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Sonnabend

6. Oktober 1928

Unterhaltung und Wissen

Lillys Seitensprung.

Bon Boltmar Jro.

Nicht nur bei vornehmen Leuten, auch bei vornehmen Hunden werden die Ehen nur nach reiflicher Ueberlegung geschlossen und die Auswahl des richtigen Hundegatten oder der ebenbürtigen Gemahlin ist oft ebenso schwierig wie vormals die Chevermittlungsarbeit eines fürstlichen Obersthofmeisters.­

Auch die Familie Prozig hatte wochenlang unter den guten Hundefamilien der Stadt gesucht, bis sie endlich den richtigen Heirats fandidaten für ihre reizende, erstklassig prämierte, eben dem Jung­frauenalter entwachsene stichelhaarige Lilln gefunden hatte.

Der Auserwählte hieß Bud, und das Stubenmädchen Else wurde von Frau Proziz distret damit betraut, Lilly zur Hochzeit zu führen. Mit einigen Dugend Ermahnungen, auf das Tier adyt zu geben und es vor Zubringlichkeiten zu füßen, begab sich Else auf den Weg.

Doch nicht nur Lilly, auch Else war verliebt und wählte einen fleinen Umweg, um ihren Bräutigam Gustav zu sprechen, der in einer Garage arbeitete. Man hatte ihn am vorhergehenden Tage mit einem anderen Mädchen gesehen. Else war eifersüchtig und machte ihm wegen seiner Flatterhaftigkeit Borwürfe, meinte audy einige Tränen, die Gustav zu einem Schwur ewiger Treue rührten das Paar versöhnte sich schnell und alles wäre gut gewesen, aber Lilly war plötzlich verschwunden!

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Man suchte sie im Hof und in den Schuppen, rief und pfiff da tam sie harmlos durch den Zaun gefrochen, aber neben ihr, medelnd und mit allen verdächtigen Zei hen zärtlicher Ergebenheit, ein pierschrötiger Röter von bester Promenadenmischung.

Das Unglüd war bereits geschehen!

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Gustav und Esse berieten faltblütig den Fall und taten, was auch sonst in vornehmen Familien vorzukommen pflegt fie be schlossen, den Fehltritt Lillys sofort standesgemäß zu legitimiere! Lilly wurde an die Leine genommen, der ahmungslose Pud murde nach einer halben Stunde vor Zeugen ihr Gatte und Familie Prozig erwartete gespannt das freudige Ereignis.

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Herr Prozig war der erste, der einige Tage nach der Geburt von drei verhältnismäßig fräftigen Jungen nachdenklich den Kopf schüttelte. Bierzehn Tage später wurde auch Frau Progig unsicher und nur die Tochter Annemarie erklärte überlegen, daß die Kenn­zeichen der Rasse doch erst viel später zu sehen feien, polsterte jeben Tag eigenhändig das blauseidene Hundeförbchen mit frischer Holz wolle aus und fand die Nachkommens haft Lillys ganz entzüdend. Man wartete meiter, die feinen Tierchen gediehen prächtig ind zeigten die Merkmale von einem halben Dutzend Rassen, aber Don stichelhaarigen Terriers war feine Spur zu entdecken. Die Reinraffigkeit des unschuldigen Bud wurde jegt in 3weifel gezogen, Else wurde ins Gebet genommen, sie berief sich energisch auf die Beugen der Hochzeit man stand vor einem Rätsel! Da trat eines Tages eine überraschende Wendung in der An­gelegenheit in:

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Ein junger Mann erschien mit einem Roeb und erflärte, er habe durch den Bräutigam des Stubenmädchens von der Sache erfahren und jei gegen eine einmalige Abfindung von fünfzig Mart bereit, die Jungen in Kost und Pflege zu nehmen und sie bei Tier­freunden unterzubringen.

Herr Prozig holte sofort die fünfzig Mart aus der Tasche, Anne­marie warf einen Blick auf die fleinen Ungetüme und war dann ebenfalls einverstanden, denn für die fünfzig Mark murde sie aller Sorgen wegen der zweifellos unehelichen Nachkommenschaft ihrer

Lilly frei.

Als der junge Mann mit seinem Storb abgezogen war, atmete alles erleichtert auf und nur die verwöhnte preisgekrönte arme Lilly trauert, sucht winselnd ihre drei fleinen häßlichen Bastarde in allen Winkeln und ahnt in ihrer Hundeeinfalt nicht, daß sie ihren Seitensprung ganz wie ein junges, unerfahrenes Mädchen aus vor­nehmer Familie büßen muß.

Spitzen und Uhren.

Bon Richard Gerlach  .

Dreißig alte Frauen, wie Großmütter, Nidelbrillen auf den Nasen, figen in drei Reihen an Maschinen, die fast wie Näh­maschinen aussehen. Tastende Hände führen das Nadelwert den Linien der Schablonen nach, bunte Blumen auf weißem Crêpe de Chine.

Ich bin in St. Gallen  , der Hauptstadt der Weltspitzenproduktion. Freilich, in der sauberen, gediegenen Stadt mit den hundert eigen­finnigen Lugfenstern und Erfern ist nicht viel zu merken von In­duftrie, hier ist nur der Sitz der Zentralen, der Bureaus, der Zeichen stuben, der Musterentwerfer, die Fabritation selbst ist weit über die Schweiz   verteilt.

In einem Zimmer fügt ein Künstler auf dem Reißbrett Strich an Strich, unter seinen Händen entstehen die sonderbarsten geome trischen Figuren, er spart nicht mit Silber und Indigo, etwas Paradiesvogelhaftes, etwas Schillerndes, Leuchtendes, Berführe risches tuschelt sich über den Bogen, das Husch- Husch, das an den Ballkleidern der Bariserinnen und Brafilianerinnen verwirren mird, die glänzenden Blüten der Lotosblumen, worin sich taumelnde, Blide so leicht fangen. Hier im fahlen Raum, auf einem nüchter nen Bogen Papier  , nehmen die raffinierten Sächelchen ihren Ur­sprung, ein erfahrener Maler voller Würde und Ernst setzt seine ganze Kraft daran, damit die Damen da draußen in der Welt nur la recht gefallen, und doch denkt gewiß feine von den tausend Schönen an ihn, sie alle finden es selbstverständlich, daß man für Geld eben hübsche Sachen faufen fann.

Die Qualitätsarbeiterinnen aber, die Großmütter mit den Nickelbrillen, bücken sich über die Goldligen und Berlentressen und prüfen die fertigen Stoffe, die aus den Dörfern abgeliefert werden, noch einmal, ihre Gesichter find so sorgenvoll und gütig, als gälte es, ihren eigenen Enkelinnen die Aussteuer zu nähen. Genf   ist zugleich beiter und liebenswürdig, still und verträumt, laut und geschäftig. Mietstafernen, Getöse und Haft im Mittelpunkt, am Ufer des Sees elegante Fremdenhotels und Promenaden, Kon­julate, das Böllerbundsgebäude, das Rhonetal mit gelben Ulfer­wänden, die sich auf dem Wasser wie Bronze und Email spiegeln, ein Billenviertel mit verschlafenen efeuumranften Gärten, Reiher enten an den Brüden, Möwen, die den Schwänen die entfallenen Broden unter den Futtertrögen zu stehlen suchen, das flare Baffer des Sees, auf dessen Grund ein gesunkener Regenschirm fiegt, und dann die Farben der untergehenden Sonne.

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In den Räumen einer berühmten Firma für Präzisionstaschen uhren lehe ich die es gibt auf der Erde nur zwei dieser Art Handwerter arbeiten. Jedes Rädchen wandert von Stube zu Shrbe, und überall wird es ganz persönlich vorgenommen, gefeilt, gelocht, geschliffen, die Uhrmacher haben bas Glas ins Auge geflemmt und

Beilage des Vorwärts

Braunschweiger Bilderbogen.

Eulen, Meerkatzen, Bronzelöwen und Menschenfleischhändler.

rich- Engels- Straße und die Juliusstraße soll nach dem Führer der Braunschweiger   Arbeiter Wilhelm- Brade- Straße benannt werden. Das wurde im Rathaus besprochen und angenommen. Auch das Bitter vor dem alten Schloß soll fallen. Und dann steht man vor jenem Gitter und jenem Schloß. Das Gitter hat noch Jerome bauen lassen, der Bruder Napoleons  . Die Gitterstäbe sind Rutenbündel mit dem Liftorenbeil. Der Schloßplay sieht verwahrloft aus. Bald wird eine Grünanlage seine fahle Fläche lieblich lindern. Auf dem Platz steht noch heute eine Eule und Meerkaze der Bergangenheit: das Denkmal von Karl Wilhelm Ferdinand  , dem Soldatenverkäufer, dem Menschenfleischhändler.

Till Eulenspiegel   soll Braunschweiger   Rind sein, und als der, Marienstraße Lassallestraße, die Herzogin- Elisabeth- Straße Fried Herr Schalt, der den Sinn im Unsinn und den Unsinn im Sinn hörte, als Gehilfe seinen Meister einmal befragte: Was soll ich heute baden?", antwortete der Bäder unwirsch: ,, Eulen und Meer­fazen. Und Till but Eulen und Meerfaßen und verkaufte sie dam, als der Meister wütete, mit gutem Gewinn an die Schulkinder. Eulen und Meerfagen tann man heute, nach 600 Jahren, noch bei einem Braunschweiger Bädermeister faufen. Sein verwinfelter Laden liegt dem Eulenspiegeldenkmal gegenüber. Die Eule, die Meerfage, das waren die dummen Worte eines selbstzufriedenen Mannes um 1330 herum, die Till aus der Niederung der Backstube in die heitere Höhe eines guten Bizes erhob. Jeder gute Biz ist einmalig, die Eulen und Meerfagen von 1928 sind reichlich fad. Vielleicht hat Eulenspiegel gar nicht gelebt, vielleicht ist auch sein Grab in Mölln   im Lauenburger Lande falsch, wie die vielen Röcke der Apostel auch falsch sind und dennoch verehrt werden. Vielleicht ist Eulenspiegel   weiter nichts, also alles, als die unsterbliche Seele des gemeinen Bolles, das sich gegen jede Dummheit, Bedrüdung und Berächtlichkeit lachend und wissend wehrt.

Der Reisende kommt aus Hannover  , und vor dem sehr zer­rissenen kleinen Freistaat Braunschweig mit den rund 500 000 Ein wohnern steht die Rauchwand der Industrie von Peine  . Dort liegen große Hüttenwerke, die ihr Erz aus dem Brandungsgeröll des ehemaligen Meergrundes graben. Dann wandert er durch die alte Hansastadt Braunschweig  . In ihrem Kern häufen sich die architet­tonischen Bunder einer tausendjährigen Vergangenheit. Weite Bläge, malerische Straßen und Fronten, barode Bortale, gotische Kirchen, wehrhafte Klöster, alte Gildenhäuser, umwollendete Türme entzüden und beglüden. Der Dom reißt zur Bewunderung hin, die vielen Brummen erheitern das Herz und der berühmte Bronze löwe von 1166 vor der Burg ist schön wie der geflügelte Löwe in Benedig. Die verfitschten Bauten der Kaiserzeit in fataler Neugotit machen melancholisch, bis endlich die Vernunft tommmt und die roma­

nischen, gotischen und baroden Türme, Brunnen, Häuser, Fassaden und Portale in die vergangenen Jahrhunderte eingliedert, in ihre Zeit und Bindung. Braunschweig   war Handelsstadt und Knoten punkt auf der berühmten Straße nach Bübed und Hamburg  . Erst die neue Zeit reißt Braunschweig   wieder aus der grauen Geschichte in die helle Gegenwart.

Industrie umarmt das Mittelalter. Maschinenbau  , optische Berte, Autofabrikation, Mühlenbau, Ronfervenfabriken, das ist das neue Baunschweig, und dazu gehört auch Das Haus der geistigen Arbeit", das im Gewirr verwintelter alter Gaffen steht, eine wunderschöne Bibliothek ist, ein Beispiel neuer und schöner Bauart von heute. Neue Siedlungen bauen sich jenseits der umgrünten Wälle auf. Der Harz ist in einer Bahnstunde zu erreichen. Aber der Fremde bleibt in der Stadt und hört im Rathaus die neuen Anträge der Arbeiter. Braunschweig   Stabt hat wie Braunschweig  Land sozialistische Verwaltung. Auch hier sperrte das Dreitlassen wahlrecht jeden Fortschritt. Bor dem Kriege hatte zum Beispiel auch Wilhelm Raabe  , der große Braunschweiger   Dichter, nur das Wahl­recht der dritten Klasse, ein bekannter Bordellwirt dagegen war in die erste Klasse eingestuft.

Nun beginnt man langsam, die alten Fassaden der Vergangen heit abzuputzen. Auch bei den Straßennamen beginnt die Säube rung. Der Friedrich- Wilhelm- Platz foll Friedrich- Ebert- Blah heißen, die Hufarenstraße Bebelstraße, die Rosenstraße Liebknechtstraße, die

bliden nach unten, ihre Stirnen sind von Furchen durchgraben, buschig die Brauen, unter den Augen haben sie tiefe Säde. So werden die Mienen von Menschen, die immer die legie Genauigkeit anstreben und probieren müssen.

Unsere Uhren gehen auf die Setunde genau, alles ift Hand arbeit," sagt der junge Mann, der mir die Fabrit zeigt. Ich bin Uhrmacher, mein Bater war Uhrmacher   und mein Sohn wird Uhr­macher sein.

Ihre Tische stehen alle längs den Fenstern, die Fabrit tönnte ebensogut ein physikalisches Universitätsinstitut sein, die Männer mit den Charaktertöpfen und den weißen Kitteln, ähneln den Bro fefforen der eratten Wissenschaft erstaunlich, ich mürde mich nicht wundern, wenn sie nebenbei das Perpetuum mobile tonstruierten oder an einer Theorie der Atom- 3ersprengung experimentierten. Hier also entstehen die vortrefflichen Chronometer, die unter allen Umständen funttionieren, die Instrumente der unaufhaltbaren Beit.

Ich suche das Haus, wo Rousseau   als Sohn eines Uhrmachers und Trauriges lastet in der Straße. Streng und trüb sind die Tore, dumpf wie Keller die Wohnungen, wer hier aufwuchs, der mußte wohl einen unbändigen Drang nach der befreienden Natur haben, nach Glanz und Ruhm und allem, was er zu Hause nicht hatte. Ich laufe aus der Altstadt wieder zum See hinab, die Sonne umlodert mit Feuerzungen den grünen Horizont, die Alpen   brennen fichterloh!...

geboren wurde. Ein neueres steht an deſſen Stelle. Etwas Düſteres

Das Bücherbord als Mäzen".

Eine Wilhelm- Busch  - Anekdote.

Sie hatten eigentlich feinerlei Beziehungen zueinander, die beiden Maler Wilhelm Busch   und Karl Haider  , obgleich Wilhelm Busch   in seinen fünstlerischen Lehrjahren mit wahrer Begeisterung Münchener   Luft und Münchener Bier getrunken und Karl Haider  in der Münchener Vorstadt Neuhausen geboren war und obgleich Wilhelm Busch   von den Münchener Fliegenden Blättern" aus feinen Siegeszug durch die Welt antrat und Karl Haider   in München  seine Freunde und seine ersten bescheidenen Erfolge fand. Aber irgendeine geheimnisvolle Verwandtschaft muß zwischen den beiden trefflichen Künstlern doch bestanden haben, zwischen dem großen Sumoristen aus dem Hannoverschen und dem Maler der bayerischen Berge und Menschen. Denn beide waren Einsiedlernaturen und fühlten sich nie wohler, als wenn fie in ihrer selbstgewählten Ein­famkeit den Menschen so fern wie möglich waren. Und beide fonnten nicht leben ohne Bücher. Wilhelm Busch   faß in seinem Bauernhaus zu Wiedensahl  , zeichnete und dichtete seine föftlichen Schnurren in tiefstem Behagen. Dazwischen aber las er in seinem Schopenhauer oder in einem Werte Darwins. Und wollte er sich einmal einen besonders reichen Tag schaffen, dann griff er nach einem Band feines über alles geliebten Shakespeare und verlor sich in deffen unermeßliche Tiefen und Beiten.

In dem einen Häuschen aber, das Freundesliebe in Schlier  fee für Karl Halder erbaut hatte, ftand unweit der Staffelei ein

In den amerikanischen   Befreiungstriegen wandte sich John Bull  an verschiedene Staaten, um Kanonenfutter billig zu faufen. Die Staaten lehnten ab. Braunschweig   lehnte nicht ab. Sein Herzog war ein Narr und Verschwender. Lessing   diente unier ihm als Bibliothekar in Wolfenbüttel   und betam 600 Taler, dann 800 Taler Jahresgehalt. Ein italienischer Kuppler, Hodystapler und Abenteurer, der Theaterdirettor Nicolini, dagegen befam 30 000 Taler im Jahr. Aus dem Schandvertrag mit England sei nur ein Abjaz notiert. Da heißt es: England verpflichtet sich, dem Herzog von Braunschweig  eine jährliche Subside auf 64 500 deutsche Taler zu zahlen. Bon der Zeit an, wo die Truppen aufhören, den Sold zu beziehen, foll die Unterstügung verdoppelt werden, also aus 129 000 Talern be­stehen und soll zwei Jahre nach der Rückkehr der Truppen nach Deutschland   fortdauern.

Die Braunschweiger Herzöge verlauften an England 5327 Sol­daten. Davon verbluteten 3015 Mann auf den amerikanischen  Schlachtfeldern. Für jeden Mann bekamen die Herzöge 30 Taler als Werbeprämie, für jeden Toten wurden 40 Taler gezahlt und je drei Berwundete waren gleichfalls vierzig Taler wert. Die Herzöge liebten ihre Landeskinder. Besonders die Toten und Verwundeten. Nach einer genauen Berechnung verdienten sie an dem Menschen­fleischhandel rund 15 000 000 m. Ja, ihre Schande wiegelte mit Europa   auf. Die Dichter, Philosophen und Volksredner ergriffen das Wort zur Klage und Anklage. Der alte Frig erflärte zynisch, daß er von den verschacherten Truppen, die fein Gebiet berührten, einfach Biehzölle werde erheben lassen. Schiller   peitschte in ,, Kabale und Liebe  " die Habsucht, Berschwendung und Grausamkeit der fürstlichen Menschenverfäufer bis aufs Blut. Aber jener Kart Wilhelm Ferdinand   überlebte den alten Friß, er überlebte Lessing  und Schiller  , er brachte es weit. Er brachte es 1806 bis zum preu­Bilchen Oberbefehlshaber auf dem Schlachtfeld von Jena  , wo Preußen zertrümmert wurde. Mit einer französischen   Hure zog jener Herr Belf in den Krieg gegen die Franzosen.

Es mußten noch mehr als 100 Jahre vergehen, bis die Braun­schweiger Arbeiter und Soldaten die Welfenherzöge verjagten. Viel Blut mußte noch fließen, ehe die Freiheit und Befreiung tam. Die Braunschweiger Proleten haben immer mit vorn gefämpft. Gie find mit der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung unlösbar ver fnüpft. Im September 1865 wurde hier die erste Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen   Arbeiter- Bereins gegründet. Fünfzig Mann traten bei. Aus den fünfzig Mann von 1865 wurde die Mehrzahl aller Wähler im Freistaat! Bis 1918 hatten die Arbeiter teinen Bertreter im Landtag und heute herrscht eine sozialistische Regierung und will etwas anderes baden als Eulen und Meerfaßen: nämlich Brot genug für alle, die da arbeiten. Max Barthel  .

Klavier; und hatte der Maler sich müde geschafft, dann sette er fich vor das Instrument und spielte Haydn   und Mozart  , Beethoven  und Bach. Oder aber er trat vor seinem Bücherschrank und holte sich aus deffen Schäßen einen Band Sophokles   oder Homer  , Shakespeare   oder Goethe, Gottfried Keller   oder Jeremias Gotthelf  , je wie es ihm um's Herz mar.

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Da tam einmal ein junger Kunsthistoriker auf den Gedanken, eine Monographie über das Thema Modernes Mäzenatentum zu schreiben. In zahlreichen Briefen fragte er höflich und schüchtern bei befannten Rünstlern an, welchem Menschen sie wol am meisten Dant verpflichtet seien. Er befam nicht sehr viel Antworten, aber aus Schliersee erhielt er einen Brief und aus Wiedensahl   eine Bosttarte. Karl Haider   hatte seine Freunde gepriesen, und dann bie Anregungen der großen Mufifer und starten Dichter, Wilhelm Busch   aber hatte nur den einen Satz geschrieben: Meine Mäzene Bo. stehen auf meinem Bücherbord."

Keimfähigkeit und Verdauungskanal.

Unter dieser Ueberschrift wurde vor furzem an dieser Stelle erörtert, daß die Keimfähigkeit gewiffer Samen von Pflanzen durch das Baffieren des Verdauungsfanales von Tieren oder Menschen erhöht würde. Wir brauchen zum Beweise dieser Tatsache aber nicht erst nach den Hauptgewürzgebieten von Niederländisch­Indien zu gehen, sondern wir haben in allernächster Nähe Bei spiele, daß die Keimfähigkeit durch genannten Umstand nicht nur erhöht, sondern man fann beinahe behaupten, überhaupt erst er= möglicht wird. In der Champignonzüchterei ist es durchaus be­fannt, daß die in den unter dem Hut sigenden Lamellen gebildeten Sporen ohne gewisse Kunstgriffe verloren gehen, d. h. auf gewöhn lichem, bei anderen Pilzsporen gebräuchlichem Wege nicht leicht zum Keimen zu bringen sind, daß dies aber ganz glatt und mühe­los gelingt, wenn sie den Darmkanal eines Pferdes passiert haben. Die Sporen gut ausgebildeter Pilze werden zu diesem Zwed auf einem darunter gelegten Bapier gesammelt, und, nachdem sie ge­trocknet sind, einem gefunden, jungen, fräftigen Pferd in fleinen Portionen nach und nach verschiedene Tage hintereinander, auf das Futter in der Krippe gestreut. Bebingung ist jedoch, daß das Tier nur mit Hafer, gesundem Heu und sporenfreien Roggenstroh­hädsel gefüttert wird. Mit den festen Erkrementen verlassen die im Darmkanal unverdaut gebliebenen Pilzsporen den Pferdeförper und durchspinnen die Pferdeäpfel, wenn diese an einem geeigneten Ort aufbewahrt werden, bald mit feinen Bilzfäden. Das ist die soge= nannte Jungfernbrut, mit welcher bei der Champignonzüchterei die besten Erfolge erzielt werden.

Eine Heilpflanze für Lepra? Im Londoner Botanischen Garten von Kem werden gegenwärtig Züchtungsversuche an einer Bilanze angestellt, aus der man ein Del gewinnt, das zu Heilzweden für Lepratrante verwendet werden fann. Es handelt sich um einen Strauch, der vom Malaischen Archipel eingeführt worden ist und der in London   zu einer starteren Delhergabe entwidelt werben soll Das Del führt bei ben Eingeborenen den Namen Shaulmoogra.