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Freiheit wiedergegeben und auch diese Amnestie war unmöglich ohne die Sozialdemokraten. Auf der einen Seite stehen also bisher 130 Millionen Mark und 7V Millionen Mark und 3000 Befreite, auf der anderen 9,3 Millionen Mark als erste Rate für den Kreuzer. So unnütz diese 9,3 Millionen Mark nach unserer Meinung auch nerschwendet werden, im Verhältnis zu dem. was wir er- reicht, haben und noch erreichen können, bleiben sie zahlen- mägig weit zurück. Daneben ist freilich der prinzipielle Ge- fichtspunkt für weitere Rüstungen zu beachten, aber jeder- mann kann sich an den Fingern abzählen, daß selbst- verständlich mehr aufgerüstet wird, wenn die Sozialdemokratie auf die Teilnahme an der Macht verzichtete und sie den Deutschnationalen abtritt, als umgekehrt. Diese Berzichtleistung ist also der Zlrbeiterklasie zum Schaden, die Beteiligung zum Nutzen. Dabei sei ein Wort zu der kommunistischen   Entrüstung über den Panzerkreuzer gesagt. Sozialdemokraten haben ein Recht zum Protest, denn sie sind eine pazifistische Partei und setzen ihre Hoffnung auf den Frieden der Welt. Die Kommunisten dagegen bekennen offen, daß sie diese Friedensarbeit und Friedensliebe für illusorisch halten und auf die Etablierung ihrer Herrschaft nach dem nächsten Krieg rechnen. Demgemäß finden die deutschen   Kom- munisten ein Verbot des Kriegsschiffsbaues für Deutsch  - l a n d angebracht, nicht für Rußland  . Dort, wo sie die Herrschaft haben, ist der Bau von Kriegsschiffen und ihre Unterhaltung»ine vaterländische Pflicht. Die Flotten- Handbücher von 1927 und 1928 zeigen, daß Ruhlands See- rüstung stärker ist als die deutsche  . Aber das tut nichts, nur gegen die Letztere gilt der Volksentscheid, nicht gegen die russische R ü st u n g. Die deutsche Seerüstung ist durch den Vertrag von Versailles   begrenzt. Wir dürfen in Dienst halten: K Linienschiffe, (> Kreuzer  , 24 Torpedoboot« und Zerstörer, 0 Unterseeboote. Die Sowjet-Union dagegen besitzt schon jetzt: 4 Linienschiffe, 0 Kreuzer, 47 Torpedoboot« und Zerstörer, 20 Unterseeboote. Ihr« Rüstung ist größer und finanziell schwerer als die deutsche, zu Wasser wie zu Lande, und wenn die Herren unseren Ministern den Vorwurf machen wollen, sie haben anders gehandelt als die Partei, weil sie sich an den früheren Reichstagsbeschluß gebunden hielten, so können ihnen unsere Parteifreunde getrost antworten, daß ihre Mini st er in Rußland   schonseit 10 Iahren anders handeln als die deutsche Kommuni st ische Partei es hier verlangt. Auf diesem Gebiete wie auf allen an- deren beruht ihre Entrüstung auf einer großen Unehrlichkeit. Aber nicht um der anderen, sondern um unserer selbst willen sind wir zur Ehrlichkeit gegenüber den Wählern verpflichtet. Unsere Minister werden selbst am besten tun, wenn sie offen erklären, daß sie nach dem Protest, den der Baubeschluh gefunden hat. den Reichstag noch ein- mal befragen wollen, wie er zum Bau steht. Hie können das tun, ohne sich etwas zu vergeben, und vielleicht haben auch weitere Koalitionsparteien außer den Demokraten in- zwischen eingesehen, daß das Deutsche Reich ohne diesen Kreuzer nicht zu Grunde geht. Gibt es aber Parteien, die daraus eine Kabinettfrage machen wollen, nun gut, dann wird es neue Kämpfe geben. Wir aber wollen bei diesen Kämpfen auf der Seite derer stehen, die die Fort- setzung dieser Rüstungen ablehnen. Führen wir diese Front- stellung klar und entschieden herbei, halten wir daran fest, was die Partei von Anfang an pro- k l a m i e r t e, dann braucht uns dieser Kampf erst recht nicht schrecken. Aeuer Sireit um Lambach. Erklärungen und Gegenerklärungen. Der Streit um Lambach hat nach dem letzten Spruch de» Partei» pericht» mieder schärfere Formen angenommen. Ein parteiamtlicher Peschwichtigungsverstich mird von derDeutschen Zeitung' zum Anlaß einer heftigen Polemik genommen, in der für die Partei- l>ertr«tung im Ottob«r da» Recht in Anspruch genommen wird, zu erklären, daß Preisgabe des monarchistischen Ge- dank«ns gegen da» Parteiprogramm verstoße. Die Deutsch nationale Pressestelle antwortet damuf, diese» Verlangen renne offen« Türen ein: die Parteivertretung am ?!. Juli, wie alle übrigen. Parteimstanzen, die irgendwie mit dem Fall Lambach befaßt gewesen sind, hätten ausdrücklich und ein- stimmig, unter Zustimmung auch von fferrn Lambach, beschlosic», an dem monarchischen Bekenntnis des Parteiprogramms nicht rütteln zu lassen. Die Aufgabe der nächsten Parteivertretung werde«s also sein, nicht um dies« Grundlage zu streiten, sondern auslhrweiter zu bauen. Auch Westarp oersucht die durch den zweiten Spruch van neuem aufgebrachien Feind« Lambachs zu beruhigen. In längeren Ausführungen klagt er sich selbst an, indem er schreibt: Ohne damit der Frage irgendwie vorzugreifen, ab im Fall« Lambach der von der letzten Instanz ausgesprochene Verweis das geeignete Visziplinarmlttel war, spreche ich es unumwunden als meine Meinung aus, daß der Führer der Partei, unter- stützt durch die Selbstdisziplin oller an verantwortlicher Stell« stehenden Parteimitglieder, m dieser Beziehung die Zügel st.r a s f« r in die Hand nehmen muh, als es bisher manchesmal in dem Wunsche geschehen ist, einer lebendigen Fortentwicklung der Partei nicht zu enge Grenzen zu ziehen." Die Oktobertagung der Deutschnationalen   wird zeigen, ob sich die Clique von Hugenberg   und Bang mit derartigen Versicherungen begnügen, oder ob sie auf dem Kopf Lambachs bestehen wird. * Hannover  , 31. August.(Eigenbericht.) Eine Mitgliederversammlung der Deutsch  - nationalen Hannooers, die äußerst stürmisch verlief, be- faßte sich u.a. mit dem Fall Sambach  . Die Erregung richtete sich insbesondere gegen einen Abgesandten Hugenbergs aus Bielefeld  , der u. o. von den ungeheuren Verdiensten dieses Reaktionärs sprach. Der größte Teil der Versaminlung lehnte diese Anerkennung glatt ab. Die Referenten kritisierten dann das. Urteil deS Partcigerichts und erklärten sich für den Ausschluß von Lambach. An dxn allen monarchistischen Grundsätzen müsse unumstößlich lest gehalten werden. Die Parteileitung muffe In Zukunft alle Kompromisse ablehnen und stark durchgreisen.
An der Schwelle des Normaljahrs.
Gegen die Reparaiiousdesperados!
Mit dem heutigen 1. September ist die im Dawesplan vor- geseheneSchonzeit" Deutschlands   abgelaufen. Das erst« Nor- m a l j a h r beginnt, in dem 2£ Milliarden Goldmark Reparationen an die Reparationsgläubiger gezahlt werden sollen. In dem Augen- blick, in dem diese neue Periode der Reparationszahlungen beginnt, tritt auch die Reparationsdiskussion in ein neues Stadium. Seit Thoiry ist die Reparationsfroge aufs, angst« mit den übrigen Fragen der deutsch  -französischen Auseinandersetzung ver- knüpft, und dieser Zusammenhang ist gerade in letzter Zeit von Frankreich   aus besonders nachdrücklich betont worden. Im Mittel- punkt steht der Wunsch Frankreichs  , in Kürze möglichst große auch einmalige Kopitolbelrög« als Reparalionszahluugea zu erhalten, um die französische   Staatsschuld entscheidend zu ver- ringern und die keineswegs erfreulich« Lage der französischen   Staats- finanzen zu bessern. Derartige große Kapttalbeträge können jedoch nur dann geleistet werden, wenn es möglich ist, Schuldverschreibun- gen Deutschlands   an den internationalen Kapitalmarkt zu bringen. Diese Frage bereitet schon rein finanztechnisch große Schwierig. leiten. Der amerikanische   Kapitalmarkt, der vielfach als unerschöpflich angesehen wurde, ist schon seit Wochen nicht mehr in der Lag«, größer« Anleihen zu gewähren, nicht zuletzt, weil in- folge der unsteten Anleihepolitik unseres Reichsbantprästdenten im Frühjahr«in Ansturm deutscher An leihenehm er auf den Rew-Dorker Anleihemarkt stattfand, dem dessen Aufnahmefähigkeit nicht standzu- halten mochte. Mögen sich jetzt auch Anzeichen der Besserung zeigen, so ist das Ergebnis der letzten Wochen jedenfalls dies, daß auch Amerira nicht jeden Anleihebetrag herzugeben vermag. Neben dies« finanztechnische Frage tritt jedoch die ernst« wirtschastspolitisch«, ob die Unterbringung von Reparationsobligationen heut« schon vertret- bar ist, ob die Sicherheit besteht, daß Deutschland   auch, wirklich in der Lage ist, für die ausgegebenen Obligationen den Anleihe- dienst von Zins und Tilgung aufzubringen und den ausländischen Gläubigern zu überweisen. Die sogenannte Transfersrag« ist eindeutig bisher weder In der Theorie noch in der Praxis geklärt. Sicher ist, daß bisher alles transferiert werden konnte, was Deutschland   an Reparationen zu leisten hatte. Ebenso sicher ist, daß Deutschland   gleichzeitig Anleihen im Auslande aufnahm, deren Betrag die Reparationsleistungen um ein Vielfaches überstieg. Völlig ungeklärt aber ist die Frage, welcher Zusammenhang zwischen den Reparationen und diesen Auslandsanleihen besteht. Von vielen Seiten wird so argumentiert: Deutschland   muß das von ihm benötigte Kapital in Form von Reparationen an das Ausland ab- führen, da es aber die Produktionsmittel, deren Erstellung mit dem auf diese Weise verlorenen Geldtapital bei normaler Wirtschafts­entwicklung vor sich gegangen wäre, benötigt, um für den Zuwachs an Bevölkerung und da» normal« Wachstum der Wirtschast die not- wendigen Voraussetzungen zu schaffen, so muß«» da» hin- gegeben« Kapital au  » dem Auslande borgen. Deutsch- land zahl« also aus der»inen und borg» in die ander« Tasche. Bon anderen wird demgegenüber ausgeführtt Deutschland   zahlt Reparationen teils durch Einschränkung seines Verbrauchs, teils durch den Verzicht auf Kopttal?anlag«n, dl« unproduktiv oder doch weniger produktiv wären als diejenigen, die tatsächlich vorgenommen werden. Seine Reuverschuldung an das Ausland erfolge ober im ganzen nicht, um da» normal« Wachstum der Wirtschaft zu de- friedigen, sondern diene der Finanzierung eines außerordentlichen Wirischostsauffchwunge«. der es allein in die Lage versetzen könne, seinen durch die Repa- rationszahlungen verringerten Verbrauch zu steigern und schließlich auch die zwangsläusig zurückgestellten Kapitalanlagen wieder vor- nehmen zu können. , Man mag die erst« Auffassung alsReparationspessimismus". die zweit« alsReparationsoptimismus" bezeichnen. Biel Sinn hat ein« solche Benennung nicht. Denn beide Betrachtungen find letzten Endes pessimistisch, und im Grunde ist die erst«, vom deutschen Standpunkt au» gesehen, optimistischer als die zweit«. Denn jene erste Aussassung kommt zwangsläufig zu dem Schluß, daß Deutsch- land schließlich und letzten Endes eben Reparolioncn überhaupt nicht leiste» könne. also wirtschaftlich zu schwach sei, und daß die Pumpwirtschost im Laufe der Zeit zu einem völligen Zusammenbruch zwar de» Repa- rationsgedankens, aber auch der deuffchen Wir tschast führen müßt«. Nach ihr müßte in absehbarer Zeit automatisch da« ganze System der Reparationszahlungen zusammenbrechen. Nach der Zwesten   Auf­fassung ist dem keineswegs so. Dementsprechend gruppieren sich um dies« beiden Auffassungen die noch keineswegs scharf abgegrenzten Parteien der Reparation»- Politiker. Es ist klar, daß im Grunde auf dem Boden der ersten Auffassung eine aktive Reparotionspolitik nicht entstehen kann. Denn für sie gibt es kein« Problematik. Sie behauptet, Deutschk-rnb kann keine Reparationen leisten. Was es aufbringt, sind Schein- leistungen. Die zweit« Auffassung allein ermöglicht aktiv« Repa- rattonspolitlt. Es ist daher kein Zufall, daß die erst« Auffassung von den meisten Reporationspolttikern de» reaktionären Bürgertum» vertreten wird, das in dieser Hinsscht von Hugenberg   und dem Reichslandbund bis zum rechten Flügel der Demokratischen Partei einer Meinung ist. Sie wollen Deutschland i» ein« Sackgasse führen, aus der es keinen Ausweg mehr gibt. Nach ihnen muß man die Ding» laufen lassen, bis st« sich ausgelaufen haben. So wäre es wenigstens, wenn sie konsequent wären. Außerdem hat dieser Stand- punkt den unbestreitbaren agitatorischen Vorzug, daß man von ihm aus jede neu« Lösung de» Reparationsprvblems angreifen kann, denn wozu überhaupt Verpflichtungen eingehen, wenn man schließlich (nach dieser Ausfassung) eines schönen Tages doch aller Berpflich- lungen durch die Logik der Ereignisse ledig wird, mag dieseFrei- heit" auch mit einem wirtschaftlichen Zusammenbruch erkauft werden. Verantwortungsvolle Reporationspollttk kann von hier au» nicht getrieben werden. Anders bei der zweiten Auffassung. Hier ergibt sich für die Rcparatiouspollkik eiu konkretes Ziel, das schrittweise erreicht werden muß. Da« Zivl muß sein, die durch die Reparationszahlungen erzwungene Verbrauchsemschränkung so klein wie möglich sein zu lassen, den Kopitalentzug ebenfalls auf das denkbar kleinste Ausmaß herabzusetzen. Die Anhänger dieser Aus- fassung können demgemäß ihr Zies auch in einzelnen Etapven zu er- reichen suchen. Der Betray von 2/> Milliarden Mark, der in diesem Jahre zu zahlen Ist. soll nach dem Dawesplan nur ein Grund- betrag sein. Schon vom Jahre 1929/30 ab sollen sich die Zahlungen nach einem Index erhöhen, der aus einer Reihe nicht
gerade logisch ausgewählter sogenannter Wohlstandsmerk- male zusammengesetzt ist. Er wüßte in der ersten Hälfte des nächsten Jahres erstmalig berechnet werden. Für jede zielklar« Reparationspolttit ist es ein erstrebenswertes Ziel, diesen Wähl­st andiindax zu beseitigen, so daß die deutschen   Zahlungen also ein für allemal auf eine Höchstzahlung von 2.6 Milliarden Mark jährlich begrenzt würden. Das zweite Ziel muß sein die Zahl der Jahre festzusetzen. während derer die Reparationszahlung in dieser Höhe zu leisten ist. Der Dawesplan enthält keine derartige Begrenzung der deutschen  Reparationsleistungen. Nach ihm würde sich vielmehr der Betrag der deutschen   Reparationen von Jahr zu Lahr   erhöhen, bis im Jahre lSb4 durch die Tilgung des verbrieften Tests der Schuld, der Eisen- bahn- und der Industrieobligationen, eine neu« Auseinandersetzung über die künftig zu leistenden Zahlungen notwendig wäre. Diese Regelung hat den großen Nachteil, daß Deutschland   gar kein Interesse daran hat, etwa die Zahlungen zu beschleunigen, um möglichst rasch der lästigen Tributverpfstchiung ledig zu werden. Man könnte sich z. B. denken, daß im Falle einer Begrenzung dpr Reparationszahlungen alle möglichen Mittel und Wege gesucht und gefunden würden, um die Reparationslast beschleunigt abzu- tragen. Sie brauchen hier nicht erörtert zu werden. Sie würden aber zweifellos letzten Endes auch für die Gläubiger vorteilhaft sein. Eine solche Begrenzung könnte sehr ver- schieden aussehen. Es wäre jedenfalls aber möglich, alsdann«inen Zahlungsplan aufzustellen, an dem es heute völlig fehtt. Sowohl die Beseitigung des Wohlstandsindex wie die Fest- lögung der Zahl der Jahre, während derer überhaupt Reparationen zu leisten seien, würden praktisch auf eine Senkung der Reparations- last hinauslaufen, ob nun die Höhe der Iahreszahlung mit 2,ö Mil- liarden Mark festgesetzt wird oder mit einem niedrigeren Betrage. In eine solch« Regelung ließen sich auch ohne Schwierigkeit Bor- schriften hereinorbeiten, die für den Fall besonderer Nofflände«inen vorübergehenden Zahlungsausschub vorsähen, genau so, wie ein« beschleunigte Erfüllung möglich wäre. Ein ernsthaftes Programm deutscher Reparattonspolirik wird sich daher um dies« beiden Punkte gruppieren müssen. Die unmittelbaren Problem« der Reparationspolitit werden von diesen beiden grundsätzlichen Gesichtspunkten beherrscht. Die Frage, ob Sachlieferungen an unserx Gläubiger Barzahlungen vorzuziehen seien, ist davon abhängig, ob man eine Regelung der hier skizzierten Art wünscht oder nicht. Der Desperado der Reparationspolirtk, der überzeugt ist oder doch überzeugt zu sein vorgibt, daß Doutschland doch nicht zaltfen könne, wird dafür eintreten, daß möglichst wenig Sachlieferungen ausgeführt und statt dessen möglichst große Bar- betröge an die Gläubiger ausgezahlt m?rden(auch wenn der ein­zeln« Vertreter der gekennzeichneten ersten Auffassung oft nicht so konsequent ist). Denn selbstverständlich versprechen Barzahlungen eher Schwierigkeiten herbeizuführen al« Sachlieferungen. Der Ver- treter unserer Auffassung wird dagegen z da» SachUxferuagsgeschäfi als einen Teil unseres wachsenden .o Ausfuhrhandels besonders pktcgen. Er wird alio die Bemühungen der französische» Regierung, Sodr- lieferungen im großen Umfang« für die Finanzierung öffentlicher Arbeite» in Frankreich   und den französischen   Lolonisn hcuanzu- ziehen, unterstützen. Der Desperado wird dafür eintreten, die Bereit- schaft de» Auslandes. Deutschland   Kredit zu gewähren, glichst wenig auszunutzen; denn seiner Meinung nach muß be: aus-- bleibender Kreditzufuhr sich die Unmöglichkeit deuifcher Reparations- Zahlungen erweisen. Der Vertreter unserer Auffassung wird dagegen für eine reichllch« Kapitalversorgung Deutschlands  eintreten, weil durch sie die Schädigimg der deutschen   Wirtschast, die durch di» Reparationszahlungen eintreten muß, gemildert werden kann. Der Desperado wird dafür eintreten, die Gegenwart mit möglichst höhen Ausgaben für die Zukunft zu belasten, also einen Kampf dagegen führen, daß die ösfentlichs Hand Kapstalsanlagev. die vor allem in der Zukunst erst Ertrag bringen(etwa Schuld"«/« für den Unterricht der heranwachsenden Generation und Wohnung»- bauten zur Verbesserung ihrer Gesundheit), in der üblichen Weis« auf dem Anlsihswege ftnanziort. Denn je mehr durch erhöhte Steuern der Verbrauch der Gegenwart eingeschränkt und die Kosten der Produttion in di« Hohe getrieben werden, um so«her wird seiner Meinung nach der erwartete Zusammenbruch erfolgen. Von dam anderen Standpunkt au« ist das einfach unvernünftig. E» ließen sich noch anders Beispiele dafür anführen, wie tief die grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten in der Reparation»- frag» greifen. Für die deutsch  « Raparotionspolittk ist jedoch zu wünschen, daß möglichst bald Klarheit darüber geschossen wird. von welchem Standpunkt aus Reporationspolitik gelrieben werden soll. Bisher hat eine einheitliche Hallung aller maßgeblichen Ist- stanzen in diesen Fragen leider nicht bestanden. Leidtragender dieser Unklarheit ist da» deutsch  « Voll und vor allen, die deutsche Arbeiter- schaft._ Kelloggpaki fordert Rheinlandräumung Auch in Paris   anerkannt. Paris  , 31. August.(Eigenbericht.) Di« Forderung nach der sofortigen bedingungslose» Räu- muug des Rheinlandes, di« bisher in Frankreich   nur von Sozialisten vertreten wurde und die ihr die wütendsten An- griffe selbst aus dem Lager der Radikalen eingebracht hat. gewinnt in der bürgerlichen Presse an� Boden. Die Unterzeichnung des Anti- kriegspaktes hat zweifellos einen großen moralischen Eindruck hervorgerufen und in diesem erfreulichen Sinne gewirkt. Eharakterisch für di« angegebene Sinnesänderung ist ein Artikel des bürgerlich-radikalenParis S o! r", jenes Blattes, das vor wenigen Monaten noch die Räumungsforderung der Sozialisten' als zum mindesten voreilig und verfrüht" bezeichnet hat. Das Blatt er- klärt jetzt unumwunden, die sofortige Räumung des Rheinlandes sei als logische Konsequenz der Unterzeichnung de» Kriegsächtungspaktes unbedingt geboten. Wenn man an diesen Pakt glaube, müsse man auch an den Friedenswillen Deutschlands   glauben, im gleichen Augenblick aber verwandl« sich die Rheinlandbesetzung zu einer Quälerei, die nurneuen Haß erzeugen könne. So lange noch ein Fußbreit deutschen   Bodens von fremden Truppen besetzt sei, könne wabrer Friede nicht ge- deihen. Die Besetzung de» Rhelnlandes sei nicht nur überflüssig, son- dern auch unzuträglich. Sie gebe jedech Frankreich   die Gelegenheit. ein« groß« Gest« zu tun und da, Friedenswert Briands zu fördern.