Die Beratungen im Rechtsausschuß des Reichstags.
In der heute fortgesetzten Beratung über die Todesstrafe nerfuchte zunächst der Abg. Alexander( Komm.) in einer langen Rede den Nachweis dafür zu führen, daß es ein Unterschied sei, ob man die Todesstrafe in Deutschland oder in Rußland wolle. Er erntete nur Heiterfeit, als er darzulegen versuchte, daß die Kommuniften Gegner der Todesstrafe seien.
Ministerialdirektor Bumfe bat, den Antrag Emminger, nach mel hem nur gegen Jugendliche Todesstrafen nicht vollstreckt werden follen, bis zur Beratung des Jugendgerichtsgesetzes zurückzustellen. Abg. Saenger ( S03.) wies an Hand der württembergische Statistik nach, daß die Behauptung des Abg. Emminger falsch gewesen sei, nachdem in Württemberg im Jahre 1848 nach Abschaffung der Todesstrafe eine Erhöhung der Zahl der Mordfälle eingetreten sein solle. Das Gegenteil war richtig. Gerade in der Zeit. der Herrschaft der Todesstrafe sei in Württemberg die 3ahl der Mordfälle gestiegen. Wer an die Abschreckung durch die Todesstrafe glaube, der müsse die Deffentlichkeit der Hin richtung fordern, wie sie in China bestehe, wo man in gewissen Fällen den Körper in tausend Teile zerschneide. Das sei wenigstens eine fonsequent durchgeführte Methode der Abschreckung und Ber geltung! Was den fommunistischen Standpunkt anbetreffe, so fönnten noch so viele Worte nicht darüber hinwegtäus hen, daß die Kommunisten an einer inneren unwahrhaftigteit leiden. Ihre Gründe für die Todesstrafe in Rußland sind dieselben, mie die deutschnatianalen Gründe für die Todesstrafe in Deutsch land . Die Haltung der Kommunisten gegenüber der Todesstrafe mezde genau so an ihrer inneren Unwahrhaftigkeit zusammenbrechen, mie ihre Haltung in manchen anderen Fragen gerade in Letzter Zeit zusammengebrochen sei. Das beste Mittel zur Beseiti gung der Todesstrafe wäre, wenn die Anhänger der Todesstrafe einmal einer Sinrichtung beiwohnen würden. Sie würden dann erkennen, daß die Todesstrafe nicht mehr aufrechterhalten werden könne. Wenn aber ein Strafmittel nicht mehr vor den Augen des Gesetzgebers bestehen könne, so erst recht nicht vor dem
Recht.
Die Beratung geht weiter.
Die Mitglieder haben zu parieren, nicht zu bestimmen.
Das Zentralkomitee der KPD. läßt in der neuesten Nummer der hier erscheinenden Neuen Zeitung" und„ Ostthüringer Arbeiter- Zeitung" einen über eine ganze Seite hinweggehenden Aufruf an alle Barteimitglieder des Bezirks Großthüringen erscheinen, der Berlin , den 22. Oftober 1928, datiert ist. Der Hirtenbrief beginnt:
Liebe Genossen! Die außerordentlich ernste Lage in der Thü ringer Parteiorganisation veranlaßt uns, durch die Parteipreffe alle Genossen über die Ursachen, Wesen und Auswirkungen der Differenzen zwischen der Parteimehrheit und der liquidatorischen Gruppe um Talheimer, Brandler, Hausen, Köhler, Enderle zu informieren."
Der Aufruf beschäftigt sich nun mit der Hamburger Affäre Wittorf und behauptet, daß Brandler, Thalheimer und der thürin gische Bezirkssekretär Tittel den Kampf gegen die Korruption für ihre fraktionelle persönliche Arbeit benutzen. Brandler und Tittel wird dann vorgeworfen, daß sie opportunistisch den Kampf um die Dittatur des Proletariats verschleiern und Verbindung zur linken SPD . suchen, Tittel besonders, daß er in Moskau erklärt habe: Das Wahlergebnis des Deutschen Metallarbeiterverbandes zeigt, daß wir dort verloren haben, wo gefämpft wurde."
Schließlich fordert das 3R. auf, mit Tittel als Partei zerstörer so Schluß zu machen, wie vor sieben Jahren mit Baul Levy! In weiteren Feststellungen wird Tittel bewußter Disziplinbruch und einem seiner beiden Sekretäre dann noch vorgeworfen, daß sie sich offen als Frattionsleitung der Zalheimer Brandler in Thüringen befannt hätten. Ein Genosse wird bis auf weiteres beauftragt, als Sekretär des 3K. in Thüringen zu arbeiten. Anweisungen der Bezirksleitung und des Sefretariats an Parteifunktionäre dürfen nur mit Zustimmung des Zentralvertreters herausgegeben werden. Das Sekretariat des ZK. mird beauftragt, mit Genossen des Sekretariats zu vereinbaren, mann Mitgliederversammlungen und Konferenzen stattfinden und welche Genossen referieren.
Tittel gibt auf alle Anordnungen feiner Borgefeßten in benfelben Zeitungen bekannt, daß er heute abend in einer Mitgliederversammlung in Jena über die innerparteiliche Lage sprechen merde, also ohne den aus Berlin zu erwartenden Turkestaner erst zu
fragen.
Verräter!
Wer hat Thälmann verra- a- a- ten?
Der mit Stalin gereinigte Thälmann hat in Hamburg ge sprochen und den irrsinnigen Putsch von 1923 hochleben laffen. Die Rote Fahne " leitet ihren Bericht mit den Worten ein:
Keine Berleumdung noch die Dereinigte Hege der Sozialdemokratie und der Berräter an der Partei hat es vermocht, das Bertrauen der Hamburger Arbeiter schaft zu ihrem alten Führer Ernst Thälmann zu erschüttern." Bozu mir nur festzustellen haben, daß es das Zentral. fomitee der Kommunistischen Partei mar, das am 26. September Thälmann megen Begünstigung der Korruption feines Freundes Wittorf seiner sämtlichen Funktionen enthoben und Aemter entkleidet hat. Gegen wen richtet sich also das Geschrei der„ Roten Fahne"?
Beinahe versenkt.
Das größte dänische Kriegsschiff faft untergegangen. Kopenhagen , 24. Oftober.
Gestern wäre beinahe das größte dänische Kriegsschiff, der Banzerfreuzer Niels Juel , im Hafen von Ropenhagen untergegangen. Ein Maschinist hatte versehentlich den Bodenverschluß geöffnet, wodurch das Waffer in das Schiff eindrang. Erst als bas Kriegsschiff mit großer Schlagfeite und halb gefülltem Hedraum in fehr gefahrdrohende Lage geraten war, entdedte man den Ursprung des Schadens, worauf ein Taucher das Led dichtete. Die Auspumpungsarbeiten nahmen den ganzen Nachmittag und Abend in Anspruch und erst spät tonnte flar Schiff gemeldet werden.
„ Niels Juel " ift 3900 Tonnen groß, wurde 1908 vom Stapel gelaffen und hat 14 Millionen Kronen gefoftet. Die Besatzung besteht aus 309 Mann. Das Schiff hat 14 Geschüße und zwei Torpeboausstoßrohre.
Reichssparkommissar Sämisch
wurde zum Generalsachverständigen der Konferenz bestellt.
Prof. Dr. H. Criepel, Staatsrechtslehrer der Berliner Universität, theoretischer Sachverständiger der Konferenz.
Die Mädchen um Husmann.
Weitere Zeugen im Effener Primanerprozeß.
L. R. Effen, 24. Oftober.
Vor dem Sizungssaal drängen sich heute morgen ebenso wie gestern die früheren Mitschüler des Angeklagten. Hus mann selbst macht einen abgespannten und etwas nervösen Eindruck. Für ihn sind nun die kritischen Augenblide gekommen; er steht lebendigen Zeugen, die verschiedenes ungünstige über ihn aussagen können, gegenüber. Er weiß, worauf es anfommt, und weiß auch, daß die Staatsanwaltschaft auf diese Aussagen ganz besonderes Gewicht legt. In der Hauptsache sind es drei Punkte, die für ihn von besonderer Bedeutung sind: einmal der Umstand, daß er die Freundschaft zwischen Daube und den jungen Mädchen zerstören wollte, dann eine seguelle Attade auf feinen Freund Daube während der Eifelfahrt und während des gleichen Aufenthalts in der Eifel ein grausames feguelles Benehmen gegenüber Daube. Den Behauptungen der zweiten Freundin Daubes, daß er sie mit Daube habe auseinanderbringen wollen, und daß Daube ihr das selbst gesagt habe, widerspricht er. Er widerspricht auch den von dem Primaner K. geschilderten Vorfall, nach dem Daube diesem Zeugen ausführlich erzählt haben soll, in welcher Weise Husmann die sexuelle Handlung an Daube in der Nacht vom 4. zum 5. Juli 1926 vorgenommen hat. Husmann er klärt, daß zwar der Zeuge die Wahrheit fagen mag, der verstorbene Daube jedoch wohl die unwahrheit gesagt haben muß, und zwar aus Merger darüber, daß er nicht auf den Wunsch Daubes ein gegangen sei, ihn wieder mit seiner Schwester zu versöhnen. Es zeigt sich auch bei den Aussagen der Zeugen, daß vieles nichts anderes als Gequatsche und Geschwätz war, wie es unter jungen Leuten üblich ist.
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Das Interesse an dem Prozeß gegen Husmann wächst von Tag zu Tag. Es ist vielleicht noch stärker geworden, seit die Deffente lichkeit ausgeschlossen worden ist. Die Staatsanwaltschaft sowohl wie das Gericht erhalten täglich Briefe von allerlei Leuten, die an geblich neue Spuren entdeckt haben wollen eine Frau hat im Traum Husmann als den blutbefleckten Täter ,, entdeckt" oder die auf unfrantierten Postkarten dem Vertreter der Anklage wenig schmeichelhafte Dinge sagen. Zu Beginn des heutigen achten Berhandlungstages bat Staatsanwalt Rosenbaum, die Mutter des Schlächters Oftendorf, der sich bekanntlich erschossen hat, als Beugin zu laden. Dann tamen wieder die Zeugen, die belasten den sowohl als auch die entlastenden, zu Wort. Zunächst wurde Fräulein Käte Bartels aus Gladbeck gehört, die mit Daube vom Dezember 1926 bis Februar 1928 eine Liebelei hatte. Bors: Hat sich nicht Husmann zwischen Sie und Daube gedrängt? 3eugin: Ich bekam Anfang Oktober eine Postkarte von Husmann, in der er in Form eines ulfigen Gedichts mir erklärte, doch Helmut laufen zu lassen und mit ihm zu gehen. Die Karte war von Helmut und anderen Leuten unterschrieben. Vorf.: Haben Sie nicht einmal eine Karte von Daube bekommen, auf der ein Sarg gezeichnet war. 3eugin: Nein, aber Husmann erzählte mir, daß auf einer Karte, die mir Helmut schicken wollte, allerlei Unfug geschrieben und auch ein Sarg gezeichnet war.
Angefl.: Ich habe den Sarg nicht gezeichnet, das war einer meiner Klassentameraden, Kaebler. Borf.: Ist das richtig? 3eugin: Daß Husmann den Sarg gezeichnet hat, hat er mir nicht gesagt.
Die Unschuld von Khriz.
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da find wir wild geworden, weil man uns wie die Arbeiter " Herr Borsitzender, als die Polizei gegen uns angerückt ist, behandelte, und da haben wir mit Steinen geschmissen, um zu zeigen, daß wir feine Arbeiter find!"
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Bors.: Das steht aber im polizeilichen Protokoll. 3eugin: Dann bin ich eben falsch verstanden worden. Bors.: Hat Husmann Sie und Daube nicht auseinanderbringen wollen? 3eugin: Jawohl, Daube sagte mir, Husmann mache das immer so, wenn Helmut mal ein Mädel habe. Die Frage des Vorsitzenden, ob nicht das Motiv Husmanns das gewesen sei, Daube ganz allein für fich zu behalten, verneinte die Zeugin. Bors.: Hat Husmann nicht noch einmal versucht, Sie und Daube auseinanderzubringen? 3eugin: Ja, das war auf einem Tanzvergnügen. Husmann sagte, etwa unmittelbar nach dem Kranz- Prozeß, daß man
vielleicht auch einmal in Glabbed einen Kranh- Prozeß erleben könne. Es wäre deshalb besser, wenn ich meine Beziehungen zu Helmut löfte.
Husmann hat mich mehrmals im Geschäft meiner Eltern aufgesucht und wollte wissen, ob ich mit Helmut Schluß gemacht hätte. Einmal fagte er auch, er habe vor dem Examen teine Zeit, uns auseinanderzubringen, das hebe er sich bis nach dem Examen auf. Angefl: Das ist vollkommen widerfinnig, denn im Januar d. 3., als ich das gesagt haben soll, waren Daube und die Zeugin längst auseinander. Bors: Ist das richtig, waren Sie damals schon auseinander mit Daube? 3eugin: Jawohl. Die Zeugin befundete dann weiter, daß der Angeflagte immer in gehässigem Ton von Daube gesprochen habe. Nach dem Abiturium habe ihr Husmann ein mal erzählt, er fönne sich sonst ganz gut mit Daube vertragen, aber ein Thema gäbe es, das sie nie berühren dürften. Ferner habe Hus mann, als er erfuhr, daß Helmut Daube Pfarrer werden wollte, verächtlich gesagt: Ich verstehe nicht, daß er sich auf die Kanzel stellen will, um den Leuten etwas vorzumachen.
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Der Angeklagte
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wies sodann den Vorwurf der Zeugin, er habe sich zwischen sie und Daube drängen wollen, zurück. Er erklärte, daß er sich an das Mädchen erst herangemacht habe, als er durch Dritte erfahren habe, daß die Sache zwischen ihr und Daube" er" fei. Vors.: Ange flagter, wollen Sie damit sagen, daß die Zeugin heute absichtlich die Unwahrheit sagt?" Anget 1.:„ Jedenfalls sieht sie die Dinge heute mit anderen Augen an. Das Mädchen weiß genau, daß Hel muth fie verschmäht hat. Um sich nicht zu blamieren, handelt sie jetzt jo. Nach dem Tode Helmuths, von dem sie weiß, daß er nicht mehr reden kann, hat sie die Dinge so dargestellt und kann nun nicht mehr zurück."( Die Zeugin schüttelt stumm den Kopf.) Bors: Bußten Sie, aus welchem Grunde die Freundschaft zwischen Hus mann und Daube auseinandergegangen ist?" Beugin: Helmuth sagte mir, daß daran der Vorfall in der Herberge Schuld gewesen sein soll, bei dem es sich um etwas unanständiges ge handelt haben soll." Vors.: Angeklagter, im Tagebuch Daubes findet sich eine Mitteilung folgenden Inhalts:" Nacht vom 4. zum 5. Juli 1926 K. 5." Erzählen Sie uns den Vorfall." Anget 1: Es gibt hier feinen Vorfall zu erzählen, Tatsache ist vielmehr, daß Helmuth mich damals herzlich bat, ihm zu helfen, die Be ziehungen zu Ilse Kleiböhmer wieder aufzunehmen. Ich habe ihm ti das nicht versprechen können, da mein Onkel es verbeten hatte
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Helmuth mar darüber sehr erschüttert. Er hat die Eintragung an diesem Tage wahrscheinlich gemacht, weil er die ganze Nacht ge id grübelt hat."
Mord bei Lübars.
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Junger Mann mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Ein schauriger Ceichenfund veranlaßte heute morgen das Re vier 294, die Mordfommiffion zu alarmieren. An der Chauffee die von Berlin über Wittenau und Reinidendorf na Lübars führt, lag jenseits der Bahnüberführung, etwa 600 Mete vor dem Dorfe Lübars, zwei Meter abseits vom Wege, auf einen Wiefengelände ein unbekannter junger Mann mit burd schnittener Kehle. Er war nur mit Hemd und Hose bekleidet, feln Stiefel lagen etwas seifwärts von der Leiche. Spuren au dem Gelände laffen auf einen heftigen Kampf zwischen de Mörder und seinem Opfer schließen.
eder und Opfer ſchließen.
Ein harmloser Ueberfall.
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日 渴 二
An der Kasse des Theaters des Westens war vor einige i Tagen ein junger Mann erschienen, hatte einen Repolpe dr zum Kauf angeboten und war, da man von seinem Angebli feinen Gebrauch machte, wieder verschwunden. Die verängftig di Raffiererin benachrichtigte die Polizei, die sofort Nachforschungen stellte und den jungen Mann in einem Privatauto sitzend fand. G stellte sich heraus, daß er den Revolver aus einem anderen Au getlaut" und an der Kasse zu Geld machen wollte. Ein Ueberfa lag gar nicht in seiner Absicht.
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Dänische Landarbeiter vor dem Streif. Der Streif der Landwirtschafts- und Forstarbeiter in de Streifdrohung den Arbeitgebern überreicht wurde, am 1. Gebiet von Leland und Falster sowie der Sympathieftre der Zuckerfabritarbeiter wird, nachdem gestern die zwe pember beginnen, sofern nicht bis dahin eine Einigung erzi
worden ist.