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Giganten der Landstraße

Ein Rennfahrer- Roman von André Reuze. Obersetzt von F.A. Angermayer

Die Tour de France " ist in vollem Gange. Die be­rühmtesten Rennfahrer Frankreichs , Italiens und Spaniens sind an dem großen Rennen, das rings um Frankreich führt, beteiligt. Eine Etappe nach der anderen wird zurückgelegt. Der Sportberichterstatter Ravenelle und der Maler Mainguy begleiten die Meute" im Auto. Hinter den Rennfahrern kommen die Touristen, die aus Liebe zum Sport die Tour mitmachen. Es ist ein harter Kampf, bei dem nicht nur die Energie und die Kraft den Ausschlaggeben, sondern der auch beeinflußt wird von den Konkrrenzmanövern der großen Fahrradfabriken. Das Kapital hat seine Ställe" an den Start geschickt, und nun versucht man, sich mit den unlautersten Mitteln den Sieg streitig zu machen.

( 22. Fortsegung.)

Der am Boden liegende Bouarre hatte sich auf einen Ellbogen aufgeſtützt.

Ich grüße bich, Jean!" rief er. Das ist mir deine Seiftung wert!"

Und wie ein Betrunkener sant er wieder um.

Chevillard fühlte Tränen in den Augen. Er umtrampfte den Senter, als wollte er ihn aus dem Rahmen reißen. Neue, une geahnté Energie hatte ihn überkommen. Ein lächelndes Antlig und ein Paar füße Mädchenaugen legten sich zwischen ihn und das blendende Weiß der Straße... Jeanine...

Wenn sie ihn jetzt sehen könnte.

In der allerschmersten Etappe der ganzen Rundfahrt lag er an der Spize... Menschen brüllten und wollten ihn durch ihre bloßen Gesten meiterschieben.

Jetzt galt es, alle Kraft zusammenzunehmen.

Der Gipfel loďte zum Greifen nah.

Jeanine!.

Jeanine!.

Eben rollte er auf dem steilsten Punkt.

Es war fo entsetzlich schwer, daß er glaubte sterben zu müffen..

Und jetzt... fuhr die Maschine... allein!

Er richtete fich auf, trant den Gipfelwind und gab seinen brennenden und schmerzenden Beib wollüftig der frischen Luft hin Run faufte er in schwindelerregender Geschwindigkeit hoardicht on Abgründen vorbei, millimetergenau Hunderte von Kurven Behmend, bergab. Straßen tuchten auf... Bimmelndes Menschen­gemirr ängstigte ihn. Ein Tornado des Beifalls bedte ihn zu.

Er war vom Rad gesprungen und hielt einen riesigen Blumen # rauß im Arm, den er Jeanine schiden mollte..

Lächle doch!" riefen ihm die Photographen zu. Er lächelte.

,, Aber natürlich ist das mahr!" bestätigte Bouarre. Man, braucht doch kein Professor zu sein, um das zu verstehen. Da Le Bozec nicht mehr im Rennen ist, versucht diese Fabrit um jeden Breis, Mirralès oder Vorbist an die Spize zu bekommen. Na, und mer könnte sie ebenfalls daran hindern? Tampier, der Italiano und meine Wenigfeit. Argentero, der jetzt das gelbe Trifot anhat, soll nur die Augen offen halten!" Der italienische Straßenmeister, der am Nebentisch faß, blinzelte mit den kleinen Blizaugen:

Blanc- Mesnil,

Reine Angst!... Die haben die Sache so übertrieben, daß fie nichts mehr ristieren merden!"

,, Dort tommt unsere Delegation wieber, fagte Grimpart. Rasch erhob sich alles, um zu erfahren, wie ihr Protest von den Renukommiffären aufgenommen worden war.

Ein Rennfahrer muß aufgeben.

Laboureur begann sofort die Unterredung zu schilbern:

Bor allem hat sich Manadian gleich aufs hohe Roß gesetzt und gejagt, daß umjer Protest reglementswidrig sei, und daß die ganze Disziplin zum Teufel wäre, menn sich die Kommissäre darauf ein­ließen, mit den Fahrern zu verhandeln. Chouron hat die Dede engeſtarrt, und mur Ballu und der alte Auzias waren höflich wie gehalten. Meine Herren!" habe ich gejagt. Sie werden mir zugeben, daß der Rennfahrerberuf ohnehin schwer genug ist, und baß es feineswegs nötig ist, ihn durch iminutere Manöver ganz ummöglich zu machen. Der Fall Blanc- Mesnil, der noch nicht ganz

Menschen drückten ihn an sich, doch ihre begeisterte Ilmarmung immer. Ich bin vorgetreten und habe dann meine fleine Rede

at ihm meh.

Los!... Komm mit!..."

Er folgte.

,, Schreib dich schnell in die Zeitliste ein!

"

Mit steifgewordenen Fingern schmierte er unlejerliche Siero- geflärt ist, fann zunächst übergangen werben, daß aber Tampier ginphen.

,, Welche Eindrücke hatten Sie?" fragten die Journalisten. ,, Die werden Sie von mir erfahren," unterbrach sie Bartholin turz, der über den Sieg seines jüngsten Fahrers über alle Maßen erfreut mar.

Los!... Bringt ihn fort!" ,, Bravo!... Bravo , Chevillard!"

Die Menge drohte ihn zu verschlingen.

Da wurde er an der Schulter gepadt. Es war sein Masseur Fourcade.

,, Schleunigst ins Bad!" sagte Fourcade.

Im Badehaus, am Rand des laumarmen Bassins, fühlte Chevillard, mie ihm plöglich die Beine verjagten. Boden, Wände, Dede alles schien sich zu drehen. Unbegreifliche Lichter blendeten ihn. Immer schwerer und bleierner wurde fein Kopf. Seine Finger umframpften den Blumenstrauß.

...

,, Fourcade!... Schnell!... Fourcade!" ,, Na, nu tommt ihm die ganze Etappe mieder hoch!" Zusammengefunken wie ein zerlegter Hampelmann, erbrach sich

Ber Sieger auf die Blumen seines Triumphes.

Die meisten Rembegleiter nahmen ihr mittogbrot in der Nähe von Luchon ein. Die einen in den Bergen, in Ober- Luchon, die anderen in jenem grünblühenden Lystal, das vom emigen Plätschern eines Sturzbaches widerhallte, aus dem die Forellen direkt in die Küche und von ihr auf die Gartentische manderten.

Nur die drei Rennkommissäre waren mit Ballu und Bartholin in Luchon geblieben, um den Fall Tampier weiter aufzuflären. Obwohl auf den Bürgersteigen der Allées d'Ettigny Siedehige brütete, harren große Menschenmengen in der prallen Sonne aus. Chevillards unerwarteter Sieg war in den Hintergrund getreten. Nur der Schurkenstreich, der Tampier mit anderthalb Stunden Rückstand auf den siebzehnten Platz des Gesamtergebnisses zurüd­geworfen hatte, beschäftigte alle Gemüter, und die Neugierigen gaben sich viel Mühe, um etwas vom Gespräch der Rennfahrer aufzuschnappen, die vor einem Glas Limonade oder Vichywasser im Schatten der Kaffeehausterraffen saßen.

Rann er denn überhaupt meiterfahren?" fragte Grimpart. Da kennst du aber Lucien schlecht," lachte Demoulder. So. lange der auf dem Rad fizen kann, denkt er nicht ans Aufgeben. Dbgleich er in einem bejammernsmerten Zustand war, hat er doch die Etappe zu Ende gefahren und noch elf Einzelfahrer hinter sich gelaffen. Tja, das ist eben Klasse, mein Lieber!"

gestern das Opfer eines Bergiftungsverfuchs murde, ist durch die Analyfe einwandfrei bewiesen! Darum rechnen wir darauf, daß dieser Fall schnellstens aufgeklärt wird! Wir kommen feineswegs

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als Ihre Feinde oder als Aufwiegler, wie Syerr Manadian anzu nehmen scheint das hab' ich dem Burschen extra ins Gesicht gefagt, sondern als ehrliche Fahrer, die ihren Vertrag erfüllen wollen und volle Genugtuung von Ihnen verlangen!"

,, Viel zuviel Quatsch, Mensch," sagte Bouarre ,,, im Spurt hättest du diese Brüder überrennen müssen!"

,, Marte doch, bis ich fertig bin! Ich mollte doch den Herren feine Gelegenheit geben, an der Art und Weise meiner Aus­führungen irgendwelche Kritik zu üben. Also fuhr ich fort: Wir vier tommen im Namen aller Fahrer! Dragoni für, 2nanti", Crouffe für Rina". Duchesne für Stella" und ich für Opal". Sie werden bereits bemerkt haben, meine Herren, daß unsere Kameraden von ,, Brillant " bewußt unserem Protest fernbleiben!... ,, Dafür mußt du ihnen meinen ganz besonderen Dant sagen, lieber Stephan!" sagte Ballu. Ich sprach weiter: Grangier verdächtigen wir nicht! Er ist ein anständiger Mensch und hat zu aller Zu­friedenheiat die zweite Verpflegstontrolle aller Etappen erledigt. Unjer Berdacht richtet sich aber gegen seinen Gehilfen Bels, und mir verlangen, daß hier ein Erempel statuiert wird!" Das ist ja glatte Erpressung!" schrie Manadian, aber der alte Auzias ergriff meine Partei."

Jamohl!" mischte sich Crouffe jest drein. Der Alte zitterte Dor Erregung."

Ihr werdet doch meine Leute nicht abmeucheln laffen!" schrie er und lobte meinen Mut, da ich als Delegierter der Riva" meinen Posten aufs Spiel setzte."

,, Wirklich?" fragte Argentero.

,, Auf mein Wort! Allerdings weiß er nicht, daß mir ,, Brillant " schon seit drei Monaten nachläuft und mich viel besser bezahlen will als Riva". Infolgedessen ist es mir ganz schnuppe, verstehst du?" Doch Laboureur gebot ihm zu schweigen, damit er meiter sprechen fonnte:

"

Ich muß gegen den Ausdrud Erpressung" schärfftens protes stieren!" sagte ich hierauf. Sie fennen mich doch, Herr Ballu Bels muß meg! Dieser Mensch ist nicht mehr möglich! Alle Fahrer find gegen ihn. Wenn Peis nicht weggeschickt wird, fönnte es leicht zu Reibereien kommen. Alle jagen: wir mollen gern radfahren und nehmen auch die ganze Quälerei der Rundfahrt mit in Kauf. aber mir sind feine Hunde! Sie haben noch Glid, meine Herren, daß Majotte gestern gestürzt ist und im Bett liegt. Denn mit dem hätten Sie piel schwerere Debatten erlebt als mit uns."

Stimmt," fagte Grimpart, Majotte hat eine unheimlich freche Schnauze."

,, Auzias war auf meiner Seite, Chouron auch aur Manadian hat über sein ganzes Zuhältergesicht gegrinft, und Battu hat schließlich gefagt: Wir verstehen dich sehr gut, Stephan. Eure Klagen find wirklich berechtigt, und wir werden den Fall schnellstens genau unterfurdyen..."

,, Das Gerede fermen wir ja schon!"

Uber Pels fönnen wir unmöglich wegschiden!... Da mit würden wir eine Schuld anerkennen, die zunächst noch keines megs bewiesen ist! Ich muß darüber dem obersten Rennfeiter erst berichten." ( Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT.

Ein harter Schädel.

Was ein menschlicher Schädel alles aushalten kann, das nerrät der Polizeibericht über eine blutige Liebestragödie, die sich im Dorfe Schwirgstein im ostpreußischen Streife Ortelsburg abgespielt hat. Ein russischer Stallschweizer war bort mit einer oftpreußischen Biehmagd verlobt, und als die Braut das Verläbnis löste, verübte der abgemiesene Liebhaber ein Revolverattentat auf sie. Nach dem Bolizeibericht hielt der Russe der Braut den Trommelrevolver nor die Stirn und drückte ab. Der Schuß traf die Stirnseite, verlegte aber die Schädeldecke nicht. Die Braut flüchtete aus dem Stall, murde vor der Tür von dem Russen gestellt und durch einen zweiten Schuß an der rechten Gesichtsseite getroffen. Auch hier verzeichnet der Polizeibericht nur eine leichte Verlegung. Das Mädchen flüchtete weiter und murde von dem Bräutigam verfolgt, der noch mals drei Schüffe auf die Fliehende abgab. Von diesen Schüffen traf einer den Hinterkopf des Mädchens. Dem wütenden Ruffen, der sich in den Stall zurückgezogen hatte, wurde von außen zuge rufen, das Mädchen sei nun tot. Der Täter erhängte sich darauf. Tatsächlich aber hatte auch der Schuß in den Hinterkopf feine ernsteren Folgen für die kernige Ostpreußin. Die Magd mit dem harten Schädel geht wieder ihrer Arbeit nach und fümmert sich wenig um die leichten Verlegungen, die ihr die drei Schüsse in den Kopf zugefügt haben.

Die zehn Gesundheitsgebote.

Kürzlich hatte ein englischer Arzt und Beamter der Sanitäts­behörde einen originellen und sicherlich guten Einfall. Er ließ zehn Gesundheitsgebote veröffentlichen, von denen hier einige genannt fein mögen:

3 Pfund Gerichtstoften, verkündet hatte, erhob sich in dem Korb ein lautes Gegader, die gute Henne hatte wahrscheinlich vor lauter Freude ein Ei gelegt.

Der Mann im Kanal.

Pariser Blätter peröffentlichen eine recht merkwürbige G schichte. Als man unter einem Pariser Stadtteil das Kanalisations. inftem nachprüfte, entdeckte man im unterirbifchen Kanalgang einen pollständig verwilderten Mann, mit dem man sich kaum verſtän digen fonnte. Man brachte ihn zur Polizei, mo man feststellte, daß der Unglückliche seit 18 Jahren dauernd in den Kanalgängen gelebt hat und sich durch einen unterirdischen Gang in die Markt­hallen die notwendigsten Lebensmittel beschoffte. Ein ledes Wasser in seinem Zufluchtsort zu belassen, er hatte teine Ahnung von den rohr versorgte ihn mit Trinkwasser. Der Mann bat inständig, ihn Weltereigniffen, vom Krieg, von den großen Umwälzungen, die sich inzwischen zugetragen hatten. Die Polizei stellte fest, daß es sich thetar François Dublot hendelte, den eine Frau, der um einen vor etwa 20 Jahren spurlos verschwundenen Biblio thefar François Dublot handelte, den eine Frau, der er vertraute, schwer betrogen hatte. Leider wird nicht mitgeteilt, wie die Polizei über ihn verfügt hat und ob man ihm sein selbst gewähltes Afyl ließ.

Ob es helfen wird?

Der Budapester Polizeipräsident hat eine Verordnung er laffen, nach der jede Dame, die sich in der Oeffentlichkeit fämmt, fchminkt oder pudert, 50 Pengö Strafe zahlen muß. Alles gute Pelzwerk ist Kanin.

Das Handelsministerium der Vereinigten Staaten hat eine Auf stellung der zum Handel zugelassenen Belzwaren aufgestellt, darunter befinden sich auch 49 Belzsorten mit recht hochtrahenden Nanien. aber alle 49 Sorten verdanten ihre Sertunjt tem bescheidenes Staninchen!

Er überfährt sich selbst.

Halte den Wasch- und Reinemachetag heilig!" Du sollst deine 11 mgebung ehren und rein halten!" Du sollst deinen Nachbarn nicht gefährden, nder jogar töten, Und mie geht's ihm jest?" erfundigte sich Croimans, das botaurch, daß du die Vorsichtsmaßregeln gegen Feuer außer acht As der Touristen". lägt oder die Luft durch hingeworfenen Unrat perpefteft." Du sollst stets Begierde haben nach frischer Luft und Sonnen. Bei einer Auto- Geschicklichkeitsprüfung in San Diego in ,, Du sollst deine Fenster nicht Tag und Nacht dauernd ver. Kalifornien ereignete sich ein nicht alltäglicher Unfall. Unter anderen schloffen halten!" Uebungen mußten die Fahrer ihren Wagen verlassen und eine ,, Du sollst deinen Kindern nicht das Recht auf Gesundheit und Unterschrift leisten, während der Wagen im 20- Kilometer Tempo Blud rauben!"

,, Schon besser, erwiderte Bouarre. Allerdings hat er sich bie ganze Nacht übergeben und dabei einen scheußlichen Durchfall gehabt. Dem müssen sie ja eine ausreichende Dofis Brechpulver in die Bulle gezaubert haben. Der Stadtapotheter hat die Analyse gemacht und hat babei die ganze Gache aufgededt. Na, das müssen ja schöne Strolche sein, die einen Menschen so um alle Chancen bringen!"

Corbaque, der Einzelfahrer aus Chinon, stand mit den Händen in den Taschen dabei. Er trug anstatt eines Hemdes einen schwarz­roja Sweater und wiegte bedenklich den Kopf hin und her.

,, Wenn das wirklich wahr ist, mas man von Blanc- Mesnil erzählt, dann tann ich nur jagen: die Riva"-Leute haben gute Stervent

schein!"

Die Henne vor Gericht.

Kürzlich wurde ein Farmer, Frant Petlen, aus Hutton in England wegen Hühnerdiebstahls vor Gericht gestellt. Das ,, corpus delicti" stand in einem verschlossenen Korb mit Stäben, einem foge­nannten Hühnermarttforb auf dem Tische des gestrengen Herrn Richters. Gerade als dieser das Uriell, nämlich 20 Bfumbuzüglich

allein weiterfuhr. Es galt, den Magen möglichst schnell wieder z erreichen und weiterzufteuern, weil sonst die nächste llebung nicht ausgeführt werden konnte. Der englische Sportsmann Partelen Gloucstershire, durch die Länge seines Namens bei der Unter schriftleistung gehindert, mußte sich besonders beeilen, seinen Bagen wieder zu erreichen, er fiel aber, als er bei diesem angekommen war, so unglüdlich unter den Wagen, daß ihm das linke Hinterrad ziemlich erhebliche innere Berlegungen beibrachte,