F. F.. Hamburg , 6. September. tCigenbericht.) Der Höhepunkt der Verhandlungen des Gewerk- schastsktmgresses ist nach der Erörterung der Frag« der Dcmokratisis- rung der Wirtschaft überwunden. Freudig begrüßt wurde dos Erscheinen des Reichsinnenministers S« o e r i n g : er kam um einen Platz nicht in Verlegenheit. Denn die Regierungsvertreter, die am Sonntag gekommen waren, find gestern bereits abgereist. Die Debatte über das Referat von Müller währte nicht lange und führte zur Unterstreichung der altbekannten Tatsache, daß d i e Zersplitterung auf dem Gebiet« de» Kranken- kassenwesens immer unhaltbarer werde. Thomas wies besonders auf die Innungskrankenkaffen hin. Die Entschließung, die vom Vundesvorfiond und Ausschuß vorlag, fand nach Müllers Schlußwort Annahme. Di« Antröge auf Herabsetzung der Altersgrenze auf 60 Jahr« und Forderungen in ähnlicher Richtung erklärt« Tornow zwar als berechtig�, doch wurd«n sie auf Antrag der Kommission dem Bundesvorstand uberwiesen. Angenommen wurde der Antrag de» Tachdeckerverbandes, der sich gegen die Art d«r Schaffung von Jnnungskrankenkassen wendet. » Der Hamburger Gewerkschaftskongreß begrüßt« am Donnerstag vor Eintritt in die Tagesordnung den Reichsinnemninister Seve- ring. Kongreßlester Brandes wies darauf hin, daß Karl Seve- ring in der Gewerkschaftsbewegung groß geworden sei. Der Kon- zreß dankte dem Minister, daß er sich die Zeit genommen habe, um an der Tagung teilzunehmen.(Starker Beifall.) Bei der Aussprach« über die Frag« der Vereinheitlichung und Selbstverwaltung der Sozialversicherung erhält als erster Redner das Wort B o h l m a n n vom Verband der Krankenkassen. Er nimmt Lehmann vom Haupwerband gegen den Vorwurf Hermann Müllers rn Schutz, wonah die Gewerkschaf- ten in der zur Debatte stehenden Frage einen Bundesgenossen ver- lorcn hoben. Aus der Breslauer Krankenkasientagung, betonte Bohlmann, ist nicht zu folgern, daß der Haupwerband zu den Dar- schlagen der Gewerkschaften eine andere Haltung einnehme. Die Ausführungen des Referenten über die Breslauer Leitsätze Lehmanns müsien auf einem Irrtum beruhen. Im übrigen stellen Lehmanns Ausführungen nur seine persönliche Auffasiung dar. Lehrmann hat sich gegen die Einführung der berussständischen Gliederung der Versicherung gewandt. Lehmann ist der Auffasiung. daß die kleinen Kassen heute keine Existenzberech» t i g u n g mehr haben, aber er ist der Meinung, daß die Gesetzgebung und die maßgebenden Instanzen dem Rationalisierungsgcdanken wenig Neigung entgegenbringen. Di« Vorwürfe des Referenten gegen Lehmann sind unberechtigt. Man darf also nicht behaupten, daß die führenden Personen des Hauptoerbande, sich nicht ernsthaft genug gegen die Zcrsplillerung in der Sozialversicherung wenden. Ich glaub« sagen zu dürfen, daß alle Fragen, die von Lehmann, vom Referenten und in der„Arbeit� ausgeworfen werden, noch sehr der Durchprüfung bedürfen. Als Vertreter der Krankentosien wünsche ich, daß die Aussprache dazu beitragen möge, daß«ine feste Form der Rationalisie- rung gefunden wird. S i e g m u n d- Chemnitz begründet einen Antrag des Verbands- toges der Fabrikarbeiter auf Herabsetzung der Alters- grenze in der Invalidenversicherung auf sechzig Jahre und auf Erhöhung der Renten. Siegmund betont, daß eine Begründung für diesen Antrag eigentlich nicht notwendig sei. Die Statistik der Ortskrankenkass« Chemnitz habe z. B. geradezu toll« Zustände auf dem Gesundheitsgebiet festgestellt. An Hand der Statistik sei festgestellt worden, daß vor allem die junge Generation am meisten krank s«i. Das sei nicht zu verwundem, da ja diese Generation bei Kriegs- ausbmch im Wter von 14 bis 20 Iahren stand. Der Kongreß wünsche in der Frage der Herabsetzung der Altersgrenze unbedingt eine Entscheidung herbeizuführen. Siegmund begründet dann noch einen Antrag des Vorstandes des Verbandes der Fabrikarbeiter.
Der Antrag verlangt, bei Vorlogen oder Aenderungen von Gesetzen betreffs Arbeitsrecht und Sozialversicherung oder auftauchenden Streitfragen solle der Bundesvorstand mit den onge» schlossenen Organisationen Besprechungen einleiten, um ein einheit- liches Handeln zu ermöglichen. Der Redner unterstreicht zum Schluß noch einmal die Forderung Hermann Müllers und schließt: Wenn sie erst einmal den größten Teil der gegen Krankheit Versicherten in unser« Organisation hineingebracht haben, dann wird es auch in der Frag« der Rationalisienmg der Sozialversicherung bestimmt etwas vorwärts gehen. D e m m e r- Königsberg klagt über die schleppend« Art der Er- ledigung von Entscheidungen in Berufssochen durch die Oberver- sicherungsämter. Er weist auf das vorbildliche Arbeiten der Ar- beitsgerichte hin. die bei Streitsallen immer sehr rasch Eni- scheidungen herbeiführen. Demmer kritisiert dann die Art der Verwendung der Gelder der Sozialversicherung. 90 Proz. der zur Berfügung gestellten Gelder würden zu Fabrik- bauten benutzt und nur 10 Proz. zu Wohnungsbauten. Auch Demmer bespricht die Frage der Herabsetzung der Wersgrenze.
Schicksal oderVeraniworiungslosigkeii? Gerüchte über die Flugzeugkatastrophe in Toul . Paris , ö. September. Zu der Flugzeugkatastrophe in Toul , der Minister Boka n o w s k i zum Opfer gefallen ist. erklärt der„M a t i N*: Die öffentlich« Meinung will wisien, ob das Unglück dem Schicksal auf die Rechnung gesetzt werden muß, oder ob eine Berant- wortlichkeit in Frage kommt. In den Wandelgängen des Parlaments und in Luftschisferkreism sind beunruhigende Gerüchte in Umlauf. So erklärt man, das verunglückte Flog- zeug sei ein„aller Kasten- gewesen, den man schlecht und recht instand gesetzt hätte. Durften einem solchen Apparat ohne Gefahr fünf Passagiere zur Beförderung anvertraut werden? Wenn es stimmt, daß die Jnsasien auf einer Stelle sich zusammendrücken mußten, und daß der Apparat nur schlecht im Gleich- gewicht war. konnte man das nicht rechtzeitig feststellen? Wenn die ausgestellten Behauptungen richtig sind, würden die Personen, die das Flugzeug starten ließen, verantwortlich sein. „P e u p l«- spricht von der Notwendigkeit der R e o r g a n i- sation d«r franzS fischen Lnftschifsahrt und stellt fest, daß seit 1920 über S Milliarden Franken ftir das Flugwesen aus- gegeben wurden, und zwar 4,651 Milliarden für die Militärlust- schasfahrt und 1,383 Milliarden für die Verkehrsfliegerei. Und das Ergebnis? fragt das Blatt: ungenügendes Material und«ine säst ununterbrochene Reche von Katastrophen.
Gin Kolonialskandal. Geschäftsführer kneifen mit Vereinsgeldern aus.— OaS Reich soll die Löcher stopfen. Mit einer Geschäftsstelle in Berlin -Lichterselde besteht ein ..K o l o n i a l k r i e g e r b u n d". Er ist aus Einzeloereinen zu- lammengesetzt, die eine buntzusammengewürfelte Gesellschaft vor- stellen, sie sinnieren„Manne- und Kolomaltruppenverein*,„Verein der ehemaligen Ossizier« der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestasrika, Kamerun -,„Berein ehe- maliger Kameraden der Deutsch -Afnkanischen Schutztruppen-, .Lriegsverein ehemaliger Ostäsiten-,„Verein ehemaliger Kolonial- und Auslandstruppen-,„Verein der Kolonial- und Ueberfee- deutschen -,„Berein von Lettow-Vorbeck-— in Hameln gibt es sogar einen„Aequatorclub-. Der„Präsident" ist der Generalleut- nant a. D. Ritter o. E p p in München , der Hitlerische Reichs- tagsabgeordnei«, die Geschäfte führt der Oberstleutnant a. D. Josef v. Bömcken, eben in Lichterselde, und als Bundesschotz- meister ivaltet der Kaufmann K. S e e s e l d t in Potsdam , Raucncr Straß« 58, seines ehrwürdigen Amtes. Richtiger, Herr Seefeldt war Bundesschatzmeister. Denn auf der letzten Tagung das„Vereins ehemaliger Kolomaltruppen und Kolonialdeutscher der Grafschaft Glatz " wurde unter allgemeiner
Die Syrier für die Freiheit unreif. Frankreich will seine Herrschast aufrechterhalten. Paris . 6. September. Der französische Oberkommissar in Syrien , P o n s o t, ist am Mittwoch vormittag mit einem Dampfer in Marseille «ingetroffen. Während sich Ponsot selbst auf der Ueberfahrt größtes Schweigen auferlegte, war seine Umgebung weniger zurückhaltend. Einer seiner Mitarbeiter äußerte, dos der oerfasiunggebendcn syrischen Dersamm- lung vorgelegt« Verfossungsprojekt habe unter den Franzosen in Damaskus große Ueberraschung hervorgerufen. Vor allem erschiene die Forderung, dem syrischen Staatsoberhaupt ohne Kontrolle die Erklärung des Belagerung« zu st andes und des Krieges vorzubehalten, als u n ge Heu e rllH. Das bedeute die klare Ver- neinung des vom Völkerbund eingerichteten Mandats. Frankreich werde das Mandat über Syrien ausüben, bis es sich soweit politisch entwickelt habe, um sich selbst zu verwallen. Niemand könne be- houpten, daß Syrien schon so weit sei: die wachsam« Vormund- schoft Frankreichs wäre vorläufig noch unentbehrlich. Aus diesem Grunde konnte Ponsot nicht zulassen, daß der syrische Staatschef sich eine solch« ungeheure Macht aneignete.
„Salome." Reulnszeniervng in der Republik -Oper. Richard Strauß '„Salome " erscheint neu inszeniert auf der Bühne der Republik - Oper. Nicht zum ersten Mal« in diesem Hause: und auch Rose P o u l y in der Titelrolle ist un» von der letzen Strauß-Woch« her in guter Erinnerung. Die gesang- liche Meisterung der«norm anspruchsvollen Partie ist in der Tat ungewöhnlich, aber an ihrer Beherrschung hat nicht nur die Stimme, hat der ganze Körper teil: diese Art. Musik in Haltung und Dewe- gung anschaulich zu machen, ist in vielem vorbildlich. Rur der Tanz bleibt unbefriedigend: aber welch« Salome versagt hier nicht? Neu als Herodes: Erik WIrl. Er hat. scheint es. genug von der Operette. Da» macht seinem künstlerischen Ernst Ehre: aber er hat leider die Routin« der Operette, diese erworbene Mühelosigkeit, seine Darstellung mit„Spiel" über jedes wünschbare Maß auszustatten. Ein Zuviel an ausgesetztem Spieldetail kennzeichnet freilich die ganze Aufführung— nur K r e n n» prachtvoller Jochanaan, asketisch hart, plastisch in Wort und Gebärd« mit eindringlicher Maske, ist frei davon. Es ist die Hand des Reglsieurs Ernst S e g a l, die spürbar wird, nicht immer zu seinem Dorteil. Doch zur Gefahr wird allen Darstellern die unbegreiflich unzweckmäßige Anordnung des Szenenbildes. Wes sitzt, drängt sich, ganz in der linken Ecke der Bühne, einem Teil der Zuschauer unsichtbar, aus beengtem Hoch- plateou, es ist wie der Rand einer steil abfallenden Mauer, von dem herab, zu dem hinauf alle» Spiel hin und her geht, und ein ge- fährlicher Anblick, wie Herodes da oben, keine schützende Barriere vor sich, taumelt und torkelt oder zu Salome, hingerissen von ihrem Tanz, hinunterstiert. Man sollt« das ändern: und auch die Juden nicht eine halbe Stund« früher, als«s die Handlung erlaubt, abtreten losten Und das Orchester, dos ausgezeichnet spielt, sollte dies streckenweise erwas weniger laut tun: Das ist der einzige Einwand gegen die Arbeit des Dirigenten A. v. Zemlinskq. der als überlegener Könner und Kenner der Partitur diese zu klingendem und blühendem Leben bringt._ Klau» Pringsheim . Galerie rh-nv hauser»tranfiattel ln ihrem Berliner Hau»,»etletiue- ftrahe 13. in der Zeit vom S. bi« 25. September ein« Äusllellung de« im kiflljre 1916 veistoivenen Maler« Waldemar Zlösler, die Welke cm« den Jahre» WOS— ist» enthält.
Ibsens „Gespenster ". Lina Lossen als Frau Alving. Lina Lossen , Fritz K ortner— dazu Lucie Mannheim , Paul B i l d t, Ändert Wäscher mochten Ibsens „Gespcn. st er' im Staatlichen Schauspielhaus wieder zum ganz großen Erlebnis. In der vergangenen Saison spielt« Lucie Höflich die Frau Alving: eine gebrochene Frau, in der aber tierhaft stark Mütterlichkeit lebt. Lina Losten ist in der Rolle zarter: mehr der wurzeikrank« Schößling einer morschen Zeit. Sie geht noch gespensterhafter, unheimlicher in dem Spiel auf. Paul Bildt. der ein« prachtvoll« Type des verlogenen Tischlers Engstradt gibt, sollte auf alle„beiseite" gesprochenen Worte ver- zichten. Ein Blick, ein« kleine Geste verkehren salbungsvoll« Sätze viel besser in ihr Gegenteil als ein geflüsterter Ausruf, der durch den ganzen Theaterraum schallen muß, obgleich alle aus der Szene befindlichen Personen so zu hm haben, als hätten sie keinen Laut gehört. T. E. S. Ein Postamt vor 65V Iahren. Regelmäßiger postvertehr zwischen Rom vnd Stockholm Die Geschichte des Postwesens wird in überraschender Weise bereichert durch einen Fund, den der schwedische Historiker Dr. L. M. Baath in den oatikanlschen Archiven gemacht hat. Der Gelehrte durchforscht seit einiger Zell die Archive des Vatikans, um die Beziehungen Schwedens im Mittelalter zum Papst fest- zustellen. Dabei hat er«ine päpstlich« Bulle aus dem Jahre 1262 entdeckt, in der der Papst seinen Segen für die Einrichtung eines Postamtes in Stockholm erteilt, das von dem großen schwedischen Staatsmann Birger geschafsen worden war. Aus den Angaben der Bulle Ist zu entnehmen, daß schon da- mals ein regelmäßiger Poftdienst zwischen der schwedischen Haupt- stadt und Rom bestand. Die„Briefträger" waren reisend« Mönche, die die Postsachen nach den verschiedenen großen Plätzen besör- derten. die sie auf ihrer Wanderung von Schweden nach Rom be- rührten. Der Papst segnet in schwungvollen Worten dies« Be- sörderung von Nachrichten„auf den Fittichen der Liebe".
3£erliif Sattle, der Berliner Gesandte Dänemarks , wurde in Gerrf zum Präsidenten der Völkerbundsversammlung gewählt.
Empörung berichtet, daß die Witwe eines Kolonialkriegers auf ihr Unterstützungsgesuch an den Kolonialkriegerbund nichts erhalten habe: „Das ist auch keineswegs verwunderlich, wenn eine derartige llnordnvng und Desorganisation dort oben herrscht, daß der Kassierer(Schahmeister) Seefeldt mit etwa 72 000 ZU. au»- kneifen kann. Aus der nächsten Bundesversammlung wird man darüber noch ein ernstes Wort sprechen! Da, verbleiben unseres Verein» im verbände wird nach alledem gerade nicht verfüßt." Hier ist also festzustellen, daß„Präsident" und„Geschästsführen- des Präsidialmitglied"(die sich, beiläufig bemerkt,„nicht riechen können") ihre Vorstandsämter so lässig wahrgenommen haben, daß der„Bundesschatzmeister" einen tiefen Griff in die Kasse tun konnte. Aber man hat wenigstens die zahlenden Mitglieder über die außer- ordentlich groß« Unterschlagung aufgeklärt. Das war bei der „vornehmen" Deutschen Kolon.ialgesellschast in Ber- l i n W. 3 5. Am Karlsbad 10, n i ch t der Fall. Dort war im Früh- jähre 1927 der ehemalige Gouvernementssekretär in Kamerun , der nachträglich zum Regierungsrat besörderte Herr M. zum Gene- ralsekretär ernannt worden. Es währte kein halbes Jahr, so ergab sich, daß Herr Regierungsrat M. ans vlitgliederbeilrägen der Deutschen kolonialgesellschast eine namhafte Summe beiseite gebracht. wie es heißt, auf Rennbahnen verwettet hatte. Von dieser Unter- schlagung ist den Mitgliedern der Deutschen Kolonial- gesellschast keine Kenntnis gegeben worden. Sie haben aber ganz recht, wenn sie sich gegen die dauernde Erhöhung der Mitgliederbeiträge wenden, die stets im gar zu argen Mißver- hältnis zu den Leistungen ihres Vereins stehen. Wie will man diese Löcher in den Säckeln der Vereine zustopfen? Das ist nicht schwer zu vermuten, nach dem, was in den L e i p- z i g e r„A s r i k a- N a ch r i ch t en deren Redakteur Hans Reepen enthüllt: Es gibt im Arbeitsbereiche unserer Kolonial- schwärmer genügend amtliche Fonds, um aus ihnen Defizite zu decken. Reepen berichtet in seiner Halbmonatsschrift über die Sub- ventionen, die sowohl dem Kolonialkriegerbund, wie auch der der Deutschen Kolonialgesellschaft nahestehenden Zeitschrift„D e r Kolonialdeutsche" zugeflossen sind. Die geheimen Fonds ver- waltet die Abteilung lila des Auswärtigen Amtes, deren Dirigent Herr Brückner ist, Gouverneur a. D., Vortragender Legationsrat, Geheimer Oberregierungsrat— in der deutschen Kolonialgeschichte bekannt als der von einem verstorbenen Zentrumsabgeordneten so getaufte„grüne Assessor". Ist es wahr, daß aus dem geheimen Fonds des Auswärtigen Amtes der Kolonialkriegerbund unterstützt wird, ein Bund, dessen Schatzmeister mit Zehntausenden von Mark davonläuft? Sind es die Gelder der Steuerzahler, die auf diese skandalöse Weise verpulvert werden? Das sind Fragen an den Reichstag und an den Sparkommisiar. Die mitgeteilten Vorkomm- niste aber stnd ein Zeichen dafür, wie innerlich haltlos und korrupt die koloniale Bewegung in Deutschland geworden ist.
Die Ausiauschkinder im Reichstag Eine Rundfahrt durch Verlin. Di« Stadt Berlin hat es sich dankenswerterweise nicht nehmen losten, die französischen Kinder, die zum Austausch in Berlin zurzeit weilen, zu ihren Gästen zu zählen, um so von Amts wegen das schöne Werk der Verständigung fördern zu Helsen . Dieses Entgegeickommen dürfte seinen Eindruck in Frankreich nicht verfehlen, wo man immer noch große Zurückhaltung in französischen Familien findet. Auch ist uns nicht bekanntgeworden, daß der Ma» gistrat von Paris eine gleiche Einladung an die deutschen Kinder hat ergehen lassen. Am ersten Tage der Führung wurden die Kinder in Omnibussen durch die Stadt gefahren. Durch das Jugendpflegcamt war die Sache wieder nicht gut organisiert, und die Kinder standen die meiste Zelt ziellos in der Umgebung der Linden und am Dom herum.