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Nr. 491 45. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts. Oftober 1925

Panzerfreuzer im Rathaus.

Der Kommunistenprotest ein Golovortrag.

Run haben in der Berliner   Stadtverordneten Bersammlung die Kommunist en endlich ihre Panzer freuzerbeflamation vorbringen können, just an dem Tage, to die Eintragungen zu dem von ihrer Partei inszenierten Volks­begehren abgeschloffen und ihre Blamage besiegelt wurde. Ihr Redner Schwent sprach lau und müde, wie einer, der weiß. daß er auf verlorenem Posten steht. Der Protestantrag war ausgestattet mit Butaten, die den Banzerfreuzer als eine, tommu­nale" Angelegenheit erscheinen lassen sollten. Und auch den Zweck haiten diese Zutaten, bei Ablehnung des mur auf Agitation berech­neten Antrages den Kommunisten neuen Agitationsstoff zu liefern. Das wissen ja auch sie, daß die Stadt Berlin  , wenn der Banzerfreuzer vom Reich nicht gebaut wird, nicht einen Pfennig mehr zur Erfüllung sozialer Aufgaben erhält. Nach der begrün­denden Rede Schwenks beantragten die Demokraten Uebergang zur Tagesordnung. Sofort meldeten sich die Deutsch  Rationalen   mit der Erklärung, daß sie diesem Antrag die Unterstütung versagten. Sie wollten glauben machen, daß die Sozialdemokraten die weitere Debatte für ch= teten. Unter Anrempelungen unserer Fraktion erklärten die Deutschnationalen, daß sie nicht helfen wollten, ihr die Debatte zu ersparen. Dieses tägliche Zeugnis deutschnationaler Unreife in politischen Dingen ließen sie ausgerechnet durch ihren Stadtverordneten 2üdide verlesen, der längst fein Jüngling mehr ift.

Die Stadtverordneten hatten gestern eine außerordent liche Sizung, um mit angehäuftem Arbeitsstoff aufzuräumen. Die Sizung wurde mur mit Erledigung von Anträgen verwendet, die zum Teil schon vor längerer Zeit eingereicht waren. Zu Beginn der Sigung wurde zum Mitglied der einheitlichen Bezirksschuldeputation für Berlin I bis VI an Stelle des Genossen Streuziger, der wegen seiner Wahl zum Ma­gistratsschulrat aus der Deputation ausgeschieden ist, Genosse Kermes( Prenzlauer Berg  ) gewählt.

Ein Antrag der Kommunisten forderte vom Magistrat, darauf hinzuwirken, daß die Erhöhung der Eisenbahntarife unterbleibt. Sie ist inzwischen erfolgt, darum änderten die Kom­munisten jetzt ihr Verlangen dahin, der Magistrat solle erwirken, dah die Erhöhung zurüdgenommen wird. Wie er das erreichen soll, jagte der kommunistische Redner nicht. Die Abstimmung wurde auf die Donnerstagssigung verschoben.( Alle Abstimunungen werden Donnerstag vorgenommen.)

ordnung erhoben die Redner der Linten des Hauses Broteft gegen gemisse Bestimmungen der Ordnung. Genosse Arndt meinte, die Leute, die die Marktordnung gemacht haben, feien 30 Jahre zu spät auf die Welt gekommen. Die Sozialdemokraten find gegen eine Be­schränkung der Auswahl der Handelsarfifel; mindestens sei es nicht Augenmert solle sich vielmehr den hygienischen Zuständen und der Aufgabe der Behörden, solche Beschränkungen vorzunehmen. Shr Ordnung auf öffentlichen Märffen und in Markthallen zuwenden. leber einen Antrag megen des

Panzerfreuzerbaues,

eingebracht und begründet von den Kommunisten, wurde von den Demotraten Uebergang zur Tagesordnung beantragt. Die Deutsch nationalen traten den kommunisten in einer langen Erklärung bei, sie wollten sich der Abstim mung enthalten! Schließlich beantragten die Kommunisten noch namentliche Abstimmung, so daß alles auf Donnerstag vertagt wurde.

Rückflug des Zeppelin.

Anfunft in Berlin   Ende Oftober erwartet.

Die Nachricht von der glücklichen Beendigung der Ameritafahrt des Graf Zeppella" hat natürlich auch in jeiner Heimat, in Friedrichshafen  , rege Anteilnahme erwedt, obwohl man gerade hier, wo die ganze Stadt mit dem Luftschiffbau Zeppelin   auf das engste verbunden ist, am allerwenigsten an der glaffen Durchführung des Fluges gezweifelt hat.

Bon dem Augenblick an, da das Eintreffen des Luftschiffes über Washington bekannt wurde, häuften sich die Glückwunsch telegramme im Luftschiffbau, die besonders dem Konstrukteur des Graf Zeppelin  ", Direfior Dr. Dürr, galten. Wie Dr. Dürr auf Anfragen mitteilt, liegt ihm bisher noch teine direkte Mitteilung Dr. Edeners über den Berlauf der Fahrt vor, was aus der Tatsache zu erklären ist, daß die Anfunft in Batehurst erst in den Abendstunden erfolgte, und die Schiffsleitung nach den ungeheuren Aufregungen und Strapazen der letzten Fahrt tage wohl zunächst der Ruhe pflegte. Ein offizieller Bericht wird in Friedrichshafen   besonders deshalb mit Spannung erwartet, meil man sich bei der Werftleitung über den Berlauf des letzten Teiles der Fahrt, insbesondere über das Kreuzen in der Nähe der Ber­mubasinseln auf Grund der bisherigen Meldungen nicht im flaren ist. Auf jeden Fall, so erklärte Dr. Dürr, sei die Werft über die Art und Weise, wie der Graf Zeppelin   feine Sturmprobe unter wierigsten Bedingungen bestanden habe, reftins zufriedengestellt. Die Erwartungen, bie man gerade an dieses, für den Beltluft verfehr bestimmte Luftschiff gefnüpft habe, hatten fich vollfommen erfüllt. Bor allem habe man für fünftige Deanflüge sehr wertvolle Erfahrungen gefammeft, auf denen man weiter aufbauen fömte. Die Beschädigung der Be. Im weiteren Berlauf der Gigung wurden noch eine ganze Reihe spannung an der linten Stabilisierungsfläche sei ein 3wischen fommunistischer Anträge beraten. Darunder befanden sich Anträge, fall gewesen, der die Sicherheit des Luftschiffes selbst in teiner die die Lieferung der Brennmaterialien an die Beise beeinträchtigt, sondern nur eine Fahriverlangsamung zur Untertügungsempfänger frei ins Haus verlangten, Folge gehabt hätte. Die Reparatur werde in Amerifa schnell von­ferner die Aufhebung der Rückzahlungsverpflichtung statten gehen, da dort alle Hilfsmittel zur Verfügung ständen. Es Don Wohlfahrtsuntertügungen forderte. Der fest genannte Antrag wurde auf Anregung der Genossin Todenhagen handele sich nur darum, die Gitterkonstruktion der Floffe, die im einem Ausschuß überwiesen. übrigen durchaus unversehrt sei, neu zu bespannen, eine Arbeit In der Diskussion über die vom Bezirksausschuß erlaffene Martt- weniger Stunden.

Rach einem anderen Antrag der Kommmisten soll der Magistrat bei der Reichsregierung die Aufhebung des jest geften den Arbeitslosenversicherungsgeleges und die Einführung einer allgemeinen Arbeitsinjen fürsorge ermirten Stadtverardneter Roth( KRD.) begründete ihn. Er forderte von der Stadtverwaltung, gegen ein Gesez Sturm au laufen, das den Intereffen der Erwerbslojen in feiner Weise enisprache. Das in Kraft befindliche Schandgesek müsse fort und ein Gelek gefchaffen werden, das die Kommunen durchzuführen hätten. Die nötigen Mittel müßten auf die leistungsfähigen Schul tern abgemälzt werden! Eine Debatte fand nicht statt.

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Soldat Suhren.

Roman von Georg von der Bring.

Copyright 1927 by J. M. Spaeth Verlag, Berlin  . Klaßen bemerkt es nicht, er ist kein gemiegter Pädagoge, er stellt teine Frage, fordert teine Antwort. Unermüdlich fängt er mieber von vorn an, und seine Worte fingen uns eine liebliche Schlummermusit. Wir sind überanstrengt, haben bereits unendlich viel Brot mit Kunsthonig vertilgt und möchten den Nachtschlaf fortsetzen. Pfeiffer nidt ein, und ein Tropfen hängt an feiner frummen Rase. Der Ge­freite medt ihn auf mit einem Buff, und der Tropfen fällt ab. Unteroffiziere, Sergeanten, Bizefeldwebel, Feldwebel blizende Orgelpfeifen!

Sie erscheinen uns als die Borge­

Bas sage ich? fetten von Göttern, Helden, Madonnen und Heiligen. Bir find nicht wert, bei ihnen zu leben. Wir müßten ihre Schmugeimer in Museen tragen, ohne einen Tropfen über­zuschmappen. Sie verschleiern das Licht der Generole. Ihre goldenen Treffen fie nehmen uns den Atem und sind direkt aus dem Himmel bezogen und geliefert.

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Unteroffizier das flingt wie Ueberoffizier. Sergeant das flingt wie: ganz draußen, und es gibt deren auch wenige. Bizefeldwebel- Bizetönig, aber mit langem Säbet und Säbelforb und einem Bortepee, ganz aus Buder und Silber und so echtlos in der Welt baumelnd wie alles Be­deutungsvolle. Feldmebel das ist eine schwarze Riste, in die du fortdauernd gesteckt wirst, und die sich nie schließen mill. Träume fort! Die Stimme des Feldwebels schwebt über dir wie eine Säge. Sie fägt dir die Seele aus dem Busen. Schaudervoll und göttlich.-

Doch seht ihn an, unseren Korporal. Lächelnd steht er Dor uns und ftodt, um wieder in fein Buch zu sehen. Er fängt einen Sag an und bricht in der Mitte ab, da er glaubt, daß er bereits zu Ende ist. Er beginnt einen Rebenfaß, wie Indem wir einem Feldwebel auf der Straße begegnen..." und fällt einen Augenblick in Grübelei.

Es ist schön, biefen jungen, blonden Menschen seine Stirn in Falten legen zu sehen. Säße bilden ist schmer. Bläglich aber wird sein Gesicht wieder ganz hell und fchön, und er jagt:

Pfeiffer, was tun Sie, wenn Ihnen ein Latrinenauf leher begegnet?" Bfeiffer erwacht und schießt empor, von einem Buff des

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Gefreiten Siemer unterstüßt. Er legt seine Hände wie um­getippte fünfzacige Kronen auf die Hosentaschen und schreit begeistert:

Ich mache Front, Herr Unteroffizier!"

Der Bär Siemer lacht, als habe er sein eigenes Fett gefoffen. Auch mir stimmen ein, Lurtjebam so höchst eigen fümlich, als fielen zwei bis drei Knallbonbons zur Erde; Albering medernd wie eine Ziege: Pfeiffer felber mit breitem Mund und schmalen Augen, zu Tränen gerührt und immerfort von dem Bär Siemer von hinten gepufft, welcher

zischt:

,, Son Unhald, son unhold." Und Klaßen?- Er geht hin und her vor uns, die Hände auf dem Rüden, den Zeigefinger im Buch und am fleinen Finger einen Mädchenring mit blauem Stein, nicht immerfort mit dem Kopfe und wirft schalthafte Seitenblicke auf den verzückten Pfeiffer.

Blöhlich steht er still und horcht. Ein kurzer fefter Schritt erffingt im Gang, und ein Säbel schlurrt. Es iſt Rosenhold, wir nehmen Haltung an. Klazen meldet die 10. Korporalschaft beim Unterricht. Rosenhold streicht den Schnurbart ins Weite und spricht über sein Lieblingsthema: Die Pflege der Fußlappen".

Ich konnte den fleinen Hahn nicht leiden. Er war zäntisch und unfreundlich gegen alle, besonders gegen mich, und zwar deshalb, weil ich mein Bett über dem des Ge­freiten hatte. Er glaubte mohl, ich gäbe dem Siemer Geld oder Bigarren und fonnie freilich nicht ahnen, daß mich der Bär zum Anhören seiner Gedichte brauchte. Unsere beiden Betten waren nämlich durch einen Schrank von dem übrigen Teil des fleinen Saales getrennt, sie standen an den beiden Fenstern. Abends, nach neun Uhr, wenn das Licht aus­gelöscht war und der talte Mond durch die Scheiben schien, Seklamierte der Gefreite leise Strophen. Es war nichts zwischen uns ausgemacht, aber ich hörte doch sorgfältig hin, und Siemer wußte es. Er half mir dafür bisweilen beim Nähen und Putzen, dagegen mußte id jeben Mittag fein geschirr ausspülen. Dies über den Gefreiten Siemer, um deffen Nachbarschaft mich der fleine Hahn beneidete. Hahn war ein Schuster aus dem Norden Ostfrieslands  , wo die langen Deiche schnurgerade hinter den Häusern hinlaufen. Er war von fleiner Gestalt, schlank und zäh, seine Augen hellblau und eng zusammenstehend. Vom ersten Tage an stieß mich an ihm seine infam näselnde Stimme ab. Er war ein fauberer Soldat im Gegensatz zu dem Schwein Pfeiffer.

Es geschah an einem Tage im Februar, daß wir Hahn

Die Rückkehr des Luftschiffes erwartet man in Friedrichshafen  für Ende diefes Monats, doch wird der genaue Termin von dem Fahrtprogramm abhängen, das jetzt in Amerika   für den Besuch zahlreicher großer Städte, die dringend um das Erscheinen des deutschen Zeppelin gebeten haben, aufgestellt werden wird. Die Nachfüllung der Trag- und Brenngaszellen fann in Lakehurst aus den seit Wochen dort aufgestapelten Gasporräten sofort beginnen. Das Luftschiff wird nach seinem Eintreffen in Deutschland   zunächst Berlin   besuchen und in Staaten an einem Ankermast, der zur­zeit errichtet wird, festgemacht werden.

Fritz Wilkes Heimgang.

Draußen, vor der großen Halle des Krematoriums in der Ge­richtstraße, stehen die Jungen, die Reichsbannerkameraden, mit leuchtenden Ehrenfackeln in der Hand. Drinnen sizzen und stehen dicht gedrängt die Alten, die Mitkämpfer des Toten durch lange Jahrzehnte. Unser alter Fris Wilte wird heimgeleitet

Ein Wort, eine Weise ist es, die sich durch die vielen Abschieds­reden zu Ehren des von uns Geschiedenen zieht: Die Weise der Arbeit und des Kampfes! Heute, da wir Jüngeren in den Tagen der 50jährigen Wiederkehr des Schandgesetzes dankbar und bewundernd der Alten gedenken, hören wir in den. Trauerreden von dem Manne, der, kaum schulentlassen, eintrat in die Partei, um sein Leben lang zu schaffen und zu kämpfen, und der, als er als 73- Jähriger fich zur letzten Ruhe streckte, in den Phantasien der Krankheit und des Fiebers von den Spitzeln, von den Verfolgungen der Bismarckschen Zeit und von den Siegen und Erfolgen der Sozialdemokratie erzählte. Frizz Wilke hat Schweres erlitten und Großes erlebt. Er mußte, so führte ein Redner aus, hinaus aus seinem Wohnort Berlin  , ausgewiesen auf Grund des Gesetzes, das der Säkularmensch Bismard geschaffen hatte, aber zu seinem 70. Geburtstag fonnten ihm seine Kinder mit den Worten gratulieren: Du hast erlebt, mas Du in Deiner Jugend erträumt haft: Die deutsche Republit! Ein Reichs­bannerkamerad aus Erfner erzählt, mie der Alte noch in den letzten Jahren teilnahm an den Fahrten des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold hinaus ins Land zur Werbung für die Republit, seine beiden Jungens, die er in seinem Geifte erzogen hatte, zur Seite. Noch vor wenigen Wochen, als schon Krankheit feine Glieder gelähmt hatte, ließ er sich, so verkündete der Vertreter des Kreises Mitte, von seiner Frau in die Sigung geleiten, um mitzuarbeiten, mitzuschaffen und mit dem Rat des erfahrenen Alters zu helfen. War er doch über 25 Jahre Stadtverord neter gewesen, hatte er doch immer sein ganzes, durch eigene Kraft errungenes Wissen im sozialen Sinne verwandt für die Ar­beiterschaft. 3hr galt die stolze Arbeit eines reichen Lebens, ihm aber gilt der Dant aller derer, die ihn tannten.

Den schlichten Sarg bedecken viele Kränze mit roten und schwarzrotgoldenen Schleifen. Arbeiterweisen erklingen. Dann ist die Trauerfeier zu Ende. Die vielen Fahnen senten sich über dem, mas Frig Willes sterbliche Hülle enthält. Von draußen her er Hingt, wehmütig und freudig zugleich, das Lied: Ich hatt einen Kameraden..

Bergmann ertranft?

Die nächste Ethung in Bergmann- Brozeß findet erst am Freitag ftatt. Der Verhandlungstermin für Mittwoch ist aufgehoben worden, wie es heißt, weil Bergmann fich nicht wohl fühle und schonungsbedürftig sei. Schon in der vorlegten Sigung am Freitag hatte der Angeklagte wegen förperlichen Leidens den vorzeitigen Abbruch der Verhandlung veranlaßt. Auch bei der vorgestrigen Berhandlung sah er leidend aus und gab zeitweilig nur matte Antworten. Es soll aber kein Anlaß zu ernstlichen Besorg­nissen vorliegen, so daß bestimmt am Freitag weiterverhandelt werden wird. Eine Bertagung des gesamten Prozesses kommt nicht in Frage.

nähertraten. Es gab an diesem Tage eine Stunde, wo, wir ganz in seinem Schmerze mitlebten, mit Ausnahme vielleicht von dem Offiziersaspiranten Meyer, der nur an den Dienst dachte, und von Pfeiffer, der im Gehen und Stehen schlief.

An dem genannten Tage marschieren wir mit der 9. Korporalschaft zusammen zum Schießstand hinaus. Wir sollen bei 300 Meter Entfernung ,, liegend aufgelegt" schießen. Das Wetter ist denkbar ungünstig, nämlich dunstig und falt, dazu schneit es alle halbe Stunde in dicken Flocken. Wir haben bald die letzten Häuser der Stadt hinter uns und stampfen durch den Schnee des ausgefahrenen Weges, der gefroren ist. Links und rechts sind die kahlen Hecken, geradeaus zeigt fich ein dunstiger Wald.

Die Kolonne zieht schweigend hin, die Gewehre nach Belieben über die linke oder rechte Schulter gelegt. Der Unteroffizier der 9. Korporalschaft hat das Kommando. Es ist ein dicker, hatennafiger Teufel mit kleinem zweiteiligen Schnurrbart, Zutschky mit Namen, und wir beneiden die Neunte nicht um diese Knackwurst. Augenblicklich ist Zutschky in But, weil unser Gesang troß seiner mehrfachen Drohungen recht spärlich flang. Klaßen geht neben ihm, dem ist es egal, ob wir singen, er selber singt und pfeift immer etwas von den lieben Mädchen.

Kurz vor dem Walde, da wir uns dem Schießstande nähern, befiehlt der Zutschty nach der Vorschrift: Gruppenfolonne!"

Wir gehorchen sofort, nehmen Abstand, legen die Gea wehre auf die linke Schulter und ziehen die Kolben an. Der Tritt wird aufgenommen, und alle schweigen.

Plötzlich höre ich dicht neben mir einen harten Schlag und sehe Hahn vornüber in die hartgefrorene Wagenspur stürzen. Sein Gewehr fliegt den Vordermännern zwischen die Beine. Im Augenblick ist es mir flar: Der Zutschky ist in die Kolonne hineingefahren und hat Hahn einen derben Stoß in den Rücken versezt. Weshalb? Der Schuster hat fich irgendwie vernachlässigt.

Wir marschieren meiter; nach einer Weile kommt der Gefallene nachgerannt und nimmt wieder den Tritt auf. zur Seite schielend sehe ich, daß aus seiner Nase Blut in den weißblonden Schnurrbart rinnt. Ich höre ihn schlucken und schnaufen, und dann biegen wir in den Schießstand ein.

Auf dem Schießstand hat der Soldat Freiheit, sich zu bewegen. Es sollen gute Erfolge erzielt werden, deshalb wird feiner zur Eile angetrieben. Da die 10. Korporalschaft noch nicht so bald an die Reihe tommt, gehen wir in eine kleine Bude, die für uns geheizt ist. Wer Geld ausgeben will, fann dort Glühwein faufen.

Forthegung folgt)