Einzelbild herunterladen
 
  

10

Abendausgabe

Rr. 474

B 235

45. Jahrgang

Böchentlich 851. monatlich 3,60 TR. im voraus zahlbar, Boftbezug 4,32 m. einschl. Bestellgeld, Auslandsabonne ment 6,- pro Monat.

*

Der Borwärts" erscheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, bie Abenbausgaben für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend", Jlluftrierte Beilagen Bolt und Zeit und Rinderfreund". Ferner Unterhaltung und Biffen", Frauen. timme. Technif",

Blid in die

Bücherwelt und Jugend- Borwärts"

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Sonnabend 6. Oftober 1928

10 Pfennig

Die etnipalttge Monpareillezetle 80 Pfennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart. Kleine Anzeigen" das fettge brudte Wort 25 Pfennig( zulässig zmet fettgebrudte Worte), jedes weitere Wort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Wort 15 Pfennig, jedes weitere Wort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwet Worte. Arbeitsmarkt Seile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen annahme im Hauptgeschäft Linden traße 3, wochentägl. von 8%, bis 17 Uhr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Fernsprecher: Dönhoff 292-297 Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin  

Redaktion und Verlag: Berlin   SW 68, Lindenstraße 3

en

Vorwärts: Verlag G. m. b. H.

Tibe

we

a

Su

er.

Tu

Offe

uf

nigh

100

pot.)

f

710

cite

ff

it.)

Hu

ege

eif

9

er.

seg

nb

nt

to

mi

be

fin

r

Hech

Gd

Vibo

rple

Sa

cif

ota

lin

ude

Be

Boftichedkonto: Berlin   37 536

-

Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten Wallstr. 65. Diskonto- Gesellschaft. Depofitentafle Lindenstz 8

Was Reichswehrakten erzählen

Das Waffenbündnis Sowjetrußland- Reichswehr.

Der Abg. ünstler, der seinerzeit die Lieferung von Sowjetgranaten an die Reichswehr   enthüllte, ist heute in der Lage, an Hand von Reichswehratten den letzten Schleier von den militärischen Geheimabmachungen zwischen Reichswehr   und Sowjetrußland zu ziehen,

Die Zusammenarbeit zwischen Somjetrußland und deutscher Reichswehr   fann durch Dokumente zweifelsfrei belegt merden. Diese Zusammenarbeit begann damit, daß Reichswehr­inftanzen der Firma Junkers nahelegten, eine Flugzeug- und Motorenfabrik in Rußland   zu errichten; es folgte dann der Aufbau wichtiger Zweige der Rüstungsindustrie in Rußland  , u. a. murde darauf eine Giftgasfabrit in Trozt im Gouverne ment Samara errichtet und die Reichswehr   mit ungeheuren Mengen, Munition beliefert, die in Sowjetrußland hergestellt wurden. Der Geheimvertrag Sowjetrußland- Reichswehr.

Schon im Herbst 1921 münschte das Reichswehrministerium aus militärischen Gründen die sofortige Schaffung einer Luftfahrtflotte. Nach Erledigung der Borverhandlungen tam es im Frühjahr 1922 zu einem Geheimertrag mit der Firma Junters. Dieser Bertrag bat folgenden Wortlaut:

Berlin  , den 15. März 1922. Zwischen der Sondergruppe und der Firma R wird folgender Vertrag geschlossen:

§ 1.

Die Firma N. N. verpflichtet sich, sofort nach Bertragsabschluß mit der R. R. die Fabritation von Riften in R. in einem dem zur Verfügung stehenden Kapital entsprechenden Um­fange aufzunehmen. Sie wird dem r. Unternehmen unter im einzelnen noch festzulegenden Bedingungen ihre gesamten Erfahrungen zur Verfügung stellen und die besonderen Bünsche der Sondergruppe bei Ausgestaltung der Fabrikation, bei Berbesserung und Bervollständigung der Forschungen, Lieferung von Flugzeugen berücksichtigen.

§ 2.

Die Firma N. N. verpflichtet sich, in ihren Leipziger   Be­trieben in weiterem Umfange jezt schon die begonnenen Borberei­tungen für die Aufnahme der t. Fabrikation fortzusehen und ihre übrigen Aufgaben dem gegenüber zurüdzustellen.

§ 3.

Die Sonbergruppe bezahlt in den nächsten Tagen an die Firma N. N. den Betrag von vierzig Millionen Papiermark zur freien Verfügung der Firma N. N., unter Berzicht auf jeden Anspruch auf Rüderstattung. Die Firma N. N. wird diese Summe zur Abdeckung der ihr aus diesem r. Unternehmen erwachsenden Berluste und Kosten benußen. §.4.

Die Sondergruppe hält ab 1. April 1922 die Summe von hundert Millionen Bapiermark, die ausschließlich als Betriebs fapital des r. Unternehmens dienen follen, zur Verfügung.

Aus dieser Summe fönnen nach jeweiliger Vereinbarung zwischen dem Generaldirektor und einem von der Sondergruppe zu bestimmenden Herrn jederzeit Beträge abgerufen werden. Eine Rückerstattungspflicht besteht nicht, jedoch soll über diefe Beträge der Sondergruppe gegenüber Rechnungslegung erfolgen. § 5.

Nach Abschluß des Vertrages mit der R. R. ist zwischen der Sondergruppe und der Firma N. N. ein neuer Vertrag zu fchließen, in dem die Verpflichtungen der Firma N. N. nach§ 1 des vorliegenden Bertrages näher festgestellt werden.

gez. Neumann. Für die Firma N. N. gez. Sigsfeldt. Dieser Bertrag ist das erste schriftliche Dokument über die Zu fammenarbeit zwischen Sowjetrußland und der deutschen Reichs mehr. Was er bedeutet, geht aus dem Schriftsaz hervor, den der Geheime Regierungsrat, Ordentlicher Profeffor der Rechte Dr. jur. Otto Schreiber   in Königsberg   als Anwalt der Firma Junkers in der Streitfache gegen das Reichswehrministerium megen Schadenersag eingereicht hat; hier ist der

Schlüffel des Bertrages

Dom 15. März 1922 mitgeteilt. Er lautet: Sondergruppe ist Reichswehrminifterium, Firma N. N. ist Professor Junkers,

R. R. ist russische   Regierung,

Kisten heißt Flugzeuge,

Generaldirektor ist Prof. Junters,

Sigsfeldt ist Sachsenberg  .

Neumann ist Maj. Niedermayer, Leipzig   ist Dessau  ."

( Fortlegung auf der 2. Seite.)

of

Die ,, Ila  " vor der Eröffnung.

בא

Das Riesenflugboot ,, Rohrbach- Romar" in der Ausstellungshalle.

Um Leben und Tod.

Ein Bergführer über die ungenauigkeiten Treibers.

Man sieht am Schluß der Beweisaufnahme; das Rätsel| der Inflationsgeschäfte herrührten, fraßen damals am Geschäft; uns vom Goldzechhorn ist aber ebenso ungelöst wie am ersten Tag der Berhandlung. Nicht minder ein Rätsel ist der Angeklagte. Die stundenlangen Erörterungen über Lebensversicherung und Bermögensverhältniffe haben seine Persönlichkeit der Ent­räffelung feinen Schrift näher gerüdt.

Ist Treiber ein Mord zuzutrauen? Was war das für ein Menschenleben? Ist er gefühlskalt und berechnend, brutal und ein Heuchler? Bis zum Augenblic fennt man sich in diesem Menschen nicht aus. Allein aus der Kenntnis feiner Bersönlichkeit wäre die Möglichkeit, daß er die Tat ausgeübt hat, zu entscheiden. Bei den stundenlangen Erörterungen über die Bermögensverhält nisse vergaß man fast, worum es geht. Der Ernst der Situation wurde erst ins Bewußtsein mit aller Schärfe zurückgerufen, als der Borsitzende einen Heiterfeitsausbruch des Publikums mit den Worten rügte: Es handelt sich hier um Leben und Tod, ich bitte, die Würde des Gerichts zu wahren." Stand fürzlich auf dem Tisch vor dem Gericht

die Wachsbüfte der Frau Treiber,

fo liegen heute auf ihm Geschäftsbücher, und an Hand dieser Bücher werden Zahlen, Zahlen und immer wieder Zahlen genannt. Und so geht es den ganzen Tag mit ermüdender Monotonie, nur furz unterbrochen von dramatischen Momenten und kurzen zu sammenstößen zwischen Verteidigung und Zeugen. Es schält sich auch eine Reihe wichtiger Tatsachen heraus. Der frühere Prokurist der Firma Hoffmann u. Treiber, Saby, stellt fest, daß die Gold­bilanz im Jahre 1924 günstig war, daß der Abschluß im Jahre 1925 eine Unterbilang in Höhe von 11 000 2. ergab und im Jahre 1926 eine solche von 30 000 m. Die Steuern, die noch aus der Zeit

Ein Flugzeugunglück verhütet. Nächtlicher Kampf mit der Polizei.

Berichte 2. und 4. Seite

eintreibbare Auslandsschulden, entstanden durch Abzahlungsgeschäfte, mußten abgestrichen werden- daher die Unterbilanzen, sagt der Beuge.

,, Was war der Angeklagte für ein Mensch?" fragt der Anwalt. In meinem langen faufmännischen Leben," sagt der Zeuge, habe ich feinen Menschen. getroffen, der eine beffere Beurteilung verdiente, geschäftlich wie privat. Alle Angestellten haben in ihm einen vorbildlichen Führer gesehen forrekt und sparsam, wie er war." Kann auch solch ein Mensch nicht doch um einer Versiche rungssumme willen seine Frau in den Abgrund stoßen, in der Hoffnung auf Vereinigung mit der Geliebten im Hintergrunde? Treibers Kompagnon Hoffmann. Er schäßte im Angeklagten die Arbeitskraft. Selbst fümmert er sich wenig ums Geschäft. So famen sie auch schließlich auseinander.

-

-

Berfeindet mit dem Angeklagten ist auch der ihm früher be. freundete Kaufmann Lissenhof. Seine Bernehmung spiẞt fich zu dramatischen Dialogen zwischen Verteidiger und Zeugen zu, als geklagt und dabei erklärt habe daß er im nächsten Jahre einen Zu­dieser erzählt, daß Treiber ihm eines Tages über seine Geldsorgen fluß von 80 000 Franken erwarte, die feiner Frau gehörten und in der Schweiz   fest angelegt seien. Als er dann von Hoffmann erfahren habe, daß Treiber unter Mordverdacht stünde, habe er sich gejagt:

alt, 80 000 Franken könnten doch mit diesem Mord in Berbindung stehen. Hiermit ist ein neues Indiz gegeben, um das der Kampf der Parteien tobt. Zwei weitere 3eugen, die Kaufleute Genstow und Theodoresfu, schildern den Zeugen Lissenhof als einen geschmäßigen Menschen, deffen Worte nicht auf die Goldmage zu legen seien. Einen um so besseren Eindruck hatten sie aber von dem Angeklagten.

Endlich folgen 3eugen, die etwas über den Angeklagten und feine Beziehungen zur Frau sagen fönnen. Zu allererst der Bruder der Verstorbenen: der Vater hat Selbstmord begangen; seine Ber mögensverhältnisse waren vollkommen zerrüttet; die Ehe der Schwester hat er für eine glüdliche gehalten. Auffällig habe es ihm geschienen, daß er vom Schwager teine Nachricht vom