Beute wegzutragen. Dies stellte Prof. Eidmann dadurch fest, daß er Honigtröpfchen auf den Weg zur Fundstelle brachte; die Finderin ließ sich da- durch nicht ablenken, sie suchte trotz dem verlockenden Honig die Fundstelle aus. Aber chre Genossen waren zurückgeblieben, sie taten sich am Honig gutlich, weil sie wohl„dachten", sie feie» deshalb alarmiert worden. Die Auslagezissern der Tolstolschen werke. Es ist interessant, den Auflageziffern nachzuforschen, die Tolstois Schriften bereits zu feinen Lebzeilen in Rußland erzielt haben. Von seinen kleineren Werken standen„Der Gefangene im Kaukasus " und „Herr und Knecht" mit 300000 bzw. 250 000 an der Spitze; es folgten..Die Macht der Finsternis",„Sewastopol".„Auferstehung", „Drei Tode" mit je rund 200000. Tolstois pädagogische Bücher „Das neue Alphabet" und„Erstes russisches Lesebuch" erreichten eine Gesamtauftage von s« 1 Million Exemplaren. Sein« damals in 15 Bänden gesammelten Werk« waren ebensalls in etwa 100000 Exemplaren verbreitet. �