Nr. 447 45. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Die Fernfahrt des Zeppelin.
Glückliche Heimkehr.- Ueber 1000 Kilometer in 83/4 Stunden zurückgelegt.
Das Luftschiff„ Graf Zeppelin hat gestern seine erste große Fahrt, die es über Freiburg i. B. und Mannheim bis nach Frankfurt und zurück über Stuttgart wieder heimführte, glückliá) und ohne jeden zwischen all vollendet. Um 5.25 landete es glatt in Friedrichs hafen . Die wageheure fonstruktive Verbesserung, die die ZeppelinLuftschiffe erfahren haben, erhellt am besten aus einer Zusammenstellung der Fahrt. Graf Zeppelin " hat auf der Süddeutschlandfahrt über 1000 kilometer in etwa 8% Stunden zurückgelegt. Noch im Jahre 1911 betrachtete man es als einen Reford für Luftschiffe, als das Passagierluftschiff„ Schwaben " unter Führung Dr. Edeners in 11 Stunden 640 kilometer zurücklegte. Da nun die 100 kilometer lange Strede Urach- Singen in einem Durchschnittstempo von 135 Kilometer zurückgelegt wurde und im Verlauf der ganzen Fahrt mehrfach höhere Geschwindigkeiten feffgestellt werden konnten, erweist es sich, daß die Annahme der konStrutteure, Graf Zeppelin" werde 120 kilometer Stundengeschwindigkeit erreichen, eher zu niedrig als zu hoch eingeschäht war. Die weiteren Probefahrten dürften Aufschluß darüber geben, ob die Geschwindigkeit sich noch weiter steigern läßt.
Vor dem nächsten Dienstag wird der Graf Zeppelin " feine weitere Fahrt machen, da sich bei der Donnerstagfahrt herausstellte, daß die Sendeanlage der Radiostation start unter Störungen leidet. Die nächste Fahrt soll daher auch nur einen fleineren Umfang annehmen, um die Sendeanlage zu prüfen. Die Zwischenzeit wird benutzt, um die Ergebnisse der am Donnerstag vorgenommenen Meffungen auszuwerten und das Schiff in allen Teilen wieder fahrberelt zu machen. Die fünf Maybach- Motoren haben zur vollsten Zufriedenheit der Schiffsleitung und der Fahringenieure gearbeitet.
An Bord des„ Graf Zeppelin ", 20. September. ( Eigenbericht.) Gegen 11 Uhr traf das Luftschiff über Freiburgi . Br., der erften größeren Stadt nach dem Berlassen des Bodenseegebietes, ein. Die Nachricht, daß unser Schiff sich nähere, muß sich wie ein Lauffeuer verbreitet haben, denn an allen Aussichtspunkten und an den freien Blägen sah man Tausende stehen und winken. Bei anhaltend herrlichem Sonnenwetter ging die Fahrt weiter nach Norden, zu: Der Schwarzwald jandte seine Grüße. Ein paar Böen und Windstöße auf den Tälern stiegen empor, aber fie verursachten dem Riesen faum ein leichtes Zittern. Ruhig und sicher zog er in den zeitweilig recht unregelmäßigen Windströmungen dahin. Dumpf dröhnend, an das Stampfen der Schiffsmaschinen erinnernd, klang das Lied der Motoren in den Aufenthaltsraum, in dem Film- und Kameraleute eifrig arbeiteten und Innenaufnahmen" machten. Ab und zu eilten die Ingenieure der Werftleitung durch die Führergondel, um die noch notwendigen Geschwindigteitsmessungen und naviga torischen Prüfungen durchzuführen. Im Führerstand galt es neben den sonstigen Beobachtungen und Kontrollen auch die jungen Steuerleute anzulernen, die neu zur Besagung hinzugekommen sind. Nicht minder eifrig war man in der FT. - Station des Schiffes tätig, wo die Bordfunker zusammen mit den Tech nifern von Telefunten mit dem Abstimmen der Wellen beschäftigt. maren. In regelmäßigen Abständen wurde der Friedrichs hafener Station der Standort des Schiffes ge
meldet.
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terte sich die Sicht. Eine Dunstschicht von wechselnder Stärke legte sich über den Erdboden, so daß das Schiff tiefer gehen mußte, damit man Bodensicht bekam. Ueber die Rheinhäfen hinweg nahm„ Graf Zeppelin" Kurs auf Mannheim , wo er um 1 Uhr eintraf. Bom Rhein und Neckar her pfiffen die Sirenen der Dampfer zur Begrüßung hinauf. Als Gruß an das befehte Gebiet, das nicht überflogen werden durfte, ließ Dr. Eckener so dicht, als es auf dem rechten Rheinufer möglich war, Mainz und Wiesbaden ansteuern, an Worms vorbei, das vom Pfälzer Ufer hinübergrüßte. Kurz vor 2 Uhr traf das Luftschiff, von Mainz kommend, über Frankfurt a. M. ein, geleitet von zwei Junkersmaschinen, die um die„ aufgeblasene Konkurrenz" ihre Kreise zogen. Straßen und Pläge, vielfach aber auch die Dächer der Häuser, waren schwarz und Plätze, vielfach aber auch die Dächer der Häuser, waren schwarz von Menschen, deren begeistertes Winken man deutlich von oben sehen konnte. Die Dampfer auf dem Main und die Industriewerke ließen ihre Sirenen heulen, während der„ Graf Zeppelin" oben seine Kreise 30g. Dann wurde wieder Kurs nach Süden genommen, und die Heimreise begann.
Die Rückfahrt.
Unaufhörlich steigend, um über die Dunstschichten zu kommen, die sich in der Mittagsonne bildeten, erreichte der Zeppelin" nach turzer Zeit Darmstadt . An der Bergstraße, deren Wälder schon die Herbstfarbe angelegt haben, wurde die größte bisherige Höhe auf dieser Fahrt mit 1700 Metern erreicht. In den Mittagstunden wurden verschiedene Geschwindigkeitsmessungen vorgenommen, aus denen hervorging, daß das Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometern hatte, daß aber eine Erhöhung der Geschwindigkeit bis auf 140 Kilometer und darüber zu erzielen sei. Um 2.10 Uhr war der " Graf Zeppelin" über Heidelberg und steuerte quer über den Königsstuhl, das Neckartal und am Heidelberger Schloß vorüber, auf Stuttgart zu, wobei langsam wieder der Abstieg von der großen
Höhe begann.
leber Stuttgart traf das Luftschiff gegen 3 Uhr ein, und der Anblick, der in grünen Hügeln gebetteten Stadt mit ihren dichten Menschenansammlungen auf Straßen, Pläzen und Bergen und mit den Fahnen auf den Dächern war wohl das schönste Bild der ganzen Reise. Zweimal zog der Graf Zeppelin " eine enge Schleife um den Prag - Friedhof, wo der Pionier des deut Schen Luftschiffbaues, Graf 3eppelin, begraben liegt, während rend der Fahrt über der Stadt nahm die Funkenstation des Luftaus der Führergondel ein Blumenstrauß abgeworfen wurde. Wäh schiffes, die im übrigen während der ganzen Fahrt unter einer Sende störung zu leiden hatte, zwei Telegramme auf. Das erste stammte von der mürttembergischen Staatsregierung, das zweite vom Stutt garter Oberbürgermeister.
Bon Flugzeugen geleitet, nahm der„ Graf Zeppelin" dann seinen Kurs auf die Rauhe Alp, erreichte um 3% Uhr Reutlingen , machte dann einen kurzen Abstecher nach Tübingen und überquerte das Donautal bei Kloster Beuren. Kurz nach 4 Uhr fam der Boden see wieder in Sicht. Die Stre de Reichenau - Konstanzer Münsterturm- Stock ach bei Lindau ist genau 50 kilo meter lang und wird von den Zeppelin- Luftschiffen regelmäßig zu Geschwindigkeitsmessungen benut. Um 4½ Uhr wurde Konstanz passiert, dann ging es mit voller Kraft quer über den Bodensee bis nach Lindau , das um 4.50 Uhr erreicht wurde. Die Messungen auf der Bodenseestrecke ergaben eine Marimalgeschwindigkeit von 128 Stundenkilometern. Der Graf Zeppelin " ist also augenblicklich um 16 kilometer in der Stunde schneller als die„ Cos Angeles".
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Gegen 12 Uhr traf der„ Graf Zeppelin" über Baden Baben ein, wo von den mitfahrenden Journalisten an den hier zur Kur weilenden Außenminister Dr. Stresemann ein Karten gruß abgeworfen wurde, dem sich auch Dr. Edener anschloß. Gegen Um 5.10 Uhr war das Luftschiff wieder, von der Bevölkerung Mittag war eine Höhe von 600 bis 700 Metern erreicht und das stürmisch begrüßt, über Friedrichshafen , wo die Landemannschaft Luftschiff fuhr gegen den leichten Nordwind mit einer Stunden- schon bereit stand, während dichte Menschenmengen rund um das Gegeschwindigkeit von 110 Kilometern. Hinter Baden- Baden verschlech- lände auf die Rückkehr des Luftkreuzers warteten. Nach einer Schleife
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Der Fall Carrier.
Von Tristan Bernard . ( Einzig berechtigte Uebersetzung von N. Collin.)
,, Du kannst dir doch denken," sagte er, daß ich keinen Gebrauch von der Frist machen werde, die mir diese Leute da bewilligt haben, um so mehr, als, nachdem wir aufgehört hatten, zu spielen, sie nicht wiederholt haben, was sie vor dem Spiel sagten: nämlich, daß ich Zeit hätte, ihnen zu bezahlen, daß wir Kameraden wären. Es sind ja teine schlechten Kerle," fügte er hinzu, aber ich fühle recht gut, daß, als sie mir fagten, ich brauchte mich nicht mit der Zahlung zu beeilen, fie doch nicht lange auf ihr Geld warten wollen... das habe ich herausgefühlt..
Ich war derselben Ansicht. Als wir uns von den anderen verabschiedeten, hatte ich erwartet, daß einer der Gewinner dem unglücklichen Larcier ein paar freundliche Worte sagen mürde, aber sie schienen alle den Mund nicht aufmachen zu fönnen.
Um meinen Freund nicht noch mehr aufzuregen, ver barg ich ihm meinen Eindruck und sagte: im Gegenteil, daß es mir vorgefommen sei, sie hätten alle den Wunsch gehabt, ihm feinerlei Unannehmlichkeiten zu bereiten..
Nein, nein," wiederholte er ,,, ich fann sie nicht warten Taffen. Es ist vier Uhr. Ich will versuchen, noch einige Stunden zu schlafen, dann fahre ich noch heute zu dem Alten nach Toul . Er muß mir eben Geld geben. Die Hauptsache für mich ist, daß Mama nichts erfährt. Es würde ihr zu großen Kummer bereiten
Du willst also um Urlaub bitten, um nach Toul zu fahren?" Mein, das will ich nicht tun. Ich müßte dann dem Hauptmann Erklärungen geben, ihm fagen, weshalb ich dorthin will und ihm beichten. Nach dem Verweis neulich will ich das nicht. Und dann habe ich keine Luft, einen Schwindel zu erfinden...
Ich erkannte ihn gar nicht mieder. Er sprach wie ver stört. Das Spiel hatte ihn vollständig verändert. Bis jetzt mar, er in Disziplinfragen peinlich forrett gemejen. Ohne bag er es ahnte, war das Kampfluftige, das bisher in ihm geschlummert hatte, plöglich erwacht... Das zeigte sich
sogar, in seiner Art zu sprechen. Er war entschlossener. eigensinniger
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Wie schmerzlich ist es, einen Mann, mit dem man befreundet ist, den man gut zu fennen glaubt, sich so unerwartet verändern zu sehen. Wir fühlen uns in unseren Gedanken, unseren Empfindungen abgestoßen...
Um drei Uhr nachmittags begleitete ich ihn nach dem Bahnhof; morgens hatte eine Musterung stattgefunden, und er hatte die Kaferne nicht verlassen fönnen. So würde er zum Abendessen in Toul ankommen. Wenn der diensttuende Offizier entgegenkommend war, so brauchte er erst am nächsten Tage um elf Uhr vormittags zurückkehren, um die Pferde zu besorgen. Bis dahin würde sicher niemand nach ihm fragen. Suchte der diensttuende Offizier ihn abends oder morgen früh zum Striegeln, so würde man schon irgend eine Ausrede für seine Abwesenheit finden: daß ihm nicht gut gewesen sei und er sich auf sein Zimmer zurückgezogen habe... Wenn ein Unteroffizier eine solche Entschuldigung vorbringt, fügt man ihm nicht die Beleidigung zu, seine Worte zu bezweifeln und von ihm zu verlangen, daß er zum Stabsarzt geht.
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So war es also leicht, Larciers Abwesenheit bis zum nächsten Morgen zu verbergen. Trotzdem war ich unruhig, als ich ihn nach dem Bahnhof begleitete.... Er schien jedoch nur an die unangenehme Auseinandersetzung, die er mit feinem Berwandten haben würde, zu denken.
,, Onkel Bonnel- ich nenne ihn Onkel, troßdem er nur mein Better ist- Ontel Bonnel ist ein altes Original, er hat etwas sehr Entschiedenes und Energisches. Ich würde es nie wagen, ihm gleich zu sagen, daß ich das Geld im Spiel verloren habe. Ich werde so tun, als ob ich von ihm, dem bisherigen Vormund, meine Abrechnung verlange, die ich schon seit mehreren Monaten hätte haben müssen. Ich bin fast zweiundzwanzig, weißt du, ich bin mit neunzehn Jahren zum Militär gegangen."
Aber wie fommt es, daß diese Abrechnung noch nicht erfolgt ist?"
,, Ach, weil mein Better davon überzeugt ist, daß das Geld bei ihm in befferen Händen ist als bei mir. Es macht immer den Eindruck, als ob er mich nicht ernst nimmt. Er hat Angst, daß wir unser fleines Bermögen verschwenden, daß ich es schlecht anlege... Berschiedentlich hat er das schon
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Freitag, 21. September 1928
über Stadt und See sette das Schiff gegen 6.30 Uhr zur Landung an, die bei fast windstillem Wetter um 6.30 glatt vonstatten ging. Die Halteseile wurden eingehakt und das Schiff über den ganzen Plazz hinübergezogen und schließlich 20 Minuten später glatt und sicher durch das Osttor in die Halle gebracht.
Dr. Eckener erklärte nach Beendigung der Fahrt, daß die Er wartungen, die schon anläßlich der Werkstättenfahrt in das neue Luftschiff gesetzt worden seien, nun durch diese erste große Probefahrt voll bestätigt worden wären. Auch die Passagiere äußerten sich sehr zufrieden über den wundervollen Verlauf der ersten großen Fahrt des„ Graf Zeppelin".
Haftentlaffung von Hugo Stinnes ?
Termin am nächsten Dienstag.
Die Untersuchungsbehörden haben, nachdem bereits der Haftprüfungstermin für Hugo Stinnes auf den heutigen Freitag feffgefeht worden war, nachträglich doch beschloffen, erft am fommenden Dienstag in die Prüfung der Frage, eine Haftentlassung des Angeschuldigten zu verfügen, einzutreten, weil bis zu diesem Zeitpunkt in der gesamten Kriegsanleiheaffäre die Ermittlungen abgeschlossen sein werden.
Nachdem bereits vor längerer Zeit das sogenannte Pariser Rriegsanleihegeschäft in feinen Grundzügen völlig fiar gestellt. worden war und die Rolle der daran beteiligten und vers dächtigten Personen genau festgelegt ist, haben nunmehr auch die Wiener Ermittlungen zu einer völligen Klärung der sogenannten rumänischen Geschäfte geführt. Dadurch ist die Rolle von Hugo Stinnes in der gesamten Kriegsanleihebetrugsaffäre genau festgelegt, und es werden am Dienstag bei dem Haftprüfungstermin die Endergebnisse der Ermittlungen bereits vorliegen. Infolgedessen wird zu diesem Zeitpunkt, wie ein Korrespondenzbureau mitteilt, bei Hugo Stinnes eine Verdunkelungsgefahr nicht mehr vorliegen, so daß die zuständigen Stellen tein Bedenken haben dürften, der Haftentlassung von Hugo Stinnes gegen eine beträchtliche Sicherheitsleistung zur Abwendung einer FluchtMan kann über die Sache natürlich gefahr zuzustimmen. verschiedener Meinung sein!
Der Gelbstmordversuch des Stadtinspektors. Die Unterschlagungen bei der Berliner Stadibant.
Wie wir bereits im größten Teil der gestrigen Ausgabe des„ Abend" berichteten, versuchte sich der 51jährige Stadtoberinspektor August Storch im Keller des Hauses Weserstraße 150 das Leben zu nehmen.
Storch brachte sich mit einem Rasiermesser mehrere tiefe Schnitte in der Gegend der Halsschlagader bei. Man fand ihn im Keller in einer großen Blatlache bewußtlos auf. Der Schwer
verletzte wurde durch das Städtische Rettungsamt in das Budower Krantenhaus übergejührt. Es besteht wenig Aussicht, daß Storch mit dem Leben davonkommt.
Stadtoberinspektor Storch war der Vorgesetzte des ungetreuen Kassierers der Stadtbank Walter Rowolt, der am Mittwoch, als die Unterschleife bei einer Revision aufgedeckt wurden, verhaftet ward. Inzwischen war durch die Untersuchung festgestellt worden, daß Stadtoberinspektor Storch von den Unterschlagungen seines Kassierers bereits Kenntnis hatte, daß er ihm aber auf dringende Bitten hin eine Schon zeit gewährte. Durch die plögliche Revision kam der Stein jedoch schon früher ins Rollen. Wie weiter ermittelt wurde, soll sich Rowolt bereits vor längerer Zeit größerer Beruntteuungen schuldig gemacht haben. Es handelte sich damals um die Summe von 28 000 Mart, die durch entsprechende Buchungen
verdeckt wurde.
Storch war in der Angelegenheit schon einmal vernommen worden. Wahrscheinlich fürchtete er nun seine Verhaftung und wollte, da er sich mit schuldig an dem verbrecherischen Treiben Rowolts fühlte, freiwillig aus dem Leben scheiden.
zu Mama gesagt, die ganz seiner Ansicht zu sein scheint. Nicht, daß sie mir mißtraut!; Die gute Mama! Wie bestürzt und befümmert würde sie sein, wenn sie wüßte, daß ich spiele..! Nein, sie hält mich für einen sehr soliden Burschen, aber trotzdem findet sie mich ein wenig jung, und sie hat großes Vertrauen zu Onkel Bonnel."
In diesem Augenblick fuhr der Zug in den Bahnhof ein. Ich drückte Larciers Hand... Noch sehe ich ihn vor mir, wie er in das Abteil stieg. Er war groß und schlank, in dem anschließenden Waffenrod kam seine gute Figur vorzüglich zur Geltung.( In unserem Regiment leisteten sich die Unteroffiziere fleine Ertravaganzen in der Kleidung. Der Oberst sah über diese Dinge hinweg.)
Ich sah, wie der Zug sich in Bewegung fette. Larcier stand am Fenster und nickte mir einen Abschiedsgruß zu. Er war zerstreut, aber er zwang sich, mir zuzulächein. Als ich nach Hause ging, sagte ich mir, daß ich unrecht hätte, mir den Kopf zu verdrehen; mein Freund würde seine fünftaufend Franken bekommen, und nach einer gehörigen Szene mit seinem Vormund würde die Sache erledigt sein.
Wenn ich in diesem Augenblick auch nicht sehr unruhig war, so machte ich mir doch Vorwürfe, daß er eine so große Summer verloren hatte, denn ich sagte mir, daß er durch mich mit jenen Reservisten bekanntgeworden war.
Zum Abendstriegeln fehrte ich in die Kaserne zurück. Im Hofe riefen mich die Unteroffiziere an. Sie wußten schon, daß Larcier wieder Bech im Spiel gehabt hatte, trotzdem die Spieler abgemacht hatten, daß wegen der hohen Summe zu niemand darüber gesprochen werden sollte. Aber gerade des= halb wurde darüber gesprochen. Boll Wichtigkeit erzählten diese jungen Leute, daß sie sehr hoch gespielt hätten und beflagten den unglücklichen Larcier.
Ich habe ihm zweitausend Franten abgenommen, und das macht mir kein Bergnügen," jagte ein Brigadier der Referve, ein Angestellter einer Hypothekenbank, und heimlich überlegte er bei diesen Worten, welch ein guter Zuschuß diese Summe für den beabsichtigten Kauf eines Autos sein würde. Der Feldwebel Raoul vom dritten Estadron machte. ohne fich direkt an mich zu werden, fleine Bemerkungen, die mir augenscheinlich gelten follten. Er war ein fleiner Blonder mit einem Kneifer, der mit sanfter Stimme sprach und faum die Lippen auseinanderbrachte. Ein Refrut hatte ihm den Beinamen 3uderzange" gegeben. ( Fortsetzung folgt.)