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Schule und Aaßpropaganda. Wie die Oeuffchnationalen die Verfassung auffassen. Die Rede Noskes in Hannover   über die Pflichten der Lehrer in der Republik  , die sich scharf gegen die Stahl- Helmpädagogen wandte, hat die deutschnationale Landtags- fraktion zu einer kleinen Anfrage veranlaßt, in der es heißt: Wie sollen diese Aeußerungen mit Artikel 118 der Reichs- Verfassung vereinbart werden, demzufolge kein Anstellungecrhältnis einen Deutschen   hindern darf,.innerhalb der Schranken der allgemeinen Gesetze seine Meinung durch Wort, Schrift, Druck. Bild oder in sonstiger Weise frei zu äußern und demzufolge niemand ihn benachteiligen darf, wenn er von diesem Recht Gebrauch macht? Wie gedenkt das Staatsministerium der in Kreisen der An- gehörigen höherer Lehranstalten und in der gesamten Beamtenschast entstandenen Beunruhigung wegen Bedrohung ihrer Grundrechte entgegenzutreten?"' Diese Anfrage ist ein Ausfluß jener deutschnationalen Dreistigkeit, die in jeder Beamtenstelle eine Kampfposition gegen die Republik   erblickt. Sie zeugt außerdem von elementarer Unkenntnis der Verfassung. Eine Schulstube ist keine Wählerversammlung, und selbst- verständlich ist jeder Lehrer unbeschadet des Artikels 118 im Amt durch Gesetz und Dienstvorschriften gebunden. Artikel 1-18 der Reichsoerfassung schreibt vor:In allen Schulen ist sittliche Bildung, staatsbürgerliche Ge- s i n n u n g, persönliche und berufliche Tüchtigkeit im Geiste des deutscheu Volkstums und der Völkerversödnung zu erstreben. Staatsbürgerkunde und Arbeits- Unterricht sind Lehrfächer der Schulen." Wer sein Schulamt als Propagandastelle für deutschnationalen und Stahl- h e l m h a ß gegen die Republik   und die Völkerverständigung auffaßt, verletzt die Vorschriften der Verfassung ganz ab­gesehen von dem damit veroundenen Disziplinarverstoß und der groben Versündigung an der Jugend. Cs gibt keine Verfassungsbestimmung, die die Jugend in der Schule ge- wissenlosen Stahlhelmpropagandisten aus- liefert, wohl aber gesetzliche Handhaben, um solchen Leuten das Handwerk zu legen._ Aus dem Landiag. Zwischenfall vom pfingstsonnaSend vor dem Hauptausschuß Der Hauptausschuh bes Preußischen Landtags erörterte am SonnadenÄ einen kommunistischen Antrag, der aus Anlaß scharfer Zusammenstöße zwischen Polizei und Roten Frontkämpfern am Pfingstsonnabend in Berlin   die Entlassung der beteiligten Polizeioffizier« und Beamten, ferner Abschaffung oller Polizeiwaffen und Ucbertragung der Durchführung von Arbeiter- demonstratioi«n ausschließlich an die dazu bestimmten Ordner»er- langt. Bei der Begründung des Antrages richtet Abg. Kasper (Komm.) scharf« Angriffe gegen die Leitung der Polizei und verlangt vom Ministerium Ausknnft über das Ergebnis der linteisnchimg. Ministerialdirektor Klausner vom Ministerium des Innern bedauert zunächst, daß die Vorfälle am Pfingstsonnabend ein Mem fchenlcbcn getostet haben, und gibt dann ein« nähere Darstellung darüh�r. Die Staatsanwaltschaft stehe nach dem bisherigen Ergebnis der llnisrfuchung auf dem Standpunkt, daß»in Mißbrauch der Wafiengewalt durch die Polizei nicht vorliege und viel« Demon- Uranien sich des Widerstandes gegen die Staatsgewalt schuldig gemacht Hoden. Dogegen werii« das an sich verständliche Perhalten der Pollzst bei der Beerdigung des erschossenen Arbeiter» m der Frankfurter Alle  » pom Ministerium«cht gebilligt. Immer- hin sei.tuzugoben, daß die Beamten von de» Demonstranten auf das höchst« gereizt worden seien. Di« tn dem tvmnnmlstischen Antrag verlangten Maßnahmen lehn« der Minister od Abg. Hertmann(Soz.) erklärt«, die Demonstrationszüge hätten in Berlin   einen Umfang angenommen, der mit der Verkehrs- sicherbsit nicht mehr zu vereinbaren sei. Für ein generelles Verbot könne er sich aber nicht aussprechen. Man müsse hoffen, daß Demon- strotwnszüge den beteiligten Bevölkerungstreisen selbst langweilig und lästig werden. Der k o m m u n i st i s ch e Antrag wurde schließlich gegen die Stimmender Antrag st eller obgriehnt. Oer Wahltag für die kommunalen Körperfchasten. In der Frage der Zusammenlegung der Wahlen sür die preu- ßischen Gemeinden einerseits und für die Kreistage und Prooinzial- landtage andererseits hat der Preußische Staatsrat in sei- nem Gutachten für dieses Mal eine ablehnend« Stellung eingenommen. Die Sachlage ist nunmehr folgende: Di« Wahlen für die preußischen Geineinden müssen nach einem vom Landtag beschlossenen Gesetz bis zum 31. Dezember 1328 vorgc- nommen sein. Der vom Staatsrat in der Hauptsache abgelehnte Entwurf wollte mit den, Wahltermin für die Gemeindewahlen auch den für die Kreistags- und Provinziallandtagswahlen, die nach regelmäßigem Verlauf erst im Herbst 1923 fällig sein würden, ver- binden. Als Wahitermin war der& Dezember in Aussicht genom- men: es bedarf allerdings noch der endgültigen Entscheidung des Ministers des Innern, der für Ansetzung des Termins zuständig ist. Wenn der Landtag den Anregungen des Staatsrats, einen ge- m e i n s a m« n Termin vor Ablauf dieses Jahres für sämtliche Wichten nicht f« st zusetzen, beitritt, dann würden die Ge- meindewahlen noch in diesem Jahre vorzunehmen sein, während für die übrigen W-chlcn erst ein späterer Zeitpunkt in Frag« kommen würde. Wie das Rachrichtenbureou des DDZ. hört, bestehen auch in Kreisen des Zentrums und der Demokraten   Zweifel, ob der gemeinsam« Wahltag im Dezember d. I. zu empfehlen ist. Sollte also der Landtag sich auf den gleichen Standpunkt stellen wie der Staatsrot, so hätten die Gemcindewahlen im Dezember startzusinben. Wenn man auch diese Absicht aufgeben sollt« und es für zweckmäßig hielte, auch die Wahl für die Gemeinden erst rm kommenden Jahre vornehmen zu lassen, so bedürft« es eines G«- setze», das das bisherige Gesetz abändert, wonach die Gemeinde- wählen bis zinn 31. Dezember 1328 vorzunehmen sind.
Oer Kampf um die Spitze.
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Lessing-Theater. Derneml:»Herr Lamberthier.*
Louis P e r n« u i l. von dem wir sonst charmante und leicht- ertige Schwänke gewohnt sind, schreibt ein tragische« Schauspiel Herr Lamberthier". Der Ehemann ermordet aus Eifersucht den Seiiebten seiner Frau«in verkapptes Äriminalftück mit raffiniert gesteigerter Spannung. Nur zwei Darsteller aus d«r Bühne, Luci« Mannheim   und Albert Lossermann. Ihr« schauspielerische Zrovourleistung wird stürmisch bejubelt. tigj�
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KPD  "
1922
1923
1925
und so weiter!
1923
Kapp-Putschist pabst in Tirol.
Aus Rordtkrol schreibt man mw: Di« Gefahr»« de» 7. Otto- der lenken die Aufmerksamkeit auf die Organisation des östwrreichi. sehen Faschismus, insbesondere auf die Führung der Hetmatwehren, an deren Spitze der Innsbrucher christSch-soziol« Bundesrat Dr. St«idle ficht. Es wäre falsch, in diesem Provlntzadvokaten die Seele des Austrofoschiemus zu erblicken. Er ist nur der Martk« scheeler der Firma.Heimat wehr, der Mächtig« ober, d»r still und geräuschlos arbeitet, ist der �Stabschef" der diktaturlüsternen Trupp« de« Bürgertums, Herr Waldemar Pabst  . Peters. Wer ist das? Am 6. August 1320 wechselt« zur nächtlich«, Stunde ein harmloser Kaufmann Walter P«ters m Kufstein Ober di« österreichische Grenze. Sein auf diesen Raman laut««- der Paß nannte als Geburtsjahr 1884 und Hamburg   als Geburts- ort. Ungeschoren drang«r ins heilige Land Tirol ein. was ihm um so leichter war, da di« bayerischen Polizei- und Grenz» beamten Steckbriefe norddeutscher oder gar Berliner   Behörden mit Borliebe in den untersten Schreibtischsächern vergruben. Der Ham- burger Kaufmann Walter Peter» stieg dann wohlbehalten in einem Innsbrucker   Hotel ab. nahm dort Dauerquartier, vorschriftsmäßig gemeldet und wohl gelitten von der Innsbrucker   Polizei. Aber o Wunder! Kaum«in Jahr später lauten seine amtlichen Personalien: Pabst-Peters, Major a. D., geboren 1881 in Berlin  , evangelisch, zuständig nach Mieming  . Sein» Beziehungen zu Dr. Gteidl« gaben dem Bürgermeister des Oberinntaler Dörfchen» Mieming Veranlassung, dem völlig unbekannten Preußen das Hei- mat recht zu geben, nachdem auch noch vom Prösidialchof der Tiroler Landesregierung, dem Hoftat Bundsmann, an das Mieminger   Gemeindeoberhaupt entsprechende Weisung ergangen war. Heute wird der längst mit einem wuchtigen Andreas-Hoser- Gurt bewehrt« Mieminger   Bürger Pabst-Peter» nur mehr durch die Tatsache an sein« preußisch« Bergangenheit erinnert, daß er für seine Verdienste am Sapp-Puksch monaMch die reichsdeulsche Pension von 450 AI.   in Empfang nimmt. Im übrigen bezieht er als Stabschef der Heimatwehren «inen monatlichen Sold von rund 1500 Schilling(900 M), dazu stellt ihm die Tiroler Landesregierung eine Flucht wohleln- gerichteter Bureauräum, zur Verfügung nebst den dazu gehörenden Schreibfräuleins und fast ein Dutzend ehemaliger Offizier« österreichi- scher und bayerischer Herkunft alsL« rt r a g sa n g e st« ll te" des Landes Tirol. Ja, wenn Not am Mann ist, machen sogar Landesbeamt« beider Geschlechter für den preußischen Stabschef Dienst. Welch eine Schicksalswende! Seit dem 13. März 1320.«o der Steckbrief der Berliner   Staatsanwaltschaft den Putschisten zusammen mit anderen Spießgesellen auf die Güter monarchistischer Reaktionärs nach Layern verschlug, und heute, wo sr im Bundeeparloment in Wien   und im Zimmer des Kanzler, Seipel den Funktionären de» österreichischen Bürgertums die Taktik und die blutrünstigen Parolen gegen dl« Arbeiterschaft diktieren kann. Dieser Ausstieg begann lm November 1320 mit der Berufung des Flüchtlings als militärischer Organifator der Tiroler Heimatwehren. di« damals in Anlehnung und in Verbindung mit den bayerischen O r g e s ch und O r k a durch Dr. Steidl«, dessen politischer Ehrgeiz es in der Christlich-Sozialen Partei bis dato absolut zu nichts bringen wollte, zujammengatromwett wurden. Ig kurzer Zeit
stand Pabst mitten in der Tiroler Bewegung, durch List und ge- schickt« Ausspielung interner Gegensätze gelang es ihm, de» Wider- stand katholischer Führer gegen den preußischen, alldeutschen, pro- testantischen Putschisten auszuschalten und sich unbestritten die Füh­rung in der Tiroler Heimatwchr und schließlich in der ganz Oester- reich« zu sichern. Die Aufrüstung setner Bernden begann Pabst-Peters damit, daß «r zunächst die Ausplünderung der staatlichen Waffendepots orga- nisiert«. Eine eigen» gebildet« Abteilung für Waffenfchmuggel er- deutet« schnell in Kramsach  22 Gebirgstanaoen. die auf die geheimen Lager der Heimatwehren oerteilt wurden, t» folgten dia Wegschaffung zweier Gebirgshauditzen m Tannrain bei Slams und schließlich dieEindrücheindie Waffen- depots der Wehrmacht in der Höttinger Au bei Innsbruck   und in Hall. Dies waren besonders ergiebige Raubzüge, man erbeutete Maschinengewehr« und Munition in Meng«. Ll« dann im Sommer 1321 die Auflösung der bayerischen Einwohnerwehr kam, sichert« sich Pabst beträchtlich« W a f f e n s« ndu n g e n au» Bayern  . Don Rosenheim au-, dem Sitz der Orka  . wurden damals Nacht für Nacht Geschütze, Maschinengewehr«, Handfeuerwaffen und Munition aller Art über die Grenze geschmuggelt. Alle» kam in unauffälligen Traneporten in die Sehlupfwinkel der Heimatwehren. in Klöster, vauerngehöft«, öffentliche Gebäude, ja sogar Kirchen dienten als Magazin«. Welche Striche am Porträt des Pabst-Peters noch zu ergänze« sein werden, bleibt dem 7. Oktober 1328 vorbehalten. E« wird sich zeigen müssen, ob es ihm gelmgt, sich auch mit dem Kainsmal de» österreichischen Bürgerkrieges zu schmücken. Rachepläne der Heimatwehr. Innsbruck  . 23. September. Die sozialdemokratische Bolksze itung" veröffentlicht«inen Auf­ruf der Lande»parteivsrtretung und der Landesgowerkschafts- kommission zum 7. Oktober, worin die Schuld des Koppisten P a b st, des Leiter, der Heinrwehren, an der drohenden Gefahr de» Bürgerkrieges festgestellt wird. Am Schluß heißt es: Die Heimwehrfühver haben beschlossen, falls es in WIener-Neustadt   zu Zusammenstößen kommt, dafür an den Ländern Raeh« zu nehmen. D» Arbeitersehaft von Tirol wird den geplanten Repressalien mit allen zu Gebot» stehenden Mitteln entgegentrete». Di« Arbeiterschaft hat seit seher dl« Anwendung von Gewollmitteln abgelehnt. Sie hat seit jeher auf dem Standpunkt gestanden, daß di« Aufrechlerhallung von Ruhe und Ordnung, sowie Schutz d«r Person und de» Eigentum« Sache der staatlichen Behörden ist. sie wird aber Gewalttaten auf Personen und Institutionen der Arbeiter mit den gleichen MUkela der Gewakl abwehrten,«mm fie die Gegner anwenden. Wir fordern daher die Arbeiterschaft Tirol« aus, Besonnenheit, ad« auch Entschlossenhell zu wahren, nicht zu provozieren, aber An- griffe auf Personen oder Institutionen der Arbeiterschaft w i t alter Energie abzuwehren.