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Ein Rennfahrer-Roman von Andre Reuze. öb ersetzt von F. A. Angermayer

CopyrighfbyBuchergildo' Gutenberg, Berlh»

TOUR DE FR 'ANCE

BORotAux 5400 km

S PCRPIQNAN Als der elegante, im Schmuck seiner Metalle aufgleihende kleine Sportwagen in einem einzigen Rush die Champs-Elysees durch- flogen hatte, bog er in sanfter Kurve um den Triumphbogen, der sich im lauen Abend wie ein gigantisches Andenken über einem glorreichen cherzen auftat. Dann rollte das Auto die breite Avenue de la Grande Armee hinab... Geht ja schon los!* brummte der Chauffeur BaustWeder mal'n Monat, wo's wirklich ein Kunststück ist. keinen totzufahren!... He!... chdpp!... Geht doch runter vom Damm, zum Teufel!* Ravenelle und Mainguy, die eben dabei waren, ihre Reise» koffer fest im Wagen zu verstauen, hoben den Kopf. Wenn der brave Boust schon vor dem Start so nervös ist, können wir uns unterwegs auf allerlei gefaßt machen!* Immer erregter und rücksichtsloser wurde nun das Gewühl. Von chaus zu chaus füllte das wogende Menschenmeer die breite Straß« bis hinaus in den fahlen Widerschein des Jahrmarkts von Ncuilly. chupcn brüllten, als ob die Löwen aller Menagerien ausge-' krochen wären. Spazierend« Familienväter überwachten ängstlich ihren Nachwuchs. . Arbeiter, die Mütze im Nacken und die Zigarette im linken Mundwinkel, lächelten die Frauen an, mit denen sie Arm in Arm dahinschlenderten. Soldaten, die auf Zehenspitzen stehen mußten, riefen sich zu. Chauffeure und Autobusführer fluchten und schimpften, kamen aber trotzdem nicht vom Fleck. Junge, überschlanke Radfahrer sausten in hellen Sweatern unter schrillen Pfiffsignalen auf blitzenden Maschinen vorbei und wußten sich, tief über den Lenker gebeugt, überall raschen Durchschlupf zu sichem . Händler aller Art belebten die Straßenecken. Die Rodwelt!. Die Radwclt!... Extraausgab« mit Bildern und Lebensbeschreibungen, aller Starter!... Die Radwelt!..'.* Eine andere Stimme brüllte: Das Sportblatt!... Letzte Nummer, komplette Starterliste mit der genauen Beschreibung aller Etappen!... Das Sport- blaiti...* Unablässig spie die Untergrundbahn wimmelnde Haufen von Menschen über den weiten Platz. Alle Bürgerstetge waren überfüllt Greller Lichtschein traf den Karren eines Eisoerkäufers, der nebenbei Kokosnüsse und Ltmonade feilbot. In trägen Wellen tam der fern« Lärm de» Jahrmarkts her- über, sekundenlang vom Ge'öse wimmernder Blechmusik übertönt. Die Radweltl.. Di« Radwell!..." Echter amerikanischer Kaugummi!... Für'n Groschen lutscht jeder bis übermorgen!* Hier kommt schon ein Rennfahrer!* schrie Mainguy aufgeregt. Die Menge teille sich und ließ einen Radfahrer durch, der an den Start fuhr. Im Schein einer Bogenlampe blitzten seine nackten Schenkel. Aha!" sagt« Ravenelle.Das ist Nummer 227. noch ein An- fängerl.. Die Champions haben alle kleine Nummern l* Da» Volk klatschte ober trotzdem wie besessen. Frauen riefen dem Kleinen Mut zu. Na, los, Kleener... zieh mal»ene vorl...* Links tat fich der hellerleuchtete Eingang eines Cafäs aus. In diesem Cafe findet vor dem Start das Abschied&cssen statt,* sagte Ravenelle.Sie müssen versuchen, hier durchzukommen. Baust!* Am Ende der Avenue bog der Wagen um die Ecke und stoppt« neben dem Eingang des ,.Cafä Erzelsior*. Ravenelle und Mainguy stiegen aus. Sie trugen elegante Sportanzüge und breite englisch « Teller » mützen. Ich bleib' beim Wagen,* sagte Baust,.chab' aber nichts da- gegen, wenn Sie mir inzwischen«in Glas Bordeaux herausschicken, Herr Ravenelle!* Im Augenblick war der hübsche Wagen von einem ganzen Schwärm von Gasfern umringt Da es ein Prsffewogen war. trug er über dem Kühler auf seidener Fahne den Namen der Zeitung für die er da» Rennen mitfuhr ..Das Stadion' Mein« Zeirung, Menschen- kindl Di« leisten sich wae ha» n Sechszylinder!* .Kunststück, können Sie vielleicht mit'ner Pferdedroschk» die Pyrenäen krauftlettern?* ..Weiß, du, wer der iunge Mensch oorhin war? Nee? Den kennst« nicht? Ravenelle war'»!. Der macht für sein« Zeitung jede Rundfahrt mit! Als Reporter, verstehst«!...* Na. und wer war der andere?* Nun mischre sich der Chauffeur Boust in die lebhafte Debatte: Das war Guy Moinguy. der berühmte Maler! Ein guter Freund von Ravenellel Er fähtt di« Rundsahrt zum erstenmal mit. mu Zeichnungen zu machen!*

Ahl Jetzt kommen die Rennfahrer!... Siehste dort Blanc» Mesmll* Was, Blanc-Mesnil?... Der fährt doch fürBrillant*, Mensch, und hat'n himmelblaues Trikot!...* Ravenelle und Mainguy waren inzwischen in den riesigen, rauchdurchzogenen Saal getreten. Hier war ein Meer von Licht, in dem immer wieder ganze Schwärm« Neuangekommener oer- schwanden. Gespräche summten durch den Raum. Die Eingangstür war von Scharen Unentwegter be- lagert, die bereits seit Stunden hier standen, um die.Kanonen* des Straßenrennsports ankommen zu sehen. Schwitzend und nervös balan- eierten die Kellner ihre Tragbretter durch die Gäste. Fieberhaft erregte Rufe ließen den nahen Beginn des gigantischen Rennens vorausahnen. Sol... Hier ist ein blenden- der Plotzl* sagte Ravenelle.Wir halben noch genügend Zeit.* Er entnahm seinen Taschen ein dickes Heft, Bleistifte, Füllfeder, Notizblöcke, kurz, das Arsenal eines Journalisten. Ich muß noch rasch einmal alles überprüfen,* sagte er.Hier sehen Sie die Starterliste, die mit der Rückennummer der Fahrer genau iibreinstimmt. Ich kenne zwar alle Renufahrer genau, Halle mich aber doch lieber an die Nummern! Immer wieder sind Auswärtige oder Aus- länder darunter, und man könnte sich leicht täuschen!... Sehen Sie, Mainguy, hier ist die genaue Strecke der ersten Etappe: Paris Le Haore. Unterwegs wird. alles, was mir wichtig erscheint, rasch notiert, und im Hotel schreibe ich dann den Ar- tikel fertig.* Ravenelle lachte über die staunenden Augen des Malers. .La. ja, mein Lieber, nun werden Sie einmal wirklich etwa» erleben! Ihre bisherige Spezialität war der Zirkus! Sie sind sicher der beste Zeichner dieses Milieus. Ihre Clowns und Akrobaten haben Bewegung und Farbe! Aber das alles kann sich mit unserer Rundfahrt um Frankreich nicht messen! Was Sie da sehen werden, sei es nun im Glanz der Autoscheinwerfer oder im hellsten Sonnenschein, haben Sie sich bisher nicht träumen lasten! Es ist

geradezu unglaublich, daß sich seit dreißig Jahren kein begabter Maler durch die Straßenrennen inspirieren ließ]* Wir Maler sind Herdentiere, wie alle anderen auch, mein Lieberl* Nun standen beide auf, da laute Rufe durch das Cafe schwirrten. Blanc-Mesnlll... Blanc-Mesnil!...* Ein hübscher, etwa dreißigjähriger Iunge war eingetreten und lächelte über den tosenden Beifall, der ihn empfing. Seine athleten»

Arn Ende der Avenue bog der Wagen um die Eoke

hafte und doch schlanke Figur, seine herrlichen Bein«, seine von himmelblauem Trikot umschlostene brell« Brust verrieten den ge- borenen Champion. Auf dem Kopf trug er eine Jockeimütze. Die schwarze kurze Rennhos« schloß sich so eng um seine Schenkel, daß sie mit jeder Bewegung ihre elastische' Kraft den bewundernden Blicken der Menge preisgab. Ein fabelhafter Junge!* sagte Mainguy.(Forts, soiot.j

Rätsel- Ecke desAbend".

Magisches Vielquadrai. Wagerecht: 1. Reich in Indien : 2. griechischer Gott: Z. Frauenname: 4 griechische Insel; 5. Liebesgott: 6. Stachel' lier; 7. Kunstbutter: 8. türki­scher Titel: 9. Inselgruppe im Indischen Ozean: 10. Berg in den Glarner Alpen : 11. Ber- packung: 12.Hirschart:.männ- liches Wild: 14. Salzlöjung: 15. römischer Kaiser. Die Senkrechten nennen die- selben Wörter. A.E.

1234567 2 3 2 8 4 3 2 8 12 10 11 4 6 12 2 8 5 8 2 10 6 11 11 6 7 6 6 12 8 2 1 2 12 9 2 10 11 2 2 11 1 12 6 11 5 10 11 5 10 2 11 11 6 4 9 6 11 12 2 3 2 8 6 11 6 11 6 7 11 6 11 7 2 11 5 10 6 11 6 13 2 8 10 2 11 8 10 2 7 2 2 12 3 2 10 8 12 6 11 5

Zahlenrätsel. 8 9 2 10 11 12 6 11 5 13 8 2 10 Deutsche Forderung an Frankreich Verstorbener Parteiführer Weltstadt Alte Münze Zahl Weiblicher Vorname Gesellschastsraum Niederschlag Deutscher Dichter Europäisches Königreich Reich in Asien Gestall aus Drama von Lesting Innerer Körperteil Frucht Nordpolfahrer Griechische Göttin Erholungszeit Sagenhafte Gestall Deutscher Fluß Britischer Freistaat sd.

\ D E H N 0 s

Leistenrätsel Die Buchstaben in nebenstehender Figur sind so zu ordnen, daß die senkrechten N Leisten Wörter solgevder*Bedeutung er- geben: 1 Strom in Asrtko, 2. Stadt in Frankreich . 3 Alpental. Die wagerechte Milielleiste nennt eine Stadl in Persien (Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)

A E G N N R T

Auflösungen der Rätsel aus voriger Rummer.

Kreuzworträtsel: Wagereckt: 7. Du: 8. Nastau: 9. und 10. Park: 12.

I. Memoiren: 6. Ar: Ella: 14. Aas: 16. Not:

18. Ei: 19. Operette. Senkrecht: 2. Erna: 3. Ossel: 4. Insel; 5. Edur: 9, Piano: IL Katze: 12. es; 13. an; 15. Alp: 17. Oft; 18. er. Silbenrätsel: 1. Droste! 2. Ariadne : 3. Sarottl; 4. Impe­rativ; 5. Schandau : 6. Tafetaussoh; 7. Mäßigkeil: 8 Eieml; 9. Zmpsen: 10. Nanking : 11. Erbsbrei; 12. Radschlagen; 13. wanne; 14. Illiblschew: 15. Emu: 16. Nieswurz; 17. Salal: 18. Charloari; 19. Einmachen: 20. Zobel: 21. Industrie. Das ist meiner Wünsche Ziel, nii zu wenig, nit zu viel. Visitenkartenrätsel: Kanzleibeamter. Schachbrett-Rösselsprung: Nirgends baut die Milde, die herab in menschlicher Gestall vom Himmel kommt, ein Reich sich schneller, als wo trüb und wild ein neues Volk, voll Leben, Mut und Kraft, sich selbst und banger Ahnung überlasten, des Menschenlebens schwere Bürden trägt. , I. W. von Goethe.

Anekdoten um Brockdorff-�anhau Im letzten Heft derDeutschen Republik* werden nachstehende Anekdoten erzählt: Wenn man Brockdorff-Rantzau über seine Politik befragte. antwortete er lachend: In Moskau sagt man. Tschitscherin sei mein Werkzeug. In Berlin heißt es, ich sei das Werkzeug Tschitscherinsl* Seinen intimen Freunden verhehlte er nicht seine Verachtung für alle diese Revolutionäre. Don Tschitscherins Salon meinte er. es sei noch der einzige Ort, wo man sich in guter Gesellschaft befinde. (Man oergeste nicht, daß Tschitscherin ZWn Unterschied von den meisten seiner Kollegen seiner Abstammung nach dem höheren Adel angehört.) Ost mußte er nach Berlin , um neuentstandene Schwierigkeiten zwischen den beiden Regierungen aus dem Weg zu räumen. Ais er gerade w'eder einmal abreiste, meinte er zu Tschitscherin : Ich muß wieder mal das von euren ungeduldigen Gehilfen zerbrochene Porzellan sticken. Sie wollen mit Gewalt Meisterstücke schassen und sind doch noch Lehriungen*' i f»' Am letzten 1. Mai bei einer Parade der Moskauer Garnison hielt ihm ein Mililärattachö eine Lobrede aus die rote Armee . Er bedauerte dabei, daß die neuen Grenzen ihr nichr gestalten, mit de, Reichswehr für eine eventuelle Kooperation in Berührung zu treten' Mein lieber Oberst,' antwortete der Botschafter nachdenklich, die deutsche Armee ist mit der roten schon einmal in Berührung geraten im August 1920, als Teile der Sowjetarmee bis nach Sol» bau kamen, aher sie blieb ganz passiv. Jawohl, ganz pastiol' setzte er mit bedauernder Betonung de» legten Worte» hinzu.