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(61. Fortsetzung.) „Ja, er ist sogar nur ein wenig gelähmt. Dienst kann er nicht machen, aber sein Vorstand will ihn vorläufig nicht pensionieren lassen, sondern im Krankenstand halten. Das bedeutet, daß ich weiterstudieren kann." Das brachte Svectovitz so geschäftsmäßig vor, als ob er von irgendeiner durchgeführten Besorgung berichtete. Der Bormittag ging mit dem üblichen Arbeitsprogramm vor. über. An diesem Tage konnte Hilde nicht einmal zum Mittagessen nach Hause gehen. Sie aß in einer nahen Milchwirtschast mit mehreren Kolleginnen und raste dann weiter zu einer Borlesung. Am Abend bat Sveetovitz, sie heimbegleiten zu dürfen. Jetzt er- zählte er von den Vorgängen im Elternhaus. Die dumpfe Ver- zweiflung, die er dort antraf, der Vater, seiner Sprache beraubt und doch begierig, sich durch schwer zu deutende Zeichen mit seiner Familie zu verständigen, übertrug dem Erstgeborenen die Sorge über die Mutter und die Geschwister. Dann aber sei die Lähmung zurückgegangen und die Zunge etwas freier geworden. Der Sohn sej schon bereit gewesen, bei einem Kaufmann des Ortes ins Ge- schüft einzutreten, nur um die paar ausfallenden Schillinge, falls der Vater stürbe, auf anderem Wege hereinzubekommen. Als er die Versicherung des Borstandes hotte, daß der Vater nicht pensio- niert würde, sondern sein ganzes Gehalt beziehen könne, sei er so» gleich wieder nach Wien gefahren, um sein Studium fortzusetzen. Svectovitz erzählte von den Ereignissen, ohne sich in viel Be- dauern zu verlieren. Obgleich er seinen Vater wirklich liebte, stand im Mittelpunkt seines Berichts doch die Frage, ob die Erkrankung des Vater- einen Ausfall in dessen Bezügen zur Folge haben würde, und seine Freude über die Besserung im Befinden des Baters hing sich unbeholfen und schwermütig an die Tatsache, daß das aktive Gehalt der Familie vorläufig zufließen werde. Aber diese stockende Erzählung, deren äußerliche Gleichgültigkeit nicht erraten ließ, daß sie ein Lebensschicksal behandelte, wurde plötzlich tN einem Tone fort- gesetzt, daß Hilde, ermüdet durch eigene Tagesarbeit Ünd jetzt durch die Nüchternheit dessen, was sie anhören mußte, doch aufmerksam wurde. „Msien Sie, Fräulein Hilde, von wem ich Nachricht Hab'?" „Nun, wen sollten Sie denn in Ihrem steierischen Nest gesehen haben, den ich kenn'?" „Na, von Ihrem Wagner." „Ah!" Ein Schrei entfuhr Hilden , und sie blieb auf dem Wege stehen, aber gleich war sie ruhiger und so gemesien, wie es ihre Art war. Svectovitz sprach nicht weiter, als ob er sich an ihrer ver- haltenen Erregung weiden wollte. Hilde muhte das Gespräch wieder beginnen. „So. wo haben Sie also den Wagner gesehen?" „O, gesehen Hab' ich ihn nicht, gehört Hab' ich von ihm." „Dort drüben, zu Haus?" „Ja." „Lassen Sie sich doch nicht alles herausziehen." „Na, es war so. Ihr Herr Wagner ist mit dem Schub an- gekommen und liegt jetzt im Spital." „Im Spital." „Jawohl. Er soll an Typhus oder an Paratyphus haben." „Haben Sie sich um ihn gekümmert?" „Nein, wenn ich ins Infektionsspital gegangen wär', so hätte das möglicherweise meine Abreise verzögert." Hilde antwortete nichts auf dieses Argument. „Wissen Sie wenigstens, wie es ihm geht?" „Na ja. er soll leben." „Und warum ist er mit dem Schub nach Oesterreich gebrackit worden?" „Er ist natürlich ohne Paß noch Iugoflawien gekommen, und wie er erkrankt ist, haben die drüben ihn einfach heimspediert. Dieses Slaweuvolk ist stark, es kennt keine Gefühlsduseleien." „Na, die Germanen herüben scheinen davon auch nicht viel zu wissen," begnügte sich Hilde zu bemerken. Dann, sie waren schon knapp beim Haustor angelangt, sagte sie noch:„Wissen Sie, wann ein Zug geht?" „Nein, ich bin um sieben Uhr fünfzehn früh gefahren." „Und bei Nacht? Es ist jetzt neun Uhr." „Das weiß ich nicht." Hilde ging in ein kleines Kaffeehaus in der Flarianigasse und suchte in einem Fahrplan nach. Es war unmöglich, zum Abendzag: noch auf den Bahnhof zu gelangen. Der nächste Zug ging ta.j.. um sieben Uhr fünfzehn früh. Zu Hause sagte Hilde der Frau Fernleitner: „Du, Mutti, ich muß morgen in aller Früh' wegfahren." „Wegfahren? Ja, wohin denn?" „Nach Leibnitz ." „Was ist da»? Was ist denn passiert?" „Das Ist eine Stadt nahe der jugoslawischen Grenze, und dort soll, wie ich gehört Hab', der Wagner in einem Spital liegen." Frau Fernleitner, die gerade das Essen auftrug, setzte das Tablett auf den Tisch; so erstaunt war sie. „Ich Hab' dir's ja gesagt," erwidert« Hilde und machte sich daran, die drei Teller und drei Löffel zurechtzulegen. „Ja. Kind, ich Hab' gemeint, daß dieser Winter dich geheilt hat." „Mit Unrecht, Mutti. Ich bin in diesem Winter vor Sehnsucht vergangen. Nur Hab' ich dir keine Gelegenheit gegeben, es z:> merken." Das sagte Hilde ganz einfach, weder, ironisch noch trotzig. Aber Frau Fernleitner schien das nicht zu glauben, denn sie sagte: „Du hast seit längerer Zeit einen Ton angenommen, den ich aber wohl merke." Hilde sprang aus Mutti zu und umarmte und küßte sie. „Nein. Mutti, was soll denn das zwischen uns heißen! Well da ein Mann aufgetaucht ist, so darf er doch nicht zwischen uns treten Das niemals! Aber versteh' doch, daß ich... daß ich ihn gern Hab'!" „Aber er will ja von dir nichts wissen..." „Das ist nicht so einfach, wie du sagst. Ich werd' ihn mir schon erobern..." „Du... die Hilde Fernleitner, den... Gärtnergehilfen sich erobern!" „Ja, den Gärtnergehilfen, wenn du willst. Wenn ich das mit einem jungen Mann ohne Beruf tat', so gab' da» einen Lustspiel-
stoff, aber weil er ein Arbeiter ist, so sst das eine Tragödie oder noch etwas Aergeres. Nein, vielleicht ist das mit dem Erobern nicht richtig. Ich werd' ihm schon sagen, daß er. der Freie, der Revolutionär, in einem Punkt doch an den ältesten Vorurteilen hängt, genau so wie du, Mutti, die Frau Fernleitner, Oberlandes- gerichtsrat-tochter. Das alles soll geschehen— wenn er nur lebt! Deshalb fahr' ich hin, um ihn gesundzupflegen, wenn er krank ist, um ihn heimzubringen, wenn er gesund ist." Frau Fernleitner hatte wieder so viel Fassung, daß sie die Hände zusammenschlagen konnte.
„Es ist unbegreiflich, es ist himmelschreiend, wie du dich weg- wirfft!" „Das sag' nicht. Mutti, das vom Wegwerfen sst nicht schön und auch nicht wahr! Wir sind uns völlig ebenbürtig, die Hilde Fernleitner und der Alfons Wagner , das fühlen wir!" Pause. „Aber wie wär's, wenn wir etwas zum Essen bekämen. Ich Hab' tüchtig Hunger. Und dann, nachher, muh ich einpacken. Glück- licherweise ist der Kofser unten." Frau Fernleitner trug mit resignierter Gebärde das Essen auf und rief Fräulein Rose ins Zimmer. Hilde lachte und scherzte mit den beiden Frauen und war gar nicht traurig. Sie fühlte es, daß ihre Resse sie nichts Schmerzlichem entgegenführte.
Sie kam in Leibnitz an und ging vom Bahnhof schnurstracks ins Spital Hier fand sie in der Direktionstanzlei einen gemütlich aussehenden älteren Herrn, der über der alten Militärbluse eines Stabsarztes einen ziemlich defekten, ehemals wohl weißen Chi- rurgenmantel trug und auffallend und anheimelnd böhmatelte. Auf ihre Anfrage erfuhr sie, daß tatsächlich ein Alfons Wagner aus Wien im Infekttonspavillon wegen Typhus liege— und so weiter. „Ich möchte zu ihm, ich bin... seine Braut." „Dias ist unmöglich. Infektionsgefahr und so weiter," sagte der ältere Herr, der sich als diensthabender Arzt vorstellte. „Ich bin Studentin der Medizin." „Oh, Kollegin Dann wissen Sie ja ohnehin, daß es unmög- lich ist, eine Fremde hineinzulassen, unmöglich, und so weiter" „Ich muß den Alfons Wagner sehen." „Müssen, müssen... tja, tja, tja... junge Leute, gleich müssen, und so weiter. Ich habe eine Dienstordnung... un- möglich, da!" Hilde blieb stehen und sah den Mann ihr gegenüber so innig an, als sie es nur oermochte. „Wie geht es denn dem Patienten?" „Wie soll's ihm gehen? Typhus, normaler Typhus — in welchem Semester sind sie denn?" „Im vierten." „Da wissen S* ja nur was über den Sektionsbefund.., wenn die Leut' tot sind... ha. ha, ha... also gehn S' nach Haus und schauen S' im Lehrbuch nach." „Ich bin eigens aus Wien hierher gekommen." „So. aus Wien , schöne Stadt. Ist der Tandler noch bei der Anatomie?" „Ja, ich bin bei ihm inskribiert." „Das ist gescheit von Ihnen. Die anderen sind ja fad. Aber herein dürfen S' mir trotzdem nicht." „Aber Herr Doktor, versetzen Sie sich doch in meine Lage.. „Sehr gern. Wieder Vorlesungen bei Tandler hören, in Wien herumflanieren... sehr gern. Und Sie machen inzwsschen Infektionsdienst in diesem Nest und so weiter?" Der Arzt lachte über seinen guten Witz. „No, schauen S' nicht bös drein, schöne Kollegin. Ich Hab' eine Idee, eine glänzende Idee... die Lieb« ist erfinderisch. Also hören S'. Wir brauchen eine Pflegerin, genannt Schwester. Wollen S' die Schwester von diesem Herrn... wie heißt er... Alfons Wagner sein? He, he, Schwester ist gut. Schwester sst sehr gut." „3a." „Ueberlegen Sie sich'? gut... überlegen und so weiter." „Da ist nicht viel zu überlegen. Ich trete gleich meinen Dienst an* „Rasch fertig ist die Jugend mit dem Wort, heißt«s bei Schiller . Sogen S'... ist noch die Bleibtreu am Burgtheater?... Die war gut als Königin Louise In der Maria Stuart ." „Ich bitte, ich willige in alle Bedingungen ein.. da ist mein, Unioersilätslegitimation... lassen Sie mich zu dem Kranken!" (Forts, folgt.)
Rätsel- Ecke des„Abend". miiiiiiiiiiiuuiiuiiiimiiuiNuiiiiuiiiiMiimir.iwiiiiiuiiiiiiiiiiiuinumtmiiiiuuuuiiuuiiunuiiuiiuiuituuuiiiuuiiuuuuuuumaiiiDuiiiutiumnniumiiiiuiiiiiiiuiuiuuuiiJimiujnni
Kreuzworträtsel.
Wa g er« cht: 1. Erinnerungen; 6. Flächenmaß; 7. Fürwort; 8. Stadt in Mitteldeutschland ; 9. und 10. Anlage; 12. weiblicher Vorname; 14. Tierleichnam; 16. mißliche Lage; 18. Nahrungsmittel; 19. Bühnenstück.— Senkrecht: 2. Weiblicher Vorname; 3. Ost- seeinsel; 4. geographisch« Bezeichnung; 5. Tonart; 9. Musitinstru- ment; 11. Haustier; 12. Fürwort: 13. Verhältniswort; 15. Traum- gespinst; 17. Himmelsrichtung; 18. Fürwort. Silbenrätsel. a ad auf bel drei che chen dau dros e e ein erbs fel gen im im keit ting lat le li ma maes mi mu nau ne ne nies pe pfen ra rad ri ri rj rot sa sa satz schern schcw fchla sel sig ta ti tio u va wa» würz zo. Aus vorltebenden 54 Silben find �1 Wörter zu bilden, deren Anfangs, und Endbuchstaben, letztere von unten nach oben gelesen, eine Lebensregel ergeben: 1. Bogel ; 2. Göttin; 3. Schoko- ladenfabrik; 4. Konjugation; 6. Stadt in Sachsen ; 6. Tofelgerät; 7. Eigenschaft: 8. Harz ; 9. Vorbeugung gegen Souchon; 10. Stadt in China ; 11. Speise; 12. Düsseldorfer Kinderspiel; 13. Küchengerät; 14. russischer Musiker; 15 Vogel; 16. Droge; 17. Gemüse; 18. Getränk; 19. Winterfürsorge: 20. Pelztier; 21. Erwerbszweig. Visitenkartenrätsel.
Schachbrett-Rösselsprung.
RABENKATZE
Eine Aenderung der Buchstabensolge ergibt den Beruf des Herrn,—ab.
(Auflösung der Rätsel nächsten Mittwoch.) Auflösungen der Rätsel aus voriger Rummer. Kreuzworträtsel: Senkrecht: 1. Vera; 2. Netz; 3. Dach: 4. grau; 5. Palermo ; 8. Unstrut; 13 Emu; 15. Mast. 16. Mehl 17. Reif; 18 Main.— Wagerecht: 1. Venedig ; 5. und 7. Peru ; 6. Eva; 9 Arzt? 10. Chan; 11. und 14. Laus; 12. Zeh; 16. Mur; 19. Made; 20. Esau ; 21. Hai; 22. Telefon. Silbenrätsel- 1. Nassau ; 2. Usurpator; 3. Remagen ; 4. Dose; 5. Erika; 6. Richelieu ; 7. Zehooa: 8. Echse; 9. Niere; 10. Israel ; 11. Eaurisar.kar; 12. Emma; 13 Znsektion; 14 So'ge; 15. Tiefebene; 16. Fl'ege; 17. Romeo; 18. Etage; 19. Ischias ; 20 Dohle; 21. Elefant; 22. Renegat; 23. Alwin; 24. Coire: 25. tilie; 26. Eile.— Nur derjenige ist frei, der alles um sich herum frei machen will. Rösselsprung: Wann wir scheiten Seit an Seit und die alten Lieder singen, und di« Wälder wieder klingen, fühlen wir, e» muß gelingen. Mit uns zieht die neue Zeit.