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« eS«. Unterhaltung unö Wissen
Beilage des Vorwärts
Goethes kriminettes Bekenntnis. Von Erich Wulffen  .
Der Schatz im Walde. Don H. S. Wells. Des Kanu näherte sich dem Lande. Die Ducht öffnet« sich und «ine Lücke im weihen Schaum der Brandung bezeichnet« die Stelle, wo der kleine Fluh in die See einmündet. Das dichtere, tiefer« Grün des Urwaldes zeichnete sich am fernen chügelabhang. Der Watd rückte bis nah an den Strand heran. In der wetten Fern« fliegen verschwommen, fast wie Wolken anzusehen, die Berg« auf, gieich plötzlich eiugesrorenen Wellen. Das Meer war still und schwoll nur ganz unmerklich an. Der Himmel leuchtete in einer einzigen Glut. Der Mann mit dem geschnitzten Ruder hielt Inn«.»Dort mutz es irgendwo fein," uieint« er. Er zog das Ruder ein und streckte die Arme aus. Der entere satz vorn im Kanu und spähte scharf ins Land hinein. Er hielt ein vergilbtes Blatt auf den ffrcien ausgebreitet. »Komm her und steh' es dir an. Evans,"' sagte er. Beide Männer sprachen leise, ihre Lippen waren trocken und hart. Evans kam schwankend durch das Boot, bis er über die Schul- ter seines Kaineraden blicken tonnte. Das Papier glich einer roh- gezeichneten Landkarte. Durch häufiges Zusammenfalten war es zerknittert und zerfiel fast unter den Händen, und der ander« mußte die vergilbten Fragment« zusomnienhallen. Man konnte jedoch in einer fast oerwischten Bleististlinie die Umrisse der Bucht erkennen. »Hier," sagte Evans,»ist dos Riff, hier die Lücke." Er fuhr mit dem Daumennagel über die Karte.»Di« gedreht« und gewun» teiw Linie da ist der Fluß, jetzt hätt' ich einen Schluck Wasser sehr nötig und dieser Stern bezeichnet den Orr." »Hier ist eine punktierte Linie," sagte der Mann mit der Land- karte,»eine gerade Linie, die von der Oeffnung des Riffs zu einer Gruppe Polmenbäume führt. Der Stern sieht gerade an der Stell«, wo sie den Flutz durchschneidet. Wir müssen uns die Stelle merken, wenn wir in die Lagune hineinfahren." »Es ist merkwürdig," sagt« Evans noch einer Weile,was sollen dem, diese kleinen Zeichen hier? Die Zeichnung sieht doch wie der Plan eines Hauses aus. Aber was dies« kleinen, hin- und her- weifenden Striche bedeuten sollen, habe ich keine Ahnung. Und was für eine Schrift ist das?" .Chinesisch." erwidert« der Mann mit der Landkarte. »Ach ja. er war ja ein Chinese," meinte Evans. »Das waren sie alle," sagte der Zweite. Dann saßen sie beide ein« Weil« und starrten schweigend in» Land, während das Kanu longsam näher trieb. Evans blickte auf das Rüder. »Jetzt kommst du dran. Hooker," meint« er. Sein Kamerad fallet« ruhig die Landkarte zusammen, steckte si« ein. ging vorsichtig durch das Boot und begann zu rudern. Sein« Bewegungen waren langsam und schwer, als wäre er mit seinen Sichten fast zu Ende. Evans saß mit halbgejchwssenen Augen da und beobachtete den Schaum der sich am Korallenriff brechenden Brandung. Der Himmel glühte wie«in Hochofen, denn die Sonn« näherte sich dem Zenith. Trotzdem sie setzt so nahe dem Schatz waren, empfand er nicht das erwartete Glücksgefühl. Die un- geheure Erregung des Kampfes um den Plan, die lang« Nachtfahrt vom Festland« im Komi ohne Proviant, hallen ihn. wie er sagte, auegepumpt". Er versuchte sich durch den Gedanken an die Gold­barren, von denen die Chinesen gesprochen hatten, aufzurütteln, aber sein Geist wanderte ab. All sein Denken lief auf eines hinaus: Sützwasser, das im Flutz gurgelle, während sein Mund und seine Kehle vor unerträglicher Trockenheit brannten. Man hört« jetzt den rhythmischen Schlag des Meeres gegen dos Riff, und dieser Ton klang seltsam angenehm in seinen Ohren. Da» Wasser rauschte am Holz des Kanus entlang und das Ruder tropfte zwischen jedem Schlag. Er begann einzunicken. lltoch im Einschlafen hatte er das dumpfe Bewußtsein, daß sie sich der Insel näherten, aber ein sellsames Traumgeweb« spann sich in sein Denken. Wieder einmal fand er sich in der Nacht, in der er und Hooker dos Geheimnis der Ehinefen erfahren hallen. Er sah d!« mondbeschienenen Bäume, sah das kleine Feuer brennen und die Gestalten der drei Chinesen, auf der«inen Seite vom Mond- licht versilbert, auf der anderen von der rötlichen Glut umflammt und er hört«, wie sie ihr Chinesisch-Englisch   sprachen, denn sie kamen aus verschiedenen Provinzen. Hooker halle zuerst den Sinn ihres Gespräches ersaßt und gab chm das Zeichen, daß er sich lautlos verhallen solle. Dos Gespräch war hie und da unverständlich, manchmal entgingen ihnen einige Brocken. Eine spanische Gallone von den Philippinen, die gescheitert war. und ein Schatz, für den Tag der Rückkehr oergraben, bildeten den Hintergrund der Cr- zählung eine schiffbrüchig« Mannsckzast, durch Kronkheiien dezimiert, Streit, Mangel an Disziplin, und zum Schluß Flucht auf den Booten, die verschollen blieben. Dann entdeckt Ehang Hi vor einem Jahr aus seiner Wanderung an der Küst« die seit 2Ö0 Iahren»er- graben en Goldbarren, slieht aus seiner Dschunke und gräbt si« mit unendlicher Mühe wieder ein. eigenhändig und völlig sicher. Ehang Hi unterstrich gonz besonders die Sicherheit,«s war sein Geheimnis. Setzt brauchte er Hilf«, um zurückzukehren und den Schatz auszu« graben. D!« kleine Londtarte flatterte plötzlich auf und die Stimmen sanken. Eine verlockend« Geschichte für zwei gestrandete brittsche Taugenichtse! Evans' Traum sprang zu dem Augenblick über, als er Ehang His Zopf in der Hand hielt Das Leben eines Ehinefen ist ja bei weitem nicht so heilig wie das eines Europäers. Do, liftige, kleine Gesicht des Ehang Hi, zuerst scharf und!«nd wie das einer verblüsjien Schlang«, dann ängstlich, verräterisch, mit- lliderregend. wuchs in feinem Traum zu gigantischen Umrissen. Zum Schlutz grinste Ehang Hi: grinst« höchst verwirrend und un. verständlich. Plätzlich wurde alles sehr unangenehm, wie oft n, Trä.micn. Ehang Hi grinste und bedroht« ihn,«r sah im Traum Hausen auf Hausen von Gold, sah Ehang Hi. der immer dazwischen kam und ihn zurückzuhalten suchte. Er satzte Ehang Hi beim Zopi, wie groß war dieses gelbe Tier, und wie er kämpste und grinste! Der Chinese wuchs immer rielenhafter empor. Dann wuvden die leuchtenden Haufen Goldes zu einem zischenden Hochofen und ein riesenhafler Teufel begann dem Träumenden Kohle in den Hals zu stopfen. Sein Mund war furchtbar versengt. Ein ariderer Teufel rief seinen Namen:»Evans, Evans, du schläfriger Patron." Oder war es Hooker? Er wachte auf. Si« befanden sich in der Mündung der Lagune. »Dort sind die drei Palmenbäume. E, mutz in einer Linie mit dem Gebüsch liegen. Zeichne es ein. Wenn wir bis zu den Düschen gehen und dann gerade durch das Dickicht, kommen wtr zu dem Schatz, sobald wir den Strom erreichen." Sie sahen jetzt genau, wo die Müichung dfes Stromes sich
Erich Wulften, t«r idannk Kriminalist und Sekualtorschrr, zeigt in seinem neuesten, soeben erschienenen Werl  »Sexualspiegel von Kunst und Verbrechen"<PauI Arest Verlag, Dresden  ), wie das Kriminell« und das Eeschlechtliche in Dichtlunst. Malerei. Mustl und Schauspiellunst hineinspiel«» und in diesen Kilnsten ihren Ausdruck finden. Mit Senehmigung de» Verlages geben wir nach- stehend einioe Abschnitte aus dem KavitelGoethes kriminellis Bekenntnis" wieder. Goethe hat, wie sellen ein anderer, tief und schwer an Ber- gangenhellen gelitten, die Folgen seines Tuns bannend und lastend empfunden.Es ist entsetzlich," schreibt er aus Rom  ,was mich oft Erinnerungen.zerreißen", und über 40 Jahre später:Was einem angehört, wird man nicht los, und wenn man es verwürfe." Weiter: Wir leben olle vom Vergangenen und gehen am Vergangenen zugrunde." Siebzehn Jahre lebte Goeche mit Christiane Vulpius   im Kon- kubinat und zeugte mit ihr Kinder, ehe er sie heiratete. Dabei hielt er ihr weder zu dieser Zeit noch später, als sie seine Frau war, die Treue. Aus der Seelenehe mit Charlotte von Stein   glitt er zum Sinnengemiß mit Christiane   hinab. Alles dieses machte Goethe in gewissem'Sinne schuldig. Er überließ Christiane   länger als ein Jahrzehnt der hämischen Anfeindung durch ihre Umgebung.Auch dieses schwere Derschulden ist ein Stück seines Lebens"(Ed. Engel). Fast allen Frauen, die Goeche geliebt hat, endet das Glück in Mitzkiang und Leiden<Aennchen, Friederike, Lotte, Lilli, Frau von Stein). Er war untreu gegen die Frauen aus Treue zu sich selbst, zu seiner eigenen innersten Entwicklung. Er konnte keiner Frau ein dauerndes Glück bereiten. Den dunkelsten Punkt in Goethes Leben nennt sein Biograph Bielschowsky   das Verhältnis zu seiner Muller. Fast 13 Jahre long hatte er sie nicht besucht und gesehen, als er 1792 im Sommer sich zu den Truppen nach dem Rhein   ausmachte und endlich bei dieser Gelegenheit die Muller besuchte.Er war bis Wieliczka   und Pa­ lermo   gereist, war zweimal in Venedig   gewesen, aber für die Mutter hatte er keine Zeit übrig gehabt. Nicht einmal der 1782 erfolgte Tod des Daters hatte ihm Anlaß gegeben, die ganz vereinsamte Mutter aufzusuchen. Ende 1784 lud ihn der Herzog ein, der in Süddeutsch- land sich aufhielt, ihm bis Frankfurt   entgegenzukommen. Er lehnte ab. Später bei der Rückkehr aus Italien   schien es so bequem und natürlich, den Besuch zu machen. Er hatte es bereits der Mutter von Rom   aus versprochen, hatte sogar seine Bücher und Zeichnungen ihr zugeschickt, zog aber plötzlich sein Versprechen zurück." Seine bekannten Einwände Unabkömmlichkeit von Amisgeschaften, seine Leiden- schaft zu Frau von Stein sind wenig stichhaltig. Kaum 14 Tage hall«r es im Sommer 1792 bei der Muller in Frankfurt   aus. Als si« am 13. Sepllmber 1808 im 78. Lebensjahre starb, hatte er sie wieder elf Jahre lang nicht gesehen. Wahrlich, ein seltsamer Sohn? Schuld wird gebeichtet imFaust", nicht nur in der Gretchen- tragödie. Goethe stellt seine eigene Faustnatur dar mit den beiden Seelen, die in seiner Brust wohnen. Die Unbegrenzthell der Faust- ncllur war seine eigene. Mephistopheles   ist Faust irnb Goethes eigener, innerer Gegenspieler. Wie sollte Goethe   nicht allerlei nie- phistophelisch« Anreize verspürt haben? Der.»Hohn und die herbe Ironie des Mephistopheles  " waren Teile von Goethes eigenem Wesen. Fausts   Verbrechen ist in mystisches Dunkel gehüllt. Gretchens Muller schläft durch den Schlaftrunk zu langer, langer Pein hinüber. Faust ersticht im nächtlichen Kampfe Gretchens Bruder Valentin. Ueber der Stätte des Erschlagenen schweben rächende Geister, die, auf den rückkehrenden Mörder lauern." Di« Gestalt der Kindes- Mörderin Gretchen im Kerker von erschütternder Wirklichkeit unter gemessener Verwerwng des Pathologischen.Ihr Verbrechen war ein guter Wahn!" Eine milde Auffassung des Berbrechens! Im zwziten Teil« zunächst die Heilung de? Faust in der Elienszene. Nach Ecker­mann sagt hierüber Goethe selbst:Es ist alles Mitleid und da» tiefste Erbarmen. Da wird kein Gericht geholten und da ist kein« l-rag«, ob er es oerdient oder nicht verdient habe, wie es etwa von Menschenrichtern geschehen könnte." Der Literaturhistoriker Eduard Engel  (Goethe der Mann und
öffnete. Bei diefem Anblick lebte Evans auf.Eill dich, Mensch," sagte er,»sonst muß ich Seewasser trinken." Er nagte an seiner Hand und starrte auf das silbern« Leuchten zwischen den Felsen und dem grünen Buschwerk. Beinahe wütend wandte er sich zu Hooker um.»Gib mir das Ruder," rief er. Sie erreichten die Flußmündung. Einen Augenblick später schöpfte Hooker etwas Wasser in die hohle Hand, spuckte es aber wieder aus: nach einer Weile versuchte er es wieder.»Das geht," meinte er. Und sie begannen gierig zu trinken. »verflucht nochmal." sagt« Evans plötzlich,»e» geht mir zu langsam." Er beugte sich in gefährlicher Weise über den Bootsrand und begann das Wasser mtt den Lippen einzusaugen. Als sie ge- trunken hallen, landeten si« das Kanu an einer kleinen Landzunge unter dem überhängeichen, dichten Gebüsch. »Wir werden uns da durcharbeften müssen, um auf die Büsche zu stoßen und die gerade Linie bis zu jener Stelle zu finden." »Es wäre besser, gleich hinzurudern." sagt« Hooker. Und so stießen sie wieder in den Fluß hinaus und ruderten zurück bis zum Meer, die Küst« entlang zu jener Stelle, wo das Buschwerk stand. Hier landeten sie, zogen das leichte Boot auf den Strand und gingen bis zum Rand der Dschungeln, wo si« die Oess- nung des Riffs und die Büsche gerade vor sich hatten. Evans trug ein primitives Werkzeug bei sich, wie es die Eingeborenen benutzen: es war ll-förmig und der Querbalken war mit einem gefeilten Stein beschwert. Hooker trug das Ruder.»Es geht jetzt gerade in dieser Richtung," sagte er.»Wir müssen uns durch das Dickicht durcharbeiten, bis wir auf den Strom treffen. Dann müssen wir zu graben beginnen." Sie schlugen sich durch ein verfilzt«- Dickicht von Rohr, breiten Farrenkrautwedeln und jungen Bäumen: zuerst war es ein müh- samer Weg, dann aber wurden die Bäume größer und der Weg öffnet« sich Di« Glut der Sonne wich fast unmerklich dem Walde». schallen. Die Bäume wuchsen zu gewalligen Säulen auf, wölbten sich wie«in grüner Baldachin über ihren Köpfen, woiß«, mall- leuchtende Blumen hingen von den Stämmen herab und tauig« Lianen schwangen sich von Baum zu Baum. Der Schallen ver« tieft« sich. Der Boden fleckte sich immer dicht« mit rotbraunen Pilzen. Evans schauert« zusammen.»Es kommt mir beinahe kalt vor, nach der Glitt draußen." »Ich hojse, daß wir richtig gehen," meinte Hooker. Plötzlich erblickten sie i» der Fern« eine Lücke im tiefen Dunkel, aus der heißes Sonnenlicht in den Wold drang. Das Licht fiel aus grlllgrünes Unterholz und vielfarbige Blumen. Dann hörten sie das Rauschen dcs Wassers.  (Schluß folgt.)
das Werk") weist mit Recht darauf hin, daß das Ereignis von Seien- heim es ist, dessen durch viele Jahre andauernde Seelenerschütterung zum Ouell für fast alle bedeutendsten Dichtungen der ersten Mamies- jähre Goethes wurde. Schon Hermann Grimm   lehrte in feinen Vor- lesungen, daß Goethe imFaust" aus Friederike von Sesenheim   zu- rückzusühreu sei. Das schwer lastende Schuldbewußtsein, das in Goethes Werken fortgesetzt zun, überdeutlichen Ausdruck kommt, könne sich unmöglich, folgert Engel, von einer noch so zärtlichen platonischen Neigung zu einem einfachen Mädchen herschreiben, selbst wenn es von ihrem Liebhaber treulos verlassen worden wäre. Ein Heiratsversprechen Goethes komme nirgends zur Sprache. Es komme also eine andere Tat in Betracht, die uacr Räume und Zeiten hinweg den jungen Dichter so schwer gepeinigt habe, daß er Werk um Werk Reue und Buße darüber tat.Erst durch die Zer- stärung chrer jungen Mädchenjeele, erst durch ein gesürchtetcs oder wirtlich drohendes Verhängnis, daran Ehre und Leben hingen, tritt Friederike für uns in den düster tragischen Kreis"(Engel). Damit wird nicht nur eine Versührung, sont«rn mehr behauptet Nach seinem eigenen Bericht wäre Goethe nur im Frühling und Sommer 1771 in Sesenheim   gewesen: urkundlich ist aber erwiesen, daß er seinen ersten Besuch.im Hause Brion schon im Oktober 1770 gemacht, ihn im folgenden Winter nochmals wiederholt und im Frühling und Sommer 1771 wochenlang in Sesenheim   geweilt hat. Bezeichnend für Deutung des Tatbestandes sind di« Angstbriefe, die Goethe im Mai und Juni 1771 aus Sesenheim   an seinen Freund Salzmann geschrieben hat.Um mich herum ist's nicht sehr hell, die Kleine fährt fort, traurig krank zu sein, und das gibt dein Ganzen ein schiefes Ansehen. Nicht gerechnet Eemkeia mea, leider nicht rccti,. die mit mit herumgeht... Wer darf jagen, ich bin der Unglück- seligste? sagt Edgar. Das ist auch ein Trost, lieber Mann. Der Kopf steht mir wie ein« Wellerfahn«, wenn ein Gewitter heraufzieht und di« Windstöße nördlich sind"(End« Mai 1771).Sind das nicht die Fe«ngärten, nach denen du dich sehntest? Sie sind'?, si« sind'«, ich fühl es, lieber Freund, und fühle, daß man um kein Haar glück- licher ist, wenn man«rlanqt, was man wünschte. Die Zugabe! Di« Zugabe! Die uns das Schicksal zu jeder Glückseligkeit dvein wiegt! Lieber Freund, es gehört viel Mut dazu, in der Welt nicht miß- mutig zu werden"(Ende Juni 1771). Die Priese sind dunkel. bleiben dunkel, scheinen absichtlich so gehalten, geben aber tiefernsten Vermutungen Raum. Die Gretchentragvdie ist von Sesenheim  her gewiß stark beeinflußt. Das peinigende Schuldbewußtsein des. Dichters entbehrt sicher nicht der zulänglich«,, Voraussetzungen, j Man darf hinzunehmen, daß wir den jungen Rechisstudenten In Straßburg   im Anatomiesaal bei geburtshilslichen Vorlesungen und klinischen Arbeiten aller Art als aufmerksamen Teilnehmer finden und daß die deutsche Dichterjugend, zumal die in Siraßbmg stu- dierende, von der Frage des Kindesmordes der unehelichen Mutter' und der darauf gesetzten Todesstrafe lebhaft berührt war. Nicht zu vergessen, daß der junge Student in Straßburg   sich Rezept« abschrieb, die noch dem Gutachten von Sachverständigen damals bekannte Abtreibungsmittel bezeichneten. Für den in Goethes Leben forschen- den Kriminalisten waren diese Schlußsolqerungen längst gegeben: es ist ihm aber doch lieber, daß ein Literarhistoriker sie zuerst frei- müttg ausgesprochen hat. Goethes schwere, tiefe Lebenslchuld ruht so auf gesicherter Grundlage. Erdrückend wird der Beweis durch den aufgefundenenUrsaust". Er enthält nichts als die Gretcheu- tragödie: alles andere ist spätere Zutat und Umrahmung. Der Ursaust ist Schuldtragödie schlechthin, ohne Freispruch, ohne Er- lösung. Auch das kam erst später. Unter Häufung der peinlichen Motive(vier Tote) wird hier eine Schuld gebeichtet, unter der der Deladene furchtbar litt. Der Ursaust als Drama ganz unmöglich und undenkbar, wenn nicht einzig und allein Beichte der Lebens- schuld. Deshalb mich hier der Mephisto der echte Teufel im Volks- sinne mit der höllischen Schadenfreude:Sie ist die erste nicht." Echoruf aus Goethes anderer Seele! Der philosophische Mephisto eine spätere Wandlung! So stieg aus schwerster Schuld die er- Habenste Tragödie der Weltliteratur heraus!
Opernschule der Papageien. Van den tausenderlei Schulen, die es in aller Welt chbt. dürfte doch eine, die unlängst in Amerika   gegründet worden ist, die seit- samste sein. In einem kleinen Städtchen rn der Röhe von New Port ist nämlich unlängst ein findiger Kopf auf den Gedanken»e- kommen, di« Sprachfähigkeiten all der bunten Vögel zu benutzen und si« im Kunstgesang auszubilden Man hat also einstweilen den Unterricht mit 1500 derartigen Gesellen aufgenoinmen. die hier alle Fähigkeiten des menschlichen Kehlkopfs und der menschlichen Zunge erlernen müssen. Di« bunten Papageien werden nicht nur in, Sprechen unter- wiesen, wie da» auch sonst üblich ist, sondern auf dem reichhaltigen Programm der Papageienschul« steht daneben Singen und Pfeifen. Das Lehrziel dieser sonderbaren Schul« sieht nämlich den Vortrag eine»(ßedichtes oder den tadellosen Gesang eines Foxtrotts vor. Daneben bildet aber auch diese Anstalt ein ganzes Papageienopern- ensembl« aus, dos nach etwa acht Monaten Unterricht so weit sein soll, daß es mit einer Gastspielrers« begtimen kann. Für den tadel- losen Dortrag eines Gedichts oder dem fehlersreien Gesang von Musikstücken wird natürlich längst nicht so viel Zeit benötigt und erst recht nicht zum Erlernen des Kunstpseisens. Man kann dies« ganze Schul« als ein« neue Art verfeinerter Tierquälerei betrachten, wenn man in Betracht zieht, daß die Kehle de» Papageis zwar zu manchen wortähnlichen Lauten recht ge- eignet ist, doch im ganzen nicht die Fähigkeiten des menschiickren Kehlkopfes von Natur cm» erwerben kann. Aber was tut man nicht olles in Amerika  , wenn ein« günstig« Konjunktur winkt! Und dieser Fall liegt augenblicklich bei singenden und sprechenden Papageien vor. Aus Varietebühnen und bei Deranstaltungen mannigfacher An sind seit einiger Zett die gefiederten Sänger gesuchte Stars, so daß man jetzt eben darauf kam, Papageien im großen Stil für die Buhne auszubilden._ Schildkrötenrennen. Denn die schnellsten Tier? Wettlaufen, warum soll man«s nicht auch mit den langsamsten versuchen? Dieser Gedanke hat zur Einrichtung der Schildkrötenrennen geführt, di« bei Ponca City in Oklahoma   stallfinden. Ein« Menge von mehr als 10 000 Zuschauern wohnt« diesem Schauspiel bei, und da groß« Wellen abgeschlossen waren und dasRennen" sich sehr ausregend gestaltete, kam es zu wilden Szenen. Nicht weniger als 3869 Be- werber waren für das Rennen angemeldet, aber nur 50 auserwählte Dollblutschildkröten" waren hinter dem Draht aufgestellt, der den Start bezeichnet«. Das Rennen galt von dem Mittelpunkt einer kreisrunden Strecke ob, und dasjenige Tier, das zuerst die Kreislinie erreichte, war Sieger. Sein glücklicher Besitzer erhielt eine««check über 4000 Dollar von dem Preisgericht. Außerdem hatte er aber auch durch die Wetten, die er abgeschlossen Halle, ein stattliches Sümmchen verdient