Nr. 411 45. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Macht organisierter Verbraucher.
60 Proz. Einlagezuwachs in der Konsum- Sparkasse.*)
Als der zweitgrößte Eigenbetrieb der Konsumgenossenschaft ist die Wurstfabrit in Lichtenberg anzusprechen, deren Fort schritte alle anderen Betriebszweige in den Schatten stellen. Der Umsatz in Fleisch und Wurstwaren steigerte fich von 1,12 Mill. Pfund auf 2,39 Mill. Pfund, also um mehr als 100 Pro3. Dies ist ein Erfolg, mit dessen Größe nicht gerechnet werden konnte, und der dazu zwang, schleunigst einen umfassenden Erweiterungsbau in Angriff zu nehmen, der voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres die Produktion aufnehmen wird. Zurzeit beläuft sich die monatliche Erzeugung in Fleisch- und Wurstwaren auf rund 2000 Bentner. Die Schweineschlachtungen, deren Zahl sich im Berichtsjahr auf 11 225 belief, liegen in den Händen der Genossenschaft; ein großer Teil des Schlachtviehes wird durch Bermittlung der Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine bezogen, die in dauernder Verbindung mit landwirtschaftlichen Genossenschaf= ten steht, während nur ein geringer Teil dem Berliner Viehmarkt entnommen wird. Da auch in Fertigfabritaten
nichts mehr von Privatbetrieben
bezogen zu werden braucht, gelangen in der Fleisch- und Wurst. warenvermittlung nur genossenschaftliche Erzeugnisse an die Mitglieder.
der Schlosserei und Tischlerei 106 Personen beschäftigt; das fauf männische Persanal umfaßt 2041 Angestellte, in der Hauptsache Verkäuferinnen.
Die fortgeschrittenen Konsumgenossenschaften fühlen sich verpflichtet, ihr Arbeitsfeld über das Gebiet der Warenvermittlung und Güterherstellung auf foziale Hilfeleistungen
für ihre Mitglieder auszudehnen, und so sehen wir, daß die großen Bereine Mittel flüssig machen, die Unterstügungs- und WohlfahrtsDie Berliner Konsumgenossenschaft zweden zugeführt werden. gewährt erwerbslosen Mitgliedern nach Erfüllung bestimmter Borbedingungen monatliche Spenden, aber ihre schönste und anerkennenswerteste Einrichtung ist das Kindererholungs. heim auf dem eigenen Landgut in Sperenberg , in dem Monat für Monat 38 Kinder auf die Dauer von vier Wochen zur Aufnahme gelangen. Im Geschäftsjahr 1927/28 fanden dort 365 erholungs. bedürftige Kinder Aufenthalt. 90 Pfleglinge tamen aus Familien, deren Ernährer erwerbslos mar; für sie war der Aufenthalt völlig fostenfrei Eine wertvolle Einrichtung, die der Genossenschaft ihre Unabhängigkeit vom privaten Geldmarkt.
Freitag, 31. August 1928
| Millionengewinne bei„ schlechten Preisen". Der Riebeck Montanabschluß.
Der jetzt veröffentlichte Abschluß der Riebed- Montan= werte 2.-G. in Halle zeigt, daß der mitteldeutsche Braun. tohlenbau nach den beiden Glanzjahren 1926 und 1927 auch noch im laufenden Jahr von einer gleich starten Konjunktur begünstigt ist. Doch geht die Gesellschaft in ihrem Geschäftsbericht an dieser Tatsache schnell vorüber, um ihren fozialreaktionären Ausführungen um so breiteren Raum zu widmen. So erwähnt der Verwaltungsbericht, daß die Gesellschaft die Verluste, die ihr aus der 11prozentigen Lohnerhöhung und der Verkürzung der Arbeitszeit entstanden seien, durch die Rationalisierung nicht habe ausgleichen fönnen.
Abgesehen davon, daß sich in der Bilanz beim besten Willen keine Berluste, sondern im Gegenteil ganz beträchtliche Mehrgewinne feststellen lassen, bleibt die Verwaltung für ihre Behauptungen jeden Beweis schuldig. Da die Riebeck- MontanA.- G.- Bilanzen nach Abschluß der Interessengemeinschaft mit dem Farbentru st sich durch ein Höchstmaß an unübersichtlichkeit und durch eine ausgesprochene Scheu vor der Deffentlichkeit auszeichnen, werden auch für das Geschäftsjahr 1927/28 weder die Unkosten, nochy die Steuern, noch die Soziallaften ausgewiesen, sondern es erscheint lediglich ein Bruttogewinn von 8,2 Millionen Marf, von deur die Unkosten vorweg abgezogen wurden. Gegenüber dem Vorjahr ist der Bruttogewinn um 25 Proz. und gegen 1925/26 fogar um 70 Proz. trotz der schlechten Brifettpreise" gestiegen.
Im Gesamtumfaß weniger ins Gewicht fallend, aber in erfreulicher Aufwärtsbewegung befindet sich die Mineralwasserfichert, muß noch besonders erwähnt werden; es ist die tonfumfabril. Die mengenmäßige Steigerung ihrer Erzeugnisse betrug im Vergleich zum Vorjahre bei 1,69 Millionen Flaschen Selter und genossenschaftliche Sparkasse. Gewaltige Summen find es, die als ein Ausdruck stärksten Vertrauens zum eigenen Unternehmen in Brauselimonaten mehr als 80 Proz. In den Preisen für alkohol- Form von Spargeldern der genossenschaftlichen Birt- teressengemeinschaft dar, während die tatsächlichen Eigengewinne freie Getränke ist die Genossenschaft jeder Konkurrenz über- schaft zur Verfügung gestellt werden. Am Beginn des GeschäftsTegen, beträgt doch der Preis bei bester Qualität und höherer jahres betrug die Höhe der Spareinlagen 15,9 mill. Mark und stieg Quantität für eine Flasche Selter nur 10 Pf. und für Brause- bis zum Abschluß des Geschäftsjahres auf rund 25 Millionen Mart.
limonaden mur 12 Pf.
In der Kaffeerösterei gelangten 643 400 Pfund Rohkaffee In der Kaffeerösterei gelangten 643 400 Pfund Rohkaffee zum Verbrauch, was einer Steigerung um 84 600 Pfund entspricht. Besonders start war die Nachfrage in Kaffeeforten niedrigerer Preis: lage, woraus der Schluß gezogen werden muß, daß, so beliebt das Kaffeegetränk in der Bevölkerung auch ist, doch die Mehrzahl der
Mitglieder infolge der ungenügenden Einkommensverhältnisse sich gezwungen sieht, auf den Genuß höherer Qualitäten zu verzichten.
Der Fuhrpart der Genossenschaft, dem der Transport der Waren von der Zentrale nach den Abgabestellen obliegt, mußte ganz bedeutend erweitert werden; es sind jetzt 73 Lastwagen mit 15 Anhängern in Benutzung. Schlosserei und Tischlerei dienen ausschließlich den inneren Betriebsanforderungen. So groß das im vorigen Jahr errichtete Betriebsgebäude auch ist, in denen die beiden Betriebszweige Aufnahme gefunden haben, genügen die vorhandenen Arbeitsräume taum noch den steigenden Ansprüchen, meswegen auch hier Erweiterungsbauten ins Auge gefaßt werden müssen.
Steigende Mitgliederzahl und erhöhter Umfaz machen er erforderlich, das
zigen Geschäftsjahres stellt eine Steigerung der Einlagebestände um Dieser Zugang von 9,1 Mill. Mart im Laufe eines einrund 60 Proz. dar. Mit diesem Ergebnis übertrifft die konsum genossenschaftliche Sparkasse sogar den Einlagenzuwachs fommunaler Sparkassen, die im Verhältnis hierzu einen weit geringeren Zuwachs Der Abschluß der Bilanz liegt noch nicht vor, jedoch kann heute bereits gesagt werden, daß eine
aufweisen.
Rüdvergütung von 4 Proz.
auf den Umsatz in sicherer Aussicht steht. Damit werden ungefähr 2 Millionen Mart als Ersparnis aus der tonfumgenoffenschaftlichen Wirtschaft den Mitgliedern zugeführt werden eine Summe, die neben den sonstigen Vorteilen der genossenschaftlichen Warenvermittlung, wie gerechter Warenpreis, volles Maß und Gewicht, unverfälschtheit der Waren, vollste Würdigung verdient.
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Es ist der Konsumgenossenschaft Berlin gelungen, dank der erzielten Erfolge den bisher eingenommenen Blaz als zweit größte Genossenschaft Deutschlands zu behaupten. Bohin wir auch im Reiche blicken, ob nach Hamburg , Dresden , Leipzig , Chemnitz usw., überall sehen wir das Erwachen der Verbrauchermassen, ihr Zusammenscharen unter dem Banner der Konsumgenossenschaft. Lange Jahre hat Berlin eine Aschenbrödel rolle in der Konsumgenossenschaftsbewegung gespielt, heute ist es in die vorderste Reihe gerückt, und noch liegen unendliche Ent widlungsmöglichkeiten für die genossenschaftliche Wirtschaft gerade in der Reichshauptstadt vor. Das, was wir an genossenschaftlichen Erfolgen vor uns sehen, ist trph seiner Größe noch als ein Anfang zu betrachten; Größeres gilt es zu vollbringen. Dazu ist aber notwendig, daß die weiten Kreise der arbeitenden Bevölkerung, die heute noch der Genossenschaft fern stehen, sich auf die scharfe Waffe ihrer Kauffraft besinnen, die im Kampfe gegen die Macht des Kapitals unentbehrlich ist. Die werftätigen Massen müssen ihre gibetu kauffraft in gemeinwirtschaftlicher Form
Abgabestellennetz zu verdichten und auszubauen. Die Zahl der Lebensmittelabgabestellen vermehrte sich im Berichtsjahr von 193 auf 205, wozu nach 25 Abgabestellen der Neuköllner Großhandelsgesellschaft treten. 5 Spezial- Fleischabgabestellen wurden neu errichtet, wodurch sich deren Zahl auf 18 erhöhte, dazu treten 4 Barenhäuser und 5 Manufafturmarenabgabestellen. In dem Bestreben, durch Errichtung von Sied lungen die Wohnverhältnisse zu bessern, entfällt die Mehrzahl der neuen Abgabestellen auf die Außenbezirke, in denen es sich häufig notwendig erweist, Grundstücke zu erwerben und eigene
Gebäude zu errichten.
Das Heer der in der Genossenschaft Beschäftigten Ft naturgemäß ebenfalls eine bedeutende Vermehrung erfahren;
3284 Arbeiter und Angestellte finden ihren Erwerb in der genossenschaftlichen Warenvermittlung und Warenerzeugung. Ueber das Wachsen der Belegschaft geben folgende Ziffern Aufschluß:
1925
1926
1927 1928
1972 Beschäftigte
2236 2503 3284
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zur Anwendung bringen. Die Wirtschaft ist das Fundament, auf dem sich die politischen und kulturellen Geschehnisse entwickeln. Einflußnahme auf die Wirtschaft und deren spätere Beherrschung find daher die Grundlage für den Aufstieg der werktätigen Bevölkerung, und eins der wertvollsten und erfolgreichsten Mittel hierfür stellen die konsumgenossenschaftlichen Organisationen dar.
Friedrich Güttler.
Auf je 44 Genossenschaftsmitglieder entfällt fomit ein Arbeiter Die Amerika - Anleihe von Leonhard Tiek. Die Verhandlungen, oder Angestellter, der im eigenen Unternehmen Lohn und Brot bei die, das Warenhaus Leonhard Tek mit amerikanischen Banmustergültig geregelten Arbeitsverhältnissen findet. In den dreifiers über eine Dollaranleihe im Werte von etwa 15 bis 20 Millio Bäckereien und der Konditorei sind 269, in der Wurstfabrik 83, in nen Mark führt, stehen dicht vor dem Abschluß. Der Tiez- Konzern
*) S. den Artikel in Nr. 409 des Vorwärts".
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Da die Dividende im Interessengemeinschaftsvertrag mit dem Farbentrust festgelegt, ist, so will die Erhöhung von 6 auf 7,2 Broz. auf das Aktienkapital von 50 Millionen Mark weiter nichts besagen. Auch die ausgewiesenen Gewinne ftellen nur ein Ergebnis der internen Abrechnung mit dem Farbentrust auf Grund der Indieses Braunkohlentonzerns, wie im Vorjahr, verschleiert werden. Dagegen läßt der enorme Anlage zuwachs in der Bilanz immerhin erkennen, in welchem gewaltigen Umfang die Riebed eitverkürzung ausgebaut werden konnten. Der Zuwachs an NeuMontanbetriebe trotz der„ Berluste" aus Lohnerhöhung und Arbeitsanlagen in einem Jahr beträgt rund 20 Millionen, darunter allein 10 Millionen für Maschinen und Betriebseinrichtungen.
Wenn auch die um 12,5 Millionen Marf angewachsenen Ber
pflichtungen erkennen lassen, daß ein Teil der Neuanschaffungen mit Krediten finanziert wurde, so sind doch mindestens 7,5 Millionen aus laufenden Gewinnen über Betrieb" bezahlt worden.
Kohlenförderung und Brikettproduktion sind im letzten Jahr weiterhin von 6,7 auf 7,15 Millionen Tonnen Rohtohle und
von 1,56 auf 1,58 Millionen Tonnen Brifetts gestiegen. Ueber die Leistungssteigerungen der Belegschaften schweigt sich der Geschäftsbericht aus. Da sich der Absatz in den ersten fünf Monaten des Geschäftsjahres 1928/29 weiterhin sehr gut entwidelt hat, und in den Wintermonaten mit steigendem Bedarf zu rechnen ist, wird der Abschluß im nächsten Jahr dem letzten in feiner Hinsicht nachstehen.
Deutsch - russische Verhandlungen.
Im Einvernehmen mit der Regierung der Union der sozialisti fchen Sowjetrepubliken ist als Zeitpunkt für die Fortsetzung der Deutsch russischen Wirtschaftsverhandlungen Ende Oktober in Aussicht genommen. Die seinerzeit auf deutsche Anregung begonnenen Verhandlungen dienen dem Zweck, durch Ausbau und durch eine den tatsächlichen Verhältnissen besser angepaßte Auslegung der jetzt gültigen Vertragsbestimmungen den Wirtschaftsverfehr zwischen Deutschland und Sowjetrußland zu fördern.
Produktion und Auftragseingang.
Die Konjunktur im Auguft.
Nach dem Wochenbericht des Instituts für Konjunt turforschung" hat die Produktion ihren während des ganzen Juli anhaltenden Rückgang auch im August fortgesetzt. Das Tempo der Abwärtsbewegung hat sich jedoch verlangsamt. Teilweise ist sogar eine leichte Besserung des Beschäftigungsstandes zu verzeichnen, die allerdings in der Hauptsache auf Saisoneinflüsse zurückzuführen sein dürfte.
Dies trifft vor allen Dingen auf den Kohlenbergbau zu, doch auch in manchen Verbrauchsgüterindustrien scheinen die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft jetzt schon zu einer Be= lebung des Auftragseingangs geführt zu haben. Ebenso hat der Auftragseingang in der Leder industrie und in Teilen der Textil industrie zugenommen, wenn auch in geringerem Grade. Inwieweit diese saisonmäßige Zunahme des Auftragseinganges zu einer Erhöhung des Beschäftigungsgrades in den betreffenden Industriezweigen führen wird, ist jetzt noch nicht zu übersehen.
In den nächsten Wochen kann in manchen Branchen mit einer
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Mild, täglich frisch!
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