Sonntag
30. September 1928
1901
Unterhaltung und Wissen
Bon Rubi Cims.
Bom frühen Morgen an brannte die Sonne mit fengender Glut vom moltenlosen Himmel Rein Lüftchen bewegte den Aether. Als der Abend tam, stand noch immer eine brüdende Schwile in ben Abteilen des D- 3uges, der im 100- Kilometer- Tempo durch die Lüneburger Heide rollte.
Beilage des Borwärts
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fützlich einige Exemplare des Baldrapps. Am 13. Dezember 1565 verstarb zu Zürich der Arzt, Profeffor der griechischen Sprache und Naturforscher Konrad Gesner , ben mir Dr. Werner Lanten rädelte sich ermüdet in der Magenede und legt erst langjam so würdigen, wie er es als erster deutscher Naturverschränkte die Arme über der breiten Bruft. Er ärgerte fich im forscher verdient. Dieser Konrad Gesner , der von derselben Beſt stillen über Dr. Berndt. Der alte Schulfreund mar daran schuld, welle, der er, der pflichtfreue Arzt, wehren wollte, hinweggerafft daß er jegt an einer Reise teilnahm, die bildungshungrige Bro wurde, hat als Hauptwerf ein vierbändiges Buch über die Tiere ge letarier nach England führte. Mißgelaunt fchaute er auf die Geschrieben, welches in lateinischer Sprache bei herrn froschowern" fährten. Handwerker, Angestellte, berufstätige Frauen Das in Zürich ( nebenbei bemerkt: dem Ahnherrn des heutigen Verlages Schicksal der Arbeitertiaffe war der Pfeiler, um den sich ihre Ge. Drell Füßli) erschien, aber noch zu Lebzeiten des Autors auch ins spräche rantten, die ihn gleichgültig ließen. Ich passe nicht in diese Deutsche übertragen wurde und damals den Großen Brehm" von Gesellschaft, fagte er sich immer wieder. heute würdig ersetzte.
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Dr. Banten war ein Mensch, der von der Bergangenheit nicht losbam, der die Gegenwart haßte, die mit nach seiner Ansicht stolzen und würdigen Traditionen brach Das Milieu, dem er ent stammte, feine Erziehung, gaben ihm Richtung und Ziel im Leben. Korpsstudent auf der Universität, Referveoffigier an der Front, heute Brivatbogent, dem eine Professur wintte. Fraternisieren mit dem Proletariat, wie es Dr. Berndt von ihm münschte, war ihm einfach nicht möglich.
Eine Unmutsfalte lag auf feiner Stirne, als er sich jetzt erhob und zu Peter Berger, einem jungen Arbeiter, trat, der schon seit Stunden am Fenster bes Abteils ftand.
Der Zug jagte an Aedern und Gehöften, an Heinen Laub wäldern vorüber. Berträumte, schiffbewachsene Teiche grüßten. Und immer wieder Wiesen und Felber, über die graublaue Dämmerung ftrich.
Hier mar Hermann Löns daheim... fogte Peter, ohne ben Blid zu menden
Er fiel im September 1914 fürs Baterlanb..." meinte Dr. Banten, um etwas zu sagen.
Baterland!?" echote Peter und in feinem braungebrannten Gesicht zudte es. Die Besten mußten verreden für was?" Die Fäuste des etwa Dreißigjährigen ballten sich auf der Fenster brüstung . Es waren harte, verarbeitete Hände.
Dr. Banten mollte etwas erwidern, doch ihm fehlten die rechten Worte. So tam es, daß Beter meiter sprach und von ben Büchern redete, die Löns geschrieben. Es war der Anfang einer lebhaften Distuffion.
Der bend fant immer mehr auf die meite Gbene, die sich vor thuen breitete. Dr. Bantens schlechte Baune mar verflogen. Gr fühlte ein inneres Beschwingtsein. Ihre Gedanken treiften um die ewigen Schönheiten der Natur. Goethe ging durch ihre Unter haltung.
,, o lernien Sie das alles?" fragte Dr. Lanten unvermittelt, non Peters Renntnissen ehrlich überrascht.
In langen Nächten aus Büchern.. Nachdentlich schritt Dr. Banten wenige Minuten später neben Beter durch die Bahnhofshalle in Hamburg - Beddel Leife fprach er vor sich hin: In langen Nächten..
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Es ist selbstverständlich, daß sich in den alten Folianten eine Anzahl Beschreibungen finden, pon denen wir nicht mehr wissen, was damit gemeint war, so z. B. wird der Waldteuffel, so in Bohlen gefangen", beschrieben und abgebildet. Selbstverständlich, daß auch einige der beliebten Fabeltiere ihren Blas angewiesen erhielten, die uns ebenfalls recht rätselhaft sind. Was mich jedoch an diesen ersten deutschen zoologischen Büchern immer wieder interessiert, ist, daß darin von einem Tier gesprochen wird, welches jegt ausgestorben ist. Bater Gesner beschreibt umständlich einen Bogel ,,., er mirt Don den unseren gemeinlich ein Baldrapp genennt( rapp" gleich Rabe) darumb, daß er in einöden Wäldern monet... er ist in der größ einer Henne, ganz schwarz gefarbt, wenn du in von wentnuß anschaumeft: befiehst du in aber an der Nähe, fürauß gegen den Sonnen, bebunkt er einen mit grün vermischt senn. Er hat auff dem Kopff ein streuß lein und gemünt auch ein Glaz in seinem Alter..." Dieser Balh rabe mit dem„ streußlein" aus Federn am Kopfe und der Glaze in dem Alter war den Bogelkundigen späterer Zeiten unbekannt. In einigen englischen Werken aus menig späteter 3eit( 1603) mird er als Gesners Wood- Cram aber als Woodcrow from Swizerland" erwähnt, es ist aber nicht gesagt, daß die Autoren dieser Werte den Schweizer Waldraben auch gesehen haben, s Linné 1758 die gesamte Tierwelt in ein System einordnete und mit allgemein gültigen lateinischen Namen Derjah, da glaubte er doch noch soviel an Gesners Autorität, daß er den Waldrapp mit einsystemati fierte, meil er ihn aber selbst nicht kannte, wandert er verschiedene Male hin und her, einmal zu den Raben, ein andermal zu den Wiedehopfen usw. 1791 erschien Bechsteins„ Gemeinnützige Natur geschichte Deutschlands". In diesem Buche bringt Bechstein den alten Stich Gesners noch einmal und taust den Bogel in pen rabe" sum. In der Neuauflage von 1805 fett er benn aber die fritische Bemertung dazu, daß es einen solchen Bogel nicht gäbe. Nicht mehr gäbe, mürben mir heute fagen, Bechstein behauptete: nie gegeben habe. Gesner fei höchstwahrscheinlich durch den verunstalteten Balg einer Alpenträhe genarrt worden.
Wie Bechstein zu diesem kühnen Satz fam, wird mohl ewig unflar bleiben. Denn in dem Tierbuch Gesners heißt es ausdrücklich: als ich diß vogels magen zerschnitten, hab ich über ander Ungifer auch vil deren thierlin gefunden, so den murken der früchten schaden Phun.
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Im Morgendämmern des nächsten Tages erwachte Dr. Lanken Nun wird die Geschichte aber erst interessant. Hätte Gesner in einem der Schlaffale des Auswandererheims der Hamburg - geschrieben, ein anderer hätte den Bogelmagen aufgeschnitten und Amerita- Linie. Noch schliefen die anderen 15 Mann, die mit ihm ein anderer ihm die Farbenspiele des Gefieders berichtet, ließe sich ja den schmalen Raum teilten. Langgezogene Schnarchtöne zitterten in die stidige Luft. Er starrte an die schmudlofen, taltgetünchten Bände, nach den blinden Fensterscheiben, an benen die ersten Sonnenstrahlen auf und nieberliefen. Kaferne, dachte er. Nicht Kabinen. Auf den Decks Tennisplatz und Regelbahn. Sum 5- Uhr Tee hatten die Geigen gesungen. In den Fauteuils faßen schmereinmal ein Wafferglas stand auf den Nachttischen. Jest rieb sich Peter die Augen. Sein eisernes Feldbett ächte.reiche Finanziers und Industrielle mit ihren Frauen und Töchtern. Man witterte das Geld. Mißvergnügen über die fäftigen GinMorjen... blingelte er Dr. Lanken zu. Als er deffen verdroffenes Gesicht fah, meinte er lachend: Primitive Berhältnisse... bringlinge sprach aus gelangweilten Gefichtern. Und er jah wieder Die Prospekte der Schiffahrtsgesellschaft versprechen mehr, als sie die Stewards, die hinter ihnen herliefen und mit einem Wollbesen über die Teppiche fegten. Was sagte Peter? Den Erstklassigen" halten... Bon Heim ist hier nicht viel zu spüren." darf fein Stäubchen um die Nase fliegen, das mit dem Geruch der Armut behaftet ist..."
,, Sie haben recht.. entgegnete Dr. Lanten und stand auf. ,, Den Auswanderern wird die letzte Nacht in Deutschland nicht angenehm gemacht.
Was wollen Sie mehr? Bassagiere der 3. Klaffe. tamen diefe Borte von Peters Munde.
Bitter
Gine Stunde später. Man faß im Speisesaal an langen Tischen. Eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft. Fremdländische Akzente flangen auf. Da faßen sonnengebräunte, polnische Bandarbeiter, Slawinnen; Junge Mädchen und Frauen mit schweren farbigen Tuchröden, meißen Blusen und bunten Ropftüchern. Viele Deutsche Bäter, Mütter, junge Burschen, Kleine Kinder.
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Ist es nicht interessant, einmal unter solchen Menschen zu fein? fragte Beter und reichte Dr. Banten die Kaffeetanne. Sehr interessant..." meinte dieser gedehnt und schaute einer ärmlich gekleideten Proletariermutter zu, die ihren vier Kindern das Brot schnitt.
Am Vormittag fuhr man meiter nach Cughaven. Gegen 12 Uhr rasselten die Anferketten der Hamburg ". Maschinen stampften. Das Nebelhorn heulte. Die Sdyiffsglode läutete. Langsam löfte sich der Riesendampfer vom Pier. Am Mast wehte das Sternenbanner. Nach Amerika viele, viele Tränen an Bord und am Ufer. Auswanderer zogen in die Ferne, einem unge wiffen Schicksal entgegen. Passagiere der 3. Klaffe, die das Glüd fuchten.
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Ein sternenbestickter Nachthimmel wölbte sich über den dunklen Baffern der Nordsee . In der fühlen, feuchten Luft schmang der mürzige Tang und Salzwassergeruch. Hin und wieber tauchten die roten und grünen Bichter frember Schiffe auf. Die Tafallage erzitterte im Radwind und das Bugwaffer flatschte gegen die Stählernen Schiffswände.
Dr. Banten streckte sich gedantenversunken in einem Liegestuhle und lauschte schon lange nicht mehr auf die Bortfehen, die von der Reeling herüberflangen, wo sich Beter mit dem Ledsteward unterhielt. Am Nachmittag war ihm ein Erlebnis gemorden. Es riß und zerrte in seinem Innern. Bas er auf dem Rundgang durch ben 30 000- Tonnen- Dampfer gefehen, blieb ihm gegenwärtig. Man mor in der 1. und 2. Klasse gewesen. Kaleidoskopartig rüdten immer wieder einzelne Szenen vor sein geistiges Auge. Er schritt im Kreise von Proletartern auf diden Leppichen durch pruntende Speisejäle. Er jah teure Möbel, Gemälde von Sünstlerhand. Blumen in fchlanten Basen. Marmor, Brotat, Damast und Seibe. Ein mundervolles Schwimmbad, Reiche Speisekammern. Buguriöse
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Nein noch nie war ihm die Klassenteilung der Gesellschaft mit solcher Deutlichkeit vor Augen geführt worden. Welche Raumverschwendung da drüben. In der 3. Klasse aber lagen, die Ehepaare ausgenommen, die Passagiere zu dritt und zu viert in engen Rabinen zufammengepfercht Dr. Lanten fühlte, daß seit dem Nachmittag etwas in ihm geeit bem brochen war. ,, Träumen Sie...?" sprach eine Mädchenstimme neben ihm. Es war die kleine, schwarzäugige Kontoristin Lilli. Ja... Ich habe lange geträumt..." Seine Stimme flang ihm fremd. Auch sie war über den eigenartigen Tonfall seiner Borte verwundert. Die Nähe des jungen Mädchens tat ihm wohl, denn sie riß ihn aus den grüblerischen Gedanken. Gebämpft floß ihre Unterbaltung. Sie erzählte viel aus ihrem Leben. Freude bebte in ihr, als sie sagte:„ Ich habe mich ein langes Jahr auf dem Bureauschemel noch dieser Reise gelehnt
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an einen Irrtum glauben, so muß es aber einen anderen Hintergrund haben. Hätte man sich das damals schon gründlich klargemacht, so wäre der Waldrapp wohl bald wieder entdeckt worden. Aber man glaubte vorläufig Bechstein, und der Waldrapp des alten ameitens wurde seine ehemalige Existenz auch noch abgeleugnet. Gesner war doppelt tot, erstens existierte er selbst nicht mehr, und
Genau 27 Jahre danach entdeckte Wageler in Aegypten eine nöllig neue Bogelart. Es ist ein Jbis mit einem wunderschönen Rataduschopf, der demgemäß Schopfibis" getauft wird und zufällig in das große englische Wert von Dresser: ,, Naturgeschichte der europätschen Vögel" gelangt, wo er als Aegypter ja eigentlich gar nicht hineingehört. Dieses 1880 erschienene Buch liegt auf dem Tisch, als nochmals 17 Jahre später in London die drei ausgezeichneten Vogeltenner Hartert, Kleinschmidt und Rothschild über den Gesnerschen Baldrappen debattieren. Man vergleicht das alte Gesnerbild, bas bei Bechstein neben einem anderen desselben Vogels abgedruckt steht, mit einem dritten alten Holzschnitt und stößt auch, ziemlich zufällig, auf das Bild des Schopfibis bei Dresser.
Es fällt sofort ins Auge, daß es derselbe Bogel iſt!
Die Entdeckung wird veröffentlicht und erregt begreifliches Aufsehen. Es ist ja auch teine Kleinigkeit, ein halbes Fabeltier plötzlich fache, und die Vergleichung der Texte ergibt, daß auch die Lebenslebend in einem anderen Lande wiederzufinden. Es ist aber Tatweise die gleiche geblieben ist und fid) auch in der anderen Zone nicht geändert hat.
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Fragt sich nun, warum der Baldrapp aus Deutschland verschwand. Manche glauben an eine Klimaverschlechterung, das ist aber eine vollkommen unbewiesene Hypothese. Wahrscheinlich war die starke Berfolgung der Grund besonders die Küfen werden als wohlschmeckend gerühmt, daß der Schopfibis, ein Zugvogel, schließlich nicht mehr wiederfam. Es gibt auch noch eine Meinung, daß es sich damals zu Gesners Zeiten nur um einen„ Borstoß" gehandelt habe, wie wir in Mitteleuropa schon mehrfach Borstöße des affatischen Steppenhuhnes fennengelernt haben.
Richtig dürfte wohl die zweite Ansicht sein, denn man hat neuerdings einen Bericht über den Waldrapp aus einer noch viel älteren Quelle als Gesner gefunden. Im zehnten Buche der Naturgeschichte des Römers Plinius steht eine Stelle, die ziemlich unverkennbar auf den Waldrapp hindeutet. Die Römer interessierten sich zu Plinius Zeiten recht kräftig für die Schweiz , und die Herren Präfekten mußten fleißig Berichte schreiben, in denen viel Naturgeschichtliches vorkommt. Da bemerkt denn auch der Alpenpräfekt Egnatius Calvinus, er habe Ibisse, die doch eigentlich nach Afrika gehören, in den Alpen gesehen. Es ist interessant, daß hier tein Bergleich stattfindet. Der erfahrene Römer ficht sofort in dem Tier den Ibis, nur über den Ort des Vorkommens schüttelt er verwundert den Kopf ( offenbar gab es ihn in Italien nicht); der gemeine Mann zu Zeiten Gesners redet vom Waldraben, der nur in der Größe ähnlich ist.
3ufriedenheit aufgeklärt, und ist es nur schade, daß die Spiritisten So hat sich auch die Geschichte vom Waldrapp zur allseitigen nicht recht haben, ich würde sonst gar zu gern einmal den Geist Gesners zitieren lassen, um ihn zu fragen, was er sagt zu all den Umwegen, die sein Bogel zurücklegen mußte, um in den Annalen der Zoologie als vollwertiges Tier registriert zu werden. Willy Len.
redete ein Schmied von seiner harten Arbeit. Ein junger Lehrer sprach von seinen Schülern; eine Fürsorgeschwester von den Armen, die sie betreute. Er hörte die Sehnsüchte der Auswanderer und eine neue Welt erschloß sich ihm.
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bebbe es in den
Mit einem Male verftummben die Reden. Portsmouth fam in Sicht. Von den Küstenforts reckten Geschüße ihre Hälse. Kreuzer und Unterseeboote. Militarismus- Krieg Arbeiter herzen. zur Linken aber ein Anblick, der wieder Freude schaffte. Isle of Wight mit seinen grünen Ufern... Als die Sonne fant, rollte weit draußen vor Southampton der Anter ins Wasser.
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Dr. Banten war fein sentimentaler Mensch. Als er aber auf dem Dec des Tenders stand, der die Passagiere, die nach England wollten, aufnahm, fühlte er Wehmut. Wie majestätisch lag die Hamburg " vor ihm. Das letzte Stück deutschen Bodens, dachte er. Immer noch gingen Passagiere über die Gangwen. Ein Matrofe stedte den Kopf durch das Bullauge feiner Rabine. Er lachte zufrieden. Dr. Lanken redete auf ihn ein und war erstaunt, als der junge Seemann auf die Frage, was er in seiner Freizeit treibe, antwortete: Ich size über meinen Büchern... Gegenwärtig lese ich Hamsuns Landstreicher"..
Wirklich...?" äußerte zweifelnd Dr. Lanten.
Der Kopf verfchwand für Gefunden. Dann reckte sich ein nackter, muskulöser Arm durch das Fensterrund. In Hamburg gefauft..." sagte der Matrose und er zeigte das ihm bekannte
Buch.
,, Gefällt Ihnen...?" Dr. Lanfen brach seine Frage jäh ab. ,, Bullauge dicht..." flang in diesem Augenblick die scharfe,
Da glaste die Glocke Mitternacht. Er spürte jetzt, wie die Nässe durch die Kleider schlug. Sie erhoben sich. Noch einen Blick an den Sternenhimmel, noch einmal in den schäumenden Gischt der schneidende Stimme eines Decoffiziers von der Laufbrücke. Klapp Bugwellen geschaut. ,, Gute Nacht
Hand.
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Genosse..." drückte ihm dann Lilli die
Dr. Lanken lächelte. Als er die Treppe hinuntersteigen mollte, gingen zwei Matrofen an ihm vorüber. Fürchterliche Hige in dem brummie ber eine. Er sah, mie sich zwei Arme Raften.. meiteten. Ein Mensch mit einem ölverschmierten Gesicht atmete. Die schwüle Luft in der Kabine ließ ihn lange nicht ein. schlafen. Er dachte an Lilli. ,, Genosse. hatte sie gesagt. Ein Gefühl der Scham stieg in ihm hoch, weil er in ihr einen falschen JotoMamulorto V
Glauben medte
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Am Nachmittag zerteilte die Sonne die Nebelschleier. Spiegel glatt und in tausend Fazetten schillernd dehnte sich das unendlich scheinende Mear. Plöglich eine Bewegung unter den Passagieren. Cin Streifen am Horizont die weißen Streibefellen Don Beachy head. England!, Möven streichen wieder um die Masten Boll. dampf voraus! Stundenlang fährt die Hamburg " im strahlenden Sonnenlicht an der Küste.
Dr. Banten jaß im Kreise der Reifogenoffen. Er fah schön heitstrunkene Profetarieraugen. Er folgte den Gesprächen. Da
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hinter dem Glas saß er das bitter lächelnde Gesicht des
Matrosen.
Auf Dr. Lanken wirkte der unerwartete Befehl mie ein Beitschenhieb. Er glaubte im Geifte einen Rafernenhof zu sehen. Soldaten trochen durch Lehmpfühen und er vernahm den Hall feiner eigenen Stimme.
Jetzt fuhr der eine Dampfer davon. Bon der Hamburg " famen flotte Marfchweisen. Die Kapelle spielte zum Abschied. Kleiner und einer wurde der Schiffsriefe. Wie Sterne leuchteten die Lichter der Bullaugen in die anbrechende Nacht.
Peter und Lilli hatten sich zu Dr. Zanten gesellt... So standen sie und schauten nach Southampton ; nach dem Horizont, an den die untergegangene Sonne rote und gelbe Farben malte. An der Ankerwinde stand Dr. Berndt inmitten junger Arbeiter, die ihn mit Fragen bestürmten... Dr. Lanten aber blidte versonnen vor sich hin. Bullaugen dicht" schrillt es noch in seinen Ohren. Nein. Eine Wärme quoll in ihm auf und überspülte Dämme, die sein Klaffendünkel errichtet hatte. Er mußte plößlich an den Potemkin- Film denken, sah die flammenden, machsenden Bettern Brüber!.. Brüder! Und in diesem Moment glaubte er zum ersten Male diese Rufe zu verstehen.
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