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Beilage

Donnerstag, 18. Oktober 1928.

Der Abend

Spalausgabe des Vorward

Apis, die ,, weiße Hand"

the it did

bid to Leben und Tod eines weltgeschichtlichen Verschwörers.

Alexander Szanto hat im Berlag der Neuen Gesellschaft eine Schrift über Dragutin Dimitrie mitsch erscheinen lassen, der unter dem Namen Apis " das Haupt der serbischen Geheimorganisation Marodni odbrana"( Bolkswehr), auch ,, Schwarze Hand " genannt, mar; fie hat 1903 König 2fferander und seine Frau Draga, 1914 Franz Ferdinand ermordet. Apis Ziel mar die freie Republit aller Südflamen, deshalb und weil diese militärische Nebenregierung beseitigt merden sollte, murde die Weiße Hand gegründet und Basitsch mußte ihn beseitigen. Das geschah 1916, als Apis längst General­stabsoberst geworden war und in der Salonififront stand. Wie das bewerkstelligt wurde, liest man in der Schrift Die Position der serbischen Regierung war im Eril eine so schmache, daß sie bei allen ihren Handlungen auf das Bahlwollen, ur nicht zu sagen auf die Gnade der Entente angewiefent mar. Deshalb bemühte sich auch König Alexander um die Zu­stimmung des Generals Sarrail, des Oberkommandierenden der Baltanarmee, zu den kommenden Dingen.

Szantos fa:

So konnte die Justizkomödie ihren Fortgang nehmen. Bafitsch und Kriegsminister Rantowitsch leisteten außerordentliches in dem Aufbau eines aus der Luft gegriffenen Anklagegebäudes, in der Fabrizierung falscher Zeugen aussagen und in der Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Ihren Intrigen gelang es, einige frühere Mitglieder der Schwarzen Hand " so umzustimmen, daß sie sich bereit fanden, die Rolle von Mitgliedern des Kriegs­gerichtes zu übernehmen. So bot der Prozeß das groteste Bild, daß in ihm die Verschworenen des Staatsstreiches von 1903 in zwei Lager geteilt erschienen: die einen nahmen auf der Anflagebant Blag, die anderen auf den Richtersesseln.

Die Verhandlung begann am 23. Mai 1917 in Saloniti. Der Präsident des Kriegsgerichtes war Peter Misitsch. Die An­getlagten waren: Dragutin Dimitriemitsch, genannt Apis; vier seiner engeren Mitarbeiter bei der Vorbereitung des Sara jemoer Attentats: Rado Malobabitsch, Ljuba Bulowitsch, Mohamed Mehmedbafitsch, M. Lazitsch; der Konsul Bogdan Radenfomitsch, ein Ziviles Mitglied der Schwarzen Hand ", das zuletzt die serbischen Intereffen in Athen vertreten hatte; der General Damian Bopo­mitsch und mehrere andere Offiziere. Außerdem maren in contu maciam ongeflagt vier einflußreiche Mitglieder der Schmarzen Hand", die mit der jugoslawischen Freiwilligenarmee in der Do brudscha gegen die Bulgaren fämpften.

Der Varietétünstler als Verteidiger. Der ganze Charakter des Prozesses murde gleich zu Anfang trap beleuchtet dadurch, daß man den Angeklagten von Amis megen Berteidiger stellte und zwar durchwegs Personen, die zu diesem Amte völlig ungeeignet und außerdem Kreaturen der Regie­rung maren. Der Angeklagte Milovanowitsch erhielt als Ber­teidiger - einen Barietétünstler zugewiesen! Er äußerte zu diesem sonderbaren Rechtsvertreter mit bitterem Lächeln: Du mürdest dich besser dazu eignen, mir Couplets vorzusingen, als mich zu verteidigen."

Ohne sich lange mit den Formalitäten aufzuhalten, ging man bald zu den Behauptungen der Auflage über. Die Angeflagten Die Angeklagten Burden beschuldigt, eine Verschwörung zum Sturze der Regierung an gezettelt und die Ermordung des Regenten Alexander versucht zu haben. Von der ursprünlichen unsinnigen Darstellung. als ob die Schwarze Hand " mit dem Feinde konspiriert hätte, war in der Verhandlung faum noch die Rede; denn selbst der Strupellosigkeit Rantowitschs wäre es schmer gefallen, hierfür auch nur den Schatten eines Beweises zu erbringen. Um so größeres Gewicht legte man auf das Märchen von einem Attentat gegen Alexander. Die Wahrheit über dieses angebliche Attentat hat biel später der montenegrinische Leutnant Milan Krljewitsch, dem es durch die Protektion der Königin Elena von Italien gelang, in die Schweiz zu flüchten, erzählt. Danach ist das ganze Attentat von den Handlangern der Weißen Hand" fingiert worden.

In das Automobil des Königs wurden furz vor Antritt einer Infpizierungsfahrt an verschiedenen Stellen Cocher in Flinten­fugelgröße gebohrt. An einer verabredeten Stelle wurden dann von Helfershelfern blinde Schüsse gegen das vorbeifahrende Auto abgegeben.

Der König ließ halten und man entdeckte den Indizienbeweis" für ein Attentat- die Löcher in der Karosserie. Vor dem Gericht bildete dieser ,, Mordanschlag" einen Hauptpunkt der Anklage. Die Belastungszeugen marschierten auf voran Milan Cigana­itsch, der Renegat. Er gab tonfuse Darstellungen von angeb­lichen Geheimfizungen, Berschwörungen und dunklen Plänen, die die Schwarze Hand " unter Borsiz von Apis im ersten Kriegsjahre abgehalten hätte. Es war den Angeklagten leicht, zu beweisen, daß zu der fraglichen Zeit fast alle angeblich Beteiligten an der Front Dienst taten. Ciganowitsch blieb bei seiner Darstellung und be hauptete, an den Geheimfizungen beteiligt gemefen zu sein. Apis trat an die Rampe der Angeklagtenbank, sah dem Zeugen scharf in die Augen und rief ihm zu, indem er ihn mit seinem alten famerad schaftlichen Spiznamen apostrophierte: Cigo, Cigo- haft bu all diefe Lügen nötig?" Der Spigel erbleichte, er fonnte den Blid feines einstigen Meisters nicht ertragen- er wantte zurüd. Der Staatsanwalt, der wohl fah, daß er auf diesen Zeugen nicht mehr rechnen fonnte, verzichtete auf feine weitere Befragung.

Die Aussage des Raubmörders.

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anderen Orte geweilt habe. Das Gericht maß dem Alibi meniger Glauben bei als den Aussagen des notorischen Berbrechers. Der Flügeladjutant Alexanders Oberst Sturm Jurifitfch, fagte aus, er habe die Kugeln an seinem Kopfe vorbeipfeifen hören, als er im Auto neben dem König an dem angeblichen Hinter halt vorbeifuhr. Die Angeklagten verlangten darauf, daß auch die übrigen Begleiter des Königs, vor allem die zu feinem Schuhe be­orderten französischen Detektive, als Zeugen geladen würden. Die Detektive waren nicht zur Stelle zu schaffen, die Ber­lesung der von ihnen angefertigten Berichte aber verweigerte der Gerichtshof mit dem Bemerken, sie wären ohne Bedeutung für die Beweisaufnahme. Später ist festgestellt worden, daß die Tages. rapporte der Detektive feinen einzigen Anhaltspunkt bieten, der die angeblichen Beobachtungen Sturm- Jurifitschs irgend­

ie bekräftigen fönnte.

Sturm- Jurifiti hat felbst nach Bouffredung des Todesurteils an Apis Selbstmord begangen. Der zurüdgelassene Brief, in welchem er die Ursachen seines Freitodes erklärte, wurde von der Regierung beschlagnahmt und seine Beröffentlichung verbofen.

diente der Staatsanwaltschaft als Beweismaterial bas Statut Neben den Abssagen der drei genannten Belastungszeugen der Organisation Schwarze Hand ". Es war dasselbe Statut, unter dem die jugoslawischen Revolutionäre jahrzehntelang mit Bissen und Willen der serbischen Regierung für ihr Land und für ihre Idee gefämpft hatten und dessen Staatsgefährlichkeit nun plötzlich entdect wurde. In diesem Punkte ebenso wie in allen anderen brach das ntlagegebäude so täglich zufammen, daß unmittelbar vor der Urteilsfällung ein Mitglied des Kriegsgerichtes, Oberstleutnant Gatalomitsch, sich genötigt fah, öffentlich zu erklären: Es besteht weder die Vorbereitung zu einem Attentat noch zu einem Staatsstreich." Damit war von berufener Seite eingestanden, daß sämtliche Anschuldigungen bei den Haaren herbeigezogen und der ganze Prozeß eine Farce war. Die politische Tendenz des Verfahrens trat flar zutage.

Der Appell an den Patriotismus.

Es fehlte nicht an Bersuchen der Angeklagten, die politischen Hintergründe des gegen fie inszenierten Reffeltreibens aufzudecken. Der Borsitzende verstand es jedoch, die läffigen Stimmen zum Schweigen zu bringen, indem er an den Patriotismus aller Beteiligten appellierte und betonte, daß eine öffentliche Erörte­rung dieser Fragen den Intereffen des Landes zuwiderliefe. Besonders das Kapitel des Mordes von Sarajewo durfte auf direkte Beisung von höchster Stelle in dem Prozesse nicht be­rührt werden.

Apis erfannte klar, daß seine letzte Chance darin bestand, gerade in diesem Punkte seine Todfeinde Pasitsch und Alexander vor der Welt zu kompromittieren. Dennoch blieb der Appell des Borsigen­den nicht ohne Eindruck auf ihn. Er konnte sich nicht verhehlen, daß die Preisgabe jenes Geheimnisses allerdings den Sturz der Regie rung, zugleich aber auch eine schwere Bloßstellung der ganzen serbi­Beltkrieg unter der Barole, daß die Mitte Imächte die Friedens. schen Politit nach sich ziehen würde. Die Alliierten führten ja den störer feien. Nur das Testament, das er hinterlassen hat, gibt ſtament, itte uns eine Andeutung dafür, daß er zu der Ueberzeugung von der Notwendigkeit seines Schweigens fam. Offenbar, um sein Ge­heimnis nicht mit ins Grab zu nehmen, hat der dem Präsidenten Peter Misitsch, dem er als alten Waffengefährten noch einen Rest von Bertrauen entgegenbrachte, ein Schriftftüd überreicht, das genaue Einzelheiten über die Vorbereitungen der Bluttat von Sara­joma enthielt pieles at it in der Klarstellung dieses wichtigen Kapitels der Kriegsschuldfrage dringend Belgrader Archinen. Seine Veröffentlichung ist im Interesse der zu fordern.

Zum Tode verurteilt.

Das Urteil wurde am 5. Juni 1917 verfändet. Zum Tode murden verurteilt: Dragutin Dimitriemitsch, Rado Malobabitsch, juba Bulomitsch, Milan Milovanowitsch, M. Lazitsch, Wladimir Tucowitsch, Ceda. Bopowitsch, Bemitsch, Bogdan Radenkowitsch. Bosnier Mehmedbafitsch fünfzehn Jahre Kerker. Die vier abwesenden Der General Damian Popowitsch erhielt zwanzig Jahre, der Angeklagten wurden in contumaciam zu je fünfzehn Jahren Kerker verurteilt. Der Oberste Gerichtshof , an den die Angeklagten appel­fierten, bestätigte vierzehn Tage später das Schandurteil. entfesselte einen Sturm der Empörung. Alle mußten, wer Das Bekanntwerden des vom Kriegsgericht gefällten Spruches Dimitriewitsch war, alle tannten seinen Batriotismus und seine Ber­dienste, alle waren von seiner lluschuld überzeugt. Man beſtürmte

den König, die Berurteilten zu begnadigen. Im Kabinett selbst drohten die drei demokratischen Minister Danidomitsch, Drastomitich und Marintomitsch mit ihrer Demission für den Fall der Boll­streckung des Todesurteils. Alles war umsonst. Wohl wurden einige Begnadigungen ausgesprochen und die Mehrzahl der Ber­angeklagten, die gleichzeitig am genauesten über die Borbereitungen urteilten in Biserta( Algier ) interniert. Aber die drei Haupt­von Sarajemo Bescheid wußten, sollten sterben das war der feste Wille Pasitschs und des Königs. Das Kabinett flog, auf, die Demokraten gingen in die Opposition. Aber das Urteil murde dennoch vollstrect.

Das Teftament.

feinden nicht erwarten founte. Für ihn, der selbst nie Gnade geübt Dragutin Dimitriemitsch mußte, daß er Gnade von seinen Tod­und der über so viele Leichen hinweggeschritten war, hatte der Tod auch feine Bitternisse. Nur der Gedanke, daß es nicht der Schlochten­tod im Kampfe gegen den Landesfeind war, mie ihn Tankositsch und fo viele andere Mitstreiter gefunden hatten, bereitete ihm Schmerz. Sein Testament lautete:

,, Obwohl von beiden Gerichten zum Tode verurteilt und der Gnade der Krone beraubt, sterbe ich unschuldig und mit der Ueber­zeugung, daß meinen Tod Serbien aus höheren Gründen be­nötigte. Aus dieser meiner Ueberzeugung fommt meine felische Ruhe, mit der ich meine letzte Stunde abwarte.

Möge Serbien glücklich werden und möge unser heiliges Ge­lübde in Erfüllung gehen: die Bereinigung des Südflamen­tums. So merde auch ich nach dem Tode glücklich und selig sein und der Schmerz, den ich empfinde, weil ich durch ein serbisches Gewehr sterben muß, wird mir leichter sein in der lleberzeugung, daß dieses Gemehr zum Heile Serbiens auf meine Bruft gerichtet ift, für jenes Heil Serbiens und des serbischen Volkes, dem ich mein ganzes Leben. gemeiht habe.

In meiner Arbeit habe ich vielfiecht manches fehlerhaft getan, mich vielleicht unwillkürlich an den Interessen Serbiens selbst ver­gangen. Aber indem ich arbeitete, habe ich auch gefehlt, wenn auch niemals bewußt, sondern immer in der Ueberzeugung, daß ich nur zum Nutzen Serbiens arbeite. Mögen mir diese hie und da begangenen Fehler vergeben werden. Wenigstens die Serben mögen sie mir vergeben. Ich werde zu Gott beten, daß er mir feine unversiegbare Gnade schenkt.

( Es folgt die Verfügung über sein geringfügiges Eigentum.) Saloniki, den 11. Juni 1917. Dragutin Dimitriemitsch 2pis."

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In der Morgendämmerung des 13. Juni 1917 murden Dragutin

Dimitriewitsch, Rado Malobaditsch und Ljube Bulowitsch zum Tode geführt. Die Sonne verbarg fich hinter Nebeln. Der kleine Zug legte den Weg zur Richtstätte schweigend zurück. Als man de: Delinquenten die Augen verbinden mollte, protestierte Malobabitsch dagegen. Apis aber eminte ruhig: ,, Laß mur, Rado, so befiehlt es das ferbische Gesetz!"

Ein kurzer Kommandoruf ertönte. Die Solve trachte. Leblos am Boden lagen die drei Männer. Durch die Nebel aber brach die Sonne, die da scheint über Gerechte und Ungerechte.

Glanz und Elend eines Korrespondenten.

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Im Jahre 1917 begegnete ich in dem Café Americaan" in Amsterdam einem kleinen, schmächtigen, gelb aussehend und schlecht angezogenen Jüngling, mit einem Baar mongolischen Augen in feinem schiefstehenden Kopf. Ich wußte nichts weiter von ihm, als daß er vergeblich versucht hatte, in holländischen Zeitungen mitzu­arbeiten. Er schien verzweifelt und verschwand dann plötzlich.

Als ich zwei Jahre später in Berlin war und die Joachims thaler Straße heruntergehe, fommt ein elegant gekleidetes schmäch tiges Kerlchen auf mich zu, reicht mir die Hand und schleppt mich in ein Kaffeehaus.

Es war jener Jüngling aus Amsterdam , der mir zu meiner größten Ueberraschung erzählte, daß er in Berlin in seiner Eigen schaft als Korrespondent des Limes " weile. Er gab mir seine Bisitenkarte und ich konnte daraus entnehmen, daß auch eine ganze Reihe anderer weltbekannter europäischer Zeitungen durch ihn ver­treten wurden, darunter, das Allgemeen Handelsblaad in Amriter­bam, dessen jahrelanger Mitarbeiter ich war.

mich in fein Hotel, wo bereits viele Leute, darunter auch bekannte Nach furzer Zeit der Unterhaltung nahm er ein Auto und brachte deutsche Politifer, auf ihn warteten. Es wurde ihm auch gemeldet, daß bereits verschiedene hohe Stellen angerufen und nach ihm ge­fragt hätten. Manche wollten sich die Ehre nicht nehmen lassen, ihn zum Abendessen einzuladen. Er war viel gesucht und viel beschäftigt. Bas tat dieser Mann jegt? Er zwinterte mir mit einem Auge zu, erklärte in meiner Gegenwart dem Kellner, daß er feinem der auf ihn wartenden empfangen fönne, weil er gleich beim Führer der Rontrollkommission sein müsse. Außerdem müsse er morgen früh noch nach dem Haag herüberfahren

Als weiterer Belastungszeuge trat ein übelberüchtigtes Indi­biduum auf, das man aus dem Gefängnis von Saloniti vorführte, oes wegen Raub mordes saß. Dieser Mensch, der im Prozeß unter dem Namen Iraito, der Mazedonier figurierte, fagte aus, er habe am 29. August 1916 bei Ostrovo( in der Nähe von Saloniki) den Angeklagten Rado Malobabitsch gesehen, mit einem Gewehr in der Hand im Hinterhalt liegend, unmittelbar bevor das Auto des Königs die betreffende Stelle passierte. Malobabitsch mies da. Yvonne war seine Freundin, ein dide Kabaretistin, mit der er Dann wurde er plöglich verstimmt, denn Yvonne war noch nicht die schönsten Flugreifen unternommen hatte und die ihn in damaliger

ach, daß er zu dem angegebenen Zeitpunft an einem ganz

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Währung monatlich hunderttausend Mark tostete. Yvonne, die ich nachher tennen lernte, erklärte mir, als wir allein waren, daß er eigentlich sehr fnickerig sei. Gewiß, auf Kleider und Vergnügen fäme es ihm nicht an, aber wenn sie zu Mittag dreimal Schweine­fotelett effen wolle, werde er ärgerlich. Ihr Vater war Schuhmacher und fie mar nach dem Krieg furchtbar ausgehungert. Ich suchte ihr zu erklären, daß er vielleicht nicht des Geldes wegen so wäre, sondern aus Angst, daß sie zu dick werde.

Da ich nicht begreifen tonnte, wie er zu einer Mitarbeit des erwähnten holländischen Handelsblattes fam, teilte ich dem Chef­redakteur dieser Zeitung meine Beobachtungen mit. Es wurde ihm dann sofort durch den Berliner Korrespondenten des Blattes die Breffetarte abgenommen und ich verstand, daß er auch die Ausweise der anderen Zeitungen erschwindelt hatte. Es stimmte nur, daß er Unterforrespondent des fich damals im Haag befindlichen Bertreters des Times" war, der selbst keine Luft hatte, sich in Deutschland

aufzuhalten.

Wieviel Unheil er angerichtet hat? Wie ich von ihm und andern gehört hatte, war er derjenige, der das berühmte, viel diskutierte, für die Welt überraschende, für Deutschland verhängnisvolle Inter­view mit Erzberger gehabt hatte, worin dieser erklärt haben soll, daß, wie der Friedensvertrag auch ausfalle, Deutschland alles unter­schreiben werde.

Nach einiger Zeit verschwand er aus Berlin . Seine Abwesen­heit dauerte vielleicht einundeinhalbes Jahr. Jetzt hatte er nichts mehr mit der Presse zu tun. Als ich ihn vor einigen Wochen auf der Tauenzienstraße spazieren gehen fah, eine Frau an der Seite und ein Kind an der Hand, verkommen und vernachlässigt, erinnerte ich mich an feine Glanzzeit in Berlin und schrieb ihm zu Ehren diese Erinnerung.

S. D.