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Rr. 471 45. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

1.

15 Millionen Mart für Wohnungsbauten.

Freitag, 5. Oftober 1928

der Schule war sie so begabt, daß die Lehrerinnen ihn aufsuchten, um ihm Vorschläge für ihre Weiterbildung zu machen. Sie hat leider mein Blut. Ich war auch in früheren Jahren sehr jähzornig. Bei ihr ein fehr religiös erzogen geworden. Mein Ringt es im Laufe der Jahre immer heftiger

habe

Die Magiftratsvorlage angenommen, ohne Deutschnationale und Kommunisten. Der Bater befundet weiter, daß in feiner Familie mehrfach

müsse von den in der Stadt einkommenden Hauszinssteuermitteln noch 50 Millionen Mart in den Ausgleichsftod des Wohlfahrts ministeriums abgeben und zusehen, wie damit der Wohnungsbau in anderen Stäbten und Gemeinden finanziert wird.

In der Berliner Stadtverordnetenversammlung| gerechtere Verteilung des Aufkommens der Hauszinssteuer. Berlin murde gestern die heiß umfämpfte Magistratsvorlage, die aus laufenden Mitteln der Stadt die Hergabe von 15 Mil­lionen Mart zur Förderung des Wohnungsbaues fordert, mit einigen Aenderungen angenommen. Sozialdemp­fraten und Mittelparteien stimmten der Vorlage zu, dagegen glaubten Deutsch nationale und Kommunisten ihre Zustimmung perweigern zu sollen, meil von ihnen be­antragte Aenderungen nicht durchgedrungen waren. Die Annahme der Vorlage zu verhindern, hätte ihnen selbstverständlich nicht ge­lingen können. Bei der entscheidenden Abstimmung über die grund­fäßliche Zustimmung wurde teine Gegenprobe verlangt, so daß nie­mand Gelegenheit fand, offen dagegen zu stimmen. In der vorhergehenden Sigung hatte der Redner der Kommunisten deklamiert, seine Partei werde das Urteil über ihr Verhalten der Berliner Bevölkerung überlassen. Jawohl, die Berliner Be bölferung wird urteilen und ihr Urteil wird für Kom­munisten und Deutschnationale vernichtend sein.

*

-

Der Vorsteher Genosse Haß eröffnete die Sigung mit einem Nachruf für den verstorbenen Altersvorsteher der Versammlung Hermann Bamberg . An Stelle der Stadtverordneten Genossen Seitmann, Maderholz, Adolf Hoffmann , Fechner und Wendt, die Landtags- oder Reichstagsmandate innehaben, treten die Genossen Großmann, Knopf, Thomas, Witt­brodt und Kaspar.

Die Debatte über die Borlage betreffend die Bereitstellung von

15 Millionen Mart zum

Bau von Wohnungen

mird fortgefekt. Stadtverordneter Merten( Dem.) polemisierte gegen Gozialdemokraten und Kommunisten, spielte auf das im vorigen Jahr abgelehnte Projekt der 8000 Wohnungen an und meinte, man fönne nicht Bautosten und Mietenhöhe miteinander verkoppeln. Gleich zeitig die Wohnungen größer bauen und die Mieten senten, ginge nicht an. Der Redner verlangte eine Heranziehung privater Bau­gesellschaften neben den städtischen Betrieben. Mit zunächst 6 Mil­lionen Mark tönnen Bauvorhaben in diesem Jahre begonnen mer­den, so daß die restlichen 9 Millionen erst im nächsten Jahre dom Kämmerer bereitgestellt werden brauchten. Eine Reform der Hauszinssteuerauszahlung sei dringend nötig. Indem er dem sozialdemokratischen Stadtrat Cze minsti das Ber­trauen aussprach, in Bukunft neue Wege für die Förderung des Wohnungsbaues zu finden, trat er für die Vorlage ein. Stadt­perordneter Caspari.( D. Bp.) vertrat den Standpunkt, daß man mit bem Wohnungsbau den Gemeinden eine unerfüllbare Aufgabe zu­gewiesen habe und daß nur die Privatwirtschaft" für den Wohnungsbau in Frage fame. Seine Freunde träten für die Borlage ein, wenn der Magistrat einen Nadytragsetat über die not. wendigen 15 Millionen Mart einbringe. Der Deutschnationale Dr. Steiniger lehnte die Vorlage ab. Er will bas Privatfapital hauen fallen und frot für die Anträge feiner Fraffione Stadtrat Genoffe Czeminsti erörterte die Grundsätze, nach denen Hauszinssteuerhypothefen gegeben werden. Jm laufenden Jahre feien bereits 95 millionen Mart verausgabi, ein Be­meis, baß die Stadt mit der Bezufcuffung nicht zurückhält. Bei allen Bauvorhaben feien private Baufirmen beteiligt. Die in Aussicht gerommenen 2000 Bohnungen stellen fein zusähliches Bauprogramm bar, fie follen zunächst nur eine Lüde ausfüllen.

Im übrigen fei für ein großzügiges Wohnungsbauprogramm von etwa fünf Jahren Baudauer und 350 Millionen Mart Koften fein zufähliches Geld auf dem Julandsgeldmarkt vor­Cunimin handen! 6ittimais

Das müsse auf irgendeine Beise aus dem Auslande beschafft werden. Der Kämmerer Dr. Lauge forderte mit besonderem Nachdruck eine

14]

Der Fall Carrier.

Bon Tristan Bernard . ( Einzig berechtigte Uebersehung von N. Collin.) Einen Augenblic fam mir der Gedanke, daß Marteau nicht existierte, und Larcier sich eine Maske gemacht hatte. Aber ich verwarf dieje romantische Idee sofort: um sich so herzurichten und am hellen, lichten Tage mit angemalten Runzeln umherzulaufen, fehlte meinem Freund die Erfah­rung. Marteau war augenscheinlich ein Handlanger Lar­ciers. Es war ganz gut möglich, daß Larcier schon ins Ausland entkommen war, vielleicht nach England, und Marteau, dem er in Paris begegnet war, beauftragt hatte, bas Geld bei Herrn Moriceau abzuholen und sich dann mit ihm in London wiederzutreffen.

Auf welche Weise hatte Larcier diesen Marteau fennen gelernt? Er hatte mir nie von ihm gesprochen, aber es war natürlich möglich, daß er in Paris Leute fannte, von denen er mir nicht erzählt hatte. Unsere Freundschaft bestand eigentlich erst seit meinem Eintritt ins Regiment. Selbst unter sehr guten Freunden, die sich alles erzählen, fommt es vor, daß fie manche ihrer Bekannten erst erwähnen, wenn der Zufall es herbeiführt.

11.

Der dide Chauffeur, der begeistert war, an unseren Nachforschungen teilzunehmen, fuhr uns nach dem Nord­bahnhof, wo mir einige Gepäckträger ausfragten.

hof

Der erfte, ein fleiner Mann mit einem schwarzen Schnurrbart, den der Chauffeur mit Sicherheit als den jenigen erfannte, der den Handkoffer getragen hatte, er­innerte sich an nichts. Bir brangen mit Fragen in ihn. und chließlich fiel ihm eine wichtige Tatsache ein: an dem Tage, an dem Marteau in den Zug gestiegen war, hatte er über haupt nicht Dienst gehabt und war gar nicht auf dem Bahn­gewesen. Diese Bezeugung, welche die Erflärung des Chauffeurs widerlegte, entmutigte biefen durchaus nicht, benn mit noch größerer Sicherheit wies er auf einen Mann rotem frausem Haar und schläfriger Miene, der mit her­unterhängenden Armen an der Gepädausgabe stand. Der Rottopf fah mich blöde an und beschränkte fich darauf, die Fragen, die ich an ihn richtete, langsam zu wiederholen. In diesem Augenblid näherte sich ein anderer Gepäckträger, der unserer Unterhaltung zuhörte, und den

mit

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Würde uns das gesamte Aufkommen verbleiben, wie es doch wohl richtig wäre, so fönnte die Stadt Berlin damit jährlich 10 000 bis 12 000 Wohnungen mehr als bisher bauen, ohne auch nur einen Pfennig aus städtischen oder privaten Mitteln zugeben zu müssen.( Hört- hört- Rufe im ganzen Hause.) Jordan( völk.) wurden in langwierigen Abstimmungen alle wesent­Nach den Stadtverordneten inscher( Wirtschaftspartei) und lichen Abänderungsanträge der Parteien abgelehnt.

Die Wohnungsbauvorlage wurde dann mit den Stimmen der Sozialdemokraten und der Mitte des Hauses angenommen. Die 15 Millionen Mart für 2000 Wohnungen sind also bewilligt Gleichzeitig wurde einem Antrage zugestimmt, der vom Magistrat die Einreichung einer Borlage über ein Wohnungsbauprogramm für die nächsten fünf Jahre verlangt. Daß zur Ausführung dieses Pro gramms nur das private Bautapital herangezogen werden soll, wurde abgelehnt.

Mit der meist debattelosen Erledigung einer größeren Anzahl Borlagen schloß die öffentliche Sigung

Die Berlage, bie die

Zusammenlegung der Verkehrsbetriebe

und immer angehalten, morgens und abends zu beten. geistige Ertrantungen festzustellen waren. Er habe seinem Kinde verziehen.

Die Sachverständigen erklärten übereinstimmend, daß 51 für die Angeklagte nicht geltend gemacht werden könne. Die Angeklagte fei zwar in mancher Beziehung minderwertig, für ihre Tat jedoch voll verantwortlich. Der Staatsanwalt be­antragt gegen die Angeklagte eine 3uchthausstrafe von 6 Jahren und 3 Jahre Ehrverlust.

-

Hierauf nahm Rechtsanwalt Walter Bahn zur Ver= teidigung der Angeklagten das Wort. Er vertrat in fängeren Ausführungen den Standpunkt, daß nur Körperverlegung mit tödlichem Ausgang in Frage komme und die An­geklagte mildernde Umstände erhalten müsse.

Nach der Rede ihres Verteidigers erhielt die Angeklagte Erna Anthony das legte Wort. Sie führte mit bewegter Stimme, aus: Ich bereue die Tat. Aber ich kann die Reue nicht zeigen. Ich habe die letzten Monate so viel geweint, daß ich keine Tränen mehr babe. Mir brennen die Augen. Ich habe doch nicht gewußt, was ich getan habe, daß die Frau tot war. Ich wollte es nicht glauben. Dann zog sich das Gericht zur Beratung zurüd und fällte das oben wiedergegebene Urteil.

Der Droschfentarif bleibt!

Keine Einigung zwischen Magiftrat und Polizei.

Der Polizeipräsident teilt mit:

Nach eingehender Prüfung des Vorschlags des Magistrats für

zum Gegenstand hat, wurde ohne Debatte einem 25töpfigen Sonder die Neuregelung des Droschtentarifs sieht der Polizeipräsident von ausschuß überwiesen.

der Einführung eines neuen Droschtentarifs zurzeit ab, und es bleibt daher bei dem bisherigen Tarif.

Bestimmend für diesen Entschluß des Polizeipräsidenten war der

Das Urteil gegen Erna Anthony mstand, daß keine Einigung zwiſchen Magistrat und Polizeipräfi­

5 Jahre Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. Nach eineinhalbstündiger Beratung verkündete Landschlag des Magistrats nicht anschließen, da dieser Vorschlag die kurzen gerichtsdirektor Fielih unter lauflofer Stille in dem von Hunderten besetzten Schrourgerichtssaal das Urteil gegen Erna Anthony. Die Angeklagte wird wegen Totschlages an der Reinemachefran Anna Schüler zu fünf Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverluft sowie zur Tragung der Koffen verurteilt. Die Untersuchungshaft wird in voller Höhe an­geredmet.

Am Nachmittag wurde in dem Totschlagsprozeß gegen die Kontoristin Erna Anthony die Beweisaufnahme zu Ende geführt. Als Zeuge wurde der Kaufmann Ehmer vernommen, der Mit­inhaber der Firma Beder u. Ehmer in der Charlottenstraße, bei der die Angeklagte vier Jahre tätig war. Er bekundete, die Angeklagte jei geschäftlich sehr brandybar gewesen und genoß eine Bertrauensstellung, die fie aber, wie fich jetzt herausgestellt hat, mißbraucht bat Daß fie etwas leichtlebig mar, jei ihm befannt gewesen, aber, er habe es ir ihre Brinatfade gehalten, Bon den Beziehungen zu feinem Muteilhaber habe er nichts gewußt, auch nie darüber nachgedacht. Besonders auffällig wat die Angeflagte nicht in ihrer Kleidung. Den Belzmantel hatte sie sich erft gegen Shiller war eine ruhige, befcheidene und freundliche Frau. Schluß angeschafft und einen Borschuß dazu erbeten. Frau Sie konnte feiner Fliege etwas zuleide tun und genoß überall

Sympathie.

dent zu erzielen war. Der Magistrat hat dem Vorschlag des Polizei­präsidenten seine Zustimmung nicht erteilt, da ihm die Grund­gebühr zu billig erscheint. Der Bolizeipräsident fann sich dem Vor­Fahrten zugunsten den längeren verteuert. Erfahrungsgemäß werden aber die turzen Fahrten, die den weitaus größten Teil der Droschtenfahrten ausmachen, in der Hauptsache von der berufstätigen Bevölkerung ausgeführt, während die Droschten zu weiteren Fahrten nur von einem verhältnismäßig fleinen und leistungsfähigeren Teil rufstätigen Kreise kann der Polizeipräsident jedoch unter feinen der Bevölkerung benützt werden. Eine weitere Belastung der be­Umständen billigen. Darüber hinaus fann der Polizeipräsident auch im Interesse des Droschtengewerbes selbst den Vorschlag des Ma­gistrats nicht annehmen, da er auf dem Standpunkt steht, daß durch eine Berbilligung der Grundgebühr die unproduktiven Leerfahrten conehmen werden.

Um den Autoruf.

Der 302, fordert sein Recht!

In einer Besprechung zwischen den Beauftragten des Obere präsidenten, Gewerberat Dr. Roelfe und Assessor Dr. Teichert und dem Vorstand sowie der Betriebsvertretung der Gesellschaft und dem 3entralperband der Angeftellten ließen sich die Bertreter des Oberpräsidenten eingehend über die ganze Autoruf­Angelegenheit informieren.

Eine Stillegung des Betriebes vor Ablauf der Sperrfrist, d. h. 23. Oftober d. 3., wird nicht erfolgen, da man Grund zu der An­Regelung der Autoruffache möglich sein wird. Der Vertreter des 3d. wird bei dem Polizeipräsidenten und dem Minister des Innern dahingehend vorstellig werden, daß die Vertretung des Zentralver­bandes der Angestellten zu den Besprechungen im Ministerium geladen mird. Die Besprechung, deren Termin noch nicht feststeht, soll dies­

Unter großer Spanming wurde der Bater der An­geflagten, der Postassistent Anthony, als. Zeuge aufgerufen.nahme zu haben glaubt, daß bis zu diesem Zeitpunkt eine generelle Die Angeklagte fant beim Erscheinen ihres Baters auf der Anflage bant in sich zufammen und hob während der ganzen Zeit seiner Bernehmung nicht den Kopf. Der alte Bater, ein fympathisch aussehender Mann mit grauem Haar, machte seine Aussage mit bewegter Stimme. Sein Kind sei immer gutherzig gewesen. Auf

der Chauffeur noch nicht bemerkt hatte, und sagte, er er­innere sich sehr genau und beschrieb den überaus schweren, mie es schien, mit Papieren gefüllten Handkoffer, den er selbst um zehn Uhr morgens in den Boulogner Zug getragen hatte.

Obwohl wir diese Auskunft nicht dem Chauffeur ver­dankten, schien dieser sehr stolz darauf zu sein, und ich be­merfte, wie verächtlich er den Rotkopf anblickte, weil dieser fich an nichts erinnerte. Es schien dem Chauffeur nicht ein­zuleuchten, daß, wenn der rothaarige Dienstmann mit der Angelegenheit nichts zu schaffen gehabt hatte, es doch nur zu entschuldigen war, wenn er sich ihrer nicht erinnerte.

Nun ging ich an den Schalter, an dem die Billetts nach London verkauft wurden, um mir diese Mitteilung noch be stätigen zu laffen. Ich fragte die Beamtin, ob sie sich viel­leicht erinnere, an dem von mir genannten Tage ein Billett zweiter Klasse an einen größeren älteren Herrn, den ich ihr beschrieb, verkauft zu haben. Ich fragte sie auch, ob sie beim Bezahlen zwei Fünf- Franten- Stücke bekommen habe, weil ich mich an die Auskunft erinnerte, die ich auf dem fleinen Bahnhof bei Toul erhalten hatte. Ich sagte mir, daß Lar­cier dieses Geld vielleicht Marteau gegeben hätte. Aber die Beamtin erinnerte sich an nichts.

Uebrigens hätten ihre Mitteilungen nur die genaueren Angaben, die ich von dem Dienstmann empfangen hatte, be­fräftigen fönnen.

Während dieser ganzen Untersuchung war Blanche im Magen geblieben. Ich ging zu ihr, um ihr das Ergebnis meiner weiteren Nachforschungen mitzuteilen. Wir be­schlossen, sofort nach London abzureisen. Jedoch war dieses Unternehmen ein bischen schwierig, und besonders darum, weil wir beide sehr schlecht englisch sprachen. Ferner hatten wir doch auch nur zu schwache Anhaltspunkte, um Marteau wiederzufinden.

Ich war aber des Kampfes überdrüssig und hatte den Wunsch, jemand zu unserer Hilfe zu nehmen. Obgleich ich nur ein sehr mäßiges Vertrauen zu der unfehlbaren Ge­schicklichkeit der Detektivs hatte, beschloß ich doch, die Kennt niffe und die Erfahrung eines berufsmäßigen Kriminal­beamten, der englisch sprechen fonnte, in Anspruch zu nehmen.

Ich hatte im Innenministerium einen Schultameraden, der Beziehungen zu dem Sicherheitsdienst hatte. Er fonnte sich die Adreffe einer der verfügbaren Beamten verschaffen, die auch private Unterfuchungen übernahmen. Ich bat ihn ebenfalls um eine Empfehlung für das Kriegsministerium,

denn mein Urlaub mußte verlängert werden... Um für die neuen Ausgaben, die unsere Londoner Reise verursachen würde, sorgen zu fönnen, schrieb ich an meinen Notar nach Chalon- sur- Saône , bei dem ich einige Wertpapiere deponiert hatte, und beauftragte ihn, mir Geld nach London zu senden.

Ich erinnere mich noch des entsetzlich aufgeregten Briefes, den ich einige Tage später erhielt, und dem zweitausend Franken beigefügt waren.

Dieser Notar hat nie begriffen, weshalb ich, ein Unter­offizier, nach London zu reisen beabsichtige. Er wagte feine Bermutungen aufzustellen, aber aus seinem Brief, in welchem er mich ohne eine Begründung anzugeben, inständigst bat, meine Reise nach dem Ausland nicht zu lange auszudehnen, las ich die Furcht heraus, daß ich desertieren könnte.

Blanche und ich waren abends ins Theater gegangen, und ich begleitete fie in ihr Hotel nach der Rue Bivienne. Nachher begab ich mich ins Hotel Savarin und hoffte, dort noch näheres über Marteaus Aufenthalt zu erfahren. Erst am nächsten Tage um zehn Uhr morgens suchte ich meinen Freund im Innenministerium auf.

Er zeigte für meine Angelegenheit so viel Interesse, daß gleich nach dem Mittageffen ein Beamter des Sicherheits­Dienstes sich im Hotel Rue Vivienne bei mir und Blanche melden ließ.

Er hieß Galoin. Wie einen Arzt, den man noch nicht fennt, und den man prüfend ansieht, um festzustellen, ob man Bertrauen zu ihm haben fann oder ihm mißtrauen soll, be­trachtete ich ihn.

Bevor ich ihn sah, hatte ich viel an ihn gedacht und ver sucht, mir eine Borstellung von ihm zu machen. Ich fürchtete, einen fleinen, trodenen und anmaßenden Polizisten kommen zu sehen, der nur nach einer feststehenden Methode arbeitete. Und ich fragte mich, ob das nicht doch die wertvollsten Menschen sind. Bis ins fleinste richten sie sich nach einem System, das sich durch die gesammelten Erfahrungen von Generationen von Polizisten gebildet hat, und dieses System ift darum wertvoller als die intelligente und sogar erfin­dungsreiche Initiative eines einzelnen.

Andererseits ist zu befürchten, daß es manchen dieser Beamten an Intelligenz fehlt um dieses System anzuwenden. Ihre Ausstellung ist noch fein Beweis ihrer Tüchtigkeit, denn ihr Beruf ist so verschrien, daß, um Inspektor im Sicherheits­dienst zu werden, von einem offenen Wettbewerb zwischen allen flugen Leuten aller Gesellschaftsschichten feine Rebe fein fann. Die Auswahl ist deshalb eine sehr beschränkte. ( Fortsetzung folgt.)

ap, podsgary, and