täuferin Ruth Tolzmann und bie 26jährige Helene Steinborn durch Gas vergiftet bewußtlos aufgefunden. Die Wiederbelebungsversuche der Feuerwehrsamariter waren bei beiden Mädchen erfolgreich. Auch in diesem Falle liegt ein Unglücksfall vor. Der Hahn der Gaslampe war nicht ganz geschlossen und im Laufe der Nacht konnten erhebliche Gasmengen ungehindert ausströmen. Durch die rechtzeitige Entdeckung konnten die Mädchen vor dem Tode bewahrt bleiben.
Die Heuchelei.
Kommunistisches Voltsbegehren und ruffischer Abrüftungs: vorschlag.
Das fommunistische Boltsbegehren verlangt in lapidarer Kürze, daß für Deutschland der Bau von Panzerschiffen und von Kreuzern überhaupt( bei Strafe?) verboten wird. Wie wenig ernst diese Forderung gemeint ist, ergibt sich, wenn man sie mit dem russischen Abrüstungsvorschlag vergleicht, den die Sowjetdelegation am 22. März 1928 der Völkerbundsversammlung überreichte. Dieser Abrüstungsvorschlag stellt sich auf den logischen Standpunkt, daß die Abrüstung der einzelnen Länder proportional der Stärke ihrer Rüstungen erfolgen müsse. Er beginnt wörtlich:
„ Für die Abrüstung zu Lande werden die Staaten in vier Gruppen eingeteilt, je nach der Stärte der augenblidlich unter den Fahnen stehenden Heere. Die erste Gruppe hätte ihre Armeen um die Hälfte, die zweite um ein Drittel, die dritte um ein Biertel zu fürzen. Die legte Gruppe bilden die auf Grund der Friedensverträge.entwaffneten Staaten, über deren Rüstungsstand die Abrüstungskonferenz Bestimmungen treffen soll."
Der sowjetrussische Vorschlag bringt damit klar den Standpunkt zum Ausdruck, daß für die Abrüstung die bereits durch die Friedensverträge entwaffneten Staaten erst in allerlegter Linie fommen. Besonderes Interesse verdient nun der Vorschlag, soweit er sich auf die Seestreit fräfte bezieht. Er sagt nämlich:
Bei den Seestreitt räften werden die Staaten ebenfalls nach der Tonnage ihrer Flotten in Gruppen finngemäß wie beim Landheer eingeteilt. Flugzeugmutterschiffe sollen sofort zerstört werden, Kriegsschiffe über 10 000 Tonnen und Geschütze über 12 Zoll Raliber sollen zerstört werden.
Nach dem Versailler Vertrag darf Deutschland ein Nach dem Versailler Vertrag darf Deutschland ein Kriegsschiff über 10 000 Tonnen besigen. Der russische Abrüstungsvorschlag läßt also die gesamte deutsche Kriegsflotte, inklusive des Banzerfreuzers A unangetaste t! Er verlangt vielmehr, daß vor einer Abrüstung so minimaler Seestreitfräfte erst die wirklich schlachttüchtigen Panzerschiffe über 10 000 Tonnen Gehalt zerstört werden. Darunter würden auch eine Anzahl somjetrussischer Panzerschiffe fallen, die nach dem eigenen russischen Vorschlag vor der deutschen Flotte abzurüsten wären! Mit diesem von der Sowjetregierung gemachten Vorschlag vergleiche man nun das kommunistische Volksbegehren. Sinnfälliger fann die Heuchelei nicht gezeigt werden.
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Die bankrotte Stadt.
Der Magiftrat handlungsunfähig.
Saarbrüden, 17. September. ( Eigenbericht.) In der bankrotten saarpfälzischen Stadt St. Ingbert wer den seit zwei Monaten teine Stadtratssitzungen mehr abgehalten. Der Stadtrat mußte vorläufig feine Tätigkeit einstellen, weil er über Gelder nicht mehr zu verfügen hat. Die städtischen Finanzen werden von Regierungsvertretern überwacht und verwaltet, ohne deren besondere Genehmigung für jeden Einzelfall Ausgaben nicht gemacht werden dürfen. Jetzt geht man vor allem daran, die rückständigen und fälligen Steuern mit Nachdruc einzutreiben, um zu Geld zu gelangen.
Eine Revision der Spartasse hat ergeben, daß die Verluste insgesamt 6,8 Millionen Mark betragen. Es ist nach der bestehenden Sachlage äußerst fraglich, ob die Sparkasse überhaupt je wieder lebensfähig werden wird. Der Standal ist übrigens im Verlauf der Erörterungen zwischen dem Reichskanzler und der Saardeles gation in Genf ebenfalls besprochen worden.
Manövermorde.
Todesfälle an Hitschlag in Algier .
Paris , 18. September. ( Eigenbericht.)
Wie der sozialistische Populaire" berichtet, haben neue große Manöver, diesesmal in Algerien , in der Nähe von Konstantine, begonnen. Unter Mißachtung einer Ministerverordnung, die volltommene Ruhe während der heißen Tagesstunden vorschrieb, seien die Manöverhandlungen selbst über die Mittagszeit fortgesetzt morden, mit dem Erfolg, daß man bisher elf Todesfälle an Higschlag zu beklagen habe.
Autobus gegen Privatauto.
Bier Verletzte.
In der Chausseestraße ereignete sich heute vormittag ein folgenschweres Berkehrsunglüd. Ein Autobus der Linie 29 fuhr in voller Fahrt gegen ein Privatauto und raste auf den Bürgersteig. Drei Schwerverlette und ein Leichtverletter find dabei zu beklagen.
Die Unfallstelle liegt dicht hinter der Straßenfreuzung Chaussee und Schlegelstraße. In die Fahrbahn des Autobus geriet plöglich ein jugendlicher Radfahrer. Um den jungen Menschen nicht zu überfahren, bog der Führer
des Autobus scharf nach rechts aus. Hierbei wurde ein aus entgegengesetter Richtung tommendes Privatauto erfaßt und völlig zertrümmert. Durch den Zusammenprall wurde dem Autobusführer das Steuer aus der Hand geriffen, der Wagen fuhr auf den Bürgersteig und prallte gegen einen Lichtmast, der wie Glas wegbrach.
Zwei Insassen des Privatautos, der 66jährige Raufmann Dagobert David aus der Hannoversche Str. 2 und die 17jährige Hildegard Meier aus Röntgental wurden schwerverletzt aus den Trümmern gezogen. Der Chauffeur fam mit leichteren Verlegungen davon. Die Berunglückten murden in die Univerfitätstlinit in der Ziegelstraße gebracht.
Paris , 18. September. ( Eigenbericht.)
Die französische Regierung tritt am Donnerstag zu einem Ra= binettsrat zusammen. Der ,, Quotidien" stellt dabei die Forde rung, daß schon in dieser Sigung die Räumung der zweiten 3one des Rheinlandes beschlossen werden müsse. Alle Welt ver
lange jegt von Frankreich eine schöne Geste des Verzichtes, die die weiteren Verhandlungen wesentlich erleichtern solle. Auch die ,, Ere Nouvelle" fordert, daß man nun nach der negativen Arbeit, die darin bestanden habe, drohende Kriegs- und Konfliktsgefahren zu beseitigen, zu positiven Leistungen übergehe. Selbst der offiziöse Petit Parifien" findet es angebracht, daß man von franzöfifcher
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Der Reichskanzler wieder in Berlin . Reichskanzler Müller ist heute vormittag um 8.50 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Zuge in Begleitung Staatssekretärs Pünder und Ministerialdirektors Zech: lin wieder in Berlin eingetroffen. Auf dem Bahnhof hatten sich zu seiner Begrüßung eingefunden: Reichswehr. minister Groener, Reichsverkehrsminister v. Guérard, der stellvertretende Staatssekretär im Auswärtigen Amt , Ministerialdirektor Dr. Köpke und Ministerial direktor Dr. v. Hagenom von der Reichskanzlei sowie einige Herren des Auswärtigen Amtes und der Reichs pressestelle.
Für heute vormittag 11,30 Uhr war eine Kabi nettssikung angefekt, die unter dem Vorsitz des Reichskanzlers stattfinden wird. Reichskanzler Müller erstattet dem Kabinett über den Verlauf und das Ergebnis der Genfer Besprechungen Bericht.
Bericht des Reichskanzlers gebilligt.
Amtlich wird mitgeteilt:
Der Reichskanzler berichtete am heutigen Vormittag dem Reichs fabinett über die in Genf geführten Berhandlungen. Das Reichs fabinett billigte einstimmig die Haltung des Reichskanzlers und der deutschen Delegation und dankte dem Reichskanzler für seine geichidte und tatkräftige Führung der Berhandlungen.
Seite die Aufregung in Deutschland über die Genfer Beschlüsse, die ebenso übertrieben wie ungerechtfertigt seien, zu beruhigen fuche.
Bertinag dagegen schreibt im„ Echo de Paris" eine wahre An flageschrift gegen Briand . Briand habe zunächst einmal weder ver fucht, die Verhandlungen über die Rheinlandräumung zu ver meiden, obwohl er dies mit Unterstügung Englands gut gefonnt habe, noch habe er die Bemühung gezeigt, den überstürzenden Gang der Dinge zu hemmen und wenigstens die kleinen Alliierten Frankreichs , Polen und die Tschechoslowakei zuzuziehen. Neben dieser verfehlten Taftit habe Briand auch feine fachlich politische Linie eingehalten. Er habe auf die Finanzkombination von Thoiry zurückgegriffen, die heute nach der Stabilisierung des
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ENTENTE NATIONALISMUS
&
NATIONALE OPPOSITION
Rührende Wiederbelebungsversuche, die der Nationalismus der Entente an der Nationalen Opposition" Weftarps unternimmt.
Auch der Radfahrer war von dem Autobus erfaßt und schwer verlegt worden. Es handelt sich um einen 15jährigen Bruno Götz aus der Kösliner Straße 14, der in bedentlichem Zustande in die Charité eingeliefert wurde. Durch den Vorfall war in der sehr belebten Gegend eine längere Verkehrsstörung zu verzeichnen, die fich empfindlich bemerkbar machte. Der schwerbeschädigte Autobus und das Wrack des zertrümmerten Privatautos mußten abgeschleppt werden. nach den bisherigen Ermittlungen scheint die Schuld den Radfahrer zu treffen.
Dynamit.
Ein Nobel- Fabrifdireffor sprengt sich in die Luft. Wien , 18. September.
Der Direktor der Dynamiifabrit Nobel in St. Lamb recht ( Obersteiermark ) hat im Walde Selbstmord verübt. Nach den Feststellungen hat der Direktor vermutlich eine Dynamitpatrone mit einer Zündschnur versehen, diese um den Leib gelegt und dann in Brand gestedt. Er wurde vollständig in Stüde zerriffen. Das Motiv der Tat ist noch ungeklärt.
Franken für Frankreich fein Interesse mehr hätte und die nunt noch zu einer neuen, beträchtlichen Herabsetzung der Reparations schuld für Deutschland führte. Er habe die Sicherheit Frankreichs gefährdet, indem er die Bildung einer Feststellungs- und Schlich tungsfommission zugegeben habe, vor der sich Deutschland sogar über die militärischen Maßnahmen Frankreichs in Elsaß - Lothringer beschweren dürfe. Er habe sich weiter moralisch gebunden insofern als jetzt alle Welt sofort die Räumung der zweiten 3one erwarte und er habe endlich bei den Verhandlungen das Saargebiet vergessen, das nach der Räumung des Rheinlandes Deutschland als Zusatzgratifitation zu allen anderen Borteilen in den Schoß fallen werde.
Müllers Mut und Fähigkeit".
London , 18. September. 1 ,, Times" berichtet aus Berlin : Die wichtigste Leistung des Reichstanzlers in den Augen seiner Landsleute ist, daß er es ab gelehnt hat, ein besseres Kommuniqué durch Preisgabe der Grund fäge zu erzielen, mit denen er nach Genf gegangen ist. Man ist der Ansicht, daß bisher wenig gewonnen, aber auch wenig oder gar nichts verloren worden ist. Der Korrespondent bemerft, Deutschland wisse jetzt, daß Frankreich beabsichtigt, bis zum letz ten um die Räumung zu feilschen. Die deutschnationale wie die Regierungspreffe habe mit Befriedigung festgestellt, daß der Kanzler der Versuchung, auch nur einen fleinen Erfolg zu erreichen, widerstand und es energisch ablehnte, eine Ausdehnung der Tätig feit der Feststellungs- und Vergleichskommission über 1935 hinaus zu erörtern. Der Berichterstatter hebt hervor, daß der Mut und die 3ähigkeit des Reichskanzlers auch in der Rechtspresse Am erkennung finde.
Genf , 18. September. 1 Gelegentlich des Befuches von Staatssekretär Dr. Geib bein Direktor des Internationalen Arbeitsamtes. Albert Thomas , tam dieser in seiner Begrüßungsrede darauf zu sprechen, daß bei großen internationalen politischen Debatten oft die neuen Fortschritte und die Kraftanstrengungen der deutschen Industrie als Beweis für das„ Kriegs- Potential"( militärische Leistungsfähigkeit) angeführt werden. Nach einer neunjährigen Erfahrung, so erklärie Albert Thomas , weiß ich, daß ein großer Fortschrift der Induſtrie Deutschlands auch ein großes Friedens- potential date ftellt. Die Fortschritte der republitanischen und pazififtia schen Arbeiterorganisationen in Deutschland , die ge funde Wiederherstellung des Krantentasjenwesens und die kulturellen Bestrebungen der deutschen Arbeiterschaft bringen eine Entwidlung des Friedens- Potential" mit fich, die maa auch im Rahmen des Bölferbundes nur begrüßen fann.
Staatssekretär Dr. Geib unterstrich in seiner Ermiderung bid tatkräftige Mitarbeit Deutschlands auf dem Gebiete der internation nalen Arbeits- Gefeßgebung und dem gesamten Gebiet des Inters nationalen Arbeitsamtes. Als neuen Beweis dafür überbrachte er die Ratifitationsurtunden Deutschlands für zwei inter nationale Arbeitskonventionen über die Bekämpfung der Be rufstrantheiten bzw. gleichberechtigte Unterstügung ause ländischer Arbeiter, die das Opfer von Betriebsunfällen wurden.
Ein Mann, der an der Spize eines Wertes stand, das eines der furchtbarsten 3erstörungsmittel, die der Menschheit bekannt find, herstellte, hat das gleiche Zerstörungsmittel bemußt, un seinem Leben ein Ende zu setzen. Niemand weiß bis zur Stunde
marum.
Die Dynamitfabrik Nobel in St. Lambrecht in der Steiermar ist ein Tochtergeschäft jenes großen Unternehmens, das der Chemiker Alfred Nobel schuf. Nobel war der Mann, der feit 1862 das Nitroglŋzerin als Sprengstoff in die Technit ein führen wollte. Sein eigenes Laboratorium flog in die Luft, für ihn aber war dies Ereignis ein Anlaß, darüber zu grübeln, wie die hohe Explodierbarkeit des Nitroglyzerins zu mindern sei. 1867 er fand er das Dynamit, das eines der wertvollsten Hilfsmittel der Technik, aber auch eines der grausamsten Mordwaffen der Menschheit ward. Seine nächste Erfindung war das rauche schwache Pulver, dann gründete er eigene Geschützч gießereien in Schweden und in Italien . Beinahe wie ein letztes Bedauern darüber, sein Leben der Schöpfung von Zerstörungsund Kriegsartikeln gewidmet zu haben, mutet uns sein Testament an, in dem er die Nobel- Stiftung begründete und unter Buntt 5 einen Preis stiftete für das verdienstlichste und wirksamite Bestreben zur Förderung allgemeiner Brüderlichkeit, Aufhebung und Berminderung der stehenden Heere und Errichtung schiedsrichterlicher Tribunale zwischen den verschiedenen Staaten, den als letzte Stresemann, Briand , Chamberlain und. Dawes, Quidde und Buisson erhielten.
Jetzt hat sich der Direktor einer seiner Dynamitfabriken durch Dynamit getötet, und man denkt an das Goethe- Wort:„ Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben."
Hünefeld fliegt nach Osten.
Bie Freiherr v. Hünefeld mitteilt, hat er heute nacht um 1.52 Uhr seinen seit längerer Zeit geplanten Ostflug mit dem ihm gehörigen Juntersflugzeug Europa , dem Schwesterflugzeug der Bremen , in Tempelhof angetreten. Die erste Etappe soll bis Sofia gehen. An Bord der Maschine befinden sich als Chefpilot der schwedische Ingenieur Lindner und als zweiter Führer der Besitzer der Mashine sowie der Bordmonteur Längerich, der bereits seinerzeit von den Junkersmerken beurlaubt war, um bei den letzten Startvorbereitungen in Baldonnel zu helfen. Der Flug stellt ein von allen amtlichen und privaten Stellen unabhängiges Unternehmen des Freiherrn von Hünefeld dar. Das für den Flug note wendige Kartenmaterial ist von der Deutschen Lufthansa beschafft und zur Verfügung gestellt worden. Wie mitgeteilt wird, war auch der ehemalige Kronprinz beim Abschied Hünefelds zugegen. Na nun muß ja alles flappen...
Der Reichspräsident hat Oberfchlesien einen Besuch ab hervorgerufene Not Oberschlesiens hingewiesen und die unerschütter gestattet. In den Begrüßungsreden wurde auf die durch die Teilung liche Treue der Oberschlesier zum Reich betont.
Die Moskauer Somjefs beschloffen, einen Sonderausschuß für den Bau der Untergrundbahn in Mostau zu bilden. Auch von deut schen Firmen find Entwürfe eingereicht worden.